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Referat „Tiefenpsychologie“

Referat „Tiefenpsychologie“. Seminar: „Theorie und Technik verschiedener psychotherapeutischer Ansätze“ Klaus Schulte Daniel Kastenholz 8.11.2007. Gliederung. Psychoanalyse nach Sigmund Freud Individualpsychologie nach Alfred Adler Analytische Psychologie nach C.G. Jung

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Presentation Transcript


  1. Referat „Tiefenpsychologie“ • Seminar: „Theorie und Technik verschiedener psychotherapeutischer Ansätze“ • Klaus Schulte • Daniel Kastenholz • 8.11.2007

  2. Gliederung • Psychoanalyse nach Sigmund Freud • Individualpsychologie nach Alfred Adler • Analytische Psychologie nach C.G. Jung • Vegetotherapie nach Wilhelm Reich • Bioenergetik nach Alexander Lowen • Transaktionsanalyse nach Eric Berne

  3. PsychonalyseSchwierigkeiten/Begriffsdefinition • Es gibt nicht „die“ Psychoanalyse – allein Freud hat über 4 Jahrzehnte hinweg immer wieder neue Schwerpunkte gesetzt (besonders bezüglich der Theorie(n) der Angst) • „Psychoanalyse“ bedeutet dreierlei: • a) allgemeine psychologische Theorie, • b) Methode zur Erforschung psychischer Vorgänge (v. a. durch die Verfahren der freien Assoziation und der Traumdeutung), • c) Verfahren zur Behandlung psychischer Störungen

  4. PsychonalyseSchwierigkeiten/Begriffsdefinition • Kritik an der „Universalität des Ödipuskomplexes“; Vorwurf des Psychologismus durch Vernachlässigung historischer und sozialer Prozesse; Vorwurf, Missbrauchstäter zu schützen, weil Freud später behauptete, dass viele der Missbrauchsgeschichten, die seine Patienten erzählten und die zunächst von ihm als real eingestuft worden waren, phantasiert seien

  5. PsychonalyseEntstehung der Theorie • Traumatheorie: der Fall Anna O. (Breuer) – durch intensives Zuhören und Nachfragen bei zunächst scheinbar sinnlosem Assoziieren der Patientin unter Hypnose findet Breuer schließlich zum Konzept der „Katharsis“; Anna selber kommt zu Begriffen wie „chimney sweeping“ und „talking cure“ • Freud übernimmt das Verfahren der Katharsis durch Hypnose, ist aber bald damit unzufrieden: der Effekt hält nicht lange an, und viele Patienten lassen sich gar nicht hypnotisieren – die Hypnose ist eine zudeckende Methode, Freud will aber aufdecken (Erinnern und Ausagieren der Affekte) • Freud ersetzt das Verfahren der Hypnose durch das der freien Assoziation – die Couch kommt ins Spiel (Förderung von Regression und entspannter Haltung) – hier soll man möglichst alles, was einem in den Sinn kommt, zensurfrei aussprechen, auch und gerade wenn es zunächst sinnlos oder bruchstückhaft scheint

  6. PsychonalyseEntstehung der Theorie • Nach diesem Verfahren versucht Freud auch, sich selbst zu analysieren – wahrscheinlich spielte diese Selbstanalyse eine starke Rolle bei der Entwicklung des Konzepts des „Ödipuskomplexes“ • Sexualität und Phantasie: Uminterpretation eines passiven Erleidens in ein aktives Erleben – möglicherweise entscheidender Schritt bei der Entstehung der Psychoanalyse; Aufwertung inneren Erlebens, aber es kam die erwähnte Kritik des Schutzes der Täter

  7. Psychonalysetopisches Modell • Kategorisierung des Seelenlebens in „unbewusst“, „vorbewusst“ und „bewusst“; Zugriff auf das Unbewusste begegnet Widerständen; die Bearbeitung dieser Widerstände rückt zunehmend in den Fokus, sowie das Aufgreifen der Übertragung, die zunächst als Nachteil angesehen wurde

