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Zürich-Schule (23. Grundschule) Berlin-Neukölln Evaluationsbericht Stand: März 2009

Zürich-Schule (23. Grundschule) Berlin-Neukölln Evaluationsbericht Stand: März 2009 Schulleiter : Herr Jaster Evaluationsberaterinnen: Frau Falkenberg, Frau Schröder. Inhalt.

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Zürich-Schule (23. Grundschule) Berlin-Neukölln Evaluationsbericht Stand: März 2009

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Presentation Transcript


  1. Zürich-Schule (23. Grundschule) Berlin-Neukölln Evaluationsbericht Stand: März 2009 Schulleiter : Herr Jaster Evaluationsberaterinnen: Frau Falkenberg, Frau Schröder

  2. Inhalt • Ausgangslage 1.1 Begründung für die Wahl des Evaluationsvorhabens 1.2 Ressourcen • Evaluationsvorhaben und Ergebnisse 2.1 Projektkarte zur schulinternen Evaluation 2.1.1 Begründung für die Auswahl der Instrumente 2.1.2 Begründung für die Auswahl der Stichproben 2.2 Ergebnisse des Vorhabens 2.3 Interpretation und Vergleich mit den Indikatoren • Zusammenfassung3.1 Wichtigste Ergebnisse für unsere weitere Arbeit 3.2 Schlussfolgerungen für die Fortschreibung des Schulprogramms 3.3 Prozessreflexion Zur besseren Lesbarkeit wurde darauf verzichtet, in jedem Falle die männliche und weibliche Form anzuführen.

  3. 1. Ausgangslage [1] 1.1 Begründung für die Wahl des Evaluationsvorhabens Im Folgenden soll begründet werden, warum das Kollegium der Zürich-Schule es als wichtig erachtete, das unten aufgeführte Vorhaben zu evaluieren. In unserem Schulprogramm finden sich unter Gliederungspunkt 6 drei Entwicklungsschwerpunkte, die in unserer Arbeit Priorität haben. Da ein Lernen in allen Bereichen nur Erfolg haben kann, wenn Schüler sich wohl- fühlen und friedlich miteinander umgehen, entschlossen wir uns, den 3. Schwerpunkt des Schulprogramms als Erstes zu betrachten. Er beinhaltet die Förderung sozialer Kompetenzen und die Prävention von aggressivem und gewaltbereitem Verhalten bei Schülern. Die Ausbildung von Konfliktlotsen und die Arbeit mit ihnen erfolgt bereits seit vielen Jahren. Umso bedeutsamer erschien es uns, die Effizienz dieser Maßnahmen genauer zu hinterfragen. Der Erfolg dieser Arbeit ist natürlich auch für die Mediatoren unserer Schule interessant. Bereits im Schuljahr 2002/2003 führten Frau Jung und Frau von Rosenthal in unserer Schule das Berliner Konfliktlotsenmodell ein. Zuvor besuchten sie eine zweijährige Weiterbildung zur Schulmediatorin am Berliner Lehrerfortbildungsinstitut. Zur Durchführung des Projektes wurden ihnen drei Schulstunden wöchentlich von Seiten der Schulleitung zur Verfügung gestellt, zwei Sprechstunden und eine AG-Stunde zur Ausbildung der Schüler. Der „Weiße Ring“ half uns mit einer großzügigen Geldspende bei der Einrichtung eines Konfliktlotsenraumes. An der Arbeitsgemeinschaft nehmen Schüler der 5. und 6. Klassen teil. Die Konfliktlotsen lernen hier folgende Strategien zu entwickeln:

