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Der Sokratische Dialog

Der Sokratische Dialog. Seminar: Theorie und Technik verschiedener psychotherapeutischer Ansätze Seminarleiterin: Dr. C. Eichenberg Referentinnen: Eda Ç etin, Maren Neumann. Gliederung. Sokrates- Seine Zeit Sokrates- Seine Lehre Sokratische Gesprächsführung in Psychotherapie und Beratung

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Der Sokratische Dialog

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Presentation Transcript


  1. Der Sokratische Dialog Seminar: Theorie und Technik verschiedener psychotherapeutischer Ansätze Seminarleiterin: Dr. C. Eichenberg Referentinnen: Eda Çetin, Maren Neumann

  2. Gliederung • Sokrates- Seine Zeit • Sokrates- Seine Lehre • Sokratische Gesprächsführung in Psychotherapie und Beratung • Explikative Diskurse • Normative Diskurse • Struktur Sokratischer Gesprächsführung • Sokratische Dialog vs. Disputation • Einsatz in Psychotherapie, Beratung und Seelsorge • Indikation und Kontraindikation • Anforderungen an Therapeuten • Vor- und Nachteile • Kognitive Umstrukturierung • Praktische Hinweise

  3. SOKRATES

  4. Sokrates- Seine Zeit • Sokrates (469- 399 v. Chr.) • Alltag: über ethische Ansichten und moralische Fragen philosophieren • Ruf: Jugendverderbender Götterfrevler  Todesurteil

  5. Sokrates- Seine Lehre • Beschäftigte sich mit den Problemen des menschlichen Lebens, was es bedeutet, „Mensch zu sein“ und wie die „richtige“ Lebensweise auszusehen hat • Frage nach der Arete (der Tugend oder dem guten, richtigen und gerechten Leben)

  6. Sokrates- Seine Lehre Ausgangspunkt und Grundannahmen: • Menschen handeln aus Unwissenheit heraus schlecht und ungerecht • Tiefere Einsichten und besseres Wissen nötig, um zur Arete zu gelangen • Unwissende Haltung im Gespräch dient dazu, den Dialogpartner nicht durch die eigenen Dogmen zu beeinflussen

  7. Sokrates- Seine Lehre „Zustand der inneren Verwirrung“: • Sokrates prüft als naiver Frager seine Gesprächspartner solange in ihrem behaupteten Wissen um moralische Normen und Begriffe und verwickelt sie in Widersprüche, um sie in den „Zustand der inneren Verwirrung“ zu verleiten • Dieser Zustand führt zu einer massiven Verunsicherung, so dass Veränderungsprozesse ermöglicht werden geistige Neuorientierung und ein selbstbestimmtes Leben.

  8. Sokrates- Seine Lehre Regressive Abstraktion: • Der Rückschluss vom Einzelnen zum Allgemeinen, von den Folgen zu den Gründen • Sokrates geht bei seinen Ableitungen vom Alltagserleben seiner Gesprächspartner aus

  9. Sokrates- Seine Lehre Hebammenkunst- Mäeutik: • Keine Wissensvermittlung, sondern Wiedergewinnung des bereits Gewussten, des verschütteten Wissens, um dann zu tieferen Einsichten darüber vorzudringen

  10. Sokrates- Seine Lehre Kunst der Hinführung: • Besteht aus Protreptik (Heranführung, Ermunterung oder Aufforderung zur philosophischen Betrachtung eines Themas) und Mäeutik • Allgemeine Aussagen werden von konkreten Erfahrungen heraus formuliert, dann vom Unwesentlichen befreit, so dass er zur Erkenntnis/ „Wahrheit“ gelangt • Diese „Wahrheit“ ist nicht allgemeingültig, sondern eine vorübergehende individuelle Überzeugung

  11. Sokrates- Seine Lehre Didaktische Hilfsmittel und Strategien: • Prüfung der logischen Konsistenz • Bezugnahme auf Alltagserfahrungen und darauf ausgerichtete Tatsachenprüfung • Einsatz induktiver und deduktiver Schlussfolgerungen • Verwendung praktischer Analogien und Syllogismen

  12. Sokratische Gesprächsführung in Psychotherapie und Beratung

  13. Sokratische Gesprächsführung in Psychotherapie und Beratung • Modifikation für die therapeutische Anwendung: Regressive Abstraktion ist abhängig von Thematik und Zielsetzung • Definition von Vernunft, Erkenntnis und Wahrheit: • Vernunft: Wird dem Individuum intersubjektiv, durch soziale Interaktionsprozesse vermittelt und ist empirisch- sprachlich fassbar. keine objektive Erkenntnis objektive „Wahrheit“ nicht formulierbar