  8. PsychonalyseEntstehung der Theorie • Libido als psychische Energie steht im Mittelpunkt einer frühen Theoriebildung, die noch sehr an der Physiologie orientiert ist; eine Neurose entsteht demnach entweder dadurch, dass sich Libido „aufstaut“ (Aktualneurose) bzw. durch symbolischen Ausdruck frühkindlicher Konflikte im Zusammenhang mit der Libidoentwicklung (Psychoneurose) • Diese Theorie-Entwürfe weichen mit den Jahrzehnten mehr und mehr einer Ich-Psychologie: in der späteren Topik des Psychischen ist von den allseits bekannten Instanzen „Es“, „Ich“ und „Über-Ich“ die Rede

  9. PsychonalyseStrukturmodell der Persönlichkeit • Das „ES“ als stammesgeschichtlich älteste Instanz: streng unbewusst, Vertreter basaler Bedürfnisse, die ohne Korrektur durch andere Instanzen zu lebensbedrohlichen Konflikten mit der Außenwelt führen würde

  10. PsychonalyseStrukturmodell der Persönlichkeit • Das „ÜBER-ICH“: teilweise unbewusst; repräsentiert moralische und ethische Wertvorstellungen, die ursprünglich der Außenwelt angehören (in den ersten Lebensjahren repräsentiert durch die primären Bezugspersonen), dann aber eben als eigene Instanz verinnerlicht werden (Gewissensfunktion, aber auch Charakter des Ideal-Ich)

  11. PsychonalyseStrukturmodell der Persönlichkeit • Das „ICH“ als bewusste Entscheidungsinstanz: muss zwischen den anderen Instanzen und zwischen ihnen und der Außenwelt vermitteln (ist das „ICH“ vollständig bewusst? was ist dann mit den unbewussten Abwehrmechanismen des „ICH“?) • dies führt zu einer Uminterpretation des Zusammenhangs von Angst und Verdrängung: Angst ist jetzt nicht mehr Ergebnis der Verdrängung („Libidostau“), sondern deren Ursache; das Bild des Psychischen bekommt einen viel aktiveren Charakter; Grund für diese Entwicklung war wohl u. a. die Unfähigkeit der frühen Theorie, z. B. die Beziehung zwischen Sexualspannung und Lusterleben zu erklären

  12. PsychonalyseTrieblehre • Triebe: Eros und Thanatos (Bindung und Zerstörung) • Libido als Energie des Eros, unter Möglichkeit der Sublimierung • Todestrieb führt Freud zum Konzept des „Wiederholungszwanges“

  13. PsychonalysePhasen der psychosexuellen Entwicklung • orale Phase – anale Phase – phallische Phase – Latenzphase (– genitale Phase ?) • Freud behauptet, Mädchen würden aus der Entdeckung des anatomischen Geschlechtsunterschieds heraus einen „Penisneid“ entwickeln, Jungen eine „Kastrationsangst“ • Der Ödipuskomplex: resultiert (beim Jungen) aus dem „Wunsch, den Vater zu beseitigen, um ihn bei der Mutter zu ersetzen“; bei Mädchen schwieriger zu bestimmen (Jung spricht vom „Elektrakomplex“)

  14. PsychonalysePhasen der psychosexuellen Entwicklung • Primärer und sekundärer Narzissmus: • primärer N. als „‚objektloser’ oder zumindest undifferenzierter Zustand“ (Laplanche und Pontalis, 1972) nach dem Urbild der totalen Geborgenheit im Mutterleib; • sekundärer N. bezieht sich auf Regressionserscheinungen in der späteren Entwicklung, die sich auf den primären N. beziehen

