E N D
2. 1. Einleitung Früher wurden Gerbstoffe zum Gerben tierischer Haut verwendet
Heute werden dazu bevorzugt anorganische Salze verwendet
Gerbstoffe sind allerdings auch heute noch von medizinischer Bedeutung
3. 2. Struktur und chemische Eigenschaften Es sind wasserlösliche phenolische Verbindungen
Die Molekülmasse beträgt 0,5 – 3 kDa
Sie reagieren schwach sauer in wässriger Lösung
Mit Proteinen geben sie wasserunlösliche Fällungen
Man unterscheidet:
hydrolysierbare Gerbstoffe (Gallotannine und
Ellagitannine)
kondensierte Gerbstoffe (Catechingerbstoffe)
weitere (komplexere) Gerbstoffe Folie 3:
Kieselalgen sind einzellige photoautotrophe Organismen
Kieselalgen = Diatomeen, Abteilung von Protisten (Protista), Gruppe der Stramenopilen (Stramenopila)
Alternativ Klasse Bacillariophyceae, Abteilung Heterokontophyta gestellt. 6000 Arten
Zweigeteilte Silikatschale
Die beiden Schalenhälften (Epi- und Hypotheca) bestehen aus amorph polymerisertem SiO2. Sie enthalten auch langkettige Polyamine und Silaffine.
Polyamine und Silaffine sind für die Verknüpfung der Kieselsäure Monomere von Bedeutung
Verknüpfung der Kieselsäure-Monomere Monokieselsäure [Si(OH)4] zum Siliziumoxid SiO2
Silaffine sind kurze Peptide,
die an zwei Lysin-Resten in ungewöhnlicher Weise posttranslational modifiziert werden ? Trimetylphosphatlysin, Dimethyllysin, Polyamin-modifiziertes Lysin => stark positiviert.
Phosphorylierung an einigen Serin-Resten ? polykationischen Modifikationen für die Silikat-fällenden Eigenschaften der Silaffine.
Folie 3:
Kieselalgen sind einzellige photoautotrophe Organismen
Kieselalgen = Diatomeen, Abteilung von Protisten (Protista), Gruppe der Stramenopilen (Stramenopila)
Alternativ Klasse Bacillariophyceae, Abteilung Heterokontophyta gestellt. 6000 Arten
Zweigeteilte Silikatschale
Die beiden Schalenhälften (Epi- und Hypotheca) bestehen aus amorph polymerisertem SiO2. Sie enthalten auch langkettige Polyamine und Silaffine.
Polyamine und Silaffine sind für die Verknüpfung der Kieselsäure Monomere von Bedeutung
Verknüpfung der Kieselsäure-Monomere Monokieselsäure [Si(OH)4] zum Siliziumoxid SiO2
Silaffine sind kurze Peptide,
die an zwei Lysin-Resten in ungewöhnlicher Weise posttranslational modifiziert werden ? Trimetylphosphatlysin, Dimethyllysin, Polyamin-modifiziertes Lysin => stark positiviert.
Phosphorylierung an einigen Serin-Resten ? polykationischen Modifikationen für die Silikat-fällenden Eigenschaften der Silaffine.
4. 3. Hydrolysierbare Gerbstoffe Grundbaustein ist die Gallussäure
Die Gallussäuremoleküle können untereinander depsidisch verknüpft sein ? z.B meta-Di-Gallussäure Monokieselsäure [Si(OH)4] ? Siliziumoxid n(SiO2) + n(H2O)?
-> Silaffin iniziert die Reaktion und wird teilweise mit in die Silikatschale eingebaut.Monokieselsäure [Si(OH)4] ? Siliziumoxid n(SiO2) + n(H2O)?
-> Silaffin iniziert die Reaktion und wird teilweise mit in die Silikatschale eingebaut.
5. 3. Hydrolisierbare Gerbstoffe Die Moleküle können C-C-verknüpft vorliegen ? Hexahydroxydiphensäure
HHDP reagiert ungebunden durch spontane Lactonisierung zur Ellagsäure
6. 3. Hydrolisierbare Gerbstoffe sind Ester der Gallussäure und ihren Derivaten mit Monosacchariden
lassen sich in kleine Moleküle spalten (Einwirkung von Hitze, Säuren, Basen, Esterasen)
Gallotannine sind esterartig gebundene Verbindungen der Gallussäure mit Zucker
Ellagitannine enthalten Hexahydroxydiphensäure (HHDP) und Zucker
7. 4. Biosynthese der Hydrolisierbaren Gerbstoffe Gallotannine:
Gallussäure aus Shikimisäurestoff-wechsel
Gallussäure + UDP-Glucose ?
