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Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft

Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft. Philologie, Sprachwissenschaft, Linguistik Vergleichende und indogermanische Sprachwissenschaft Indogermanische Sprachen: Stammbaummodell Urslavisch, Gemeinslavisch, Altkirchenslavisch, Missionierung (Kyrill und Method)

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  1. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Philologie, Sprachwissenschaft, Linguistik Vergleichende und indogermanische Sprachwissenschaft Indogermanische Sprachen: Stammbaummodell Urslavisch, Gemeinslavisch, Altkirchenslavisch, Missionierung (Kyrill und Method) Kurze Übersicht: Russisch, Polnisch, Tschechisch

  2. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Die Sprache bezeichnet die wichtigste Kommunikationsform des Menschen. Sie wird akustisch durch Schallwellen (Lautketten) oder visuell-räumlich durch Gebärden (vgl. Gebärdensprache) oder Schrift (vgl. Schriftsprache) realisiert. Die Wissenschaft von Sprache als System heißt Allgemeine Sprachwissenschaft. Exemplarisch sei die Definition von Edward Sapir (1921) zitiert: • "Sprache ist eine ausschließlich dem Menschen eigene, nicht im Instinkt wurzelnde Methode zur Übermittlung von Gedanken, Gefühlen und Wünschen mittels eines Systems von frei geschaffenen Symbolen." (zitiert nach John Lyons, 4. Auflage, 1992, S. 13)

  3. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Ferdinand de Saussure hat - einer Tradition folgend - Sprache als Zeichensystem konzipiert und das Sprachzeichen als Verbindung von Lautbild und Vorstellung, also als etwas Mentales gefasst. • Karl Bühler sieht Sprache als "geformtes Gerät", als Medium des Verständigungshandelns mit den Grundfunktionen der Darstellung (Bezug auf die Wirklichkeit), des Ausdrucks (Befindlichkeit des Sprechers) und des Appells (Beeinflussung des Hörers). Damit wird die Auffassung von Sprache als Zeichensystem fraglich, denn nur symbolische Ausdrücke lassen sich als Zeichen im eigentlichen Sinn ("etwas steht für etwas") auffassen. Wofür steht der Artikel der, die Abtönungspartikel halt, das Zeigwort da, die Interjektion hm? • Für die Pragmatik ist Sprache ein zweckorientiertes Handlungssystem, das mental verankert ist. • Für manche Linguisten ist Sprache ein menschentypisches biologisches Organ (Noam Chomsky), für andere das Medium der Gedankenbildung schlechthin (W.v. Humboldt).

  4. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Ferdinand de Saussure (* 26. November1857 in Genf; † 22. Februar1913 in Vufflens-le-Château bei Morges) war ein Schweizer Sprachwissenschaftler. De Saussure studierte in Leipzig und in BerlinIndogermanistik. Von 1906 bis 1911 hielt er an der Universität Genf Vorlesungen über allgemeine Sprachwissenschaft.

  5. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Ferdinande de Saussure • Er wird als Begründer der modernen Linguistik und - fälschlicherweise - des Strukturalismus betrachtet. In den posthum unter Saussures Namen erschienenen Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft (Cours de linguistique générale, 1916/dt. 1967; im folgenden CLG), wird eine allgemeine Theorie der Sprache als Zeichensystem entwickelt. Darin wird die Untersuchung von Sprache, verstanden als ein abstraktes und überindividuelles System von Zeichen (langue), als einzig relevanter Gegenstand der Sprachwissenschaft begriffen. Sprache wird so vom Sprechen, der parole, abgelöst und kann von diesem unabhängig untersucht werden.

  6. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Erst in den 1950er Jahren greift eine quellenkritische Rezeptionstradition Raum, die bemüht ist, die authentische Sprachidee Saussures aus seinem fragmentarischen Nachlass zu erschließen. Die Rezeptionsgeschichte Saussures ist mithin durch eine Kluft zwischen Cours-Rezeption und Saussure-Rezeption gezeichnet. Die gleichermaßen notwendigen wie erfolgreichen Bemühungen um eine Rekonstruktion des authentischen Sprachdenkens Saussures, das auch disziplinenübergreifend, etwa in der Medien-, und Kulturwissenschaft sowie der Neurolinguistik fruchtbar aufgegriffen worden ist, kann die weichenstellende Bedeutung des Cours, dessen Rezeption den strukturalistischen und poststrukturalistischen Diskurs maßgeblich geprägt und unzählige Anschlußdiskurse gezeitigt hat, nicht ungeschehen machen. Der Cours de linguistique générale bleibt das bedeutendste Buch, das Ferdinand de Saussure nie geschrieben hat.

