1 / 21

Bioethik Grundlagen und Grundbegriffe

Bioethik Grundlagen und Grundbegriffe. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kröll, PLL.M, MA Klinische Abteilung für allgemeine Anästhesiologie, Notfall- und Intensivmedizin Univ.-Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin Medizinische Universität Graz Wolfgang.kroell@medunigraz.at +43 316 385 14909.

alima
Download Presentation

Bioethik Grundlagen und Grundbegriffe

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. BioethikGrundlagen und Grundbegriffe Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kröll, PLL.M, MA Klinische Abteilung für allgemeine Anästhesiologie, Notfall- und Intensivmedizin Univ.-Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin Medizinische Universität Graz Wolfgang.kroell@medunigraz.at +43 316 385 14909

  2. Themenübersicht • Grundlagen und Grundbegriffe • Ethische Fragen am Lebensanfang • Ethische Fragen am Lebensende • Medizinische Forschung • Prüfung Bioethik – Technische Universität Graz

  3. Grundlagen und Grundbegriffe Fallbeispiel I: Anna, ein frühgeborenes Kind mit einem Geburtsgewicht von 750 g und einem geschätzten Schwangerschaftsalter von 24 Wochen entwickelt ein schweres Atemnotsyndrom auf der Basis einer Lungengefäßmissbildung. In der Einschätzung der Ärzte war die Prognose hinsichtlich der neurologischen Entwicklung bei ausgedehnten Hirnblutungen unsicher. Sie empfahlen dennoch die Fortsetzung der Therapie, da eine Vorhersage der Entwicklung nicht sicher möglich sei. Die Eltern äußerten wiederholt Zweifel an der künftigen Lebensqualität ihres Kindes und stellten die Fortsetzung der Intensivbehandlung in Frage. Das Kind wurde insgesamt 60 Tage beatmet, die Behandlung im Krankenhaus über 30 Wochen fortgeführt und das Kind anschließend nach Hause entlassen. Anna ist nun 4 Jahre alt, in ihrer geistigen Entwicklung strak verlangsamt, blind und gelähmt. Sie ist vollkommen pflegebedürftig, für ihre gesunden Geschwister finden die Eltern kaum noch Zeit. Die Eltern sind verbittert, dass ihre wiederholten Forderungen, die Behandlung des Frühgeborenen nicht fortzusetzen, ignoriert worden sind. Bioethik – Technische Universität Graz

  4. Grundlagen und Grundbegriffe Ethische Reflexion: Schwierigkeit nach der Geburt Prognosen abzugeben Divergierende Einschätzungen möglich Entscheidung auf unsicherer Prognosebasis Ethische Fragestellungen: Ist die Fortführung der Behandlung im Interesse des Kindes? Darf die Lebensqualität des Kindes für die Entscheidung einer Therapiebegrenzung eine Rolle spielen? Was ist Lebensqualität? Ist das Überleben ein immer anzustrebender Wert? Inwieweit sind die Eltern miteinzubeziehen? Darf die erwartete Belastung der Eltern durch die aufwendige Pflege des Kindes bei der Entscheidung eine Rolle spielen? Bioethik – Technische Universität Graz

  5. Moral Unter „Moral“ versteht man das, was Individuen, Gemeinschaften oder Gesellschaften faktisch für richtig, gut und gerecht erachten. Moral äußert sich in Verboten und Geboten: „Auge um Auge, Zahn um Zahn (ex 21,23) „Geiz ist geil“ „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ (GG Art. 1, Abs. 1) „In dubio pro vita“ „In dubio pro rheo“ Bioethik – Technische Universität Graz

  6. Moralischer Dystress Moralischer Distress(moraldistress) ist die psychische oder psychosomatische Reaktion darauf, wenn Menschen zwar erkennen, was moralisch von ihnen gefordert wäre, dies aber aus persönlichen oder institutionellen Gründen nicht umsetzen können. Beispiele: Konflikte zwischen Normen und Regeln desselben Moralsystems (Forderung nach Respekt der Selbstbestimmung und Forderung nach wohlgemeinter Fürsorge) Ansprüche zweier Moralsysteme stehen unvereinbar gegenüber (z. B: gebotener Therapierückzug bei infauster Prognose aus christlicher Sicht ist unvereinbar mit der Anschauung orthodoxer Juden (nur Ganzhirntod erlaubt eine Beendigung lebenserhaltender Maßnahmen Bioethik – Technische Universität Graz

