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Landesausbau und Dorfgemeinden

Landesausbau und Dorfgemeinden. Helga Schultz. Schwerpunkte. Grundherrschaft und Fronhofsystem Die agrartechnische Revolution des hohen Mittelalters Landesausbau Landgemeinde Ostkolonisation. 1. Grundherrschaft und Fronhofsystem. Grundherrschaft.

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Landesausbau und Dorfgemeinden

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Presentation Transcript


  1. Landesausbau und Dorfgemeinden Helga Schultz

  2. Schwerpunkte • Grundherrschaft und Fronhofsystem • Die agrartechnische Revolution des hohen Mittelalters • Landesausbau • Landgemeinde • Ostkolonisation

  3. 1. Grundherrschaft und Fronhofsystem

  4. Grundherrschaft • Das Verhältnis zwischen Herren (Adel, Kirche) und Bauern beruht auf der Grundherrschaft. • Sie entstand als Synthese römischer und germanischer Elemente: Spätantikes Bodeneigentum und germanische Herrschaft über Personen. • Die ursprüngliche Freiheit der Bauern, die eine ältere Forschung (Friedrich Engels) in der Markgenossenschaft sah, hat es offenbar nicht gegeben.

  5. Nicht Sklaverei – Nicht Freiheit • Die Grundherrschaft setzt sich aus mehreren Herrenrechten zusammen, die alle zu Leistungsverpflichtungen der Bauern führen: • Leibherrschaft: die persönliche Leibeigenschaft und Untertänigkeit der Bauern; • Grundherrschaft im engeren Sinne: der Boden ist Eigentum des Herrn und wird dem Bauern zur Bewirtschaftung nur in Besitz gegeben; • Gerichtsherrschaft: aus königlichen Rechten abgleitet und delegiert. • Die Grundherrschaft bedeutete zivilisatorischen Fortschritt bei institutionalisierter Verknechtung der Bauern.

  6. Grundherrschaft im Frühmittelalter • Im Frühmittelalter (8. bis 11. Jahrhundert) bildete sich das Fronhofsystem, das sich im ganzen Karolingerreich ausbreitete. • Königliche Pfalzen, Klöster, Bischofs- und Adelsburgen sind Zentren von Fronhofssystemen. • Dort entfaltet sich wieder Handwerk; höfisches Leben; Macht; Kultur.

  7. Fronhofsystem e • Der Fronhof besteht aus Burghof mit Wirtschaftsgebäuden und zugeordneten Bauernwirtschaften. • Dort wird das winzige Mehrprodukt unter Leitung eines Meiers oder Vogtes in Fronarbeit erzeugt, gesammelt und verbraucht. • Streubesitz mit Neben- und Oberhöfen ist üblich.

  8. 2. Die agrartechnische Revolution des hohen Mittelalters

  9. Geringe Erträge im Frühmittelalter • Extensive Feldgraswirtschaft (Wechsel von Getreidebau und Brache) bringt nur das Dreifache der Aussaat. • Das Vieh ernährt sich dürftig auf Waldweide und Brache und bleibt klein. • Die Bevölkerung erreicht daher wenig mehr als zwei Einw./km².

  10. Innovation Dreifelderwirtschaft • Die Dreifelderwirtschaft löst die wilde Feld-Graswirtschaft ab. • Der Wechsel von • Sommergetreide (Hafer, Gerste) • Wintergetreide (Roggen, Dinkel) und • Brache erweitert die Anbaufläche. • Der Erschöpfung des Bodens ohne Düngung wird vorgebeugt. • Geregelte Viehweide.

  11. Das europäische Feldsystem der vorindustriellen Zeit Die Durchsetzung der Dreifelderwirtschaft ist nur durch die Organisation der Feldarbeit im Fronhofssystem möglich. Quelle: Hartmut Boockmann: Stauferzeit und spätes Mittelalter. Deutschland 1125-1517, Berlin 1987, S. 17.

