1 / 76

Die Liebe bei Karl Jaspers im Kontext der Weltanschauungen

Die Liebe bei Karl Jaspers im Kontext der Weltanschauungen. Cristóbal Holzapfel. Was ist eine Weltanschauung?. Sie ist ein Ganzes zusammengefügt von subjetiver Einstellung und objektives Weltbild das uns bestimmt und zugleich orientiert in dem was für wir fühlen, denken oder glauben

juliet
Download Presentation

Die Liebe bei Karl Jaspers im Kontext der Weltanschauungen

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. Die Liebe bei Karl Jaspers im Kontext der Weltanschauungen Cristóbal Holzapfel

  2. Was ist eine Weltanschauung? • Sie ist ein Ganzes zusammengefügt von subjetiver Einstellung und objektives Weltbild das uns bestimmt und zugleich orientiert in dem was für wir fühlen, denken oder glauben • Weltanschauungen sind nebenher “Gehäuse”, wie Jaspers selbst sagt, die wir brauchen als Schutz in unserem Leben • Aber indem wir bloss innerhalb des Gehäuses uns einleben, sind wir bloss von “Allgemeinheiten” bestimmt, wie Sitte, Gesetz, Institutionen • Deshalb gibt zwei Möglichkeiten: dass wir uns bequem im Gehäuse arrangieren oder dass wir uns öffnen für Gehäuse von anderen Menschen und Kulturen • Das Erstere besagt einen “Halt im Endlichen” und das Zweitere die Herausforderung eines “Halt im Unendlichen” • Andererseits geht es bei Jaspers um eine innere Betrachtung der Weltanschauung • Zwischen Einstellung und Weltbild das Entscheidende ist die Einstellung • Sowohl die Einstellung als auch das Weltbild haben als Grund die Subjekt-Objekt Beziehung • Subjekt-Objekt Beziehung und ihr Wechselverhältnis • Fusion, Spaltung und Überwindung der Subjekt-Objekt Beziehung • Gegenständliche Einstellungen - aktive und kontemplative Einstellungen

  3. Weltanschauung und Subjekt-Objekt Beziehung • Die Absicht der Psychologie der Weltanschauugen (PdW), veröffentlicht in 1919. • Wie kann man eine Weltanschauung vom innen verstehen? • Welche sind ihre Komponente? • Dieses ist ein Vorhaben, dass anders ist als derjenige von Wilhelm Dilthey, der, sozusagen, die Weltanschauungen im Hinsicht auf ihre geschichtliche Wirkung betrachtet. • Eine Weltanschauung ist von einer subjektiven (die Einstellung) und einer objektiven (das Weltbild) Seite bestimmt. Massgebend in diesem Verhältnis sind die Einstellungen, weil gemäss einer gewissen Einstellung die wir haben, z.B. eine gegenständliche, aktive Einstellung, schaffen wir uns an, sozusagen, ein entsprechendes Weltbild, von einer, beispeilsweise, „sinnlich-räumlichen“ Art. Oder wenn wir auch von einer gegenständlichen Einstellung, bzw. einer kontemplativ-ästhetischen Einstellung bestimmt sind, dann eignen wir uns ein sinnlich-kulturelles oder sogar ein metaphysisches Weltbild an. • Dadurch zeigt sich zugleich, dass die Subjekt-Objekt Beziehung, nicht mehr von unserem Denker in einem bloss kognitiven Rahmen aufgefasst wird, sondern innerhalb eines vielseitigen Spannungsverhältnisses.