  7. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Saussures Ruhm zu Lebzeiten begründete sich in seiner Leistung als Indogermanist. In seinem Mémoire sur le système primitif des voyelles dans les langues indo-européennes (1879) hat Saussure schon als 21-jähriger Student durch die Anwendung junggrammatischer Methoden die Laryngaltheorie angedacht. Bei der internen Rekonstruktion des indogermanischen Vokalsystems hat er unterliegende, abstrakte "Koeffizienten" (coefficients sonantiques) angenommen, die der dänische Sprachforscher Hermann Møller noch im 19. Jh. mit Laryngalen identifizierte. 1914, nach Saussures Tod, hat Bedřich Hrozný das Hethitische entziffert, und diese Sprache stellte sich dabei als indogermanische Sprache heraus. An manchen Stellen, wo Saussure seine Lautkoeffizienten rekonstruiert hatte, fand man im Hethitischen Laryngale. Obwohl mit wichtigen Einschränkungen zu rechnen ist, werden die Laryngalen im Hethitischen im Allgemeinen als Bestätigung von Saussures Rekonstruktion betrachtet.

  8. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Indogermanische Sprachfamilie Die indogermanische Sprachfamilie, von der nicht deutschsprachigen Philologie eher als indoeuropäische Sprachfamilie bezeichnet, deren Vokabular Übereinstimmung bei Flexion, Numerus, Genus und Ablaut aufweist, ist die mittlerweile vor allem auf Grund der Kolonisation meistverbreitete Sprachfamilie auf der Welt mit mehr als 2,5 Mrd. Muttersprachlern.

  9. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Inhaltsverzeichnis 1 Der Begriff „indogermanisch“ 2 Ursprung und Entwicklung 3 Untergruppen 4 Verwandtschaftsverhältnisse 5 Siehe auch 6 Literatur

  10. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Der Begriff „indogermanisch“ • Bei der Bildung der Bezeichnung Indogermanisch im 19. Jahrhundert gingen die Sprachforscher von den beiden Sprachgruppen aus, die damals als die räumlich am weitesten voneinander entfernten angesehen wurden, d. h. der indischen im Osten und im Westen der germanischen Gruppe (mitsamt des Isländischen). Die keltischen Sprachen wurden damals aufgrund grammatikalischer Besonderheiten noch nicht als indogermanisch angesehen und das Tocharische weiter östlich wurde erst 1890 entdeckt

  11. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Die Bezeichnung Indogermanisch wurde im deutschen Sprachraum, der in dieser Forschungsdisziplin weltweit immer noch führend ist, beibehalten. In anderen Sprachen wird hingegen die Bezeichnung Indoeuropäisch (IE) verwendet. Der amerikanische LinguistMerritt Ruhlen benutzt die Bezeichnung Indo-Hethitisch, um eine vorgebliche Sonderstellung des Hethitischen bzw. der anatolischen Sprachgruppe innerhalb des Indogermanischen zu betonen. Ein solcher Stammbaum wird jedoch (zumindest in der weitreichenden Form) von den meisten anderen Forschern abgelehnt. Heute nehmen viele Forscher aber an, dass sich die anatolischen Sprachen tatsächlich als erste von der Ursprache abgespalten haben.

  12. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Ursprung und Entwicklung • Die indogermanischen Sprachen sind nach Meinung der Indogermanistik im linguistischen Sinne genetisch verwandt. Dass ihre Ähnlichkeit nur auf typologischer Angleichung nach Art eines Sprachbunds zustande kam, kann ausgeschlossen werden. • Ende des 18. Jahrhunderts erkannte der englische Orientalist William Jones aus Ähnlichkeiten zwischen dem Sanskrit und einigen europäischen Sprachen, dass es für diese Sprachen eine gemeinsame Wurzel geben muss. Der Deutsche Franz Bopp brachte 1816 in seinem Buch Über das Konjugationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen, lateinischen, persischen und germanischen Sprache den methodischen Beweis für die Verwandtschaft dieser Sprachen und gilt zumindest im deutschsprachigen Raum als Entdecker des Indogermanischen.

  13. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Diese indogermanische Ursprache ließ sich sprachwissenschaftlichrekonstruieren, obwohl aus dieser Zeit keine Schriftdokumente vorliegen. Für die Sprachen, die auf das Indogermanische zurückgehen, lässt sich auf der Grundlage der Forschungsergebnisse des deutschen LinguistenAugust Schleicher ein „Stammbaum“ darstellen, der den Ursprung und die Verwandtschaftsstruktur dieser Sprachen wiedergibt. In diesem „Stammbaum“ gibt es sowohl gesicherte als auch spekulative Verzweigungen; letztere betreffen insbesondere ausgestorbene Sprachen, die keine Nachfolgesprachen hinterlassen haben. Schleicher versuchte das hypothetische Protoindogermanische zu rekonstruieren, indem er sich ursprünglicher Formen diverser indogermanischer Sprachen bediente. Daraus entstand eine Übersetzung der sog. indogermanischen Fabel „Das Schaf und die Pferde“ als „Avis akvasasca“. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass solche Rekonstruktionen in der Regel zu Wortwurzeln einerseits und morphologischen und phonologischen Erscheinungen andererseits führen. Auch syntaktische Merkmale des Indogermanischen konnten mit Einschränkungen rekonstruiert werden. Eine Grundsprache im Sinne eines kommunikativen Verständnisses wird mit dieser Rekonstruktion jedoch nicht erreicht.

