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Werte leben, Verantwortung tragen.

Werte leben, Verantwortung tragen. Salzburg, 19.5.2009 Paul M. Zulehner. Das schreckliche Wunder des Apollonius von Tyana. Pest in Ephesos im 1. Jh. nach Christus Bewohner werden ihrer nicht Herr Apollonius von Tyana Guru, es berichtet Philostratos in „Leben des Apollonius von Tyana“

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Werte leben, Verantwortung tragen.

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Presentation Transcript


  1. Werte leben, Verantwortung tragen. Salzburg, 19.5.2009 Paul M. Zulehner

  2. Das schreckliche Wunder des Apollonius von Tyana • Pest in Ephesos im 1. Jh. nach Christus • Bewohner werden ihrer nicht Herr • Apollonius von Tyana • Guru, es berichtet Philostratos in „Leben des Apollonius von Tyana“ • »Seid zuversichtlich! Noch heute werde ich der Seuche ein Ende machen.« • Er führt die Jugend vor das Heraklesdenkmal. • „alter Mann, der zu betteln schien und kunstfertig mit den Augen zu blinzeln verstand. Er trug einen Ränzel mit einem Stück Brot darin, war in Lumpen gehüllt und hatte ein schmutziges Antlitz“ • »Hebt Steine in großer Menge auf und bewerft damit den Feind der Götter!« • zuerst aus der Ferne. Dann immer mehr angesteckt. • Bettler wird zum Sündenbock… Pest hörte auf…

  3. frappierend ähnlich • Heute die Pest der globalen Krise auf den Finanzmärkten und in der Weltwirtschaft. Dazu veritable Bankenkrise. • bedrohlich wie eine Pest: Konkurse. Arbeitsplätze und damit Existenzen gefährdet, Hunger in der Welt nimmt rasant zu, • Hauptverlierende sind die Schwachen und Armen, sie haben die größte Immunschwäche gegen die Krise. • Wie damals: Wir suchen einen Sündenbock.

  4. Sündenbock Für die beiden Böcke soll er Lose kennzeichnen, ein Los «für den Herrn» und ein Los «für Asasel». (Lev 16,8)

  5. z.B. Manager • Gewerkschaften prangern Banker-Gier an (Die Welt, 1.5.2009) • Berlin (dpa) - Zum 1. Mai haben die Gewerkschaften die Zügellosigkeit einiger Banker in Deutschland angeprangert. «Sie fahren den Laden gegen die Wand und wollen dafür auch noch belohnt werden», kritisierte der Chef der Gewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie, Hubertus Schmoldt. Das sei schamlos. Zuvor hatte auch ver.di-Chef Frank Bsirske gefordert, eine «Kultur der Maßlosigkeit» zu beenden. Es dürfe nicht sein, dass die Bürger die Zeche zahlen müssten für das «Spekulationsfieber» von Managern. • "Exzessive Bonuszahlungen verleiten Finanzmanager dazu, unvertretbare Risiken einzugehen. Die Folgen sehen wir jetzt in der Finanzkrise.“ (Barroso laut Focus, 21.2.2009) • Sie gerieten in einen wahren Wirbelsturm der Entrüstung: AIG-Manager, die trotz Staatshilfe Millionen an Boni kassierten. (Blick 24.3.09, CH)

  6. Infektion durch Gier • Der katholische Erzbischof von Freiburg, Robert Zollitsch, übte in seiner Osterpredigt heftige Kritik an Managern und Unternehmern. Sie seien teilweise "von einer Gier nach immer mehr infiziert" … sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in seiner Predigt im Freiburger Münster. Viele derer, die Verantwortung getragen hätten, würden die Menschen "als moralisch und ethisch korrumpiert" erleben.

