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Gliederung:. 01. Einführung 02. Leitbilder 03. Tarifverhandlungen 04. Gesamtwirtschaftliche Verteilungstheorie 05. Institutionelle Unterschiede 06. Finanzpolitik 07. Geschichte der Sozialversicherung 08. Rentenversicherung 09. Krankenversicherung 10. Arbeitslosenversicherung

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Presentation Transcript


  1. Gliederung: 01. Einführung 02. Leitbilder 03. Tarifverhandlungen 04. Gesamtwirtschaftliche Verteilungstheorie 05. Institutionelle Unterschiede 06. Finanzpolitik 07. Geschichte der Sozialversicherung 08. Rentenversicherung 09. Krankenversicherung 10. Arbeitslosenversicherung 11. Vermögenspolitik 12. Bildungspolitik

  2. Kapitel XII: Bildungspolitik

  3. Gliederung: 01. Keine Umverteilung der Arbeit im engeren Sinn 02. Determinanten der Verteilung der Arbeit 03. Abbau institutioneller Beschränkungen 04. Senkung der privaten Ausbildungskosten 05. Der allokative Aspekt der Bildungspolitik 06. Umverteilung durch Bildungspolitik?

  4. Gliederung: 01. Keine Umverteilung der Arbeit im engeren Sinn 02. Determinanten der Verteilung der Arbeit 03. Abbau institutioneller Beschränkungen 04. Senkung der privaten Ausbildungskosten 05. Der allokative Aspekt der Bildungspolitik 06. Umverteilung durch Bildungspolitik?

  5. Frage 1: Lässt sich die Arbeitskraft umverteilen? (1) • Im Gegensatz zum Kapital kann die Arbeitskraft nicht in dem Sinne umverteilt werden, dass dem einen Wirtschafts-subjekt Produktionsfaktoren entzogen und diese dem ande-ren überlassen werden. • Die Arbeitskraft ist in einem freiheitlichen Staat höchstper-sönlich. • Trotzdem gestattet auch der Produktionsfaktor Arbeit ge-wisse Einflussmöglichkeiten auf seine endgültige Verteilung. • Die Arbeitskraft lässt sich nämlich in recht unterschiedlicher Weise für produktive Zwecke einsetzen. • Die Einsatzmöglichkeiten des Produktionsfaktors Arbeit sind jedoch unterschiedlich verteilt.

  6. Frage 1: Lässt sich die Arbeitskraft umverteilen? (2) • Die Aufgabe einer Verteilungspolitik kann darin gesehen werden, diese Unterschiede in den Einsatzmöglichkeiten der Arbeitskraft abzubauen. • Während sich die Ungleichheiten bei der Verteilung des Pro-duktionsfaktors Kapital in erster Linie auf die Quantität be-ziehen, • werden die Ungleichheiten beim Produktionsfaktor Arbeit vorwiegend durch Qualitätsunterschiede begründet.

  7. Fazit: (1) • Im Gegensatz zum Kapital kann die Arbeitskraft nicht in dem Sinne umverteilt werden, dass dem einen Wirtschaftssubjekt Produktionsfaktoren entzogen und diese anderen überlassen werden. • Die Arbeitskraft ist in einem freiheitlichen Staat ein höchstper-sönliches Gut.

  8. Gliederung: 01. Keine Umverteilung der Arbeit im engeren Sinn 02. Determinanten der Verteilung der Arbeit 03. Abbau institutioneller Beschränkungen 04. Senkung der privaten Ausbildungskosten 05. Der allokative Aspekt der Bildungspolitik 06. Umverteilung durch Bildungspolitik?

  9. Frage 2: Von welchen Determinanten hängt die Verteilung der Arbeitskraft ab ? (1) • Allerdings finden sich im Zusammenhang mit den sozialen Risiken auch beim Faktor Arbeit quantitative Unterschiede. • Die Arbeitsfähigkeit kann zeitweise oder für immer erlah-men, • wobei die einzelnen Wirtschaftssubjekte in recht unter-schiedlichem Maße von den sozialen Risiken befallen werden. • Soweit Unterschiede in der Verteilung der Arbeitskraft auf die ungleiche Risikostreuung zurückzuführen sind, kann der Staat dadurch verteilungspolitisch wirksam werden, dass er die Risiken soweit wie möglich senkt.