  4. 1. Ausgangslage [2] • Aktives Zuhören • Spiegeln des Gesagten • Erlernen der Stufen des „Eisbergmodells“ zur Erforschung der Hintergründe eines Konflikts • Unterstützen der Konfliktparteien bei der Suche einer gemeinsamen Lösung • Schärfen des Blickes für mögliche Auslöser von Konflikten, insbesondere in den zwischenmenschlichen Beziehungen • Weiterhin erfahren sie etwas über die Qualität von Kommunikations-verhalten, das sich z.B. in der „Giraffen- bzw. Wolfssprache“ ausdrückt. • Sie erfahren, dass die Suche nach Schuldigen eine rückwärtsgerichtete Sichtweise ist, • die wenig zur Veränderung der Streitsituation beiträgt. • Viel wichtiger ist es, verschiedene Sichtweisen zu respektieren. • Ziel eines Schlichtungsgespräches ist es, die Streitenden zu unterstützen, in Zukunft Konflikte verbal, besonnen und friedlich zu lösen. • Am Ende der Ausbildung erhält jeder Schüler ein Zertifikat. • Nach der Ausbildung verrichten die Konfliktlotsen zweimal wöchentlich Dienst in der Hofpause. • Ihre Aufgabe besteht darin, dort aufmerksam das Geschehen zu beobachten und im Konfliktfall schlichtend einzugreifen. • Zusätzlich können sie den Streitparteien ein Schlichtungsgespräch im Konfliktlotsenraum anbieten. • Die Konfliktlotsen sind deutlich an ihren Bascaps und hellblauen Schlüsselbändern mit Namensschildern zu erkennen. • Die wöchentlichen Sprechstunden werden von Schülern, Lehrern und nach Bedarf auch von Eltern in Anspruch genommen. • Bei Problemen, die eine ganze Klasse betreffen, werden mit den Klassenleitern ein oder mehrere Gesprächsrunden mit der gesamten Gruppe vereinbart.

  5. 1. Ausgangslage [3] Die Eltern der Schule erfahren von der Tätigkeit der Mediatorinnen und der Arbeit der Konfliktlotsen durch einen Informationsflyer und auf Elternabenden durch die Klassenleiter. Zieht man heute, nach siebenjähriger Tätigkeit Bilanz, so kann man feststellen, dass fast alle ausgebildeten Schüler betonen, etwas für sich und ihr Leben dazugelernt zu haben. Sie sind in der Lage ihre Wut besser zu beherrschen. Ihre verbale Ausdrucksweise verbesserte sich zunehmend. Besonders Kinder, die anfangs eher schüchtern waren, fühlten sich in ihrer Persönlichkeit gestärkt. Schüler, die im Konfliktfall die Sprechstunde genutzt haben, betonen in den anschließenden Nachbesprechungen, dass die Vorschläge für sie hilfreich waren. Diese Einschätzung der Schulmediatorinnen war uns wichtig in die Ausgangsbedingungen aufzunehmen, weil es von besonderem Interesse ist, diesen Punkt zu evaluieren.

  6. 1.2 Ressourcen Die Steuergruppe der Schule traf sich in den vergangenen Schuljahren regelmäßig, um die Umsetzung der Schwerpunkte des Schulprogramms zu kontrollieren und die Arbeit in den Fachkonferenzen zu forcieren. Des Weiteren musste die zwischen Schule und Schulaufsicht geschlossene Zielvereinbarung realisiert und weiterentwickelt werden. Die Evaluationsberater, als Teil dieser Gruppe, behielten dabei das zu überprüfende Vorhaben im Auge. Nach umfassender Fortbildung der zwei Evaluationsberaterinnen im Schuljahr 2005/06 musste durch Krankheit und Sabbatical einer Kollegin das Team neu gebildet werden. Durch die Regionalkonferenzen und Workshops konnten viele Fragen geklärt und Probleme beseitigt werden. Nach zögerlichen Anfängen übernahmen fast alle Kollegen verschiedene Aufgaben im Rahmen des Evaluationsprogramms. In technischer Hinsicht bedienten wir uns des Programms „Grafstat“ und seiner Möglichkeiten der Auswertung und machten damit gute Erfahrungen. Der Entwurf des Evaluationsprogramms wurde auf der Gesamtkonferenz am 16.06.2008 diskutiert und nach einigen Änderungen beschlossen. Die Schulkonferenz stimmte am 19.06.2008 dem Programm zu und gab es zur Planung und Durchführung an das Kollegium zurück. Über den Bericht stimmten wir auf der Gesamtkonferenz am 10.02.2009 ab. Er wurde nach einigen Ergänzungen einstimmig angenommen und an die Schulkonferenz weitergeleitet.

