1 / 30

Alfred Noe Europäische Literatur und deutsche Wanderbühne

Alfred Noe Europäische Literatur und deutsche Wanderbühne. 1. Quellenlage und Forschungsstand. Hinweise auf Primärtexte. weniger dokumentiert als die literarischen Schauspiele kaum Interesse an der Verbreitung Druckausgaben als eine Art Rückblick Quellenlage ungünstiger

daw
Download Presentation

Alfred Noe Europäische Literatur und deutsche Wanderbühne

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. Alfred NoeEuropäische Literatur und deutsche Wanderbühne 1. Quellenlage und Forschungsstand

  2. Hinweise auf Primärtexte • weniger dokumentiert als die literarischen Schauspiele • kaum Interesse an der Verbreitung • Druckausgaben als eine Art Rückblick • Quellenlage ungünstiger • Allgemeinbibliographien bzw. Bibliothekskataloge • Johann Christoph Gottsched: Die deutsche Schaubühne. 5. Bd. Leipzig 1740-45. • Johann Christoph Gottsched: Nöthiger Vorrath zur Geschichte der deutschen Dramatischen Dichtkunst, oder Verzeichniß aller Deutschen Trauer- Lust- und Sing-Spiele, die im Druck erschienen, von 1450 bis zur Hälfte des jetzigen Jahrhunderts. Leipzig, bey Johann Michael Teubner, 1757. – Des nöthigen Vorraths zur Geschichte der deutschen Dramatischen Dichtkunst, Zweyter Theil, oder Nachlese aller deutschen Trauer-Lust- und Singspiele, die vom 1450sten bis zum 1760sten Jahre im Drucke erschienen. Gesammelt, und ans Licht gestellet von Johann Christoph Gottscheden. Leipzig, bey Joh. Michael Ludwig Teubnern, 1765.

  3. Hinweise auf Primärtexte • Lione Allacci: Drammaturgia accresciuta e continuata fino all’anno MDCCLV. Venedig (2. Ausg.) 1755. • Tommaso Giuseppe Farsetti: Catalogo di commedie italiane. Venedig 1779. • Carl Goedeke: Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. 2. Neu bearb. Aufl. Dresden: Ehlermann 1884ff. (besonders Band 2) • Albert Dessoff: Über englische, italienische und spanische Dramen in den Spielverzeichnissen der deutschen Wandertruppen. (Studien zur vergl. Lit. Gesch. Hg. von M. Koch, Bd. 1) Berlin 1901, S. 420-444. • Albert Dessoff: Über spanische, italienische und französische Dramen in den Spielverzeichnissen deutscher Wandertruppen. In: Zeitschrift für Vergleichende Litteraturgeschichte und Renaissance-Litteratur. N. F. Vierter Band, Berlin 1891, S. 1-16. • Johannes Bolte: Schauspiele am Hofe des Landgrafen Moritz von Hessen. In: Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Jahrgang 1931. Philosophisch-Historische Klasse. Berlin: Verlag der Akademie der Wissenschaften 1931, S. 6-28.

  4. Hinweise auf Primärtexte • Johannes Bolte: Schauspiele am Heidelberger Hofe 1650-1687. In: Euphorion 31 (1930), S. 578-591. • Johannes Bolte: Unbekannte Schauspiele des 16. und 17. Jahrhunderts. In: Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Jahrgang 1933, Philosophisch-historische Klasse, Berlin 1933, S. 373-407. • Johannes Bolte: Das Danziger Theater im 16. und 17. Jahrhundert. (Theatergeschichtliche Forschungen, XII) Hamburg / Leipzig: Leopold Voss 1895. • Johannes Bolte: Von Wanderkomödianten und Handwerkerspielen des 17. und 18. Jahrhunderts. In: Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Jg. 1934. Philosophisch-historische Klasse. Berlin 1934, S. 446-487. • Alexander von Weilen: Zur Wiener Theatergeschichte. Die vom Jahre 1629 bis zum Jahre 1740 am Wiener Hofe zur Aufführung gelangten Werke theatralischen Charakters und Oratorien. (Schriften des österr. Vereins für Bibliothekswesen; 2) Wien: Alfred Hölder 1901.

