1 / 27

Prof. Dr. Dieter Timmermann Universität Bielefeld, Fakultät für Pädagogik

Vollzeitschulische Erstausbildung – zukunftsfähig aber nicht finanzierbar? Die Kosten einer Schritt weisen Verstaatlichung der betrieblichen Erstausbildung und Alternativen ihrer Finanzierung. Prof. Dr. Dieter Timmermann Universität Bielefeld, Fakultät für Pädagogik

Download Presentation

Prof. Dr. Dieter Timmermann Universität Bielefeld, Fakultät für Pädagogik

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. Vollzeitschulische Erstausbildung – zukunftsfähig aber nicht finanzierbar? Die Kosten einer Schritt weisen Verstaatlichung der betrieblichen Erstausbildung und Alternativen ihrer Finanzierung Prof. Dr. Dieter Timmermann Universität Bielefeld, Fakultät für Pädagogik Dieter.Timmermann@uni-bielefeld.de

  2. Gliederung des Vortrags • Stärken und Schwächen der betrieblichen Erstausbildung • Mögliche Gründe für eine Verstaatlichung • Kosten bzw. Ausgaben für die berufliche Erstausbildung im Jahr 2000 • Kosten der Verstaatlichung der betrieblichen Erstausbildung: Modellrechnungen • Finanzierungsalternativen Dieter Timmermann

  3. 1. Stärken und Schwächen der betrieblichen Erstausbildung • 1.1 Stärken • die technologische Effektivität • die organisationale Effektivität • die qualifikatorische Effektivität • die bildungspolitische Effektivität • die arbeitsmarktpolitische Effektivität • die pädagogische Effektivität • die sozialisatorische Effktivität • die integrative Effektivität Dieter Timmermann

  4. 1. Stärken und Schwächen der betrieblichen Erstausbildung • 1.2 Schwächen • Rationalitätsfalle I: keine Garantie eines ausreichenden Ausbildungsplatzan- gebots bei bedarfsscharfem Angebot • Rationalitätsfalle II: keine Marktausgleichsgarantie aufgrund asynchroner Angebots- und Nachfragezyklen • Rationalitätsfalle III: bei Ausbildungsplatzknappheit und daraus folgender Fachkräfteknappheit Poaching- und Unterinvestitionsgefahr • Rationalitätsfalle IV: Ausbildungsplatzstruktur hinkt hinter Arbeitsplatzstruktur zurück: Modernisierungsrückstand der Ausbildungsplatzstruktur • Wettbewerbsverzerrungen zwischen ausbildenden und nicht ausbildenden Unternehmen • Konjunkturabhängigkeit des Ausbildungsplatzangebots • Qualitätsstreuungen • Exklusionstendenzen zu Lasten von Mädchen, ausländischen, behinderten, schulschwachen Jugendlichen und Jugendlichen in ländlichen Regionen • Karrieremäßige Sackgassen • hohe und steigende Abbruchquoten Dieter Timmermann

  5. 3. Mögliche Gründe für den Verstaatli- chungsvorschlag • Marktgleichgewicht herstellbar? • Ausbildungsabbrüche vermeidbar, zumindest senkbar? • Exklusionswirkungen aufhebbar? • höhere Qualität? • Geringere Qualitätsstreuung? • höhere Effektivität? • höhere Effizienz? • Rationalitätsfallen vermeidbar? • Angebots- und Versorgungslücken schließbar? • Konjunkturschwankungen des Angebots vermeidbar? • Wettbewerbsverzerrungen vermeidbar • Fondsfinanzierung politisch nicht durchsetzbar, ggf. nicht effizient Dieter Timmermann

  6. 4. Kosten bzw. Ausgaben für die berufli- che Erstausbildung im Jahr 2000 Dieter Timmermann