  12. Innovation Räderpflug, eiserne Schar und Kummet-Anschirrung • Der Bodenwendepflug mit Radvorgestell ersetzt den einfachen Hakenpflug. • Pferdeanschirrung mit Kummet ersetzt das schwächere Ochsengespann. • So kann tiefer gepflügt werden; schwere Böden können bearbeitet werden.

  13. Langsamer Fortschritt von Westen nach Osten: Räderpflug an der Atlantikküste Ostflandern-Hainaut um 1275, aus: Siegfried Epperlein: Der Bauer im Bild des Mittelalters, Leipzig u. a. 1975, Tafel 15.

  14. Östlich der Elbe: hölzerner Hakenpflug mit Ochsenanspannung Bis in das 19. Jahrhundert bleibt östlich der Elbe der Hakenpflug mit Ochsenanspannung im Gebrauch, später verstärkt durch eiserne Spitze.

  15. Innovation Wassermühle • Das oberschlächtige Wasserrad ermöglicht auch schwache Gefälle von Flüssen und Bächen zu nutzen. • Mühlen finden nicht nur im Gewerbe, sondern auch in der Getreideverarbeitung allgemeine Verbreitung. • Die Mehlproduktion steigt sprunghaft, Brot löst die Getreidebreie zunehmend ab.

  16. Wachstum • Die Produktivität wächst auf das Vierfache der Aussaat. • Die Bevölkerung wächst im südlichen, westlichen und mittleren Europa bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts auf mehr als 10 Einw./km². http://www.uni-tuebingen.de/mittelalter/personen/widder/ws9900/diagramm.htm

  17. 3. Landesausbau

  18. Kulturlandschaft entsteht • Neue Kulturflächen in Gebirgen, an Küsten und Flüssen und in anderen Randlagen werden erschlossen. • Im hohen Mittelalter werden die deutschen Mittelgebirge besiedelt. • Die geschlossenen Urwälder lichten sich, die Siedlungsinseln wachsen zusammen. • Der Landesausbau gipfelt in der mittelalterlichen Urbanisierung.

  19. Dorfgründung mit Lokator Sachsenspiegel, Heidelberger Handschrift:

  20. Verdorfung • Wachsende Siedlungsdichte führt zur Verdorfung. • Rode-Dörfer und Hagen-Dörferentstehen als Straßendörfer, Angerdörfer,Waldhufendörfer. Angerdorf mit Kirche, Dorfteich, Wirtshaus/Backhaus und Schmiede im Zentrum und umgebender Blockgewannflur.

  21. Bevölkerungsdichte und Wanderungsdruck

  22. 4. Bauernrecht und Landgemeinde

  23. „Stadtluft macht frei“ • Die Bauern können in Städte und Rodungsgebiete abziehen: • „Stadtluft macht frei nach Jahr und Tag“. • Das alte Fronhofsystem löst sich auf. Die nahe Stadt im Flämischen Kalender des Simon Bening. Aus: S. Epperlein, 1975, Tafel 45.

  24. Sachsenspiegel Gott schuf alle Menschen gleich... Sachsenspiegel, Heidelberger Handschrift: Landrecht III, 42, §4. http://www.sachsenspiegel-online.de/cms/

  25. Bessere Bauernrechte • In den Rodungsgebieten bildet sich eine erleichterte Grundherrschaft heraus: • Erbliche Rechte der Bauern am Hof; • Abgaben und Zinszahlungen statt Frondiensten; • Bloße Gerichtsherrschaft • Die alte Leibeigenschaft weicht einer milderen Hörigkeit.

  26. Zins statt Fron Zinszahlung. Sachsenspiegel, Heidelberger Handschrift: Landrecht II, 59, §2, aus: S. Epperlein, 1975, Tafel 26.