  4. Verschiedene Einstellungen • Die gegenständliche Einstellungen können intuitiv, ästhetisch oder rational sein • Wie verhält sich in jedem Fall die Subjekt-Objekt Beziehung? • Die selbstreflektierte Einstellungen. Warum sie nicht “subjetive Einstellungen genannt werden? • Askese, Genuss und Selbstgestaltung

  5. Die Askese: Giotto, Der Heilige Franziskus verzichtet auf alle irdischen Güter

  6. Jan Brueghel de Velours, Genuss

  7. Jan Brueghel, Genuss, Gehörsinn, Tastsinn

  8. Jan Brueghel, Gehörsinn

  9. Jan Brueghel, Genusssinn

  10. Jan Brueghel, Tastsinn

  11. Gegenständliche und selbstreflektierte Einstellungen • Wenn die Liebe einer Form der enthusiastischen Einstellung (eE) angehört, müssen wir uns zunächst davon bewusst werden, in welcher Art von Einstellungen die eE einzuordnen ist. • Zunächst gibt es gegenstänliche (objektive) und selbstreflektierte Einstellungen (und wir weisen darauf hin, dass die Letzteren nicht „subjetive E“ genannt werden, sondern Jaspers möchte vor allem betonen, dass es nicht darum geht, dass es eine krasse Unterscheidung zwischen dem Subjektiven und dem Objetiven gibt. Prinzipiell sind wir der Welt zugewandt, also den Gegenständen, aber diese Gewandtheit zur Welt hin kann durch die Selbstreflektion vermittelt werden, u.z. hauptsächlich durch eine „geniessende“, eine „asketische Einstellung“ oder durch die Selbstgestaltung. Wobei hierin hinzuzufügen ist, dass die Selbstgestaltung determiniert wird durch unsere Beziehung mit der Welt, mit Dingen und Personen, wie wir mit ihnen umgehen, d.h. in Sinne des Genusses oder der Askese.

  12. Das Objekt als Widerstand oder dass man es sein lässt • Abstand gegenüber dem Objekt bei den selbstreflektierten Einstellungen • Wechselhafter Abstand vor dem Objekt • Gegenständliche Einstellungen können aktiv, kontemplativ oder mystisch sein • Aber, warum sind sowohl die aktive als auch die kontemplative und die mystische Einstellungen gegenständlich?

  13. Peter Brueghel: Handeln kann sogar widersinnig sein. Man baut weiter aber die Gründe des Babelturm sind nicht mehr fest. Jaspers erinnert an Goethes’ Wort: Der Mensch handelt gewissenlos, wobei der Denker interpretiert dies im Sinne von unserer wesenhaften Endlichkeit

  14. Kontemplative Einstellung

  15. Mystische Einstellung, Bernini, Die heilige Theresa

  16. Inwiefern können Genuss und Askese übereinstimmen? • Dieses ist sehr interessant, weil es bedeutet nämlich, dass wir von einem gewissen Abstand mit Dingen und Personen zugleich bestimmt sind, und nicht nur aufgrund der Askese, sondern zugleich des Genusses. Jaspers behauptet nämlich dass die geniessende Einstellung zugleich asketisch ist, weil anders als die blosse Lust, im Genuss ein Abstand dem geniessenden Gegenstand beheimatet ist. • Also zunächst die Hauptunterscheidung ist zwischen gegeständlicher und selbsreflektierter Einstellung. Bezüglich der Ersteren: die gegenständliche Einstellung kann entweder aktiv, kontemplativ oder mystisch sein. Der Politiker, der Techniker, der Unternehmer, der Arbeiter können von einer aktiven Einstellung bestimmt werden. Es geht darum, den Gegenstand zu verändern nach verschiedenen nachzuvollziehenden Absichten. Dieser „Gegenstand“ kann durch die Mitbürger vertreten sein, wie für den Politiker, oder die Umwelt, wie für den Unternehmer oder den Arbeiter. • Bei der kontemplativen Einstellung ist es anders, auch wenn sie zugleich eine „gegenständliche Einstellung“ ist. Das Hauptmerkmal ist hier nämlich, dass sie den Gegenstand „sein lässt“. Es geht hier darum, dass man die Welt und die andere Mitmenschen sein lässt wie sie sind. Das Schisalhafte spielt hier eine Rolle.

