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VI. Geographische Vorstellungen bei Platon und Aristoteles (mit einem Exkurs über Aristarch)

VI. Geographische Vorstellungen bei Platon und Aristoteles (mit einem Exkurs über Aristarch). 0. Literaturhinweise Paul Friedländer: Platon. Bd. III: Die Platonischen Schriften; zweite und dritte Periode. 2. Aufl., Berlin 1960.

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VI. Geographische Vorstellungen bei Platon und Aristoteles (mit einem Exkurs über Aristarch)

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  1. VI. Geographische Vorstellungen bei Platon und Aristoteles (mit einem Exkurs über Aristarch) 0. Literaturhinweise Paul Friedländer: Platon. Bd. III: Die Platonischen Schriften; zweite und dritte Periode. 2. Aufl., Berlin 1960. Ingemar Düring: Aristoteles: Darstellung und Interpretation seines Denkens, 2. Aufl., Heidelberg 2005 (= 1966). Klaus Geus: Utopie und Geographie: Zum Weltbild der Griechen in frühhellenistischer Zeit, in: Orbis Terrarum 6, 2000 (ersch. 2001), 55–90. 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 1

  2. Platon (428/7–348/7 v. Chr.) 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 2

  3. Aigina Kodros arete Aporie Sokrates Ion ProtagorasPoliteia Phaidon Dialektik Sophistes Politikos Nomoi Akademie Agrapha Dogmata Atlantis Timaios Kritias Sais Hermokrates 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 3

  4. „Die Aufzeichnungen berichten, wie eure Stadt [Athen] einst einer gewaltigen Macht das Ende bereitet hat, als diese vom Atlantischen Meer aufgebrochen und in ihrem Übermut gegen ganz Europa und Asien zugleich heranzogen war. Damals konnte man näm­lich das Meer dort noch befahren; denn vor der Mündung, die ihr in eurer Sprache die Säulen des Herakles nennt, lag eine Insel, und diese Insel war größer als Libyen und Kleinasien zusammen. Von ihr gab es für die Reisenden damals einen Zugang zu den anderen Inseln, und von diesen auf das ganze Festland gegenüber rings um jenes Meer, das man wahrhaft so bezeichnen darf. Denn alles, was innerhalb der erwähnten Mündung liegt, erscheint wie eine Hafenbucht mit einer engen Einfahrt; jenes aber kann man wohl wirk­lich als ein Meer und das darum herumliegende Land in der Tat und in vol­lem Sinne des Wortes als ein Festland bezeichnen.Auf dieser Insel Atlantis nun gab es eine große und bewundernswerte Königsherrschaft, die sowohl über die ganze Insel als auch über viele andere Inseln und über Teile des Festlandes ihre Macht ausübte; zudem regierten diese Könige auf der gegen uns liegenden Seite über Libyen, bis gegen Ägypten hin, und über Europa bis nach Tyrrhenien [Etrurien]. Diese ganze Macht nun versammelte sich einst zu einem Heereszug und machte den Versuch, sich das ganze Gebiet bei euch und bei uns und alles, was diesseits der Mündung liegt, in einem einzigen Ansturm zu unterjochen. 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 4

  5. Damals nun, Solon, wurde die Kraft eurer Stadt mit ihrer Tüchtigkeit und Stärke vor aller Augen sichtbar; sie tat sich vor allen anderen durch ihren Mut und durch ihre Kriegskunst hervor, und so stand sie zuerst an der Spitze der Griechen; als dann aber die anderen abfielen und sie notgedrungen auf sich allein gestellt war und dadurch in äußerste Gefahr geriet, da zeigte sie sich den herannahenden Feinden überlegen und konnte ein Siegeszeichen errichten; jene, die noch nicht unterworfen waren, bewahrte sie vor der Unterwerfung, und uns anderen allen, die wir diesseits der Säulen des Herakles wohnen, schenkte sie großzügig die Freiheit wieder. In der darauffolgenden Zeit aber gab es gewaltige Erdbeben und Überschwemmungen; es kam ein schlimmer Tag und eine schlimme Nacht, als eure ganze Streitmacht mit einem Male in der Erde ver­sank, und ebenso versank auch die Insel Atlantis ins Meer und verschwand darin. Deswegen kann man noch heute das Meer dort weder befahren noch erforschen, weil in ganz geringer Tiefe der Schlamm im Wege liegt, den die Insel, als sie sich senkte, zurückgelassen hat“ (Plat. Tim. 24e1 – 25d6). 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 5

