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Experiment zur Eindrucksbildung und Personenwahrnehmung Anna Pollmann Britta Schleuter Wintersemester 2003

Abstract. Wie

benjamin
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Experiment zur Eindrucksbildung und Personenwahrnehmung Anna Pollmann Britta Schleuter Wintersemester 2003

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Presentation Transcript


    1. Experiment zur Eindrucksbildung und Personenwahrnehmung Anna Pollmann & Britta Schleuter Wintersemester 2003/04 Extensionsexperiment

    2. Abstract

    3. Wie ´funktioniert` menschliche Eindrucksbildung und Personenwahrnehmung? N.H. Andersons` Informationsintegrations-Theorie (1973) basiert auf der Annahme, die Informationsintegration folge einem additiven Modell. Lässt sich der Gesamteindruck einer Person durch das arithmetische Mittel der Einzelmerkmale beschreiben? Wird dieser Gesamteindruck durch das Tragen eines Kopftuchs beeinflusst?

    4. Aus einer im Vortest mit 20 Probanden ermittelten Sympathierangreihenfolge von Adjektiven und Fotos werden drei Fotos als „Kontextreize“, sowie sieben Adjektive als „Serienreize“ entnommen und zu 21 Paaren kombiniert. Im Hauptversuch werden die Adjektiv-Foto-Kombinationen auf einer Sympathieskala bewertet.

    5. Annahme ist, je positiver ein Kontextreiz, desto positiver wird auch eine Kombination mit diesem eingeschätzt und die Sympathiebeurteilung wird durch das Tragen eines Kopftuchs negativ beeinflusst. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Eindrucksbildung Andersons´ Modell folgt. Über die „Kopftuchfrage“ kann keine Aussage getroffen werden.

    6. Sonntag, 01. Februar 2004 "Kopftuch steht für Islamismus" Bischöfin Käßmann tritt entschieden für ein Verbot ein - Kritik an Rau Von Gernot Facius „Gerade weil das Kopftuch nicht eindeutig als religiöses oder politisches Symbol gedeutet werden kann, wäre eine Einzelfallprüfung Gesinnungsschnüffelei. Und so etwas lehne ich ab. Eine Beamtin im öffentlichen Dienst muss sich allerdings sehr wohl der Mehrdeutigkeit bewusst sein. Sie hat sich an das Mäßigungsgebot zu halten. Und ein neutrales Symbol ist das Kopftuch eben nicht!“ Quelle: http://morgenpost.berlin1.de/archiv2004/040201/politik/story656802.html

    7. Berlin direkt Kopftuch schlimmer als Kruzifix? Streit um reiligiöse Symbole in Schulen Religiöses Symbol oder Zeichen der Unterdrückung? Das Kopftuch spaltet nach wie vor. Die Forderung von Bundespräsident Rau nach einer Gleichbehandlung aller Religionen löste eine Welle der Kritik aus. Der Grundkonflikt bleibt: Lässt sich das Kopftuch verbieten, das Kruzifix aber nicht? von Norbert Lübbers, 11.01.2004 Quelle: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/14/0,1872,2094926,00.html

    8. „Auslöser der Kopftuch-Debatte in Deutschland war die Klage der muslimischen Lehrerin Fereshta Ludin. Baden-Württemberg hatte sie nicht in den Schuldienst übernommen, weil sie nur mit einem Kopftuch unterrichten wollte.“

    9. 23.01. 2004 Kopftuchverbot gegen Grundgesetz Ausländerbeautragte der Bundesregierung Gesetzentwürfe der Länder „Karlsruhe hatte im Streit um das Kopftuch einer muslimischen Lehrerin ein gesetzliches Verbot für zulässig erklärt, wenn alle Religionen gleich behandelt werden. Als erste Bundesländer streben Baden-Württemberg und Bayern ein Verbot des Kopftuchs an, wollen aber christliche Symbole dulden.“ Quelle: http://www.nw-news.de/news/mantel/politik/NW_20040123_115100001.html

    10. Alltagsbeispiel

    14. Theoretische Herleitung

    15. Die menschliche Eindrucksbildung und Personenwahrnehmung ist in den Bereich der Sozialpsychologie einzuordnen. Da sie sich jedoch in allen Lebensbereichen abspielt, sind viele Forschungsgebiete der Psychologie an ihrer wissenschaftlichen Untersuchung beteiligt, wie beispielsweise die Pädagogische Psychologie (Beispiel: Lehrer-Schüler-Verhältnis) oder die Klinische Psychologie (Beispiel: Diagnoseurteile).