  7. 2.1.2 Begründung für die Auswahl der Stichprobe2. Evaluationsvorhaben und Ergebnisse2.1 Projektkarte zur schulinternen Evaluation 2.1.1 Begründung für die Auswahl der Instrumente Da für unser Vorhaben alle am Schulalltag beteiligten Personengruppen relevant waren, entschlossen wir uns den Fragebogen als grundlegendes Instrument zu nutzen. Dabei sollten die Fragen für Schüler und Eltern weitgehend identisch sein. Für das Kollegium erwies sich die Onlinebefragung als effektivste Methode, schnell, anonym und zuverlässig zu Ergebnissen zu gelangen. Da die Anzahl der Schüler und Eltern weitaus höher war, musste hier der Fragebogen in Papierform eingesetzt werden. Wir entschieden uns für dieses quantitative Erhebungs­verfahren, obwohl es mit einem hohen Zeitaufwand verbunden war. Die Klassenlehrer führten die Befragung durch und sorgten auch für die nötigen Informationen und die Verteilung der Bögen an die Eltern. Eine Anonymität konnte gewährleistet werden. Bei den Schülern nahmen 212 Probanden an unserer Befragung teil.Ziel sollte ein für die Schule und deren Besonderheiten relevantes Erhebungsverfahren sein. Des Weiteren wollten wir eine möglichst breite Beteiligung (im Kollegium, bei den Eltern und den Schülern). Obwohl der Durchführungsaufwand relativ gering war, ergab sich ein hoher Zeitaufwand für die Eingabe bezüglich der erhobenen Daten in das Computerprogramm. Wir versuchten ebenfalls, die Gütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität als Richtschnur bei der Formulierung der Fragebögen zu beachten, „wenngleich in der schulinternen Praxis nicht immer alle Ansprüche in vollem Maße erfüllt werden können." (Ulber Dr. D., B. Achterberg, M. A. Dipl.-Psych. N. Buchholz: Qualifikation von schulinternen Evaluationsberatern. Modul 1. FU Berlin 2004. S.39) Bei unseren geschlossenen Fragen entschieden wir uns im Rahmen von Alternativvorgaben für die einfachste Form, das zweistufige Urteil mit ja/nein Antworten. Um die Qualitätskriterien vier, fünf und sechs der Projektkarte zu evaluieren, entwickelten wir Leitfragen für Interviews, die sowohl mit den Konfliktlotsen als auch mit Schülern, die deren Hilfe in Anspruch genommen haben, geführt werden sollten. Die Leitfragen wurden den entsprechenden Schülergruppen ohne zusätzliche Nachfragen gestellt. Dies wurde vorher so festgelegt, da unterschiedliche Personen die Interviews durchführten. So konnte der Aufwand etwas minimiert und außerdem weitere Kollegen an der Evaluation beteiligt werden. Bei der Gruppe der Schüler, die bereits eine Streitschlichtung in Anspruch genommen haben, ergaben sich daher auch mehr als die in der Literatur empfohlenen sechs Leitfragen. Trotzdem war eine Auswertung noch möglich und zeitlich vertretbar. Das Interview der Konfliktlotsen enthielt auch drei geschlossene Fragen. Des Weiteren versuchten wir kurze Fragen zu formulieren, die an die Verständnisfähigkeit des Interviewten an-knüpften.