  6. Geographische Elemente in Platons Atlantis-Mythos: - Die Insel Atlantis ist größer als Libyen und Asien zusammen - Sie liegt westlich von Gibraltar - Atlantis ist eine „heilige Insel“ - Atlantis ist eine von mehreren Inseln auf dem Seeweg zum „wahren Festland“ - Das „wahre Festland“ ist eine zusammenhänge Landmasse, die das „wahre Meer“ in sich birgt - Wegen des Schlamms ist das Meer an der Stelle, wo Atlantis unterging, nicht mehr befahrbar. Platon scheint hier auf Hdt. IV 36-42 anzuspielen, wo der pater historiae die Größe der Erdteile Libyen, Asien und Europa beschreibt. 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 6

  7. Das “ionische” Scheibenmodell(nach Hekataios, ca. 500 v. Chr.) 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 7

  8. Platons „Wahres Festland“(Atlantis-Mythos) Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  9. Platons Atlantis-Mythos in Timaios und Kritias hat trotz zahlreicher antiker und moderner Gegenbehauptungen keinen historischen Kern, sondern sollte zur Erläuterung und Erweiterung seiner Vorstellungen in der Politeia dienen. Das im Atlantis-Mythos beschriebene Raumbild besteht im Wesentlichen aus einer Erweiterung des traditionellen („ionischen“) Erdscheiben-modells. Es gab damals zwei miteinander konkurrierende Vorstellungen von der Erde: das alte Scheibenmodell und das moderne Kugelmodell. Vgl. „Manche meinen, die Erde sei eine Kugel, andere wiederum, sie sei flach.“ (Aristot. coel. II 13, p. 293b33-34) 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 9

  10. Aristoteles v. Stageira (384–322 v. Chr.) 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 10

  11. Lykeion Peripatos (> peripateisch) exoterisch/esoterisch Das Corpus Aristotelicum lässt sich gliedern nach 1. erkenntnistheoretischen und logischen Schriften2. naturwissenschaftlichen Schriften; 3. Schriften über metaphysische Dinge; 4. ethischen Schriften; 5. kunsttheoretischen Schriften und 6. politiktheoretischen Schriften. 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 11

  12. Das frühe Erdkugelmodell (fünf Klimazonen) Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  13. Ganz wie Herodot spricht Aristoteles davon, dass man „heutzutage“ (!) lächerlicherweise die Karten (periodous tes ges) rund zeichnet“ (meteor. 2, 5, p. 362a33b30). Aristoteles nahm in seiner Schrift Über den Himmel (298a8; offenbar in Bezug auf Plat. Phaid. 109a) aufgrund von Reiseberichten und von zoologischen Beobachtungen an, dass die Erdkugel nicht allzu groß und die Lücke zwischen Gibraltar und Ostindien recht schmal war. Das Verhältnis von Länge und Breite der Oikumene schätzt er auf „größer als 5 : 3“. 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 13

  14. Die Oikumene nach Aristoteles (Prontera) Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  15. Die Oikumene nach Aristoteles (Geus) Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  16. Parnass(os)/Paropamisos (= Hindukusch) Baktros, Araxes, Indus Nach Aristoteles erstellt der Geograph seine Karte der Oikumene anhand der ihm vorliegenden Informationen von Reisenden, anhand seines philosophischen Weltbildes und sogar nach Hörensagen. 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 16