  7. 4. Kosten bzw. Ausgaben für die berufliche Erstausbildung im Jahr 2000: Einflussgrößen • Prozessanordnung (Abfolge der Ausbildungsprozesse) • Prozessdauer • Prozesskombination (Ausbilder- zu Ausbildungsplatzleistungen) • Prozessintensität (Menge und Qualität der Ausbilder zur Zahl der Lernenden) • Personalstruktur • Faktormengen • Faktorpreise • Faktorqualitäten • Pagatorische versus wertmäßige Kosten, Kosten versus Ausgaben Dieter Timmermann

  8. 4. Kosten der Verstaatlichung der betrieblichen Erstausbildung: Modellrechnungen • Was heißt „schrittweise“? • schrittweise nach Berufen? • schrittweise nach Berufsgruppen? • schrittweise nach Branchen oder Sektoren? • schrittweise nach Ausbildungsbereichen? • schrittweise nach identifizierbaren Bereichen mit der größten Ausbildungsnot? • Modellüberlegungen: nicht schrittweise, sondern Frage: Wie hoch wären die staatlichen (zusätzlichen) Ausgaben für die berufliche Erstausbildung im Jahr 2000 (Jahr der letzten BIBB-Erhebung über die Kosten der betrieblichen Ausbildung) gewesen, wenn die betriebliche Erstausbildung vollständig verstaatlicht gewesen wäre? Dieter Timmermann

  9. 4. Kosten der Verstaatlichung der betrieblichen Erstausbildung: Modellrechnungen • Kostenarten der betrieblichen und der vollzeitschulischen Berufsausbildung im Vergleich Personalkosten Azubis 8.269 € Personalkosten Ausbilder 5.893 € Anlage- und Sachkosten 545 € Sonstige Kosten 1.728 € Material/ Medien hauptamtliche Am Arbeitsplatz Kammergebühr nebenamtliche Lehrwerkstatt Schutzkleidung externe Ausbild. externe Unterricht Verwaltung Dieter Timmermann

  10. 4. Kosten der Verstaatlichung der betrieblichen Erstausbildung: Modellrechnungen Datenprämissen: • Struktur der Vollkostenarten pro Auszubildenden im Jahr 2000 Bruttokosten produktive Erträge Nettokosten 16.435 € 7.730 € 8.705 € Personalkosten Auszubildende 8.269 € Kosten Ausbil- dungspersonal 5.893 € 1.141 € Verwaltung 545 € Anlage- und Sachkosten 310 € Externe Ausb. 1.728 € Kammergebühren 136 € Sonstige Kosten Medien/ Material 75 € Schutzkleidung 65 € Dieter Timmermann

  11. 4. Kosten der Verstaatlichung der betrieblichen Erstausbildung: Modellrechnungen • Struktur der Voll- und Teilkosten der Hauptprozesse an Lernorten Vollkosten Teilkosten (pro Kopf in €) Kosten am Arbeitsplatz Kosten der Lehrwerkstatt Kosten innerbetriebl. Unterricht Kosten Auszubildende Sonstige Kosten Durchschnittskosten 5.775 421 421 242 242 8.269 8.269 1.728 1.592 16.435 10.524 Dieter Timmermann

  12. 4. Kosten der Verstaatlichung der betrieblichen Erstausbildung: 4 Modellrechnungen • Generelle Prämisse: bei Verstaatlichung fallen die Personalkosten der Auszubildenden und die Kosten des Hauptprozesses Lernen am Arbeitsplatz weg. • Modell 1 • Übernahme der Durchschnittskosten der betrieblichen Ausbildung in den Hauptprozessen Unterricht und Lehrwerkstatt. • Annahme, dass in Abweichung von der betrieblichen Lernzeitstruktur (94 % am Arbeitsplatz, je 3 % in Lehrwerkstatt und Unterricht) die Aufteilung der schulischen Lernzeit auf 50 % zu 50 % zwischen Lehrwerkstatt und Unterricht erfolgt. • Modell 2: • Annahme, dass in Abweichung von der betrieblichen Lernzeitstruktur die Aufteilung der schulischen Lernzeit auf 70 % zu 30 % zwischen Lehrwerkstatt und Unterricht erfolgt. Dieter Timmermann