  5. Hinweise auf Primärtexte • Jean-Jacques Olivier: Les Comédiens français dans les Cours d’Allemagne au XVIIIe siècle. Paris 1901-05 (Genève: Slatkine Reprints 1971) • Werner Richter: Liebeskampf 1630 und Schaubühne 1670. Ein Beitrag zur deutschen Theatergeschichte des siebzehnten Jahrhunderts. (Palaestra, Bd. 78) Berlin: Mayer & Müller 1910. • Grete Goldschmit: Das Repertoire der Wandertruppen in Oesterreich. Diss. Wien 1930. • Gustav Fredén: Friedrich Menius und das Repertoire der englischen Komödianten in Deutschland. Stockholm 1939. • Leokadia Fürlinger: 14 handschriftliche Dramen der Wanderbühne des 17. Jahrhunderts. Diss. Wien 1948. • Max Fehr: Die wandernden Theatertruppen in der Schweiz. Verzeichnis der Truppen, Aufführungen und Spieldaten für das XVII. und XVIII. Jahrhundert. (XVIII. Jahrbuch 1948 der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur) Einsiedeln: Waldstatt 1949.

  6. Hinweise auf Primärtexte • Franz Hadamowsky: Barocktheater am Wiener Kaiserhof. Mit einem Spielplan (1625-1740). (Jahrbuch der Gesellschaft für Wiener Theaterforschung Nr. 7, 1951-52) Wien: A. Sexl 1955, S. 7-117. • Dušan Ludvik: Die Eggenbergischen Hofkomödianten. (Beiträge zur Geschichte der deutschen Wanderbühne im 17. Jahrhundert). In: Acta Neophilologica, Ljubljana, 3 (1970), S. 65-92. • Dušan Ludvik: Die Innsbrucker Komödianten I. (Chronologie und Topographie 1652-1676). In: Acta Neophilologica, Ljubljana, 4 (1971), S. 3-39. • Helmut G. Asper: Spieltexte der Wanderbühne. Ein Verzeichnis der Dramenmanuskripte des 17. und 18. Jahrhunderts in Wiener Bibliotheken. (Quellen zur Theatergeschichte, Bd. 1 = Jb. der Wiener Gesellschaft für Theaterforschung, Bd. 21) Wien 1975. • Hans Otto Horch : Register zu Gottscheds ‘Versuch einer Critischen Dichtkunst’. Darmstadt: WBG 1978. • Theodor Graff: Grazer Theaterdrucke. Periochen und Textbücher (16. - 18. Jh.). In: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz 15 (1984), S. 245-286.

  7. Hinweise auf Primärtexte • Deutsche Literatur der Barockzeit. Katalog 3. Antiquariat T. Hatry. Heidelberg 1992. • Reinhart Meyer: Bibliographia Dramatica et Dramaticorum. 1. Abteilung - Werkausgaben. Sammlungen. Reihen. Band 1-3. Tübingen: Niemeyer 1986; 2. Abteilung - Einzeltitel. Band 1-7 (1700-1732). Tübingen: Niemeyer 1993-97. • Alberto Martino: Die italienische Literatur im deutschen Sprachraum. Ergänzungen und Berichtigungen zu Frank-Rutger Hausmanns Bibliographie. (Chloe. Beihefte zum Daphnis; 17) Amsterdam: Rodopi 1994. • Alfred Noe: Italienische Spieltexte der Wanderbühne. In: Hans-Gert Roloff (Hg.): Editionsdesiderate der Frühen Neuzeit. Beiträge zur Tagung der Kommission für die Edition von Texten der Frühen Neuzeit (Wolfenbüttel Oktober 1994). 1. Teil. (Chloe – Beihefte zum Daphnis, 24) Amsterdam: Rodopi 1997, S. 105-117. • Umwandlung von italienischen Opernlibretti