  17. Exkurs: Das heliozentrische Weltbild des Aristarch von Samos (um 280 v. Chr.?) 0. Literaturhinweise • Stückelberger, Alfred: Ptolemaios und das heliozentrische Weltbild: Zur Rezeption eines Paradigmenwechsels In: Döring, Klaus; Herzhoff, Bernhard; Wöhrle, Georg (Hrsg.): Antike Naturwissenschaften und ihre Rezeption. Bd. 8. Trier: Wissenschaftlicher Verlag Trier, 1998. S. 83–99. • Russo, Lucio: (Die vergessene Revolution oder die Wiedergeburt des antiken Wissens. Übers. v Bärbel Deninger (Die vergessene Revolution oder die Wiedergeburt des antiken Wissens. Berlin; Heidelberg; New York: Springer, 2005) [richtet sich nach der erweiterten englischen Fassung]. Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  18. Mathematike syntaxis / Almagest Ptol. alm. I 2, Heiberg 9: 1. Das Himmelsgewölbe hat Kugelgestalt und dreht sich wie eine Kugel; 2. Ihrer Gestalt nach ist die Erde für die sinnliche Wahrnehmung, als Ganzes betrachtet, ebenfalls eine Kugel; 3. Ihrer Lage nach nimmt die Erde einem Zentrum vergleichbar die Mitte des ganzen Himmelsgewölbes ein; 4. Ihrer Größe und Entfernung nach steht die Erde zur Fixsternsphäre in dem Verhältnis eines Punktes; 5. Die Erde hat ihrerseits keinerlei Ortsveränderung verursachende Bewegung. 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 18

  19. Modelle des geozentrischen und heliozentrischen Weltbildes Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  20. Kleanthes Seleukos Epizykel Deferent Exzenter 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 20

  21. Archim. Aren. 1 [Sandrechner = Psammites = Arenarius] „Du [König Gelon] bist darüber unterrichtet, dass von den meisten Astronomen als Kosmos die Kugel bezeichnet wird, deren Zentrum der Mittelpunkt der Erde und deren Radius die Verbindungslinie der Mittelpunkte der Erde und der Sonne ist. Dies nämlich hast du aus den Abhandlungen der Astronomen gehört. Aristarch von Samos gab die Erörterungen gewisser Hypothesen heraus, in welchen aus den gemachten Voraussetzungen erschlossen wird, dass der Kosmos ein Vielfaches der von mir angenommenen Größe sei. Es wird nämlich angenommen, dass die Fixsterne und die Sonne unbeweglich seien, die Erde sich um die Sonne, die in der Mitte der Erdbahn liege, in einem Kreis bewege, die Fixsternsphäre aber, deren Mittelpunkt im Mittelpunkt der Sonne liege, so groß sei, dass die Peripherie der Erdbahn sich zum Abstande der Fixsterne verhalte wie der Mittelpunkt der Kugel zu ihrer Oberfläche ...“ 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 21

  22. Ptol. alm. 1, 5, Heiberg 18 „Wenn man eine solche Verschiebung [sc. die Bewegung der Erde um die Sonne] ... annehmen wollte, dann würde ... der Fall eintreten, dass erstens die Größen und die gegenseitigen Abstände der Gestirne am östlichen Horizont scheinbar nicht die gleichen wie am westlichen Horizont sein würden, und dass zweitens die Zeit von dem Aufgang bis zur Kulmination nicht gleich sein würde der Zeit von der Kulmination bis zum Untergang, was mit den Erscheinungen vollkommen im Widerspruch steht, wie man leicht sehen kann.“ 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 22

  23. Ptol. alm. 1, 7, Heiberg 25 „[Die Vertreter einer Achsenbewegung] müssten doch zugeben, dass die Drehung der Erde die gewaltigste von allen Bewegungen ... wäre, insofern sie in kurzer Zeit [d. h. in 24 Stunden] eine so ungeheuer schnelle Wiederkehr zum Ausgangspunkt bewerkstelligte, dass alles, was auf ihr nicht niet- und nagelfest wäre, scheinbar in einer einzigen Bewegung begriffen sein müsste, welche der Erde entgegengesetzt verliefe. So würde sich weder eine Wolke noch sonst etwas, was da fliegt oder geworfen wird, in der Richtung nach Osten ziehend bemerkbar machen, weil die Erde stets alles überholen und nach Osten vorauseilen würde.“ 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 23

