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An Krisen wachsen statt zerbrechen

An Krisen wachsen statt zerbrechen. Dr. med. Simone Krähenbühl-Blanchard Moscia , 7. Juni 2014. Herausforderungen für Kinder und ihre Familien in der heutigen Zeit. Konsiliar- und Liaisonpsychiatrischer Dienst.

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An Krisen wachsen statt zerbrechen

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Presentation Transcript


  1. An Krisen wachsen statt zerbrechen Dr. med. Simone Krähenbühl-Blanchard Moscia, 7. Juni 2014

  2. Herausforderungen für Kinder und ihre Familien in der heutigen Zeit

  3. Konsiliar- und Liaisonpsychiatrischer Dienst • Liaisonpsychiatrie: Enge, vernetzte, interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Pädiatrie, Kinderchirurgie und Kinderpsychiatrie • 460 Stellen-%: Ärzte, Psychologen, Familientherapeutin/ Sozialarbeiterin • Schwere psychosomatische oder psychische Störungen, chronische Krankheiten, Krebs , schwere Unfälle. Kinderschutz • Somatisch, psychisch und sozial orientierte Sichtweisen bilden eine Einheit. Sie sind mehr als die Summe der einzelnen Blickwinkel. • Flexibel, vernetzt, gemeinsame Sichtweise und Sprache, gemeinsames Auftreten gegenüber Patienten

  4. Veränderungen in den letzten 15 Jahren • 4x mehr Patienten, 2013: 330 Patienten • Zunahme von schweren psychosomatischen Störungen • Zunahme von «Schulverweigerung» mit all ihren Folgen • Eltern und Umfeld haben ihrerseits weniger Ressourcen • Mehr Patchworkfamilien • Vermehrt Hektik • Einfluss des Internets

  5. Resilienz • Fähigkeit, durch herausfordernde, schwierige und belastende Erlebnisse ausgelöste Krisen zu meistern, die Erfahrung für die persönliche Entwicklung zu nutzen und psychisch stabil zu bleiben oder wieder psychisch gesund zu werden. • Nicht unverwundbar oder unversehrt in früheren Zustand zurückkehren, aber : gegen ungünstige Bedingungen erfolgreich angehen, sich durch sie hindurchkämpfen, aus den Widrigkeiten lernen und versuchen, diese Erfahrungen in das Gewebe des Lebens als Individuum und in der Gemeinschaft zu integrieren.

  6. Resiliente Menschen haben… • Selbstvertrauen und Vertrauen in die eigene Selbstwirksamkeit • persönliche Stärken im Umgang mit Beeinträchtigungen körperlicher oder sozialer Art • innere und äussere Ressourcen • vertrauensvolle Beziehungen zu mind. einer zuverlässigen Bezugsperson • eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten

  7. Resiliente Menschen … 2 • reagieren nicht passiv auf die Zwänge ihrer widrigen Lebensumstände, sondern suchen aktiv Hilfe. Sie suchen sich Menschen und Gelegenheiten, die ihrem Leben eine positive Wende geben können • vertrauen stützenden Ressourcen in Familie und Umfeld, die ihre Kompetenzen und ihre Selbstwirksamkeit steigern. Sie lernen dadurch einen anderen Umgang mit belastenden Lebensereignissen, was ihnen neue Möglichkeiten eröffnet • sind aktiv in Schule, zu Hause und in der Freizeit

  8. Krise • Normative Krisen: Geburt, Schuleintritt, Schulaustritt, Abschluss der Ausbildung, Eintritt ins Erwerbsleben, Auszug von zu Hause, Heirat, Geburt des ersten Kindes, Schuleintritt des ersten und letzten Kindes, Auszug der Kinder, Tod der Eltern, berufliche Veränderungen / Wiedereinstieg, Pensionierung, Tod des Partners, eigene Konfrontation mit dem Tod • Nicht normative Krisen: «Blitzschläge» • Bei der Bewältigung normativer Krisen werden neue Muster gelernt, die dann in nicht normativen Krisen angewandt werden können