  15. PsychonalyseKonflikt, Symtombildung und Neurose • Konflikte können entstehen zwischen den Trieben, zwischen • widersprüchlichen Ansprüchen der Instanzen bzw. zwischen Wunsch und Abwehr; neurotische Symptombildungen sind dabei ebenfalls als Abwehrformen von Konflikten zu verstehen; die Art der Abwehr hängt mit der jeweiligen psychosexuellen Entwicklung bzw. mit Entwicklungshemmungen zusammen, wenn nämlich eine Fixierung an eine Phase vorliegt, auf die dann eine Regression statt findet: z. B. Hysterie und Angstneurose als Regression auf die phallische Phase, Zwangsneurose als Regression auf die anale Phase, Depression als Regression auf die spätere orale Phase und Schizophrenie als Regression auf die frühorale (primär-narzisstische) Phase

  16. PsychonalysePersönlichkeitstypen • Der orale Typ: fordernde triebhafte Haltung, die kaum zu befriedigen ist; orale (Sucht-)Aktivitäten; fordernde Passivität • Der anale Typ: zwanghaftes Reinlichkeitsverhalten, übertriebener Ordnungssinn, weitschweifige Reden mit belanglosen Einzelheiten; versteckte Feindseligkeit gegen Einmischung von außen; Streben nach Autonomie, trotzdem stark abhängig • Der phallische Typ: Ehrgeiz, Draufgängertum, Kaschieren der Furcht vor diesen Aktivitäten, ungünstige Bewältigung des Ödipuskomplexes • Der primäre narzisstische Typ: • schizoides Verhalten, unklare Ich-Grenzen; Idealisierungen von Bezugspersonen, die bei Enttäuschung in Resignation, Hass oder Zynismus umschlagen; mögliche Folgen: Depression und Depersonalisation • Der sekundäre narzisstische Typ: • Oberflächlichkeit in Beziehungen; Angeberei, phallisch-exhibitionistische Tendenz, Geltungssucht

  17. PsychonalyseAbwehrmechanismen des Ichs (A.Freud) • Verdrängung • Regression • Reaktionsbildung • Isolierung • Ungeschehenmachen • Projektion • Introjektion (Identifikation) • Wendung gegen die eigene Person • Verkehrung ins Gegenteil • Sublimierung

  18. PsychonalyseDie therapeutische Situation • Das therapeutische Bündnis: Einigung auf die Grundregel – von Seiten des Patienten alles aussprechen (erfordert auf der anderen Seite Zusicherung strengster Diskretion) • ein einigermaßen „intaktes“ Ich des Patienten galt zumindest Freud als unerlässliche Voraussetzung, ohne das die psychoanalytische Therapie nicht gelingen könne • Das therapeutische Setting: der Klient liegt auf der Couch, der Analytiker sitzt dahinter; diese Situation soll die Produktion von Material fördern, das die sonst übliche Zensur möglichst umgeht und als Abkömmling des verdrängten Unbewussten dem Vorgang des Deutens unterzogen werden kann • Wichtigste Interventionen des Therapeuten: Instruktionen, Deutungen, Konfrontationen, Klärungen, Durcharbeiten, Rekonstruktionen

  19. PsychonalyseTraum und Deutung • Grundannahme: Durch Mechanismen wie Verschiebung und Verdichtung bildet sich aus Wunschregungen, aus Bedürfnissen und Ansprüchen des ES ein manifester (entstellter) Trauminhalt; durch freie Assoziation kann man zu latenten Traumgedanken „zurück“ gelangen: Ziel ist dabei v. a. die Rekonstruktion des frühkindlichen Konfliktes sowie der typischen Abwehrmuster und „Widerstände“ • Freud hat allerdings selber „Symbolkataloge“ veröffentlicht und damit das Missverständnis, seine Traumdeutung sei eine Symboldeutung, teilweise selber gefördert