  8. 2.1.2 Begründung für die Auswahl der Stichprobe Um ein umfassendes Ergebnis über den Bekanntheitsgrad der Aufgaben und das Aussehen der Konfliktlotsen zu erhalten, entschlossen wir uns diesmal – im Gegensatz zu unserer ersten Bestandsaufnahme für das Schulprogramm – alle Eltern und Schüler (ohne Erstklässler) der Zürich-Schule bei der Befragung zu berücksichtigen. Dabei erhielten wir von 309Elternfragebögen 238 zurück. Es ist zu berücksichtigen, dass Eltern mit mehreren Kindern den Fragebogen natürlich nur einmal ausgefüllt haben. Trotzdem lässt sich daraus später ein repräsentatives Ergebnis ableiten. Bei den Schülern bekamen wir 212 auswertbare Fragebögen zurück. Die Schüler, die bereits eine Streitschlichtung in Anspruch genommen hatten, ließen wir zuerst über die entsprechenden Klassenlehrer erfassen und wählten dann nach dem Zufallsprinzip zwei Schüler der Klassen 4 bis 6 aus, so dass insgesamt 14 Personen zu interviewen waren. Zwei machten keine Angaben. Das Interview mit den Konfliktlotsen erfolgte nur mit denen, die die halbjährige Ausbildung erfolgreich beendet und schon Erfahrungen in ihrer Arbeit gesammelt hatten. Insgesamt wurden 7 Kinder befragt. Beim Ausfüllen des Bogens für das Kollegium erachteten wir es für unabdingbar, auch den Hausmeister und die Sekretärinnen einzubeziehen. Sie haben besonders in Hofpausen und nach Unterrichtsende immer wieder mit Streitigkeiten unter Schüler zu tun und werden um Hilfe gebeten. Alle Kollegen beteiligten sich an der Befragung, so dass eine Stichprobe von 29 Personen einbezogen werden konnte.

  9. 2.2 Ergebnisse des Vorhabens Im folgenden Punkt werden die Ergebnisse übersichtlich dargestellt. Eine Interpretation und Wertung bezüglich unserer im Evaluationsprogramm festgelegten Indikatoren erfolgt im Kapitel 2.3. Grafiken erscheinen uns für Außenstehende am besten geeignet, die Ergebnisse übersichtlich und somit schnell erfassbar zu gestalten. Bei den Interviews können keine grafischen Hilfsmittel benutzt werden. Ihre Beschreibung erweist sich als deutlich schwieriger. Deshalb werden hier die Antworten im Einzelnen veröffentlicht. Dies ist nur möglich, da die Zahl der Interviewpartner gering war.

  10. Schülerfragebogen – Grundauswertung [1]

  11. Schülerfragebogen – Grundauswertung [2]

  12. Schülerfragebogen – Grundauswertung [3] 1= ja, 2 = nein

  13. Elternfragebogen – Grundauswertung [1]

  14. Elternfragebogen – Grundauswertung [2]

  15. Bildschirminterview des Kollegiums-Grundauswertung [1]

  16. Bildschirminterview des Kollegiums-Grundauswertung [2] 1 = ja, 2 = nein, 3 = ohne Antwort

  17. Auswertung des Interviews mit Schülern, die die Streitschlichtung bereits in Anspruch genommen haben[1] 1. Hast du schon einmal in einer Konfliktsituation Hilfe bei den Konfliktlotsen gesucht? • Ja: 13 Schüler (ein Befragter fand sie nicht und klärte Problem selbst) • Nein: --- 2. Um welchen Konflikt handelte es sich? • Streit zwischen Freundinnen und der Befragten • Familiäre Probleme • Befragte wird von Klassenkameraden gehänselt • Aggressives Verhalten anderer Schüler (schubsen) • Verbale Beschimpfungen • Verfolgung mit dem Ziel des Schlagens • Konflikt vor drei Schuljahren (!) zwischen Mitschülerinnen • Ärger im Klassenraum (jagen und schubsen) • Streit nach der Schule • Streit mit dem Bruder zu Hause

