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Zukunft der Arbeit auf dem Weg zu einer nachhaltigen Gesellschaft

Zukunft der Arbeit auf dem Weg zu einer nachhaltigen Gesellschaft. Nachhaltige Arbeit und Erwerbsgesellschaft Erosion der Normalarbeit Die ganze Arbeit Der ganze Lebenslauf Unsicherheiten flexibler Erwerbsarbeit Neuer Unternehmertyp und neue Sicherheiten. Eckart Hildebrandt

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Zukunft der Arbeit auf dem Weg zu einer nachhaltigen Gesellschaft

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  1. Zukunft der Arbeit auf dem Weg zu einer nachhaltigen Gesellschaft • Nachhaltige Arbeit und Erwerbsgesellschaft • Erosion der Normalarbeit • Die ganze Arbeit • Der ganze Lebenslauf • Unsicherheiten flexibler Erwerbsarbeit • Neuer Unternehmertyp und neue Sicherheiten Eckart Hildebrandt Dialogforum Hirschwang, Juni 2007

  2. Kriterien sozialer Nachhaltigkeit I. Selbstbestimmte Lebensführung durch eigene Arbeit in verschiedenen Arbeitsformen II. Umweltverträgliche Grundbedürfnisbefriedigung, Gesundheit, lebenslange Lernprozesse;Persönliche Entfaltung und aktive Teilhabe III. Gesellschaftliches Sicherungssystem;Chancengleichheit durch gesellschaftliche Infrastruktur- und Beteiligungsmöglichkeiten IV. Soziale Innovationen; Gestaltung aller Formen der Arbeit, ihrer Kombination und ihrer Übergänge V. Aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben (Bürgergesellschaft); Soziale Verträglichkeit und Akzeptanz von Nachhaltigkeitsstrategien

  3. Normalarbeitsverhältnis = Arbeit in Vollzeitbeschäftigung (d.h. eine Wochenarbeitszeit von durchschnittlich 39,4 Std. im Jahr 2006 in Deutschland) mit unbefristetem Arbeitsvertrag im Gültigkeitsbereich der arbeits- und sozialgesetzlichen Regelungen und einem ausreichenden (Familien-)Einkommen Normalarbeitszeit = regelmäßige tägliche und wöchentliche Arbeitszeit im Rahmen der Zeitinstitutionen Feierabend, Wochenende und Jahresurlaub (8 x 5) Normalerwerbsbiografie = das kontinuierliche und abgesicherte Durchlaufen der drei Phasen der Lebens-arbeit: Ausbildung, Erwerbsarbeit und Ruhestand ohne zwischenzeitliche Phasen von Arbeitslosigkeit (männliche Facharbeit) Vollbeschäftigungsversprechen Norm und Normalität der Erwerbsarbeitsgesellschaft

  4. Erosion der Normalerwerbsarbeit(Entwicklung der breiten Erwerbsquote in Deutschland 1985 – 2005)

  5. Ausdifferenzierung der Arbeitsverhältnisse (Entwicklung der Erwerbstätigkeit in Deutschland 2000 – 2006)

  6. Ausdifferenzierung der wöchentlichen Arbeitszeiten (EU 2000) Quelle: Bielenski et al. (2002): Working Time Preferences in Sixteen European Countries, Luxemburg, S. 46f.

  7. Perspektiverweiterung I: Die ganze Arbeit(Durchschnittliche alltägliche Zeitverwendung in Deutschland 1991)

  8. Normal-Arbeits-Verhältnis Erwerbsarbeit Teilzeit Versorgungs- arbeit geringf. Beschäftigung,Mehrfachbeschäftigung Selbständigkeit Arbeitslosigkeit Mischarbeit Mischqualifikation Mischbelastung Mischeinkommen Schwarzarbeit Gemeinschafts- arbeit Eigenarbeit Das Konzept der Mischarbeit (erweiterter Arbeitsbegriff)

  9. Perspektiverweiterung II: Der ganze Lebenslauf(Zeitverwendung nach Altersgruppen an Werktagen, Angaben in Minuten pro Tag) Frauen Quelle: Stefan Weick (2004): Lebensbedingungen, Lebensqualität und Zeitverwendung. In: Stat. Bundesamt, Forum der Bundesstatistik, Bd. 43, Wiesbaden, S. 414