  17. Vita contemplativa u. activa • Geschichtlich betrachtet, im 19. Jahrh. Übergang von der Musse zur Handlung • Fichte und Marx: Vorläufer des Übergangs • “Vita activa” von Hannah Arendt: arbeiten, herstellen und handeln • Die Unterscheidung von Jaspers zwischen äusserer und innerer Handlung • Die Frage nach der eigentlichen Handlung bei Jaspers und Heidegger

  18. Aus welcher Sicht kann man auch die Weltgeschichte lesen? • Dieses entspricht zugleich der milleranischen Weltanschauung von unseren Urahnen, von der Antike und dem Mittelalter: es bezieht sich auf die „vita contemplativa“, die von der Musse ausgezeichnet wurde, sei es im Sinne der Kunst, der Religion oder der Philosophie. • Später, innerhalb der Neuzeit, beginnt die grosse Umwandlung, u.z. der Übergang von einer kontemplativen Haltung oder Einstellung zu einer aktiven Einstellung. Erste Züge davon treten besonders im Denken von Gottlieb Fichte hervor, besonders in seiner „Bestimmung des Menschen“ (1800) und dann auch sehr geschichtsprägend bei Karl Marx. Gleichzeitig im XIX Jahrhundert findet die „industrielle Revolution“ statt. Und diese geschichtlichen und philosophischen Hintergründe bestimmen uns bis heutzutage, eben als aktive Menschen. • Dieses ist zugleich ein grosses Thema, dass besonders von Hannah Arendt in seiner „Vita activa“ aufgegriffen wurde. • Aber schon bei Jaspers, in seinem Hauptwerk „Philosophie“ (1931), kommt dieses Thema in betonter Weise zum Ausdruck, u.z. im Zussammenhang mit der Frage nach dem möglichen Selbstsein und der damit bezogenen Frage nach einer möglichen eigentlichen Handlung. In dieser Beziehung macht Jaspers eine sehr tragende Unterscheidung, nämlich zwischen einer „inneren“ und einer „äusseren Handlung“. Nur insofern die Handlung sich lange in uns vorbereitet, und nicht unmittelbar sich einfach veräusserlicht, besteht die Möglichkeit von einer echten Handlung.

  19. Kontemplative und mystische Einstellungen • Kontemplative Einstellungen können intuitiv, ästhetisch oder rational sein • Intuitive Einstellung: direktes Erfassen des Wesens. Erretung der Anschauung • Ästhetische E.: das Ganze in etwas • Rationale E.: die Abstraktion • Und die mystische E. auch gegenständlich?

  20. Mystische Einstellung: Auch gegenständlich? • Die kontemplative Einstellungen können intuitiv, ästhetisch oder rational sein. Die intuitive Einstellung hat die Fähigkeit das Wesentliche vom Gegenstand unmittelbar und unvermittelt aufzugreifen. Die ästhetische Einstellung ist dadurch ausgezeichnet, dass bei ihr eine Umgestaltung stattfindet: ein Ganzes offenbart sich in einem Einzelnen (wie im Kunstwerk). Die rationale Einstellung hat mit der Abstraktion zu tun. Hier werden gewisse Charakeristika isoliert, die ermöglichen, dass man manche Schlüssen daraus zieht, wobei dies sehr stark mit den Naturwissenschaften zu tun hat. • Merkwürdig ist, dass die mystische Einstellung zugleich eine gegenständliche Einstellung ist. Dieses kann man nur dann verstehen wenn anerkannt wird, dass hier das Gegenständliche göttlich ist. In dieser Hinsicht wäre hinzuzufügen, dass die Auszeichnung des „Seinlassens“, die die gegenständliche Einstellung charakterisiert, hier am stärksten zum Vorschein kommt. Gott oder das Göttliche muss man eben „sein lassen“ und nur so können wir damit in einer echten Art und Weise umgehen.