  18. Auswertung des Interviews mit Schülern, die die Streitschlichtung bereits in Anspruch genommen haben[2] 3. Konnte der Konflikt sofort gelöst werden? • Ja: 8 Schüler • Nein: 4 Schüler (Weiter bei Frage 5) 4. Wie sah die Lösung aus? (Weiter bei Frage 9) • Gespräch im Konfliktlotsenraum – vertragen • Gespräch mit Konfliktlotsen auf dem Hof mit Entschuldigungen in beide Richtungen – vertragen • Konfliktlotsen beruhigen • Klassenlehrer hilft 5. Wer hat dir dann geholfen, den Konflikt zu lösen? • Konfliktlotsen der eigenen Klasse im Konfliktlotsenraum • Mediatoren • Schüleraufsicht 6. Hast du die Sprechstunde der Schulmediatoren besucht? • Ja: 7 Schüler • Nein: 1 Schüler

  19. Auswertung des Interviews mit Schülern, die die Streitschlichtung bereits in Anspruch genommen haben[3] 7. Konntet ihr das Problem dort durch ein einmaliges Gespräch lösen? • Ja: 6 Schüler (Weiter bei Frage 9) • Nein: 2 Schüler (Weiter bei Frage 8) 8. Hast du einen weiteren Termin wahrgenommen? • Ja: 3 Schüler • Nein: --- 9. Warst du mit der Art der Problemlösung zufrieden? • Ja: 9 Schüler • Nein: 1 Schüler • Anmerkung: ein Schüler war nur kurzzeitig zufrieden, ein Konflikt blieb ungelöst 10. Hat dir die Streitschlichtung geholfen, bei späteren Konflikten selbständig gewaltfreie Lösungen durch Gespräche zu erreichen? • Ja: 6 Schüler • Nein: 4 Schüler • Anmerkung: zwei Schüler antworten mit „manchmal“

  20. Auswertung des Interviews mit den Konfliktlotsen [1] 1. Greifst du von dir aus ein, wenn du Konfliktsituationen siehst? • Ja : 7 Schüler • Nein : --- 2. In welchen Situationen wirst du aktiv? Nenne Beispiele. • Streit zwischen zwei Schülern • Prügeln von Schülern • Bei Verletzungen • Beschimpfen mit Ausdrücken 3. Bei welchen Problemen kannst du helfen? • Bei Schwierigkeiten und Streitigkeiten • Bei Prügeleien • Bei verletzten Kindern • Bei kleinen Streits • Bei fast allem • Bei Freundschaftsproblemen

  21. Auswertung des Interviews mit den Konfliktlotsen [2] 4. In welchen Situationen fühlst du dich überfordert? • Größeren Schlägereien • In gar keiner Situation • Bei Streits mit mehr als 10 Schülern • Bei wiederholten Streits zwischen Schülern (gleiche Problematik) • Wenn es ältere Schüler sind 5. Bist du der Meinung, dass deine Tätigkeit als Konfliktlotse den Schülern hilft, Streitigkeiten friedvoll zu lösen und später besser miteinander auszukommen? • Ja : 7 Schüler • Nein : --- 6. Bist du der Meinung, dass freundlicher und respektvoller Umgang miteinander an der Zürich-Schule durch deine Arbeit als Konfliktlotse gefördert wird? • Ja : 7 Schüler • Nein : ---