  14. Sokratische Gesprächsführung in Psychotherapie und Beratung • Was im Rahmen einer psychotherapeutischen Behandlung als „vernünftig“ und „wahr“ gilt, hat sich stets am Sozialisationshintergrund, an den ethisch- moralischen Normen und an den (Lebens-) Zielen des Patienten zu orientieren

  15. Wesen und Zielsetzung Sokratischer Dialoge • Kennzeichen: Konkrete Fragen, gezielte Betrachtung und Reflexion der Annahmen Neue Einsichten erarbeiten • Begriffe, Maßstäbe und Zielsetzungen in Übereinstimmungen mit persönlichen Zielen, Werten, Normen und Moralvorstellungen definieren um danach leben zu können • Widerspruchsfreies, selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben führen

  16. Sokratische Gesprächsführung in Psychotherapie und Beratung • Explikative Diskurse: • Das Ziel besteht darin, dem Patienten bestimmte Wertbegriffe definieren zu lassen oder darin, Begriffsdefinitionen für abgegrenzte Gruppen mit einheitlichem Sozialisationshintergrund zu erarbeiten

  17. Sokratische Gesprächsführung in Psychotherapie und Beratung • Normative Diskurse: • Hedonistische Aspekte stehen im Vordergrund, wobei geprüft werden soll, ob eine Entscheidung oder Handlung des Patienten vor dem Hintergrund seines individuellen Werte- und Normensystems und seiner (Lebens-) Zielsetzung zielführend ist oder nicht.

  18. Struktur SokratischerGesprächsführung • Explikative Diskurse zur Klärung von Begriffen: 1.) Auswahl des Themas oder eines dysfunktionalen Denkmusters. Bsp.: „Ich bin eine schlechte Mutter“ 2.) „Was ist das?“ Erster Definitionsversuch des Patienten Bsp.: „Was ist das, eine schlechteMutter ?“ 3.) Konkretisierung der Fragestellung und Herstellung des Alltagsbezuges Bsp.: „Wie kommen Sie darauf, dass sie eine schlechte Mutter sind?“ 4.) Ggf. weitere Konkretisierung oder Umformulierungen des Themas/ dysfunktionalen Denkmusters Bsp.: „Mütter von stehlenden Kindern sind schlechte Mütter!“

  19. Struktur SokratischerGesprächsführung 5.) Widerlegung: funktionale und inhaltlich- logische Disputation der aufgestellten Behauptung/ dysfunktionalen Denkmusters.  Zustand der inneren Verwirrung Bsp.: „Sie meinen, ihr Kind konnte gar nicht anders? Es musste einfach klauen, weil Sie so sind, wie sie sind? Falls ja, wer ist schuld daran, dass Sie so sind, wie sie sind?“ 6.) Hinführung: gemeinsame Suche nach Alternativen, zielführenden Denkmustern und einem adäquaten, widerspruchsfreien Modell Bsp.: Objektiv „gute“ und „schlechte“ Mütter gibt es nicht  Pauschales Urteil ist unsinnig (Patient soll diese Aussage herausfinden) 7.) Ergebnis des Dialogs Bsp.: „Jeder kann nur verantwortlich sein für das, was in seiner Macht steht. Was mein Kind entscheidet zu tun, steht nicht in meiner Macht (…)“

  20. Struktur SokratischerGesprächsführung • Normative Diskurse bei Moral- und Zielkonflikten 1.) Auswahl des Themas, der Entscheidung oder Handlung Bsp.: „ Darf man sich von seiner schwer erkrankten Partnerin scheiden lassen?“ 2.) Ggf. Konkretisierung der Fragestellung und Herstellung des Alltagsbezuges Bsp.: „Wie kommen Sie darauf?“ 3.) Sammeln der Gründe oder der positiven und negativen Aspekte einer Entscheidung oder Handlung Bsp.: „Welche konkreten Konsequenzen brächte eine Scheidung mit sich, welche ein weiteres Zusammenleben?“