  8. Hinweise auf Primärtexte • Mary Beare: The German Popular Play Atis and the Venetian Opera. A Study of the Conversion of Operas into Popular Plays, 1675-1722, with special reference to the play Atis. Cambridge: University Press 1938. • Renate Brockpähler: Handbuch zur Geschichte der Barockoper in Deutschland. Emsdetten: Lechte 1964. • Hans Joachim Marx / Dorothea Schröder: Die Hamburger Gänsemarkt-Oper. Katalog der Textbücher (1678-1748). Laaber: Laaber 1995. • Claudio Sartori: I libretti italiani a stampa dalle origini al 1800. 6 Bände. Cuneo 1990-93. • Eberhard Thiel: Libretti. Verzeichnis der bis 1800 erschienenen Textbücher. Zusammengestellt von E. T. unter Mitarbeit von Gisela Rohr. (Kataloge der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 14) Frankfurt: Klostermann 1970.

  9. Ausgaben von Primärtexten • Wiener Haupt- und Staatsaktionen. Eingel. und hg. von Rudolf Payer von Thurn. 2 Bde. (Schriften des Literar. Vereins in Wien, Bd. 10 u. 13) Wien 1908-10. • Willi Flemming (Hg.): Das Schauspiel der Wanderbühne. (Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen, Reihe Barock – Barockdrama, Bd. 3) Leipzig 1931 (Nachdruck Hildesheim: Olms 1965). • Johann Sonnleitner (Hg.): Hanswurstiaden. Ein Jahrhundert Wiener Komödie. Salzburg: Residenz 1996; darin: Joseph Anton Stranitzky: Der Großmüthige Überwinder Seiner selbst mit H. W.: den übl belohnten Liebhaber vieller Weibsbilder oder HW der Meister, böse Weiber gutt zu machen (S. 7-70); Joseph Felix Kurz: Die getreue Prinzeßin Pumphia. Und Hanns-Wurst, Der tyrannische Tartar-Kulikan (S. 71-132); Philipp Hafner: Der von dreyen Schwiegersöhnen geplagte Odoardo, oder Hannswurst und Crispin, die lächerlichen Schwestern von Prag (S. 133-192); Joachim Perinet: Kaspar, der Fagottist, oder: die Zauberzither (S. 193-260); Adolf Bäuerle: Die Bürger in Wien (S. 261-330).

  10. Ausgaben von Primärtexten • Wanderbühnenedition: • Engelische Comedien und Tragedien von 1620 (Berlin: De Gruyter 1970), Liebeskampff Oder Ander Theil Der Engelischen Comoedien und Tragoedien von 1630 (Berlin: De Gruyter 1975), Schau-Bühne Englischer und Frantzösischer Comödianten von 1670 (Berlin: De Gruyter 1970 u. 1972). • vier Bände hg. von Manfred Brauneck • Bände V.1.+V.2 Italienische Spieltexte aus unveröffentlichten Handschriften (Berlin: De Gruyter 1999, hg. von Alfred Noe). • Alfred Noe: Spieltexte der Wanderbühne VI. Kommentar (Berlin: De Gruyter 2007).

