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Christian Dormann

Lehrkräfte – eine Profession im Spannungsfeld von wissenschaftlich bewährtem Handeln und Stress. Staatliches Studienseminar für das Lehramt an berufsbildenden Schulen Wallstraße 98, 55122 Mainz. 4. April 2014, Mainz. Christian Dormann. Stress Stress bei der Arbeit

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  1. Lehrkräfte – eine Profession im Spannungsfeld von wissenschaftlich bewährtem Handeln und Stress Staatliches Studienseminar für das Lehramt an berufsbildenden Schulen Wallstraße 98, 55122 Mainz. 4. April 2014, Mainz. Christian Dormann

  2. Stress • Stress bei der Arbeit • Soziale Stressoren • Emotionsarbeit • Burnout Wissenschaftlich bewährtes Handeln (Evidenzorientierung) • Projekt EVIS • Evidenzklassen • Evidenz- vs. Substitutorientierung • Ausgewählte Ergebnisse C. Dormann

  3. Spannungsfelder Beeinflusst der Job die Gesundheit? Gegoogelt: Stress + Lehrer (letzte 24h, am 3.4.13): 145 Treffer Gesucht: Stress + Teacher: 4.918 Studien (keine gescheite Meta-Analyse) C. Dormann

  4. Spannungsfelder • Bedingungen (in der Umgebung), die auf eine Person wirken • Belastung • Stressor • Reaktionen einer Person auf die Belastung • Bewertung (Appraisal) • Bewältigung (Coping) • Folgen für eine Person • Kurzfristig: Beanspruchung • Langfristig: Strain (Burnout, Depression, Rückenschmerzen, Konsum etc.) • Bedingungen (in der Umgebung), die auf eine Person wirken • Belastung • Stressor • Reaktionen einer Person auf die Belastung • Bewertung (Appraisal) • Bewältigung (Coping) • Folgen für eine Person • Kurzfristig: Beanspruchung • Langfristig: Strain (Burnout, Depression, Rückenschmerzen, Konsum etc.) Zum Stressbegriff • Was ist „Stress“? Oft = Stresszustand (subjektiv unangenehme und intensive Sorge, eine Belastung nicht richtig bewältigen zu können). C. Dormann

  5. Spannungsfelder • Körperliche Belastungen • Gesundheitsgefährdungen der Arbeitsumgebung • Aufgaben- und organisations-bezogene Belastungenkognitive Belastungen, Beeinträchtigung der Handlungssteuerung bzw. der Informationsverarbeitung • Soziale Belastungen- in der Interaktion mit Kollegen- in der Interaktion mit Vorgesetzten- in der Interaktion mit Kunden, Patienten, Schülern etc.. Unterschiedliche Formen von Belastungen/Stressoren Klassischer Bereich des Arbeitsschutzes PsychischeBelastungen C. Dormann

  6. Spannungsfelder • In der Person, z.B. • Berufliche Fähigkeiten • Stressbewältigungstechniken • Erholung • In der Aufgabe oder Organisation, z.B. • Handlungsspielraum/Kontrolle/Autonomie • Technische Hilfsmittel • Work-Life-Balance Kultur • Im sozialen Umfeld • Soziale Unterstützung durch Vorgesetzte und Kollegen • Soziale Unterstützung durch Lebenspartner • Soziale Unterstützung durch Kunden Das Gegenstück zu Belastungen/Stressoren: Ressourcen C. Dormann

  7. Spannungsfelder Das Zusammenspiel von Stressoren & Ressourcen % Personen mit hohen psycho- somatischen Beschwerden Handlungsspielraum hoch gering Stressoren hoch gering C. Dormann

  8. Spannungsfelder AktiveArbeitsorganisation Nicht-belastendeArbeitsorganisation Stressoren & Ressourcen in Europa EU 27 (Durchschn.) EU 27 (Durchschn.) Handlungsspielraum PassiveArbeitsorganisation Hoch-belastendeArbeitsorganisation 0.65 Stressoren (Arbeitsintensität) C. Dormann

  9. Spannungsfelder AktiveArbeitsorganisation Nicht-belastendeArbeitsorganisation Stressoren & Ressourcen in Europa EU 27 (Durchschn. EU 27 (Durchschn. Handlungsspielraum PassiveArbeitsorganisation Hoch-belastendeArbeitsorganisation Stressoren (Arbeitsintensität) C. Dormann