  21. Mystik und Enthusiasmus • Die höchste Möglichkeit der Überwindung der S-O Beziehung liegt in der mystischen Einstellung (mE) • Bei der eE das Objekt ist zugleich Subjekt und zwischen beiden gibt es ein gleichberechtigtes Verhältnis • Was für eine Rolle spielen hier Bewegung und Ruhe? • Wie verhält sich Bewegung und Ruhe mit der Zeit?

  22. Enthusiastische Einstellung. Sufi: Überwindung der Subjekt-Objekt Spaltung durch Bewegung

  23. Sufi Ikone helfen uns auch

  24. Oder auch durch gewisse Mantras

  25. Oder durch Tai-Chi

  26. Aber eigentlich das Unbewegliche, die völlige Ruhe, ist ein sicherer Weg zur Überwindung der S-O Spaltung, und darum geht es eben in der mystischen Einstellung

  27. Bewegung und Ruhe: Fusion und Überwindung der S-O Beziehung • Und hier kommen wir zu dem Hauptunterschied zwischen der mystischen und der enthusiastischen Einstellung. Bei der mystischen Einstellung der „göttliche Gegenstand“ ist so bedeutend, dass wir sozusagen aufgesaugt werden. Es ist die unio mystica die dadurch erreicht wird, und wir erleben das als eine vollkommene Befriedigung, als Ruhe, Gelassenheit und Erfüllung. Besonders gemäss östlichen Erfahrungen in diesem Zusammenhang der Schlüssel ist hier nicht nur eine vollkommene Gelassenheit und Ruhe, sondern gleichzeitig die Unbeweglichkeit. Es ist hervorzuheben, dass nur indem wir uns in einer vollkommenen Ruhe und Unbeweglichkeit befinden, die unio mystica erreichen können. • Im Gegenteil dazu die eE ist durch Unruhe, Drang, Sehnsucht, Unbefriedigung gekennzeichnet. Hier sind wir auch auf der Suche nach dem Einen, aber der Weg dahin schliesst Bewegung ein.

  28. Bezüglich der Subjekt-Objekt Beziehung, entweder Gleichberechtigung oder Überwindung: Enthusiasmus oder Mystik • Aber damit sind wir doch zu der Unterscheidung zwischen mystischer und enthusiastischer Einstellung angelangt: die Erstere bedeutet die Möglichkeit die Subjekt-Objekt Spaltung zu überwinden, während die enthusiastische Einstellung in ihrem Rahmen verfangen verbleibt, bzw. kann, aber nur zeitweilig die erwähnte Spaltung überwinden. Anders ausgedrückt, und gemäss der Terminologie von Jaspers, die mystische Einstellung ist von der Transzendenz bestimmt während die eE innerhalb einer Immanenz verbleibt, bzw. sie ist immer unterwegs sie zu transzendieren. Jaspers fügt hinzu, dass in der eE ein Wechselverhältnis zwischen Subjekt und Objekt stattfindet, da das Objekt wiederum hier das gleichberechtigte andere Subjekt ist: • „so ist auch im Enthusiasmus bei aller Subjekt-Objekt Spaltung doch zugleich eine Einheit beider, ein Wechselverhältnis: im Erlebnis wird zugleich ein Objektives gefühlt, und alles Objektive ist doch unzureichend und nur da, sofern es vom Erlebnis und von der Kraft des Subjekts übergriffen wird“ (PdW, 119).

