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Vorlesung „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

Vorlesung „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“. Definition der Sozialmedizin aufgestellt von der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention: Die deutsche Sozialmedizin hat sich zu einer eigenständigen medizinisch-wissenschaftlichen Disziplin entwickelt. Die erste

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Vorlesung „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

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  1. Vorlesung „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“ Prof. Dr. Sigrid Michel

  2. Definition der Sozialmedizin aufgestellt von der • Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und • Prävention: • Die deutsche Sozialmedizin hat sich zu einer eigenständigen • medizinisch-wissenschaftlichen Disziplin entwickelt. Die erste • sozialmedizinisch orientierte Zeitschrift in Deutschland erschien • bereits 1783. Durch das Wirken Rudolf Virchows erreichte die • Sozialmedizin im 19. Jahrhundert einen Höhepunkt. Die wachsenden • Steuerungsprobleme des modernen Gesundheitswesens • und die Herausbildung der heutigen, überwiegend chronischen • Volkskrankheiten bedeuten eine neue Herausforderung für das Fach. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  3. Die Sozialmedizin ist eine angewandte medizinische Disziplin. Sie • untersucht mit präventiver Zielsetzung Auftreten und Verteilung der • Volkskrankheiten im Zusammenhang mit der sozialen und natürlichen • Umwelt. Sie befaßt sich ferner mit der Organisation des • Gesundheitswesens einschließlich der Einrichtungen der sozialen • Sicherung und seiner wissenschaftlichen Bewertung. Die Sozialmedizin • nutzt für ihre Aufgabe epidemiologische, klinische, sozialwissenschaftliche, • ökonomische und ökologische Methoden. Sie befaßt sich mit rehabilitativen • und versorgungsorientierten Ansätzen sowie allen Formen einer • präventiven Gesundheitsversorgung. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  4. Die Prinzipien von Grotjahn: • Grotjahn stellt in seiner bekanntesten Veröffentlichung, der klassischen • Sozialen Pathologie, welche im Jahre 1911 dass erste Mal erschien, eine • Reihe von Prinzipien auf, welche grundlegend für eine systematische • Untersuchung menschlicher Krankheiten unter sozialen Gesichtspunkten • sind: Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  5. Die Prinzipien von Grotjahn: • 1.) Die Bedeutung einer Krankheit vom sozialen Gesichtspunkt aus wird in • erster Linie von der Häufigkeit bestimmt, mit der sie auftritt. • 2.) Es ist nötig, die Form ebenso wie die Häufigkeit zu kennen, mit der die • spezielle Krankheit am meisten auftritt. • 3.) Die ätiologische Beziehung zwischen sozialen Lebensbedingungen und • Krankheit kann auf vier Arten ausgedrückt werden: soziale • Lebensbedingungen (a) können eine Prädisposition für eine • Krankheit schaffen oder begünstigen; (b) können selbst die Krankheit • unmittelbar verursachen; (c) können die Krankheitsursachen übertragen; • und (d) können den Verlauf einer Krankheit beeinflussen. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  6. Die Prinzipien von Grotjahn: • 1.) Die Bedeutung einer Krankheit vom sozialen Gesichtspunkt aus wird in • erster Linie von der Häufigkeit bestimmt, mit der sie auftritt. • 2.) Es ist nötig, die Form ebenso wie die Häufigkeit zu kennen, mit der die • spezielle Krankheit am meisten auftritt. • 3.) Die ätiologische Beziehung zwischen sozialen Lebensbedingungen und • Krankheit kann auf vier Arten ausgedrückt werden: soziale • Lebensbedingungen (a) können eine Prädisposition für eine • Krankheit schaffen oder begünstigen; (b) können selbst die Krankheit • unmittelbar verursachen; (c) können die Krankheitsursachen übertragen; • und (d) können den Verlauf einer Krankheit beeinflussen. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  7. Die Prinzipien von Grotjahn: • 1.) Die Bedeutung einer Krankheit vom sozialen Gesichtspunkt aus wird in • erster Linie von der Häufigkeit bestimmt, mit der sie auftritt. • 2.) Es ist nötig, die Form ebenso wie die Häufigkeit zu kennen, mit der die • spezielle Krankheit am meisten auftritt. • 3.) Die ätiologische Beziehung zwischen sozialen Lebensbedingungen und • Krankheit kann auf vier Arten ausgedrückt werden: soziale • Lebensbedingungen (a) können eine Prädisposition für eine • Krankheit schaffen oder begünstigen; (b) können selbst die Krankheit • unmittelbar verursachen; (c) können die Krankheitsursachen übertragen; • und (d) können den Verlauf einer Krankheit beeinflussen. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  8. 4) Ursprung und Ursachen von Krankheiten werden nicht nur von sozialen • Faktoren bestimmt, sondern diese Krankheiten können ihrerseits auch • Einfluß auf soziale Lebensbedingungen haben, besonders durch ihren • Ausgang. • 5) Im Falle einer Krankheit, die vom sozialen Standpunkt aus wichtig ist, • muß festgestellt werden, ob ärztliche Behandlung einen spürbaren Einfluß • auf ihr Vorkommen ausübt und ob ein möglicherweise erreichbarer • Therapieerfolg vom sozialen Standpunkt aus von Bedeutung ist. • 6) Das Verhüten von Krankheiten oder die Einflußnahme auf den • Krankheitsverlauf durch soziale Maßnahmen erfordert Beachtung der • sozialen und ökonomischen Umweltbedingungen des Patienten. • Grotjahn entdeckte, daß viele Krankheiten von sozialer Bedeutung • chronischer Art waren und daß eine große Zahl davon vermeidbar war oder • wenigstens kontrolliert werden konnte. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  9. 4) Ursprung und Ursachen von Krankheiten werden nicht nur von sozialen • Faktoren bestimmt, sondern diese Krankheiten können ihrerseits auch • Einfluß auf soziale Lebensbedingungen haben, besonders durch ihren • Ausgang. • 5) Im Falle einer Krankheit, die vom sozialen Standpunkt aus wichtig ist, • muß festgestellt werden, ob ärztliche Behandlung einen spürbaren Einfluß • auf ihr Vorkommen ausübt und ob ein möglicherweise erreichbarer • Therapieerfolg vom sozialen Standpunkt aus von Bedeutung ist. • 6) Das Verhüten von Krankheiten oder die Einflußnahme auf den • Krankheitsverlauf durch soziale Maßnahmen erfordert Beachtung der • sozialen und ökonomischen Umweltbedingungen des Patienten. • Grotjahn entdeckte, daß viele Krankheiten von sozialer Bedeutung • chronischer Art waren und daß eine große Zahl davon vermeidbar war oder • wenigstens kontrolliert werden konnte. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  10. 4) Ursprung und Ursachen von Krankheiten werden nicht nur von sozialen • Faktoren bestimmt, sondern diese Krankheiten können ihrerseits auch • Einfluß auf soziale Lebensbedingungen haben, besonders durch ihren • Ausgang. • 5) Im Falle einer Krankheit, die vom sozialen Standpunkt aus wichtig ist, • muß festgestellt werden, ob ärztliche Behandlung einen spürbaren Einfluß • auf ihr Vorkommen ausübt und ob ein möglicherweise erreichbarer • Therapieerfolg vom sozialen Standpunkt aus von Bedeutung ist. • 6) Das Verhüten von Krankheiten oder die Einflußnahme auf den • Krankheitsverlauf durch soziale Maßnahmen erfordert Beachtung der • sozialen und ökonomischen Umweltbedingungen des Patienten. • Grotjahn entdeckte, daß viele Krankheiten von sozialer Bedeutung • chronischer Art waren und daß eine große Zahl davon vermeidbar war oder • wenigstens kontrolliert werden konnte. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  11. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  12. Epidemiologie: • Aufgabe der empirischen epidemiologischen Forschung ist es, die Eigenschaften • des pathischen Prozesses durch geeignete Variablen abzubilden und dann deren • Häufigkeit und/oder Ausprägung zu zählen bzw. zu messen. Bei der Interpretation • des Modells Ist zu beachten, daß in quantitativen epidemiologischen • Untersuchungen jeder dieser Punkte und jedes der Intervalle durch Verteilungen • darzustellen ist. Entsprechend den methodischen Bedürfnissen epidemiologischer • Forschung lassen sich die Krankheiten nach sechs Merkmalen typisieren. Hieraus • oder ggf. aus der Kombination dieser Merkmale ergeben sich epidemiologische • Krankheitstypen: • • Ursprungszeitraum: konstant variabel• Verursachung: dispositionell - expositionell• Latenzzeit: kurz - lang• Heilbarkeit: ja - nein• Krankheitsdauer: kurz - lang• Wiederholbarkeit: ja - nein • entnommen aus: "Sozialmedizin systematisch"; Prof. Dr. Jens-Uwe