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8. und 9. Juli 2005 Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien

Sozialökologische Interaktionsmodelle und Systemtheorien – Ansätze einer theoretischen Begründung integrativer Projekte in der Geographie?. 8. und 9. Juli 2005 Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig.

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8. und 9. Juli 2005 Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien

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  1. Sozialökologische Interaktionsmodelle und Systemtheorien – Ansätze einer theoretischen Begründung integrativer Projekte in der Geographie? 8. und 9. Juli 2005 Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig

  2. Wechselseitige Erwartungshaltungen:Ergebnisse einer Delphi-Erhebung über „integrative Projekte“ und zum Verhältnis Physiogeographie – Humangeographie Peter Weichhart, Wien Sozialökologische Interaktionsmodelle und Systemtheorien - Ansätze einer theoretischen Begründung integrativer Projekte in der Geographie? Tagung am 8. und 9. Juli 2005 IfGR, Wien gemeinsam mit dem IfL, Leipzig P216PHWien2/01

  3. Themen • Delphi-Studie über das „Verhältnis von Physio- • geographie und Humangeographie“: Forschungs- • frage und Zieldimensionen • Die wichtigsten Ergebnisse: Themenbereiche und Projektfelder Konkrete Kooperationsprojekte Inhalte der Kooperation Wechselseitige Erwartungshaltungen und Irritationen • Einige Folgerungen für die Potenziale „integra- • tiver Projekte“ P216PHWien2/02

  4. Wissenschaft als soziales System • Fachpolitische Probleme und Grundsatzfragen der • Wissenschaften sind nur zum Teil auf konzeptioneller • und fachtheoretischer Ebene zu behandeln. Die dabei • ablaufenden Diskurse sind durch eine hohe soziale • Eigendynamik gekennzeichnet. • Wertungen und fachpolitische Entscheidungen sind des- • halb oft weniger durch Verweise auf ein „Lehrgebäude“, • sondern durch individuelle Erfahrungshorizonte und sub- • jektive Sozialisierungsprozesse begründet. Für die Rekonstruktion derartiger Diskurse erscheint es da- her sinnvoll, subjektive Meinungslagen und Befindlichkeiten der Akteure mit zu berücksichtigen. P216PHWien2/03

  5. Delphi-Studie Fragestellung: Wie sieht die subjektive Wahrnehmung der „Möglichkeiten und Grenzen integrativer Forschungsprojekte“ bei Geo- graphInnen im deutschen Sprachraum aus? Welche Erfah- rungen haben sie selbst mit derartigen Proekten gemacht? Für eine Operationalisierung bietet sich die Delphi-Methodik an, weil sie Rückkoppelungsprozesse vorsieht, mit deren Hilfe divergierende Expertenmeinungen abgeglichen werden können. Zum Einsatz kam eine vereinfachte Kurzform („Quick- Delphi“), die mit zwei Befragungsrunden auskommt. P216PHWien2/04

  6. Delphi-Studie • Stichprobe der Geographie-Institute in Deutschland, • Österreich und der Schweiz; es wurden nur „Vollinstitute“ • berücksichtigt. • Per E-Mail wurden entweder alle promovierten Human- • geographInnen (73) oder alle promovierten Physiogeo- • graphInnen (69) eines Instituts kontaktiert. • In der ersten Runde langten (nach einem Erinnerungs- • schreiben) insgesamt 43 Fragebögen ein (21 Physio- • und 22 Humangeographie); von diesen Probanden ha- • ben in der 2. Runde 14 Physio- und 19 Humangeo- • graphInnen geantwortet. Antwortquote: 23,4% (sic!) P216PHWien2/05

  7. Kommentar eines Probanden: „...das scheint mir das interessanteste Ergebnis Ihrer Mühen zu sein. Meine Interpretation dazu wäre sehr sarkastisch, aber wohl der Realität entsprechend: Wie bei Politikern be- tonen wir alle, wie wichtig die Geographie doch ist für die Forschungen zur Mensch-Umwelt-Thematik und wie wichtig eine Zusammenarbeit von Physischer und Anthropogeo- graphie ist. Wenn es aber dann zum Handeln kommt, dann ist – wie bei Politikern – deutlich geringeres Engagement festzustellen.“ (E-Mail v. 4. 4. 2005) Ergebnisse können nicht als repräsentativ angesehen wer- den, bieten aber ein interessantes „Stimmungsbild“ zum Thema. P216PHWien2/06