  10. Frage 2: Von welchen Determinanten hängt die Verteilung der Arbeitskraft ab ? (2) • Eine erfolgreiche Bekämpfung der Risiken hat nicht nur eine Verringerung des gesamtwirtschaftlichen Risikenausmaßes zur Folge. • Da wie gesagt, die einzelnen Wirtschaftssubjekte in unter-schiedlichem Maße von den Risiken befallen werden, bedeu-tet eine Verringerung des Risikoausmaßes in der Regel gleichzeitig eine Nivellierung der Risikostreuung. • Die sozialen Risiken beziehen sich insbesondere auf Krank-heitenund Pflegebedürftigkeit, Frühinvalidität, Unfälle und unfreiwillige Arbeitslosigkeit. • Jeder dieser vier Tatbestände kann eine zeitweise oder im-mer währende Arbeitsunfähigkeit herbeiführen.

  11. Frage 2: Von welchen Determinanten hängt die Verteilung der Arbeitskraft ab ? (3) • Die Einsatzmöglichkeiten des Produktionsfaktors Arbeit sind jedoch nicht nur aufgrund einer ungleichen Risikostreuung ungleich verteilt. • Ungleichheiten ergeben sich zweitens aus einer unterschied-lichen Begabungsstreuung und einer unterschiedlichen Aus-schöpfung von Begabungsreserven. • Wenn man von eugenischen Maßnahmen absieht, lassen sich die Unterschiede in der Begabung im eigentlichen Sinne des Wortes politisch nicht beeinflussen, da die Begabungsunter-schiede in erster Linie erbbedingt sind.

  12. Frage 2: Von welchen Determinanten hängt die Verteilung der Arbeitskraft ab ? (4) • Die verteilungspolitischen Maßnahmen beziehen sich somit vor allem auf den Versuch, eine gleichmäßigere Ausschöp-fung von Begabungsreserven zu ermöglichen. • Diese Ausschöpfung der Begabungsreserven erfolgt u. a. über eine intensivere Ausbildung der Arbeitskräfte. • Die Tatsache, dass in der Vergangenheit einem Teil der Be-völkerung der Zugang zu den weiterführenden Bildungsein-richtungen de jure oder de facto verwehrt war, wird in der Literatur als Ungleichheit der Bildungschancen bezeichnet. • Der Staat hat in den letzten Jahrzehnten vor allem zwei Maßnahmen ergriffen, um dieses Bildungsmonopol abzu-bauen.

  13. Frage 2: Von welchen Determinanten hängt die Verteilung der Arbeitskraft ab ? (5) • Der Staat hat erstens die institutionellen Beschränkungen des Zugangs zu den Bildungseinrichtungen zum größten Teil beseitigt, • bzw. dort, wo ein freier Zugang aufgrund der Knappheit der Bildungsgüter nicht möglich war, die Auslesekriterien an den Grundsätzen der Chancengleichheit und der individuellen Leistung ausgerichtet. • Er hat zweitens in wachsendem Maße einen Teil der direkten und indirekten Bildungskosten übernommen, • so dass der vom einzelnen Bildungswilligen bei der Inan-spruchnahme der Bildungseinrichtungen zu zahlende Preis wesentlich unter die gesamtwirtschaftlichen Kosten gedrückt wurde.

  14. Fazit: (2a) • Die Arbeitsfähigkeit kann zeitweise oder für immer erlahmen, wobei die einzelnen Wirtschaftssubjekte in recht unterschied-lichem Maße von den sozialen Risiken befallen werden. • Eine erfolgreiche Bekämpfung der Risiken hat nicht nur eine Verringerung des gesamtwirtschaftlichen Risikoausmaßes zur Folge, sie bedeutet auch in der Regel gleichzeitig eine Nivellierung der Risikostreuung. • Ungleichheiten ergeben sich weiterhin aus einer unterschied-lichen Begabungsstreuung und einer unterschiedlichen Aus-schöpfung von Begabungsreserven.

  15. Fazit: (2b) • Wenn man von eugenischen Maßnahmen absieht, lassen sich die Unterschiede in der Begabung im eigentlichen Sinne des Wortes politisch nicht beeinflussen, da die Begabungsunterschiede in erster Linie erbbedingt sind. • Die verteilungspolitischen Maßnahmen beziehen sich somit vor allem auf den Versuch, eine gleichmäßigere Ausschöpfung von Begabungsreserven zu ermöglichen. • Diese Ausschöpfung der Begabungsreserven erfolgt u. a. über eine intensivere Ausbildung der Arbeitskräfte.

  16. Gliederung: 01. Keine Umverteilung der Arbeit im engeren Sinn 02. Determinanten der Verteilung der Arbeit 03. Der Abbau institutioneller Beschränkungen 04. Senkung der privaten Ausbildungskosten 05. Das allokative Problem der Bildungspolitik 06. Umverteilung durch Bildungspolitik?