  10. Spannungsfelder • In Organisationen • Sachkonflikte:arbeitsbezogene soziale Konflikte (z.B. um Ressourcen, Arbeitsweisen) • Dauerkonflikte(ständige Streitereien um die gleichen Themen ) • Persönliche Konflikte(persönliche Angriffe bei Konflikten) • „Schwierige“ Kollegen und Vorgesetzte (z.B. Arroganz, Neid, Feindseligkeit) • Negatives soziales Klima(unangenehme Spannung, Kälte, subtile feindselige Atmosphäre) • Negatives Sozialverhalten (Ungerechtigkeit, Selbstwertverletzung, Aggression, Gerüchte, soziale Ausgrenzung) • Mobbing (systematisch, lang andauernd, häufig) Unterschiedliche Formen von sozialen Stressoren C. Dormann

  11. Spannungsfelder • Organisationale Schikanen • Zwang zu Selbstwert verletzenden Arbeiten • Sinnlose Arbeitsaufgaben • Soziale Isolation • Kontaktverweigerung • mit den Betroffenen wird nicht mehr gesprochen • Angriffe auf das Privatleben • Gang, Stimme, Gesten, etc. werden imitiert • Betroffene werden lächerlich gemacht • Angriffe auf die physische Person • Sexuelle Annäherungen oder Angebote • Androhung körperlicher Gewalt • Verbale Aggression • Anschreien, lautes Schimpfen; mündliche Drohungen • Ständige Kritik an der Arbeit • Gerüchte • Hinter dem Rücken wird schlecht über Betroffene gesprochen • Gerüchte werden verbreitet Unterschiedliche Facetten von Mobbing C. Dormann

  12. Spannungsfelder • Mobbing in Europa Unterschiedliche Formen von sozialen Stressoren C. Dormann

  13. Spannungsfelder • Am Rande von Organisationen: Stress mit Kunden • Überzogene Anforderungen:z.B. zu viel verlangen; dem Dienstleister minutiöse Vorschriften machen • Verbale Aggression:z.B. Den Dienstleister anschreien oder laut beschimpfen • Aversives Verhalten:z.B. schwache & unklare Aggression in Mimik & Gestik; Überheblichkeit; fehlende Sympathie • Ambivalentes Verhalten:z.B. Vereinbarungen nicht einhalten;unklare oder widersprüchliche Wünsche Unterschiedliche Formen von sozialen Stressoren C. Dormann

  14. Spannungsfelder • In Schulen: Stress mit Schülern und Eltern • Bei Schülern: • Persönliche Aversionen • Selbstwertbedrohendes Verhalten • Störendes Verhalten • Bei Eltern: • Persönliche Aversionen • Selbstwertbedrohendes Verhalten • Protektives Verhalten Unterschiedliche Formen von sozialen Stressoren • Und wieso soll das stressen? C. Dormann

  15. Spannungsfelder • Ein Beispiel (heute nur auf englisch – in Deutschland wird gestreikt) Emotionsarbeit • Business man:Let’s have a smile. • Flight attendant: Okay. I’ll tell you what, first you smile and then I’ll smile, okay? • Business man:smiles • Flight attendant: Good. Now hold that for 15 hours. walks away • Emotionsarbeit: bezahlte Arbeit, bei der eine Regulation der eigenen Gefühle erforderlich ist, um nach außen in Mimik, Stimme und Gestik ein bestimmtes Gefühl zum Ausdruck zu bringen, unabhängig davon, ob dies mit den inneren Empfindungen übereinstimmt oder nicht. • Insbesondere dann erforderlich, wenn Kunden/Schüler/Eltern Ursache negativer Emotionen sind, man aber neutral oder sogar positiv erscheinen soll. C. Dormann

  16. Spannungsfelder • Emotionale Abweichung: Die wahre Emotionen werden gezeigt, auch wenn sie nicht den geforderten Emotionen entsprechen • Automatische Emotionsregulation:Wenn der geforderte Emotionsausdruck (Mimik, Gestike, Sprache) ohne Zusatzaufwand (automatisch) in einer Situation erfolgt • Deepacting: Regulation der wahren eigenen Gefühle, um den eigenen Emotionsausdruck an den geforderten Emotionsausdruck anzupassen • Surfaceacting: Regulation des gezeigten Verhaltens (Mimik, Gestike, Sprache) um dieses Verhalten an den geforderten Emotionsausdruck anzupassen – die wahren eigenen Gefühle bleiben unberührt • SurfaceActing führt zu anhaltender emotionaler Dissonanz (Abweichung der gezeigten von den wahren Gefühlen). Dies überfordert die mentalen Ressourcen und führt zu Burnout. Umgang mit Emotionsarbeit C. Dormann

