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Einführung in die Germanistische Linguistik

Einführung in die Germanistische Linguistik. 3. Sitzung Saussure (neuere Forschungen), Peirce, Eco und die Semiotik. Sprache und Mathematik.

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Einführung in die Germanistische Linguistik

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  1. Einführung in die Germanistische Linguistik 3. Sitzung Saussure (neuere Forschungen), Peirce, Eco und die Semiotik

  2. Sprache und Mathematik • In seiner Diskussion der Arbeiten von Whitney, der für F. de Saussure als Einziger brauchbare Verallgemeinerungen aus den Ergebnissen der sprachvergleichenden Studien zwischen 1860 und 1870 gezogen hat (Saussure, 2002: 205), sagt F. de Saussure: • „Au reste, ne nous faisons pas d’illusions. Il arrivera un jour […] où on reconnaîtra que les quantités du langage et leurs rapports sont régulièrement exprimables, de leur nature fondamentale par des formules mathématiques. » (ibidem : 206)

  3. Die Sprache wird in der Folge mit einem Schachspiel verglichen. Ein Schachzug in einem Zustand des Schachspiels ist in seinen Möglichkeiten durch die Regeln des Schachspiels bestimmt. Diese sind aber nicht vage und fließend, sondern erlauben eine exakte, mathematische Bestimmung. Die Psychologie der Spieler, die äußeren Umstände des Spiels, die spezifische Abfolge der Züge ist dabei nicht das primär Wichtige, das Spiel als solches Definierende. • „Unter allen Vergleichen, die sich ausdenken lassen, ist am schlagendsten der zwischen dem Zusammenspiel der sprachlichen Einzelheiten und einer Partie Schach. Hier sowohl als dort hat man vor sich ein System von Werten, und man ist bei ihren Modifikationen zugegen. Eine Partie Schach ist gleichsam die künstliche Verwirklichung dessen, was Sprache in ihrer natürlichen Form darstellt."

  4. "Nur an einem Punkt ist dieser Vergleich unrichtig: Der Schachspieler hat die Absicht, eine Umstellung vorzunehmen und auf das System einzuwirken, während dagegen die Sprache nichts voraus überlegt; die Figuren, die in ihr mitspielen, verändern ihre Stellung spontan und zufällig, oder vielmehr: sie verändern sich selbst; der Umlaut von Hände für hanti, von Gäste für gasti usw. (…) hat eine neue Pluralbildung hervorgebracht, aber er hat auch eine Verbalform wie trägt für tragit entstehen lassen. Schachspiel

  5. F. de Saussure sagt von der Generation der Praktiker des Sprachvergleichs (nach Bopp), sie habe immer schon die Sprachzustände als Schach-Situationen aufgefasst, während die folgende Generation der Sprachhistoriker lediglich die Abfolge der Schach-Züge betrachtet habe. Beide Betrachtungsweisen seien falsch, da die Schachzüge von den Schachpositionen und den dabei gültigen Regeln abhängen. Auch hier zeigt sich die Doppel-Natur der Sprache, sie ist zugleich Situation (Zustand) und Zug (Wandel). In der Geschichtswissenschaft sind entsprechend besonders die Stadien (der Ruhe) und die Krisen (Wechsel, Revolutionen) von Bedeutung und bedingen sich gegenseitig.

  6. F. de Saussure unterscheidet in dem Manuskript „De l’essence double du langage“ (Fonds BPU 1996) vier wesentliche Gesichtspunkte in der Beschreibung der Sprache: • I. Der Zustand einer Sprache als solcher wird bestimmt: = im Augenblick, = die Sprache wird als Zeichen (signe-idée) gesehen, = es dominiert ein anti-historischer Wille, = es dominiert die morphologische oder grammatikalische Perspektive, = der Schwerpunkt liegt auf der Kombinatorik der Zeichen

  7. II Die transversalen Identitäten betreffen: = diachrone Aspekte, d.h. phonetische Aspekte (figure locale losgelöst von der Idee/Funktion des Zeichens), = die isolierten Elemente. • Diese Identitäten existieren zuerst nur aufgrund von Zuständen und werden erst dann (im Vergleich) zu einer zweiten abgeleiteten Ordnung von Identitäten. Diese sind nicht mehr auf die Entitäten in I zurückführbar (ibidem: 21). • III Anachronische oder artifizielle Analyse als Projektion eines Zustandes (der Morphologie oder der Syntax) auf einen anderen; retrospektiv die Etymologie (im weiten Sinne). • IV Historischer Gesichtspunkt; zwei aufeinander folgende Zustände werden unabhängig als Zustände bestimmt.