  17. Frage 3: Inwieweit besteht ein freier Marktzugang zu den Bildungseinrichtungen ? (1) • Bis vor etwa 5 Jahrzehnten erreichte nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz der Bevölkerung die höheren Bildungs-stätten (Hochschulen). • 1960 studierten in Westdeutschland 200.000, 1970 510.000, und in Gesamtdeutschland studierten 1995 1.8 Mio. und 2009 2,1 Mio. Personen. • In der Vergangenheit war einem großen Teil der Bevölke-rung der Zugang zu den höheren Bildungsstätten verwehrt. • Eine institutionelle Beschränkung des freien Zugangs zu den Bildungseinrichtungen kann hierbei auf formell-gesetzli-chem, aber auch auf informellem Wege erfolgen.

  18. Frage 3: Inwieweit besteht ein freier Marktzugang zu den Bildungseinrichtungen ? (2) • Es genügt somit nicht, institutionelle Beschränkungen auf dem Gesetzeswege abzubauen. • Es ist durchaus möglich, dass de jure ein freier Zugang zu den Bildungsgütern gewährt wird und dass trotzdem bestimmte Bevölkerungsgruppen de facto vom Zugang ausgeschlossen bleiben • oder ihnen zumindest der Zugang bedeutend erschwert wird (Problem der Rassendiskriminierung in einzelnen Staaten der Welt). • Allerdings sehen sich die Regierungen oftmals veranlasst, aufgrund eines Nachfrageüberhanges einen numerus clausus zu verhängen.

  19. Fazit: (3) • Bis vor etwa 4 Jahrzehnten erreichte nur ein verschwindend klei-ner Prozentsatz der Bevölkerung die höheren Bildungsstätten. • In der Vergangenheit war einem großen Teil der Bevölkerung der Zugang zu den höheren Bildungsstätten verwehrt. • Eine institutionelle Beschränkung des freien Zugangs zu den Bil-dungseinrichtungen kann auf formell-gesetzlichem, aber auch auf informellem Wege erfolgen.

  20. Gliederung: 01. Keine Umverteilung der Arbeit im engeren Sinn 02. Determinanten der Verteilung der Arbeit 03. Abbau institutioneller Beschränkungen 04. Senkung der privaten Ausbildungskosten 05. Der allokative Aspekt der Bildungspolitik 06. Umverteilung durch Bildungspolitik?

  21. Frage 4: Welche Möglichkeiten bestehen für eine Senkung der privaten Ausbildungskosten ? (1) • Aber auch dann, wenn es gelingt, alle institutionellen Be-schränkungen, sowohl die formellen wie die informellen, ab-zubauen, darf nicht erwartet werden, dass die Bildungsgüter in dem erwünschten Ausmaß nachgefragt werden. • Das Ziel einer breiten Streuung der Bildungsgüter kann nämlich nicht nur an Beschränkungen auf der Angebotsseite scheitern, • es ist vielmehr damit zu rechnen, dass auch Nachfragefakto-ren diesem Ziel hinderlich sind. • Die mit der Ausbildung verbundenen Kosten erscheinen vielen zu hoch, um die Bildungsgüter in vollem Maße in An-spruch zu nehmen.

  22. Frage 4: Welche Möglichkeiten bestehen für eine Senkung der privaten Ausbildungskosten ? (2) • Ein zweiter Maßnahmenkomplex bezieht sich somit auf die Senkung des Effektivpreises, der bei der Inanspruchnahme der Bildungsgüter zu entrichten ist, • oder was gleichbedeutend ist, auf die teilweise oder gesamte Übernahme der mit der Ausbildung verbundenen Ausgaben. • Diese mit der Ausbildung verbundenen Ausgaben beruhen auf zwei grundverschiedenen Tatbeständen. • Auf der einen Seite sind mit der Ausbildung wie mit der Inanspruchnahme eines jeden Gutes bestimmte Kosten verbunden.

  23. Frage 4: Welche Möglichkeiten bestehen für eine Senkung der privaten Ausbildungskosten ? (3) • Es müssen Lehrstätten errichtet, Lehrkräfte angestellt und Lehrmittel angeschafft werden. • Die Summe dieser Aufwendungen wollen wir als die Ausbil-dungskosten im engeren Sinne bezeichnen. • Soweit die von den Bildungswilligen zu entrichtenden Ge-bühren kostendeckend sind, fallen die durchschnittlichen Ausbildungskosten pro Inanspruchnahme der Bildungsgüter mit diesen Gebühren zusammen. • Auf der anderen Seite kann der Bildungswillige während seiner Ausbildungszeit in der Regel keiner Erwerbstätigkeit oder doch nur in vermindertem Maße nachgehen.