  9. Kauai, Entwicklung bis ins mittlere Erwachsenenalter • Grosser Sprung in der Entwicklung bei vielen von denjenigen, die in Kindheit und mit 18 Jahren noch grosse Probleme hatten. • Frühere Instabilität (mangelndes Selbstvertrauen, antisoziales Verhalten…) wurde abgelöst durch feste Bindungen in einer neuen stützenden Partnerschaft, eine neue berufliche Identität und zusätzliche Weiterentwicklung durch Fortbildung

  10. Umstände für positive Entwicklung • Kontinuierliche Ausbildung an Fachhochschulen • Schulische und berufliche Fertigkeiten aus der Militärdienstzeit • Ehe mit einem stabilen Partner als stetige Quelle emotionaler Unterstützung • Hinwendung zu einer Glaubensgemeinschaft, in der aktives Engagement verlangt wurde: Struktur, Gemeinschaftsgefühl und Heilsversprechen • Genesung von schwerer Krankheit oder Unfall • Psychotherapie: nur von 5% der Beobachteten als wichtiger Faktor zur persönlichen Entwicklung betrachtet. Die anderen wollten bei Bedarf eher Medikamente als Gespräche mit Fachleuten. Sie bevorzugten das Gespräch mit Freunden und Verwandten

  11. Bindung • Bindungssystem als primäres genetisch verankertes motivationales System. • Wird zwischen Mutter und Säugling nach der Geburt aktiviert • Kind immer aktiver Interaktionspartner • Nähe gibt Säuglingen Sicherheit und wird durch alle Sinne hergestellt

  12. Bindung, Einteilung nach Bowlby • Sicher gebundene Kinder • (unsicher)-vermeidend gebundene Kinder (avoidant) • Unsicher-ambivalent gebundene Kinder (ambivalent) • Kinder mit unsicher- desorientiertem Verhalten • Über 50% der Kinder von berufstätigen Müttern waren sicher gebunden. Ängstlichkeit der Mutter bei der Trennung ist ein Risikofaktor für eine unsicher-ambivalente Entwicklung

  13. Sichere Bindung • Wichtiger protektiver Faktor • Emotional offene Kommunikation mit den Eltern • Kind erlebt sich als selbsteffektiv und handelnd • Höheres Selbstwertgefühl, aufgeschlossenes Eingehen auf Andere, anpassungs- und konfliktfähig • Akzeptanz und Integration bei Gleichaltrigen, Führungsposition • Problemlösendes Verhalten, Fähigkeit zu führen • Fähigkeit zu emotionaler Offenheit und Intimität

  14. Feinfühligkeit • Säugling kann Emotionen ausdrücken, aber nicht selber regulieren • Bedeutet, dass die Bezugsperson die Signale des Säuglings wahrnimmt, richtig interpretiert und angemessen und prompt reagiert • Feinfühligkeit bedeutet nicht verwöhnen und überbehüten • Kind kann selbständig spielen, aber bei Angst und Stress bei der Bezugsperson Trost und Sicherheit finden • Förderung des Kindes in seiner zunehmenden Selbständigkeit und in seiner wachsenden Kommunikationsfähigkeit

  15. SocialReferencing • Bedeutungsgebung • Mutter/ Bezugsperson als sichere emotionale Basis, von der aus das Kind die Umwelt erkundet und die jederzeit für die visuelle Rückversicherung zur Verfügung steht • Bei emotionaler Sicherheit wird das Explorationssystem aktiviert, bei Belastung das Bindungssystem • Ängstlichkeit der Bezugsperson in Trennungssituationen beeinflusst die Entwicklung des kindlichen Bindungsmusters

