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Der Staat als Unternehmer (5) Beweggründe für unternehmerisches Tätigwerden

Der Staat als Unternehmer (5) Beweggründe für unternehmerisches Tätigwerden. SS 2009 Kurt Reindl. Kurt Reindl, Der Staat als Unternehmer, SS 2008, 30.03.2009. 1. Gliederung. Allgemeiner Teil Allgemeine Informationen Begriff des Öffentlichen Unternehmens

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Der Staat als Unternehmer (5) Beweggründe für unternehmerisches Tätigwerden

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  1. Der Staat als Unternehmer (5) Beweggründe für unternehmerisches Tätigwerden SS 2009Kurt Reindl Kurt Reindl, Der Staat als Unternehmer, SS 2008, 30.03.2009 1

  2. Gliederung Allgemeiner Teil • Allgemeine Informationen • Begriff des Öffentlichen Unternehmens • Öffentliche Unternehmen und EG-Wettbewerbsrecht • Rechtliche Grundlagen in Ö: Privatwirtschaftsverwaltung • Beweggründe für unternehmerisches Tätigwerden • Eigenunternehmen • Ausgliederungen • Verstaatlichung/Privatisierung • Rechtsschutz und Kontrolle • Regulierungsbehörden

  3. Ziele öffentlicher Unternehmen • Versorgungsleistung • Einnahmenerzielung • Wirtschaftspolitik • Verwaltungstätigkeit

  4. Ziele öffentlicher Unternehmen Versorgungsleistung • „Gemeinwirtschaftliche Dienstleistungen“ • Dienstleistungen, die Privater nicht oder nicht in angemessener Qualität erbringen kann • häufig defizitär • im öffentlichen Interesse gelegen und für ein funktionierendes Staatswesen unverzichtbar • Sicherung von „Basis- bzw Universaldiensten“ als öffentliche Aufgabe • Sog „Leistungen der Daseinsvorsorge“ • Beispiele: Wasserversorgung, Energieversorgung, Post, Telekommunikation, Rundfunk • Viele solcher öffentlicher Unternehmen wurden bzw werden zunehmend einem beschränktem Wettbewerb unterstellt

  5. Ziele öffentlicher Unternehmen Versorgungsleistung • Beispiel 1: Elektrizitätswirtschaft • Zweites Verstaatlichungsgesetz, BGBl 1947/81: Sicherstellung einer flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung mit Strom zu angemessenen Preisen • Einrichtung Öffentlicher Unternehmen • Verbundgesellschaft: Ausgleich zwischen Stromerzeugung und –bedarf sowie Import/Export von Strom • Sondergesellschaften zur Errichtung und Betrieb von Großkraftwerken mit höheren Kapazitäten als der Bedarf eines Bundeslandes • Landesgesellschaften: Allgemeinversorgung in den Ländern • Städtische Elektrizitätsversorgungsunternehmen (Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz)

  6. Ziele öffentlicher Unternehmen Versorgungsleistung • Geschlossenes System • Ausschließliche Versorgungskonzessionen und den EVU exklusiv zugewiesene Versorgungsgebiete • Anschluss- und Versorgungspflichten der Elektrizitätsversorgungsunternehmen (EVU) zu einheitlichen Bedingungen • Administrative Strompreisfestsetzung • Am 19.02.1999 außer Kraft getreten • Elektrizitätswirtschafts- und –organisationsgesetz – ElWOG, BGBl 1998/143 • Ziele: Zur-Verfügung-Stellen von kostengünstiger Elektrizität in hoher Qualität • Marktorganisation für die Elektrizitätswirtschaft gemäß dem EU-Recht • Ausgleich für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen im Allgemeininteresse (Sicherheit,, Versorgungssicherheit, Regelmäßigkeit, Qualität, Preis, Umweltschutz)

  7. Ziele öffentlicher Unternehmen Versorgungsleistung • Beispiel 2: Gaswirtschaft • Bundesgesetz vom 26. Juli 1946 über die Verstaatlichung von Unternehmungen (Verstaatlichungsgesetz), BGBl 1946/168 • Verstaatlichung ua der Rohöl-Gewinnungs AG, Süddeutsche-Ferngas AG, Wiener Erdgas-GmbH, Reintal-Gas-GmbH, Zaya-Gas-GmbH • Verstaatlichte Industrie wird direkt von der Regierung (Ministerien) verwaltet • 1967: Anteilsverwaltung für die meisten verstaatlichten Betriebe wird in neu gegründeter Österreichischen Industrieverwaltungs GesmbH (ÖIG) zusammen gefasst • Versorgung mit Erdgas großteils durch auf Landes- bzw Stadtebene eingerichteten öffentlichen Unternehmen • Bis 1980er Jahre: weitgehend monopolistische Versorgungsstrukturen im Gassektor