  24. Frage 4: Welche Möglichkeiten bestehen für eine Senkung der privaten Ausbildungskosten ? (4) • Die Ausbildung verursacht somit zweitens einen Einkom-mensausfall, der ebenfalls zu den mit der Ausbildung ver-bundenen Kosten im weiteren Sinne gerechnet werden muss. • In einer Reihe von Staaten gingen die Regierungen in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg dazu über, die Ausbildungsko-sten teilweise oder ganz zu übernehmen. • Die Teilnahme an den einzelnen Bildungseinrichtungen ist entweder gebührenfrei oder • die Höhe der Gebühr liegt weit unter den effektiven gesamt-wirtschaftlichen Durchschnittskosten der Inanspruchnah-me.

  25. Frage 4: Welche Möglichkeiten bestehen für eine Senkung der privaten Ausbildungskosten ? (5) • In der Diskussion um die Abschaffung oder Wiedereinfüh-rung von Studiengebühren überwiegt allerdings der Alloka-tionsaspekt, den wir später behandeln werden. • Hier sei nur darauf hingewiesen, dass auch bei Erhebung von Studiengebühren die eigentlichen Ausbildungskosten im engeren Sinn nicht unbedingt beim Studierenden liegen, • da der Staat u. U. Kredite zur Finanzierung der Studien-gebühren gewähren kann. • Die Erfahrungen zeigen allerdings, dass selbst eine voll-ständige Gebührenfreiheit nicht ausreicht, die finanziell be-gründete relativ geringe Inanspruchnahme der Bildungs-einrichtungen seitens der Empfänger geringen Einkommens entscheidend zu vergrößern.

  26. Frage 4: Welche Möglichkeiten bestehen für eine Senkung der privaten Ausbildungskosten ? (6) • Es wurde deshalb der Versuch unternommen, zumindest einen Teil der mit der Ausbildung verbundenen Einkom-mensverluste auszugleichen. • Zwei Möglichkeiten eines solchen finanziellen Einkommens-ausgleiches werden diskutiert und praktiziert: • Auf der einen Seite wird den Bildungswilligen oftmals ein Kredit gewährt, den diese nach Abschluss der Ausbildung und nach Aufnahme der neuen Berufstätigkeit zurückzu-zahlen haben. • Auf der anderen Seite werden verlorene Zuschüsse gefor-dert. • Befassen wir uns zunächst mit der Gewährung verlorener Zuschüsse.

  27. Frage 4: Welche Möglichkeiten bestehen für eine Senkung der privaten Ausbildungskosten ? (7) • Eine gewisse Berechtigung für eine teilweise Gewährung von verlorenen Zuschüssen besteht in dem Umstand, dass Bil-dung z. T. den Charakter externer Erträge aufweist. • Da die finanziellen Möglichkeiten des Staates stets begrenzt sind, entsteht hier die Frage, ob der Bezug dieser Einkünfte von individuellen Leistungsnachweisen und von der Bedürf-tigkeit abhängig gemacht werden soll. • Allerdings führen verlorene Zuschüsse langfristig zu einer inversen Einkommensumverteilung. • Die Gruppe der Akademiker zählt nämlich bezogen auf das Lebenseinkommen eindeutig zu den Empfängern höherer Einkommen.

  28. Frage 4: Welche Möglichkeiten bestehen für eine Senkung der privaten Ausbildungskosten ? (8) • Es ist aber prinzipiell unerwünscht, dass der Staat Einkom-men invers, d. h., von den Empfängern geringeren Einkom-mens zu den Empfängern höheren Einkommens umverteilt. • Die finanzielle Situation der Studenten ist nicht deshalb kri-tisch, weil ihr Lebenseinkommen im Durchschnitt zu gering ist, • sondern deshalb, weil sie während der Dauer des Studiums über zu geringe finanzielle Ressourcen verfügen. • Es bedarf also eher einer zeitlichen Einkommensumschich-tung als einer echten personellen Einkommensumverteilung.

  29. Frage 4: Welche Möglichkeiten bestehen für eine Senkung der privaten Ausbildungskosten ? (9) • Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass der Einkommens-unterschied zwischen Akademikern und sonstigen Personen nicht an dem Durchschnitt der augenblicklichen Einkommen gemessen werden kann. • Bildung stellt eine Investition in human capital dar, • nur der Gegenwartswert über das gesamte Lebenseinkom-men kann darüber Auskunft geben, in welchem Maße sich die einzelnen Einkommen unterscheiden. • Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass die Akademiker sehr viel später ins Berufsleben eintreten und teilweise auch krankheitsbedingt sehr viel früher aus dem Erwerbsleben ausscheiden. • Das Lebenseinkommen bezieht sich also auf eine sehr viel kürzere Erwerbsphase.

