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Psychische Gesundheit – Psychische Erkrankungen Gedanken aus sozialpsychiatrischer Sicht. Sozialkonferenz Kt. Nidwalden 27. September 2012 Dr. med. Conrad Frey, Psychiatrie OW/NW. Ablauf. Determinanten der psychischen Gesundheit Psychische Störungen – Epidemie des 21. Jahrhunderts?
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Psychische Gesundheit – Psychische ErkrankungenGedanken aus sozialpsychiatrischer Sicht Sozialkonferenz Kt. Nidwalden 27. September 2012 Dr. med. Conrad Frey, Psychiatrie OW/NW
Ablauf • Determinanten der psychischen Gesundheit • Psychische Störungen – Epidemie des 21. Jahrhunderts? • Fakten und Mythen zur Epidemiologie • Psychische Störungen und gesellschaftlicher Wandel • Psychische Gesundheit – Interventionsebenen • Wünsche (und Sorgen) aus sozialpsychiatrischer Sicht
Psychische Gesundheit „… beinhaltet Aspekte wie persönliches Wohlbefinden, Lebens-zufriedenheit, Selbstbewusstsein, Beziehungsfähigkeit, die Fähigkeit, den Alltag zu bewältigen und einer Arbeit nachgehen zu können, wie auch die Fähigkeit zu gesellschaftlicher Partizipation. Psychisch gesund zu sein bedeutet auch, an den eigenen Wert und die eigene Würde zu glauben und den Wert der anderen zu schätzen“ (Obsan, 2012; HEA, 1999).
Psychische Störungen „… sind Beeinträchtigungen der Funktionsfähigkeit des menschlichen Erlebens und Verhaltens. Sie können sich in emotionalen, kognitiven, behavioralen, interpersonalen und/oder körperlichen Einschränkungen äussern. Sie gehen mit akutem Leiden oder mit einem deutlich erhöhten Risiko, Schmerz und einen tief greifenden Verlust an Freiheit oder Lebensqualität zu erleiden, einher.“ (Obsan, 2012; Bastine, 1998; Sass et al., 1996).
Gemeinschaft Anpassungsfähigkeit (Resilienz) Stressbewältigung (Problemlösung) Kontrollüberzeugung … Isolation Armut Stress (Arbeit, Familie) Kritische Lebensereignisse (inkl. Trauma) … Determinanten der psychischen Gesundheit «Gar nicht krank ist auch nicht gesund» (Karl Valentin) (nach Haas, 2012)
Psychische Belastung nach Region (2007) (Obsan, 2012)
Verbreitung psychischer Störung • 40% der europäischen Bevölkerung erkrankt jährlich an einer psychischen Störung (Wittchen und Jacobi, 2011) • Frauen 2 bis 3 mal häufiger (excl. Substanzstörungen und Psychosen) • Auffälligkeiten bzw. Krankheitsbeginn früh (Adoleszenz) • Keine substanziellen Unterschiede zwischen Länder oder Kulturen (excl. Substanzstörungen) • Hohe Krankheitslast in Industrienationen • Depression, Demenz und Alkohol unter den ersten 5 Krankheiten (WHO, 2008) • CH: 15% aller verlorenen Lebensjahre durch Suizid (Reisch, 2012) • Die Häufigkeit psychischer Störungen ist relativ stabil
Psychische Störungen in Europa Zwangserkrankungen Essstörungen Cannabis-Abhängigkeit Psychotische Störungen Persönlichkeitsstörungen Posttraumatische Störungen Verhaltensstörungen Alkohol-Abhängigkeit Somatoforme Störungen ADHS Demenz Depressionen Schlafstörungen Angststörungen (total) 0 2 4 6 8 10 12 14 Betroffene (Prävalenz in %) im Zeitraum von 1 Jahr Wittchen et al. 2011
2006: Mit ca. 1‘300 dreimal so viele wie durch Verkehrsunfälle! Männer: 25.4 / 100‘000 Frauen: 11.2 / 100‘000 Obsan, 2009
Psychiatrische Praxis, 7, 2008 Wie kommt es zu der «gefühlten» Zunahme von psychische Störungen in unserer Gesellschaft?