  7. Ethos Unter „Ethos“ versteht man die tradierte und geltende Gemeinschafts- bzw. Berufsmoral, die u.a. durch Ausbildung und Sozialisation übernommen wird. Beispiele: Standesordnung der Ärztekammer für Steiermark Charta zur ärztlichen Berufsethik Ethikkodex des Weltbundes der Krankenschwestern und Krankenpfleger Eid des Hippokrates Bioethik – Technische Universität Graz

  8. Moralischer Pluralismus • Der Terminus „Moralischer Pluralismus“ beschreibt das Phänomen, dass es zu zahlreichen moralischen Frage- und Problemstellungen unterschiedliche, teils widerstreitende Antworten gibt. • Beispiele: • Ist das Leben absolut zu schützen? • Kann Suizidbeihilfe oder Tötung auf Verlangen gerechtfertigt sein? • Dürfen menschliche Embryonen zu Forschungszwecken verwertet werden? • Fazit: • Komplexe oder widersprüchliche Sachlage • Verschiedene Sachaspekte unterschiedlicher Akteure • z. T. große Interpretationsspielräume • Einfluss der Lebenserfahrung • Grundlegend unterschiedliche Bewertungssysteme (z. B: rechtlich, theologisch etc.) Bioethik – Technische Universität Graz

  9. Ethischer Pluralismus Der Begriff „ethischer Pluralismus“ beschreibt das Phänomen, dass es unterschiedliche, teils widersprechende Ansätze (Ethiken), Konzepte und Theorien gibt, um moralische Fragen und Antworten zu analysieren. Ausgangspunkt sind verschiedene Voraussetzungen, was menschliche Erkenntnis oder menschliches Dasein bedeutet. Daher auch unterschiedliche Argumentationsmuster, um Kriterien herauszuarbeiten für bestimmte ethische Problem- und Fragestellungen. Beispiele: Wann ist eine Handlung als ethisch richtig zu beurteilen? Worin besteht gutes Leben? Bioethik – Technische Universität Graz

  10. Relativismus und Subjektivismus Relativismus bezeichnet den Vorwurf, dass es aufgrund zahlreicher Moralvorstellungen, deren konkrete Normen einander nicht selten geradezu widersprechen und sich im Laufe der Zeit ändern, unmöglich ist, eine allgemein gültige Norm zu finden, die unbedingte Verbindlichkeit beanspruchen könnte. „Gut“ und „Böse“ sind relative Begriffe; damit ist der Versuch Ethik als Wissenschaft zu begründen, a priori zum Scheitern verurteilt. Moralische Normen sind immer relativ, weil sich ihr Gültigkeitsbereich nur auf eine Gruppe erstreckt. Keine Moral ist absolut und allgemeingültig. Das bedeutet aber dennoch nicht, dass in Sachen Moral alles gleichgültig ist. Bioethik – Technische Universität Graz

  11. Ethik Unter „Ethik“ versteht man die systematische, verstandesmäßige Untersuchung der Moral bzw. eines Ethos. Ethik ist die kritische Reflexion der Moral. Ethik als kritische Reflexion der Moral: Sie reflektiert die Maßstäbe zur Beurteilung der Moralität von Handlungen. Ethik ermöglicht die normative Begründung dessen, was getan werden soll. Beispiel: Moralische Forderung: Menschen im Wachkoma sollten unter allen Umständen am Leben erhalten werden. Ethische Reflexion: Mit welchen Argumenten kann diese Aussage begründet werden. Bioethik – Technische Universität Graz

  12. Ethik als Auseinandersetzung mit dem guten Leben • Ethik ist die Auseinandersetzung mit der Frage nach einem gelingenden, geglückten Leben • Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) Wonach streben Menschen: nach Aristoteles ist das gemeinsame anzustrebende Ziel das Glück (griech: eudaimonia). Ein geglücktes Leben ist ein „erfülltes“ Leben • Aufgabe der Ethik: • Zur Verfügungstellung von Grundsätzen und Reflexionen zur Lebenskunst • Entwurf von Visionen eines guten Lebens • Entwicklung von Praktiken zur Bewältigung konkreter Lebensprobleme • In der Auseinandersetzung mit einem gelingenden Leben geht es der Ethik um die kluge Bewährung in lebenspraktischen Situationen, nicht um richtig oder falsch. Bioethik – Technische Universität Graz

  13. Ethik als Auseinandersetzung mit dem guten Leben Unterstützt wird das Streben nach einem guten Leben von Tugenden; das sind durch kontinuierliche Übung erworbene Lebenshaltungen und Verhaltensmuster, die die Menschen dabei unterstützen, das Gute zu tun. Tugenden: Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung, Klugheit Klugheit: zentrale Tugend der Ethik, da sie dem Menschen erlaubt sein Handeln und Leben nach der Vernunft auszurichten. Bioethik – Technische Universität Graz