  16. Beziehung unter Geschwistern • Die im Leben am längsten dauernde verwandtschaftliche Beziehung – früheste Erinnerung – bis ans Lebensende dauernd • Früher wurde in Geschwisterbeziehungen auf Eifersucht und Rivalität fokussiert, heute werden sie als Ressource betrachtet • Vertrautheit über Jahrzehnte, geben Unterstützung und Halt • Verbundenheit in Lebenskrisen • Ähnlichkeit und Verschiedenheit in der Persönlichkeit und im Leben • Bei Umzug und Migration der Familie einzige vertraute Beziehung

  17. Olson Familienstruktur • Kohäsion und Anpassungsfähigkeit • Kohäsion, Zusammenhalt: losgelöst, getrennt, verbunden, verstrickt • Anpassungsfähigkeit: chaotisch, flexibel, strukturiert, rigid

  18. Kohäsion, Zusammenhalt losgelöst, getrennt, verbunden, verstrickt • Emotionale Bindung • Unabhängigkeit, Autonomie • Familiengrenzen nach aussen • Koalitionen • Zeitgestaltung • Raumaufteilung • Freunde • Entscheidungsprozesse • Interessen und Erholung

  19. Anpassungsfähigkeit chaotisch, flexibel, strukturiert, rigid • Offenheit im Interaktionsstil (Kommunikationsstil) • Kontrolle (Familienführung) • Disziplin • Problembehandlung • Rollen (Pflichtaufteilung) • Regeln

  20. Erziehungsstil und Eltern-Kind-BeziehungNationalfondprojekt 52

  21. Soziale Basisfähigkeiten • Grundmotivation zum Leben und Arbeiten • Rechter Umgang mit Material • Rechter Umgang mit Zeit • Selbständigkeit • Zufriedenheit • Mut • Geduld • Respekt vor den anderen • Teamfähigkeit • Verlässlichkeit

  22. Soziale Basisfähigkeiten 2 • Pünktlichkeit • Leistungswille, Pflichtbewusstsein • Durchhaltevermögen • Ehrlichkeit • Gute Autorität • Sauberkeit • Dankbarkeit • Gute Manieren • Hilfsbereitschaft

  23. Resilienz in Familien • Resilienz ist der Weg, den eine Familie geht, wenn sie Stress bewältigt und daran wächst, sowohl jetzt wie langfristig • Stärken von Individuen und Familien entstehen nur durch «Üben» in Belastungen. Das beinhaltet auch Scheitern • Kindheitstraumata schädigen Menschen nicht für ihr ganzes Leben. Sensibilität, mit der sie Hürden überwunden haben, und die Erfahrung ihrer eigenen Wirksamkeit stärken sie

  24. Resilienz in Familien 2 • Schwere Krisen und anhaltende Widrigkeiten wirken sich auf ganze Familie aus – Erholung oder schlechte Anpassung an die Situation - betrifft alle Familienmitglieder und die familiale Einheit • Krise als Chance, Prioritäten und Ziele im Leben neu zu bewerten, vermehrt in wichtige Beziehungen investieren • Resilienz ist keine Eigenschaft, sondern eine spezifische Weise von Handlungen und Orientierung, die besonders bei Übergängen im individuellen Lebenszyklus und im Familienzyklus bedeutsam sind

  25. Grenzen des Resilienzkonzepts • Somatische und psychische Störungen dürfen nicht übersehen werden • Resilient sein heisst nicht, immer auf Stärken und Lösungen zu fokussieren. Manchmal muss gelernt werden, mit unbeantworteten Fragen und Problemen zu leben – Resilienz ist keine Wunschzettelkategorie für ein geglücktes Leben

  26. Schlüsselprozesse familiärer Resilienz • Überzeugungen in der Familie • Strukturelle und organisatorische Muster der Familie • Kommunikation und Lösung von Problemen

  27. Überzeugungen der Familie In widrigen Lebensumständen einen Sinn finden • Resilienz entsteht in Beziehungen – Gegensatz: radikaler Individualismus • Widrigen Umständen und Leiden in einen Kontext stellen • Kohärenzgefühl: Generalisiertes, überdauerndes, starkes Gefühl des Vertrauens ins Leben