  8. langue (Sprachsystem) – parole (spontane Rede) • Die Rede („parole“) ist das einzige konkret Existierende an der Sprache; außerhalb der Identität oder Nicht-Identität, etwa eines gesprochenen Wortes oder Satzes, gibt es aber nichts. Erst das abstrakte durch Identität oder Nicht-Identität bestimmte Zeichen ist das erste und fassbare Objekt der Sprachwissenschaft. • „Il n’y a pas à chercher un objet premier plus tangible que ce premier objet abstrait." F. de Saussure vergleicht in dieser Hinsicht die Sprache mit der Musik. Das einzig konkrete Objekt ist die Aufführung des Musik-Stücks, dennoch ist das Musik-Stück nicht mit der jeweiligen Aufführung gleichzusetzen, es wird nicht durch seine Realisierung in seiner Identität bestimmt. • Es folgt daraus, dass selbst der deskriptiv empirisch vorgehende Linguist immer eine theoretische Perspektive auf das System einnehmen muss, um sein Objekt richtig erfassen zu können.

  9. Synchronie und Morphologie • Innerhalb des Systems sind die Differenzen und Übereinstimmungen und damit die Relationen zwischen den Teilen dasjenige, was zentral ist. Diese bestimmen eine Morphologie, und zwar auf den unterschiedlichen Ebenen (z. B. Lautfolge, Wort, Satz). • Es kommt immer auf die Ordnung der Fakten (ordre de faits) zu einem Zeitpunkt an. • Was zählt ist: „savoir le jeu des signes, au moyen de leur différences à un moment donné.“(ibidem: 35)

  10. Durch die Öffnung für komplexe Zusammenhänge werden die Bereiche der Grammatik jenseits der (historischen) Phonetik, nämlich Morphologie, Lexik und Syntax, wieder in die ihnen gebührende zentrale Position gerückt. • Bei F. de Saussure erscheinen allerdings Morphologie und Lexikon am wichtigsten; die Syntax wird erst im amerikanischen Strukturalismus und in Europa nach 1930 zentral. Interessanterweise wird aber zuerst die Phonologie, d.h. die der Phonetik nahe stehende Subdisziplin, zum Paradefeld für die Entfaltung und Präzisierung des Strukturalismus, indem sie auf ihre Funktionalität für das System befragt wird,

  11. Syntagmatisch-assoziativ F. de Saussure geht von einer einheitlichen Betrachtung innerhalb der synchronen Grammatik aus. Er unterscheidet allerdings : • Syntagmatische Beziehungen. Sie folgen aus der Linearität der Sprache, dem Nacheinander in Sprachproduktion und Sprach-rezeption. Diese Beziehungen bezeichnet F. de Saussure auch als aktuelle (in präsentia). • Assoziative Beziehungen. Sie haben ihren Ort im Gedächtnis und sind somit vom Redefluss unabhängig. Sie bilden einen inneren Schatz und haben ihren Sitz im Gehirn (Saussure, 1967: 171). Diese Beziehungen existieren auch außerhalb des Akts, sie sind virtuell (in absentia).

  12. F. de Saussure gibt ein Beispiel aus der Architektur. Eine Säule trägt (aktuell) ein Kapitell (syntagmatisch). Dieses kann dorisch, jonisch oder korinthisch sein (assoziativ). Als Beispiele in der Grammatik führt de F. de Saussure an: • Syntagmatisch • re – lire ( nach – lesen) • contre tous (gegen alle) • la vie humaine (das menschliche Leben) • Dieu est bon (Gott ist gut) • Zu „langue“ gehören alle syntagmatischen Beziehungen, seien sie festgefügt oder nach Regeln gebildet; der Übergang zur individuellen Bildung (Kollokation) ist fließend.