  8. Ziele öffentlicher Unternehmen Versorgungsleistung • Rohöl-Aufsuchungs AG(Quelle: www.rohoel.at) • 1935 als Rohöl-Gewinnungs AG von der Socony Vacuum Oil, Inc. (heute Exxon Mobil Corporation) und der N.V.de Bataafsche Petroleum Maatschappij (heute Royal Dutch/Shell) gegründet. • 1946: Verstaatlichung der Rohöl-Gewinnungs AG durch erstes Verstaatlichungsgesetz • 1992: Umwandlung in Aktiengesellschaft. EVN Energie-Versorgung Niederösterreich AG erwirbt 50% des Aktienkapitals. Mobil Oil Austria AG und Shell Austria AG halten je 25 %. • 1993: EVN bringt ihre Anteile in RAG-Beteiligungs AG ein. Bayernwerke AG (jetzt E.ON Energie AG) erwirbt 40 %, Salzburg AG für Energie, Verkehr und Telekommunikation und Steirische Ferngas AG je 10 % der Aktien dieser RAG-Beteiligungs AG.

  9. Ziele öffentlicher Unternehmen Versorgungsleistung • 1998: Mobil Oil Austria verkauft ihren Anteil an RAG Holding AG. Deren Eigentümer und Anteile sind ident mit jenen der RAG Beteiligungs-AG. • 2007: EESU Holding GmbH, Wien, an welcher EVN AG (mittelbar) zu 49,95%, E.ON Ruhrgas E&P GmbH zu 30,05%, Salzburg AG mittelbar zu 10% und Steirische Gas-Wärme GmbH, Graz zu 10% beteiligt sind, erwirbt die E&P Holding GmbH und damit die Anteile von Shell an der RAG (Mittelbare) Eigentümer der Rohöl-Aufsuchungs AG daher: EVN, E.ON, Salzburg AG, Steirische Gas-Wärme

  10. Ziele öffentlicher Unternehmen Versorgungsleistung • OMV(Quellen: www.omv.at, www.oeiag.at) • 1956: Gründung der Österreichischen Mineralölverwaltung Aktiengesellschaft • 1967: Die Anteilsverwaltung für die meisten verstaatlichten Betriebe wird in der neu gegründeten Österreichischen Industrieverwaltungs GesmbH (ÖIG) zusammen gefasst • 1987: Abgabe von 15% an der OMV (Österreichische Mineralöl Verwaltung; Mineralöl-und Chemiekonzern), erster Börsengang eines ÖIAG-Unternehmens. • 1989: Abgabe weiterer 10% an der OMV über die Börse. • 1994: Reduktion der OMV-Anteile auf 53% durch Veräußerung von 20% an IPIC. Bis Jahresende Weiterführung der mehrheitlichen Privatisierung der OMV durch Rückzug auf 50% minus eine Aktie. • 1996: Abgabe von 14,9% der OMV AG im Zuge eines Secondary Offerings über die Börse, wodurch sich der Anteil der ÖIAG an der OMV auf 35% reduziert. • Aktuelle Beteiligung der ÖIAG Österreichische Industrieholding AG 31,50 %

  11. Ziele öffentlicher Unternehmen Versorgungsleistung • OÖ Ferngas AG (Quelle: www.ooeferngas.at) • 1957: Gründung durch oberösterreichische Unternehmern der privaten und verstaatlichten Industrie • 1994: Umwandlung der OÖ. Ferngas Ges.m.b.H. in die ”Oberösterreichische Ferngas Aktiengesellschaft” und Verkauf an die derzeitigen Eigentümer: Ferngas–Beteiligungs–AG und Energie AG (jeweils 50 %) • Eigentümer der Ferngas–Beteiligungs–AG per 30.09.07: OMV-Erdgasbeteiligungsgesellschaft mbH 68,2 %, Managementservice Linz GmbH 10,6 %, Linz Gas/Wärme GmbH 10,6 %, Elektrizitätswerk Wels AG 10,6 % • Eigentümer der Energie AG per 30.09.07: Land Oberösterreich 93,75 %, Linz AG 6,25 %

  12. Ziele öffentlicher Unternehmen Versorgungsleistung • LINZ GAS/WÄRME GmbH für Erdgas- und Fernwärmeversorgung • 2000: Gründung der LINZ AG und ihrer fünf Tochtergesellschaften (LINZ STROM GmbH, LINZ GAS/WÄRME GmbH, LINZ SERVICE GmbH, LINZ LINIEN GmbH und Managementservice Linz) aus ESG und SBL. • Eigentümer der Linz AG: Stadt Linz 100%