  14. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Stammbaumtheorie • Die Stammbaumtheorie in der Linguistik wurde von August Schleicher (1821-1868) Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt. Er ging davon aus, dass sich Sprachen analog der Evolution biologischer Arten aus Ursprachen entwickeln. Danach verhalten sich die Beziehungen und Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Sprachen genau so wie die Relationen der Arten in der Biologie, die sich in Form von Stammbäumen darstellen lassen. Ausgehend von seinen evolutionstheoretischen Überlegungen entwickelte August Schleicher u. a. das Stammbaummodell der indogermanischen Sprachfamilie. • Stammbaummodelle sind hierarchische Modelle, in denen sich Tochtersprachen "genetisch" zusammenhängend aus Elternsprachen entwickeln. So sind die romanischen Sprachen Tochtersprachen von Latein, Latein ist eine Tochtersprache von Italisch, Italisch eine Tochtersprache des Indogermanischen. Stammbaummodelle werden heute verwendet, um die Beziehungen zwischen Sprachen darzustellen und sie zu gruppieren.

  15. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Durch Sprachvergleich kann man Verwandtschaften entdecken und Elternsprachen teilweise rekonstruieren. So wurde die indoeuropäische Sprache zum Teil rekonstruiert. Das Stammbaummodell führt, zu Ende gedacht, gegebenenfalls zu einer gemeinsamen Ursprache aller Sprachen. Darauf deuten bestimmte Erscheinungen des Basiswortschatzes und neuerer genetischer Forschungen hin, es ist aber umstritten, da jede weitere erschlossene ältere Stufe des Sprachstammbaums größere Unsicherheiten beinhaltet. • Mit "Stammbäumen" ließen sich bis Mitte des 20. Jahrhunderts Erscheinungen der Durchdringung und Überlagerung von Sprachen nicht gut erklären. Einfacher zu begreifen war das von Johannes Schmidt um 1870 entwickelte Wellenmodell. Aufgrund neuerer Erkenntnisse über genetische Abweichungen, Veränderungen und die Entwicklung der Arten in der Biologie, für die es jetzt Simulations- und Berechnungsmöglichkeiten mittels mathematischer Modelle gibt, lebt heute jedoch die Stammbaumtheorie als Erklärungsmodell für "genetische" Sprachveränderungen wieder auf.

  16. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Indogermanische Ursprache • Die indogermanische Ursprache ist der hypothetische gemeinsame Vorfahre der indogermanischen Sprachen. • Da die Ursprache nicht direkt überliefert ist, wurden alle Laute und Wörter durch die Komparativmethode erschlossen. Man hat sich darauf geeinigt, nicht bestätigte Formen mit einem Sternchen zu markieren: *wódr "Wasser", *ḱwṓn "Hund", *tréyes "drei (maskulin)", etc. Viele der Wörter in den modernen indogermanischen Sprachen stammen durch regelmäßige Lautverschiebung von diesen "Urwörtern" ab (z.B. Grimms Gesetz).

  17. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Phonologie • Es wird angenommen, dass die indogermanische Ursprache folgende Phoneme verwendete: Konsonanten labialkoronalpalatovelar velarlabiovelarlaryngal StimmlosePlosivep t ḱ k kw  StimmhaftePlosiveb d ǵ g gw  AspiriertePlosivebh dh ǵh gh gwh  Nasalem n     Frikative  s    h1, h2, h3 Approximantenw r, ly    Vokale Kurze Vokalea, e, o Lange Vokaleā, ē, ō Diphthongeei, eu, ēi, ēu, oi, ou, ōi, ōu Ablaut Die indogermanische Ursprache hatte eine charakteristische, generelle Ablautsequenz der Phoneme o/e/Ø.

  18. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Verben • Das urindogermanische Verbsystem ist extrem kompliziert und beinhaltet eine Ablautsequenz, die in den germanischen Sprachen noch immer vorhanden ist. • Verben haben mindestens vier Modi (Indikativ, Imperativ, Konjunktiv und Optativ, und vielleicht auch den Injunktiv, der sich aus dem Sanskrit rekonstruieren lässt), eine Diathese (Aktiv and Mediopassiv), sowie drei Personen und drei Numeri (Singular, Dual und Plural). Verben werden in drei Tempora konjugiert (Präsens, Aorist, und Perfekt). • Konjugation • Die Wurzel ist das grundlegende Morphem eines Wortes. Der Stamm ist ein Wort, dem die flektierten Endungen abgeschnitten wurden. Im einfachsten Fall besteht der Stamm aus der einfachen Wurzel