  30. Frage 4: Welche Möglichkeiten bestehen für eine Senkung der privaten Ausbildungskosten ? (10) • Allerdings dürfte bei diesem Vergleich der Einkommen weniger die tatsächliche Erwerbsphase von Bedeutung sein, als diejenige, die erwartet werden kann. • Der Eintritt ins Erwerbsleben kann durch Ausweitung des Studiums verzögert werden; • Es leuchtet ohne weiteres ein, dass bei der Frage der Berech-tigung einer Umverteilung zugunsten der Akademiker nur die Studienlänge berücksichtigt werden sollte, die aus sach-lichen Gründen notwendig ist. • Andererseits ist damit zu rechnen, dass – wie bereits erwähnt – ein Teil der Akademiker früher als andere Berufsgruppen aus dem Erwerbsleben ausscheidet.

  31. Frage 4: Welche Möglichkeiten bestehen für eine Senkung der privaten Ausbildungskosten ? (11) • So gilt, dass aufgrund eines höheren Stresses im Berufsleben bei den Führungskräften die Gefahr größer ist, krankheits-bedingt vorzeitig aus dem Erwerbsleben auszuscheiden. • Empirische Untersuchungen in den USA hatten ergeben, dass nur diejenigen Akademiker ein höheres Lebenseinkom-men beziehen, die über das 55. Lebensjahr hinaus erwerbs-tätig bleiben. • Allerdings ist der freie Markt nicht in der Lage, diese zeit-liche Umschichtung in befriedigendem Maße ohne staatliche Hilfe durchzuführen. • Die Banken sind nur bei entsprechenden finanziellen Sicher-heiten bereit, Kredite zu gewähren. • Diese liegen jedoch nicht vor. • Deshalb bedarf es sehr wohl einer nicht marktlichen Ein-richtung zur Organisation von Ausbildungskrediten.

  32. Frage 4: Welche Möglichkeiten bestehen für eine Senkung der privaten Ausbildungskosten ? (12) • Auch dann, wenn man in der Finanzierung des Studiums in erster Linie ein Problem der zeitlichen Umschichtung des Le-benseinkommens sieht, sind im Zusammenhang mit der Ab-wicklung dieser Finanzierung sozialpolitische Aspekte ver-bunden. • Es entsteht erstens die Frage, in welcher Zeitspanne diese Kredite zurückgezahlt werden sollen. • Hierbei ist zu berücksichtigen, dass in die ersten Jahre der Berufstätigkeit oftmals die Gründung einer Familie und die Einrichtung einer Wohnung fällt, sodass der Bedarf im Ver-gleich zu dem Einkommen in diesen Zeiten relativ hoch ist.

  33. Frage 4: Welche Möglichkeiten bestehen für eine Senkung der privaten Ausbildungskosten ? (13) • Es bleibt die weitere Frage, ob auch diejenigen zur Kredit-rückzahlung verpflichtet werden sollen, die zwar in den Genuss der Kredite gekommen sind, aber aufgrund eines vorzeitigen Abbruches des Studiums oder trotz der Ausbil-dung nicht - wie beabsichtigt - in eine höhere Einkommens-stufe aufsteigen konnten. • Im allgemeinen wird die Meinung vertreten, dass nur diejenigen diese Kredite zurückzuzahlen haben, die in ihrem Studium erfolgreich waren und • deshalb aufgrund eines überdurchschnittlich hohen Einkom-mens auch in der Lage sind, diesen Kredit zurückzuzahlen. Die Zurückzahlungspflicht wird somit für diejenigen ver-neint, die ihr Studium abgebrochen, bzw. die Examina nicht bestanden haben.

  34. Frage 4: Welche Möglichkeiten bestehen für eine Senkung der privaten Ausbildungskosten ? (14) • Die Rückzahlungspflicht wird solange gestundet, als der einzelne trotz erfolgreichen Studienabschlusses keine adä-quate Beschäftigung findet. • Weiterhin entsprach es bis vor kurzem weitgehender Über-zeugung, dass die Studienkredite zumindest nicht zu norma-len Marktzinsen verzinst werden sollten. • Selbstverständlich lassen sich auf diesen aufgezeigten Wegen (durch Abbau der institutionellen Beschränkungen und durch finanzielle Unterstützungen der Bildungswilligen) nicht alle Schwierigkeiten beseitigen. • So weisen psychologische Untersuchungen darauf hin, dass eine Ausschöpfung der Bildungsreserven in der ersten Gene-ration nicht in vollem Maße gelingen kann, • da die Gefahr besteht, dass bereits in der vorschulischen Kindheit aufgrund mangelnder Ausbildung der Eltern Bil-dungsmöglichkeiten endgültig verbaut wurden.

