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Scheidungsfolgen: Ausgewählte Fallbeispiele I

Scheidungsfolgen: Ausgewählte Fallbeispiele I basierend auf Studie: Wallenstein, J./ Lewis, J./ Blakeslee, S.: Scheidungsfolgen – Die Kinder tragen die Last. Eine Langzeitstudie über 25 Jahre. Münster, 2002, S. 25-178. Juliane Schulz 18.06.2009.

chad
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Scheidungsfolgen: Ausgewählte Fallbeispiele I

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Presentation Transcript


  1. Scheidungsfolgen: Ausgewählte Fallbeispiele I basierend auf Studie: Wallenstein, J./ Lewis, J./ Blakeslee, S.: Scheidungsfolgen – Die Kinder tragen die Last. Eine Langzeitstudie über 25 Jahre. Münster, 2002, S. 25-178. Juliane Schulz 18.06.2009

  2. Frage: Unter welchen Bedingungen in einer unglücklichen Ehe ist es vermutlich wirklich besser oder schlechter sich zu scheiden, als zusammen zu bleiben, besonders im Hinblick auf die Kinder?

  3. Zur Studie • Längsschnittstudie über Zeitraum von 25 Jahren • Beginn 1971, Ende demnach 1996 • Untersucht wurden 131 Kinder und ihre Familien • intensive Einzelgespräche mit Kindern aus Scheidungsfamilien und Kindern aus intakten aber unglücklichen Ehen und deren Eltern zum direkten Vergleich • zwischen Gesprächen lagen mehrere Jahre, aber mindestens alle 5 Jahre erneutes Gespräch • Wie wirkt sich eine Scheidung auf die Entwicklung des Kindes aus? Bzw. Wie wirkt sich das Fortbestehen einer unglücklichen Beziehung auf diese aus?

  4. Die Fallbeispiele • Lebensgeschichten von 5 Frauen und Männern in Buch herausgegriffen • zwei Beispiele davon sollen hier vorgestellt werden als Prototypen bzw. Repräsentanten vieler Schicksalsgenossen • hilft bestehende falsche Auffassungen bezüglich Scheidung und ihre Auswirkungen auf Kinder kritischer zu beleuchten bzw. zu revidieren

  5. 1. Karen und Gary • Familiensituation Karen: • Karen lebte in finanziell abgesicherten Verhältnissen mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder und jüngerer Schwester • strenge und fordernde Mutter – emotional distanzierter Vater • beide Eltern stritten sich häufig, wobei Kinder oftmals Zeuge wurden, sie sich dies aber nicht erklären konnten • nach Schicksalsschlag für Mutter Ehe nur noch eine Folge von Auseinandersetzungen • gegenseitige Vorwürfe ohne wirklichen Inhalt

  6. Scheidung • doch nach Scheidung hörten Wut und Zorn auf jeweils anderen nicht auf • Kinder auch während des Heranwachsens diesen Streitereien ausgesetzt • Erschrecken und Furcht vor Zukunft bei den Kindern • Vater bekam Sorgerecht für Kinder

  7. Welche Auswirkungen haben nun die Folgen der Scheidung auf Kinder? • Parentifizierung: Karen übernimmt elterliche Rolle in Familie, als Versorgerperson, Ersatzmutter für die Kinder und Ratgeberin bzw. Vertraute für die Eltern (hält Familie irgendwie am Laufen) kindliches Selbstverständnis verloren, Distanzierung von Freunden, Vernachlässigung der Schule • Karen übernimmt Rolle aus Schuldgefühlen und aus Gefühl das Familienleben aufrecht erhalten zu müssen

  8. Rettung der Eltern zur Aufgabe gemacht • Pflicht zur Verantwortung • suchte Schutz und Sicherheit in Familie; Loyalität und Unterstützung, die sie von Eltern aber nicht bekam • es wird klar deutlich: das Kind ist kein passives Gefäß, sondern ein aktiv handelnder Mensch! • Scheidungskinder wie Karen brauchen länger erwachsen zu werden, weil sie mehr leisten, sich mehr selbst erarbeiten müssen