    16. Auch im Bereich der Wahrnehmungspsychologie spielt die Eindrucksbildung und Personenwahrnehmung eine große Rolle: In einem Experiment von Solomon Asch (1946) sollte gezeigt werden, dass der naive Gesamteindruck von einem Menschen vom jeweiligen Kontext der Einzelmerkmale abhängig ist.

    17. Entsprechend wird erwartet, dass ein und dieselbe Eigenschaftsliste, bei welcher z.B. lediglich das Wort „warmherzig“ (Liste 1) durch die Persönlichkeits-eigenschaft „gefühlskalt“ (Liste 2) ausgetauscht wird, den intuitiv Urteilenden zu zwei völlig verschiedenen Persönlichkeitsbildern führt (Jones & Goethals, 1971).

    18. Asch erklärte dies aus gestaltpsycho-logischer Sicht („Das ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“). Er nahm an, dass keine befriedigende Erklärung für einen Gesamteindruck durch eine additive Verknüpfung von Einzelmerkmalen geleistet werden könne.

    19. Auch der amerikanische Kognitions-psychologe Norman H. Anderson beschäftigte sich mit diesem Thema. Als ursprünglicher Entschei-dungstheoretiker entwickelte er ein einfaches mathematisches Modell zur Vorhersage von Eindrucksbildungs-urteilen.

    20. Sein additives Informationsintegrations-Modell „bezieht sich auf die Verknüpfung von je zwei Eigenschaften zu einem Gesamteindruck, wobei angenommen wird, dass die Eindrucksbildung einem sog. linearen Modellansatz folgt“ (Sarris, V. (1995). Experimentalpsychologisches Praktikum. Band II, S. 162).

    21. Foto (Einzelwert 18) + freundlich (Einzelwert 1) Mittelwert bilden: 18 + 1 = 19 19 / 2 = 9,5 ? mittleres Sympathieurteil!

    22. Das additive „Informationsintegrations“-Modell von N.H. Anderson (1973) besagt, dass Individuen einzelne Informationen gemäß einfacher algebraischer Modelle integrieren. Beispiel: y = x + a (a ist eine additive Kon- stante, welche die Gerade lediglich verschiebt)

    24. Ausgangsexperiment

    25. In seinem Experiment zur sozialen Wahrnehmung und Eindrucksbildung (1973), kombinierte Anderson zehn Personenmerkmale, so genannte „Zeilen-Adjektiva“, mit drei weiteren Merkmalen, so genannten „Spalten-Adjektiva“, so dass sich 30 Personenbeschreibungen ergaben.

    26. Die Aufgabe der Probanden (zwölf Studenten eines Einführungskurses in Psychologie) war es, die soziale Erwünschtheit von Personen zu beurteilen, die durch die jeweiligen Merkmalskombinationen beschrieben wurden.

    27. Jeder Proband beurteilte 60 Personenbeschreibungen (30 Kombinationen, jeweils noch mal in umgekehrter Reihenfolge dargeboten) derart, wie positiv oder negativ das jeweilige Eigenschaftspaar - gemäß allgemein wünschenswertem sozialen Verhalten – erschien.

    28. Die Bewertung erfolgte anhand einer graphischen Ratingskala, welche in 21 Grade eingeteilt war. Vor den Hauptbeurteilungsdurchgängen absolvierten die Probanden stets 12 Übungsdurchgänge mit je zwei bis drei Merkmalskombinationen.

    29. Um einen eventuellen primacy-effekt (nach Asch) zu vermeiden werden alle Kombinationen in umgekehrter Reihenfolge nochmals dargeboten und beurteilt

    30. Replikation

    31. Aufgrund der Befunde von Anderson prüften wir in unserer Replikation folgende Hypothese:

    32. Je positiver der Kontextreiz, desto positiver wird das jeweilige Adjektivpaar eingeschätzt. Dies folgt einem additiven Modell.

    33. Methode

    34. Stichprobenbeschreibung Psychologiekurse der Jahrgangsstufe 11 des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums in Oberhausen Vorversuch: 25 Probanden Hauptversuch: 24 Probanden Wo hat das Experiment stattgefunden ? In einem Klassenräumen des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums

    35. Versuchsmaterial Laptop und Beamer Instruktionen  als Power-Point-Darbietung im Vorversuch: 18 Adjektive als Power-Point-Darbietung Im Hauptversuch: Adjektiv-Kombinationen als Power-Point-Darbietung Protokollblätter