ß-D-Glucogallin
ß-D-Glucogallin + G-S-CoA ? Digalloylglucose
? ? ? Polygalloylglucose
Ellagitannine:
…entstehen durch enzymkatalysierte Kopplung zweier benachbarten Gallussäurereste eines Gallotannins
8. 5.Kondensierte Gerbstoffe (Catechingerbstoffe) Oligomere Flavanderivate (Pro-anthocyanidinderivate), die aus 2-15 Flavaneinheiten bestehen
Die meisten Gerbstoffen sind aus dem Flavanmonomeren Catechin (Flavan-3-ol) aufgebaut
Verknüpfung der Monomere durch 4,8- oder 4,6-Bindungen ? Proanthocyanidine
Durch Säuren nicht lösbare Bindungen ? Polymerisation zu höhermolekularen Verbindungen
Bildung der Catechingerbstoffe erfolgt enzymatisch oder durch Säurekatalyse
9. 6. Biosynthese der Kondensierten Gerbstoffe Aufbau aus Catechin und Leucocyanidin (Flavan-3,4-diol)
Durch Eliminierung der 4-Hydroxygruppe entsteht aus dem Leukocyanidin ein Carbeniumion
Dieses reagiert mit dem Catechin bzw. der jeweils letzten Flavaneinheit der Polymerkette zum Proanthocyanidin
10. 7. Kondensierten Gerbstoffe: Entstehung von Phlobaphenen (Gerbstoffroten)
Reagieren Säuren mit Proanthocyanidinen wird entständige Flavaneinheit abgespalten und es entsteht ein Carbeniumion
Diese kann entweder in ein Anthocyanidin überführt werden oder mit weiterem Proanthocyanidin unter Kettenverlängerung reagieren
Es entstehen wasserunlösliche rotgefärbte Polymere (Phlobaphene)
11. 8. Weitere Gerbstoffe Gallocatechingerbstoffe (komplexe Gerbstoffe)
Catechine und Gallussäureeinheiten kommen nebeneinander vor
Labiatengerbstoffe: Rosmarinsäure
Kaffesäure liegt verestert mit a-Hydroxydihydrokaffesäure vor
Bei Lamiaceen (Lamiaceen-Gerbstoffe)
Algengerbstoffe
Aus Braunalgen
Polyhydroxypolyphenylether, die sich vom Phloroglucin ableiten
Chlorogensäure
Kaffeesäure liegt verestert mit Chinasäure vor
12. 9. Nachweismethoden/Reaktionen Formaldehyd-Säure-Probe (Vanilin-HCl)
Es kommt bei gallotanninhaltigen Lösungen zu keiner Reaktion
Es entsteht bei catechingerbstoffhaltigen Lösungen ein roter
Niederschlag
Eisen-(III)-Chlorid-Probe
Es kommt bei gallotanninhaltigen Lösungen zu blauen
Färbungen
Es kommt bei catechingerbstoffhaltigen Lösungen zu grünen
Färbungen
Fällungsreaktionen
Es entstehen mit Schwermetallionen, Alkaloiden und
Eiweißstoffen schwer lösliche Verbindungen
Praktikumsnachweis: Gelatinelösung, Chinin-HCl-Lösung und
Bleiacetat-Lösung
13. 9. Nachweismethoden/Reaktionen Hautpulvermethode: quantitative Bestimmung von Gerbstoffen im Europäischen Arzneibuch
Gepulverte Droge einwiegen
Durch aufkochen extrahieren
Filtrat halbieren:
einen Teil + Hautpulver ? Niederschlag, anschließend Filtration ? Phenolgehalt ohne Gerbstoffe (durch Hautpulver entfernt)
beide Teile + Na-wolframat/Phosphorsäure-Reagenz ? Blaufärbung ? Gesamtphenolgehalt
Beide photometrisch bei 760nm gegen Wasser vermessen
Differenz = Gerbstoffgehalt
14. 10. Gerbprozess: Lederherstellung Früher: Bevorzugt Gerbstoffe aus Eichenrinde
Heute: nur gelegentlich
Gerbwirkung beruht auf einer Wechselwirkung der Gerbstoffe mit den Kollagenfasern (Proteinen) der Haut:
Kollagenfasern gehen mit den Gerbstoffe
irreversible, kovalente Bindungen ein
Leder
15. 11. Pharmakologische Wirkungen adstringierend (blutungsstillend, schneller Wundverschluss)
antidiarrhoisch, antisekretorisch
antimikrobiell, antiviral
antiphlogistisch
antioxidativ, chemopräventiv
16. 12. Anwendungen Antidiarrhoika
leichte Wunden
gegen Entzündungen im Mund-/Rachenraum
gegen Herzbeschwerden
? bei systemischer Anwendung toxisch und schädigen die Leber, deshalb Verwendung v.a. als Tees
17. 13. Pflanzliche Drogen Tormentillae rhizoma (Tormentillwurzelstock)
Alchemillae herba (Frauenmantelkraut)
Acidum tannicum (Tannin)
Ratanhiae radix (Ratanhiawurzel)
Quercus cortex (Eichenrinde)
Hamamelidis cortex/Hamamelidis folium (Hamamelisrinde/Hamamelisblätter)
Uvae ursi folium (Bärentraubenblätter)
18. 13.1 Tormentillae rhizoma Stammpflanze: Potentilla erecta (Blutwurz)
Familie: Rosaceae
Inhaltsstoffe: Ellagitannine (v.a. Agrimoniin) und oligomere Proanthocyanidine
Verwendung: gegen unspezifische akute Durchfallerkrankungen und als Tinktur gegen leichte Schleimhautentzündungen im Mund-/Rachenraum
19. 13.2 Alchemillae herba Stammpflanze: Alchemilla xanthochlora (Frauenmantel)
Familie: Rosaceae
Inhaltsstoffe: Hauptkomponente Agrimoniin, daneben Laevigatin F, Pedunculagin (keine kondensierte Gerb-stoffe!)
