1 / 34

Freundschaftsbeziehungen und moralische Urteilsfähigkeit. Themenfelder der Heterogenität und Aufgabe der Literaturdidakt

Freundschaftsbeziehungen und moralische Urteilsfähigkeit. Themenfelder der Heterogenität und Aufgabe der Literaturdidaktik!. Vortrag im Rahmen der Angebote des PLAZ , Juli 2008 Dr. Joachim Schulze-Bergmann. Ausgangslage . Bundespräsident Köhler, 17.Juni 2008:

rosie
Download Presentation

Freundschaftsbeziehungen und moralische Urteilsfähigkeit. Themenfelder der Heterogenität und Aufgabe der Literaturdidakt

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. Freundschaftsbeziehungen und moralische Urteilsfähigkeit. Themenfelder der Heterogenität und Aufgabe der Literaturdidaktik! Vortrag im Rahmen der Angebote des PLAZ , Juli 2008 Dr. Joachim Schulze-Bergmann

  2. Ausgangslage Bundespräsident Köhler,17.Juni 2008: Die Arbeit-Bildung-Integration-Rede „Darum ist unsre Freiheit auf Bindung angewiesen, darum braucht unser Zusammenleben die Integration durch Regeln, die alle anerkennen, auf deren Fairness alle vertrauen und zu deren Wirksamkeit alle beitragen. Die drei wichtigsten Regeln für die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Integration unserer Vielfalt zu einem guten Ganzen heißen Demokratie, Soziale Marktswirtschaft und Bürgergesellschaft … …Werte, die unsere Demokratie prägen: Freiheitsliebe, Gleichberechtigung, Toleranz in Glaubens- und Gewissensfragen.“ Wer diese Werte nicht teilt, der „…sollte sich fragen, wohin er eigentlich gehört. Nach eigenem Recht lebende Exklaven anderer Staaten wird es in Deutschland jedenfalls nicht geben.“ Dr. J. Schulze-Bergmann

  3. Faruk Sen, Direktor des Essener Zentrums für Türkeistudien, vertritt mit einem in der Türkei im Mai 2008 veröffentlichten Zeitungsartikel angeblich die These, die in Europa lebenden 5 Millionen Türken seien „die neuen Juden“. (Welt online vom 27.6.08) Christiane Bainsky, Leiterin der Regionalen Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien in NRW, schreibt in forum.schule (2/2008): „In allen Städten des Landes mit mehr als 100.000 Einwohnern beträgt der Anteil der Kinder und Jugendlichen unter zwanzig Jahren 50 % und mehr. Im Landesdurchschnitt liegt er bei den unter Sechsjährigen bei 38%. Diese Zahlen belegen: Die Zukunft der Schule in NRW ist interkulturell.“ Dr. J. Schulze-Bergmann

  4. Ausländische SuS verteilen sich auf die Schulformen… Gesamtzahl der ausl. SuS in NRW ca. 353.300 Gymnasium 6% Realschule 12,5% Anteil in der Grundschule = 18% Gesamtschule 20% Hauptschule 29% Förderschule 23% Dr. J. Schulze-Bergmann

  5. Von den türkischen SuS erreicht nur jeder 20. das Gymnasium Gymnasiasten davon 1,6% Türkische SuS: 180.000 Realschüler davon 4,8% Gesamtschüler davon 9,65% Hauptschüler davon 11% Dr. J. Schulze-Bergmann

  6. Schulen mit einem Ausländeranteil von 30-50% Gymnasien 1% Grundschulen 11% Realschulen 4,4% Gesamtschulen 10,5% Hauptschulen 19,4% Dr. J. Schulze-Bergmann

  7. Zusammenfassung: Grundschule: Jeder 6. Schüler hat einen Migrationshintergrund. 230.000 Kinder lernen in Klassen mit einem Migrantionsanteil größer als 25%. In jeder 10. Klasse befinden sich bis zu 50% Kinder mit Migrations- hintergrund. Hauptschule und Gesamtschule: Hier sammeln sich die SuS mit Migrationshintergrund. Sie stellen bei einem Drittel aller Klassen die Mehrheit! Gymnasium: Die meisten deutschen SuS haben kaum Klassenkameraden mit Migrationshintergrund. Dr. J. Schulze-Bergmann