  8. Zieldimensionen • Identifikation von Themenbereichen, die sich aus subjek- • tiver Sicht der Probanden für eine Kooperation besonders • anbieten; • eigene konkrete Kooperationsprojekte; • Inhalte dieser Kooperation; • Probleme, die bei diesen Kooperationsprojekten auftraten; • Erwartungshaltungen und Animositäten gegenüber Ver- • treterInnen der jeweils „anderen Geographie“. P216PHWien2/07

  9. Themenbereiche und Projektfelder für eine Kooperation Item 1, erste Runde: „Bitte nennen Sie Themenbereiche und Projektfelder, die Ihrer Meinung nach für eine konkrete Forschungs- kooperation zwischen Humangeographie und Physio- geographie prädestiniert sind.“ Die Antworten wurden inhaltsanalytisch interpretiert und (möglichst textnah) klassifiziert. Trotz vielfacher Übereinstimmung zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen den Antwortspektren der beiden Probandengruppen. P216PHWien2/08

  10. Themenbereiche und Projektfelder für eine Kooperation Item 1, zweite Runde: Allen Probanden wurde die Gesamtliste dieser Antwort- klassen mit der Bitte vorgelegt, die Themenbereiche und Problemfelder durch die Vergabe von Punkten zu be- werten. Pro Thema konnten auch mehrere Punkte vergeben wer- den. Es standen aber nur halb so viel Punkte zur Verfü- gung, wie Aussagen angeführt wurden. P216PHWien2/09

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  12. Themenbereiche und Projektfelder für eine Kooperation • Insgesamt kein besonders aufregendes Ergebnis mit • neuen oder unerwarteten Projektfeldern; • einige der höher bewerteten Themen (Exkursionen, • Landeskunde) können nur bedingt als „Forschungsbe- • reiche“ angesehen werden; • aber: insgesamt wurde von den Probanden eine umfang- • reiche Liste potenzieller Kooperationsfelder entwickelt. Wie sieht die konkrete Praxis der Kooperation aus? P216PHWien2/11

  13. Konkrete Kooperationsprojekte Item 3, erste Runde: „Bitte nennen Sie KONKRETE Forschungsprojekte, bei denen Sie in den letzten Jahren mit Physiogeo- graphInnen/HumangeographInnen kooperiert haben. (Charakterisieren sie die betreffenden Projekte inhaltlich mit einigen Schlagworten.)“ Von 22 HumangeographInnen gaben 17 (77%) an, „keine“ oder „leider keine“ Kooperationsprojekte realisiert zu haben. Dies gilt auch für 11 von 20 PhysiogeographInnen (55%). Die „Begegnung am Problem“ (H. LESER, 2003, S. 50) fin- det anscheinend nicht wirklich statt. P216PHWien2/12

  14. Konkrete Kooperationsprojekte Physiogeographie: Humangeographie: • Stadtökologie, städtisches Grün • Geomorph. und Umweltgeschichte • Landschaftsästhetik Hochgebirge • Bodenerosion und Agrarkultur • Habitaterhaltung für den Luchs • Wasserwirtschaft • Umweltdidaktik • Naturrisiko • Hydrologische Extremereignisse • und ihr Social Impact • Wasserwirtschaft/Wasser- • management (3x) • Naturrisiko (2x) • Veränderung von Land- • nutzungssystemen „Verbindendes Element war allein die räumliche Abgrenzung.“ • „gemeinsame Lehrveranstaltun- • gen“ (6x) • Atlasprojekt (3x) • Exkursionsführer (2x) P216PHWien2/13