  27. Landgemeinde – Enstehung • Die Landgemeinde ist eine Errungenschaft des hohen Mittelalters. • Sie entsprang nicht unmittelbar der germanischen Markgenossenschaft (F. Engels), nimmt aber wohl germanische Institutionen (Thing/Ding) auf. • Voraussetzungen waren • Auflösung der Fronhofverfassung • Verdorfung • Bessere Bauernrechte

  28. Landgemeinde - Funktion • Die Landgemeinde regelt gemeinschaftlichen Ackerbau in der Dreifelderwirtschaft (Flurzwang) und die Nutzung der Allmende. • In Streitfällen wird in der Versammlung aller Vollmitglieder Recht gesprochen (Weistümer). • Funktionäre werden ernannt: • Bauermeister (Schulzen), • Hirten, • Müller und Schmiede).

  29. Pflug, Mühle und Kirche als Zentrum der Gemeinde unter dem Schutz des Landfriedens Sachsenspiegel, Heidelberger Handschrift: Landrecht II, 66, §1.

  30. 5. Ostkolonisation

  31. Kreuz und Schwert • Mit dem Wendenkreuzzug von 1147 setzt die erneute Eroberung der elbslawischen Siedlungsgebiete ein. • Die Eroberung endet mit Christianisierung und Eingliederung in das Reich. • In Mecklenburg und Pommern bleibt die Herrschaft in der Hand der slawischen Dynastien. Siegel von Albrecht dem Bären, Begründer der askanischen Herrschaft in Brandenburg.

  32. Zug nach Osten • Nutznießer war nun nicht das Reich, sondern Fürsten und Herzöge: der Welfe Heinrich der Löwe und der Askanier Albrecht der Bär. • Das Fundament dieser Territorialfürstentümer war massenhafte städtische und bäuerliche Siedlung („Kolonisation“). • Auch die polnischen, böhmischen und schlesischen Fürsten nutzen Siedler aus dem Westen planmäßig für den Landesausbau.

  33. Deutsche Ostsiedlung • Bäuerliche Siedlung: rote Flächen und Schraffuren. • Stadtrechte: • Lübecker: grün; • Magdeburger: gelb; • Wiener: weiß. W. Wagner: Neuer Großer Bildatlas der deutschen Geschichte, Gütersloh 1999.

  34. Deutsch-slawische Ethnogenese • Die deutschen Neustämme bilden sich heraus: • Mecklenburger, • Pommern, • Brandenburger, • Obersachsen, • Schlesier. • Die ansässige slawische Bevölkerung wird binnen weniger Generationen assimiliert durch Nachbarschaft und Christianisierung. • Nur die Sorben bewahren sich in Ober-und Niederlausitz ein Rückzugsgebiet von Sprache und Kultur.

  35. Siedlung oder Expansion • Die alte Kontroverse um Ostkolonisation (als deutsche Kulturtat) oder Ostexpansion (als deutscher Drang nach Osten) löst sich auf, wenn man das Geschehen im europäischen Rahmen sieht. • Seit den Kriegen Karls des Großen gegen die Sachsen ist die antik-römische Kultur durch Eroberung und Christianisierung weiter nach Norden und Osten getragen worden.

  36. Deutsches Recht - nicht deutsche Siedlung • Die Ostsiedlung des 12. bis 14. Jahrhunderts trägt die Innovationen des hochmittelalterlichen Landesausbaus in die Siedlungsgebiete der slawischen Völker hinein. • In der Verschmelzung und Gemeinsamkeit wird die Siedlung nach Deutschem Recht entwickelt, die weiter nach Osten von slawischen Siedlern getragen wird.

  37. Zusammenfassung • Im Übergang zum hohen Mittelalter wurden durch Innovationen (Bodenwendepflug, Kummet, Wassermühle, Dreifelderwirtschaft) deutliche Ertragssteigerungen erreicht. • Bevölkerungswachstum, Landesausbau und Stadtkultur wurden möglich. • Das Fronhofssystem löste sich auf. Die Bauern erlangten größere Freiheiten und bildeten die Landgemeinde aus. • Im Zuge der Ostkolonisation breiteten sich diese Fortschritte weit nach Osteuropa hinein aus.

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