  8. Aufgaben des DU Aufgabenfelder des DU und vermutete Kompetenzen der SuS mit Migrationshintergrund (Niveau 1) sowie das der erfolgreichen deutschen SuS: Niveau 1 = PISA, letztes Viertel Lesen Schreiben Text- sorten 1 KJL Sachtexte Ortho- graphie Grammatik Niveau 2 Erweiterte Anforderungen Jg. 10 Text- sorten 2 KJL Literaturkanon Medien Grammatik Orthographie Zeichensetzung Dr. J. Schulze-Bergmann

  9. Oomen-Welke (2006): Sprachhomogene Beschulung in der deutschen Sprache? Nach einer Eingangsphase (multinationale Klasse) gehen alle SuS in den Regelunterricht über. Der DU ändert sich nicht. Zweisprachige Beschulung? Erst- und Zweitsprache müssen gefördert werden. SuS müssen/sollen in beiden Sprachen kompetent sein. Was wird im DU getan? Wie kann das organisiert werden? Zur Gleichberechtigung von Sprache und Kultur wird z. B. das Aufgabengebiet „Interkulturelles Lernen“ angeboten. Der DU nimmt Themen auf, die das gegenseitige Fremdsein thematisieren. -> Das war nicht immer so ! Dr. J. Schulze-Bergmann

  10. Literaturdidaktik Die Begründungsfiguren für den literarischen Kanon von 1850 bis 1970 lassen sich mit 5 Topoi zusammenfassen (Schulze-Bergmann 1997): • Nationalliteratur ist der Geist des Volkes. • Die Aneignung des literarischern Kanons führt zur Mündigkeit. • Die deutsche literarische Klassik hat einen eigenen Bildungswert. • Die unterrichtliche Behandlung des literarischen Kanons bildet erwünschte Charakterstrukturen aus. • In der Ontogenese wiederholt das Individuum mit Hilfe des literarischen Kanons den historischen Bildungsgang seiner Nation bzw. Sprachgemeinschaft. • Literarische Inhalte in der Sek. I+II sind seit 1980 diffus, der literarische Kanon sowie auf komplexere Textformen und Sprechen bezogenen Übungen werden weitgehend ins Belieben der LL gestellt. Dr. J. Schulze-Bergmann

  11. Das Passungsproblem von Leser und Text Der Deutschunterricht kann für die SuS mit Migrationshintergrund • grundlegende Sprachförderung für Deutsch als Zweitsprache betreiben • in die Schulsprache einführen • erweiterte Kenntnisse im mündlichen und schriftlichen Gebrauch der deutschen Sprache auf dem Niveau der Sek. I anbieten • interkulturelle Angebote im Sprachunterricht machen • interkulturelle Angebote im Literaturunterricht machen Dr. J. Schulze-Bergmann

  12. Bitte beachten Sie in Ihren Unterlagen die Darstellung einer erfolgreichen Schülerin -heute Studentin- mit Migrationshintergrund. Sie geht eindruckvoll gerade auf dien Zusammenhang von Sprache, kulturellem Hintergrund und Identitätsbildung ein. Dr. J. Schulze-Bergmann

  13. Passung von Textaussage und Textverständnis des Lesers Leser Text- aussage Textrezeption T + L identisch Leser Text- aussage Text und Leserrezeption sind nicht identisch Dr. J. Schulze-Bergmann

  14. Text Wahrheits- anspruch + Interessenlage Werte, Normen und soziale Welt: Geltungsansprüche Handlungsmotive soziale Rollenmuster Historischer Abstand/ Textformat sprachliche Bedeutungen, textuelle Bauformen Texte werden nicht (angemessen) rezipiert, wenn der Leser… Dr. J. Schulze-Bergmann

