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Analyse und Interpretation von Texten der Questione della lingua

Sitzung am 29.10.2009. Analyse und Interpretation von Texten der Questione della lingua. Kurze Wiederholung. Dante und die Entdeckung der Muttersprache. Auf der Suche nach dem Volgare illustre…. Sprachhistorisches Gedankengut in De vulgari eloquentia im Überblick

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Analyse und Interpretation von Texten der Questione della lingua

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Presentation Transcript


  1. Sitzung am 29.10.2009 Analyse und Interpretation von Texten der Questione della lingua

  2. Kurze Wiederholung

  3. Dante und die Entdeckung der Muttersprache • Auf der Suche nach dem Volgare illustre…

  4. Sprachhistorisches Gedankengut in De vulgarieloquentiaim Überblick Latein ist unveränderlich (Latein wird als Kunstsprache betrachtet, die sich natürlichen Veränderungen entzieht) Alle (natürlichen) Volkssprachen verändern sich in Zeit und Raum Hebräisch ist die Ursprache aller Menschen Turmbau zu Babel (Verwirrung) Entstehung verschiedener Sprachfamilien mit zunehmender Diversifizierung (…) Dante und die Entdeckung der Muttersprache

  5. Dante und die Entdeckung der Muttersprache • Die Unbständigkeit des Menschen hat eine Unbeständigkeit der Sprache zur Folge • „ Non etenimadmiramur si extimationeshominumquiparumdistant a brutis, putanteandemcivitatemsubinmutabili semper civicassesermone, cum sermonisvariatiocivitatiseiusdem non sine longissimatemporumsuccessionepaulatimcontingat et hominumvitasitetiamipsasua natura brevissima.“ • De vulgari eloquentia Liber I Capitulum ix

  6. Dante und die Entdeckung der Muttersprache • Gemeinsamer Ursprung der romanischen Sprachen, der allerdings nicht mit dem Lateinischen identifiziert wird • „…tertium tenuit ydioma, licet nunc tripharium videatur; nam alii oc, alii oïl , alii sì affirmando locuntur; ut puta Yspani, Franci et Latini. Signum autem quod ab uno eodemque ydiomate istarum trium gentium progrediantur vulgaria, in promptu est, quia multa per eadem vocabula nominare videntur, ut Deum, celum, amorem, mare, terram, est, vivit, moritur, amat, alia fere omnia.“ • De vulgari eloquentia Liber I Capitulum viii

  7. Dante und die Entdeckung der Muttersprache • Latein = gramatica[sic] • unveränderlich (inalterabilis) in Zeit und Raum • „Hincmotisuntinventoresgramaticefacultatis; quequidemgramaticanichilaliudestquamquedaminalterabilislocutionisidemptitasdiversistemporibusatquelocis. “ • (De vulgari eloquentia Liber I Capitulum ix)

  8. Dante und die Entdeckung der Muttersprache • “…perché lo latino è perpetuo e non corruttibile, e lo volgare è non stabile e corruttibile.” • Convivio Trattato I Capitolo v

  9. Dante und die Entdeckung der Muttersprache • Variationslinguistik ante litteram • Sprache verändert sich in Zeit und Raum • Die von den Menschen verwendete Sprache ist raschen Veränderungen unterworfen (in Abhängigkeit von der menschlichen Unbeständigkeit) • Als unveränderliche Sprache wurde daher das Lateinische (= Grammatik) erschaffen

  10. Dante und die Entdeckung der Muttersprache • Komparatistik ante litteram • Sprachvergleich • Die Ähnlichkeit der romanischen Sprachen (linguaoc, lingua oil, lingua si) lässt darauf schließen, dass sie einen gemeinsamen Ursprung haben

  11. Die Entstehung der romanischen Sprachen nach Dante „Fuit ergo hebraicum ydioma illud quod primi loquentis labia fabricarunt.“

  12. Das 15. Jahrhundert (I) Analyse und Interpretation von Texten der Questione della lingua

  13. Das 15. Jahrhundert • Das Volgare im Zeitalter des Humanismus • Das Verhältnis von Latein und Volgare

  14. Die Situation im 15. Jahrhundert • Blüte des lateinischen Humanismus • Kodifizierung des Lateinischen nach dem Vorbild der klassischen Antike (CICERO = Modell für die Prosa; VIRGIL = Modell für die Dichtung) • Noch keine Kodifizierung des volgare

  15. Die Situation im 15. Jahrhundert • Keine große Differenzierung zwischen dem Toskanischen (Florentinischen) der unterschiedlichen Schichten • Keine normativen Institutionen • Förderung des Florentinischen durch die Familie Medici • Moderater Sprachausbau

  16. Die Beschaffenheit des Volgare Sprachlicher Wandel im 14. und 15. Jh.

  17. Das Volgare im 15. Jahrhundert • Die Literatur des Quattrocento nahm zahlreiche Innovationen aus der gesprochenen Umgangssprache sowie anderer toskanischer Dialekte auf und entfernte sich somit zunehmend von der Sprache Boccaccios und Petrarcas, die von Pietro Bembo im frühen Cinquecento für modellhaft erklärt wurde.

