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Geschichte Afrikas im Überblick: 20. Jahrhundert

Geschichte Afrikas im Überblick: 20. Jahrhundert „ Der erste Weltkrieg und seine kolonialpolitischen Folgen “ Die Lage im Französisch-Schwarzafrika [Afrique Noire Française] am Vorabend des Ersten Weltkrieges .

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Geschichte Afrikas im Überblick: 20. Jahrhundert

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  1. Geschichte Afrikas im Überblick: 20. Jahrhundert „ Der erste Weltkrieg und seine kolonialpolitischen Folgen“ Die Lage im Französisch-Schwarzafrika [Afrique Noire Française] am Vorabend des Ersten Weltkrieges

  2. Unmittelbar vor Kriegsbeginn ist es Frankreich gelungen, fast alle Eroberungskriege bzw. „Pazifizierungskriege“ abzuschließen

  3. Zur gleichen Zeit mussten die Kolonisierten eine starke Zunahme der Kolonialpflichten erleben.

  4. Steuerpolitik: in jeder Kolonie mussten die Menschen Steuer zahlen, um das Budget aufzustocken. • Zwangsarbeitspolitik: für den Bau von Straßen, Brücken, Eisenbahnstrecken, Militärposten, aber auch für den Wiederaufbau von durch die Kolonialarmee zerstörten Dörfern.

  5. Manchmalwurden die „Arbeiter“ eingesetzt, um Feldarbeiten auf Privatplantagen von Kolonisten zu verrichten. • In Côte d‘Ivoire wurden Wälder beschlagnahmt, um Waldarbeiter, die keinen eigenen Arbeitsrahmen mehr hatten, dazu zu zwingen, für französische Kolonisten zu arbeiten.

  6. Die Arbeitspolitik fußte natürlich auf der Kolonialideologie und lautete: „Arbeiten ist gut für die Moral dieser faulen Menschen und darüberhinaus für den ganzen Kolonialhandel“

  7. Nach der militärischen Konsolidierung seiner Vorherrschaft versuchte Frankreich, die eroberten Gebiete wirtschaftlich aufzuwerten.

  8. Jean Suret-Canale definiert die Aufwertungspolitik als koloniale Ausbeutungspolitik. [Suret-Canale, Jean: AfriqueNoire. L‘Erecoloniale 1900-1945, Editions sociales, Paris 1964]

  9. Aufgrund der Größe seines Kolonialreiches stand Frankreich vor massiven Verwaltungsproblemen.

  10. Errichtung von zwei Hauptverwaltungseinheiten, um eine Optimierung der Verwaltungsaufgaben zu erzielen: • AOF: AfriqueOccidentale Française [Französisch-Westafrika] • AEF: AfriqueEquatoriale Française [Französisch-Äquatorialafrika]

  11. Jede Einheit wird von einem Generalgouverneur geleitet. • Jede Kolonie bekommt einen Lieutenant-Gouverneur, der dem General Gouverneur untersteht.

  12. Senegal als Sonderfall: • Zuerst war der Generalgouverneur gleichzeitig Lieutenant-Gouverneur. • Nachdem die anderen Kolonien gegen die Omnipotenz des Koloniechefs heftig protestiert hatten, entschied das Marine- und Kolonialministerium, die doppelte Funktion des Posten abzuschaffen.

  13. Senegal bekommt einen eigenen Lieutenant-Gouverneur mit Sitz in Saint-Louis, die de facto zur Hauptstadt der Kolonie wird. • Der für ganz Französisch- Westafrika zuständige Generalgouverneur hat seinen Regierungssitz in Dakar. • Deswegen bezeichnen Historiker Senegal als Kolonie mit zwei Hauptstädten (Saint-Louis und Dakar).

  14. Die Aufwertungs- bzw. Ausbeutungspolitik sollte sich aufgrund der schlechten Finanzlage als sehr problematisch erweisen. Zudem war das Budget viel zu minimal, um eine gerechtere Sozialpolitik zu garantieren.

  15. Verwaltungspersonal und/oder Mitarbeiter der Exekutive (Polizei) hatten in der Regel den größten Budgetanteil. • Diese unausgewogene Verteilungspolitik lässt sich mit folgendem Beispiel gut illustrieren.