  15. In den Texten und Themen von A. Lindgren geht es um Freundschaften von Kindergruppen – Kinderhelden – fantastische Vorbilder Das Gute/ das Böse: Kinder sind gut, Erwachsene sind eher negative Figuren. Negative Helden: RitterTengil, Ritter Kato Moral: die Kinder(-figuren) kennen die Regeln/Werte/Normen für ein gutes Leben und setzen sich für diese ein, sie nehmen dabei erhebliche Gefahren in Kauf Adoleszensprobleme: z. B. Ronja Räubertochter – Die Brüder Löwenherz Frage: In der Tradition welche Werte können diese grundlegenden Textaussagen a. verstanden werden b. akzeptiert werden c. für das eigene konkrete Handeln Richtung weisend sein? um 1930 1987 Dr. J. Schulze-Bergmann

  16. Mit welchen literaturwissenschaftlichen Methoden werden diese Fragen zum Thema unterrichtlicher Planungen? Mit diesem Vorgehenwerden die jeweils anderen kulturellen literarästhetischen Erfahrungen nicht einbezogen. Auch die auf Lebenswelten bezogenen, normativen Fragen bleiben unbeantwortet. Analyse Didaktische Planung der Unterrichtsinhalte: Thema „Ästhetische Figuren“ Textimmanente, literarästhetische Analyse Dr. J. Schulze-Bergmann

  17. Mit welchen literaturdidaktischen Positionen wird der Lebensweltbezug, z. B. „Freundschaft“ im Text ‚Ronja Räubertochter‘, zum Inhalt? Textanalyse z. B. Figurenkonstellation Literaturdid. Positionen: z. B. J. Kreft K. Spinner Unterrichtsplanung Jg. 5/6 Bezugswissenschaften: Rekonstruktiv-genetische Daten z. B. J. Piaget Dr. J. Schulze-Bergmann

  18. Zu diesem Themenfeld liegen Daten vor von z. B. William Damon. Die soziale Welt des Kindes -> Die Entwicklung von Freundschaftsvorstellungen Robert. L. Selman. Die Entwicklung des sozialen Verstehens . ->Konfliktlösungen im Themenfeld ‚Freundschaft‘ James Youniss. „Die Entwicklung und Funktion von Freundschaftsbeziehungen.“ “ Erkenntnisse und Aufgaben für L: Die Vorstellung vom ‚Freund‘ entwickelt sich in beschreibbaren Stufen. Diese Stufen haben eine bestimmbare Qualität von Selbst- und Fremdwahrnehmung. Im literarischen Text wird mit der Figurenkonstellation eine bestimmte Stufe thematisiert. Die Lerngruppe repräsentiert eine/mehrere dieser Entwicklungsstufe(n). Die kulturell bedingten, in der Lerngruppe vertretenen Vorstellungen von Freundschaft können unterschiedlich sein. Der Unterricht bestimmt seine Lernziele vor diesem Hintergrund. Dr. J. Schulze-Bergmann

  19. Bitte beachten Sie den Textauszug aus ‚Ronja Räubertochter‘ in Ihren Unterlagen. In dieser Szene ist Birk Borka Gefangener der Mattis- Räuberbande. Mattis will seine Burg allein bewohnen und nimmt den Sohn des anderen Räuberhauptmanns, Borka, als Geisel. So will er den Auszug der anderen Gruppe erzwingen. Ronja springt in diesem Moment über die Schlucht und stellt sich Borka als Geisel. Die Kinder werden ausgetauscht, aber Mattis kündigt die Beziehung zu seiner Tochter auf. Dr. J. Schulze-Bergmann

  20. Stufen des moralischen Urteilens Jg. 5/6 konventionell 3+4 Präkonventionell 1+2 postkonventionell Ronja und Birk 5+6 SuS 1 Räuberbanden SuS 2 Dr. J. Schulze-Bergmann

  21. Die zur Beantwortung der folgenden Fragen heranzuziehenden Wertvorstellungen und Handlungsnormen sowie deren jeweilige Geltungsansprüche werden aus der Perspektive unterschiedlicher kultureller Traditionen ggf. divergierend beurteilt: Kann Ronja mit dem Sohn des feindlichen Räuberhauptmanns befreundet sein? Darf Ronja sich den Anordnungen ihres Vaters widersetzen? Dürfen die beiden Jugendlichen über Monate zusammen in einer Höhle leben? Ist die literarische Lösung des Konfliktes vorbildhaft? Dr. J. Schulze-Bergmann