  20. PsychonalyseWiderstand, Übertragung und Gegenübertragung • Widerstand: hat in der Therapie für den Patienten die „Funktion“, das Bewusstwerden verdrängter Konflikte zu vermeiden; wichtig ist eine Analyse der charakteristischen Widerstandmuster bzw. ein Herausstellen der bevorzugten Abwehrmechanismen • Übertragung: bezeichnet Gefühle und Beziehungsmuster, die nicht der „realen“ Therapiesituation entspringen, sondern i. A. den früheren Beziehungen zu primären Bezugspersonen; galt Freud ursprünglich als stärkster Widerstand, wurde dann aber im Gegenteil von ihm als wichtigstes therapeutisches Mittel erkannt, denn gerade an der Übertragung wird die Beziehung von allgemeinen Handlungs-, Erlebens- und Wahrnehmungsmustern und den Widerständen in der Therapiesituation deutlich

  21. PsychonalyseWiderstand, Übertragung und Gegenübertragung • In der Übertragung agiert der Patient ein wesentliches Stück seiner Lebensgeschichte aus, zu dem er sonst schwer Zugang hätte; außerdem kann die Übertragung dem Therapeuten eine günstige Position zur „Nach-Erziehung“ vermitteln • Gegenübertragung: bezeichnet die Gefühle, die der Patient im Therapeuten „erzeugt“ (z. B. Wut, Langeweile, Desinteresse, überstarkes Mitleid); auch diese – zunächst ebenfalls eher als „Störfaktoren“ gesehen – stellen ein wichtiges Erkenntnisinstrument für den Therapeuten dar. • Dabei gilt sowohl für Übertragung wie Gegenübertragung: ein Ausagieren in der Realität ist hingegen strengstens untersagt

  22. Psychoanalyse • Fragen ?!?

  23. IndividualpsychologieGrundannahmen • Begründer: Alfred Adler (1870-1937) • Adlers „Individualpsychologie“ ist eigentlich eine klinische Sozialpsychologie – nicht zu verwechseln mit „Persönlichkeitspsychologie“ • Adler betont die Ganzheit der Person: statt einer Untergliederung in Instanzen sieht er den Menschen stärker in seinem sozialen Umfeld, und das heißt auch: er sieht die Ansprüche des Individuums im Konflikt zu den Ansprüchen des sozialen Umfelds • Adler unterstreicht die Fähigkeit des Individuums zu Wachstum und Entfaltung – insbesondere zur Überwindung von Mängeln

  24. IndividualpsychologieMinderwertigkeitsgefühl und Geltungsstreben • Teleologische Sichtweise: • Fragen nach der Finalität, nicht nach der Kausalität; immer die Frage nach den Zielen und Funktionen; nicht: „Woher kommt das?“ sondern „Wozu dient es?“; „Wozu habe ich Angst?“ nicht „Warum habe ich Angst?“ • Neurotische Symptome als Abwehr gegen Anforderungen der Umwelt – Ausgangspunkt ist das Minderwertigkeitsgefühl

  25. IndividualpsychologieMinderwertigkeitsgefühl und Geltungsstreben • Ursprünglich führte Adler Minderwertigkeitsgefühle auf organische Mängel zurück, aus denen eine verminderte Leistungsfähigkeit und damit eine Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls resultiere • später immer allgemeiner: jeder Mensch ist anfangs sehr klein und erfährt sich den anderen gegenüber als ohnmächtig; sozialpsychologische Aspekte, wie ein überbehütender Erziehungsstil können nun die Entwicklung zur Autonomie und Selbstständigkeit noch weiter behindern • Als Versuch der Kompensation eines solchen (allgemeinen) Minderwertigkeitsgefühls resultiert ein Geltungsstreben (Funktion: Sicherung des Selbstwertgefühls durch Protest gegen die erlebte Ohnmacht)

  26. IndividualpsychologieMinderwertigkeitsgefühl und Geltungsstreben • gerade körperliche Beeinträchtigungen könnten nun zu einer Überkompensation führen: so wird z. B. stotterndes Kind besonderer Redner • ähnliche Funktion kann dem sozialen Status der Familie zukommen, aber auch einer (ungünstigen) Position in der Geschwisterreihe (in Mythen und Märchen das jüngste Kind, das alle überflügelt; älteste Geschwister  konservativen Einstellungen, da günstige Machtverhältnisse) • auch die Geschlechterrolle kann wichtig sein; wesentlich ist für Adler jedoch immer das subjektive Erleben, nicht die objektiven Gegebenheiten