  22. 2.3 Interpretation und Vergleich mit den Indikatoren Schülerfragebögen Das erste Ziel unseres Evaluationprogramms, Kenntnis über die Existenz von Konfliktlotsen zu haben, erreichten wir mit 94% und damit 14 % mehr als dem von der Gesamtkonferenz erwünschten Wert. Die Aufgaben der Konfliktlotsen kennen dagegen nur 77% der Befragten. Obwohl unser Ziel hier nicht ganz erreicht wurde und der Wert 3% unter-halb des Indikators liegt, können wir ebenfalls schon recht zufrieden sein. Schaut man näher hin, stellt man fest, dass es große Diskrepanzen hinsichtlich der Kenntnis der verschiedenen Aufgabenbereiche der Konfliktlotsen gibt. Erst in letzter Zeit wurde auch der Schulweg mit in ihre Arbeit einbezogen, da dort immer wieder Probleme auftraten. Nur 24% der Probanden wussten dies. Aber auch die Möglichkeit, bei Problemen in der Klasse (51%) oder mit Lehrern (36%) Hilfe zu erhalten, ist nicht vielen Schülern bekannt. Dagegen ist eine deutliche Mehrheit darüber informiert, dass die Konfliktlotsen auf dem Schulhof präsent sind und helfen. Die Schüler unserer Schule wissen zu 82%, woran sie die Konfliktlotsen erkennen können. Der Indikator von 80% für das dritte Ziel wurde somit erreicht. Bei der Auswahl der Fragen haben wir bewusst richtige Erkennungs-merkmale mit falschen vermischt. Die Konfliktlotsen tragen bei uns ein schwarzes Bascap (58% der Antworten) und ein hellblaues Schlüsselband (77% der Antworten) mit ihrem Namen. Die rote Weste (falsche Antwort) wurde auch nur von 17% der Schule gewählt. Viele Kinder verwechselten die Schüleraufsichten, die ebenfalls ein Schild tragen, mit den Konfliktlotsen (52%). Dies erachten wir jedoch nicht als Problem, da die von Klasse 4 bis 6 abwechselnd durchgeführten Aufsichten natürlich in Streitsituationen ebenfalls helfend eingreifen bzw. den aufsichtführenden Lehrer um Unterstützung bitten. Insgesamt ist das Kollegium recht zufrieden mit den Ergebnissen, auch wenn nicht alle Indikatoren erreicht wurden. Schlussfolgerungen für die weitere Arbeit sind im nächsten Kapitel nachzulesen.

  23. Elternfragebögen Bei der Befragung der Eltern setzten wir nach längerer Diskussion auf der Gesamtkonferenz am 16.6. 2008 den Indikator fest. Durch den hohen Anteil von Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache und den damit verbundenen Problemen der Eltern, Schulbriefe und Ähnliches zu lesen und zu verstehen, hielten wir einen geringeren Indikator für realistisch. Daher betrug dieser für das Ziel 2 des Evaluationsprogramms nur 60%. Die Auswertung überraschte uns dann doch, da 78% der Befragten über die Existenz der Konfliktlotsen Bescheid wussten. Dabei kamen die Kenntnisse vorwiegend durch die eigenen Kinder (68%) und durch den Informationsflyer (40%) zustande. Der Austausch mit anderen Eltern nahm leider nur einen hinteren Platz (16%) ein. Das breite Spektrum der Aufgaben der Konfliktlotsen war den Eltern ebenfalls nur in Ansätzen bekannt. Über die Unterstützung auf dem Hof (87%) und in den Klassen (64%) wussten sie Bescheid. Hier erreichten wir unseren Indikator von 60%. Der Schulweg (34%), als neues Aufgabenfeld, welches auch im Flyer angesprochen wird,und die Hilfe bei Problemen mit Lehrern (42%), war wenig bekannt. Um in diese Richtung weiter erfolgreich zu arbeiten, sind entsprechende Maßnahmen notwendig. (nachzulesen im nächsten Kapitel)

  24. Kollegiumsbefragung Um das 7. Ziel des Evaluationsprogramms (Indikator 60%) zu überprüfen, entschieden wir uns für eine Befragung des Kollegiums. Auch der Hausmeister sowie die Sekretärinnen nahmen teil (Begründung siehe Kapitel 2.1.2) Item 6 des Fragebogens erreichte 83% und lag somit deutlich über den erwarteten 60%. Allerdings sind nur 59% des Kollegiums der Meinung, dass die Arbeit der Konfliktlotsen auch zu einer zeitlichen Entlastung führt (Item zwei). Dieser scheinbare Widerspruch konnte auf der Gesamtkonferenz am 10.02.2009 geklärt werden. Lehrer größerer Klassen sind einstimmig der Meinung, dass sie weniger Zeit zur Klärung von Konflikten verwenden müssen. Bei den Klassen eins bis drei ist trotz der Hilfe von Konfliktlotsen immer die Anwesenheit des Klassenlehrers bei der Klärung von Problemen notwendig, um den jüngeren Schülern mehr Sicherheit zu geben. Deswegen handelt es sich um keinen inhaltlichen Widerspruch. Item 7 wurde auf Wunsch der Schulmediatorinnen in den Fragebogen aufgenommen und auch das Ergebnis (nur 73% fühlen sich von ihnen unterstützt) in der Gesamtkonferenz diskutiert. Dabei stellte sich heraus, dass nicht alle Kollegen über die Möglichkeit einer Unterstützung für die gesamte Klasse Bescheid wussten. Eine weitere Erklärung für die, für unser Empfinden, geringe Prozentzahl war, dass einige Lehrer jegliche Art von Konflikten selbst zu lösen versuchen und die Hilfe der Schulmedia-torinnen nicht in Anspruch nehmen. Wie wir mit diesen Ergebnissen umgehen und zu welchen Konsequenzen sie führen, findet man im folgenden Kapitel.