  22. Der Literaturunterricht steht vor der Aufgabe, mit unterschiedlichen Sichtweisen zu rechnen. Wie geht er mit den für die Richtigkeit der Werte vorgetragenen Argumenten um? L. muss sich bewusst sein, dass die moralische Urteilsfähigkeit einer gestuften Entwicklung folgt, die Stufen unterscheiden sich in ihrer Leistung, von der eigenen Perspektive zunehmend zu abstrahieren, andere Perspektiven zu berücksichtigen und die Qualität der Handlungsnorm entsprechend verallgemeinerbar zu begründen. Diese Fähigkeit kann durch den lebensweltlich bedingten Hintergrund in ihrer Entwicklung beeinträchtigt werden! Quellen: Lawrence Kohlberg: Heinz-Dilemma, Richter Steinbergs Dilemma • Georg Lind: • Dilemma- Diskussion Dr. J. Schulze-Bergmann

  23. Beispiel: Lawrence Kohlberg: Das Heinz-Dilemma (1959) -> zunächst entworfen für ein experimentelles Interview Eine Frau war unheilbar an Krebs erkrankt. Es gab nur ein einziges Medikament, von dem die Ärzte vermuteten, daß es sie retten könnte. Und zwar handelte es sich um eine Radiumverbindung, die ein Apotheker vor kurzem entdeckt hatte. Das Medikament war schon in der Herstellung sehr teuer, aber der Apotheker verlangte trotzdem noch das Zehnfache dessen, was ihn die Herstellung selbst kostete. Er zahlte 2000.- Mark für das Radium und verlangte 20.000.- Mark für das Medikament. Heinz, der Mann der krebskranken Frau, versuchte, sich das Geld zusammenzuborgen, kriegte aber nur die Hälfte des Preises zusammen. Er machte dem Apotheker klar, daß seine Frau im Sterben liege, und bat ihn, das Medikament billiger abzugeben oder ihn den Rest des Geldes später bezahlen zu lassen. Der Apotheker sagte jedoch: „Nein, ich habe das Medikament entdeckt, ich will damit Geld verdienen.“ In Seiner Verzweiflung brach Heinz in die Apotheke ein und stahl das Medikament für seine Frau. Dr. J. Schulze-Bergmann

  24. Sollte Heinz das Medikament stehlen ? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? 2. Was ist schlimmer: Jemanden sterben zu lassen oder zu stehlen? Warum? 3. Was bedeutet Leben für dich überhaupt? 4. Hätte ein Ehemann einen triftigen Grund zu stehlen, auch wenn er seine Frau nicht liebt? 5. Wäre es genauso gerechtfertigt, für einen Fremden wie für die eigene Frau zu stehlen ? Warum? 6. Angenommen, Heinz stiehlt das Medikament für ein Haustier, das er sehr gern hat. Wäre es gerechtfertigt, für ein solches Tier, das man sehr gern hat, zu stehlen? 7. Der Richter überlegt sich, Heinz ohne Strafe laufen zu lassen. Was könnten seine Gründe sein? 8. Wenn man einmal daran denkt, daß wir alle in einer Gesellschaft zusammenleben, was für Gründe hätte der Richter dann, Heinz zu verurteilen? 9. Wenn man einmal daran denkt, daß wir alle in einer Gesellschaft zusammenleben, aus welchen Gründen könnte der Richter Heinz dann freisprechen? Dr. J. Schulze-Bergmann

  25. Richter Steinberg-Dilemma: Der Geheimdienst eines Landes in Europa hat Beweise, dass eine terroristische Organisation einen Sprengstoffanschlag für den nächsten Tag plant. Dabei sollen viele hundert Menschen ums Leben kommen. Die Terror-Organisation ist wegen ihrer Brutalität und Kompromisslosigkeit gefürchtet. Dem Geheimdienst gelingt es, eine Frau festzunehmen, die als eine Anführerin in dieser Organisation gilt. Man weiß, dass diese Frau an der Vorbereitung des geplanten Attentats beteiligt war. Man könnte das Attentat verhindern, wenn Sie sagen würde, was sie weiß. Die Frau wird lange verhört. Aber sie verweigert jede Aussage. Man muss befürchten, dass das Attentat jederzeit stattfindet. Deshalb beantragt der Geheimdienst, die Gefangene zu foltern, damit sie endlich sagt, was geplant ist. In dem Land ist Folter verboten, der zuständige Richter, Herr Steinberg, entscheidet aber trotzdem, dass die Terroristin gefoltert werden darf, um das Attentat zu verhindern und Menschenleben zu retten. Dr. J. Schulze-Bergmann