  18. Das Volgare im 15. Jahrhundert • Benedetto Croce bezeichnete den Zeitraum zwischen 1375 und Polizians (1454-1494) Stanze per la giostra, die 1494 erstmals gedruckt wurden, als secolo senza poesia. • Wenn wir den Zeitraum zwischen 1375 und ca. 1500 aus literarischer Sicht als volkstümlich bezeichnen, dann aus zwei Gründen.

  19. Das Volgare im 15. Jahrhundert • Zum einen betätigten sich zahlreiche Kaufleute schriftstellerisch (letteraturamercantesca). • Hierzu zählen u.a. • Giovanni di PagoloMorellis(1371-1444) zwischen 1393 und 1411 entstandenen Ricordi • BonaccorsoPittis(1354-1430) Cronica • Alessandra MacinghiStrozzis(1406-1471) Briefe an ihre im Exil lebenden Söhne • Franco Sacchettis(1332-1400) Werke Libro delle rime, SposizionideiVangeli (1378-1381) und Trecentonovelle (um 1385)

  20. Das Volgare im 15. Jahrhundert • Zum anderen finden sich in diesen Werken zahlreiche Charakteristika der lebendigen Florentiner Volkssprache. • Unabhängig davon wurde Dantes DivinaCommedia kommentiert und teilweise auch imitiert. • Parallel zur volkstümlichen Innovation der Literatur entwickelte sich somit eine literarische Traditionspflege innerhalb und außerhalb von Florenz als Keim einer künftigen überregionalen literarischen Italianität.

  21. Sprachlicher Wandel im 14. und 15. Jh. • Die Endung -emo ist von -iamo weitgehend verdrängt worden, aber noch nicht völlig außer Gebrauch (z.B. avemo bei Boccaccio). • Die Pronomina lei und lui wurden bereits im Nominativ verwendet, stellten aber noch nicht den Normalfall dar. • Die Endung der ersten Person Singular Indikativ Imperfekt lautete noch -a (ioaveva, era, amava etc.). • Die Passato-remoto-Endungen -aro, -ero, -iro wurden durch -arono, -erono und -irono ersetzt.

  22. Sprachlicher Wandel im 14. und 15. Jh. • Eine intensive Veränderung manifestiert sich im ausgehenden 14. Jahrhundert und beherrscht das gesamte 15. sowie das beginnende 16. Jahrhundert. • Manni (1979) hat nicht weniger als 38 morphosyntaktische Innovationen beobachtet (vgl. die Zusammenfassung in Alberti/Patota 1996, LII-LIII).

  23. Sprachlicher Wandel im 14. und 15. Jh. • Zu den markantesten Merkmalen gehören die Ausdehnung von el auf Kosten von il(ohne dieses jedoch völlig zu verdrängen), • die Verwendung invariabler Possessivpronomina (Sg. mie, tuo, sua; Pl. mia, tua, sua), • die Ersetzung von -ano durch -ono (lavono), die durch Analogie mit dem Präsens entstandene erste Person Singular Imperfekt auf -o (iolavavo statt iolavava),

  24. Sprachlicher Wandel im 14. und 15. Jh. • die Ersetzung der Passato-remoto-Endung -arono durch -orono und -orno, die Ersetzung von -iamo durch -iano in der ersten Person Plural (laviano statt laviamo), • die Ersetzung von -ero durch -eno im Passatoremoto, Konditional und Konjunktiv Imperfekt (disseno, lavasseno, laverebbeno statt dissero, lavassero, lavarebbero) etc. • Diese innovativen Formen alternierten je nach Autor mit den älteren.

  25. Die Kultur des 15. Jahrhunderts Der Humanismus

  26. Der kulturhistorische Kontext Humanismus Die antike Bildung wurde als unübertreffliches Vorbild empfunden und das lebensbejahende und schöpferische Individuum rehabilitiert. • Das Zeitalter des Humanismus • Hinwendung zur Antike • Intensives Studium antiker Quellen • Rekonstruktion der klassischen lateinischen Sprache • Frage nach der Beschaffenheit des Lateinischen in der Antike • Frage nach der Dekadenz des Lateinischen während der Völkerwanderung

  27. Die italienischen Humanisten und die Frage nach der Beschaffenheit des Lateinischen im Altertum • „Sprachhistorische Reflexion“ im Humanismus • Das Hauptziel des frühen Humanismus war – wie bereits erwähnt – eine Wiederbelebung der geistigen Errungenschaften der klassischen Antike. • Das philologische Interesse der Humanisten des späten 14. sowie des frühen 15. Jahrhunderts beschränkte sich auf die Suche nach verschollenen lateinischen Schriften in den europäischen Bibliotheken.

  28. Die italienischen Humanisten und die Frage nach der Beschafenheit des Lateinischen im Altertum • Poggio Bracciolini (1380-1459) entdeckte z.B. Institutio oratoria von Quintilian, De rerum natura von Lukrez, Silvae von Statius, De re architectura von Vitruv, Punica von Silius Italicus, Argonautica von Valerius Flaccus sowie zehn Reden Ciceros.