  19. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Konjugation des Präsens Im Präsens wurden Verben folgendermaßen konjugiert: Stamm *gwh(é)n- "schlagen" 1.sg. *gwhén-mi 2.sg. *gwhén-si 3.sg. *gwhen-ti 1.pl. *gwhn-més 2.pl. *gwhn-té 3.pl. *gwhn-énti • Konjugation des Präteritums Im Präteritum wurden Verben folgendermaßen konjugiert: Stamm *w(ó)id- "wissen" 1.sg. *wóid-h2a2.sg. *wóid-th2a3.sg. *wóid-e1.pl. *wid-mé2.pl. *wid-té3.pl. *wid-é:r

  20. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Indogermanische Fabel • Von August Schleicher wurde erstmals ein kurzer Text verfaßt, den er als Fabel in der rekonstruierten UrspracheIndogermanisch verstanden wissen wollte. Hiervon gibt es bislang zwei neuere Fassungen, eine von Hermann Hirt und eine von Norbert Oettinger. Schleicher verfaßte den Text, um nicht nur einzelne rekonstruierte Wortformen, sondern auch deren syntaktische Verbindung im Satz zeigen zu können. • Fassung von Schleicher (1868:207) • Avis akvāsas ka. Avis, jasmin varnā na ā ast, dadarka akvams, tam, vāgham garum vaghantam, tam, bhāram magham, tam, manum āku bharantam. vais akvabhjams ā vavakat: kard aghnutai mai vidanti manum akvams agantam. Akvāsas ā vavakant: krudhi avai, kard aghnutai vividvant-svas : manus patis varnām avisāms karnauti svabhjam gharmam vastram avibhjams ka varnā na asti. Tat kukruvants avis agram ā bhugat.

  21. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Übersetzung der Fabel • Übersetzung mit im Text nicht vorhandenen in eckigen, mit erklärenden Zusätzen in runden Klammern: [Das] Schaf und [die] Pferde. [Ein] Schaf, [auf] welchem Wolle nicht war (ein geschorenes Schaf), sah Pferde, das [einen] schweren Wagen fahrend, das [eine] große Last, das [einen] Menschen schnell tragend. [Das] Schaf sprache [zu den] Pferden: [Das] Herz wird beengt [in] mir (es tut mir sehr leid), sehend [den] Menschen [die] Pferde treibend. [Die] Pferde sprachen: Höre, Schaf, [das] Herz wird beengt [in den] gesehen-Habenden (es tut uns sehr leid, da wir wissen): [der] Mensch, [der] Herr macht [die] Wolle [der] Schafe [zu einem] warmen Kleide [für] sich und [den] Schafen ist nicht Wolle (die Schafe haben aber keine Wolle mehr, sie werden geschoren; es geht ihnen noch schlechter als den Pferden). Dies gehört habend bog (entwich) [das] Schaf [auf das] Feld (es machte sich aus dem Staub).

  22. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Fassung von Hirt (1939:114) • Owis ek’wōses-kwe owis, jesmin wьl∂nā ne ēst, dedork’e ek’wons, tom, woghom gwьrum weghontmo , tom, bhorom megam, tom, gh’ьmonmo ōk’u bherontmo. owis ek’womos ewьwekwet: k’ērd aghnutai moi widontei gh’ьmonmo ek’wons ag’ontmo . ek’wōses ewьwekwont: kl’udhi, owei!, k’ērd aghnutai vidontmos: gh’ьmo, potis, wьl∂nām owjôm kwroneuti sebhoi ghwermom westrom; owimos-kwe wьl∂nā ne esti. Tod k’ek’ruwos owis ag’rom ebhuget. (Textcodierung: Western)

  23. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Ausgehend von Wortstämmen, die allen indogermanischen Sprachen gemeinsam sind, wurde weiterhin in Zusammenarbeit mit der Archäologie versucht, das Ursprungsgebiet der Indogermanen zu bestimmen. Dabei wurden sowohl Ostanatolien, Gebiete nördlich des Schwarzen Meeres oder Südosteuropa vorgeschlagen. Von den zahlreichen Hypothesen über diese Urheimat der Indogermanen, beispielsweise Kurgan-These, Anatolien-These ist keine allgemein akzeptiert. Einige Wissenschaftler stellen den Migrationsmodellen die Konzeption eines ausgedehnten indogermanischen Sprachkontinuums gegenüber. Es ist sogar strittig, ob eine 'Urheimat' überhaupt definiert werden kann, weil schon deren Existenz nicht gesichert werden könne, geschweige denn eine auch nur mehr als vage zeitliche und räumliche Ansetzung möglich sei.

