1 / 27

Psychische Belastungen und Gesundheit im Beruf“ Bad Münstereifel, 31. Mai 2012

Psychische Belastungen und Gesundheit im Beruf“ Bad Münstereifel, 31. Mai 2012. Nacht- und Schichtarbeit. THUMEDI Präventionsmanagement GmbH PD Dr. med. Annelore Seibt Straße der Freundschaft 68 09419 Thum-Jahnsbach pm@thumedi.de Service-Telefon (037297) 79 05. Übersicht.

moses
Download Presentation

Psychische Belastungen und Gesundheit im Beruf“ Bad Münstereifel, 31. Mai 2012

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. Psychische Belastungen und Gesundheit im Beruf“Bad Münstereifel, 31. Mai 2012 Nacht- und Schichtarbeit THUMEDI Präventionsmanagement GmbH PD Dr. med. Annelore Seibt Straße der Freundschaft 68 09419 Thum-Jahnsbach pm@thumedi.de Service-Telefon (037297) 79 05

  2. Übersicht • Problemlage aus Sicht des Betriebsarztes • Belastungs-Beanspruchungs-Modell als Handlungsgrundlage zu Prävention und Intervention • Fallbeispiele: Schichtarbeits-Stressoren im Dreiebenenmodell psychischer Belastungen • Ausblick

  3. Glücklich, wer die Gründe der Dinge zu erkennen vermag! • Nacht- und Schichtarbeit war und ist Gegenstand • umfangreicher wissenschaftlicher Untersuchungen, • aber • Komplexität der Thematik • Vielfalt zusätzlicher Einflussfaktoren • Einfluß positiver Selektion • Schwierigkeiten bei Arbeitszeitgestaltung in KMU • „Kunden-orientierte“ Arbeitszeiten im Dienstleistungsbereich • zu wenig Aussagen zum Erholungswert arbeitsfreier Zeit • erschweren die Praxisumsetzung der Ergebnisse.

  4. „Diese Zeitspanne von 24 Stunden, die entsteht durch die regelmäßige Drehung der Erde, an der all ihre Bewohner teilhaben, tritt im Körperhaushalt des Menschen besonders deutlich zutage ... Sie ist gewissermaßen die Einheit unserer natürlichen Chronobiologie.“ (C. W. Hufeland, 1798)

  5. Tageszeitlicher Verlauf der physiologischen Leistungsbereitschaft Prozentuale Abweichung vom Tagesdurchschnitt (nach Graf 1961)

  6. Belastungs-Beanspruchungskonzept für Schichtarbeit Schichtarbeit Beanspruchung mögliche Folgen Belastung Verschiebung d. Phasenlage von Arbeit und Schlaf 10 - 15% der Arbeiter, die Schichtarbeit mit Nacht- arbeit aufnehmen, kompensieren die daraus resultierende Beanspruchung nicht. intervenierende Faktoren - persönliche - arbeitsbezogene - umweltbezogene - familiäre (nach Knauth und Hornberger, 1997)

  7. Biologische Desynchronisation • Der Mensch ist tagaktiv. • (Leistungsabgabe am Tag und Erholung in der Nacht) • Helles Licht ist ein dominierender Zeitgeber. • Nachtarbeit führt zur Verschiebung der Phasenlage • von Arbeit und Schlaf. • Eine vollständige Inversion des Zirkadianrhythmus • an diese veränderten Leistungsbedingungen gelingt • nicht. • „Inversionsversuche“ (ab der 3. Nachtschicht) führen • zu Befindlichkeitsstörungen. • Arbeitsfreie Tage unterbrechen mögliche • Teilanpassungen.

  8. Welcher Typ sind Sie? • Parameter des circadianen Systems weisen • interindividuelle Unterschiede auf: • Morgen-Typen (Lerche) - frühe circadiane Phasenlage, kürzere Circadianrhythmik, ausgeprägte Maxima und Minima im Leistungs- • und Erholungsverhalten. • Abend-Typen (Eule) - längere endogen gesteuerte Rhythmik, weniger aus- geprägte Schwankungen - Abend-Typen kompensieren Belastungen aus Schichtarbeit besser. • Melatoninprofil - vermutlich genetisch determiniert, langfristig stabil, individuelles Merkmal (Chronotyp). • (Griefahn 2003)

  9. (Griefahn 2006)

  10. Dem Schlaf wird eine große Bedeutung für die Regulierung des zirkadianen Systems beigemessen! • Tagschlaf: kürzer, weniger erholsam. (zirkadianrhythmische Einflüsse – Lärm - Klima) • Tagschlaf kann normalen Nachtschlaf nur ergänzen, niemals vollwertig ersetzen. • Die meisten Schichtarbeiter leiden unter chronischen Schlafmangel. • Früher Arbeitsbeginn bei Frühschicht kann die Schlaf- dauer zusätzlich reduzieren.