  35. Fazit: (4a) • Das Ziel einer breiten Streuung der Bildungsgüter kann nicht nur an Beschränkungen auf der Angebotsseite scheitern, auch Nach-fragefaktoren können diesem Ziel hinderlich sein. • Die mit der Ausbildung verbundenen Kosten erscheinen vielen zu hoch, um die Bildungsgüter in vollem Maße in Anspruch zu neh-men. • Ein zweiter Maßnahmenkomplex bezieht sich somit auf die Senkung des Effektivpreises, der bei der Inanspruchnahme der Bildungsgüter zu entrichten ist. • Auf der einen Seite sind mit der Ausbildung wie mit der Inan-spruchnahme eines jeden Gutes bestimmte Kosten verbunden. (Ausbildungskosten im engeren Sinne), • auf der anderen Seite kann der Bildungswillige während seiner Ausbildungszeit in der Regel keiner Erwerbstätigkeit nachgehen.

  36. Fazit: (4b) • Die Ausbildung verursacht somit zweitens einen Einkom-mensausfall. • Zwei Möglichkeiten eines solchen finanziellen Einkommensaus-gleiches werden praktiziert. • Auf der einen Seite kann den Bildungswilligen ein Kredit gewährt werden, den diese nach Abschluss der Ausbildung und nach Aufnahme der neuen Berufstätigkeit zurückzuzahlen haben. • Auf der anderen Seite werden verlorene Zuschüsse gefordert. • Eine gewisse Berechtigung für eine teilweise Gewährung von verlorenen Zuschüssen besteht in dem Umstand, dass Bildung z. T. den Charakter externer Erträge aufweist. • Da die finanziellen Möglichkeiten des Staates stets begrenzt sind, entsteht die Frage, ob der Bezug dieser Einkünfte von indivi-duellen Leistungsnachweisen und von der Bedürftigkeit ab-hängig gemacht werden soll.

  37. Fazit: (4c) • Allerdings führen verlorene Zuschüsse langfristig zu einer inversen Einkommensumverteilung. • Die Gruppe der Akademiker zählt bezogen auf das Lebensein-kommen zu den Empfängern höherer Einkommen. • Die finanzielle Situation der Studenten ist nicht deshalb kritisch, weil ihr Lebenseinkommen im Durchschnitt zu gering ist, sondern deshalb, weil sie während der Dauer des Studiums über zu geringe finanzielle Ressourcen verfügen. • Es bedarf also eher einer zeitlichen Einkommensumschichtung als einer echten personellen Einkommensumverteilung. • Da Bildung Investition in Humankapital darstellt, kann nur der Gegenwartswert über das gesamte Lebenseinkommen darüber Auskunft geben, in welchem Maße sich die einzelnen Einkommen unterscheiden.

  38. Fazit: (4d) • Der freie Markt ist nicht in der Lage, diese zeitliche Um-schichtung in befriedigendem Maße ohne staatliche Hilfe durch-zuführen. • Es entsteht die Frage, in welcher Zeitspanne diese Kredite zu-rückgezahlt werden sollen. • Hierbei ist zu berücksichtigen, dass in die ersten Jahre der Be-rufstätigkeit oftmals die Gründung einer Familie und die Einrich-tung einer Wohnung fällt, sodass der Bedarf im Vergleich zu dem Einkommen in diesen Zeiten relativ hoch ist. • Es wird die Frage teils kontrovers diskutiert, ob nur diejenigen diese Kredite zurückzuzahlen haben, die in ihrem Studium er-folgreich waren und deshalb aufgrund eines überdurchschnitt-lich hohen Einkommens auch in der Lage sind, diesen Kredit zu-rückzuzahlen.

  39. Gliederung: 01. Keine Umverteilung der Arbeit im engeren Sinn 02. Determinanten der Verteilung der Arbeit 03. Abbau institutioneller Beschränkungen 04. Senkung der privaten Ausbildungskosten 05. Der allokative Aspekt der Bildungspolitik 06. Umverteilung durch Bildungspolitik?