  24. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Auch die Methodik der Glottochronologie liefert nur vermeintlich exakte Daten. Sie versucht an Hand einer Testliste von Begriffen, die in möglichst vielen Sprachen vorhanden sind, Verwandtschaftsbeziehungen von Sprachen festzustellen: je größer der Prozentsatz an als verwandt vermuteten Wörtern der Liste, desto enger seien die Sprachen verwandt. Unter der Hypothese einer konstanten Ersetzungsrate (früher für alle Sprachen, heute je Einzelsprache oder gar Einzelwort) wird der Verlust an gemeinsamem Wortbestand in einem belegbaren Zeitraum mit verschiedenen Methoden einfach zurückprojiziert. Daraus ergäbe sich dann automatisch der zeitliche Abstand der Trennung der Schwestersprachen. Kritisiert an dieser Methodik wird v.a. die Überzeugung, dass für die verschiedenen Stufen der Ausgliederung eine absolute Chronologie bestimmt werden könne. Dies gilt auch für die in der Presse stark beachtete Berechnung von Gray/Atkinson von der Universität Auckland (Neuseeland) aus dem Jahr 2003, die mit Computerprogrammen der Bioinformatik arbeitet.

  25. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Wahrscheinlich lassen sich sprachliche Rekonstruktionen nur in der Zusammenarbeit von Sprachwissenschaft und Archäologie erarbeiten. • Ob die Humangenetik dabei eine Rolle spielen kann, ist umstritten. Populationsgenetiker wie Luigi Cavalli-Sforza versuchen nachzuweisen, dass sich zwischen der genetischen Verwandtschaft auch weit auseinander lebender Bevölkerungsgruppen und sprachlicher Verwandtschaft Parallelen ziehen lassen. • Vermutungen zu entfernter Verwandtschaft wurden zu beinahe allen Sprachen der Welt angestellt. Die engste Verwandtschaft wird auf Grund grammatisch-morphologischer Gemeinsamkeiten mit den uralischen Sprachen angenommen. Darüber hinaus wird eine lose Verwandtschaft mit unter anderem Afro-Asiatischen Sprachen, sowie mit den altaischen Sprachen angenommen und unter dem Begriff Nostratisch untersucht. • Eine überholte Unterteilung der indogermanischen Sprachen erfolgte früher nach dem Zahlwort für „hundert", der erschlossenen Urform *kmtom, siehe Kentumsprachen.

  26. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Kentumsprachen • Als Kentumsprachen (seltener Centumsprachen) bezeichnete die frühere Indogermanistik eine indogermanische Sprachgruppe der Jungsteinzeit. Alle anderen indogermanischen Sprachen gehören nach dieser Theorie zu den Satem-Sprachen. Heute spielt diese Unterscheidung in der Forschung keine Rolle mehr. • Benannt sind die beiden Gruppen nach dem lateinischen bzw. altiranischen Wort für "hundert", die beide aus einem urindogermanischen */dk’mtóm/ entstanden sind.

  27. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Ältere Annahme • Früher nahm man an, dass sich das Indogermanische - noch bevor die Völker westwärts nach Europa kamen - zuerst in eine Kentumsprache und eine Satem-Sprache geteilt habe. • Beim Proto-Indoeuropäischen geht man von der „k“-Aussprache aus. Irgendwann tendierten einige indoeuropäische Sprachen dazu, dieses „k“ zu palatalisieren, also zu einem Zischlaut /s/ bzw. /ʃ/ werden zu lassen, ähnlich, wie dies später in den meisten romanischen Sprachen mit dem lateinischen <c> in centum passierte. • Dieser Wandel trat bei den heute östlichen Zweigen wie z. B. den Indoiranische Sprachen ein, zu denen Sanskrit und Persisch gehören. Auch bei den frühen slawischen und baltischen Sprachen sowie dem Albanischen ereignete sich Ähnliches. Andere Sprachen wie die germanischen und die keltischen blieben (wenigstens zunächst) beim ursprünglichen Laut.

  28. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Moderne Annahme • Die Unterscheidung zwischen Kentum- und Satemsprachen einer Epoche, als die vergleichende Sprachwissenschaft noch allzu sehr in einem sturen Denkschema mit Sprachstammbäumen, die sich ständig verästeln, gefangen war. Dagegen besteht heute Einigkeit, dass die tatsächlichen Verhältnisse viel komplexer waren und insbesondere das Stammbaummodell spätere Beeinflussungen durch Sprachkontakte ignorierte. • Außerdem ist nicht zu beweisen, dass der Unterschied zwischen Kentum- und Satemsprachen der am frühesten eingetretene Unterschied zwischen indogermanischen Sprachen ist. • Zudem konnte man feststellen, dass in den Satemsprachen einige Wörter existieren, die den bewussten Lautwandel nicht zeigen, sondern noch das ursprüngliche -k- aufweisen. Es kann sich aber auch nicht um Lehnwörter aus irgendeiner Kentumsprache handeln. • Da die Unterscheidung zwischen Kentum- und Satemsprachen sich also als nicht so grundlegend herausgestellt hat, wie man lange gemeint hatte, spielt sie in der aktuellen Forschung der Indoeuropäistik praktisch keine Rolle mehr. • Damit läge bei diesem Begriff ein weiteres Beispiel dafür vor, wie ein Forschungsergebnis zu einer gewissen Zeit über die ursprüngliche Forschergemeinde hinaus populär geworden und dies geblieben ist, während es in der eigentlichen Forschung keine Rolle mehr spielt.

