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Lebensqualität von Psychotherapeuten. Seminar: Gesundheit und Krankheit (Theoretische, diagnostische, gesundheitspolitische und persönliche Aspekte) Leiterin: Dr. C. Eichenberg Referentin: Alina Wesser Datum: 18.12.2006. Lebensqualität von Psychotherapeuten.
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Lebensqualität von Psychotherapeuten • Seminar: Gesundheit und Krankheit (Theoretische, diagnostische, gesundheitspolitische und persönliche Aspekte) • Leiterin: Dr. C. Eichenberg • Referentin: Alina Wesser • Datum: 18.12.2006
Lebensqualität von Psychotherapeuten • „Show me a doctor whose wife is happy, and I`ll show you a man who`s neglecting his practice“ (M.F. Myers, 2001) • „Don`t marry me, I`m a doctor.“ (Tamber, 1997)
Übersicht • Datenquellen • Arbeits- und Einkommenszufriedenheit • Würden sie ihren Beruf erneut wählen? • Zufriedenheit in der Partnerschaft • Gesundheitsverhalten • Gesundheitliches Befinden • Lebenszufriedenheit • Zusammenfassung
Datenquellen • 3 größere Untersuchungen • Reimer (2005): • Querschnittsuntersuchung zur Lebensqualität per Fragebogen (2003). • Stichprobe: ärztliche und psychologische Psychotherapeuten mit Kassenzulassung im Bereich zweier Kassenärztlicher Vereinigungen in Hessen. • N= 362, Rücklauf= 48,1%
Datenquellen • Müller (2003) • Fragebogenuntersuchung zur Erhebung beruflicher Tätigkeit und beruflicher und privater Zufriedenheit (2002). • Stichprobe: Teilnehmer der Psychotherapie-Woche Langeoog (2002). • N= 520, Rücklauf= 63%
Datenquellen • Brähler (2005) : • Fragebogenuntersuchung und Angaben der Bundesärztekammer von 2003. • Sichprobe: Niedergelassene psychologische Psychotherapeuten aus sechs deutschen Bundesländern • N= 1385, Rücklauf= 35,2%
Arbeits- und Einkommenszufriedenheit • Die Berufliche Zufriedenheit ist höher bei: • Psychologischen Psychotherapeuten (Reimer) • Frauen • Verheirateten, besonders bei verheirateten Frauen • Höherem Alter • Längerer Berufspraxis • Freiberuflicher statt institutioneller Tätigkeit • Zufriedenheit in der Partnerschaft (alles Müller) • Schönem Hobby und häufigen Treffen unter Freunden (p.P. treiben häufiger Sport) (Müller/Reimer)
Arbeits- und Einkommenszufriedenheit • Brähler
Arbeits- und Einkommenszufriedenheit • Brähler
Arbeits- und Einkommenszufriedenheit • Reimer: Gut die Hälfte der ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten ist mit dem eigenen Einkommen wenig oder überhaupt nicht zufrieden. • Bowe (1999): ä.P und p.P. absolvieren jeweils ein Pensum von knapp 29 reinen Behandlungsstunden je Woche, liegen aber im Einkommen weit unter dem der Ärzte. • 79,7% sehen sich materiell entwertet!
Würden sie ihren Beruf erneut wählen? • Reimer: Die Mehrheit der ä. und p. Psychotherapeuten würde ihren Beruf aus heutiger Sicht erneut wählen. (71,4% vs. 65,0%) • Zweifel daran äußern 22,9% der ä. und 30,0% der p. Psychotherapeuten. • Gründe: Ausübung einer sinnvollen Tätigkeit und die Vielfältigkeit des Berufs.
Würden sie ihren Beruf erneut wählen? • Brähler
Würden sie ihren Beruf erneut wählen? • Brähler
Zufriedenheit in der Partnerschaft • Müller
Zufriedenheit in der Partnerschaft • Die Zufriedenheit in einer bestehenden Partnerschaft ist geringer bei: • Ledigen • Männern zwischen 41 und 50 Jahren • Frauen zwischen 31 und 40 Jahren • Fehlenden Hobbys und seltenen Treffen mit Freunden • Unzufriedenheit im Beruf • Bei einer Wochenarbeitszeit über 40 Stunden • Jedoch nicht bei einer extrem hohen Arbeitszeit > 60 Std. (entweder erkennt man die Unzufriedenheit nicht oder man kann durch eine gute Partnerschaft besser Arbeiten) (alles Müller)
Zufriedenheit in der Partnerschaft • Müller
Zufriedenheit in der Partnerschaft • Müller
Zufriedenheit in der Partnerschaft • Nach Reimer leben jedoch 91,3% der ä. und 84,5% der psychologischen Psychotherapeuten in einer festen Partnerschaft. • Nach Müller sind psychotherapeutisch tätige Frauen wesentlich häufiger ledig oder geschieden als es in der Normalbevölkerung der Fall ist.
Zufriedenheit in der Partnerschaft • Die Frauen arbeiten häufiger in eigener Praxis, so steht bei ihnen wohl die therapeutische Zweierbeziehung im Vordergrund. (Müller) • Andere Studien weisen auf eine sehr hohe Scheidungsrate und viele außereheliche Affairen in Psychiaterehen hin. (Müller) • Lachenmeier (2001): „.... Der Arzt (Ärztin) habe alles auszuhalten: täglich 12 Stunden lang Patient um Patient zu sehen, auch beim letzten noch freundlich zuvorkommend zu sein; alle Probleme verstehen zu können; sich anschließend umfassend weiterzubilden, und auch liebevoll für die eigene Familie dazusein. Wer dies nicht erfüllen kann, hat den Beruf verfehlt, ist nicht berufen!“.
