1 / 41

Ambulante Versorgung psychisch kranker alter/älterer Menschen - ist das realistisch?

Ambulante Versorgung psychisch kranker alter/älterer Menschen - ist das realistisch?. Dr. Barbara Bornheimer Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Oberärztin der Klinik Bamberger Hof FFM. Um wen geht es eigentlich?. Zielgruppe „silverhair“?. Psychisch krank und alt.

omer
Download Presentation

Ambulante Versorgung psychisch kranker alter/älterer Menschen - ist das realistisch?

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. Ambulante Versorgung psychisch kranker alter/älterer Menschen - ist das realistisch? Dr. Barbara Bornheimer Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Oberärztin der Klinik Bamberger Hof FFM

  2. Um wen geht es eigentlich?

  3. Zielgruppe „silverhair“?

  4. Psychisch krank und alt • Psychisch Kranke die alt/älter geworden sind • Alte/ältere Menschen die erstmals psychisch erkranken • Alte/ältere Menschen die an Demenz erkranken

  5. Altgewordene psychisch Kranke • Häufigkeit? • Altersgrenze? • Diagnosenverteilung? • Bedürfnisse? • Aktuelle Lebenssituation? • Versorgung?

  6. Einige Beispiele Frau G., 62 Jahre, seit 40 Jahren an paranoid-halluzinatorischer Schizophrenie erkrankt. Lebt alleine in eigener Wohnung. Raucht 40 Zigaretten pro Tag. Bruder kommt einmal pro Woche, kauft ein. Sie nimmt keine warmen Mahlzeiten zu sich. Pflegedienst richtet Medikamente. Durch Besuche der PIA wird Depotverabreichung und Medikamentenverordnung gesichert. Patientin ist subjektiv zufrieden, will keine Änderung.

  7. Einige Beispiele Herr K., 62 Jahre. Lebte bis zum 60. Lebensjahr in einem Wohnheim für psychisch Kranke, musste dann umziehen. Jetzt im Altersheim. Ist viel unterwegs. Pflegeheim-MA haben Probleme mit seinen Vorstellungen von Hygiene. Bringt manchmal eine Freundin oder andere Bekannte über Nacht mit. Nächtliche „Küchenplünderun-gen“. Durch MA-Information und viel Vermittlung wird sein Verhalten im Pflegeheim inzwischen besser toleriert. Er ist subjektiv zufrieden.

  8. Einige Beispiele Frau M. 60 Jahre. Langjährige schizophrene Erkrankung, zuletzt 13 Monate stationär. Davor auf der Straße gelebt, war extrem verwahrlost. Lebt in eigener Wohnung in einer Seniorenwohnanlage, besucht die dortige Tagesstätte. Psychiatrische Versorgung durch PIA. 2006 Wiedererkrankung, konnte ambulant abgefangen werden. Bearbeitet in den psychiatrischen Gesprächen ihre Biografie, trauert auch um die „verlorenen Jahre“. Sagt sich „man muss zufrieden sein“.

  9. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen…… Die PIA Klinik Bamberger Hof versorgt 515 Patienten die älter als 60 Jahre sind.

  10. Altgewordene psychisch Kranke leben • In der eigenen Wohnung – dann oft mit zusätzlicher Betreuung durch Pflegedienste und/oder Betreutes Wohnen oder TGS • Im Pflegeheim – je nach Art und Ausrichtung des Heimes mit unterschiedlich guter „Spezialbetreuung“

  11. Anforderungen an die Versorgung • Die aufsuchende (Hausbesuche) Versorgung älterer psychisch Kranker stellt sicher einen Idealfall dar, der nicht von allen Institutionen und schon gar nicht von niedergelassenen Psychiatern geleistet werden kann. • Die PIA ermöglicht ärztliche, pflegerische und b.B. sozialarbeiterische Hausbesuche, oft in Zusammenarbeit mit Pflegediensten oder (seltener) mit komplementären Diensten.

  12. Im Alter psychisch erkrankt Die häufigsten Neuerkrankungen im Alter sind die Demenzerkrankungen. Weitere häufige Krankheitsbilder: • Depression • Angststörungen • Substanz-Abhängigkeit Selten: schizophrene Erkrankungen

  13. Depression im Alter • Nach großen epidemiologischen Studien (Mannheim, Berlin) leiden 8 bis 9 Prozent der über 65jährigen an einer depressiven Symptomatik, davon die Hälfte an schweren depressiven Verstimmungen. • Die Prävalenz ist nicht höher als bei jüngeren Altersgruppen.