  9. Wie sehen die späteren Beziehungen der Kinder aus? • Karen schaffte es nach einigen gescheiterten Versuchen einen liebevollen Partner zu finden, den sie heiratete und ein Kind mit ihm bekam • trotzdem hat sie ständig Ängste verlassen zu werden, dass ihr Glück nicht von Dauer ist, gerät in Panik • Einsicht, dass Ehe nicht ohne Konflikte vonstatten geht, lernt sie nur schwer (schmerzliche Erinnerungen) • will unbedingt alles besser machen als ihre Eltern,auch was Erziehung angeht

  10. Familiensituation Gary • lebte mit Eltern und jüngerer Schwester zusammen • Eltern sehr verschieden: Mutter pedantisch und strebte nach Perfektion, unerbittlich, eifersüchtig; Vater großzügig, freundlich, zurückhaltender • Spannungen und Vorwürfe, die aber selten vor Kindern ausgetragen wurden • wichtig für Gary ist Gespräch mit Vater, der ihm Situation erklärt Eltern lassen sich nicht scheiden

  11. Welche Auswirkungen hat das Zusammenbleiben der Eltern auf Kinder? • Gespräch des Vaters mit Gary wichtiger Punkt für weitere Entwicklung Garys: er wird in Beunruhigung ernst genommen und versteht Situation, lernt daraus, wie Probleme angegangen werden müssen, um sie zu aus der Welt zu schaffen • hatte nie das Gefühl, dass Eltern ihn nicht liebten und sich nicht um ihn sorgten (Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit) • dass Eltern zusammengeblieben sind, hat ihm sehr geholfen

  12. Wie sehen die späteren Beziehungen der Kinder aus? • Gary fand eine liebenswürdige, selbstständige Frau und hat 2 Kinder • hatte keine Angst vor Verlust, da Eltern sich nicht scheiden ließen • keine Angst vor Konflikten, weil er wusste, dass dies zur Ehe dazugehört und überwunden werden können (Ehe mit Arbeit verbunden) durch Beobachtung der Ehe der Eltern • Ehe Priorität vor allen anderen Beziehungen, Elternschaft in Ehe Selbstverständlichkeit • Krisen erfolgreich bewältigt

  13. Fazit • Karen und Gary befinden sich in parallelen Welten • beiden gelang es trotz aller Widrigkeiten eine intakte und glückliche Familie zu gründen • trotzdem gibt es erhebliche Unterschiede in den Auswirkungen der Scheidung bzw. Nicht-Scheidung der Eltern auf Kinder • Scheidung eher hinderlich für Entwicklung des Kindes, wenn Beziehung der Eltern zu Kind von hoher Qualität gekennzeichnet war

  14. 2. Larry und Carol • Familiensituation Larry: • lebte mit Eltern und jüngerer Schwester in gutbürgerlichem Viertel zusammen • Vater oft betrunken, gewalttätig gegen Frau, Abneigung gegen weibliches Geschlecht, was er auch Tochter merken ließ • Gewalttätigkeit vor Augen der Kinder • große Sympathie zwischen Vater und Sohn als Leid der Mutter zu groß, reicht diese Scheidung ein

  15. Welche Auswirkungen haben nun die Folgen der Scheidung auf Kinder? • Larry nahm die Scheidung seiner Mutter übel, obwohl er Gewalt gegenüber Mutter wahrnahm (Schuldzuweisung bei Mutter) • hielt lange zum Vater (keine Verbindungslinie zwischen Gewalttat und Scheidung gezogen) • Übernahme des dominanten Musters des Vaters • kaum Fortschritte in Schule und sozialem Verhalten • Scheidung bedeutet großen Verlust, der ohne Sinn zu sein scheint • will unbedingt Ehe der Eltern wiederherstellen • Destruktives Verhalten in Adoleszenz (Drogenmissbrauch, Ladendiebstähle, Gewalt gegen Frauen, ungesunde Lebensweise)