  15. Inhalte der Kooperation Item 4, 1. Runde „Worin genau bestand diese Kooperation? Charakterisieren Sie schlagwortartig die INHALTE der Kooperation und die dabei eingesetzten konkreten Arbeitsprozesse.“ „Die Kooperation beschränkte sich fast ausschließlich auf methodische Diskussion. Es fehlte an einer konkreten inte- grativen Fragestellung.“ „Eine echte inhaltliche Kooperation hat nicht stattgefunden.“ „Es gab kaum eine direkte Zusammenarbeit mit Human- geographen.“ P216PHWien2/14

  16. Inhalte der Kooperation • gemeinsame Dissertantenbetreuung (2x) • Lehrkooperation (2x) • gemeinsame Diskussionen (2x) • Kooperationspartner war nur „Datenlieferant“ (2x) • gemeinsame Archivarbeit • Netzwerkentwicklung • Indikatorenentwicklung • Parametervergleich Eine echte inhaltliche Kooperation findet kaum statt. Es wird eher nebeneinander, im gleichen Unter- suchungsgebiet, und nicht miteinander gearbeitet. P216PHWien2/15

  17. Probleme bei der Kooperation Obwohl es kaum zu einer ernsthaften inhaltlichen Zusam- menarbeit kam, wurde mehrfach auf Probleme verwiesen: • Physiogeographie: • Verständnisprobleme bei der • Methodik (2x) • Humangg. zu „schwammig“ • inhaltliches Desinteresse des • Partners • Keine gemeinsame Sprache • mangelndes Verständnis für • Forschungsfragen der ande- • ren Seite • Humangeographie: • Keine Probleme, weil es sich nur • um Zuarbeit gehandelt hat (2x) • Akzeptanzprobleme, war kein • gleichrangiger Partner (2x) • Inkongruenzen in der Denkweise • und der Methodik (2x) P216PHWien2/16

  18. Wechselseitige Erwartungshaltungen und Irritationen Versuch einer Rekonstruktion des Verhältnisses zwischen den beiden Geographien aus einer eher emotionalen Perspektive und über subjektive Befindlichkeiten. Typische Reaktion in persönlichen Gesprächen: Den Ver- treterInnen der jeweils „anderen“ Geographie wird nur das Allerbeste attestiert. Verallgemeinerungen seien nicht zu- lässig, man habe keinerlei Ursachen für Ressentiments. In weiterer Folge kommt jedoch meist ein „aber“, ein „abge- sehen davon, dass...“ oder ein „allerdings muss man schon sagen ...“. P216PHWien2/17

  19. Wechselseitige Erwartungshaltungen und Irritationen Item 2 und 6, erste Runde: „Von Physio-/HumangeographInnen erwarte ich vor allem, dass sie ….“ (bitte ergänzen!) „An Physio-/HumangeographInnen stört und irritiert mich besonders, dass sie …“ (bitte ergänzen!) Die Ergebnisse wurden (möglichst textnah) klassifiziert und beiden Gruppen in der 2. Runde zur Bewertung vorgelegt. Dabei sollten die Physiogeographen auch angeben, ob sie die Kritikpunkte der Humangeogeographen als gerechtfertigt oder als überzogen einschätzen (und umgekehrt). Sehr spannende Ergebnisse, auch zur Frage „integrativer Konzepte und Theorien“! P216PHWien2/18

  20. Wechselseitige Erwartungshaltungen und Irritationen: die wichtigsten Ergebnisse • Deutlich ausgeprägtes wechselseitiges Verständnis für • die Vertreter der jeweils „anderen“ Geographie. Die Erfordernisse einer gegenseitigen Offenheit, Aufge- schlossenheit, Dialogfähigkeit und Kooperationsbereit- schaft werden ausdrücklich anerkannt. Man versichert sich wechselseitigen Respekt und räumt ein, dass man sich mit der jeweils anderen Gruppe und ihrer Arbeit stärker auseinandersetzen sollte – gelegent- lich relativiert durch den Hinweis, dass dies wegen Ar- beitsüberlastung und Zeitmangel eben leider nicht mög- lich sei. P216PHWien2/19