  29. Die Einheit, ein Schlüssel der Philosophie, der Theologie und der Mystik • Bei Plotin Weg von der Einheit her und zu der Einheit hin. Letzterer, der menschliche Weg • Dionysios Areopagita und die “negative Theologie” • Was bedeutet die “via negativa”? • Metaphysischer und Existentieller Sinn der via negativa

  30. William Turner…das Eine, das Unendliche

  31. Streben nach der Einheit. Was hat das für eine Bedeutung bei Plotin und in der negativen Theologie? • Wir widmen uns demnächst den verschiedenen Merkmalen der eE, die Jaspers aufweist: • 1.„Enthusiasmus ist etwas einheitliches und strebt zur Einheit“ (PdW, 119). • Wie wir wohl wissen, die Einheit, besonders im Sinne des Einen, hat eine tragende Bedeutung in der Philosophie, an erster Stelle, bei Plotin. Und man kann wohl sagen, dass sowohl Plotin wie Jaspers Züge der „negativen Theologie“ tragen, gegründet von Dionysios Areopagita im IV Jarh. a.d. Hierin geht es darum, dass wir nur von Gott sagen können was Er nicht ist; deshalb eine via negativa, ein Weg der Verneinung, und wenn wir diesem folgen, sind wir zumindest näher an der Gottheit, und nicht vollkommen abseits von ihr, indem wir affirmative Aussagen über sie machen, die bloss endlich sind. • In Bezug auf die Einheit, nach der die eE strebt, sagt Jaspers: • „Ohne zureichend bestimmbaren „Zweck“ (nicht ohne erlebten Sinn) opfert sich der Mensch im Enthusiasmus; er begeht, nach gewohnten Erwägungen beurteilt, „sinnlose“ Handlungen. Gegenüber dem Leben in der Ruhe traditioneller Gewohnheiten, ohne die Gegensätze in der Welt zu spüren, gegenüber dem Leben in der inneren Unberührtheit bei allen öffentlichen Tun in den begrenzten, relativen Sphären, wird das Leben in der enthusiastischen Einstellung überall im Tiefsten aufgewühlt und zugleich befestigt, in Liebe und Hass, in Verbindung und Kampf, in bedingugsloser Hingabe bewáhrt und gesteigert. Gegenüber dem Leben, sei es ohne feste Substanz, sei es ohne dass diese Substanz je berührt würde, bedeutet die enthusiastische Einstellung erst ein waches Leben, erst ein Leben im Ganzen und im Wesen“ (PdW, 119).

  32. Wege zum Einen oder Gott, Plotin und Pseudo-Dionysios

  33. Der Geist eingehaucht von der Existenz • Gegenstand der eE als Idee? • Idee und Geist • Unterschied zwischen Existenz und Geist beim späten Jaspers • Wie soll man eigentlich den Geist verstehen? Verbindung zw. Geist und Idee • Ideen in der Kunst, der Philosophie, der Wissenschaft

  34. In der PdW die Begriffe in statu nascendi • Andererseits der Gegestand der eE lässt sich als Idee (eben eine symbolhafte Idee) vorstellen, sei es in „Dichtung, Kunst, Philosophie, Wissenschaft, Leben“. • Es ist hervorzuheben, dass die PdW (1919) mit dem Übergang von Jaspers von der Psychiatrie zur Philosophie zusammenhängt. Wenn man beispielsweise die PdW mit dem Hauptwerk Philosophie (1931) vergleicht, können wir deutlich erkennen, dass die entscheidenden Begriffe des Jasperschen Denkens in der PdW sich sozusagen in statu nascendi befinden. Dieses erkennt man u.a. an der Rolle die die Ideen haben. In Philosophie die Ideen befinden sich auf der Ebene des Geistes, der wiederum Medium des Selbstseins, der Existenz, ist, die sich offenbaren können, wie vorhin gesagt wurde, als Kunst, Philosophie, u.a. In dieser Hinsicht ist es interessant, die PdW in dem Sinne wahrzunehmen, inwiefern der Begriff der Existenz sich hierin schon andeutet.