  40. Frage 5: Worin besteht das allokative Problem der Bildungspolitik? (1) • Allokationspolitisch geht es darum, Angebot und Nachfrage im Bildungsmarkt in Übereinstimmung zu bringen. • Angebot und Nachfrage müssen einmal gesamtwirtschaft-lich übereinstimmen; • darüber hinaus muss sich die Struktur von Angebot und Nachfrage entsprechen. • Weiterhin geht es hierbei einmal darum, einen Ausgleich zwischen den Wünschen und Vorstellungen der Auszu-bildenden und dem konkreten Angebot an Studienplätzen herbeizuführen (Gleichgewicht des Bildungsmarktes).

  41. Frage 5: Worin besteht das allokative Problem der Bildungspolitik? (2) • Zum andern kann aber nur dann von einer befriedigenden Lösung des hier zur Diskussion stehenden Allokationsprob-lems gesprochen werden, wenn ein Ausgleich zwischen der Beschäftigungsnachfrage der Akademiker und dem Angebot der Unternehmungen an Arbeitsplätzen, die eine akademi-sche Ausbildung voraussetzen, erreicht ist (Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt). • Eigentlich wäre es erwünscht, dass dieser Ausgleich von selbst eintreten würde, • de facto bestehen jedoch große Ungleichgewichte, aufgrund derer sich der Staat veranlasst sieht, diesen Ausgleich ex post durch einen numerus clausus herbeizuführen.

  42. Frage 5: Worin besteht das allokative Problem der Bildungspolitik? (3) • Dass auch heutzutage noch nicht alle Personen Zugang zu den weiterführenden Bildungseinrichtungen haben und auf-grund der Knappheit der Bildungsgüter ausgeschlossen wer-den, zeigt das Beispiel des Numerus clausus an einigen Fakul-täten der Hochschulen. • Nun könnte man versucht sein, bei einem zu geringen Ange-bot an Bildungsgütern trotzdem jedem Studienwilligen einen Zugang zu ermöglichen; • de facto besteht jedoch diese Möglichkeit nicht. • Man geht hier von der Tatsache aus, dass das Bildungsan-gebot nicht beliebig gestückelt werden kann und • dass der Wert der Ausbildung nahezu auf null absinkt, wenn nicht für jeden, der die Bildungseinrichtungen in Anspruch nimmt, eine Mindestausbildung garantiert wird.

  43. Frage 5: Worin besteht das allokative Problem der Bildungspolitik? (4) • Gerade die Tatsache, dass die Bildungseinrichtungen in im-mer stärkerem Maße vom Staate finanziert und kontrolliert werden, hat Auswirkungen auf das Allokationsproblem. • Bildungsgüter werden als Kollektivgüter angeboten. • Die Finanztheorie hat gezeigt, dass das Angebot von und die Nachfrage nach Kollektivgütern anderen Gesetzmäßigkeiten folgen als Angebot und Nachfrage an bzw. nach Individual-gütern. • Die Meinungen darüber, in welcher Weise der Übergang von einer individuellen zu einer kollektiven Lösung und insbeson-dere der Übergang zu einem demokratischen Willensbil-dungsprozess die Allokation beeinflusst, gehen weit ausei-nander.

  44. Frage 5: Worin besteht das allokative Problem der Bildungspolitik? (5) • P. Widmaier spricht von einer Tendenz zu einer subop-timalen Ausstattung mit Bildungsgütern, wobei er die These vertritt, dass generell das Angebot an Bildungsgütern zu ge-ring ist. • Demgegenüber gehen andere von der These aus, dass kol-lektive Lösungen die Tendenz in sich tragen, die Nachfrage nach Kollektivgütern stärker anzuheben, als es dem Interesse der Nachfragenden selbst entspricht. • Den Grund für ein suboptimales Angebot an Bildungsgütern sehen Widmaier und andere in der Tatsache, dass Ausbil-dung ein Kollektivgut darstellt. • Es wird unterstellt, dass auch die Entscheidungen innerhalb eines Kollektivs letzten Endes von einzelnen Individuen aus-gehen und

  45. Frage 5: Worin besteht das allokative Problem der Bildungspolitik? (6) • dass die Bereitschaft, zur Finanzierung von Kollektivgütern beizutragen, gering ist, da der Zusammenhang zwischen Leistung und Gegenleistung nicht mehr gesehen wird. • Je größer deshalb die Gruppe sei, um so weniger Individuen seien bereit, Kollektivlösungen zuzustimmen; • im Endeffekt würden somit weniger Kollektivgüter angebo-ten als es dem Interesse der Gesamtgruppe entspricht. • Ein ganz anderer Zusammenhang wird angesprochen, wenn bisweilen die Meinung vertreten wird, die Nachfrage nach Kollektivgütern sei größer als es dem paretianischen Opti-mum entspreche.

