Allgemeine Psychologie: Denken Sprache

1. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 1 Allgemeine Psychologie: Denken & Sprache

2. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 2 1. Einf�hrung Rahmenbedingungen Ziele der Vorlesung Themen Literatur Einf�hrung in die Denkpsychologie Begriffsbestimmung Ein historisch wichtiger Ansatz: Der Assoziationismus

3. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 3 1. Ziele der Vorlesung Grundlagen der Denkpsychologie und der Sprachpsychologie vermitteln 2 Themengebiete, je etwa eine H�lfte der Vorlesung Anwendungsbez�ge? (=> Hauptstudium) Sinn und Unsinn von Vorlesungen Unterlagen im Internet: �Denkaufgaben�, Ger�st der Folien, Kontrollfragen Freiwillige gesucht! Begleitseminare: kritische Diskussion, aktives Lernen Klausur: Direkt im Anschluss an die Vorlesungszeit Zur Vorbereitung auf die Klausur bew�hrt: Nachbereitung Diskussion von Fragen in den Begleitseminaren

4. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 4 2. Themen: Denkpsychologie Begriffsbestimmung & Assoziationismus Gestaltpsychologie & kreatives Denken Induktives Denken Deduktives Denken Probleml�sen als heuristische Suche Ungerichtetes Denken und Entscheidungen treffen Expertise und Analogien

5. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 5 Themen: Sprachpsychologie Begriffsbestimmung und linguistische Prinzipien Sprachrezeption Das Lexikon Satz- und Textverarbeitung Sprachproduktion und Kommunikation Sprache und Denken

6. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 6 3. Literatur Mayer, R.E. (1992). Thinking, problem solving, cognition. New York, NY, US: Freeman. [Ausf�hrliches Lehrbuch zu den meisten Inhalten]

7. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 7 Literatur Knoblich, G. (2002). Probleml�sen und logisches Schlie�en. In J. M�sseler & W. Prinz (Eds.), Allgemeine Psychologie (pp. 644-699). Heidelberg: Spektrum. [Weniger ausf�hrliches deutschsprachiges Lehrbuchkapitel zu den meisten Inhalten] Carroll, D.W. (1999). Psychology of language. 3rd ed. Pacific Grove: Brooks/Cole. [Verst�ndliche, umfassende, leider nicht sehr fundierte Einf�hrung in die Sprachpsychologie.] Zus�tzliche Literatur wird in den einzelnen Kapiteln zitiert. Wie sollte man damit arbeiten?

8. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 8 Einf�hrung in die Denkpsychologie 1. Begriffsbestimmung Wie kann man Denken definieren? Kann man das �berhaupt wissenschaftlich untersuchen? Thema: Beschreibung, Erkl�rung und Vorhersage menschlichen Denkens Was unterscheidet Menschen von Tieren? K�nnen Tiere denken?

9. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 9 Begriffsbestimmung Typisch menschliche, hohe (h�chste?) F�higkeit: planvolles Verhalten, Anpassung, Antizipation Hoher Stellenwert: N�tig, um mit Alltagsfrustrationen effektiv umzugehen Im Wachzustand st�ndig pr�sent Denken => Lebensplanung, pers�nliche Ziele, Entscheidungen => �Gut denken k�nnen� ist relevant

10. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 10 Begriffsbestimmung Haben Sie in letzter Zeit ein Problem gel�st? 1. Problem erkennen 2. relevante Merkmale herausfinden 3. L�sungsalternativen formulieren 4. beste bestimmen 5. diese testen Definition eines Problems: Ausgangszustand Ziel Hindernisse/Barrieren Mittel/Operatoren

11. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 11 Begriffsbestimmung Was ist Denken? Der Begriff �Denken� hat vielf�ltige Bedeutungen im Alltag: an etwas denken; Tagtr�ume sich etwas ausdenken etwas bedenken nachdenken: Probleml�sen (die gebr�uchlichste Variante); Definition allgemein: Alle intelligente kognitive Aktivit�t (Ericsson & Hastie, 1994) oder �Denken ist die Manipulation von Wissensstrukturen� (Mayer, 1992)

12. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 12 Begriffsbestimmung Prozess: Sequenz internaler symbolischer Aktivit�ten, die neue, produktive Ideen oder Schlussfolgerungen herbeif�hren Ziel: Denken ist eine Methode, zwischen verschiedenen potentiellen M�glichkeiten auszuw�hlen, d.h. m�glichen Handlungen, Annahmen oder Zielen (Baron, 1988). Umst�nde: Denken geschieht, wenn ein lebendiger Organismus ein Ziel hat, das nicht direkt erreicht werden kann (Duncker).

13. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 13 Begriffsbestimmung Umfassende Definition: Denken ist ein komplexer, vielseitiger Prozess. Er ist im wesentlichen intern� und beinhaltet symbolische Repr�sentationen von Ereignissen, die nicht unmittelbar gegenw�rtig sind (oder sein m�ssen). Denken wird jedoch durch ein externes Ereignis initiiert. Seine Funktion ist die Generierung und Kontrolle offenen Verhaltens. (Bourne, Ekstrand & Dominowski, 1971, zit. n. Hussy, 1984)

14. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 14 Begriffsbestimmung Definitionsbestandteile (Hussy, 1984): komplexe, vielschichtige Aktivit�t gr��tenteils unsichtbar verhaltensbestimmend (�nderungen, Festigungen) nicht an physikalische Reize gebunden Problem: Ist �Denken� nicht viel zu komplex, um es mit wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen?

15. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 15 Begriffsbestimmung Kann man Denken untersuchen?: ja Alltagsrelevanz? (nach Ericsson & Hastie, 1994) Wohldefinierte statt Alltagsprobleme werden untersucht. Einfachste Konzeption: Assoziationismus

16. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 16 2. AssoziationismusGliederung K�nnen Tiere denken? � Probleml�sen bei Tieren Hat menschliches Probleml�sen mit assoziationistischen Konzepten etwas zu tun? � Empirische Belege: Anagramml�sungen K�nnen Assoziationisten einsichtiges Verhalten erkl�ren? � Einsicht vs verdeckte Reaktionen

17. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 17 1. Probleml�sen bei Tieren Der Assoziationismus repr�sentiert die behavioristische Schule der Denkpsychologie. Das Verhaltensrepertoire ist in einer Hierarchie von Verhaltens- oder Reaktionsgewohnheiten (habit family hierarchies) repr�sentiert. Die Verhaltensgewohnheiten werden nach dem Versuch-und-Irrtums-Prinzip auf ein zu l�sendes Problem angewandt.

18. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 18 Probleml�sen bei Tieren

19. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 19 Probleml�sen bei Tieren Thorndike beschreibt zwei Gesetze zur Probleml�sung: Gesetz der �bung (law of exercise) H�ufige Wiederholung einer Reaktion erh�ht die Wahrscheinlichkeit f�r eine erneute Ausf�hrung in derselben Situation. Gesetz des Effektes (law of effect) Reaktionen, die ein Problem l�sen, gewinnen an St�rke und steigen in der Hierarchie.

20. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 20 2. Empirische Belege: Anagramml�sungen Am L�sen von Anagrammen lassen sich Vorhersagen des Assoziationismus demonstrieren. Einflussgr��en: Worth�ufigkeit Zahl der erforderlichen Vertauschungen �bergangswahrscheinlichkeiten aufeinander folgender Buchstaben: I. des Zielworts II. des pr�sentierten Anagramms

21. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 21 Empirische Belege: Anagramml�sungen 1. Worth�ufigkeit Einige Reaktionen sollten a priori st�rker sein als andere, d.h., sie sollten weiter oben in der Verhaltenshierarchie stehen. Die L�sung eines Anagramms sollte schneller gefunden werden, wenn es sich dabei um ein h�ufig vorkommendes Wort handelt.

22. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 22 Empirische Belege: Anagramml�sungen (Mayzner und Tresselt, 1958, 1966)

23. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 23 Empirische Belege: Anagramml�sungen 2. Zahl der erforderlichen Vertauschungen Nur eine Vertauschung zu versuchen sollte eine dominantere Reaktion sein als zwei Vertauschungen etc. Oft gibt es zu einem Anagramm mehrere L�sungen. Durch die Art des Anagramms kann man eine bestimmte L�sung eher als die andere provozieren.

24. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 24 Empirische Belege: Anagramml�sungen 3. �bergangswahrscheinlichkeiten (I.) Manche Buchstaben folgen in den W�rtern unserer Sprache h�ufiger aufeinander als andere (z.B. lv seltener als ch). Man kann also L�sungsw�rter von Anagrammen danach klassifizieren, wie hoch die durchschnittliche �bergangswahrscheinlichkeit der enthaltenen Kombinationen von Buchstaben ist. In der Tat werden W�rter mit h�herer �bergangswahrscheinlichkeit eher als L�sungen zu Anagrammen gefunden.

25. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 25 Empirische Belege: Anagramml�sungen �bergangswahrscheinlichkeiten (II.) Man kann auch das Anagramm selbst danach klassifizieren, wie hoch die durchschnittliche �bergangswahrscheinlichkeit der enthaltenen Kombinationen von Buchstaben ist. Je h�her, desto schwieriger sollte die L�sung gefunden werden.

26. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 26 Empirische Belege: Anagramml�sungen (Mayzner und Tresselt, 1959, 1966)

27. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 27 3. Einsicht oder verdeckte Reaktionen? Zwar wissen wir auch von Menschen, dass sie Probleme (zu?) oft durch �Versuch und Irrtum� zu l�sen versuchen. Aber: Gelegentlich sieht menschliches Probleml�sen doch nach plan- und einsichtsvollem Denken aus. Wie erkl�ren sich die Assoziationisten das? Annahme: Insbesondere beim Menschen treten �Versuch und Irrtum� verdeckt auf. Denken hei�t dann: Ver�nderung der Reaktionshierarchie durch verdeckte Reaktionen (covert responding).

28. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 28 Einsicht oder verdeckte Reaktionen? Eine andere Sicht: Probleml�sen ist in gewisser Weise immer Versuch und Irrtum (Baron, 1988). Denken = Suche nach L�sungsm�glichkeiten und Evaluierung: Versuch 1 � Fehler 1 � Versuch 2 � Fehler 2� Aber: nicht blind, nicht zuf�llig Blind: wenn Einsicht nicht m�glich ist Der Unterschied zwischen Versuch und Irrtum und Einsicht ist graduell: Katzen versuchen auch nicht alles (Duncker: partielle Einsicht)

29. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 29 Zusammenfassung Denken ist eine �u�erst relevante, hohe menschliche F�higkeit. Problembestandteile sind Ausgangs- und Zielzustand, Hindernisse und L�sungsmittel. Unter Denken wollen wir vor allem Probleml�sen (beobachtbar) durch die Manipulation von Wissensstrukturen (nicht beobachtbar) verstehen.

30. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 30 Zusammenfassung Reaktionshierarchien und �Versuch und Irrtum�-Lernen sind die Hauptkonzepte des behavioristischen Assoziationismus. Assoziationistische Theorien machen klare Vorhersagen, die elegant getestet werden k�nnen. Die Theorien sind mit vielen Befunden vereinbar. Obwohl assoziationistische Konzepte sicher nicht die ganze Geschichte zu menschlichem Denken erz�hlen, scheinen sie doch nicht verzichtbar. Die Gestaltpsychologie beleuchtet Denkvorg�nge, die schwer mit assoziationistischen Konzepten theoretisch rekonstruiert werden k�nnen.

31. 1. Einf�hrung & Assoziationismus 31 Literatur Mayer, R. E. (1992). Thinking, problem solving, cognition (Kap. 1 & 2). New York: Freeman. Zus�tzlich: Hussy, W. (1984). Denkpsychologie. Ein Lehrbuch. Band 1: Geschichte, Begriffs- und Probleml�seforschung, Intelligenz. Stuttgart: Kohlhammer. Baron, J. (1988). Thinking and deciding. Cambridge, England: Cambridge University Press. Ericsson, K. A., & Hastie, R. (1994). Contemporary approaches to the study of thinking and problem solving. In R. J. Sternberg (Ed.), Thinking and problem solving. Handbook of perception and cognition (2nd ed.) (pp. 37-79). San Diego, CA, USA: Academic Press, Inc.