  29. Die italienischen Humanisten und die Frage nach der Beschaffenheit des Lateinischen im Altertum • Im Mittelpunkt sprachplanerischer Bemühungen stand die Wiederherstellung des klassischen Lateins. • In diesem geistigen Klima sind Werke wie Lorenzo Vallas Elegantiarum Latinae Lingue libri sex (1435-1444) entstanden. • In sprachgeschichtstheoretischer Hinsicht interessierten sich die Gelehrten vor allem für die Beschaffenheit und Entwicklung des Lateinischen, während die Geschichte der italoromanischen Volkssprachen allenfalls indirekt im Zusammenhang mit der lateinischen Sprachgeschichte behandelt wurde.

  30. Sprachhistorische Reflexion im 15. Jahrhundert

  31. Flavio Biondo vs. Leonardo Bruni Welche Sprache benutzten die alten Römer? ?

  32. Zunächst etwas zur Biographie…

  33. Flavio Biondo

  34. Flavio Biondo • Flavio Biondogilt als der eigentliche Begründer der archäologischen Wissenschaft • 1432 ernannte ihn Papst Eugen IV. zu seinem Kanzleisekretär. • Als großer Kenner der Antiquitäten widmete er sich der Aufgabe des Sammelns der Materialien für seine historischen, archäologischen und topographischen Arbeiten. • Er erfasste seine Materialien von den ursprünglichen Quellen.

  35. Flavio Biondo • 1432 ernannte Papst Eugen IV. Biondo zu seinem Kanzleisekretär. • Biondo begleitete den Papst in sein Exil und war sein Sekretär u.a. in Florenz, und kehrte mit ihm schließlich nach Rom zurück.

  36. Leonardo Bruni

  37. Leonardo Bruni • Leonardo Bruni • * ca. 1369 in Arezzo • † 1444 in Florenz • nach seiner Heimatstadt auch Aretino genannt

  38. Leonardo Bruni • Er stammte aus einfachen Verhältnissen und kam als Student nach Florenz. • Hier wurde er Schüler des griechischen Gelehrten Manuel Chrysolorasund wurde in den Kreis des Humanisten ColuccioSalutatiaufgenommen. • Er fertigte zahlreiche Übersetzungen aus dem Griechischen an (darunter von Platon)

  39. Leonardo Bruni • 1405 erhielt er das Amt eines päpstlichen Sekretärs und diente unter verschiedenen Päpsten • 1427 wurde er Nachfolger von Coluccio Salutati als Staatssekretär der Republik Florenz

  40. Exkurs zu ColuccioSalutati • 1375 wurde Salutati zum Kanzler von Florenz gewählt, der einflussreichsten Position in der Republik Florenz. • Er bekleidete dieses Amt mehr als 30 Jahre bis zu seinem Tode im Jahr 1406.

  41. Exkurs zu ColuccioSalutati • ColuccoSalutati richtete in Florenz einen Lehrstuhl für griechische Sprache ein, auf den er 1397 den Griechen Manuel Chrysolorasberief. • Chrysoloras berühmtester Schüler sollte Leonardo Bruni werden… • Er förderte den Aufbau griechischer Handschriftensammlungen in Italien. • An diesen Bemühungen wiederum hatte weiterer Schüler von ihm, NiccolòNiccoli, bedeutenden Anteil.

  42. Leonardo Bruni • Brunis Verhältnis zum Volgare • Biographien von Dante Alighieri und Francesco Petrarca in toskanischer Sprache Druckausgabe aus dem 16. Jahrhundert

  43. Leonardo Bruni, Le vite di Dante e del Petrarca

  44. Leonardo Bruni, Le vite di Dante e del Petrarca

  45. Leonardo Bruni, Le vite di Dante e del Petrarca

  46. Leonardo Bruni • In seinem (in lateinischer Sprache vervassten) Dialog Ad PetrumPaulumHistrum setzt sich Bruni u.a. für die literarische Verwendung der (florentinisch geprägten) Volkssprache ein • Er richtet sich an den Humanisten Pier Paolo Vergerio di Capodistria

  47. Leonardo Bruni • Die (humanistischen) Teilnehmer des Dialoges • Leonardo Bruni • ColuccioSalutati • NiccolòNiccoli • Roberto de‘ Rossi • Thema: • die TreCorone, • das Verhältnis zwischen Volgare und Latein in der Literatur

  48. Ende der Kurzbiographien… • Nun zum wissenschaftlichen Disput zwischen Flavio Biondo und Leonardo Bruni…

  49. Die italienischen Humanisten und die Frage nach der Beschaffenheit des Lateinischen im Altertum • Der situative Kontext des wissenschaftlichen Disputes • Im März 1435 diskutierten Leonardo Bruni und Flavio Biondo im Vorzimmer des Papstes Eugen IV. über die Beschaffenheit der lateinischen Sprache in der Antike und Spätantike und ihr Verhältnis zum volgare.

  50. Einige kurze Informationen zu Papst Eugen IV. …und seine Bedeutung für den Humanismus

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