1 / 23

Ökonomie des Mittelalters (500 – 1500)

Ökonomie des Mittelalters (500 – 1500). „Kirchenväter “: Augustinus (354 – 430) Gregor von Nyssa (ca. 334 – 394 n. Chr.) Ambrosius (340 – 397) Hieronymus (331 – 420) Lactantius († 330 n. Chr.) II. Scholastiker: Albertus Magnus (1193 – 1280), Dominikanermönch

rene
Download Presentation

Ökonomie des Mittelalters (500 – 1500)

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. Ökonomie des Mittelalters (500 – 1500) • „Kirchenväter“: • Augustinus (354 – 430) • Gregor von Nyssa (ca. 334 – 394 n. Chr.) • Ambrosius (340 – 397) • Hieronymus (331 – 420) • Lactantius († 330 n. Chr.) • II. Scholastiker: • Albertus Magnus (1193 – 1280), Dominikanermönch • Thomas von Aquin (1225 – 1274), dessen Schüler • Bernhard von Siena (1380 – 1444), gründete Studium generale in Köln • Antonin von Florenz (1389 – 1459) Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  2. I. Kirchenväter (Spätantike) Hauptvertreter: Augustinus von Hippo (354 – 430) • Geboren in Nordafrika, Mutter Christin • Studium und später Lehrer der Rhetorik in Karthago • Zunächst ausschweifendes Leben, unehelicher Sohn • 386 Bekehrungserlebnis :„Tolle lege“ (Nimm und lies) • „Nicht in Fressen und Saufen, nicht in Wollust und Unzucht, • nicht in Hader und Neid, sondern ziehet den Herrn Jesus • Christus an und pflegt das Fleisch nicht zur Erregung • eurer Lüste.“ (Paulus-Brief an die Römer 13, 13–14) • Taufe, Klostergründung, Bischof von Hippo, später Heiligsprechung • Verbindung von Philosophie (Platon, Cicero) mit Bibellehre • Ewiger Zeitbegriff ähnlich wie bei Parmenides, aber Jenseitsglaube • Vertrat Glaube an Hölle, Fegefeuer und Erbsünde

  3. Bibelauslegung mit Hilfe griechischer Philosophie (insbesondere Platon) • „Ideen“ Platons  Gottes Vorstellung von der Welt vor dem Sündenfall • Staat bleibt wichtig, aber zwei Unterschiede zu Platon: • • Erwächst aus der Familie durch freiwillige Übereinkünfte (Subsidiaritätsprinzip !) • • Einbindung des Staates in ethische Grundsätze (z.B. Willkürverbot) • Übernahme von Zinsverbot und Geringschätzung des Handels • (Kaufmann kann höchstens sündlos, niemals aber gottgefällig handeln) • ausgeprägtes Arbeitsethos (siehe Apostel Paulus: Wer nicht arbeitet, • soll auch nicht essen) Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  4. Wert- und Preislehre der Kirchenväter • Gebrauchswert • (valorusalis) • Entspringt Bedürfnissen bzw. menschlichen Schwächen • Gold • Perle • Pferd • Widerspruch zu göttlicher Ordnung, da sinnentbehrende > sinnbegabte Wesen • Kritik: Widerspruch existiert immer, hat nichts mit Wirtschaftssystem zu tun • Naturwert • (valornaturalis) • Entspringt Vernunft bzw. Gottes Ordnung: • Mensch  Tier  Pflanze  Metall • Moderne Interpretation: Vorläufer der Umweltökonomie (Hans Immler, Natur in der ökonomischen Theorie, Opladen 1985) •  •  •  Fliege Magd Sklave Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  5. Scholastik Albertus Magnus (1193 – 1280) • Dominikanermönch und Bischof, leitete u.a. Studium Generale in Köln => Vorläufer der Universität • Verbindung griechischer Philosophie mit Bibel, eher auf Aristoteles zurückgreifend • Ideal von Askese und Armut (ora et labora); selig sind die Armen) • Später Heiligsprechung, Schutzpatron der Naturwissenschaften • Max Weber These: Scholastische Ablehnung des Reichtums hat wirtschaftlichen Aufschwung im Mittelalter verhindert, erst Johannes Calvins (1509 – 1564) Prädestinationslehre brachte Wende *) Max Weber, Die protestantische Ethik und der 'Geist' des Kapitalismus, 1904 ders. Wirtschaft und Gesellschaft , 1922 (Posthum) Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  6. Thomas von Aquin (1225 – 1274) • In Italien als reicher Adels-Sohn geboren • Als Kind in Benediktinerkloster Montecassino erzogen • 1244 Eintritt in Dominikanerorden, Entführung durch Familie (!) • Studium bei Albertus Magnus in Paris und Köln • Lehre und Forschung in Paris, Neapel und Rom • Tod auf Reise zu Konzil (Gift?), später Heiligsprechung • Bedeutendster Philosoph und Theologe der katholische Kirche • Starke Orientierung an Aristoteles, pragmatisches Weltbild