  13. 4. Kosten der Verstaatlichung der betrieblichen Erstausbildung: 4 Modellrechnungen • Modell 3 • Es wird angenommen, dass die „verstaatlichten“ Auszubildenden im Durchschnitt genauso viel Ausgaben pro Kopf verursachen wie die bisher an den berufsbildenden Schulen verweilenden Vollzeit- Schüler. • Modell 4 • Es wird angenommen, dass der Staat die ausgabengleichen (paga- torischen) Kosten der betrieblichen Ausbildung übernimmt (Modell 4 a). Alternativ wird berücksichtigt, dass produktive Ausbildungs- erträge anfallen. Dies spricht dafür, die pagatorischen Nettokosten als Basis zu wählen (Modell 4 b). Dieter Timmermann

  14. 4. Kosten der Verstaatlichung der betrieblichen Erstausbildung: 4 Modellrechnungen Dieter Timmermann

  15. 4. Kosten der Verstaatlichung der betrieblichen Erstausbildung: 4 Modellrechnungen • Kosten der Verstaatlichung nach Modell 1: 1.529.971 Auszubildende X 11.309 € = 17,3 Mrd. € Länder und Gemeinden hätten Mehrausgaben von 17,3 Mrd. € gehabt. • Kosten der Verstaatlichung nach Modell 2: 1.529.971 Auszubildende X 12.452 € = 19,05 Mrd. € Länder und Gemeinden hätten Mehrausgaben von 19,05 Mrd. € gehabt. Dieter Timmermann

  16. 4. Kosten der Verstaatlichung der betrieblichen Erstausbildung: 4 Modellrechnungen • Modell 3 • Im Jahr 2000 lagen die Gesamtausgaben für die berufsbildenden Schulen bei insgesamt 6,218 Mrd. € • Zu berechnen ist, welche Ausgaben die 1.529.971 Auszubildenden verursacht hätten, wenn sie nicht als Teilzeitschüler (Ausgabenan- teil lag im Jahr 2000 bei 3,2 Mrd. €), sondern als Vollzeitschüler ausgebildet worden wären. 1.529.971 Azubis X 2.100 € Ausgaben pro Berufsschüler = 3,2 Mrd. € • Folglich sind 3.018 Mrd. € für Vollzeitschüler ausgegeben worden • Zu berechnen sind nun die durchschnittlichen Ausgaben pro Vollzeitschüler. Dazu ist eine Gewichtung zwischen den Gruppen erforderlich. Dieter Timmermann

  17. 4. Kosten der Verstaatlichung der betrieblichen Erstausbildung: 4 Modellrechnungen Dieter Timmermann

  18. 4. Kosten der Verstaatlichung der betrieblichen Erstausbildung: 4 Modellrechnungen Staatliche Mehrausgaben für den Transfer von Auszubildenden in berufliche Vollzeitschüler: 1.529.971 X 5.423 € = 8,297 Mrd. € Staatliche Gesamtausgaben für die berufliche Erstausbildung nach Verstaatlichung: 8,297 Mrd. € + 3,018 Mrd. € = 11,315 Mrd. € Dieter Timmermann

  19. 4. Kosten der Verstaatlichung der betrieblichen Erstausbildung: 4 Modellrechnungen Modell 4: Der Staat übernimmt die gesamten Kosten der betrieblichen Erstausbildung, belässt die Ausbildung aber in den Betrieben (bloße Kostenübernahme) • Variante A: der Staat übernimmt die Bruttokosten. 27,68 Mrd. € (betriebliche Bruttokosten) + 6,22 Mrd. € (Ausgaben für die beruflichen Schulen) = 33,90 Mrd. € • Variante B: der Staat ersetzt die Nettokosten. 14,37 Mrd. € (betriebliche Nettokosten) + 6,22 Mrd. € = 20,59 Mrd. € Dieter Timmermann

  20. 4. Kosten der Verstaatlichung der betrieblichen Erstausbildung: 4 Modellrechnungen Folgen für die Anteile der Ausgaben für die berufliche Erstausbildung am Bildungshaushalt, am Bruttoinlands- produkt, am Staatshaushalt und am Haushalt der Länger und Gemeinden: Dieter Timmermann