  25. Schüler- und Konfliktlotseninterview Die von uns in den Klassen 4 bis 6 befragten Schüler hatten teilweise mehrfach Hilfe bei den Konfliktlotsen gesucht. Die im Einzelnen aufgeführten Konflikte entstehen im schulischen Alltag und stellen keine auffallenden Besonderheiten dar. Hervorzuheben wäre, dass jegliche Formen aggressiven Verhaltens an unserer Schule sehr selten vorkommen, sicher auch ein Verdienst konsequenten und geschlossenen Auftretens der Konfliktlotsen und des Kollegiums. Die von den befragten Konfliktlotsen aufgezählten Probleme, in denen sie helfen können, stimmen mit denen überein, die die anderen Kinder als Problemsituation angaben. Hierbei wurde der Indikator (Qualitätskriterium 4 mit 80%) erreicht. Das unserer Meinung nach wichtigste Ziel im Evaluationsprogramm ist zweifelfrei die Frage nach der Effizienz der Streitschlichtung. Betrachtet man die bisher gewonnenen Ergebnisse im Zusammenhang, kommt man zu dem Schluss, dass die konstante Arbeit der Konfliktlotsen über einen so langen Zeitraum gute Erfolge zu verzeichnen hat. Die Items 5 und 6 im Interview mit ihnen wurden von allen positiv beantwortet. Damit ist eine hundertprozentige Erreichung des Indikators nachgewiesen. Bei den befragten Schülern waren neun von zwölf (75%) mit der Problemlösung einverstanden. Acht Kinder (66%) schafften es bereits, weitere Konflikte manchmal selbständig und gewaltfrei zu lösen. Auch von dieser Seite betrachtet können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein.

  26. 3. Zusammenfassung 3.1 Wichtigste Ergebnisse für unsere weitere Arbeit Eltern • Schulmediatorinnen und ein oder zwei Konfliktlotsen stellen sich auf einer der nächsten Gesamtelternversammlung vor • Erneute Vorstellung des Projekts auf den Elternabenden (Konfliktlotsen oder/und Mediatorinnen) zu Beginn des neuen Schuljahres • Verteilen des Flyers auf dem ersten oder zweiten Elternabend der neuen 1. Klassen

  27. Schüler • Zeitlich lange Ausbildungsphase soll unbedingt beibehalten werden (12 – 14 Sitzungen), endet mit Zertifikat • Ausbildung der Konfliktlotsen bereits im 2. Halbjahr Klasse 4 beginnen, damit sie zwei volle Schuljahre „arbeiten“ können • (anfangs arbeiten neu ausgebildete Konfliktlotsen der 4. Klassen im Team mit „erfahrenen“ Konfliktlotsen) • Konfliktlotsen stellen sich nach Beendigung der Ausbildung in allen Klassen vor (mit ihren Erkennungsmerkmalen und erläutern ihre Aufgaben) • Klassenlehrer der Klassen 1 – 3 erinnern in regelmäßigen Abständen an die Konfliktlotsen und zeigen sie den Kindern auf dem Hof • Schaukasten mit Bildern von den aktuellen Konfliktlotsen vor dem Büro anbringen ( Namen, Klasse bei Einverständnis der Eltern) • besondere Ehrung der Konfliktlotsen bei Verlassen der Grundschule am Ende der 6. Klasse (in Form einer Plakette, Ehrennadel oder Ähnlichem)