  7. Versöhnung von Aristoteles mit Bibel: Verbindung von Naturrecht und christlicher Ethik • Vier Kardinaltugenden • prudentia (Klugheit) • justitia (Gerechtigkeit) • Temperantia (Mäßigung) • Fortitudo (Tapferkeit) • Drei christliche Tugenden • Glaube • Hoffnung • Liebe

  8. Thomas von Aquin zu Arbeit und Privateigentum:Teleologische anstelle rein naturrechtlicher Begründung • Sichert (eigenen) Lebensunterhalt • Ermöglicht Unterstützung anderer (und der Kirche) • Schützt vor Müßiggang und Laster Funktionen der Arbeit Funktionen des Eigentums • Notwendig zu menschenwürdigem Leben • Anreiz zu sparsamem und sorgsamem Umgang mit irdischen Gütern • Weniger Streit um Nutzung als bei Gemeineigentum Ähnlich später Utilitarisums: Nicht auf die moralische Intention, sondern auf die konkreten Folgen und Anreizwirkungen von Institutionen kommt es letztlich an Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  9. Normative Grundlage der Scholastik 3 Gesetzesarten Lex divina (göttliches Gesetz, z.B. 10 Gebote) Lex naturalis (Naturrecht, z.B. Eigentum) Lex positiva (staatliches Recht, z.B. Steuern) 3 Gerechtigkeitsdimensionen Justitia commutativa (Tauschgerechtigkeit) Justitia distributiva (Verteilungsgerechtigkeit) Justitia generalis (gerechte Staatsgesetze) Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  10. Es kann nur ein Haustier angeschafft werden – welches? Exkurs: AbstimmungsparadoxaI. Condorcet-Paradoxon (Kern des Arrow-Paradoxons) Marquise des Condorcet, 1743 – 1794, französischer Mathematiker und Philosoph, Freund Turgots Alle Alternativen werden von der Mehrheit abgelehnt: Hund: Mutter und Kind würden Wellensittich vorziehen Wellensittich: Vater und Mutter würden Katze vorziehen Katze: Vater und Kind würden Hund vorziehen => Intransitive Präferenzen Literatur: U. van Suntum, Das ARROW-Paradoxon, in: Das Wirtschaftsstudium (wisu), 15. Jg.(1986)7, S. 361-365. Kenneth J. Arrow, USA, Geb. 1921, Nobelpreis 1972

  11. II. Weitere Widersprüche in demokratischen Entscheidungen Annahme: Eigene Einschränkung wird stark negativ gewichtet, Einschränkung anderer schwach positiv • Demokratische Einzelabstimmung (one man onevote): Zustimmung zu allen Restriktionen • Meinungsumfrage: dito • Demokratische Abstimmung „alles oder nichts“: Ablehnung des Gesamtpakets • Wahl zwischen „Freiheitspartei“ und „Verbotspartei“: Freiheitspartei gewinnt

  12. Beispiel für Tempo 30 auf Durchgangsstraßen • jeweilige Stadt entscheidet: Überall Tempo 30 • Demokratische Abstimmung im ganzen Kreis „alles oder nichts“: Ablehnung Tempo 30 • letztlich moral-hazard –Problem: Verstoß gegen Kant´schen Imperativ • mögliche Lösung: föderale Zuständigkeit nur da, wo höhere Ebene nicht betroffen ist