  11. Wissensstand • Carl Goedeke: Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. 2. neu bearb. Aufl. Dresden: Ehlermann 1884ff., Band II. • Harald Zielske: Die deutschen Höfe und das Wandertruppenwesen im 17. und frühen 18. Jahrhundert – Fragen ihres Verhältnisses. In: A. Buck / G. Kauffmann / B. L. Spahr / C. Wiedemann (Hg.): Europäische Hofkultur im 16. und 17. Jahrhundert. Hamburg: Hauswedell 1981, S. 521-532. • Harald Zielske: Drama und Theater in England, den Niederlanden und Deutschland. In: Propyläen – Geschichte der Literatur. Dritter Band: Renaissance und Barock 1400-1700. Berlin 1984, S. 131-173. • Bärbel Rudin: Wanderbühne. In: Merker / Stammler: Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. Band 4. Berlin / New York (2. Aufl) 1984, S. 808-815, und : Wanderbühne. Theaterkunst als fahrendes Gewerbe. Berlin 1988. • Manfred Brauneck: Die Welt als Bühne. Geschichte des europäischen Theaters. Zweiter Band. Stuttgart / Weimar: Metzler 1996, S. 335-357. • Fabrizio Meloni: La ricezione di Molière in territorio di lingua tedesca nel diciassettesimo e nel diciottesimo secolo. Diss. Wien 1998.

  12. Einschätzung des 18. Jahrhunderts • Die Einstellung der Literarhistoriker diesen Dramen der Wandertruppen gegenüber fußt noch immer auf der Ansicht Gottscheds, der von seiner eigenen und unmittelbaren Folgezeit als Reformator, ja als Schöpfer des deutschen Dramas angesehen wurde. Gottscheds starre Auffassung von der unbedingten Regelmäßigkeit eines Dramas, seine Geringschätzung alles Stegreiftheaters wurde in erster Linie maßgebend für die kritische Beurteilung seiner eigenen Zeit, doch wirkte sie teils bewußt, teils unbewußt auch nach in der literarischen Forschung der Folgezeit. (Grete Goldschmit: Das Repertoire der Wandertruppen in Oesterreich. Diss. Wien 1930, S. 11)

  13. Volksbelustigung • Wolfgang Martens: Obrigkeitliche Sicht. Das Bühnenwesen in den Lehrbüchern der Policey und Cameralistik des 18. Jahrhunderts (In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 6 (1981), S. 19-51) • Forderungen der deutschen Staatstheoretiker • Trennung des höfischen Komödienwesens von dem der Wandertruppen • fürstliche Repräsentation und Recreation • das andere „[...] ein etwas anrüchiger Gewerbezweig, der merkantilistisch zu kontrollieren ist und zudem im Sinne der Staatsklugheit zur Lenkung und Besänftigung der Untertanen nützlich sein kann.“ (S. 22) • direkte Korrelation zwischen der szenischen Barbarei und dem sinnesorientierten Banausentum des Publikums

  14. Volkstheater ? • Das bemerkenswerte an diesen Komödientexten ist dabei, daß sie also nicht, wie man bisher angenommen hatte, für das Altwiener Volkstheater geschrieben wurden, sondern für das Liebhabertheater der österreichisch-böhmischen Feudalaristokratie. Dieser Umstand ist natürlich für das Verständnis der Fest- und Lachkultur der höfisch-aristokratischen Gesellschaft ebenso von Belang wie für die historische Bewertung der von ihr favorisierten theatralischen Spielgattungen. • Otto G. Schindler: Romeo und Julia auf Schloß Krumau, der Basilisco von Kolin und das Armenspital in Kukus. In: Biblos 44.1 (1995), S. 81-103.

  15. Spaßmacherfiguren • Günther Hansen: Formen der Commedia dell’Arte in Deutschland,1984 • nach 1568 Narrentreppe von Burg Trausnitz in Bayern • Ferdinand II. von Tirol: Speculum vitae humanae, 1584 • Diener Sani • Philipp Waimer: Elisa. Ein Newe vnd lüstige Comoedia. Von Eduardo dem Dritten (Danzig 1591) • Pantalon und Sani

  16. Spaßmacherfiguren • Aegidius Albertinus – Mateo Aleman: Guzman de Alfarache, 1615 – Pantaleon • Johann Valentin Andreae: Turbo sive moleste et frustra per cuncta divagans ingenium. In Theatrum productum, 1616 – Harlequin • Hansen: In Übereinstimmung mit Ekhof ist das Ergebnis vorläufig so zu fassen: spätestens seit dem 16. Oktober 1707 besaß die deutsche Bühne in Leonhard Andreas Demmer ihren ersten Harlekin-Darsteller.