  29. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Untergruppen • Zu den indogermanischen Sprachen gehören die folgenden Gruppen lebender und ausgestorbener (†) Sprachen: • Albanisch • Anatolische Sprachen † • Armenisch • Baltische Sprachen • Ostbaltische Sprachen • Westbaltische Sprachen † • Germanische Sprachen • Nordgermanische Sprachen • Ostgermanische Sprachen † • Westgermanische Sprachen • Griechisch • Illyrisch † • Indoiranische Sprachen • Indoarische Sprachen • Iranische Sprachen

  30. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Italische Sprachen • Latino-faliskische Sprachen(mit Latein und den romanischen Sprachen) • Oskisch-umbrische Sprachen † • Keltische Sprachen • Festlandkeltische Sprachen † • Inselkeltische Sprachen • Phrygisch † • Slawische Sprachen • Ostslawische Sprachen • Westslawische Sprachen • Südslawische Sprachen • Thrakisch † • Tocharisch † • Venetisch †

  31. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Slawische Sprachen • Übersichtskarte der Slawischen Sprachen • Die slawischen Sprachen sind ein Zweig der indogermanischen Sprachen. • Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines • 2 Überblick über die slawischen Sprachen • 2.1 Tabelle • 3 Ausgestorbene slawische Sprachen • 4 Andere slawische Sprachen und Dialekte • 5 Charakteristika der slawischen Sprachen • 6 Maschinelle Übersetzung zwischen slawischen Sprachen • 7 Wörter mit slawischem Ursprung • 8 Literatur

  32. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Allgemeines • Nach der geltenden wissenschaftlichen Auffassung sind sie aus dem sog. Urslawischen entstanden, dem die älteste slawische Schriftsprache, das Altkirchenslawische (ab dem 9. Jahrhundert), noch sehr nahe stand. Aus dem Altkirchenslawischen entwickelten sich etwa dem 11. Jahrhundert verschiedene Varianten, die man traditionell als Kirchenslawisch bezeichnet. Dabei unterscheidet man zwischen Bulgarisch-Kirchenslawisch (oft auch Mittelbulgarisch genannt), Russisch-Kirchenslawisch, Serbisch-Kirchenslawisch, Kroatisch-Kirchenslawisch und Tschechisch-Kirchenslawisch. Auch in Rumänien war bis in das 19. Jahrhundert eine spezielle Variante des Kirchenslawischen als Kirchensprache in Gebrauch.

  33. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Am nächsten steht den slawischen Sprachen der baltischeSprachzweig, was auf die lange Nachbarschaft zurückzuführen ist und darauf, dass sich beide Sprachgruppen aus ähnlichen indogermanischenDialekten entwickelt haben. Einige Sprachwissenschafter gehen sogar von einer baltisch-slawischen Spracheinheit aus, diese Meinung gilt jedoch als umstritten.

  34. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Die folgende Übersicht enthält, gegliedert nach den drei geografischen Untergruppen Ostslawisch, Westslawisch und Südslawisch zunächst die slawischen Standardsprachen und danach die sog. Mikroliteratursprachen -- dieser Ausdruck ist in der Slawistik für Sprachformen üblich, in denen schriftliche Texte verfasst werden, die aber nicht alle Eigenschaften vollgültiger Standardsprachen aufweisen. Innerhalb jedes Abschnitts sind die Sprachen alphabetisch angeordnet.

  35. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Überblick über die slawischen Sprachen • KURZÜBERBLICK: • Westslawische Sprachen: • Sorbisch • Niedersorbisch • Obersorbisch • Polabischausgestorben • Polnisch • Pomoranisch • Kaschubisch • Slowinzischausgestorben • Tschechisch • Lachisch • Slowakisch

  36. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • ostslawische Sprachen: • Russisch • Weißrussisch • Ukrainisch • Karpato-Russinisch • Jugoslawo-Russinisch • Westpolessisch

  37. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • südslawische Sprachen: • Bosnisch • Bulgarisch • Kroatisch • Mazedonisch • Slowenisch • Serbisch