Niehoff; UNI-MED S. 88; • Lorch/Würtemberg 1995 Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  13. Epidemiologische Arbeit zielt darauf ab, die in aller Regel komplexen • ätiologischen Zusammenhänge von Gesundheitsstörungen in ihren • quantitativen Beziehungen zu klären und richtig zu beschreiben. ... • Erkenntnisse aus epidemiologischer Forschung sind entscheidende • Grundlagen für die Gesundheitsförderung, die Krankheitsprävention, die • Gesundheitspolitik, aber auch für die Beratung und Behandlung • einzelner kranker Menschen. • Einführung in die moderne Epidemiologie" Anders Ahlbohm Staffan Norell • Deutsche Fassung von C. Bode und K. Bergmann S. 5; Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  14. Was ist Epidemiologie? • Die Epidemiologie befaßt sich wissenschaftlich mit der Verbreitung • von Krankheiten in der Bevölkerung. ... • (Das Wort Epidemiologie setzt sich aus den griechischen Worten epi=über, • demos=das Volk, und logos=die Lehre zusammen, und beschreibt "die • Lehre von dem, was mit dem Volk geschieht") Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  15. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  16. 2. Maße der Krankheitshäufigkeit • Absolute Häufigkeiten und Häufigkeiten in Relation zur • Bevölkerungsgröße • Zunächst sollten Maße der Krankheitshäufigkeit grundsätzlich unabhängig • von der Größe der Bevölkerung sein. Dazu wird die Zahl der • Erkrankungsfälle in Relation zur Zahl der Personen einer Bevölkerung • gesetzt. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  17. Inzidenz und Prävalenz • Maße der Krankheitshäufigkeit können sich sowohl auf die Anzahl der • bestehenden Fälle als auch auf die Anzahl der Neuerkrankungsfälle • beziehen. das Maß der Prävalenz gibt an, welcher Bevölkerungsanteil an • der fraglichen Erkrankung zu einem bestimmten Zeitpunkt leidet. Die Maße • der Inzidenz beschreiben dagegen die Häufigkeit des Auftretens neuer • Erkrankungsfälle innerhalb eines Zeitraumes...Die Inzidenz gibt die Größe • des Zustromes vom Zustand der Nichterkrankung zum Zustand der • Erkrankung an. • Die Größe der Krankheitsprävalenz hängt offensichtlich von der Inzidenz ab, • da eine größere Anzahl Neuerkrankter die Zahl der bestehenden Fälle in der • Tendenz erhöhen wird; aber wird auch von der Krankheitdauer • beeinflußt... Die Krankheitdauer selbst hängt von der zur Genesung • benötigten Zeit oder von der Überlebenszeit mit der Erkrankung ab. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  18. Prävalenz      Anzahl der Personen, die eine Krankheit zu einem bestimmten Zeitpunkt • habenP= ---------------------------------------------------------------------------     Anzahl der Personen in der Bevölkerung zu diesem Zeitpunkt • Cumulative Inzidenz:       Anzahl der Personen, die an einer Krankheit innerhalb eines bestimmten • Zeitraumes erkranken    CI= ---------------------------------------------------------------------------------       Anzahl der Personen in der Bevölkerung zu Beginn des Zeitraumes • Die cumulative Inzidenz gibt daher die Größenordnung der Bevölkerung an, die von • einem krankheitsfreien Zustand (im Sinne der betrachteten Erkrankung) zu Beginn • des Zeitraumes in einen Krankheitszustand innerhalb des Zeitraumes wechselt. Der • Zähler ist also eine Untergruppe des Nenners. Einfach ausgedrückt ist die • cumulative Inzidenz der Anteil der gesunden Personen, die die Krankheit innerhalb • eines bestimmten Zeitraumes bekommen. Alternativ kann man sie als das • durchschnittliche Risiko für Personen innerhalb der Bevölkerung betrachten, an der • Krankheit während eines Zeitraumes zu erkranken. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  19. Inzidenz:   Anzahl der Erkrankungsfälle, welche in einem Zeitraum in einer Bevölkerung • auftretenI= ------------------------------------------------------------------------------------    Summe der Zeiträume, in denen jeder einzelne in der Bevölkerung an der • Krankheit erkranken konnte • Das Grundprinzip besteht darin, daß die Gesamtzahl aller Personen, die • irgendwann vom "krankheitfreien" in den "erkrankten" Zustand wechseln, • das Produkt dreier Faktoren ist: der Bevölkerungsgröße, der Länge des • Zeitraumes und der "Morbiditätskraft", die auf die Bevölkerung • einwirkt...Man erhält sie, indem man die Anzahl der Erkrankungsfälle durch • das Produkt der Bevölkerungsgröße und die Dauer des Zeitraumes teilt, • gleichbedeutend als würde man die einzelnen Zeiträume eines jeden • einzelnen in der Bevölkerung addieren. Indem man die Anzahl der • Erkrankungsfälle durch die "Risikozeit" teilt, wird die Dauer des • Beobachtungszeitraumes berücksichtigt. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  20. Rohe und Spezifische Maße • Die oben beschriebenen Maße der Krankheitsverbreitung lassen sich für die • gesamte Bevölkerung oder getrennt für einzelne Teile der Bevölkerung • berechnen. Im ersten Fall spricht man von "rohen Maßen", im zweiten von • "spezifischen Maßen" • "Einführung in die moderne Epidemiologie" Anders Ahlbohm Staffan Norell • Deutsche Fassung von C. Bode und K. Bergmann "2. Maße der • Krankheitshäufigkeit" S.13-16; MMV Medizin Verlag München 1991 Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  21. 3. Krankheiten und Diagnose • Bevor man etwas über die Häufigkeit einer Krankheit aussagen kann, muß • entschieden werden, welche der beobachteten Personen an dieser erkrankt • sind und welche nicht. Diese Klassifikation erreicht man, indem • man jeden einzelnen unter Verwendung von Beschwerden, Befunden und • Tests untersucht und die gemachten Beobachtungen mit diagnostischen • Kriterien vergleicht. Dieses Klassifikationssystem läßt sich auf • die verschiedenen Krankheiten anwenden. • Grundsätzlich können die der Diagnose zugrunde liegenden Variablen von • subjektiven Beobachtungen des Patienten (Beschwerden), subjektiven • Beobachtungen des Untersuchers (Befund) oder von objektiven • Beobachtungen (Tests) bestimmt sein. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  22. Diagnostische Kriterien • Werden strenge Kriterien verwendet, so besteht nur eine geringe • Wahrscheinlichkeit, daß Personen, die nicht an der Krankheit erkrankt sind, • als erkrankt eingestuft werden, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit relativ • groß, daß einige der an der Krankheit erkrankten als nicht an ihr erkrankt • klassifiziert werden. • 1. Beschwerden, Befunde, Tests: • Die Ergebnisse werden zum einen durch die subjektive Beurteilung der • Patienten (Beschwerden) und des Untersuchers (Befunde) beeinflußt, zum • anderen durch die Genauigkeit der Untersuchungsmethode. Die • Reproduzierbarkeit läßt sich häufig durch standardisierte • Untersuchungsmethoden und Klassifikationsschemata • verbessern. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  23. 2. Diagnostische Kriterien • Die Auswahl der diagnostische Kriterien beeinflußt die Wahrscheinlichkeit, • daß nichterkrankte Personen als krank klassifiziert werden und umgekehrt. • Für eine Vielzahl von Erkrankungen existieren noch keine wohldefinierten • diagnostischen Kriterien. • 3. Klassifikation von Erkrankungen: • Für unklare und nicht genauer spezifizierte Fälle bietet das • Klassifikationssystem mehrere ähnliche Diagnosen und Überschriften an. In • manchen Fällen wird es unvermeidbare Probleme bereiten, aus den vielen • Klassifikationsmöglichkeiten eine auszuwählen. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  24. Eine fehlende Übereinstimmung zwischen der Häufigkeit von Diagnosen • und Erkrankung stellt daher stets eine potentielle Fehlerquelle • epidemiologischer Untersuchungen dar. • "Einführung in die moderne Epidemiologie" Anders Ahlbohm Staffan Norell • Deutsche Fassung von C. Bode und K. Bergmann "3. Krankheit und • Diagnose" S.21-29; MMV Medizin Verlag München 1991 Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  25. 4. Sensivität und Spezifität • Mit "Sensivität" bezeichnet man die Wahrscheinlichkeit, daß eine erkrankte Person • als erkrankt klassifiziert wird, mit "Spezifität" die Wahrscheinlichkeit, daß eine • gesunde Person als gesunde Person definiert wird. •             Anzahl der Erkrankten, die als erkrankt klassifiziert werdenSensivität = ------------------------------------------------------------                   Gesamtzahl der Erkrankten                   Anzahl der Gesunden, die als gesund klassifiziert werdenSpezifität = --------------------------------------------------------                   Gesamtzahl der Gesunden • Wenn die Anforderungen an eine Person, als erkrankt bezeichnet zu werden, • strenger definiert werden, das heißt, k wird nach rechts verschoben, dann wird die • Sensivität abnehmen und die Spezifität ansteigen. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  26. Screeninguntersuchungen • Bei der Beurteilung der Effektivität eines Screeningtests muß diese Art der • Fehlklassifikation bedacht werden; des weiteren hängt die Effektivität einer • solchen Untersuchung von den Kosten und der Belastbarkeit von • Patienten und Gesellschaft, der Art der weiteren Untersuchungen und • Therapien sowie von den Vorteilen, die sich für die wirklich Erkrankten durch • einen frühzeitigen Therapiebeginn ergeben, ab. • „Einführung in die moderne Epidemiologie" Anders Ahlbohm Staffan Norell • Deutsche Fassung von C. Bode und K. Bergmann "Sensivität und Spezifität" S.31-35; MMV • Medizin Verlag München 1991 Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  27. 5. Vergleichende Maße von Krankheitshäufigkeiten • In epidemiologischen Untersuchungen wird üblicherweise die • Krankheitshäufigkeit von Personen, die ein bestimmtes Merkmal aufweisen, • mit der entsprechenden Krankheitshäufigkeit solcher Personen verglichen, • bei denen dieses Merkmal nicht vorhanden ist. • Die so verglichenen Gruppen bezeichnet man in der Regel als "exponiert" • und "nicht exponiert", ganz gleich ob sich diese Exposition beispielsweise • auf den sozioökonomischen Status, Cholesterinwerte oder die erbliche • Vorbelastung bezieht. Ein derartiger Vergleich ist die Grundlage für alle • Analysen von Zusammenhängen zwischen Exposition und • Krankheitshäufigkeit. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  28. Absolute und relative Vergleiche • Der Vergleich kann entweder absoluter oder relativer Art sein. Absoluten • Vergleichen liegt die Differenz  unterschiedlicher Krankheitshäufigkeiten • zwischen einer exponierten und einer nicht exponierten Gruppe zugrunde. • Relative Vergleiche beruhen im Gegensatz dazu auf dem Verhältnis (ratio) • zwischen der Krankheithäufigkeit der exponierten und der nicht exponierten • Gruppe. • Eine Möglichkeit, die Validität dieses Vergleiches zu erhöhen, besteht darin, • eine sogenannte "Standardisierung" durchzuführen. Dafür muß man sich • klar machen, daß eine rohe Rate ein gewichteter Mittelwert schichten- oder • stratumspezifischer Raten ist, wobei die Gewichtung proportional zu der • Anzahl der Personen oder Personenjahre in jeder Schicht ist. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  29. Um die Altersverteilung zu standardisieren, werden die rohen Raten so • neuberechnet, als wäre die Altersverteilung der beiden Gruppen • identisch mit der einer Normalbevölkerung. • Prinzipiell sollte die Standardbevölkerung die Verteilung der Bevölkerung • reflektieren, für die die Bedeutung von Einflußgrößen abzuschätzen ist; bei • der Umsetzung dieses Prinzips ergeben sich jedoch oft Unsicherheiten. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  30. Vergleiche auf der Basis verschiedener Maße der • Krankheitshäufigkeit • Oft ist es vorteilhaft, die Inzidenzrate als Maß der Krankheithäufigkeit • anzuwenden. Daher ist das Verhältnis der Inzidenzraten (oder deren • Differenz, die rate difference) häufig als Maß der Wahl beim Vergleich • von Krankheitshäufigkeiten. • Verlängert man die Risikozeiträume, dann nähert sich das Verhältnis zweier • cumulativer Inzidenzen einander an, während das Verhältnis zweier • Inzidenzraten von der Verlängerung des Beobachtungszeitraums nicht • beeinflußt wird. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  31. Risikofaktoren und Ursachen von Krankheiten • Ursachen von Erkrankungen • Manchen Ereignisse oder Erscheinungen treten so zuverlässig als • regelmäßige Folge auf, daß man von Ursache und Wirkung sprechen kann. • Das Konzept der Verursachung wurde in der Philosophie, speziell in • der Wissenschaftstheorie (Taylor 1967), grundlegend diskutiert. Innerhalb • der Epidemiologie untersucht man Ursachen von Erkrankungen mit dem • Ziel, diese zu erklären oder eventuell das Auftreten dieser • Erkrankungen zu vermeiden. Daher geht man von einer kausalen • Verbindung dann aus, wenn die Krankheitshäufigkeit beim Fehlen eines • spezifischen Merkmals von Personen oder ihrer Umgebung niedriger • wäre als bei dessen Vorliegen. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  32. … eine Krankheit mehrere hinreichende Ursachen haben kann, welche • darüber hinaus eine oder mehrere beitragende Ursachen gemeinsam • aufweisen können. • Für jede einzelne Krankheitsursache läßt sich eine entsprechende • attributable Proportion berechnen. Dieses Maß gibt  den Anteil aller • Krankheitsfälle an, die dieser Ursache zuzuordnen sind, oder anders • gesagt, den Anteil aller Krankheitsfälle an, die nicht aufgetreten wären, hätte • man die Urasche eliminiert. • "Einführung in die moderne Epidemiologie" Anders Ahlbohm Staffan Norell • Deutsche Fassung von C. Bode und K. Bergmann "5. Vergleichende Maße von • Krankheitshäufigkeit" S.37-45; MMV Medizin Verlag München 1991 Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  33. 6. Demographie • Die Demographie heißt übersetzt Bevölkerungslehre. • Beispiele: Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

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  37. Regionale Verteilung • Die regionale Verteilung ist deutlich dargestellt in den beiden • Graphen: Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

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  39. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  40. Sozialepidemiologie • Sozialepidemiologie: Fragestellungen, Methoden und Ergebnisse • Fragestellungen und Methoden von Bernhard Badura • Die Sozialepidemiologie verbindet Fragestellungen und Methoden der • Sozialwissenschaften mit denen der herkömmlichen medizinischen • Epidemiologie. Ähnlich wie dieser geht es ihr letztlich um die • Klärung gesundheits- bzw. krankheitsrelevanter Kausalzusammenhänge. • Während die traditionelle Epidemiologie hierbei Fragestellungen • nachgeht, die sich aus dem biomedizinischen Modell herleiten • lassen, geht es der Sozialepidemiologie um die Aufklärung der seit • Jahrhunderten beobachteten offenkundigen Zusammenhänge • zwischen Gesellschaft und Gesundheit. • aus "Gesundheitswissenschaft Psychologie" Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  41. Biologische Konzepte: • Der Lebensprozess ist irreversibel, endlich und existenziell auf einen • beständigen Austausch mit der umgebenden Welt angewiesen. Deshalb • heißt Leben immer auch Krankheit, Altern und Tod. Leben erfordert • unumgänglich die – potentiell auch gefährdende – Auseinandersetzung mit • der Umwelt. • Im Zusammenhang naturwissenschaftlicher und biomedizinischer • Auseinandersetzung mit Krankheit interessieren pathogenetische • Grundmechanismen, wie z.B.: • Phylogenetische und ontogenetische Adaptionsmängel • Störungen der Differenzierung, der Reifung und des Wachstums • Spezifische Reaktionsmechanismen des Körpers auf äußere Reize und • Einwirkungen • Funktionsmängel/ Strukturstörungen • Regulationsmängel • Störungen der Informationsleitung • Genetische Determinationen Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  42. Sozialwissenschaftliche Konzepte • Makrokonzepte: • Menschen sind sozial verschieden. Das trifft auch auf die Möglichkeiten zu, • sich mit Gefährdungen auseinanderzusetzen. • Mit dem Wandel der sozialen Strukturen und der Lebensbedingungen • wandeln sich auch die Häufigkeit des Krankwerdens und das Spektrum der • vorkommenden Krankheiten in einer Bevölkerung (Morbidität). • Die Morbidität wird so zu einem Indikator sozialer Zustände wie des sozialen • Wandels. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  43. Risikofaktoren sind Merkmale, die eine Bevölkerung hinsichtlich der • Verschiedenheit von Erkrankungen oder Sterbefällen in einem bestimmten • Zeitraum differenzieren. Diese Merkmale können potentiell ursächlich oder • nur Indikatoren für das Vorliegen besonderer Risiken sein. Auch hier gilt, • dass die Bezeichnung eines Sachverhalts als Risikofaktor nur in Bezug auf • eine definierte Wirkung sinnvoll ist. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  44. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

  45. Prof. Dr. Sigrid Michel „Sozialmedizinische Grundlagen Sozialer Arbeit“

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