  16. Wie sehen die späteren Beziehungen der Kinder aus? • Larry rettete sich aus destruktiven Strukturen, indem er sich ernsthaft mit Scheidung auseinander setzte und aus innerer Erkenntnis heraus • zuletzt unterhielt Larry eine liebevolle und glückliche Ehe und war Vater zweier Kinder • Ehe gekennzeichnet durch Liebe, Freundschaft und Vertrauen, aber lange Zeit Angst vor Heirat, große Bindungsängste, die sich wahrscheinlich nie ganz ablegen lassen • Beziehung zum Vater vorhanden, aber distanziert, da damalige Situation genau analysiert und keine Vergebung des Vaters möglich ist

  17. Familiensituation Carol: • lebte mit Eltern und Bruder und Schwester in sehr guten finanziell abgesicherten Verhältnissen • Beziehung zwischen Eltern und Kindern desaströs, grausam, ohne Liebe, ohne Bedeutung • Familienritual: Punkt 17 Uhr Cocktailstunde (Betrinken der Eltern vor Augen der Kinder, Beschimpfungen, Streit, Gewalt, später meist sexuelle Handlungen, Vernachlässigung der Kinder) • manchmal auch Gewalt gegen Kinder selbst aus nichtigen Gründen • Ehe der Eltern bleibt intakt, da dieses destruktive Verhalten Teil ihres Selbstverständnisses von Ehe ist

  18. Eltern bleiben zusammen und lassen sich nicht scheiden • dies hat folgenschwere Auswirkungen auf Kinder • verschlimmert Situation in Familie noch mehr • Glückliche Erinnerungen nur in ersten Jahren der Kindheit, sonst nur Finsternis wünschte sich Scheidung der Eltern

  19. Welche Auswirkungen hat das Zusammenbleiben der Eltern auf Kinder? • Carol sehnte sich vergeblich nach liebevollen Eltern, Sicherheit und Geborgenheit • machte zahlreiche Therapien • ständige Furcht vor Eltern • Verschwörung: über Vorfälle durfte nichts nach außen dringen, was paradoxerweise Loyalität zu Eltern stärkte • Einsamkeit, da kaum Erfahrungen mit anderen Menschen • Eltern vermittelten falschen Eindruck einer Ehe/Beziehung

  20. lehnte vorerst Alkohol und Drogen massiv ab, wurde aber zum „Klassenclown“, Anführerin einer Mädchenbande und beging Ladendiebstähle • Eltern dienten als abschreckendes Beispiel • In Hochstimmung, wenn andere psychisch gequält oder Diebstähle begangen

  21. Wie sehen die späteren Beziehungen der Kinder aus? • Carol ließ sich stark von anderen Männern beeinflussen und hinunter ziehen • Adoleszenz wilde und verzweifelte Zeit • ständiges Hoffen auf Besserung • Nach Kehrtwendung: Psychologiestudium abgeschlossen • Spielen mit sexuellen Reizen, Eingehen von vielen kurzen Beziehungen, Faszination an Fremdheit bis Eskalation, dann Leere • letzte Beziehung mit verheiratetem Familienvater eingegangen, von der sie sich ein Happy End erhofft (unrealistische Wahrnehmung der Situation, Gutgläubigkeit)

  22. Fazit • Kinder aus chaotischen Familien mit Scheidung oder ohne sind sich ähnlicher als gedacht • beide haben Bindungsängste, geringes Selbstwertgefühl; sehnen sich aber gleichzeitig nach Sicherheit und Geborgenheit • Scheidung bedeutet für solche Kinder nicht automatisch eine Rettung, wenn sich Eltern danach nicht verändern • wenn sich aber wenigstens einer der Elternteile nach der Scheidung ändert, alte Verhaltensmuster ablegt und die Bindung zum Kind stärkt, wirkt sich Scheidung besser auf Entwicklung des Kindes aus

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