  17. Spaßmacherfiguren • Eduard Devrient: Geschichte der deutschen Schauspielkunst (1848) • Obschon die Pickelhering- und Hanswurstspieler sich nicht alle sogleich der [italienischen] Reform fügten, teils auch die Geschmeidigkeit des Harlekin nicht finden konnten, wenn sie alt oder korpulent waren, so griff die Italienisierung der [deutschen] Posse doch schnell genug um sich, und von 1700 an ist Harlekin der am allgemeinsten gültige Spaßmacher. • Hansen: Der hergebrachten und in der Literaturwissenschaft nach wie vor vertretenen Behauptung, die deutsche Burleske nach den Anthologien des Théâtre Italien sei erst gegen Ende der dreißiger Jahre verbreitet gewesen, muß entschieden widersprochen werden. Deren Manifestation ist vielmehr um drei Jahrzehnte vorzuverlegen. Unbestreitbar stand Gherardis Textsammlung der deutschen Bühne schon zu Diensten, bevor noch mit der 1711 anonym erschienenen Ollapatrida Des Durchtriebenen Fuchsmundi (Stranitzkys Verfasserschaft kann als endgültig widerlegt gelten) ein bequemes Gherardi-Kompendium für burleske Nach- und Zwischenspiele zur Hand war.

  18. Spaßmacherfiguren • Hansen: Das Rätsel um die Lebensfähigkeit der rohgefügten, anspruchslosen, nur auf den Handlungsfortgang bedachten Stücke der Wanderbühne, die unbeschadet aller kultur- und geistesgeschichtlichen Wandlungen häufig ein volles Jahrhundert unangetastet überstanden (wofür stets der verkümmerte Publikumsgeschmack verantwortlich gemacht wird), ist mißtrauenerweckend einfach zu lösen. Diese fossilen Texte existierten längst nicht mehr um ihrer selbst willen, sondern nur mehr als Folie, in paradoxer Umkehrung nur noch als Rahmenhandlung für das sie verjüngende harlekineske Element komödiantischen Überschwangs, das sich – vor vornherein suspekt wie alle Neuerungen – im Schatten des Herkömmlichen eine Weile zu tarnen verstand.

  19. Spaßmacherfiguren • Herabminderung der Fahrenden Schauspielertruppen • Friedrich Nicolai: Das Ende der Possenspiele in Wien – Kurzporträt von Joseph Anton Stranitzky • als Protestant in Breslau aufgewachsen • 1676 in Graz geboren • von den Jesuiten zum Glaubenswechsel verführt • Hanswurst – Symbol eines zurückgebliebenen, in seiner gröbsten Andächtelei gefesselten und an seiner unzeitigen Eitelkeit leidenden Wien • Richard Alewyn: Er ist der Inbegriff des absoluten und universalen Schauspielers. Seine Komik reicht am tiefsten, seine Mimik am weitesten. Seine Zeugungskraft ist schier unerschöpflich. Ungezählt sind seine Namen und Gestalten.

  20. Hanswurst • keinen Charakter • Unerschöpflichkeit der Verkleidungen • Entlarvung des Scheins und Auflösung im befreienden Lachen • Alfred Ziltener: Hanswursts lachende Erben. Zum Weiterleben der Lustigen Person im Wiener Vorstadt-Theater von La Roche bis Raimund. Bern 1989. • Seria- und Buffa-Ebene • ideelle Werte der Seria-Ebene – leibliche Realität der Kreatur • Nicht bloss als alter Bekannter steht Hanswurst dem Zuschauer näher als das Seria-Personal. Er ist die einzige alltagsnahe Figur inmitten phantastischer Heroen. Er ist ein Zeitgenosse des Publikums; [...]