    36. Gruppenversuch mit 25 Probanden 18 Adjektive werden einzeln dargeboten Probanden sollen sich jeweils eine fiktive Person (jungen Mann) vorstellen und diese für jedes einzelne Adjektiv beurteilen Bewertung auf Protokollbogen (sympathisch vs. unsympathisch) Vorversuch

    37. Auswertung Vorversuch für jedes Adjektiv wird der Gruppenmittelwert errechnet Adjektive werden in Rangreihenfolge gebracht Ränge 1, 9 und 18 stellen das positivste, neutralste und negativste Adjektiv („Kontextreize“) dar 6 in ähnlichen Abständen ausgewählte Adjektive stellen „Serienreize“ dar

    40. Gruppenversuch mit 24 Probanden Kontext- und Serienreize werden zu Paaren kombiniert (6 x 3 = 18 Paare) Probanden bewerten fiktive Person (jungen Mann) anhand der Adjektivpaare Bewertung auf Protokollbogen (sympathisch vs. unsympathisch) Hauptversuch

    41. Messwiederholung: um primacy-effekt (nach Asch) zu vermeiden alle 18 Kombinationen werden in umgekehrter Reihenfolge nochmals beurteilt (z.B. arrogant – kontaktfreudig vs. kontaktfreudig – arrogant)

    42. Versuchsplan Vorversuch

    43. Versuchsplan Hauptversuch

    44. Ergebnis Replikation

    46. Sympathieurteile steigen bei allen drei Graphen tatsächlich an Kontextreize üben einen Einfluss aus Standardschätzfehler überschneiden sich nicht ? Hinweis auf Signifikanz

    50. Diskussion

    51. Interpretation der Ergebnisse Unsere Befunde stützen die Hypothese Es ist allerdings zu vermuten, dass das Andersonsche Modell bei Extremwerten nicht Stand halten kann.

    52. Unser Extensionsgedanke war es zunächst, den Versuch um die unabhängige Variable Foto zu erweitern. Vortest: Beurteilung des Fotos auf Sympathie Haupttest: Kombination der Fotos mit den Adjektivpaaren Nach weiteren Überlegungen kam uns die kürzlich in den Medien diskutierte „Kopftuchfrage“ in den Sinn.

    53. Darauf aufbauend formulierten wir folgende Hypothesen für unser Extensionsexperiment:

    54. 1.) Je positiver der Kontextreiz (Foto), desto positiver wird die jeweilige Kombination (Adjektiv-Foto) eingeschätzt. Dies folgt einem additiven Modell.

    55. 2.) Die Kombination der Serienreize (Adjektive) mit Kontextreiz 2 (neutrales Foto) wird unter Bedingung a (ohne Kopftuch) positiver eingeschätzt als unter Bedingung b (mit Kopftuch).

    56. Methode

    57. Stichprobenbeschreibung An dem Vorversuch nehmen 20 Probanden teil. Am Hauptversuch 40. Es handelt sich um Psychologiekurse der Jahrgangsstufe zwölf und dreizehn des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums in Oberhausen. Der Versuch fand in den jeweiligen Klassenräumen statt.

    58. Versuchsmaterial Für die Durchführung des Versuchs werden ein Laptop und ein Beamer benötigt, um die Instruktion, sowie die Einzeladjektive und die Fotos (im Vorversuch) und die Adjektiv-Foto-Kombination (im Hauptversuch) mittels einer PowerPoint-Präsentation an die Wand zu projizieren. Die Probanden benutzen Protokollblätter und einen Stift.

    60. Es handelt sich um einen Gruppenversuch, an dem 20 Probanden teilnehmen. 18 Adjektive und 10 Fotos werden einzeln dargeboten und die Probanden bewerten diese jeweils auf Protokollbögen (sympathisch vs. unsympathisch) nach Sympathie. Vorversuch

    61. Vorbereitung Hauptversuch Für jedes Adjektiv und jedes Foto wird der Gruppenmittelwert errechnet. Anschließend werden Adjektive und Fotos in eine Rangreihenfolge gebracht. Das positivste, neutralste und negativste Foto wird ausgewählt (Kontextreize). Sieben in geeigneten Abständen ausgewählte Adjektive stellen die „Serienreize“ dar.

    65. Für den Hauptversuch versehen wir die Person auf dem Foto, welches am neutralsten bewertet wurde, mit einem Kopftuch.