  7. René Girard (*1923 Avignon; Kulturanthropologe, lebt in den USA) • in jedem Menschen steckt eindunkles Begehren • es richtet sich auf vielfältige Objekte: Güter, Menschen • der einzelne erlebt dieses Begehren bei anderen und fängt an, es nachzuahmen („Mimesis“) • daraus erwächst Rivalität untereinander, eine Art Kampf aller gegen alle findet statt • die Rivalität heizt sich immer mehr auf, bedroht das gesellschaftliche Leben – und kippt in einen Kampf aller gegen einen (mimetischer Furor) • ein Sündenbock wird geopfert – und „in die Wüste geschickt“ • dann setzen wir das alte Spiel, das wir Gesellschaft nennen, fort: ein richtiger „Teufelskreis“

  8. eine Alternative

  9. beginnt mit dem Entlarven • Wir brauchen einen unverstellten Blick auf das dunkle Begehren (Gier) in jedem von uns • Dieses ist auch der Bibel wichtig: „… du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen und du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren, nicht sein Feld, seinen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen Esel, nichts, was deinem Nächsten gehört. (Dtn 5,21; Röm 13,9) • Denn die Gebote: Du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren!, und alle anderen Gebote sind in dem einen Satz zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

  10. Wir stützen das System mit • selbst marxistische Gewerkschafter argumentieren aus der Logik des kapitalistischen Systems: „Wir müssen die Kaufkraft erhöhen“ • Wir machen jede Mode mit. • Knappheiten werden künstlich erzeugt • „Faschismus des Konsumismus“ • Pier Paolo Pasolini: Freibeuterschriften, 1967 • biographisch gewachsene „Oralität“ (Folge: gebrochene Widerständigkeit, Abbau aller Hemmungen fördert „Verführbarkeit“)

  11. das andere Begehren entfalten • Im Menschen steckt nicht nur das überwältigend-dunkle Begehren,sondern auch ein kraftvoll-helles. • Auch von diesem erzählen die alten Mythen • (was immer und überall der Fall ist; was niemals war und immer ist)

  12. Orpheus und Eurydike • ein griechischer Erlösungsmythos • Ob die Liebe stärker ist als der Tod…

  13. Zwei Gesichter der Liebe,die stärker ist als der Tod • persönliche Solidarität • organisierte Solidarität

  14. persönliche Solidarität • steht den Opfern der Krise bei (Rehabilitation) • braucht alle Sinne • offene Augen und Ohren: hinschauen statt wegschauen; „Auge der Sparkassen“ • wachen Verstand: so helfen, dass morgen nicht mehr geholfen werden muss (Fischen beibringen statt nur Fische geben) • mitfühlendes Herz (compassion; Herzensbildung: Benedikt XVI.) • engagierte Hände (z.B. Banken, die unbürokratisch Kontogebühren erlassen, wenn jemand seine Arbeit verliert oder auf Kurzarbeit gesetzt wird) • ist der Königsweg der Menschwerdung • Viktor Frankl: Für jemand und für etwas leben

  15. institutionalisierte Solidarität • verhindert künftige Opfer (Prävention) • Das Tun der Person ist unersetzlich. • Es reicht aber nicht aus. • Ist zudem vergänglich wie die Person. • Schutz vor Vergänglichkeit: Institutionen

  16. Solidarität des Zusammen-schlusses • Mit Bewilligung Einer hohen k.k. Ni. Oest. Landes-Regierung vom 9. Julius, Zahl 25908, vereinigt sich eine Gesellschaft unter dem Nahmen: Erste Österreichische Spar-Casse in der Leopoldstadt in Wien, die den Zweck hat, dem Fabriksarbeiter, dem Handwerker, dem Taglöhner, dem Dienstbothen, dem Landmanne, oder sonst einer gewerbfleißigen und sparsamen minderjährigen oder großjährigen Person, die Mittel an die Hand zu geben, von ihrem mühsamen Erwerbe von Zeit zu Zeit ein kleines Capital zurück zu legen, um solches in späteren Tagen zur Begründung einer besseren Versorgung, zur Aussteuer, zur Aushülfe in Krankheit, im Alter, oder zur Erreichung irgend eines löblichen Zwecks zu verwenden. (Aus den Statuten) „In jeder Beziehung zählt der Mensch.“ Und hier wiederum die kleinen Leute. vieles davon zum opulenten Sozialstaat ausgebaut (Hauptrisiken: Krankheit, Alter, Arbeit)

  17. Umkehr zum Ursprung • Geldwesen hat den Menschen immer mehr aus den Augen verloren. • Im Vordergrund: Daten und Fakten • dazu Virtualisierung. • Die gegenwärtige Krise enthält die Chance, dass sich die Gründungsidee neuerlich durchsetzt. • Die Vision: „Ein Bankwesen mit menschlichem Antlitz“.