  21. Spaßmacherfiguren • Niemandsland zwischen Bühnengeschehen und Zuschauerraum • karnevalske Negation der aristotelischen Mimesis • Alewyn : Er ist die primitivste und niedrigste Figur der Komödie. [...] Er ist der unbeschränkte Herrscher im Reiche der Fäkalien und Sexualien.

  22. Spaßmacherfiguren • das tragische Stück durch die Komik aufgelöst • Max Wolff: Die fahrenden Komödianten spielten gewöhnlich eine Haupt- und Staatsaktion und an zweiter Stelle eine lustige Posse, ein Pickelhering- oder ein Hanswurststück, in dem, wie schon der Name sagt, die lustige Person, sei es als Liebhaber, sei es als Ehemann, eins ihrer drolligen Abenteuer bestand. • Josef Sittard: Was dem Deutschen der Hanswurst, Stockfisch, Hans Knappkäse oder Pickelhäring, das war dem Franzosen der ‚Jean Potage‘, welchen der Volksmund in ‚Schampitasche‘ umformte; dem Engländer der ‚Jak Pudding‘, dem Italiener der ‚Signor Macaroni‘.

  23. Spaßmacherfiguren • Herbert Hohenemser: Zur endgültigen Formung all dieser komischen Elemente zum alleinherrschenden Typus bedurfte es des Einflusses eines romanischen Formwillens, wie er sich in der italienischen Commedia dell’arte und im französischen Théâtre italien ausgeprägt hatte. [...] Mit Gherardis Sammlung war „ein Steinbruch eröffnet, aus dem Hanswurst-Stranitzky viele Wagenladungen nach Wien karrte, und wo auch der findige junge Lessing Material für burleske Episoden gewann“ [Zitat aus Erich Schmidt: Lessing. Berlin 1884, Bd. I, S. 105] und die Ollapotrida, die zeitweise Stranitzky zugeschrieben wurde, kommt einer freien Übersetzung desselben gleich, die nur unterbrochen ist durch Einschiebsel aus Abraham a Sancta Clara.

  24. Spaßmacherfiguren • Vitalität und Überlebenskunst • kultische Triebabfuhr • Satyrspiel • Goethe – soziale Notwendigkeit • Alewyn : Was hier an mimischer Genialität ins Leben getreten ist, ist unwiederbringlich dahin. Der Augenblick, der es geboren, hat es wieder verschlungen. • Joseph von Sonnenfels anlässlich des Todes von Gottfried Prehauser: Er ist gestorben, der grosse Pan: verkündiget es den Inseln ihr Wälder und ihr hallet es dem festen Lande wieder zu! Welch ein Vergnügen für mich [...]

  25. Definition der Wanderbühne • Hans-Wolf Jäger: Wanderbühne, Hof- und Nationaltheater. In: Ralph-Rainer Wuthenow (Hg.): Zwischen Absolutismus und Aufklärung: Rationalismus, Empfindsamkeit, Sturm und Drang 1740-1786. (Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte. Hg. von Horst Albert Glaser, Bd. 4) Reinbek: Rowohlt 1980, S. 261-276. • Reinhart Meyer: Von der Wanderbühne zum Hof- und Nationaltheater. In: Rolf Grimminger (Hg.): Deutsche Aufklärung bis zur Französischen Revolution 1680-1789. (Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Bd. 3) München: Hanser 1980, S. 186-216. • Schauspielwesen und Lebensformen der Berufskomödianten • Zeitraum erstaunlich spät –18. Jahrhundert • Übergang zur Theaterreform – Entstehung des Nationaltheaters

  26. Definition der Wanderbühne • Rudin: das Theater als Profession • die Organisationsprinzipien (Prinzipal-, Ensemble-, Repertoireprinzip) • das Umfeld im profanen Bühnenwesen • die soziale Kontrolle • Aufbau streng funktional: Wirksamkeit beim Publikum, Imitation höfischer Muster, Beachtung moralischer Regeln der jeweiligen Behörden • Goldschmit : Die Stücke waren für alle Kreise des Volkes bestimmt. Sie mußten vor allem auf Massenwirkung, auf ganz allgemeines Verständnis eingestellt sein. Auch ihr höchstes Ziel war die Verbreitung gewisser moralischer Anschauungen, die Belehrung.