  21. 4. Kosten der Verstaatlichung der betrieblichen Erstausbildung: 4 Modellrechnungen Dieter Timmermann

  22. 4. Kosten der Verstaatlichung der betrieblichen Erstausbildung: 4 Modellrechnungen Folgen der Verstaatlichungsalternativen für die Staatsquote (in %): Dieter Timmermann

  23. 4.Finanzierungsalternativen • Ausbildungssteuer auf (private und öffentliche) Betriebe (Umsatz, Wertschöpfung oder Lohn- und Gehaltssumme) zwecks • Finanzierung der Kosten der Verstaatlichung oder • Finanzierung der gesamtem (staatlichen) berufl. Erstausbildung  Belastungsfolgen für die Betriebe • Für ehemalige Ausbildungsbetriebe: Entlastung von den pagato- rischen Kosten der eigenen Ausbildung versus Belastung durch die Ausbildungssteuer. • Für nicht ausbildende Betriebe: Belastung, Verlust von eventuellen Wettbewerbsvorteilen. zu beachten: eventuelle Preis- bzw. Inflationseffekte Dieter Timmermann

  24. 4.Finanzierungsalternativen • Umschichtungen innerhalb der Bildungshaushalte • Von den allgemein bildenden Schulen zu den beruflichen Schulen • Von den Hochschulen zu den beruflichen Schulen • Von der Weiterbildung und Erwachsenenbildung zu den beruflichen Schulen derzeit und auf absehbare Zeit nicht verantwortbar, weil auch dort zu-sätzlicher Ressourcenbedarf • Umschichtungen in den Länger- und Gemeindehaushalten zwischen den Ressorts und Aufgaben zugunsten schulischer beruflicher Erst-ausbildung  kaum erwartbar, politisch schwer durchsetzbar • Allgemeine Einführung von Schulgeld für die berufliche Ausbildung in der Sekundarstufe II Dieter Timmermann

  25. 4.Finanzierungsalternativen • Generelle Ausbildungssteuer auf die Unternehmen und Haushalte • Generelle Ausbildungssteuer nur auf die Haushalte • Anhebung von Einkommen-, u./o. Mehrwert- u./o. Verbrauchsteuer(n)  generelle erwartbare Folge: steigende Steuer- bzw, Abgabenquote Dieter Timmermann

  26. Literatur und Quellen • Bundesministerium für Bildung und Forschung: Grund- und Strukturdaten 2001/ 2002, Bonn 2002 • Bundesministerium für Bildung und Forschung: Berufsbildungs- bericht 2003, Bonn 2003 • Hegelheimer, A.: Kosten und Finanzierung der Schul-, Berufs- und Hochschulbildung in der Bundesrepublik Deutschland, Bielefeld 1984 • Kultusministerkonferenz: Schule in Deutschland. Zahlen, Fakten, Analysen, Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonfe- renz Nr. 161, Bonn, Juli 2002 • Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung: Staatsfinanzen konsolidieren – Steuersystem reformie- ren. Jahresgutachten 2003/ 2004, Berlin • Statistisches Bundesamt: Bildung im Zahlenspiegel 2004, Wiesbaden 2004 • Timmermann, D.: Berufsbildungsfinanzierung. Kurseinheit 1: Kosten und Erträge der beruflichen Bildung, Hagen 1994 Dieter Timmermann

  27. Literatur und Quellen • Timmermann, D.: Berufsbildungsfinanzierung. Kurseinheit 2: Makroökonomische Wirkungen und Alternativen der Berufsbil- dungsfinanzierung, Hagen 1995 • Timmermann, D.: Dual Training in Germany:Is it a Model for other Countries?, Bielefeld 1995, unveröffentlichtes Manuskript • Timmermann, D.: Zur Finanzierung der Beruflichen Bildung, in: Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen: Expertisen für ein Berliner Memorandum zur Modernisierung der Beruflichen Bildung, Schriftenreihe Nr. 38, Berlin 1999, S. 273 bis 300 Dieter Timmermann

More Related