Verwendung: Als Tee zur Behandlung leichter unspezifischer Durchfallerkrankungen
20. 13.3 Acidum tannicum - Tannin wird zum größten Teil aus chinesischen Gallen (Rhus semialata – Anacardiaceae) gewonnen
ist ein Gemisch von Estern der Glucose mit Gallussäure und Galloylgallussäure (Gallotannine)
Verwendung: zur Behandlung akuter unspezifischer Durchfälle, z.B. von Reisediarrhoen, als Tannin-Eiweiß (Albumini tannas)
[freies Tannin ist als Antidiarrhoikum nicht geeignet
? Schädigung der Magenschleimhaut]
21. 13.4 Ratanhiae radix Stammpflanze: Krameria lappacea (Ratanhia)
Familie: Krameriaceae
Inhaltsstoffe: Catechingerbstoffe
Verwendung: Als Tinktur zu Pinselungen; verdünnt zum Spülen bei Schleimhautentzündungen im Mund-/Rachenraum; Bestandteile von Zahnpasten
22. 13.5 Quercus cortex Stammpflanzen: Quercus robur, Quercus petraea
Familie: Fagaceae
Inhaltsstoffe: Catechingerbstoffe, Ellagitannine, komplexe Gerbstoffe
Verwendung: als Dekokt bei Hauterkrankungen, auch zum Gurgeln bei leichten Entzündungen im Mund-/Rachenraum; innerlich bei unspezifischen Durchfallerkrankungen
23. 13.6 Hamamelidis cortex, Hamamelidis folium Stammpflanze: Hamamelis virginiana (Zaubernuss)
Familie: Hamamelidaceae
Inhaltsstoffe:
Rinde: Gallotannine und Ellagitannine
Blätter: Catechingerbstoffe, Gallotannine (Hamamelitannin)
Verwendung:
Rinde: leichte Hautverletzungen, lokale Entzündung Haut und Schleimhäute, Hämorrhoiden und Krampfaderbeschwerden
Blätter: gleiche
24. 13.7 Uvae ursi folium Stammpflanze: Arctostaphylos uva-ursi (Bärentraube)
Familie: Ericaceae
Inhaltsstoffe: v.a. Gallotannine, Arbutin
Verwendung: gegen entzündliche Erkrankungen der ableitenden Harnwege
25. 14. Literatur H. Wagner, A. Vollmar, A. Bechthold (2007), Pharmazeutische Biologie 2 – Biogene Arzneistoffe und Grundlagen von Gentechnik und Immunologie, 7. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 113 – 120
H. Rimpler (1997), Pharmazeutische Biologie II – Biogene Arzneistoffe, 1. Auflage, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart – Jena – Lübeck – Ulm, 228 – 244
G. Kaur, M. Athar, M. Sarwar Alam, Quercus infectoria galls possess antioxidant activity and abrogates oxidative stress-induced functional alterations in murine macrophages, Chemico-Biological Interactions 171 (2008) 272–282
P. Tiemann, et al., Administration of Ratanhia-based herbal oral care products for the prophylaxis of oral mucositis in cancer chemotherapy patients: a clinical trial, Advance Access Publication 27 October 2006
D. LIZARRAGA, et al., Witch Hazel (Hamamelis virginiana) Fractions and the Importance of Gallate MoietiessElectron Transfer Capacities in Their Antitumoral Properties, J. Agric. Food Chem. 2008, 56, 11675–11682
Chung S. Yang, et al., Possible mechanisms of the cancer-preventive activities of green tea, Mol. Nutr. Food Res. 2006, 50, 170 – 175
http://www.pharmazie.uni-mainz.de/AK-Stoe/DB/Gruppe18/arctostaphyllos.htm