  27. Definition der Wanderbühne • Meyer: Wichtigstes Prinzip der Wanderbühne ist es, keine Langeweile aufkommen zu lassen, und dies gilt auch für die Truppen, die später angeblich regelmäßige Stücke gespielt haben. • Jäger : So lebt Bürger und Kleinbürger sich aus. Was er vor allen Dingen sehen will, sind lustige Stücke mit derben Szenen und Ohrfeigen; Rüpelei und Klamauk finden Anklang, Luftsprünge erfreuen. • Devrient: Diese Stücke sind alle sehr platt und langweilig, und aus Gemeinplätzen gemacht, auch sucht man oft vergebens nach den Situationen, in welchen Hans Wurst auf dem Titel verkündigt ist; man sieht, diese Herrlichkeiten sind oft eine leere Lockspeise. • Rudin: kaum textinterne Merkmale, Techniken der Schauspielkunst oder eventuelle Unterschiede zwischen höfischen und städtischen Aufführungen

  28. Stücke der Wanderbühne • Konglomerat ohne interne strukturelle Regeln ? • Mangel an authentischen Spieltexten ? • Import aus fremdsprachlichen Literaturen • englische, holländische, spanische, französische und italienische Werke • 1731 ca. 75% in Italienisch oder italienischen Ursprungs • 15% in Latein • nur 5% ‚deutsche Eigenproduktion‘ • Ruth B. Emde: Schauspielerinnen im Europa des 18. Jahrhunderts. Ihr Leben, ihre Schriften und ihr Publikum. Amsterdam: Rodopi 1997. • bis 1760 → 20%

  29. Stücke der Wanderbühne • Karl Weiß: Die Wiener Haupt= und Staatsactionen. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Theaters. Wien 1854. • Otto Rommel: Die Alt-Wiener Volkskomödie. Ihre Geschichte vom barocken Welt-Theater bis zum Tode Nestroys. Wien 1952. • Devrient : Auch die Burlesken, welche Stranitzky als Nachspiele gab, sind denen der norddeutschen Truppen ähnlich. Der italienische Ursprung der Intrigen ist unverkennbar. • Max Wolff: Dieser dramatische Typus ist nicht Schöpfung der Komödianten, sondern die Form des volkstümlichen Schauspiels in ganz Europa. In Italien hatte er sich im Kampf gegen den klassizistischen Regelzwang durchgesetzt. Cecchi (gest. 1587) machte ihn unter dem Namen der farsa, der storia oder des spettacolo literarisch und gleichzeitig lebte er in dem englischen chronicle play wieder auf. Ayrer übernahm ihn, und diese drei verschiedenen, aber auf einen Nenner zurückgehenden Vorbilder mögen auf das deutsche Wanderspiel eingewirkt haben.

  30. Stücke der Wanderbühne • Stofffülle • Regellosigkeit repräsentativ für die Epoche • eine der wertvollsten Bereicherungen der deutschen Literatur • Goldschmit: Weit mehr als gedruckten Übersetzungen, weit mehr als gelehrten Bestrebungen späterer Zeit gelang es ihnen [den Wandertruppen] eine wirkliche Internationalität ihres Repertoires aufrechtzuerhalten. Und mehr als das! Es gelang ihnen fremde Stücke nicht nur zu bringen, sondern sie auch wirklich einzudeutschen, sei es auch mit Mitteln, die uns heute als verwerflich erscheinen mögen.

More Related