  11. Soziale Desynchronisation • = Diskrepanz zwischen der durch • Schichtarbeit bestimmten Lebensweise des Einzelnen • und den zeitlichen Gewohnheit der Gesellschaft • Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ist erschwert. • Familienleben erfordert besondere organisatorische • und arbeitsteilige Regelungen. • Störungen des sozialen Lebens haben große Bedeutung für mögliche gesundheitliche Beschwerden. • Spätschicht und Wochenendarbeit wirken sich besonders negativ auf die Lebensqualität aus.

  12. Chronische Beeinflussung der Gesundheit • größere Häufigkeit von gastrointestinalen • Erkrankungen bei Nacht- und Schichtarbeitern und • ehemaligen Schichtarbeitern • um 30 – 50% erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre • Erkrankungen bei Nachtarbeitern • Schlafprobleme haben 95% der Wechselschichtarbeiter • mit Nachtschicht • beachten: zusätzliche Wirkung von psychischen • Faktoren, selbstempfundenem Stress, • arbeitsbedingten und sozialen Einflüssen

  13. Schichtarbeit und Lebensalter • Junge Arbeitnehmer bevorzugen Schichtarbeit wegen guter Verdienstmöglichkeiten und hoher Freizeitdisponibilität. • Arbeitnehmer mit Familie und Kindern fühlen sich durch Schichtarbeit stärker belastet. • Spätschicht (soziale Desynchronisation) wird als Stressor unterschätzt (Angebotsuntersuchung) • Ältere Arbeitnehmer mit langjähriger Schichtarbeitserfahrung haben ihren Lebensrhythmus auf Schichtarbeit eingestellt.

  14. Präventive und kompensatorische Maßnahmen • arbeitswissenschaftlich begründete Schichtplangestaltung • betriebsärztliche Beratung und Vorsorge • Vermeidung von arbeitsbedingten Mehrfachbelastungen • beanspruchungsadäquate Arbeitspausen • ernährungswissenschaftlich sinnvolles Angebot in der Betriebskantine • gute Bedingungen für Tagschlaf • Unterstützung durch Vorgesetzte und Kollegen für berufliche Fortbildung • Konditionstraining, Verhaltensprävention, Stressbewältigung

  15. Arbeitswissenschaftliche Kriterien zur Schichtplangestaltung • Welche Faktoren sind zu berücksichtigen? • „Anpassungsversuche der Inneren Uhr“ minimieren • (Im allgemeinen kommt es ab der 3. Nachtarbeit zu • Befindlichkeitsstörungen.), • „soziale Zeit“ optimieren • (Kurzfristige Schichtplanänderungen erschweren z.B. • Freizeitaktivitäten.), • Bedeutung des Schlafes für Gesundheit und • Leistungsfähigkeit berücksichtigen. • (Chronischer Schlafmangel wirkt negativ auf • Motivation, Konzentration, Leistung, Gesundheit.)

  16. Arbeitswissenschaftliche • Empfehlungen zur Schichtplangestaltung • nicht mehr als drei Nachtschichten hintereinander • schnelle Rotation von Früh- und Spätschichten • Frühschichtbeginn nicht zu früh • keine Massierung von Arbeitszeiten • Vorwärtswechsel der Schichten • geblockte Wochenendfreizeit • ungünstige Schichtfolgen vermeiden • Länge der Schichten der Arbeitsbelastung anpassen • kurzfristige Schichtplanänderungen durch Arbeitgeber vermeiden • mind. ein freier Abend/Woche von Montag bis Freitag • mitarbeiterorientierte Flexibilität und Individualisierung der Arbeitszeit • Akzeptanz beachten! (nach Knauth 2002)

  17. Was ist bei der Einführung eines neuen Schichtsystems zu beachten? • Die frühzeitige und aktive Einbeziehung der • Schichtarbeiter in die Neugestaltung eines • Schichtplanes ist wesentlich für dessen • Akzeptanz! • Eine erfolgsorientierte Einführungsstrategie • kann einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren • umfassen!