  16. Laut J. Suret-Canale verfügte Gabun im Jahr 1911 über ein Budget von 972 000 Francs. Davon waren 608 000 Francs für das Verwaltungspersonal bzw. Polizei und Gefängniswärter reserviert. Der Schulsektor sollte 25 000 Francs von den übriggebliebenen 65 000 Francs bekommen. Am Ende waren es lediglich 5 406, 84 Francs.

  17. Die Kolonialadministration sah sich gezwungen, drei von den vier in Gabun existierenden Schulen zu schließen. In der einzigen funktionierenden Schule (in der Hauptstadt Libreville) mussten Beamten eingesetzt werden. • Diese konnten leider nur außerhalb ihrer Dienststunden unterrichten. Dafür bekamen sie eine minimale Abfindungssumme. • Für die Schüler bedeutete dies 2 oder 3 Unterrichtsstunden am Tag

  18. In Kongo-Brazzaville, meint J. Suret-Canale, war die Situation nicht anders. • In Oubangui-Chari (Zentralafrikanischer Republik) war es noch ärger. • In beiden Kolonien wurden kaum Maßnahmen getroffen, um in das Schulwesen effizient zu investieren.

  19. Im Grunde gab es nicht genug Finanzreserven, die den Kolonisierten ermöglicht hätte, ein „normales“ Leben zu führen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass das Kolonialsystem die Menschen gezwungen hatte, ihre bisherige traditionelle Lebensart aufzugeben.

  20. Das eigentliche Drama bestand darin, dass die Kolonialadministration, nachdem sie den Menschen völlig neue Prioritäten auferlegt hatte, nicht einmal bereit war, adäquate Strukturen und Lebenschancen zu schaffen.

  21. Der Wirtschaftshistoriker Jacques Marseille vertritt die These, dass die Kolonisation im Grunde kein profitables Geschäft für Frankreich war. [LITERATUR: Marseille, Jacques: Empire colonial et Capitalismefrançais. Histoired‘undivorce, Editions Albin Michel, Paris 1984.]

  22. Aus seiner Sicht hat Frankreich unverhältnismäßig viel mehr investieren müssen und dafür keinen echten finanziellen Profit erzielen können. Dies mag als rein wirtschaftliches Argument wohl stimmen, aber J. Marseille lässt ein zentrales Faktum außer Acht: dass Frankreich eine gewisse Inkonsequenz in seiner Kolonialpolitik gezeigt hat.

  23. Denn Frankreich wollte eigentlich mit Hilfe der Assimilationspolitik aus Afrikanern Franzosen machen. Aber es hatte zugleich davor Angst, dass die „neuen“ Franzosen anfangen könnten, sich Befreiungskonzepte des republikanischen Frankreichs zunutze zu machen und später Emanzipationsideen zu entwickeln.

  24. Vor Kriegsbeginn ist es zum Beispiel vielen Senegalesen, die im Protektorat lebten, gelungen, in den vier Gemeinden (Saint-Louis, Dakar, Rufisque und Gorée) Fuß zu fassen und in der Folge die französische Nationalität zu erlangen. Das Marine- und Kolonialministerium musste auf diese neue Situation schnell reagieren.

  25. Der zuständige Minister entsandte sofort einen Funktionär in die Kolonie, mit dem Auftrag die wachsende Zahl der „neuen“ Franzosen nach unten zu revidieren bzw. zu stoppen. Die Angst war einfach zu groß, dass die Senegalesen allmählich und demokratisch die politische Macht in der Kolonie übernehmen könnten.

  26. Diese Angst war übrigens wohl berechtigt, sofern die Strategie mancher Senegalesen darin bestand, den eigenen Assimilationsprozess zu forcieren, um eben am politischen Leben ganz normal teilnehmen bzw. an die Macht gelangen zu können. Diese Strategie wird heute von einigen Politologen und Historikern kritisiert.

  27. So wird argumentiert, dass die damalige Politikergeneration nicht in der Lage war, patriotische oder nationalistische Akzente zu setzen. Vielmehr wird ihr vorgeworfen, eine undifferenzierte und unkritische frankophile Einstellung gehabt zu haben. [LITERATUR: Diagne, Pathé: Léopold Sédar Senghor ou la Négritudeservante de la Francophonie, Editions Sankoré & L‘Harmattan, Paris 2006]

  28. Ein weiterer Beweis von Inkonsequenz war der Unwille, „richtig und effizient“ zu investieren, soweit man diese beiden Begriffe in einem willkürlichen Herrschaftssystem verwenden kann. • Einerseits, haben die meisten Funktionäre alles unternommen, um in der Kolonie ein besseres Leben als in der Metropole zu führen. • Andererseits, haben sie aufgrund der Herrschermentalität es versäumt, den „Untertanen“ einen soliden Lebensunterhalt zu sichern.