  13. Ziele öffentlicher Unternehmen Versorgungsleistung • Energie-Versorgungssicherheitsgesetz 2006, BGBl I Nr. 106/2006 • ua Umsetzung der RL 2004/67/EG über Maßnahmen zur Gewährleistung der sicheren Erdgasversorgung • Ziele (1411 der Beilagen XXII. GP, 1) • Effizientere Kontrolle der Netzbetreiber und von mit diesen verbunden Unternehmen • Verbesserung der Sicherheit, Zuverlässigkeit und Qualität der Netzdienstleistungen • Vermeidung und rasche Beseitigung von Engpässen bei Fern- und Versorgungsleitungen; • Forcierung des Aufbaus von neuen Infrastrukturen; • Ausdehnung der Regulierung auf grenzüberschreitende Lieferungen im Erdgasbereich; • Neuordnung der Lenkungsmaßnahmen für den Erdgasbereich; • Verbesserungen auf dem Gebiet des Verbraucherschutzes; • Einbeziehung von Biokraftstoffen in die Pflichtbevorratung

  14. Ziele öffentlicher Unternehmen Versorgungsleistung • Beispiel 3: Post • Siehe separate Folien

  15. Ziele öffentlicher Unternehmen Einnahmenerzielung • „Erwerbswirtschaft“ • Ehemals über Staatsmonopole • zB Tabakmonopol, Branntweinmonopol, Salzmonopol. • waren mit Gemeinschaftsrecht nicht vereinbar • Sonstige erwerbswirtschaftliche öffentliche Unternehmen

  16. Ziele öffentlicher Unternehmen Wirtschaftspolitik • zB Verstaatlichungen nach dem 2. Weltkrieg • Staat finanzierte die erforderlichen Investitionen in die zerstörten Betriebe • Muss Hauptmotiv bei der Beteiligung des Bundes an privaten Rechtsträgern sein • § 59 Abs 1 BHG: „Beteiligungen (Anteilsrechte) an Gesellschaften und Genossenschaften des Privatrechts dürfen von einem haushaltsleitenden Organ für den Bund nur erworben werden, wenn einem wichtigen volkswirtschaftlichen Anliegen auf diesem Wege in Übereinstimmung mit den [im Gesetz] genannten Zielen besser entsprochen werden kann;“ • Rolle öffentlicher Unternehmen im Rahmen der Wirtschaftspolitik durch EG-Wettbewerbsrecht von beschränkter Bedeutung

  17. Ziele öffentlicher Unternehmen Wirtschaftspolitik • Beispiel: Staatliche Großbanken • 1946: Mit dem ersten Verstaatlichungsgesetz (BGBl 1946/168) Übergang der Anteilsrechte der Creditanstalt-Bankverein (CA-BV), Länderbank Wien AG, Hypotheken- und Credit-Institut AG (ÖCI) in das Eigentum des Bundes • 1956: Auf Basis des Bundesgesetzes betreffend den Verkauf von Aktien verstaatlichter Banken (BGBl 1956/274) Veräußerung von je 40% der Aktien der CA und der Länderbank. • Umfangreichte Industriebeteiligungen etwa durch die CA: • Wienerberger Baustoffindustrie, Steyr Daimler Puch AG, Donau Chemie AG, Lenzing AG, Semperit AG, Universale Bau etc. • 1975: Kauf der ÖCI durch die Länderbank

  18. Ziele öffentlicher Unternehmen Wirtschaftspolitik • 1987: Auf Basis des Bundesgesetzes, mit dem bundesgesetzliche Verkaufsbeschränkungen für Anteilsrechte an der CA und der Länderbank aufgehoben werden, Reduktion der Anteile des Bundes an diesen beiden Banken auf 51% • 1990: Fusionierung der Länderbank mit der Wiener Zentralsparkasse (Z) zur „Z-Länderbank Bank Austria AG“ (seit 1993 „Bank Austria AG“) • 1997: Verkauf der CA-Aktien des Bundes an die Bank Austria AG • 2000: Übernahme der Bank Austria AG durch die Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG (HVB) • 2002: Fusionierung der Bank Austria AG mit der CA zur „Bank Austria Creditanstalt AG (BA-CA)“ • 2005: Übernahme der HVB durch die italienische UniCredit S.p.A.

  19. Ziele öffentlicher Unternehmen Verwaltungstätigkeit • Privatrechtliche Handlungsformen als Handlungsalternativen für Verwaltungsorgane • Verwaltung kann sich aller Handlungsformen bedienen, die auch privaten Personen zukommt • Sowohl für erwerbswirtschaftliche Zwecke, als auch für konkrete Staats- und Verwaltungszwecke • Freie Entscheidung des Gesetzgebers nach Zweckmäßigkeitskriterien unter Beachtung des Sachlichkeitsgebots • Raschere, kostengünstigere und effizientere Erledigung von Aufgaben der Gebietskörperschaften („Abstoßen der Hoheitsverwaltung“)

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