  46. Frage 5: Worin besteht das allokative Problem der Bildungspolitik? (7) • Eine kollektive Lösung eines wirtschaftlichen Problems unterscheide sich in erster Linie dadurch von einer indivi-duellen, dass der für die Produktion aufzubringende Preis unabhängig von der Inanspruchnahme des Gutes erhoben werde. • Genauso wie bei einer privaten, hat auch bei einer kollek-tiven Lösung in der Regel die Gesamtheit der Nutznießer für die Finanzierung der Kollektivgüter aufzukommen. • Insofern hatten K. Wicksell u. a. recht, wenn sie die Steuern und Beiträge als Preise für Kollektivgüter ansahen. • Der Unterschied zwischen Steuern und Preisen für Indivi-dualgüter liegt jedoch darin, dass die Steuerhöhe in keinem unmittelbaren Verhältnis zur Inanspruchnahme steht.

  47. Frage 5: Worin besteht das allokative Problem der Bildungspolitik? (8) • Das gilt sowohl in zeitlicher Hinsicht, die Steuern und Beiträge werden nicht bei der Inanspruchnahme der Kollek-tivgüter, sondern unabhängig davon in periodischen Abstän-den erhoben. • Das gilt aber auch in der Hinsicht, dass das Ausmaß der Steuerpflicht in keinem Verhältnis zum Ausmaß der indivi-duellen Inanspruchnahme der Kollektivgüter steht. • Gerade aufgrund dieser Trennung zwischen Inanspruch-nahme und Entrichtung des Preises wird beim Konsumenten der Eindruck erweckt, dass die Inanspruchnahme bedeu-tend billiger sei, als sie es tatsächlich ist. • Bei der Inanspruchnahme des Kollektivgutes entstehen den Individuen de facto geringere Kosten als der Gemeinschaft,

  48. Frage 5: Worin besteht das allokative Problem der Bildungspolitik? (9) • so dass das Individuum ein Interesse daran hat, mehr Kollektivgüter nachzufragen als es dem paretianischen Opti-mum entspricht. • Der Einwand, dass diese Mehrnachfrage letzten Endes doch vom einzelnen getragen werden müsse und dass es deshalb nicht im Interesse des einzelnen liege, aufgrund des zu geringen Preises eine Mehrnachfrage asuzuüben, verkennt das eigentliche Problem eines Kollektivgutes. • Denn eine Erhöhung der Steuern ist nur dann zu befürchten, wenn alle Individuen eine Mehrnachfrage ausüben. • Der einzelne verhält sich durchaus rational, wenn er diese Mehrnachfrage aufrecht erhält. • Er muss davon ausgehen, dass die übrigen Konsumenten auch dann auf ihre Mehrnachfrage verharren, wenn er dank dieser gesamtwirtschaftlichen Einsicht auf die eigene Mehr-nachfrage verzichten würde.

  49. Frage 5: Worin besteht das allokative Problem der Bildungspolitik? (10) • Auch bei voller Kenntnis der gesamtwirtschaftlichen Zusam-menhänge stellt sich der einzelne besser, wenn er die Mehr-nachfrage ausübt. • Bildungspolitische Maßnahmen können jedoch nicht nur daran scheitern, dass die Angebotsstruktur nicht der Nach-fragestruktur entspricht, sondern auch daran, dass das Ziel der Vollbeschäftigung gefährdet wird. • Wir haben davon auszugehen, dass die Gefahr der Arbeits-losigkeit bei den Arbeitskräften, die eine langwierige Aus-bildung erfahren haben, groß ist, weil der Marktmecha-nismus auf diesen Märkten schlechter funktioniert als auf anderen. • Da das Angebot an diesen Arbeitskräften eine Ausbildung voraussetzt, wird auch bei beachtlichen Steigerungen der Entlohnungssätze das Angebot kurzfristig nicht ansteigen.

  50. Frage 5: Worin besteht das allokative Problem der Bildungspolitik? (11) • Wenden sich aufgrund dieses Lohnanstieges Arbeitskräfte vermehrt der Ausbildung dieser speziellen Berufe zu, so wird sich das Angebot zwar langfristig vergrößern. • Dieser Zuwachs tritt jedoch verspätet auf, zu einer Zeit, in der vielleicht die Entwicklung der Nachfrage bereits eine Verringerung des Angebotes notwendig macht. • Es besteht die Möglichkeit, dass das Arbeitsangebot nun ins-gesamt zu groß ist. • Eine größere Markttransparenz könnte die Gefahr der Ar-beitslosigkeit vermindern, obwohl bei freier Berufswahl eine endgültige Lösung diese Problems nicht möglich erscheint.

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