  14. Depression im Alter Risikofaktoren: • kürzliche Verwitwung • Schlafstörung • Beeinträchtigung in den Alltagsfunktionen • Frühere Depression • Weibliches Geschlecht Hohe Depressionsrate in Pflegeheimen (bis 50 %)

  15. Versorgung von älteren depressiven Menschen • Die Behandlung erfolgt meist durch den Hausarzt. • In der Berliner Altersstudie erhielten nur 40 % der depressiv erkrankten eine psychopharmakologische Therapie – davon nur 6 % Antidepressiva… Am häufigsten wurden Benzodiazepine verordnet.

  16. Gründe für die Unterversorgung • Die Patienten stammen aus einer Generation, in der psychische Krankheit als Stigma betrachtet wurde. • Depressive Symptome werden von körperlichen Symptomen begleitet oder überlagert. • (Haus)ärzten sind die Besonderheiten der Depressionen im höheren Lebensalter nicht bekannt. Die gut verträglichen neuen Antidepressiva sind teuer. • Psychotherapeutische Behandlung wird oft als im höheren Alter nicht mehr sinnvoll verkannt.

  17. Suizid im Alter • Suizidraten in Deutschland pro 100.000 Einwohner im Jahr 2000 • Gesamtsuizidrate in 2000 13,5 pro 100.000 Einwohner

  18. Dunkelziffer von Suiziden im Alter Die tatsächliche Suizidrate bei älteren Menschen ist wegen der problematischen Todesursachenbestimmung wahrscheinlich deutlich höher – latente suizidale Verhaltensweisen wie das einstellen der Nahrungszufuhr sind schwer zu erkennen.

  19. Methoden der Selbsttötung Ältere Männer bevorzugen harte Methoden wie • Erhängen • Erdrosseln • Ersticken Die Todesursache Vergiften nimmt mit dem Alter ab.

  20. Was tun? • Präventionsprogramme sind nachgewiesen auch bei Depression und Suizidalität im Alter wirksam. • Hausärzte fortbilden, Patienten aufklären. • Von den Krankenkassen eine adäquate Versorgung älterer Menschen einfordern (Kostendruck).

  21. Angststörungen im Alter • Angststörungen gehören nach neueren Feldstudien aus den Niederlanden und Frankreich mit einer Prävalenz von über 10 % zu den häufigsten psychischen Störungen des höheren Lebensalters. • Die meisten Patienten erkranken schon in jungen Jahren, sind also chronisch krank.

  22. Angststörungen im Alter Faktoren die mit einer Angsterkrankung einhergehen sind: • Niedrige Bildung • Geringes Berufsprestige • Chronische körperliche Erkrankungen und Behinderungen • Mangelhafte soziale Unterstützung • Traumatisierende Kriegserfahrungen

  23. Angststörungen im Alter • Alterungsfolgen (eingeschränkte Beweglichkeit, unsicherer Gang, Schwindel) können zur Entstehung von Angststörungen im Alter beitragen. • Auch im höheren Alter sind Frauen doppelt so häufig wie Männer betroffen

  24. Versorgung von Angststörungen im Alter • Über den Verlauf von Angststörungen im Alter und die Versorgung liegen keine Studien vor. • Häufig entwickeln sich zusätzlich Depressionen, somatoforme Störungen („Hypochondrie“) und Alkohol- oder Substanzabhängigkeit. • Die Behandlung erfolgt vermutlich meist durch den Hausarzt mit Verschreibung von angstlösenden/beruhigenden Medikamenten.

  25. Substanzmissbrauch im Alter Alkoholkonsum und –abhängigkeit gehen mit höherem Lebensalter zurück. Gründe: - Alkoholiker erreichen nur selten ein höheres Lebensalter • Abnahme der Alkoholtoleranz durch veränderte Stoffwechselbedingungen • Gesundheitliche Probleme und chronische Erkrankungen führen zu einer Reduktion des Alkoholkonsums

  26. Benzodiazepinmissbrauch und –abhängigkeit im Alter • Verordnung und Einnahme von Benzodiazepinen steigen mit dem Alter exponentiell – wobei die Rate bei Frauen überdurchschnittlich hoch ist. • Nach der Berliner Altersstudie wurden 13% der über 70jährigen mit Anxiolytika/ Beruhigungsmitteln behandelt, davon 90% als Dauermedikation.