  17. Spannungsfelder Burnout – „Rückenschmerz“ des 21. Jahrhunderts 1599 She burn'd with love, as straw with fire flameth;She burn'd out love, as soon as straw outburneth Heute Das Burnout-Syndrombestehtaus:(1) Erschöpfung(2) Depersonalisation/Zynismus(3) reduziertepersönlicheErfüllung C. Dormann

  18. Spannungsfelder Burnout – Diagnose mit dem Maslach Burnout Inventory (MBI) C. Dormann

  19. Spannungsfelder Burnout – Diagnose mit dem Maslach Burnout Inventory (MBI) C. Dormann

  20. Spannungsfelder Burnout – Diagnose mit dem Maslach Burnout Inventory (MBI) C. Dormann

  21. Spannungsfelder Stress mit Schülern & Eltern und Burnout (Depersonalisation) Reduzierte Leistungsfähigk. Erschöpfung Depersonalis. .42 .63 -.14 .62 .53 .24 Persönliche Aversionen Selbstwertbedr. Verhalten Störendes Verhalten Persönliche Aversionen Selbstwertbedr. Verhalten Protektives Verhalten .19 .03 .45 .35 .06 .08 .47 .70 -.29 .50 .14 .30 Stress mit Schülern Stress mit Eltern C. Dormann

  22. Spannungsfelder Wie funktioniert Stress + Ressourcen – Burnoutu.a.m. Selbstwirk-samkeit NegativeEmotionen Emotionale Dissonanz + + + – Stressoren Wissenschaftlich bewährte Schul- und Unterrichtsentwicklung C. Dormann

  23. Spannungsfelder • Interdisziplinärer Forschungsverbund: Evidenzbasiertes Handeln im schulischen Mehrebenensystem • Universitäten Mainz und Duisburg-Essen • Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung & Forschung (BMBF) • Förderungsschwerpunkt empirische Bildungsforschung; Bereich Steuerung im Bildungssystem • Förderumfang: 560.000 Euro • Laufzeit: Oktober 2010 bis September 2013 • Unterstützt durch das ZBH der JGU Mainz • Nachfolgeprojekt EVIS II läuft bereits Projekt EVIS C. Dormann

  24. Spannungsfelder • Bedingungen, Prozesse und Wirkungen evidenzbasierten (Steuerungs-) Handelns auf der Arbeitsebene (Lehrerkollegien und Schulleitungen) untersuchen • Erkenntnisse für die Ursachen & Wirkungen einer evidenzbasierten Steuerungspraxis im deutschen Schulwesen gewinnen • Identifizierung von personellen und organisationalen Faktoren, die evidenzbasierte Steuerung in der Schulpraxis begünstigen oder behindern Projekt EVIS – Ziele C. Dormann

  25. Spannungsfelder • Zentralprojekt:Standardisierte Fragebogenerhebung in Schulen in Rheinland-Pfalz zur Rezeption und Nutzung evidenzbasierter Steuerungsinformationen sowie potenzieller Erklärungsfaktoren • Teilprojekt I:Längsschnittanalyse zur Genese des professionellen Umgangs von Lehrenden mit evidenzbasierten Wissensbeständen • Teilprojekt 2:Vertiefende Fallstudie an 8 Schulen Projekt EVIS – Teilprojekte C. Dormann

  26. Spannungsfelder • Ausgangspunkt Evidence-based Management (Pfeffer & Sutton, 2006) • Konzept gewinnt auch im öffentlichen Bereich zunehmend an Einfluss • „Empirische Wende“ in der Bildungspolitik und Bildungsforschung (Koch 2006); Daten als Grundlage für Entscheidungen • Umsetzung evidenzbasierter Informationen in die schulische Praxis ist an viele Voraussetzungen gebunden und offenbar bisher gering entwickelt (vgl. EMSE 2008) • Zentrale Fragen des Gesamtprojekts: • Wie werden evidenzbasierte Wissensbestände von Lehrkräften und Schulleitungen rezipiert und verarbeitet? • Welche persönlichen und organisationalen Faktoren und Faktorenkonstellationen beeinflussen die Rezeption und Nutzung evidenzbasierter Wissensbestände auf Schul- und Individualebene? Projekt EVIS – Hintergründe C. Dormann