  38. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Tabelle • In der Spalte Verbreitung sind Gebiete, in denen die betreffende Sprache Amtssprache ist, fett und Gebiete, in die die betreffende Sprache erst durch Auswanderungen in jüngerer Zeit gekommen ist, kursiv hervorgehoben. • Sprache Verbreitung Sprecher ostslawische Standardsprachen • Russisch (русский язык) Russland, Weißrussland, Kasachstan, Kirgisien, Krim (Ukraine); weitere Länder der ehemaligen Sowjetunion (vor allem Ukraine, Lettland, Estland); USA, Israel, Deutschland, weitere westeuropäische Länder  180.000.000 • Ukrainisch (українська мова) Ukraine, Russland, Kasachstan, Moldawien, Polen, Weißrussland, Slowakei, Rumänien, Nordamerika, Argentinien, Kirgisien, Lettland, Westeuropa, Tschechien  47.000.000 • Weißrussisch (беларуская мова)Weißrussland, Russland, Ukraine, Polen (in der Umgebung von Białystok), Lettland, Litauen, Kasachstan, USA  8.000.000

  39. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • MikroliteratursprachenKarpato-Russinisch (Ruthenisch) (руски язик)Karpato-Ukraine (Ukraine, dort aber nicht offiziell anerkannt, sondern als ukrainischer Dialekt betrachtet), nordöstliche Slowakei und angrenzende Gebiete Polens, Emigranten v.a. in Nordamerika 830.000Jugoslawo-Russinisch (Batschka-Russinisch) (бачвански руски язик)Vojvodina (Serbien) und Slawonien (Kroatien) (ursprüngliche Herkunft: Karpato-Ukraine) 23.000Westpolessischim Grenzbereich zwischen der Ukraine und Weißrussland

  40. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • westslawische Standardsprachen • Niedersorbisch (dolnoserbska rěc) Niederlausitz (Deutschland) in der Umgebung von Cottbus 12.000 • Obersorbisch (hornjoserbska rěč) Oberlausitz (Deutschland) in der Umgebung von Bautzen 55.000 • Polnisch (język polski) Polen, Weißrussland, Ukraine, Tschechien, Litauen, Nordamerika, Westeuropa, Brasilien, Australien 50.000.000 • Slowakisch (slovenský jazyk) Slowakei, Vojvodina (Serbien), Ungarn, Rumänien, Tschechien, Ukraine, Kroatien, Nordamerika, Australien, Westeuropa 6.000.000 • Tschechisch (český jazyk) Tschechien, angrenzende Länder (v.a. Slowakei), Nordamerika, Westeuropa, Australien 12.000.000 • westslawische MikroliteratursprachenKaschubisch (kaszëbsczi jãzëk)in Polen westlich und südlich von Danzig 50.000

  41. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • südslawische Standardsprachen • Bosnisch (bosanski jezik) Bosnien und Herzegowina, Serbien und Montenegro, NordamerikaWesteuropa 2.000.000 • Bulgarisch (български език) Bulgarien, Ukraine, Moldawien, angrenzende Länder, USA, Westeuropa 9.000.000 • Mazedonisch (македонски јазик) Mazedonien, angrenzende Länder (v.a. Griechenland, Bulgarien), Westeuropa 2.000.000 • Kroatisch (hrvatski jezik) Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Westeuropa 4.800.000 • Serbisch (српски језик) Serbien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina, Westeuropa 10.000.000 • Slowenisch (slovenski jezik)Slowenien, südliches Kärnten, Provinzen Triest und Görz (Italien), westliches Ungarn 2.000.000südslawische • MikroliteratursprachenBanater Bulgarisch (bâlgarsći jazič) Banat (Rumänien) 18.000 • Burgenlandkroatisch (gradišćansko-hrvatski jezik)Burgenland (Österreich) 19.000 • MolisekroatischMolise (Italien) 2.500 • Resianisch (rozojanski lengač)Resia-Tal in der Provinz Udine (Italien) 19.000

  42. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Charakteristika der slawischen Sprachen • Die slawischen Sprachen gelten als für Westeuropäer und insbesondere Deutsche schwer erlernbar. Diese Meinung beruht nicht nur auf Erfahrungen von Ausländern, die eine slawische Sprache lernen wollten, sondern auch auf dem Widerstand gegen das (z.B. nach 1945 in der DDR) oktroyierte Russische und auf Meinungen von Slawen über die schwere Erlernbarkeit ihrer Sprachen (auf die sie ausdrücklich stolz sind). Objektiv zu beschreiben sind die folgenden Faktoren, die sich jedoch nicht bei allen slawischen Sprachen in gleicher Weise auswirken: • für manche slawischen Sprachen (vor allem Russisch, Polnisch, Bulgarisch) sind weiche bzw. palatalisierte Konsonanten charakteristisch, deren Aussprache Ausländern Schwierigkeiten bereitet • als typisch slawisch gelten Konsonantengruppen, die aber vor allem in den Sprachen vorkommen, in denen r und/oder l an Stelle von Vokalen gebraucht werden können (Tschechisch, Slowakisch, Kroatisch, Serbisch, Bosnisch), Bsp.: č. Strč prst skrz krk, vlk. • man sagt den slawischen Sprachen, die zu den flektierenden Sprachen gehören, einen großen "Formenreichtum" nach; in der Tat haben die meisten slawischen Sprachen sechs oder sieben Kasus, Bulgarisch und Mazedonisch jedoch keine, manche ein reicheres Tempussystem (so die sorbischen Sprachen, das Kroatische, das Serbische, das Bulgarische und das Mazedonische) usw. • als schwer erlernbar gilt der in allen slawischen Sprachen vorkommende Verbalaspekt.