  26. Was meinen Sie, war die Entscheidung von Richter Steinberg richtig oder falsch? Kreuzen Sie bitte die Antwort an, die Ihrer Meinung am nächsten kommt: Steinbergs Entscheidung war... eher falsch ‑3 ‑2 -1 0 +1 +2 +3 eher richtig Wie leicht oder schwer ist Ihnen die Beurteilung von Dr. Steinbergs Entscheidung gefallen? eher leicht 0 +1 +2 +3 +4 +5 +6 eher schwer Was sind die Gründe für Ihre Meinung zu der Entscheidung von Richter Steinberg? Schreiben Sie bitte hier stichwortartig alle Gründe auf, die für Sie wichtig sind: Dr. J. Schulze-Bergmann

  27. Das Dilemma kennen lernen, ggf. nacherzählen, Dilemma -Kern klären Probe-Abstimmung: War das Verhalten der von der Dilemma-Lage betroffenen Person richtig oder falsch ? Gruppen bilden mit 'face to face ' Sitzordnung. Text lesen und paraphrasieren Lerngruppe Gruppe 2 Gruppe 1 Dr. J. Schulze-Bergmann

  28. In Kleingruppen von 3-4 Personen werden Argumente gesammelt zur Begründung des eigenen Urteils, die Begründungen werden hierarchisch geordnet. Jedes Lager trägt noch einmal durch einen Sprecher die Gründe für die jeweilige Position vor, die Begründungen werden dokumentiert (Meta-Plan oder Protokoll) 1 2 3 1 2 3 4 5 1.Begründung 2.Begründung 3.Begründung 4 Dr. J. Schulze-Bergmann

  29. Pro und Kontra-Diskussion: Begründung wird einzeln vorgetragen, das Wort wird danach an eine Meldung aus der anderen Gruppe weitergeben. Lehrer moderiert nur: keine Person darf angegriffen werden, kein Lob, kein Tadel! Jede Gruppe bringt die Argumente der anderen Gruppe nun in eine Rangfolge: Veröffentlichung von eigener Rangreihenfolge und Gegenspielerrangreihenfolge. Schlussabstimmung über das Verhalten der Dilemma-Personen. Auswertung/Reflexion: Wer hat seine Meinung geändert? Wie wirkten die Argumente der Gegenseite? Gruppe 1 Gruppe 2 1 2 3 2 3 1 1 3 5 4 2 1 2 3 4 5 Dr. J. Schulze-Bergmann

  30. Die Förderung der Lerngruppe bzw. von einigen SchülerInnen  von Urteilsniveau A zum entwickelteren Niveau B  kann nur erfolgen, wenn man die Begründungen zu einem gegebenen Dilemma  auswerten kann. Nach der Zuordnung zu den Urteilsniveaus kann überlegt werden, wie die Förderung ausfällt: Anregung der fehlenden Perspektivenübernahme Diskussion von kulturellen/religiösen Überzeugungen/Rollenansprüchen Diskussion von Wunschvorstellungen zum guten Leben: So sollten alle handeln ! Idole/Helden vorführen und ihr Handeln zeigen und bewerten. Geschichtliche Entscheidungssituationen vorstellen und bewerten. Literarisch gestaltete Beispiele vorstellen und bewerten. Dr. J. Schulze-Bergmann

