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HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels

HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels. SUZ. Übersicht der Präsentationen P0 Einführungspräsentation P1 Der Wertbegriff in den empirischen Sozialwissenschaften P2 Werttheorie bei soziologischen Klassikern

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  1. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Übersicht der Präsentationen P0 Einführungspräsentation P1 Der Wertbegriff in den empirischen Sozialwissenschaften P2 Werttheorie bei soziologischen Klassikern P3 Sozialwiss. Wertewandelstheorien I: Werteverfallsansatz P4 Sozialwiss. Wertewandelstheorien II: Postmodernisierungsansatz P5 Sozialwiss. Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz P6 Die Entwicklung eines Kreismodells menschlicher Werte P7 Arbeitswerte als meistuntersuchte Wertgruppe P8 Method. Herausforderungen und Alternativen der Wertforschung P9 Der Wert bei Luhmann und Habermas Begriffsklärung Statische Werttheorie Dynamische Werttheorie Methodologie Empirie Berührte Aspekte der Wertforschung

  2. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Begründer des Wertsynthese-Ansatzes: Helmut Klages ● Soziologe (ursprünglich: Volkswirt), geb. 1930 ● Zentrale Figur der "Speyerer Werteforschung", zu der u.a. auch Thomas Gensicke, Willi Herbert und Gerhard Franz gerechnet werden (bekannteste deutsche Wertforschungsgruppe) ● intensiver Inglehart-Kritiker P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  3. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Kernaussagen des Wertsynthese-Ansatzes (I): (Klages 1985, 1988: 64-66) ● Wertewandel verläuft nicht nur entlang 1-2 Dimensionen ● erfordert der Zusammenhang dennoch eine idealtypische maximale Vereinfachung des Wandelsschubes der 1960er/70er, so kann vom Übergang eines nomozentrischen in ein autozentrisches Selbst- und Weltbild gesprochen werden: nomozentrische Grundhaltung:autozentrische Grundhaltung: "Ich schulde der Gesellschaft etwas" "Die Gesellschaft schuldet mir etwas" Pflicht- und AkzeptanzwerteSelbstentfaltungswerte ● Pflicht- und Akzeptanzwerte und Selbstentfaltungswerte sind zwei verschiedene Wertdimensionen, nicht zwei Pole derselben Dimension; die resultierenden, sozial dominierenden Mischtypen der Wertorientierung sind somit nicht nur Übergangskategorien ● grosser Wertwandels-Schub der 1960er/70er hat sich nicht (abgeschwächt) bis heute fortgesetzt, sondern ist ein historisches, um 1975 zum Stillstand gekommenes Phänomen P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  4. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Kernaussagen des Wertsynthese-Ansatzes (II): (Klages 1985, 1988; Klages et al 1987) ● auf den grossen Schub der 1960er/70er folgt eine Phase hoher Wertinstabilität sowie der Verringerung wertbezogener Kohortendifferenzen ● ausser Kohorteneffekte spielen auch zeitgeschichtliche, lebenszyklische, Berufsrollen-, Bildungs-, Schicht-, Einkommens-, Wohnort- und Erziehungseffekte wichtige Rollen in der individuellen Wertentwicklung ● nicht alle Wertorientierungen sind gleich verhaltenswirksam und "realitätsgerecht" Normative Aussage: ● Wertsynthesen, in deren Folge zugleich Konventionen akzeptiert und Selbstentfaltungsziele verfolgt werden können, sind als funktionale Reaktion auf die komplexe Realität der heutigen Welt auf individueller und sozialer Ebene zu begrüssen P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  5. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Methodische Präferenzen des WS-Ansatzes (I): ● Einsatz von Rating- statt Ranking-Skalen ● Nutzung von faktor- und clusteranalytisch gebildeten Wertorientierungstypologien (Standard: 7-stufige Wichtigkeitsangaben zu 24 Speyerer Wert-Items als Basis) ● Keine Beschränkung auf politische, bezw. exklusiv gesellschaftsbezogene Präferenzabfragen ● Nebst eigener Datenerhebung: Sekundärnutzung von Fremddaten ● Beschränkung auf deutsche Daten, dafür Versuch stark differenzierender Aussagen für diese Gesellschaft ● extrem empiriegeleitete Theorieentwicklung ● für ein am Wandel interessiertes Forschungsprogramm relativ wenig Nutzung / Generierung eigentlicher Längsschnittdaten(Zeitreihen) P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  6. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Methodische Präferenzen des WS-Ansatzes (II): Auszug aus Speyerer 24-Item-Wertinstrument (Klages & Gensicke 1999: 144) "Jeder Mensch hat ja bestimmte Vorstellungen, die sein Leben und Verhalten bestimmen. Wenn Sie einmal daran denken, was Sie in Ihrem Leben eigentlich anstreben: Wie wichtig sind dann die folgenden Dinge für Sie persönlich?" 01. Gesetz und Ordnung respektieren ... 03. Macht und Einfluss haben ... 05. Nach Sicherheit streben ... 11. Die guten Dinge des Lebens in vollen Zügen geniessen ... 15. Ein gutes Familienleben führen ... 23. Sich unter allen Umständen umweltbewusst verhalten 24. An Gott glauben Diskussion: Denkbare Stärken und Schwächen dieses Erfassungsinstrumentes? P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  7. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Gesehene Ursachen des Wertwandelsschubes in D: (Klages 1988: 51-56) ● Massenwohlstand und 'Wirtschaftswunder' ab 1950er Jahren ● Ausbau des Sozialstaates spätestens seit der Rentenreform 1957 (Verstärkung des materiellen Entlastungseffektes d. W-Wunders) ● Ausbreitung der Massenmedien, insbesondere des Fernsehens ● Bildungsexpansion, besonders im Bereich Universitätsbildung ● längerfristiger abendländischer Individualisierungsprozess als "Hintergrundfaktor" ● Abwendung der Nachkriegsgeneration vom wahrgenommenen Autoritarismus der Vorgängergeneration (NS-Herrschaft bis 1945) → relativ grosser Ursachenkonsens mit Inglehart, Kmieciak und Noelle-Neumann; jedoch mehr Betonung national-endogener Verursachung und weniger exklusive Rolle des Massenwohlstands im Vergleich zu Inglehart! P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  8. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Gesehene Folgen des Wertwandelsschubes in D (I): (Klages 1985) ● 'Anspruchsexplosion' der Individuen an Staat und Gesellschaft mit Risiko erhöhter Unzufriedenheit; auch: 'Anspruchsinflation' ● aufgrund hoher Frustrationsanfälligkeit von Selbstentfaltungswerten: - Gefahr verhärteter, institutionalisierter Protesthaltung gegenüber der Umwelt - Gefahr des Wertverlustes bei 'Rückkehrwunsch', aber nicht mehr reaktivierbaren Pflicht- und Akzeptanzwerten ● Wahrnehmungen von Pflicht- und Akzeptanzwerten als rückschrittlich bezw. der Entlastungsaussicht von diesen Werten als "Versuchung" - aber häufig noch ohne Fähigkeit, die neuen Selbstentfaltungswerte zu kultivieren ● verringerte Trennbarkeit verschiedener Lebensabschnitte aufgrund des Bedeutungsverlustes von 'Initiationsriten' (z.B. Abiturfeier, CH: Jungbürgerfeier) P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  9. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Gesehene Folgen des Wertwandelsschubes in D (II): (Klages 1985) ● Toleranzwerte im Rahmen der neuen nichtehelichen Partnerschaften, die eigene Verhaltensmöglichkeiten überfordern (Eifersucht, stete Gefahr schmerzhafter Trennung; Fehlen des selbstkonsolidierenden Regelkreises Ehe→Seitensprung→schlechtes Gewissen→mobilisierte Zuwendungsmotive gegenüber 'betrogenem' Partner→Stärkung der Ehe) ● Zunehmende Internalisierung von (nur mitten im Wandelsschub als offener Generationenkonflikt ausgetragenen) Wertkonflikten durch die Gesellschaftsmitglieder ● Lösung der resultierenden psychischen Wertspannungen durch rasch alternierendes, relativ unberechenbares Befriedigungshandeln und stärker ausgeprägte Sphärentrennungen (Bsp. Arbeitsalltag vs. Besuch eines Politrock-Konzerts) P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  10. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Gesehene Folgen des Wertwandelsschubes in D (III): (Klages 1985) ● Eigeneffekt der neuen ständigen Wertschwankungen: Wertsubjektivierung, Wertverschleiss ● Funktionsabwälzung vom ehemals stabileren sozialen Wertgefüge auf den Rechtsstaat → Auslösung einer administrativ kaum mehr zu bewältigenden Norm- und Gesetzesflut ● Umdeutungen auch breit anerkannter Werte wie Ehrlichkeit, Liebe, Sicherheit und Soziales Engagement im Licht der neuen Selbstentfaltungswerte, d.h. sie bedeuten für die Träger derselben etwas völlig anderes als für die Träger von Pflicht- und Akzeptanzwerten P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  11. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Beispiele der Wertumdeutung: (Klages 1985: 77-84) Pflicht- und AkzeptanzwerteSelbstentfaltungswerte Ehrlichkeit Ehrlichkeit Verzicht auf egoistische Lüge im Unverstellter Ausdruck des Rahmen moralischer Selbstkontrolle Selbst und (spontaner) emotionaler Bedürfnisse Liebe Liebe Ausser starkem Gefühl Bereitschaft grosses, Erwiderung zum Teilen von Leben und Besitz wünschendes emotionales sowie zur Treue Erlebnis, ersehnte gemeinsame Freiheit vor Alltagsbeschränkungen Sicherheit Sicherheit Autoritativ durchgesetzte Ordnung, Rechtssicherheit, Schutz vor Disziplin und Sauberkeit im Staatswillkür, Persönlichkeits- öffentlichen Leben und Minderheitenschutz P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  12. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Speyerer Wertetypologien (I): (Klages et al. 1987: 64) Frühe 4-Typen-Variante (2 Grunddimensionen, bis frühe 1980er) P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  13. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Speyerer Wertetypologien (II): (Klages & Gensicke 1999: 63) Spätere 5-Typen-Variante (3 Grunddimensionen, ab späten 1980ern) Ausdifferenzierung nichtkonventioneller Werte! neu! neu! P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  14. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ WS-Ansatz: Empirie (I) Politische Eigenschaften zweier nur teilweise negativ korrelierter Wertdimensionen (Klages 1985) P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  15. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ WS-Ansatz: Empirie (II) Probleme zunehmender Selbstentfaltungs- und Toleranzwerte (Klages 1985: 72) P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  16. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ WS-Ansatz: Empirie (III) (Klages 1985) Zum Ende des Wandlungsschubes um 1975 (4 Indikatoren) Verlust eindeutiger Trends Phase intensivsten Wandels P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  17. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ WS-Ansatz: Empirie (IV) (Klages 1985) Materialismus: Verlust eines klaren Kohorteneffekts nach 1975 P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  18. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ WS-Ansatz: Empirie (V) (Klages et al. 1987) 4 Werttypen und Bildung P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  19. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ WS-Ansatz: Empirie (VI) (Klages et al. 1987) 4 Werttypen und Erziehungsstil P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  20. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ WS-Ansatz: Empirie (VII) (Klages et al. 1987) 4 Werttypen und Wohnort P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  21. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ WS-Ansatz: Empirie (VIII) (Klages et al. 1987) 4 Werttypen und eigene Familienverhältnisse P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  22. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ WS-Ansatz: Empirie (IX) (Klages et al. 1987) 4 Werttypen und Alterskohorten, Einkommensklassen P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  23. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ WS-Ansatz: Empirie (X) (Klages et al. 1987) Erklärung von Arbeitseinstellungen: 4 Werttypen vs. objektive Tätigkeitsmerkmale Erklärungskraft: P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  24. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ WS-Ansatz: Empirie (XI) (Klages et al. 1987) Erklärung von Freizeiteinstellungen: 4 Werttypen vs. objektive Tätigkeitsmerkmale Erklärungskraft: P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  25. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ WS-Ansatz: Empirie (XII) (Klages & Gensicke 2006) 5 Werttypen: Entwicklung und wichtigste Charakteristika 1987-2005: wenig Entwicklung in der Verteilung! Realisten: geringe Zustimmungs- differenzen, dennoch offenbar Rangfolge: 1. Pflicht- & Akzeptanzwerte 2. Idealistische & Engagementwerte 3. Hedonistische & materielle Werte 5,0 4,2 4,7 P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  26. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ WS-Ansatz: Empirie (XIII) (Klages & Gensicke 1999) 5 Werttypen: Ost- vs. Westdeutschland (alle und 18-30jährige) P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  27. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ WS-Ansatz: Empirie (XIV) Einzelwerte: Ost- vs. Westdeutschland 1997 (Klages & Gensicke 1999) P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  28. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ WS-Ansatz: Empirie (XV) (Klages & Gensicke 1999) Bürger- Engagement (freiwillig & unentgeltlich): Einfluss- faktoren inkl. 3 Wert- Dimensionen Multiple Regressionen (3 Modellalternativen) P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  29. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Sigrid Rossteutschers (2004) Wertsynthese-Kritik (I) Vorgehen: ● Rückgriff auf 'unangefochtenes Credo der Werttheorie' (z.B. Parsons, Rokeach, Inglehart), dass als kompetenter, kohärent handlungsfähiger Bürger nur betrachtet werden kann, wer die mannigfaltigen Werte der Moderne in eine klare Rangordnung übersetzen kann ● Nutzung eines 1992er Repräsentativsamples für D (N = 1385), das gleichzeitig folgende Items enthält: - 8 gesellschaftsbezogene Wert-Items (Rating-Verfahren) - 5 Indikatoren für Anomie, Konformismus und Opportunismus - diverse weitere soziale Indikatoren (z.B. politische Einstellungen) ● Clusteranalytische Identifikation der Befragtengruppe, welche Klages' idealisierten 'Aktiven Realisten' am nächsten kommt (fast gleichmässig hohe Zustimmung zu allen abgefragten Wertitems = 'Wertsynthese') P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  30. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Sigrid Rossteutschers (2004) Wertsynthese-Kritik (II) Befunde zu Anomie, Konformismus und Opportunismus ● Werttypus des 'Realisten' hat von allen Typen meiste Mühe, seine Werte in ein klares Muster sozialer Einstellungen zu übersetzen: bei fast allen Einstellungen (z.B. politische) weicht er kaum vom Durch- schnitt aller Befragten ab (gilt auch bei kontroll. politischem Interesse) ● Jedoch etwas erhöhter Autoritarismus der 'Realisten' ● Deutlich erhöhte Zustimmung zeigt sich dann bei folgenden Items: [ANOMIE1]Heute verändert sich alles so schnell, dass man oft nicht weiss, woran man sich halten soll. [ANOMIE2] In diesen Tagen ist alles so unsicher geworden, dass man auf alles gefasst sein muss. [KONF.1] Man sollte versuchen, so zu leben wie Nachbarn und Freunde es erwarten. [KONF.2] Wenn man zu einem Thema keine Meinung hat, stimmt man am besten der Mehrheit zu. [OPPORT.] Man sollte sich mit Widerspruch und Kritik zurückhalten, wenn man sich damit Nachteile einhandelt. ● 'Realisten' belegen bezüglich Anomie, Konformismus und Opportunismus auch im separaten Vergleich mit jedem anderen von 10 Wert-Clusters (inkl. 