Beschleunigung und Zeitgefühl Was aber ist die Zeit? "Wenn mich niemand fragt, so weiss ich es; will ich es jemandem erklären, so weiss ich es nicht." (Hl. Augustinus von Hippo) Salvador Dali «La persistencia de la memoria», 1931
Stress in der Arbeitswelt Leistungssteigerung x Flexibilität – Arbeitssicherheit =Burnout ? Hillert & Marwitz, 2006
Inanspruchnahme professioneller Hilfen Trotzdem bleiben zwei Drittel der psychischen Störungen unbehandelt! (Wittchen et. al 2011)
Demographische Veränderungen • Wachsender Anteil • ältere Menschen • Demenz • Depression?
Öffentliche Wahrnehmung ADHS Aufmerksamkeitsdefizit – Hyperaktivitätsstörung
Arbeitsunfähigkeit (OECD Eurobarometer 2010) Deutliche Zunahme der Arbeitsunfähigkeit durch psychische Störungen!
Arbeitslosigkeitund psychiatrische Störungen Zusätzliche Belastung durch körperliche Erkrankungen
Psychische Gesundheit - Interventionsebenen Arbeits-, Umwelt- und Lebensbedingungen günstig gestalten Ressourcen aktivieren Systemisch denken und handeln Sinnfragen sich stellen • Motivation, Compliance • Rückfallprophylaxe • Rehabilitation • Früherkennung • Behandlung (evidenzbasiert) • Systeminterventionen • Resilienz • Empowerment • Soziale Unterstützung • Gesundheitskompetenz • Universelle Prävention • Selektive Prävention • Indizierte Prävention
Wünsche aus sozialpsychiatrischer Sicht • Vom Nebeneinander zur interdisziplinäre Kooperation Beispiel Suizidprävention (6-Phasen Modell, Reisch, 2012)
Wünsche aus sozialpsychiatrischer Sicht • Von der Behandlungskette zum Behandlungsnetz • Integrierte, flexible und gemeindenahe Dienste (Koordination Fallführung) • Sozialpsychiatrische Anschlusslösungen (Jugend Alter) • Partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Erwachsenen bzw. Kinder- und Jugendpsychiatrie • Die Psychiatrie anerkennt die ökonomischen Rahmen-bedingungen im Gesundheitswesen (WZW-Kriterien). Undifferenzierte Kosteneinsparungen führen zu finanziellen Fehlsteuerungen und gesellschaftlichen Folgekosten • Regionales Psychiatriebudget prüfen
Wünsche aus sozialpsychiatrischer Sicht • Von Vorurteilen zu gegenseitigem Respekt • Reduktion von Stigma, Diskriminierung und Ungleichheit bei psychischen Krankheiten (WHO Ziel 2015) • Vermehrte Partizipation der Betroffenen (z.B. Recovery Ansatz, Behandlungsvereinbarungen, psychiatrische Patientenverfügung) • Ausreichen fachkompetent, engagierte und sprachkundige Fachkräfte
Danke für ihre Aufmerksamkeit ! conrad.frey@ksow.ch
Grundlagenbericht Prävention psychischer Erkrankungen Kt. Zürich (S. Haas, 2012)
Aktueller Stand der Suizidverhütung in der CH • Keine eigenständige nationale Strategie zur Suizidverhütung • Gesetzlicher Auftrag zur Suizidverhütung auf Bundesebene (BAG) fehlt. • Die finanziellen Mittel durch den Bund sind dementsprechend gering • Vereinzelte Elemente der Suizidverhütung geschehen im Rahmen der zeitlich limitierten kantonalen Bündnisse gegen Depression (Bund: Lizenznehmer für BgD). Suizidverhütung ist aber mehr als Prävention der Depression (= Querschnittsthema) • Es gibt verschiedene kantonale bzw. regionale Initiativen / Projekte (teils mit PPP) • IPSILON vereinigt die meisten Stakeholder der Suizidverhütung. Die private Dachvereinigung hat aber kaum finanzielle Mittel um seine Aufgaben und Ziele zu verfolgen
Kantonale Aktivitäten im Bereich psychische Gesundheit (2011) (Obsan, 2012)