  35. Selbstreflektierte Einstellungen: Genuss, Askese, Selbstgestaltung; dessen Bezug zum Selbstsein, und die einhergehende Fragen nach dem möglichen Selbstsein Wir müssen uns eine gewisse Klarheit darüber verschaffen, dass es bei den eE (die Liebe eingeschlossen) es auch um unser Selbstsein geht; in der PdW die selbsreflektierte Einstellungen sind auf das Selbstsein angewiesen, da unter ihnen auch die Selbstgestaltung zuzurechnen ist. Dieses offenbart sich zunächst, wie wir oben gesehen haben, in der Art und Weise wie wir gemäss der Askese und des Genusses, mit de Welt umgehen, und zweitens, im Sinne der Selbstaufopferung. Unser Selbst möchte sich bequem festlegen, bejahen, aber verirrt sich öfters dabei, da es das nur aufgrund des Gegebenen an ihm tut (als blosses Dasein). Nach dem späteren Werk der Philosophie, die Selbstaufopferung erweist sich eben als ein Transzendieren der Bestimmungen und „Allgemeinheiten“ (wie Jaspers selbst sie nennt) des Körperichs, des Rollenichs, des Leistungichs, des Erinnerungichs, und sogar des Charakters (ein sogenanntes „Sosein“).

  36. Die Abgeschiedenheit von Meister Eckhart angewandt an uns selbst Hierbei wiederum zeigt sich eine gewisse Annäherung mit der negativen Theologie; nach einem seiner Vertreter, u.z. Meister Eckhart, geht es um die Abgeschiedenheit in seinen Predigten und Traktaten: „Richte dein Augenmerk auf dich selbst und wo du dich findest, lass ab von dir. Das ist das Allerbeste“. Nur durch die Abgeschiedenheit, durch die „loslösende Abkher“ von Allem, können wir die unio mystica erreichen. Und was Jaspers angeht, die Auffassung der Selbstgestaltung, des Selbstseins und der damit zusammenhängenden Selbstaufopferung offensichtlich beinhaltet auch Einflüsse der östlichen Philosophie. Östliche Meister und Philosophen werden häufig zitiert auch an entscheidenden Stellen schon in der PdW.

  37. Selbstwerden, Selbsthingabe, Selbstaufopferung • Schliesslich liegt die Selbstaufopferung sehr nahe der folgenden Feststellung: • 2.“Enthusiasmus ist Selbstwerden in Selbsthingabe“ (PdW, 120). • Zunächst sagt uns Jaspers: • „Die Selbsthingabe, Aufopferung des Ich, ist so vieldeutig wie das Selbst es ist“ • Diese Aufopferung kann vielerlei Gestalten annehmen, aber prinzipiell schliesst Wagnis ein, u.z. Wagnis oder Risiko sogar des Nichtseins. Deshalb erkennt Jaspers diese Möglichkeit sogar beim Duell an: • „Eine der Triebfedern des Duells in unserer Zeit ist in dieser Gesinnung zu suchen, die in all ihrer Primitivität doch etwas Wurzelhaftes ist, ohne welches die sublimierten Formen des gesitigen selbstbewussten Daseins in der Luft schweben. Wer sein Leben bewusst wagt, erlebt eine einzigartige Freiheit. Dieses Wagen der Existenz gibt ein neues Bewusstsein des eigentlichen Selbst, das etwa der Krieger, der die Wahl hat, zu wagen oder sich zu drücken, enthusiastisch ergreift“ (ib.). • Abgesehen vom Krieger, im Sinne der Aufopferung, Jaspers spricht auch vom Selbstmord. In Philosophie gesteht er dem Selbstmörder auch die Möglichkeit, dass nicht nur ein Körperich oder ein Leistungsich den Freitod begehen, sondern sogar dem Selbstsein. Jedenfalls was den Selbstmörder kennzeichnet ist die Verzweiflung. Vergewissern wir uns, dass Jaspers den Entschluss gefasst hatte, Selbstmord mit seiner Frau Gertrud zu begehen im Falle, dass sie von der SS in Heidelberg gefangengenommen würden.

  38. Jan van Chelminski, Duell an einem Wintermorgen

More Related