  13. Verhältnis der Scholastiker zum Geld • Vereinbartes Zahlungs- und Rechenmittel (nominalistische Geldauffassung) • Gelderwerb und Tausch nicht zum Zwecke des Gewinns erlaubt („propterlucem“) • Buridanus (1300 – 1358) und sein Schüler Oresmius (1320 – 1382) erkannten schon sog. Greshamsches Gesetz • „Schlechtes Geld verdrängt das gute Geld“ (Sir Thomas Gresham, 1519 – 1549, Berater Elisabeth I., Gründer der Londoner Börse) Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  14. Kanonisches Zinsverbot Prophet Ezechiel (=Hesekiel) im Alten Testament (597 v. Chr.): „Wer auf Zins leiht und Zuschlag nimmt, sollte der am Leben bleiben? – Er wird nicht am Leben bleiben!… Er muß sterben! Sein Blut komme über ihn!“ Christus in der Bergpredigt (Lukas-Evangelium): „vielmehr liebet eure Feinde und tut Gutes und leihet, ohne etwas zurückzuerwarten. Dann wird euer Lohn groß sein und ihr werdet Söhne des Höchsten sein…“ Gesetz von Kaiser Lothar, 825 n. Chr. „Wer Zins nimmt, wird mit dem Königsbann belegt, wer wiederholt Zins nimmt, wird aus der Kirche ausgestoßen und soll vom Grafen gefangen gesetzt werden.“ Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  15. Begründung des Zinsverbots: • Geld geht bei Verwendung unter, im Gegensatz zu Haus • Geld verschleißt nicht, anders als Haus • Zins ist Preis für die Zeit, diese aber gehört Gott Ausnahmen vom Zinsverbot (nach Thomas von Aquin) • Schaden für Verleiher (damnumemergens) • Entgangener Gewinn (lucrumcessans) • Versäumter Rückgabetermin (titulusmorae) • Beteiligung an Unternehmen (societas) • Ausfallrisiko (periculumsorties) •  Es bleibt nur noch Verbot von Wucherzinsen und reinen Konsumentenkrediten Dagegen Martin Luther (1483 – 1546): totales Zinsverbot, sogar Ratenkauf ist Wucher •  Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  16. Umgehungen des Zinsverbotes • durch „contractustrinus“*) • Vertrag: Beteiligung (z.B. am Kauf eines Hauses)  erlaubt • Vertrag: Versicherung eines Mindestgewinnanteils von 5%  erlaubt • Vertrag: Verzicht auf etwaige höhere Gewinne  erlaubt • Weitere übliche Umgehungen (auch im Islam) • Geldgeschenk als Dank statt Zins für Gläubiger • Schuldschein über höheren als den Kreditbetrag (oft 100% Aufschlag) • Absichtlich zu kurzer Rückzahlungstermin  Strafzahlung erlaubt s.o. • Zum Schein Kauf einer Ware und sofortiger Rückverkauf zu höherem Preis, aber mit späterem Zahlungstermin • Beteiligung zum Schein an einem Unternehmen / einer Investition * nach Johannes Eck („DrEck“), erbitterter Gegner von Luther („Luder“) Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  17. Justitia Commutativa (Tauschgerechtigkeit) • Justumpretium (gerechter Preis)  grundsätzlich im Wettbewerb zu finden • Aber: Aufklärungspflicht beider Seiten: • Nach Maßgabe der Bedürfnisse ( subjektive Wertlehre!) • Unter Berücksichtigung der Kosten (labora et expenses, ohne Kapitalzins  aber keine Arbeitswertlehre!) • Bietet der Verkäufer die Handschrift zu billig an  Käufer muss ihn darauf hinweisen! • Im Zweifel entscheidet Wertschätzung des Verkäufers Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  18. Beispiel • Justumpretium kann notfalls vom Staat erzwungen werden • Luther : generelle staatliche Preisfestsetzung Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  19. Pragmatische Position zum Justumpretium Antonin von Florenz (1389 – 1459) • Virtuositas (Nützlichkeit) • Varitas (Seltenheit) • Complacibilitas (subjektive Wertschätzung) 3 Bestimmungsgründe 3 Stufen • Frommer Preis (niedrig) • Interessenpreis (mittel) • Strenger Preis (hoch) Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  20. Justitia distributiva (Verteilungsgerechtigkeit) Ständestaat, Gottgewollte Ordnung, Hierarchie nach Gottesnähe „Ein jeder lebe nach seinem Stande“ Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  21. Justitia generalis (gerechte Staatsgesetze) • Rechtsstaatsgedanke des Aristoteles • Maßstab vor allem: Bibel, Christliche Gebote • Europäische Besonderheit: Trennung von weltlicher und religiöser Macht beginnt im Mittelalter („Gang nach Canossa“) als Voraussetzung für die spätere Trennung von Staat und Religion • Hinterziehung gerechter Steuern (Kirchensteuer?) ist Sünde • Erhebung ungerechter Steuern (Weinsteuer?) aber auch! Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  22. Mittelalterliche Ökonomievorstellungen:Zusammenfassung und Kritik • Ableitung der ökonomischer Lehre (z.B. Justumpretium, Zinsverbot) aus religiösen und sozialen Normen • Hauptsächlich durch metaphysische Argumentation und Spitzfindigkeiten (z.B. Gottesbeweise) • Positive Ansätze einer Preis- und Werttheorie bei Albertus Magnus, einer Zinstheorie bei Thomas v. Aquin • Problematisierung des Staates, Subsidiaritätsprinzip • Positive Begründung von Eigentum und Fleiß Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

More Related