    67. Es nehmen zwei Gruppen („ohne Kopftuch“, „mit Kopftuch“) mit jeweils 20 Probanden teil. Die Kontext- und Serienreize sind zu Paaren kombiniert (7 x 3 = 21 Paare) Eine Gruppe sieht das neutralste Foto ohne, die andere mit Kopftuch. Aufgabe der Probanden ist es, die Adjektiv-Foto-Kombinationen auf Protokollbögen (sympathisch vs. unsympathisch) zu bewerten. Hauptversuch

    68. kontaktfreudig

    69. Es handelt sich um einen einfaktoriellen, univariaten Versuchsplan mit Wiederholungsmessung. Als unabhängige Variable dienen die 18 Adjektive und die 10 Fotos. Die abhängige Variable ist das durchschnittliche Sympathieurteil. Versuchsplan Vorversuch

    71. Der Versuchsplan ist ein dreifaktorieller, univariater Versuchsplan mit dem 1. Faktor als Zufallsfaktor und dem 2. und 3. Faktor als Wiederholungsfaktor. Unabhängige Variablen sind die Serienreize (7-fache Abstufung) und die Kontextreize (3-fache Abstufung). Abhängige Variable ist das durchschnittliche Sympathieurteil. Versuchsplan Hauptversuch

    73. Ergebnis Extension

    76. Unsere Ergebnisse stützen (betrachtet man die Datentrends) die erste Hypothese (Je positiver der Kontextreiz (Foto), desto positiver wird die jeweilige Kombination (Adjektiv-Foto) eingeschätzt. Dies folgt einem additiven Modell.) Die Sympathieurteile steigen bei beiden Gruppen und bei allen drei Graphen an. Dass die Kontextreize einen Einfluss ausüben sieht man daran, dass die drei Graphen „parallel“ verschoben sind. Die Standardschätzfehler überschneiden sich teilweise (dies könnte mit der geringen Stichprobengröße zusammenhängen).

    80. Da sich fast alle Standardschätzfehler überschneiden, kann man sagen, dass es bei beiden Gruppen bei der Beurteilung des positivsten, sowie bei der Beurteilung des negativsten Fotos, keinen signifikanten Unterschied gibt. Dieser Befund entspricht unseren Erwartungen, da die Probanden in jeder Gruppe das selbe Foto beurteilen. Ein Unterschied wird nur bei dem neutralen Foto erwartet, da die Person (je nach Gruppe) mit und ohne Kopftuch beurteilt wird.

    82. Auch beim Vergleich der beiden Gruppen bezüglich des neutralsten Fotos ist kein signifikanter Unterschied zu erkennen (einige Standardschätzfehler überschneiden sich, einige nicht). Im Ganzen geht der Trend eher dahin, dass die Person mit Kopftuch positiver bewertet wird als ohne Kopftuch. Unsere Befunde stützen die zweite Hypothese nicht. (Die Kombination der Serienreize (Adjektive) mit Kontextreiz 2 (neutrales Foto) wird unter Bedingung a (ohne Kopftuch) positiver eingeschätzt als unter Bedingung b (mit Kopftuch).)

    83. Kritikpunkte

    84. Die Fotos hatten eine sehr schlechte Qualität: Viele Probanden erkannten nicht, dass es sich bei den Frauen auf den Fotos um Türkinnen handelte. Beim Debriefing kam heraus, dass ein Großteil der Probanden das Kopftuch nicht als solches erkannt hat, sondern dachte, es handele sich um lange Haare. Kopftuch hätte besser farbig als schwarz sein sollen!

    85. Diskussion

    86. Somit mussten wir feststellen, dass unser Experiment nicht das gemessen hat, was es sollte. Es ist aufgrund unserer Befunde nicht möglich, eine Aussage darüber zu treffen, ob Frauen ohne Kopftuch durchschnittlich positiver bewertet werden als Frauen mit Kopftuch.

    87. Mögliche Interpretation: Die Sympathiebewertungen der „neutralsten“ Person lässt vermuten, dass Frauen mit „wallendem Haar“ durchschnittlich positiver beurteilt werden als mit einem „strengen Zopf“. Dies wäre ein weiterer interessanter Untersuchungsansatz.

    88. Literatur Jones, E.E. & Goethals, G.R. (1971). Order effects in impression formation: Attribution context and the nature of the entity. New York: General Learning Press Sarris, Viktor (1995). Experimentalpsychologisches Praktikum. Band II. (2. verb. Aufl.) Unter Mitarbeit von G. Stolze u. H.-P. Musahl. Lengerich, Berlin, Riga, Scottsdale AZ (USA), Wien, Zagreb: Pabst http://morgenpost.berlin1.de/archiv2004/040201/politik/story656802.html http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/14/0,1872,2094926,00.html http://www.nw-news.de/news/mantel/politik/NW_20040123_115100001.html

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