'Resignierte') klare Spitzenposition P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  31. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Sigrid Rossteutschers (2004) Wertsynthese-Kritik (III) Befunde zu Nonresponse ● Von 10 clusteranalytisch gebildeten Werttypen belegen die 'Realisten' Rang 4 hinsichtlich nonresponse, d.h. sie nutzen eher oft (4.3%) die Fluchtkategorie "weiss nicht" bei Ihren Antworten - während 'Postmaterialisten' dies am seltensten tun (1.9%) Konformismus und Nonresponse können eine ähnliche Funktion erfüllen: Befragte entlasten, die zu Vielem eigentlich keine eigene Meinung haben P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  32. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Sigrid Rossteutschers (2004) Wertsynthese-Kritik (IV) Fazit Rossteutschers ● 'Wertsynthese' ist ein Konglomerat aus Unauffälligkeit, Zukunftsangst, Überforderung, Unsicherheit und Konformismus - kein Bürgerkonzept der Zukunft ● 'Wertsynthese' ist kein Patentrezept gegen die Verwerfungen der Moderne - eher ein Symptom der Krankheit ● 'Realisten' sind Opfer der (postmodernen) Umstände, d.h. sie passen sich ständig an, um nicht unterzugehen ● Klages und Mitstreiter haben sich von einer theoretisch und normativ attraktiven Idee faszinieren lassen (Wertsynthese als positive Alternative zu antiquierten traditionellen sowie langfristig gesellschaftszersetzenden hedomaterialistischen Werten) P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  33. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Sigrid Rossteutschers (2004) Wertsynthese-Kritik (V) Replik von Klages und Gensicke (2006) ● Ersatz individueller Werte durch 'Gesellschaftsideologien' unzulässig ● Parsons' Werttheorie betont nicht nur Zwang zur Rangierung von Werten, sondern auch Zwang zur Anpassung des Wertmusters an rollenspezifische Anforderungen ● Interpretation hoher Zufriedenheits- und tiefer Neurotizismuswerte der 'Realisten' in verschiedenen Untersuchungen als Entkräftung von Rossteutschers Befund einer anomischen Tendenz ● Verteidigung der Wertsynthese als handlungsorientierte Verantwortungsethik, die in der breiten Mitte der Gesellschaft zu Hause ist (Werte-Realismus) - im Gegensatz zur reflexiven Gesinnungsethik des intellektuellen Überbaus (Werte-Romantik) P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

  34. HS 2008 / lic. phil. E. Albert / Soziologie der Werte und des Wertewandels SUZ Quellenhinweise Klages, H. (1985) [1984]. Wertorientierungen im Wandel: Rückblick, Gegenwartsanalyse, Prognosen. Frankfurt: Campus Verlag. Klages, H., Franz, G. & Herbert, W. (1987). Sozialpsychologie der Wohlfahrtsgesellschaft: Zur Dynamik von Wertorientierungen, Einstellungen und Ansprüchen. Frankfurt: Campus Verlag. Klages, H. (1988). Wertedynamik: Über die Wandelbarkeit des Selbstverständlichen. Zürich: Edition Interform. Klages, H. (1992). Die gegenwärtige Situation der Wert- und Wertwandelforschung – Probleme und Perspektiven. In H. Klages, H.-J. Hippler & W. Herbert (Hrsg.), Werte und Wandel: Ergebnisse und Methoden einer Forschungstradition (S. 5-39). Frankfurt: Campus. Klages, H. & Gensicke, T. (1999). Wertewandel und bürgerschaftliches Engagement an der Schwelle zum 21. Jahrhundert. Speyer: Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung. Klages, H. & Gensicke, T. (2006). Wertsynthese - Funktional oder Dysfunktional? Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 58, Heft 2, 332-351. Rossteutscher, S. (2004). Von Realisten und Konformisten - wider die Theorie der Wertsynthese. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 56, Heft 3, 407-432. P5: Sozialwissenschaftliche Wertewandelstheorien III: Wertsynthese-Ansatz

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