  27. IndividualpsychologieLebensstil • Aus der jeweiligen Konstellation heraus bildet sich ein Grundmuster aus, Minderwertigkeitsgefühle entsprechend den gegebenen Möglichkeiten diese zu überwinden. Dieses Muster nennt Adler den Lebensstil • Im Lebensstil sind Leitlinien enthalten, welche als Handlungsprinzipien zur Konkretisierung eines zu Grunde liegenden Lebensplanes zu verstehen sind – dieser Lebensplan ist großenteils unbewusst

  28. IndividualpsychologieLebensstil • Lebensplan: Zielgerichtetes Grundprogramm zur Bewältigung der Umweltanforderungen • Leitlinien: Grundsätzliche Strukturierungsaspekte für die Auseinandersetzung mit der Umwelt • Lebensstil: Spezifische Taktiken, um den Leitlinien folgen zu können • Verhalten

  29. IndividualpsychologieLebensstil • M. Titze weist darauf hin, dass der Lebensstil zwei unterschiedliche Bezugssysteme umfasst: • Das primäre Bezugssystem: infantile Ebene: bildhaft, anschaulich, metaphorisch, „analog“, gefühlsbetont, vorurteilsbehaftet, egoistisches Verhalten, extreme Urteile, „das kleine Kind in uns“ (Adler) • Das sekundäre Bezugssystem: durch Sozialisation erworben, sprachlich, abstrakt, analytisch, „digital“, konventionell, intersubjektiv, regelhaft, logisch und vernünftig

  30. IndividualpsychologieGemeinschaftsgefühl und Machtmensch • Das Gemeinschaftsgefühl als das zentrale Konzept in der Individualpsychologie und als Ergebnis einer gelungenen Sozialisation bzw. Kennzeichen für seelische Gesundheit; • Das Minderwertigkeitsgefühl ist von daher gesehen etwas Positives, da es das Streben nach Überwindung hervorruft • aus dieser „schmerzliche[n] Spannung“ entsteht die treibende Kraft für allen Fortschritt und alle kulturellen Leistungen des Menschen • Grundlage für die Entwicklung des Gemeinschaftsgefühls ist die Beziehung zur Mutter als der ersten sozialen Bezugsperson – wichtig ist hier v. a. die Erfahrung von Vertrauen

  31. IndividualpsychologieGemeinschaftsgefühl und Machtmensch • Durch ungünstige Erziehung kann es dazu kommen, dass das Gemeinschaftsgefühl sich nicht entfaltet, sondern das Kind sich viel mehr für sich selbst als für andere Personen interessiert. Eine solche ungünstige Erziehung ist in den folgenden Fällen gegeben • a) überstreng erzogene Kinder streben eine Machtposition an, in der sie ähnlich herrschen können wie die Eltern über sie geherrscht haben; es resultiert also ein Streben nach persönlicher Überlegenheit („Machtmensch“) • b) Kinder mit stark minderwertigen Organen • c) verzärtelte, verwöhnte Kinder entwickeln kein gesundes Selbstwertgefühl, sondern werden unfähig, Verantwortung zu übernehmen und sich zu behaupten; das kann dazu führen, dass die erlernte Hilflosigkeit dazu eingesetzt wird, andere zu tyrannisieren • Gerade beim Machtmenschen wird der Minderwertigkeitskomplex oftmals durch einen Überwertigkeitskomplex verdeckt