  10. Zeitverwendungen im Lebenslauf(Zeitverwendung nach Altersgruppen an Werktagen; Angaben in Minuten pro Tag) Männer Quelle: Stefan Weick (2004): Lebensbedingungen, Lebensqualität und Zeitverwendung. In: Stat. Bundesamt, Forum der Bundesstatistik, Bd. 43, Wiesbaden, S. 414

  11. Neue Vielfalt und Diskontinuität im Lebenslauf Normalerwerbsbiografie Flexible Erwerbsverläufe 1 Gleitender bzw. verzögerter Einstieg 2 Vorübergehende Unterbrechung des Erwerbslebens (z.B. Geburt eines Kindes) mit stufenweise wieder angehobener Arbeitszeit (Teilzeit) 3 Phase von Arbeitslosigkeit oder Selbstständigkeit oder längerer Freistellung (z.B. Sabbatical für Erholung oder Weiterbildung) 4 Vorübergehende Verlängerung der Arbeitszeit (Mehrarbeit) oder Reduktion (Wahlarbeitszeit) 5 Gleitender, vorgezogener oder verzögerter Ausstieg Vollzeit (ca. 40 Std.) Individuelle wöchentliche Arbeitszeit 35-Std.-Woche 1 2 3 4 5 Lebensalter Risiken: Einstieg und Wiedereinstieg, Freiwilligkeit von Erhöhung und Reduktion, Planbarkeit

  12. Neue variante Lebensläufe

  13. Das Konzept der Übergangsarbeitsmärkte Quelle: Günther Schmid, WZB

  14. Unsicherheiten flexibler Erwerbsarbeit – Prekarität Merkmale: Gefährdung von • Subsistenzeinkommen, Einkommensstabilität • Beschäftigungsstabilität • Beschäftigungsfähigkeit • Integration in System sozialer Sicherheit Erfahrungen von Marginalisierung und Unsicherheit Quelle: Klaus Dörre (2005, S. 60), Robert Castell (2000)

  15. Flexibilisierung kollektiver Regulierung Rückläufige Tarifbindung (1996: 69%, 2006: 57% in Westdeutschland) Betriebliche Bündnisse (2006: 20% der Betriebe über 250 Beschäftigte) Nutzung betrieblicher Öffnungsklauseln in tarifgebundenen Betrieben (in Prozent) Abweichung vom Tarif durch: Quelle: DGB einblick 13/2005, S. 3

  16. Ein neuer prekärer UnternehmerInnentyp? • Künstler (Haak/Schmid) – Alleinselbstständige (Betzelt/Gottschall) Merkmale der Arbeitssituation: • hoher Stellenwert von Kreativität und Wissensintensität, kaum Eigenkapital • kontinuierliche Weiterqualifikation durch Selbstlernen • selbstbestimmte projektförmige Arbeit für verschiedene Kunden, Netzwerke • Einkommens-Status-Disparität (relativ niedrige und schwankende Einkommen, Selbstausbeutung) • lange und variable Arbeitszeiten mit untypischer Lage, Entgrenzung von Arbeit und Leben • mehrere Statuswechsel und Phasen der Mehrgleisigkeit (Diskontinuität des Lebenslaufs als Normalität, Brotjob und kreative Tätigkeit) • erhöhte Risiken der Familien-Unmöglichkeit und der Altersarmut • Aktuell: kreative Klasse (Florida/Horx), digitale Boheme (Friebe/Lobo), Generation Praktikum, urbane Penner (Mercedes Bunz), urban pioneers (SenStadt Berlin) „Die digitale Boheme beeinflusst die gesamte Arbeitsgesellschaft schon insofern, als sie eine Alternative zu den beiden gleichermaßen unattraktiven Optionen Angestelltenwelt und Prekariat erst mal aufzeigt und vormacht. Es ist eine praktisch vorgelebte Kritik an der Arbeitswelt“ (Friebe in zitty 22/2006, S. 31)