  29. Dennoch gab es viele Franzosen, die überzeugt waren, Frankreich sollte die Kolonien aufgeben bzw. mit der Verschwendungspolitik aufhören. Diese Menschen betrachteten ja alle Investitionen als Geldvergeudung, solange Frankreich nicht in der Lage wäre, eine effizientere Ausbeutungspolitik zu betreiben.

  30. Gerade solche Kritiker haben es Ende der 1950er Jahre geschafft, den sogenannten Anticolonialisme de droite[Antikolonialismus der Rechten] zu entwickeln. Raymond Cartier (1904-1975) war einer der prominentesten Vertreter dieses „pragmatischen“ Antikolonialismus.

  31. R. Cartier war Journalist bei Paris-Match [Pendant zur Bild Zeitung]. Berühmt ist er endgültig geworden wegen der Formulierung: „La Corrèze avant le Zambèze“ [wortwörtlich: „Die Corrèze vor dem Sambesi“] [sinngemäß: „Lieber die Corrèze als der Sambesi“]

  32. Sambesi dürfte in diesem Schlagwort eigentlich nur einen Symbolcharakter haben, denn diese Region ist nie eine französische Kolonie gewesen. Damit wollte R. Cartier grundsätzlich seine Liebe zu Frankreich signalisieren. Gleichzeitig oder deswegen verlangte er, dass Frankreich das eigene nationale Territorium (also die Metropole) privilegieren sollte, anstatt sich die Bürde eines Kolonialreiches aufzuerlegen.

  33. Bei R. Cartier handelte es sich nicht um Antikolonialismus aus politischer oder ideologischer Überzeugung, sondern um Antikolonialismus aus praktischen Überlegungen. Deswegen spricht man ja auch von einem pragmatischen Antikolonialismus.

  34. Seine Argumentation lautete: • Der Besitz von außereuropäischen Territorien, also von Kolonien, hat sich zu einem Handikap entwickelt. • Es ist unmöglich geworden, einige für das nationale Territorium wichtige entwicklungspolitische Konzepte in die Tat umzusetzen. • Kolonien sind einfach eine teuere Angelegenheit. • Daher nicht in die Kolonien, sondern in die Metropole investieren.

  35. „Le colonialisme a toujours été une charge en même temps qu‘un profit, souvent une charge plus qu‘un profit. Dans les conditions et sous les servitudes politiques actuelles, c‘est plus vrai que jamais“ „Der Kolonialismus war stets sowohl Bürde als auch Vorteil, meist jedoch mehr Bürde. Unter den aktuellen politischen Zwängen und Bedingungen trifft dies mehr als je zu“ [Raymond Cartier, in: Paris-Match, 18. August 1956]

  36. Die Thesen von R. Cartier wurden später als „Cartiérisme“ [Cartierismus] sehr berühmt. Er hat sie in einer äußerst delikaten Phase der Weltgeschichte, nämlich während des Kalten Krieges, formuliert. Als überzeugter Antikommunist wollte er eigentlich darauf hinweisen, dass Frankreich sich auf die Frage der nationalen Sicherheit und den Kampf gegen den Kommunismus konzentrieren sollte, anstatt sich mit dem kolonialen Ballast zu beschäftigen.

  37. Unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg stellten die westafrikanischen Kolonien ein echtes wirtschaftliches Problem für die Metropole dar. Zwischen 1912 und 1914 ist eine quasi andauernde ökonomische und soziale Krise in weiten Teilen Westafrikas entstanden. Die Ursachen waren:

  38. Der Zusammenbruch der internationalen Marktpreise des Kautschuks (Gummirohstoffes) hat Französisch-Guinea und Kongo (zwei Hauptlieferanten des Produktes) hart getroffen. • Zwei Jahre lang (1912 und 1913) gab es von Senegal bis Tschad eine Dürre. Die Konsequenz war eine Hungerkatastrophe im ganz Französisch-Sudan (Mali) [LITERATUR: Labouret, Henri: Famines et disettesauxcolonies, Paris 1938]

  39. In der Folge haben sehr viele Menschen die betroffene Region verlassen, um weiter südlich bessere Lebensbedingungen zu finden. • Aus Verzweiflung mussten einige Eltern, meist im Dogon-Land, ihre Kinder versetzen, natürlich in der Hoffnung, dass sie später die Möglichkeit haben werden, ihr Pfand einzulösen.