Zufriedenheit in der Partnerschaft • Müller: • Haben private verbindliche Beziehungen in einer Ehe weniger Chancen bei zufriedenstellender beruflicher Intimität? • Werden privat aus verschiedenen Gründen unerfüllt gebliebene Beziehungswünsche beruflich gelebt? • Wollen Psychotherapeuten ein Defizit an Liebe von ihren Patienten aufgefüllt bekommen, indem sie ihnen Liebe geben?
Zufriedenheit in der Partnerschaft • Patienten sind pflegeleichter und die Inreaktionen mit ihnen sind begrenzt. • Für 50 Minuten kann man der ideale Partner sein, nicht aber den ganzen Tag. (Abends ist man ausgelaugt, hat kein Interesse an Kommunikation) • Vielleicht stellen Partner auch zu hohe Erwartungen an eine Beziehung zu einem Psychotherapeuten (Einfühlung, Geduld). • „Ich kann aber nicht privat auch noch immer alles verstehen und ertragen“.
Zufriedenheit in der Partnerschaft • Gefahren von intensiven beruflichen und spärlichen partnerschaftlichen Beziehungen: • Angehörige der Patienten werden als Störfaktoren gesehen • Sexueller Missbrauch • Narzisstischer Missbrauch • Machtmissbrauch • Macht und Abhängigkeit in Ausbildungssituationen • Schwierigkeiten überlange Therapien zu beenden • Behinderung der Emanzipation der Patienten
Zufriedenheit in der Partnerschaft • Welche Auswege gibt es aus solchen Gefahrensituationen?: • Sorgfältige Selbsterfahrung. • regelmäßige Intervision. • Partner der Patienten mehr im Blickwinkel haben (Beziehungsressourcen). • Ressourcen der Patienten für die Zukunft beachten. • Freundschaftliche Kontakte und Liebesbeziehungen pflegen. • außgleichende Hobbys pflegen. • Ans Geldverdienen denken. • Teilzeit arbeiten (gilt vor allem für Ärzte).
Gesundheitsverhalten • Brähler
Gesundheitsverhalten • Reimer
Gesundheitsverhalten • Reimer: ärztliche und psychologische Psychotherapeuten unterscheiden sich hinsichtlich ihres Gesundheitsverhaltens signifikant.
Gesundheitliches Befinden • Brähler
Gesundheitliches Befinden • Brähler • Häufigste Körperbeschwerden: • Müdigkeit • Kreuz- oder Rückenschmerzen • Nacken- oder Schulterschmerzen • Kopfschmerzen • Übermäßiges Schlafbedürfnis • Mattigkeit • Gelenk- oder Gliederschmerzen
Gesundheitliches Befinden • Psychisches Wohlergehen: • Im SF-36 weisen Psychotherapeuten auf den Skalen Vitalität, Soziale Funktionsfähigkeit, Emotionale Rollenfunktion und Psychisches Wohlergehen deutlich geringere Skalenwerte auf als die entsprechenden Altersnormstichproben. • Dies kann aber auch daran liegen, dass sie die Fragen besonders gewissenhaft beantworten. (Reimer) • Aber: • Die Suizidalität bei Medizinern liegt sehr hoch (vor allem bei Psychotherapeuten und Frauen). • Sie zeigen höhere Depressionswerte (sind eher sensibel und nicht so zupackend). • Sie werden leichter Alkohol- und Drogenabhängig. (Müller)
Lebenszufriedenheit • Brähler
Lebenszufriedenheit • Brähler
Lebenszufriedenheit • Reimer
Zusammenfassung • Psychotherapeuten • Arbeiten insgesamt recht viel. • Sind in ihrem Leben und in ihrem Beruf sehr zufrieden und würden ihn häufig wieder ergreifen. • Sind nicht zufrieden mit ihrer Entlohnung. (alles Brähler) • Sind häufig zufrieden in ihrer Beziehung, jedoch sind die Angaben zum Bestehen einer festen Beziehung nicht einheitlich und diskutierenswert. (Müller/Reimer) • Sind mit ihrer körperlichen Gesundheit zufrieden und fördern diese. (Brähler) • Scheinen generell anfällig für bestimmte psychische Störungen zu sein. (Müller/Reimer)
Literatur • Brähler, E., Geyer, M. & Hessel, A. (2005). Lebensqualität, Wohlbefinden, berufliche Gratifikationskrisen bei niedergelassenen Psychologischen Psychotherapeuten. Vortrag 07.11.2005, Köln • Müller, P. (2002). Beziehungen des Therapeuten und seines Patienten – Interaktionen und Auswirkungen auf den therapeutischen Prozess. Balint-Journal, 3(1), 1-7 • Müller, P., Gunkel, S. & Kruse, G. (2003). Zufriedene Psychotherapeuten – auch wenn es mit der Partnerschaft etwas hapert. Befragungsergebnisse Langeoog 2002. In G. Kruse & S. Gunkel (Hrsg.), Werte im Wandel – Wandel als Wert?. Ein Wirkungsfeld der Psychotherapie! (S.311-330). Hannover: Hannoversche Ärzte- Verlags- Union. • Reimer, C., Jurkat, H.B., Vetter, A. & Raskin, K. (2005). Lebensqualität von ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten. Eine Vergleichsuntersuchung. Psychotherapeut, 50(2), 107-114.
Literatur • Für Interessierte zum Weiterlesen: Kernberg, O.F., Dulz, B. & Eckert, J. (Hrsg.) (2005). Wir: Psychotherapeuten über sich und ihren „unmöglichen“ Beruf. Stuttgart: Schattauer.
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit, ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!