  17. Diskontinuität und Sicherheit Elternzeit, Elterngeld Sabbatzeiten Familienkredit TeilzeitarbeitKurzarbeitZeitarbeit („Verleih“)Selbstständigkeit Geschützte Arbeit Zeitw. Invalidität Teilzeitrente Weiterbildung Berufliche Bildung Duale Ausbildung Subvent. Beschäftigung Zweiter Arbeitsmarkt Befristete Entlassung • Alterssicherung • - Umlage- Pflicht-Kapitaldeckung • Private freiwillige Vers. Arbeitslebensversicherung - Arbeitslosenversicherung - Mobilitätsversicherung/aktive AMP - Private und kollektivvertragliche Vers. Quelle: Günther Schmid 2007

  18. Mischarbeit und Grundeinkommen Das allgemeine Grundeinkommen ist ein Einkommen, das von einem politischen Gemeinwesen an alle seine Mitglieder individuell, ohne Bedürftigkeitsprüfung und ohne Gegenleistung ausbezahlt wird. Vanderborght/Van Parijs 2005: 37) Verstärkende Effekte • Einstieg in Erwerbstätigkeit: Subvention von Erwerbsarbeitsplätzen mit geringerer Produktivität • Gestaltung von Erwerbstätigkeit: Möglichkeit zur Ablehnung nicht menschenwürdiger Arbeitsplätze • Relativierung der Erwerbstätigkeit: Teilnahme an der Erwerbsarbeitswelt nicht mehr existenziell • Weit gefasster Begriff legitimer Beschäftigung; Aufwertung produktiver informeller Tätigkeiten • Ermöglichung von individuellen Entscheidungen über Zeitverwendungen, Erleichterung von Teilzeitarbeit • Erleichterung von Übergängen (transitional labour markets) • Interpretation als Entschädigung für informelle Arbeiten (insbesondere care) (Modell: participation income – Bedingung: gesellschaftlich nützliche Tätigkeiten; Vanderborght/Van Parijs 2005: 121)

  19. Spektrum Zukunftskonzepte von Arbeit • Erhöhung der Nachfrage nach Arbeit (Wirtschaftswachstum, Zukunfts-investitionsprogramme, Ausbau humaner Dienstleistungen) • Erhöhung des Arbeitsangebots (Erwerbsquoten, Arbeitszeitverlängerung) • Verbesserung des Arbeitsangebots (Flexicurity, Employability) • Verringerung des Arbeitsangebots (Arbeitszeitverkürzung) • Erweiterung des Arbeitsbegriffs (Tätigkeitsgesellschaft, Nachhaltigkeit) • Mehrschichtenmodell produktiver Tätigkeiten (Club of Rome 1998) • Tätigkeitsgesellschaft (Triade der Arbeit) • optionale Lebensarbeitszeit, Ziehungsrechte • Halbtagsgesellschaft • Bergmanns Neue Arbeit • Becks Bürgerarbeit • Grundsicherung, Grundeinkommen, Arbeitslebensversicherung, contrat d‘activité

  20. Zur historischen Entwicklung von Arbeitsbegriff und Arbeitsrealität „Arbeit kann zunächst als soziale Tätigkeit definiert werden, die für die Reproduktion mensch-lichen Lebens unerlässlich ist.“ (Hann 2000)

  21. Historische Typen von Arbeitskraft Proletarisierter Lohnarbeiter (Frühindustrialisierung) • rohes Arbeitsvermögen • rigide direkte Kontrolle der Arbeit • harte Ausbeutung, kein sozialer Schutz Verberuflichter Arbeitnehmer (Fordismus) • standardisierte Qualifikationen, rudimentäre Arbeitstugenden • verwissenschaftlichte, strukturelle Kontrolle der Arbeit • gedämpfte Ausbeutung, hoher staatlicher Schutz Verbetrieblichter Arbeitskraftunternehmer (Postfordismus) • individualisierte Qualifikationen • systematische Selbst-Kontrolle der Arbeit • Selbstausbeutung, unklarer sozialer Schutz Quelle: Pongratz/Voß (2003), S. 26

  22. Die Kernaspekte guter Arbeit aus der Sicht von Arbeitnehmer/innen in Deutschland nach verschiedenen Merkmalen

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