  32. IndividualpsychologieDas Arrangement der neurotischen Symptome • Für Adler dienen neurotische Symptome entsprechend v. a. dazu, sich der Gemeinschaft zu entziehen, was eine tendenziöse Apperzeption und eine private Uminterpretation der Wirklichkeit nach sich zieht • Die Lebensfrage des Neurotikers lautet demnach nicht: • „Was muss ich tun, um mich den Forderungen der Gemeinschaft einzufügen und daraus ein harmonisches Dasein zu gewinnen?“ • sondern sie lautet: • „Wie muss ich mein Leben ausgestalten, um meine Überlegenheitstendenz zu befriedigen, mein unabänderliches Minderwertigkeitsgefühl in ein Gefühl der Gottähnlichkeit zu verwandeln?“ • im Begriff des „Persönlichkeitsideals“ wird wiederum die Finalität von Adlers Konzepten deutlich

  33. IndividualpsychologieDas Arrangement der neurotischen Symptome • Durch den Rückzug in die Symptome verstärkt sich auf Dauer noch die Angst vor dem Scheitern, wodurch man sich immer mehr zurückzieht und sich den Anforderungen der Gemeinschaft immer weniger stellt. Gleichzeitig steckt in den Symptomen immer auch ein Krankheitsgewinn, der in Mitleid und Rücksicht der anderen sowie im Vermeiden gefürchteter Handlungen besteht

  34. IndividualpsychologieErziehungsstile • Fritz Künkel hat Beziehungen zwischen dem Erziehungsstil und Grundtypen der Persönlichkeit hergestellt, wobei der Erziehungsstil auf der Dimension „streng vs. verzärtelnd“ gesehen wird, die Aktivität des Kindes auf der Dimension „stark vs. schwach“; für Künkel ergibt sich demnach: • Es handelt sich dabei um Typisierungen, Extrempositionen der Fehlentwicklung

  35. IndividualpsychologieIndividualpsychologische Therapie • IP ist stark präventiv orientiert, betont die Erziehung und auch die „Erziehung des Erziehers“ (Lehrer) • wichtigste Prinzipien: • Liebe und Geborgenheit (präventiv) • Ermutigung und Stärkung • Erforschung des Lebensplans • Erhebung der Familienkonstellation • Analyse von Körperhaltung und Gesten • Heilung durch Einsicht • Förderung der Selbstakzeptanz („sokratischer Dialog“ gegen das „strenge Gewissen“) • Verbündung mit dem Kind im Patienten • Betonung der Verantwortung des Patienten • Witz und Humor als paradoxe Interventionsformen

  36. Individualpsychologie • Fragen ?!?

  37. Analytische PsychologieGeschichte • Begründer: C. G. Jung (1875-1961) • Durch experimentelle Assoziationsforschung findet Jung typische gefühlsbetonte Wortgruppen, die er „Komplexe“ nennt (Männer: „Geld“, „Ehrgeiz“ usw.; Frauen: „Familie“, „Schwangerschaft“; Stichwort: „Diagnostische Assoziationsstudien“) • Jung war Präsident der internationalen psychoanalytischen Gesellschaft, doch schon 1911 kommt es zum Bruch mit Freud: Jung fasst den Begriff der „Libido“ wesentlich weiter als Freud im Sinne einer allgemeinen psychischen Energie

  38. Analytische PsychologieGeschichte • zentrale Begriffe in der Analytischen Psychologie nach Jung sind das „kollektive Unbewusste“ und die „Archetypen“ • Jung führt ethnologische und religionspsychologische Studien durch, die ihn u. a. nach Afrika und in die USA führen; er war stark beeinflusst von Mythen und Religionen und war fasziniert vom „Mandala“, das sich für ihn in vielen Kulturen und sogar in Zeichnungen seiner Patienten fand; außerdem war er an parapsychologischen Phänomenen wie Telepathie, Telekinese oder außersinnlicher Wahrnehmung interessiert; trotzdem bestand Jung darauf, der Empirie verpflichtet zu sein: „Ich bin kein Wundererzähler. Ich halte mich nur an die Erfahrung.“