  14. Ethik als Begleitung der Persönlichkeitsentwicklung Die Ethik ist die Auseinandersetzung mit der Frage, wie wir uns als Person wahrnehmen und wie wir wahrgenommen werden möchten (Persönlichkeitsentwicklung, Charakterbildung) Zentrale Frage: Selbstbestimmung („Erkenne dich selbst“) Über sich selbst zu bestimmen kann heißen sich im eigenen Denken zu orientieren und seine Überzeugungen auf den Prüfstand zu stellen. Bioethik – Technische Universität Graz

  15. Relevanz der Ethik-Dimensionen für die Bioethik • Ethik ist zumindest ein dreifaches Unterfangen: Moralphilosophie, Lebenskunst und Persönlichkeitsentwicklung. • Analyse-Perspektive der Ethik: • Individualethik: stellt auf das Handeln einzelner Personen ab. • Organisationsethik: reflektiert die moralischen Implikationen von Organisationen • Sozialethik: konzentriert sich auf die gesellschaftliche Ebene menschlichen Handelns • Grundlegende Domänen der Ethik: • Normative Ethik: Begründung von Regeln • Deskriptive/empirische Ethik: beschreibt welche Regeln es gibt und nach welchen Regeln Menschen ihr Handeln ausrichten • Metaethik: analysiert die ethische Methodik und Sprache Bioethik – Technische Universität Graz

  16. Grundlegende ethische Begriffe • Handlung (Tun und Unterlassen) • Moralisch / unmoralisch • Ethisch / unethisch • Gut/Richtig • Böse/falsch • Prinzip der Doppelwirkung • Regel/Norm/Maxime/Institution • Begründung / Geltung • Verantwortung • Anerkennung • Mensch/Person • Werte/Interessen Bioethik – Technische Universität Graz

  17. Handlung (Tun und Unterlassen) Handlungen unterscheiden sich von anderen Ereignisse oder Abfolgen von Gegebenheiten dadurch, dass Geschehnisse einfach eintreten oder auch nicht; von Handlungen kann nur dann die Rede sein, wo handelnde Subjekte in den Lauf der Dinge eingreifen, indem sie ein bewusstes Vorhaben zu verwirklichen versuchen. Beispiele: Aktives Tun: Intubation eines Patienten, Verabreichung einer Injektion Unterlassen: Verzicht auf Wiederbelebungsmaßnahmen, Verzicht auf intensivere Beatmungsmaßnahmen usw. Problem Tun – Unterlassen: Einstellung einer begonnenen Ernährungstherapie, Reduktion der Beatmung, amyotropheLateralsklerose Bioethik – Technische Universität Graz

  18. Moralisch - Unmoralisch Moralisch ist eine Handlung oder ein Sachverhalt dann, wenn sie bzw. er moralischen Normen oder Wertvorstellungen entspricht. Unmoralisch ist eine Handlung oder ein Sachverhalt dann, wenn sie bzw. er moralischen Normen widerspricht. Bioethik – Technische Universität Graz

  19. Ethisch - Unethisch „Ethisch“ ist ein Prädikat, welches auf einer anderen Ebene als die Bewertung moralisch/unmoralisch erfolgt und keine sittliche Bewertung darstellt. Eine Handlung oder ein Sachverhalt ist dann „ethisch“, wenn er einer ethischen Reflexion unterzogen wurde. „Unethisch“ ist ein Begriff, der ebenfalls keine sittliche Bewertung darstellt, sondern eine Handlung oder einen Sachverhalt meinen könnte, der einer ethischen Reflexion entzogen wurde. Bioethik – Technische Universität Graz

  20. Gut/Richtig – Böse/Falsch „Moralisch richtig“ gibt Auskunft darüber, dass die von außen betrachtete Handlung tatsächlich mit den moralisch Geforderten übereinstimmt. „Moralisch gut“ bezeichnet die Moralität der inneren Willensbildung oder die Motivation zu einem bestimmten Handeln. „Böse“ ist eine Handlung im ethischen Sinne dann, wenn sie im vollen Bewusstsein dessen, wie sie moralisch zu bewerten ist (nämlich negativ) und in der Freiheit, auch anders handeln zu können, gesetzt wird. Das Böse wird willentlich und wissentlich vollzogen. „Moralisch falsch“ ist eine Handlung dann, wenn sie nicht mit dem moralisch geforderten übereinstimmt – unabhängig davon, ob sie vorsätzlich, fahrlässig oder nicht beabsichtigt erfolgt. Bioethik – Technische Universität Graz

  21. Gut/Richtig – Böse/Falsch Bioethik – Technische Universität Graz

More Related