  21. Struktur SokratischerGesprächsführung 4.) Zusammenfassen der positiven und negativen Aspekte 5.) Suche nach eventuellen weiteren Aspekten oder Gründen 6.) Suche nach den moralisch- ethischen Werten, Normen oder (Lebens-) Zielen, die durch diese Entscheidung oder Handlung tangiert werden Bsp.: „Welche Ihrer Normen, Moralvorstellungen und Lebensziele sprechen für oder gegen eine Scheidung?“ 7.) Zusammenfassen und Gewichten der tangierten moralisch- ethischen Werte, Normen oder (Lebens-) Ziele

  22. Struktur SokratischerGesprächsführung 8.) Abwägen der zusammengefassten Gründe oder positiven und negativen Aspekte vor dem Hintergrund der individuellen moralisch- ethischen Grundeinstellungen, Normen und (Lebens-)Ziele Bsp.: „Welcher Gesichtspunkt ist Ihnen wichtiger: …oder…?“ 9.) Entscheidung Bsp.: Der Patient entscheidet sich für das weitere Zusammenleben und lernt, auf die Vorteile der abgewählten Alternativen zu verzichten

  23. Sokratischer Dialog vs. Disputation • Therapeuten setzen im psychotherapeutischen „Sokratischen Dialog“ best. Techniken ein, um die Behauptungen/ Schlussfolgerungen und Vermutungen des Patienten zu widerlegen

  24. Sokratischer Dialog vs. Disputation • Arten des Disputierens: 1.) Empirisches Disputieren 2.) Logisches Disputieren 3.) Hedonistisches oder funktionales Disputieren 4.) Normatives Disputieren

  25. Sokratischer Dialog vs. Disputation • Zur Reflexion und Widerlegung des Behaupteten und zum Aufbau alternativer, funktionaler Sichtweisen arbeiten Therapeuten auch mit Alltagsbeispielen, Analogien, Metaphern, Humor, Ironie, Rollentausch, Modellen und Verhaltensübungen • Diese Methoden zeichnen jedoch den „Sokratischen Dialog“ nicht an sich aus, denn dieser verläuft strukturiert und prozessmäßig

  26. Sokratische Gesprächsführung in der Praxis

  27. Einsatz in Psychotherapie, Beratung und Seelsorge • Der Sokratische Dialog ist geeignet, um dysfunktionale kognitive Schemata, Weltbilder und moralische Dogmen der Klienten herauszuarbeiten, zu hinterfragen und, wenn notwendig, zu modifizieren • Ziel: Übernahme von Eigenverantwortung, Mut zur Selbstbestimmung, Festlegung eigener Lebensziele

  28. Indikation und Kontraindikation • Indiziert ist der sokratische Dialog überall dort, wo es um Begriffsklärung geht, oder wenn das Denken des Patienten auf Moral oder Zieladäquatheit hin untersucht werden soll • Einzeltherapie: Normen, Einstellungen oder Zielsetzungen des Patienten werden auf Realitätsbezug, Logik und Zielgerichtetheit geprüft. • Gruppentherapie: Durch den erarbeiteten Konsens in der Gruppe/ Familie/ Beziehung wird die gemeinsame Kommunikationsgrundlage verbessert

  29. Indikation und Kontraindikation • Minimalanforderung für sokratische Gesprächsführung ist, dass die Patienten in der Lage sind, ihr eigenes Denken zu erfassen, zu beschreiben und zu reflektieren. • Die Methode ist ungeeignet: • Solange der Therapeut sich noch nicht über die der Störung zugrunde liegende Problematik im Klaren ist • Wenn noch keine tragfähige Therapeut- Klienten- Beziehung besteht • Wenn nicht genügend Zeit vorhanden ist

  30. Indikation und Kontraindikation • Wenn der Patient nicht zur Mitarbeit bereit ist • Wenn der Patient seine Denkweisen, Normen und Ziele nicht offenbaren will oder keine Veränderung wünscht • Wenn der Therapeut best. Anforderungen nicht erfüllt

  31. Anforderungen an den Therapeuten • Der Therapeut muss mit dem Wesen dieser Dialogform vertraut sein • Er muss in der Lage sein, andere „Wahrheiten“ zu akzeptieren • Er muss bereit sein, die Sozialisationshintergründe und die ethisch- moralischen Grundhaltungen seiner Patienten zu erfassen und als Entscheidungsgrundlage anzuerkennen • Der Therapeut muss selbstbewusst genug sein, um als „naiver“ Frager zu erscheinen und dem Patient den Erfolg seiner therapeutischen Arbeit zu überlassen