  28. Kollegium • Mediatorinnen erklären noch einmal auf einer Dienstbesprechung ihre konkreten Aufgaben - vor allem Beispiele für gelungene Klassengespräche (Klassen 5b und 6b) • „Buddy“ – Programm als Ergänzung zum laufenden Konfliktlotsenmodell - Vorstellung durch die zwei Multiplikatorinnen auf einer Dienstberatung und Erprobung in den eigenen Klassen • Nachwuchsproblem (jetzige Schulmediatorinnen scheiden in absehbarer Zeit durch Sabbatical bzw. aus Altersgründen aus) • Forderung nach Wiederaufnahme der Ausbildung zum Schulmediator im Rahmen der Fortbildung an Berliner Schulen um auch zukünftig erfolgreich weiterarbeiten zu können

  29. 3.2 Schlussfolgerungen für die Fortschreibung des Schulprogramms So wie als Schwerpunkt im Schulprogramm aufgezeigt, soll die kontinuierliche Arbeit mit den Konfliktlotsen fortgesetzt werden, denn so können wir ein friedliches Miteinander an der Zürich-Schule weiter garantieren. Dazu bedarf es ergänzender Maßnahmen. Deshalb wird der Entwicklungsschwerpunkt 3 des Schulprogramms – die Förderung sozialer Kompetenzen und die Prävention von aggressivem und gewaltbereitem Verhalten bei Schülern – weiterhin im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen. Verbessern wollen wir die noch nicht zufrieden stellenden Ergebnisse, besonders hinsichtlich des Erkennens der Konfliktlotsen und des Bekanntheitsgrades ihrer Aufgaben bei Schülern und Eltern. Ein neuer Punkt zur Evaluation im nächsten Zeitabschnitt wird die Durchführung der täglichen Lesezeit in allen Klassen werden. Dies entspricht dem Entwicklungsschwerpunkt 1 unseres Programms. Damit greifen wir ein weiteres Themenfeld, die Unterrichtsentwicklung, auf und dokumentieren einen kleinen Ausschnitt der pädagogischen Entwicklung an unserer Schule.

  30. 3.3 Prozessreflexion Der Zeitraum unserer Evaluation erstreckte sich über das gesamte letzte und das erste Halbjahr des laufenden Schuljahres. Begleitet durch die Regionalkonferenzen erarbeiteten wir uns einzelne Schritte und erstellten schließlich das Evaluationsprogramm. Hier boten die Workshops ausgezeichnete Gelegenheiten sowohl am eigenen Vorhaben weiterzuarbeiten als auch spezifische Fragen an die Multiplikatoren zu stellen. In kleinen Gruppen gab es jederzeit einen Ansprechpartner, der fachlich kompetente Unterstützung anbot. Ebenfalls die Bereitstellung des Programms „Grafstat“ für die Umsetzung des Vorhabens stellte eine gelungene Bereicherung der Informations-materialien dar. Hier wäre es wünschenswert gewesen, auf einer vertiefenden Sitzung die Möglichkeiten der Handhabung näher kennen zu lernen. So musste dies im Eigenstudium erfolgen und kostete wertvolle Zeit. An unserer Schule gab es wenig Widerstände oder kontroverse Meinungen zum vorgeschlagenen Vorhaben. Die Kollegen unterstützten uns fachgerecht. Trotzdem führten wir als Evaluationsberaterinnen die Dateneingabe und Aufbereitung allein durch. Auch die Berichtlegung gehörte letztendlich dazu. Somit ist der zeitliche Aufwand als außergewöhnlich hoch einzuschätzen. Sicher haben wir dadurch fundierte Ergebnisse und können die Arbeit der Konfliktlotsen weiter effektiv gestalten. Die Frage ist allerdings, ob der individuelle und kräftemäßig hohe Einsatz das Ergebnis rechtfertigt. ENDE

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