  18. Spiritueller Realismus • Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit sind grundsätzlich keine unversöhnlichen Gegensätze. • Dennoch gibt es die Gefahr eines wenig menschenfreundlichen Ökonomismus auf Kosten von Menschlichkeit. • als Abwandlung des Konflikts zwischen beiden Begehren. realistische Ökonomisten die menschlich scheitern ethischer Kompromiss idealistische Humanistendie wirtschaftlich scheitern Rentabilitäts-Druck(Gewinn) normativerDruck(Menschlichkeit)

  19. Ethik des dynamischen Kompromisses ethischer Kompromiss realistische Ökonomisten idealistische Humanisten Rentabilitäts-Druck(Gewinn) normativerDruck(Menschlichkeit) REGELN: 1. Niemand hat eine „reine Weste“. (1 Kor 3,15: Fegfeuer gibt Recht auf Fragment) 2. Pflicht, das kleinere Übel = die je größere Menschlichkeit zu wählen 3. dynamisch: Sobald Möglichkeit zu noch mehr Menschlichkeit, denn „nachjustieren“.

  20. Ein Schlüssel zum Aufbruch in eine menschenfreundliche Zukunft besteht darin, das dunkle Begehren der Gier in uns zu zähmen und dem hellen Begehren nach liebender Solidarität mehr Raum zu geben. • Behindert wird das Aufblühen einer solchen liebenden Solidarität, wie sie 1918 in der Ersten Österreichischen Sparkasse institutionalisiert worden ist, durch tiefsitzende Ängste (deren innerste die Angst vor dem Tod und der Vergeblichkeit ist). • Spirituelle Meister raten daher gerade den Personen in angespannten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen, die Angst spirituell zu meistern - in deren Sprache: Sich ein liebendes Herz von der Quelle des Sein schenken zu lassen. • Bekommt so nicht das alte Gebet der Christenheit einen neuen politischen Sinn: „Bilde unser Herz nach Deinem Herzen“?!

  21. spirituelle Ressourcen • „Berufliche Kompetenz ist eine erste, grundlegende Notwendigkeit, aber sie allein genügt nicht. Es geht ja um Menschen, und Menschen brauchen immer mehr als eine bloß technisch richtige Behandlung. Sie brauchen Menschlichkeit. Sie brauchen die Zuwendung des Herzens. Für alle, die in den karitativen Organisationen der Kirche tätig sind, muss es kennzeichnend sein, dass sie nicht bloß auf gekonnte Weise das jetzt Anstehende tun, sondern sich dem andern mit dem Herzen zuwenden, so dass dieser ihre menschliche Güte zu spüren bekommt. Deswegen brauchen diese Helfer neben und mit der beruflichen Bildung vor allem Herzensbildung.“ • Benedikt XVI.: Deus caritas est, Rom 2006, 31a. • Gilt das auch für die Sparkassen?

  22. Zum Nachlesen: • Zulehner, Paul M.: Liebe und Gerechtigkeit. Zur Antrittsenzyklika von Benedikt XVI., Wien 2006. • (mit J. Brandner)Gott ist größer als unser Herz. Eine Pastoral des Erbarmens, Ostfildern 2006. • GottesSehnsucht. Spirituelle Suche in säkularer Kultur, Ostfildern 2008. • Werden was ich bin. Ein spirituelles Lesebuch, zusammengestellt von Paul M. Zulehner, Ostfildern 2008. • Ein neues Pfingsten. Ermutigung zu einem Weg der Hoffnung, Ostfildern 2008 (in Druck). • www.zulehner.org !

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