  24. Ptolemaios lehnte das heliozentrische Weltbild ausschließlich mit mathematischen und physikalischen Argumenten ab. Diese Argumente waren für seine Zeit plausibel und unwiderlegbar. Die ablehnende Haltung des Ptolemaios – und wahrscheinlich auch die der anderen „geozentrischen“ Astronomen vor ihm – hat weder etwas mit einer reaktionären Grundhaltung noch mit einem intellektuellen Defizit noch mit einem mangelnden Interesse an wissenschaftlichen Fragen zu tun (gegen Russo). 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 24

  25. VII. Die Erweiterung der geographischen Kenntnisse in der Zeit Alexanders d. Gr. und der Diadochen 0. Literaturhinweise Friedrich Pfister: Das Alexander-Archiv und die Hellenistisch-Römische Wissenschaft. In: Historia 10, 1961, 30–67. Klaus Geus: Space and Geography. In: Andrew Erskine (Hrsg.): A Companion to the Hellenistic World, Oxford 2003, 232–245. 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 25

  26. „Mathematiker“ (Eudoxos?) berechneten nach Aristoteles den Erdumfang auf 400 000 Stadien (= 75000 km), vielleicht aufgrund von Addition von Teilstrecken und Schätzungen Die Beobachtungen, dass Elefanten sowohl im äußersten Westen als auch im äußerten Osten der Oikumene existieren, führte zu der Vermutung, dass der Weg über den Atlantik kurz sei Die Philosophen und Forscher der hellenistischen Zeit, die von einem engen Zusammenhang aller Dinge ausgingen, fühlten sich berechtigt, Informationen aus verschiedenen naturwissenschaftlichen Disziplinen für weitreichende Spekulationen zu nutzen. Über das Kaspische Meer (Binnenmeer? Ausbuchtung des Okeanos? Zusammenhang mit Hyrkanischem Meer) kursierten unterschiedliche Vorstellungen 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 26

  27. Die Welt in der Zeit vor Alexander Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de

  28. Ktesias Damastes Arabischer Golf wurde teils als Binnenmeer, teils als Teil des Persischen Golfs, teils als Sund, der durch eine Landbrücke zwischen Afrika und Indien gebildet wird, angesehen Die Afrika-Umsegelung durch die Phoiniker unter Necho II. (um 600 v. Chr.) wurde u.a. von Ephoros wegen der Klimazonentheorie bezweifelt Alexander stellte sich zu Beginn seines Feldzuges Asien viel kleiner vor, als es der Realität entsprach Babylon, Susa, Persepolis, Gordion, Gaugamela, Ekbatana Bessos Bematisten Alexander selbst soll “die Beschreibung genau gelesen haben, die die besten Kenner des Landes für ihn zusammengestellt hatten“ (Strab. 2, 1, 6). 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 28

  29. Der Hindukusch, eine Fortsetzung des „Tauros-Gebirges“, galt als der östliche Abschluss der Oikumene Höhle des Prometheus Oxus (= Araxes?) = Amu-Darya Iaxartes = Syr-Darya Alexandria Eschate Europäische/Asiatische Skythen Pharasmenes Chorasmien Baktrien Sogdiane Akesines „Ägyptische Bohne“ 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 29

  30. Alexander had already seen crocodiles on the Indus, as on no other river except the Nile, and beans growing on the banks of the Akesines of the same sort as the land of Egypt produces and, having heard that the Akesines runs into the Indus, he thought he had found the origin of the Nile; his idea was the Nile rose somewhere thereabouts in India, flowed through a great expanse of desert, and there lost the name of Indus, and then, where it began to flow through inhabited country, got the name of Nile from the Ethiopians in those parts and the Egyptians ... (Anab. 6.1.2-3; cf. Strabo 15.1.25; Arr. Ind. 6.8) 08.08.2014 Prof. Dr. Klaus Geus / klaus.geus@fu-berlin.de 30

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