  27. Die Verschreibung erfolgt vor allem durch Hausärzte.

  28. Risiken der Verordnungspraxis • Abhängigkeitsentwicklung • Tagesmüdigkeit • Verwirrtheitszustände • Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen • Gangstörungen, Stürze • Überdosierung durch Kombination mehrerer Präparate

  29. Behandlung ???? • Alte Menschen mit einem dauerhaften „Niedrigdosis-Konsum“ kommen nicht auf die Idee, dass sie eine ärztliche verordnete Medizin missbräuchlich anwenden oder abhängig werden könnten. • Stationäre Einweisungen erfolgen wegen anderer Diagnosen, z.B. Depression. • Entzugsbehandlungen sind sinnvoll bei Wirkungsverlust oder Verschlechterung der psychischen Symptome, sollten aber im höheren Alter sehr langsam erfolgen.

  30. Demenzerkrankungen - die häufigste psychische Erkrankung im Alter Anzahl von jährlichen Neuerkrankungen (pro 1000) an Demenz bezogen auf die Altersstruktur 2002

  31. Altersabhängige Häufigkeit • In der Altersgruppe der 65-69jährigen sind etwas mehr als 1% an Demenz erkrankt. • Von den über 90jährigen ist mehr als ein Drittel von Demenz betroffen. • Frauen werden älter und erkranken entsprechend häufiger als Männer. • In Deutschland leben derzeit mehr als 1 Million Demenzkranke, die jährlichen Neuerkrankungen betragen derzeit mehr als 200.000.

  32. Verlauf und Versorgung von Demenzerkrankungen • Demenzen sind chronisch fortschreitend. • Demenzen verursachen 50% aller Fälle von Pflegebedürftigkeit. • Nur eine Minderheit von 15 bis 30 % der Demenzkranken bleibt bis zum Lebensende im Privathaushalt. • Mehr als 80 % werden im Verlauf in Pflegeheime aufgenommen.

  33. Behandlung von Demenzerkankungen • Nur ein kleiner Teil der Erkrankten ist „sauber“ diagnostiziert und erhält eine entsprechende Behandlung. • Antidementiva sind teuer und bewirken (nur) eine Verlangsamung des Krankheitsverlaufs

  34. Versorgung von Demenzkranken • Die PIA der Klinik Bamberger Hof versorgt derzeit mehr als 300 Bewohner von Alten- und Pflegeheimen. • Dazu kommt die aufsuchende Versorgung von Demenzkranken die noch zu Hause leben.

  35. Wie wird versorgt… • Regelmäßige Visiten, Überprüfung der Medikation • Diagnostische Maßnahmen • Enge Zusammenarbeit mit den Pflegenden, Fortbildungen für Mitarbeiten in den Pflegeheimen • Sparsamer und rationaler Einsatz von Psychopharmaka, Verordnung von Antidementiva

  36. Fazit • Psychische Erkrankungen im Alter sind häufig (25 %), werden aber oft nicht oder falsch behandelt. • Die Auswirkungen der Unterversorgung werden allenfalls ansatzweise untersucht und beachtet.

  37. Wege in die Zukunft • Die Anforderungen nach kompetenter fachpsychiatrischer Versorgung werden zunehmen. • Die Institutsambulanzen als Einrichtungen für chronisch psychisch Kranke müssen sich dieser Personengruppe annehmen. • Von den Krankenkassen muss eine gute und würdevolle Versorgung psychisch kranker alter Menschen eingefordert werden.

  38. Ambulante Behandlung Die ambulante Behandlung psychisch kranker älterer Menschen erfordert • Hausbesuche • Beziehungsaufbau • Überwinden von Schwellenängsten • Angehörigenberatung und –unterstützung

  39. Besonderheiten der ambulanten Behandlung • Flexibilität ist unabdingbar • Präsent sein, auch mit Demenzkranken sind persönliche Kontakte notwendig und hilfreich • Durch ggf. auch intensive (APAH) ambulante Behandlung werden Krankenhausaufenthalte vermieden

  40. ist die ambulante Versorgung psychisch kranker alter/älterer Menschen realistisch? JA! mit engagierten Therapeuten, die in das Altenheim oder die Wohnung hingehen.

  41. Ich wünsche uns allen, dass wir in Würde alt werden dürfen!

More Related