  21. Wechselseitige Erwartungshaltungen und Irritationen: die wichtigsten Ergebnisse • Sowohl Physio- als auch Humangeographen weisen aus- • drücklich den Vorwurf zurück, an Mensch-Umwelt-Inter- • aktionen und integrativen Projekten nicht interessiert zu • sein. Humangeographen sind hinsichtlich der Erfordernisse ei- ner Entwicklung inhaltlicher Theorien der Mensch-Umwelt- Interaktion kaum sensibilisiert. Physiogeographen erkennen das Problem wesentlich kla- rer, erwarten aber, dass es von Humangeographen ge- löst wird. P216PHWien2/20

  22. Wechselseitige Erwartungshaltungen und Irritationen: die wichtigsten Ergebnisse • Der Mangel an aktuellen integrativen Theorien und Kon- • zepten wird von beiden Probandengruppen aber kaum • wahrgenommen oder ernsthaft reflektiert. Das von beiden Gruppen monierte Fehlen einer „gemein- samen Sprache“ ist eine Konsequenz dieses Mangels an integrativen Konzepten. Eine größere Gruppe von Physiogeographen und eine kleinere Gruppe von Humangeographen tendieren dazu, explizit oder implizit auf die integrativen Konzepte der klas- sischen Einheitsgeographie zu verweisen und die Lösung noch immer in den Landschaften und Ländern zu suchen. P216PHWien2/21

  23. Wechselseitige Erwartungshaltungen und Irritationen: die wichtigsten Ergebnisse Die Daten verweisen auf zwei markante „Bruchlinien“ zwi- schen den beiden Geographien, die sich letztlich auf kon- zeptionelle und wissenschaftstheoretisch fassbare Hinter- gründe beziehen, in hohem Maße aber als soziale und emo- tional aufgeladene Konflikte wirksam werden. P216PHWien2/22

  24. Wechselseitige Erwartungshaltungen und Irritationen: die wichtigsten Ergebnisse • Eine Art „Minderwertigkeitskomplex“ der Humangeogra- • phen: Man hat anscheinend den Eindruck, von den Physiogeo- graphen nicht ganz ernst genommen zu werden. Es wird moniert, dass der Humangeographie mangelnde Wissen- schaftlichkeit unterstellt wird, sie als „schwammig“, diffus und bloß qualitativ arbeitend abqualifiziert werde. Dies ist den Physiogeographen offensichtlich gar nicht bewusst. Andererseits orten die Humangeographen bei ihren Kolle- gen in der Physischen Geographie ihrerseits eine ganze Reihe methodologischer und erkenntnistheoretischer De- fizite und fühlen sich deshalb umso mehr missverstanden. P216PHWien2/23

  25. Wechselseitige Erwartungshaltungen und Irritationen: die wichtigsten Ergebnisse • Die ausdrückliche Forderung der Humangeographen nach • einer (selbst)kritischen methodologische und erkenntnis- • theoretische Reflexion, wird von den Physiogeographen • nicht als besonders dringliches Desiderat empfunden. Wenig Bereitschaft der Physiogeographen, die empiristi- schen oder neopositivistischen Grundlagen der eigenen For- schungspraxis in Frage zu stellen. Die in den Antworten immer wieder erkennbare Kontrover- se bei der Bewertung quantitativer und qualitativer Ansätze und die Ablehnung konstruktivistischer Konzeptionen durch die Gruppe Physiogeographie ist auf diese unterschiedliche Einschätzung der Bedeutung methodologischer Reflexionen zurückzuführen. P216PHWien2/24

  26. Fazit: Die Ergebnisse der Delphi-Studie bestätigen klar, was bereits im Bonner Rundgespräch erkennbar wurde: Für „integrative Projekte“ einer geographischen Mensch/Gesellschaft-Umwelt-Forschung benötigen wir eine zeitgemäße theoretische Begründung der Integration. Als mögliche Kandidaten für derartige Hintergrund- theorien sollen auf dieser Tagung sozialökologische Interaktionsmodelle und Systemtheorien be- sprochen werden. P216PHWien2/25

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