  39. Analytische PsychologieStruktur und Funktionen der Psyche bei Jung • für Jung ist Psychologie die Wissenschaft vom Bewusstsein (!), das für ihn unterschiedliche Grade von Klarheit hat; bildlich gesehen sei das Bewusstsein eine Haut über einem ausgedehnten unbewussten Gebiet, über dessen Wesen bestenfalls indirekte Schlüsse möglich seien • Das Bewusstsein habe sich phylogenetisch erst spät als Teil des Unbewussten entwickelt

  40. Analytische PsychologieStruktur und Funktionen der Psyche bei Jung • Jung unterscheidet zwei psychische Systeme: • Ektopsyche: Verbindungssystem zwischen den Inhalten des Bewusstseins und den Umwelteindrücken (Empfinden, Denken, Fühlen und Intuieren) – hier lassen sich die unten erwähnten Wahrnehmungsfunktionen und die Urteilsfunktionen ablesen, wenn man Empfinden und Intuieren sowie Fühlen und Denken jeweils komplementär denkt • Endopsyche: Beziehungssystem zwischen den Bewusstseinsinhalten und den Prozessen, die vermutlich im Unbewussten ablaufen (Gedächtnis, subjektive Komponenten der bewussten Funktionen, Emotionen, Affekte, Einbrüche)

  41. Analytische PsychologieTypenlehre • Jung unterscheidet • den extravertierten Menschen, der eher an äußerlichen Geschehnissen und kollektiven Normen orientiert ist, und • den introvertierten Menschen, der eher in seiner inneren Erfahrung lebt und sich tendenziell von der äußeren Welt zurückzieht • Diese Typen sind zwar entgegengesetzt, aber beim einzelnen Menschen nicht „rein“ vorhanden: Ein Mensch kann z. B. zwischen beiden hin- und herpendeln; auch sei es prinzipiell so, dass das Bewusstsein extravertiert, das Unbewusste introvertiert seien

  42. Analytische PsychologieKugel-Metapher der Psyche • Man kann sich die Wahrnehmungsfunktionen (Empfinden und Intuieren), die Urteilsfunktionen (Fühlen und Denken) und die Einstellungsweisen (Extraversion und Introversion) als drei Dimensionen denken, die die Raumachsen einer Kugel bilden, welche wiederum im Wasser des Unbewussten schwimmt. • Durch das Ziel der „Individuation“ soll die Kugel theoretisch aus dem Wasser gehoben werden, was aber praktisch nicht möglich ist, da der in jedem Augenblick vollbewusste Mensch kein normaler Sterblicher mehr wäre

  43. Analytische PsychologieEktopsychische Typen • Auf den drei Dimensionen lassen sich entsprechend acht psychische Typen ausmachen • Vier von ihnen werden beschrieben als • Der Denktyp: es herrschen logische Prinzipien vor, nach denen die Welt klar geordnet erscheint – die Gefühle machen ihm jedoch Angst • Der Fühltyp: besitzt gute Kenntnis seiner Gefühle, ist aber seinen Gedanken hilflos ausgeliefert (z. B. Zwangsgedanken) • Der Intuitionstyp: fühlt sich von der Realität bedrängt, bildlich bestellt er überall Felder, doch bevor die Ernte reif ist, ist er schon unterwegs zum nächsten Feld • Der Empfindungstyp: fühlt sich krank, wenn er nicht eine gegebene Realität vor sich hat; die wahrnehmbaren Dinge einer objektiven Realität bestimmen seine Lebenswelt

  44. Analytische PsychologieKollektives Unbewusstes und Archetypen • Jung unterscheidet das persönliche und das kollektive Unbewusste • die Inhalte des kollektive Unbewussten zeichnen sich durch mythologischen Charakter aus und sind unabhängig von einer bestimmten Kultur • Jung nimmt an, dass bestimmte Strukturierungsprinzipien phylogenetischer Natur sind; so fand er bei Angehörigen von Naturvölkern Träume, die stark an die griechische Mythologie erinnern; eben solche kollektiven Urbilder oder Grundmuster nennt Jung „Archetypen“ • es gehe aber nicht um Bilder, die „als Bilder“ angeboren sind: vielmehr müsse man sich vorstellen, wie eine Spinne ihr Netz spinnt oder ein Schwarm Zugvögel fliegt, um zu verstehen, was unter einem dynamischen Grundmuster gemeint ist • Beispiele für Archetypen: Animus, Anima, der Held, das Meer, der Weise usw.