  31. Mögliche Antworten zu Ronjas Verhalten: 1. Ronja darf sich nicht für Birk einsetzen. Sie würde sonst den Vater und ihre Gruppe beleidigen. 2. Ronja muss sich für Birk einsetzen, er würde sonst gequält werden. Man darf Menschen nicht quälen. 3. Ronja darf mit Birk zusammen im Wald leben, Jugendliche müssen ihre Erfahrungen machen. 4. Ronja darf nicht mit Birk im Wald allein leben, ein Mädchen darf nicht vor der Ehe mit einem Jungen zusammenleben. 5. Ronja darf sich den Anweisungen des Vaters widersetzen, denn seine Vorstellungen vom richtigen Verhalten führen zu Grausamkeiten gegenüber anderen. Es ist nicht wünschenswert, dass sich alle Menschen so verhalten. 6. Ronja darf sich den Anweisungen des Vaters nicht widersetzen. Er ist das Familienoberhaupt und hat das Recht, über sie zu bestimmen. Sie muss mit einer harten Strafe rechnen. 7. Das Buch zeigt, wie zwei Kinder die feindlichen Gruppeninteressen überwinden und Wege zur Versöhnung finden. 8. Das Buch verleitet den kindlichen oder jugendlichen Leser zu falschem Handeln. Es sollte nicht in der Schule gelesen werden. Dr. J. Schulze-Bergmann

  32. Astrid Lindgren ist nicht nur eine Kinderbuchautorin, sondern auch und mit zunehmendem Alter ein politischer Mensch. Sie hat das Glück gehabt, herausragende Persönlichkeiten wie Ellen Key, A.S. Neill und B. Russell persönlich kennen gelernt zu haben. Gegen den ausdrücklichen Wunsch des Börsenvereins des deutschen Buchhandels hält sie 1978 anlässlich der Verleihung des Friedenspreises eine Rede mit dem Titel ‚Niemals Gewalt‘. Diese Rede wäre es gewiss wert, Gegenstand des DU zu sein. Im Rahmen einer kleinen Anekdote thematisiert Astrid Lindgren die Gewalt zwischen Eltern und Kind und behält zugleich den globalen Aspekt des Themas im Auge. Bitte lesen Sie in Ihren Unterlagen auf der Seite 39 mit Dr. J. Schulze-Bergmann

  33. Stockholm, Mai 2008 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. J. Schulze-Bergmann

  34. Quellen: Welt online: 26.6.08: Faruk Sen. Wie Türkei-Forscher sich ins Abseits manövrierte.(Zugriff: 27.6.08) RP.Online: 26.6.08. Umstrittener Vergleich. Faruk Sen will nicht gehen.(Zugriff 27.06.08) Taz.de: 27.6.08: Faruk Sen droht Rauswurf. (zugriff: 27.06.08) Stiftung Zentrum für Türkeistudien. Vorstand beantragt Abberufung des Direktors. (Zugriff: 27.6.08) Bainski, Cristiane. „Deutsch in jedem Fach.“ In: forum.schule, 2/2008. S. 18f. Köhler, Horst. Berliner Rede 2008 ( Arbeit-Bildung-Integration). Bundespräsidialamt Berlin 2008. (Zugriff 27.6.08) Ministerium für Schule und Weiterbildung (MSW). Migranten im Schulwesen in NRW Schuljahr 2005/06. Düsseldorf 2006 Oomen-Welke,I. „Deutschunterricht in der multikulturellen Gesellschaft.“In: M. Kämper-van den Bogaart (Hg.) Deutschdidaktik . Berlin 2007, 4.Aufl. S. Schulze-Bergmann, J. Der literarische Kanon und die Passung von Leser und Text. Frankfurt 1997 Kreft, J. Grundprobleme der Literaturdidaktik. Stuttgart 1977 Spinner. K. Lesekompetenz erwerben. Berlin 2006 Damon. W. Die soziale Welt des Kindes. Frankfurt 1984 Selman, R.L. Die Entwicklung des sozialen Verstehens.Frankfurt 1984 Youniss. J. „Die Entwicklung und Funktion von Freundschaftsbeziehungen.“ In: Edelstein., W., Keller, M. (Hg.) Perspektivität und Interpretation. Frankfurt 1984, S. 78-109 Kohlberg, L. Die Psychologie der Moralentwicklung. Frankfurt 1995 Lindgren, Astrid. Ronja Räubertochter. Hamburg 1993 Lind. G. Ist Moral lehrbar? Berlin 2000 Lind. G. Moral ist lehrbar. München 2003 Dr. J. Schulze-Bergmann

More Related