  32. Vorteile der Methode • Mithilfe des Sokratischen Dialogs können besonders nachhaltige Meinungsänderungen erzielt werden • Die Haltung des Therapeuten senkt die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient mit Widerstand reagiert • Positive Auswirkungen auf das Selbstvertrauen des Patienten, der die neuen „Erkenntnisse“ als eigene Leistung ansieht • Stärkung der Eigenverantwortlichkeit, Förderung des selbstständigen Denkens

  33. Nachteile der Methode • Probleme ergeben sich, wenn sich die erarbeiteten Ergebnisse im nachhinein als „falsch“ bzw. „zielinadäquat“ erweisen • Problematisch ist die Anwendung, wenn der Therapeut nicht in der Lage ist, den Dialog zu Ende zu führen • Nachteilig ist die Methode, wenn der Therapeut die „Therapieziele“ für seine Patienten selber festlegt

  34. Kognitive Umstrukturierung Der Prozess der kognitiven Umstrukturierung im Rahmen einer Kognitiven Verhaltenstherapie lässt sich in 5 Phasen unterteilen: • Modellvermittlung: Was sind/ wie entstehen Gefühle? Was kann man tun, um unangemessene Emotionen zu verändern? • Identifikation dysfunktionaler Kognitionen: bspw. mit Hilfe des ABC- Modells oder SAE • Diskussion oder Disputation identifizierter dysfunktionaler Kognitionen: Überprüfung der Realitätsbezogenheit und Zielgerichtetheit, Wahrscheinlichkeitsprüfung und Prüfung auf logische Konsistenz, Betrachtung alternativer Möglichkeiten, Einsatz von Sokratischen Dialogen

  35. Kognitive Umstrukturierung • Erstellung der neuen, zielführenden Denkweisen • Training der neuen Denkweise auf drei Ebenen: • Training auf der inhaltlich- logischen Ebene mit Hilfe von ABC- oder SAE- Modellen • Training auf der Vorstellungsebene, bspw. Vorstellungsübungen, rational- emotive Imagination und Traumreisen • Training auf der Verhaltensebene, bspw.: rationale Verhaltensübungen, systematische in-vivo- Übungen etc.

  36. Themen Sokratischer Dialoge in der Kognitiven (Verhaltens-) Therapie • Der Sokratische Dialog ist vor allem bei Selbstwertproblemen das Mittel der Wahl • Bei depressiven Patienten wird die Frage nach dem Sinn des Lebens bzw. den Lebenszielen erarbeitet • Bei Patienten mit Ärger- und Wutproblemen können rigide Normen- und Moralvorstellungen aufgeweicht werden • Sokratische Dialog ist sinnvoll, wenn die Patienten Schlüsselbegriffe verwenden oder Forderungen aufstellen, wie: Sicherheit, Gerechtigkeit, etc.

  37. Praktische Hinweise zur Durchführung eigener Sokratischer Dialoge

  38. Praktische Hinweise zur Durchführung eigener Sokratischer Dialoge • Prüfe, ob die Voraussetzung für eine sokratische Gesprächsführung gegeben ist • Prüfe, ob der Patient zur sokratischen Gesprächsführung fähig ist • Prüfe, ob genügend Zeit für einen Sokratischen Dialog zur Verfügung steht • Prüfe, ob die Therapeut- Patient- Beziehung stimmt • Prüfe die Veränderungsmotivation des Patienten • Sei mit der Dialogform, ihrem Wesen, ihrer Methodik und ihrem Ablauf vertraut • Entscheide, ob ein explikativer oder normativer Diskurs angezeigt ist • Halte dich an die Struktur des gewählten Diskurstyps

  39. Praktische Hinweise zur Durchführung eigener Sokratischer Dialoge • Bleibe beim Thema • Vermeide abstrakte Themen ohne Alltags- oder Realitätsbezug für den Patienten • Stelle kurze, präzise Fragen • Bewahre eine naive, fragende Haltung • Sei offen und verstehe das Modell des Patienten • Vermeide belehrende Aussagen • Sei geduldig • Vermeide jegliches Sendungsbewusstsein

  40. Praktische Hinweise zur Durchführung eigener Sokratischer Dialoge (17) Vermeide den Eindruck des allwissenden Fachmanns (18) Agiere nicht als Punktrichter (19) Fahre die Ernte ein: Wiederhole und präzisiere die herausgearbeiteten Erkenntnisse des Patienten und lasse sie durch ihn bestätigen, um es dann als dessen Ergebnis festzuhalten (20) Die Erfolge des Dialogs gehören dem Patienten

  41. Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit

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