  45. Analytische PsychologieIndividuation • bezeichnet den inneren Prozess der Menschwerdung vor dem Hintergrund einer gesamtkosmischen Evolution, oder, bescheidener ausgedrückt: das lebenslange Bemühen, zum eigentlichen Selbst zu finden • Es geht bei der „Individuation“ um einen langen Läuterungsprozess, der nicht durch die Erreichung eines festen Zieles bestimmt ist, sondern ist vergleichbar mit dem Gedanken des Taoismus, dass der Weg das Ziel ist bzw. bezeichnet im Taoismus das Tao Weg und Ziel zugleich; das quasi gedachte Ziel besteht in einem vollintegrierten Selbst

  46. Analytische PsychologieIndividuation • Jacobi unterscheidet hier zwei Lebensphasen: • 1. Die „Initiation in die äußere Wirklichkeit“ in der ersten Lebenshälfte umfasst die Entwicklung der Hauptfunktionen des Ich und der „Persona“ (Teil des Selbst als ganzer Persönlichkeit, der ganz der Außenwelt zugekehrt ist und hinter dem sich der Mensch wie hinter einer Maske verschanzt): die Erzeugung von Nachkommenschaft und Brutschutz (im weiteren Sinne auch Gelderwerb, Erreichen einer bestimmten sozialen Stellung usw.). Diese Phase ist durch den „Naturzweck“ bestimmt • 2. Die „Initiation in die innere Wirklichkeit“ in der zweiten Lebenshälfte – hierin besteht im eigentlichen Sinne Prozess der „Individuation“. Dieser Prozess der Erlangung innerer Werte ist durch den „Kulturzweck“ gegeben und wird nicht von allen Individuen durchlaufen

  47. Analytische PsychologiePsychotherapie • Ziel ist nicht symptombezogene Heilung, sondern Wachstum bzw. Schritte zur Selbstverwirklichung • Im Zentrum der Therapie steht die Traumarbeit, und hierbei die Arbeit mit Symbolen; der Traum wird gesehen als Umwandlungsprozess von Konflikten und Energieprozessen des psychischen Geschehens in symbolische Bilder, wodurch der Traum dem Träumer – oftmals in warnender Funktion – den Blick auf seine wirkliche Situation zu eröffnen versucht

  48. Analytische PsychologiePsychotherapie • Die Traumanalyse wird von Träumer und Analytiker gemeinsam durchgeführt, indem beide viele Einfälle und Deutungsmöglichkeiten einbringen („Amplifikation“), damit der Gesamtsinn des Traumes rekonstruiert werden kann • Außerdem wird eine Objekt- und eine Subjektstufe der Träume unterschieden. Beispiel von Renée Nell: „Ich sehe Tante Grete auf der Straße auf mich zukommen, tue aber so, als sähe ich sie nicht, und gehe auf die andere Straßenseite.“ Objektive Seite: Es wird untersucht, welche Beziehung der Träumer zu seiner Tante hat usw. Subjektive Seite: Es wird untersucht, welche Teile der Persönlichkeit des Träumers der Tante Grete ähneln, was er tut, um diesen Teilen nicht zu begegnen usw.

  49. Analytische PsychologiePsychotherapie • Jung unterscheidet zwei Ursachen für Neurosen: • 1. Eine minderwertige Funktion drängt ins Bewusstsein • 2. Verdrängte Teilbereiche („Komplexe“) der Psyche rufen die Störung hervor • Komplexe können durch Traumata entstehen • Insgesamt sieht Jung Neurosen durchaus positiv, da sie Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der Persönlichkeit eröffnen können

  50. Analytische Psychologie • Fragen ?!?

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