  43. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Vom Urslavischen zum Kirchenslavischen Urheimat der Slaven (UdS):nördlich der Karpaten, laut der klassischen Theorie L. Niederles (1902; 1923; 1953) erstreckte sich die UdS von den Flüssen Weichsel, W von Bug und Pripjet (pripjat‘) bis zum Mittellauf des Dnjepr, zum Oberlauf von S Bug und Dnjestr (d.h., sie umfasste Ostpolen, Südweißrussland, einen Teil der Ukraine); T. Lehr-Spławiński (1946) verschiebt die Urheimat stark westwärts: Mittellauf der Elbe bis auf das Gebiet Wolhyniens (SW Ukraine), im NO bis zur Weichsel. Hydronymie: J. Udolph (1979) Nordhang der Karpaten, etwa zwischen Zakopane im W und der Bukowina im O.

  44. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Gliederung der slavischen Sprachen und älteste Schriftsprachen der Slaven • Aksl. i. J. 863 zur ältesten slav. Schriftsprache erhoben • Die tsch. SSpr. 14. Jh. • Die sloven. SSpr. 16. Jh. • Die Maked. SSpr. i. J. 1944-1945 • Die bisher übliche klassische wiss. Einteilung beruht vor allem auf historisch-phonolog. bzw. morpholog. Kriterien: Lautlehre (Phonologie): ursl. Lautgruppen *tj/kt', dj : *světja„Kerze“ / *năktь „Nacht“, *medja „Rain, Grenze“: Dreiteilung (Trichotomie) 1) Südslav.: Bulg., Mak., Skr., Sloven.  unterschiedl. Reflexe: свещ, нощ, межда (bulg.);

  45. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft mak. свеќа, ноќ, меѓа;skr. sv(ij)eća/noć ; međa; sloven. sveča, noč, meja// 2. Westslav.: Tsch., Slovak., Ober-, Niedersorb., Poln.: c, z (poln. dz): tsch. svíce, noc, mez(poln.miedza)// 3. Ostslav.: Ukr., Wßr., Russ. – č, ž: свеча, ночь, межа(ukr. свiча, нiч, ночi, межаaber: ходжу‚ich gehe‘; wrß. свеча, ноч, межа). Zum Westl. gehören die ausgestorbenen Sprachen Polab. und Ostseeslav. (Pomor.), die nie zur Stufe einer SSpr. erhoben wurden, vgl.: polab. svec‘a/nüc, miʒ‘a; kasch. sv’ėca/noc, m’eʒa.

  46. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Urslavisch:Entwicklungsstufe und Vorstufe der slavischen Sprachen. • Zeit: von der Ausgliederung aus der baltisch-slav. Sprachgemeinschaft (2.-1. Jahrtausend v. Chr.) bis zu den Anfängen der mehr oder weniger selbständigen Entwicklung der slav. Einzelsprachen (Ende 10. Jh. n.Chr.) • Gemeinslavisch: Periode kurz vor der Ausgliederung in die einzelnen slav. Sprachen; sie zeichnet sich durch dialektalen Zerfall in die drei Gruppen: ost-, west- und südslav. Spr. (spätestens seit 800 n.Chr. Karl d. Gr. > ostsl. korol‘, westsl. Krol > poln. król, südslav. kral(j), tsch. král „König“) aus. [vgl. Liquidametathese].

  47. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Das Vokalsystem des Urslavischen – Gemeinslav. vordere hintere vordere hintere

  48. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Vokalquantität: kurze und lange Vokale (wie heute im Tschech.: dráha„die Bahn“ : drahá„teuer“ Adj.fem. Nom.Sg.) • Akzent: frei und beweglich (wie heute im Russ.: жен'а : жен'ы : ж'ёны (NSg. : GSg. : NPl.)), um grammatische Formen zu unterscheiden oder um lexikalische Bedeutung zu unterscheiden: мук'а «Mehl» // м'ука «Qual» з'амок „Schloss (chateau)“// за'мок „Schloss (Verschluss)“ • Intonation: vier Intionationen wie im Sbkr.: kurzsteigend, langsteigend, kurzfallend und langfallend:

  49. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Intonation und Quantität

  50. Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft • Silbenharmonie (Palatalisation) • I. und II. Palatalisation • Gesetz der offenen Silben (TSS) = • Liquidametathese: tart/talt, tert/telt > • Südslav., Tsch./Slk.: trat/tlat, trět tlět • Lechit. (Poln., Pomor., Kasch.) + Sorb.: trot/tlot, tret/tlet • Ostslav.: Vollaut (Pleophonie, Polnoglasie).

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