  28. Überzeugungen der Familie 2 Optimistische Einstellung • Hoffnung, Zuversicht, Vertrauen, Hindernisse überwinden zu können • Mut und Ermutigung: Stärken bestätigen und auf familiales Potential setzen • Chancen nutzen: Initiative und Beharrlichkeit mobilisieren • Das Mögliche meisten – akzeptieren, was nicht zu ändern ist

  29. Überzeugungen der Familie 3 Transzendenz und Spiritualität • Das Leben hat Sinn und Bedeutung • Glaube, dass sich die Dinge trotz Not und Schmerzen am Ende zum Guten wenden • Alles hat einen Sinn. Das Leben ist eines Einsatzes und Engagement wert • Fähigkeit, von Widrigkeiten zu Hoffnung zu gelangen • Einbindung in eine Glaubensgemeinschaft • Spirituelle Nahrung in einer tiefen persönlichen Verbundenheit mit Natur, Musik, Kunst und Glauben an höhere Macht auch ohne Einbindung in eine Kirchgemeinde

  30. Strukturelle und organisatorische Muster der Familie Flexibilität • Offenheit für Veränderung: Bewährtes bewahren, sich neu organisieren, sich auf neue Herausforderungen einstellen • Sich bewusst sein, dass das «Rad nicht zurückgedreht werden kann» • Abschied nehmen von Überholtem

  31. Strukturelle und organisatorische Muster der Familie 2 Verbundenheit bzw. Kohäsion • Verbundenheit trotz Andersartigkeit • Verstrickungen lösen, Autonomie ermöglichen • Überzeugung, Schicksal und Lebenswelt positiv zu beeinflussen, Ressourcen zu haben • Unvorhergesehenes und Probleme können gemeinsam gemeistert werden

  32. Strukturelle und organisatorische Muster der Familie 3 Soziale und ökonomische Ressourcen • Ausserfamiliäre Kontakte als Ressourcen • Soziale Isolation überwinden • Organisation von Anlässen in Gemeinden und Kirchen, die Kontakte untereinander fördern • Verlust des Arbeitsplatzes als Risiko • Wirtschaftliche Notlage als grösster Risikofaktor in Einelternfamilien • Achtung: wer trotz Bemühungen und Kampf elenden Lebensbedingungen nicht entkommen kann, ist nicht schuld daran, hat nichts falsch gemacht

  33. Kommunikation und Lösung von Problemen Grosse kulturelle und individuelle Unterschiede akzeptieren Klarheit schaffen • Aussagen und Handlungen sollen sich decken • Worte und Taten sollen eindeutig sein • Schwierige Themen nicht unter den Tisch wischen

  34. Kommunikation und Lösung von Problemen 2 Gefühle zum Ausdruck bringen • Klima von Vertrauen, Empathie und Toleranz gegenüber persönlichen Eigenarten ist Voraussetzung, dass Gefühle ausgedrückt werden können • Unterschiede zwischen Mann und Frau oder Geschwistern in der Ausdrucksweise wahrnehmen und als Ressource nutzen • Gefühle ausdrücken und respektieren

  35. Kommunikation und Lösung von Problemen 3 Gemeinsam Probleme lösen • Klare Ziele formulieren • Konkrete Schritte tun, proaktive Haltung • Lieber nur kleine Schritte, die dann erfolgreich sind, als zu viel auf einmal • Erfolg beflügelt • Lernen durch Misserfolg, Unterstützung geben und selber annehmen Hoffnung nie aufgeben, aber Realität in die Augen sehen

  36. Heutige Kinder brauchen…. • Zeit • Emotionale Zuwendung • Struktur und Halt • Altersentsprechende Rechte und Pflichten • Ein Netz ausserhalb der Familie • Vorbilder • Gelebte Werte und Spiritualität

  37. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

  38. Literatur Rosmarie Welter-Enderlin, Bruno Hildenbrand (Hrsg.) Resilienz – Gedeihen trotz widriger Umstände Carl-Auer Verlag

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