  40. Die ganze Situation war unkontrollierbar geworden. Die Kolonialverwaltung hatte enorme Schwierigkeiten, die Steuern einzutreiben, da die Menschen • Erstens, ihre Wohnorte häufig und rasch wechselten • Zweitens, keine finanziellen Möglichkeiten mehr hatten, ihre Steuern zu zahlen • Drittens, vielleicht nicht mehr am leben waren.

  41. Die Kolonialadministration entschied daraufhin den totalen Militäreinsatz, um die Steuern eintreiben zu können. • Neue Steuerformen wurden eingeführt. • Zahlreiche Menschen wurden gezwungen, als Träger oder Begleiter von Funktionären zu arbeiten. • Verstärkung der Zwangsarbeitspolitik.

  42. AFRIKANISCHE SOLDATEN IM ERSTEN WELTKRIEG Ab 1908 befand sich das offizielle Frankreich in der Vorbereitungsphase des Krieges. Verantwortliche Militärstrategen hatten schon die Möglichkeit in Betracht gezogen, Soldaten aus den Kolonien am Krieg teilnehmen zu lassen.

  43. General Louis Faidherbe (1818-1889) hatte schon als Gouverneur von Senegal ganze Pionierarbeit geleistet, als er 1857 die ersten Einheiten afrikanischer Soldaten aufstellte. Unter der Bezeichnung Tirailleurs Sénégalais [Senegal-Schützen] wurden sie ausschließlich (manchmal auch außerhalb Afrikas) in den kolonialen Eroberungskriegen.

  44. Etwa im Krimkrieg (1853-1856) bei dem eine antirussische Allianz (Frankreich, Großbritannien, das Osmanische Reich und das Königreich Sardinien) die Machtstellung der Russen im Schwarzen Meer und auf dem Balkan beschneiden wollte. Der Krieg endete 1856 mit der Niederlage Russlands.

  45. Sie waren ebenfalls in Mexiko als Napoleon III (1808-1873) Maximilian (1832-1867), Erzherzog von Österreich und Bruder von Franz Joseph I (1830-1916), zum mexikanischen Kaiser machen wollte. Maximilian wurde schließlich von den Republikanern exekutiert. • Auch im deutsch-französischen Krieg (1870-1871) kamen afrikanische Soldaten zum Einsatz.

  46. Der große Theoretiker der „ArméeNoire“ [Schwarzen Armee] war eigentlich nicht Faidherbe, sondern Oberst (später General) Charles Mangin (1866-1925). Gedient hat er zum Beispiel unter Hauptmann (später General) Jean-Baptiste Marchand (1863-1934), dem Kommandeur der französischen Truppen während der Fachoda-Krise (1898 zwischen Frankreich und Großbritannien).

  47. Bevor er sein berühmtes Werk [Mangin, Charles: La Force noire, Editions Hachette, Paris 1910] über den Einsatz afrikanischer Soldaten geschrieben hatte, präsentierte er in Zeitungsartikeln [zwei Artikeln Juli 1909 in der Revue de Paris] seine These, wonach es für Frankreich von großer Bedeutung wäre, eine „Schwarze Armee“ aufzustellen.

  48. C. Mangin argumentierte, dass Frankreich aufgrund der niedrigen Geburtenraten und der Reduzierung des Militärdienstes auf zwei Jahre nicht mehr in der Lage war, das zunehmende Defizit seiner Truppenstärke zu verhindern. Im Jahr 1907 hatte Frankreich 457 000 Soldaten. Wenn dies so bleibt, schrieb C. Mangin, wird das Land innerhalb von 10 Jahren nur noch 399 000 Soldaten aufstellen können [In: Revue de Paris, N° des 1er et 15 juillet 1909].

  49. 1910 war C. Mangin in Westafrika unterwegs, um seine Thesen zu festigen und vor allem akzeptable Lösungsvorschläge zu präsentieren. Am Ende dieser Mission war er überzeugt, dass es möglich war, jährlich 40 000 neue Soldaten (mit einer Dienstzeit von 5 Jahren) zu rekrutieren.

  50. Ein Jahr später (1911) war es dann so weit: C. Mangin und der Kolonialminister konnten endlich ihrer Regierung einen endgültigen Vorschlag (eigentlich einen Doppelvorschlag) vorlegen.

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