  13. Assoziativ • a) F. de Saussure unterscheidet Wortreihen mit einem gemeinsamen Element („radical“ oder „suffixe“): enseignement, enseigner, enseignons, armement, changement (Belehrung, Bewaffnung, Änderung). • b) Andere assoziative Beziehungen beruhen auf einer Analogie der Bedeutung (es „signifié“): • enseignement – apprentissage, éducation (Unterricht, Lehre, Erziehung) • c) Ähnlichkeit des Lautes (Randfälle) • enseignment – justement • Belehrung – Schwung

  14. Diese Beziehungen gelten auch unterhalb der Morphemebene. Die möglichen Phoneme etwa am Wortende sind in assoziativen Beziehungen. Die möglichen Konsonantenpaare (-tripel usw.) am Wortanfang bilden eigene syntagmatische Beziehungen. • Die Saussuresche Unterscheidung wurde später zu: • syntagmatisch • paradigmatisch (entspricht: „assoziativ“ bei F. de Saussure)

  15. signifié Vorstellungsbild (image mentale) --------------------------- realisiertes Zeichen (image acoustique) signifiant Zeichenbegriff bei Ferdinand de Saussure

  16. Gebüsch Baum Wald arbre Dyadischer Zeichenbegriff und Feldbeziehungen

  17. Was ist ein Zeichen? (Peirce) Charles Sanders Peirce (* 1839 in Cambridge (Mass.), † 1914 in Milford (Pennsylvania) Er war ein amerikanischer Mathematiker und Logiker und gilt als der Vater der modernen Semiotik. Peirce gehört neben William James und John Dewey zu den maßgeblichen Denkern des Pragmatismus. Bertrand Russell bezeichnete ihn als den „größten amerikanischen Denker“, Karl Popper betrachtete ihn sogar als „einen der größten Philosophen aller Zeiten“. http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_S._Peirce

  18. Triadisches Modell (nach Peirce) Interpretant ikonisch indexikalisch symbolisch Zeichenkörper Objekt/Referent WortSatzArgument Zeichenkörper

  19. Interpretant 3 Interpretant 2 Objekt 3 Objekt 2 Interpretant 1 Interpretant 1 wird zum repraesentamen 2 Gesetzmäßige Beziehung zwischen Zeichen und Referent Die dem Zeichen innewohnende Dynamik Teildarstellung der unendlichen Semiose bei Peirce Zeichen 2 Zeichen 1 (repraesentamen) Objekt 1 (Referent)

  20. Was ist ein Zeichen in der visuellen Semiotik? Um uns dieser Frage zu nähern, können wir von sprachlichen Zeichen ausgehend uns dem Problem nähern. Dabei wollen wir von folgender Sequenz sich jeweils nahestehender / sich überschneidender Zeichentypen ausgehen. Sequenz benachbarter Zeichentypen

  21. Umberto Eco • Leben • „Eco“ ist der Name, der seinem Großvater, angeblich ein Findelkind, von Priestern gegeben worden sein soll - entstanden aus dem Akronym von „Ex Caelis Oblatus“, was in etwa „Der vom Himmel Gespendete“ bedeutet. Umberto Eco schloss sein Studium der Pädagogik und Philosophie 1954 mit einer Dissertation über die Ästhetik des Thomas von Aquin ab (Titel: Il problema estetico di San Tommaso). Anschließend arbeitete er beim Italienischen Fernsehen und war als Dozent für Ästhetik und visuelle Kommunikation in Turin, Mailand und Florenz tätig.

  22. Im Bereich der Semiotik entwickelte er die Theorie der Kultursemiotik. Das 1968 (1972 in Deutsch) erschienene Buch "Einführung in die Semiotik" gilt als ein Standardwerk. Seit 1971 ist er Professor für Semiotik an der Universität Bologna. Seit 1999 leitet er die Scuola Superiore di Studi Umanistici der Universität. • Sein 1980 erschienener erster Roman „Der Name der Rose“ machte ihn weltweit auch als Schriftsteller bekannt. Auch der 1988 erschienene Roman „Das Foucaultsche Pendel“ war ein Welterfolg. Einem breiteren Publikum ist Eco so vor allem aufgrund dieser literarischen Arbeiten bekannt, in denen er ausgiebig von Zitaten und Montagetechniken Gebrauch macht, was zu ihrer Charakterisierung als den postmodernen Romanen schlechthin geführt hat. Eco ist einer der bekanntesten und meistgelesenen italienischen Schriftsteller der Gegenwart.

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