  27. Spannungsfelder • Was passiert wenn eine Schulleitung mit einer bestimmten Problemstellung konfrontiert wird? (Zunahme stressbedingter Fehltage im Kollegium) Projekt EVIS –Beispiel Entscheidungsfindung • Stress bei der Arbeit ist in den letzten Jahren angestiegen (Studie der Industrial Society). • 53% der Teilnehmer (Unternehmensvertreter) haben die o.g. Aussage getätigt. • 68% sagten, dass ständige Erschöpfung das Hauptproblem sei. • 76% gaben eine Zunahme der Fehlzeiten als schwerwiegendste Folge an. • Aber: 76% gaben an, nie das Stressniveau oder die Fehlzeiten analysiert zu haben. • Idealerweise… • Problemevaluation • Gültige Datenbasis • Abwägen von Vor- & Nachteilen • Ergebnisevaluation • Realität… • Limitierte Ressourcen • Pi mal Daumen • Eingeschränktes Wissen • Hoffnung • Konkrete Fragen im EVIS Zentralprojekt: • Kann man Evidenz-basiertes Vorgehen in Schulen von einem auf Ersatzwissen basierten Vorgehen abgrenzen? • Wenn ja, welche möglichen Ursachen und Konsequenzen hat dies? C. Dormann

  28. Spannungsfelder Güte von Evidenz in der Medizin Grad 1: Medizin Randomisierte Experimente mit großen Stichproben mit kleinen statistischen Fehlerwarscheinlichkeiten. Meta-Analysen. Evidenz-grad 1 Grad 2: Medizin Randomisierte Experimente mit kleinen Stichproben und großen statistischen Fehlerwahrscheinlichkeiten. Systematische Literaturübersichten Grad 3: Medizin Feldstudien, Fall-Kontrollstudien, prospektive Kohortenstudien. Identifizieren mögliche „Kandidaten“ als Ursache von Problemen. Evidenzgrad 2 Grad 4: Medizin Historische Kontrollstudien. Vergangene Vorgehensweisen als „Kontrollgruppe“ zu einer neuen Intervention. Evidenzgrad 3 Grad 5: Medizin Deskriptive klinische Studien. Sinnvoll z.B. um die Anwendung neuer Techniken an verschiedenen Patientengruppen zu demonstrieren & Probleme aufzudecken. Evidenzgrad 4 Grad 6: Medizin Meinung anerkannter Autoritäten oder Expertenkomitees ohne weitere Daten. Evidenzgrad 5 Evidenzgrad 6 Prof. Dr. C. Dormann

  29. Spannungsfelder • N1 = 51 öffentliche Verwaltungen • N11 = 1.659 Mitarbeiter • N12 = 269 Führungskräfte • N2 = 168 Schulen in RLP • N21 = 2.573 Lehrer • N22 = 296 Mitglieder der Schulleitungen Projekt EVIS – Datengrundlage C. Dormann

  30. Spannungsfelder Bevor ich ein Verfahren von einer anderen Schule übernehme, prüfe ich, inwiefern sich die Rahmenbedingungen in den Schulen ähneln. Projekt EVIS – Ergebnisse Durch die Beachtung unbequemer Wahrheiten und Fakten kann ich viel über Fehler und ihre Vermeidung lernen. Ich treffe Entscheidungen, indem ich mich danach richte was andere Schulen machen. Aufgrund meiner Erfahrung werden an dieser Schule instinktiv die richtigen Entscheidungen getroffen. In wichtigen Entscheidungsfragen ziehe ich oft Expertisen von Beratern heran. In dieser Schule belege ich Neuerungen durch wissenschaftliche Untersuchungen. C. Dormann

  31. Spannungsfelder Projekt EVIS – Hintergründe C. Dormann

  32. Spannungsfelder Projekt EVIS – Hintergründe C. Dormann

  33. Spannungsfelder Ein erweitertes Evidenzverständnis • Für eine evidenzbasierte Bildungspraxis müssen diese Evidenzquellen integriert werden. • Dazu muss eine Infrastruktur bereitgestellt werden: • Forschung: Systematische Reviews • Aus- & Weiterbildung: Substantielle Forschungskenntnisse & -kompetenz • Administration: diverse Ressourcen für Unterrichts- & Schulentwicklung • Schule: Evidenzorientierung als Klima • Lehrer: Forschungskenntnisse & -kompetenz und Veränderungs-motivation Externe Evidenz (Forschungs-ergebnisse) Lokaler Kontext, Schulmerkmale, andere Umstände Expertise & Einschätzung von Bildungs-praktikern Ent-schei-dung „Stakeholders“ (Schüler, Lehrer, Eltern Politik, u.a.m.) C. Dormann

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