  18. Fallbeispiele aus Vorsorgeuntersuchungen und Projekten des ASD*BGN zu • „Schichtarbeit in Gastronomiebetrieben“ • „psychogene Verursachung von Rückenschmerzen“ • z. Zt. Schichtarbeitslängsschnitt im Vergleich 12- Stundenschichten zu klassischem Dreischichtsystem

  19. Fallbeispiel 1: Psychische Beanspruchung durch Alleinverantwortung im Nachtdienst • 21-jährige Service-Agentin in einem größeren Hotel, • Aufgaben: Annahme, Bearbeitung, Weiterleitung von Anfragen / Wünschen der Gäste und Rundgänge im Bürobereich des Hotels • In der Tagschicht gemeinsam mit 3 Kolleginnen • Die zeitlichen Verläufe des muskulären Verspannungsrisikos der Schulter-Nackenmuskulatur zeigen im Mittel niedrige Werte – siehe beispielhaft vier Arbeitstage

  20. Messungen während Tagdiensten Messungen während Nachtdiensten

  21. Fallbeispiel 1- Fortsetzung Messungen während des Nachtdienstes: • Verspannungsrisiko auf hohem Niveau, obwohl vergleichbares Aufgabenspektrum und gleiche physische Belastung im Tag- und Nachtdienst • Das erheblich höhere muskuläre Verspannungsrisiko ist mit hoher Wahrscheinlichkeit psychogen verursacht. • Patientin gibt Angststörungen und nachfolgend Depressionen wegen „Alleinverantwortung“ in der Nachtschicht an.

  22. Fallbeispiel 2: Psychische Beanspruchung durch zu frühen Arbeitsbeginn • 50-jährige Angestellte in größerem Hotel • tätig in Service-Express, Telefonzentrale, Azubi-Ausbildung • Arbeitsbeginn in Frühschicht 6:00 Uhr • Fahrzeit Wohnung / Betrieb: mind. 1 Stunde „Der Wecker klingelt um 4:00 Uhr! Ich bin ein Abendtyp! In der Frühschicht bin ich zum Wegwerfen!“

  23. Fallbeispiel 3: Psychische Beanspruchung durch drohenden Arbeitsplatzverlust • 53-jährige Kinderkrankenschwester, tätig in Dauernachtschicht in Kinder-Reha- Klinik • arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung: Diabetes mellitus – Ist eine Weiterbeschäftigung in Nachtarbeit möglich? • Rücksprache Betriebsarzt mit Diabetologen: Arbeitsplatzverlust, verbunden mit sozialen Konsequenzen, würde das Krankheitsbild stärker belasten als weitere Tätigkeit in Nachtarbeit. tauglich unter bestimmten Voraussetzungen

  24. Fallbeispiel 4: • Psychische Beanspruchung wg. Zeitmangel für Familie - • Wunsch nach 12 Stunden-Arbeitsschichten • 27-jährige Altenpflegerin, verheiratet, 3-jähriges Kind • tätig in der Intensivpflege (24 Stunden-Betreuung durch ambulanten Pflegedienst), • wochentags je 5 Tage mit 8- Std.- FS/SS/NS; Wochenende: je zwei 12-Stundenschichten Wunsch nach ständig (auch wochentags) 12-Stunden-Schicht, danach zusammenhängende Freizeit • mehr Zeit für Familie! Pflegedienstleitung stimmt zu (Zustimmung der Arbeitsschutzbehörde) hohe Arbeitszufriedenheit!

  25. Fallbezogene Schichtarbeitsstressoren im Dreiebenenmodell psychischer Belastungen im Betrieb – Möglichkeiten der Intervention Fall StressorEbene/Mitwirk.Intervention Fall 1 Verantwort. NS MA/BA Psychotherapie Fall 2 Chronotyp MA/UN indiv. AZ (SS) Fall 3 Indiv. Einzellfall MA/BA/(UN) NS-untauglich? Fall 4 Zeit für Familie? UN/Gesellsch. 12-Std.-AS MA = Mitarbeiter BA = Betriebsarzt UN = Unternehmen AS = Arbeitsschicht SS = Spätschicht NS = Nachtschicht

  26. Zielstellung: Maßgeschneiderte Schichtpläne Betriebliche Ziele Wünsche der Mitarbeiter Arbeitswissen- schaftliche Empfehlungen Quelle: Knauth et al., 2003

  27. Ausblick: • Je individueller die Arbeitszeit • für den Mitarbeiter gestaltet werden kann, • desto besser ist die Wirkung auf • Arbeitszufriedenheit, • psychische Belastungen • Gesundheit, • Leistungsfähigkeit und –bereitschaft!

More Related