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Die romanischen Sprachen aus soziolinguistischer Perspektive

Die romanischen Sprachen aus soziolinguistischer Perspektive. 22.11.2010.  Die Soziolinguistik im wissenschaftsgeschichtlichen Überblick. Norbert Dittmar : Grundlagen der Soziolinguistik – Ein Arbeitsbuch mit Aufgaben . Tübingen 1997.

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Die romanischen Sprachen aus soziolinguistischer Perspektive

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  1. Die romanischen Sprachen aus soziolinguistischer Perspektive 22.11.2010

  2. Die Soziolinguistik im wissenschaftsgeschichtlichen Überblick • Norbert Dittmar:Grundlagen der Soziolinguistik – Ein Arbeitsbuch mit Aufgaben. Tübingen 1997. • Brigitte Schlieben-Lange:Soziolinguistik. Eine Einführung. Stuttgart/Berlin/Köln 31991.

  3. Die Soziolinguistik im wissenschaftsgeschichtlichen Überblick Vorwissenschaftliche Phase - Sprachphilosophie

  4. Vorwissenschaftliche Phase • Ludovico Castelvetro (1505-1571) • Correzione d’alcune cose del Dialogo delle lingue di Benedetto Varchi (1563/1572) • Impliziter Hinweis auf die Existenz einer vulgärlateinischen Sprache.

  5. Vorwissenschaftliche Phase • Drei Entwicklungsstufen nach L. Castelvetro • Die zunehmende Wichtigkeit der vulgärlateinischen Varietät in Rom. • = Sprachkontakt unterschiedlicher sozialer Gruppen • Die Dominanz des Vulgärlateinischen während der Gotenherrschaft. • = interlingualer Sprachkontakt und Sprachkontakt unterschiedlicher sozialer Gruppen • = die Elite war gezwungen, sich an den Sprachgebrauch der bildungsfernen Schichten anzupassen • Der Übergang vom korrumpierten Latein zum volgare während der Herrschaft der Langobarden nach mehreren Generationen.

  6. Vorwissenschaftliche Phase • Gottfried Wilhelm Leibniz • Unvorgreifliche Gedanken betreffend die Ausübung und Verbesserung der Teutschen Sprache (entst. 1697, publ. 1717)

  7. Vorwissenschaftliche Phase • Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) • Discours sur l‘inégalité (1755) • Kann es vor der Existenz der Sprache so etwas wie eine menschliche Gemeinschaft geben?

  8. Vorwissenschaftliche Phase • Sprache und Gesellschaft als Gegenstand philosophischer Reflexion • Karl Marx, Deutsche Ideologie (1845) • „Die Sprache ist so alt wie das Bewußtsein, - die Sprache ist das praktische, auch für andere Menschen existierende, also auch für mich selbst existierende, wirkliche Bewußtsein, und die Sprache entsteht, wie das Bewußtsein, erst aus dem Befürfnis, der Notdurft des Verkehrs mit anderen Menschen“ • (zit. nach Schlieben-Lange 1991, 15)

  9. Vorwissenschaftliche Phase Sprach-philosophie • Für die Sprachphilosophie stellt die Gesellschaftlichkeit eine Grundbestimmung der Sprache dar. • Sprache ist bestimmt • durch ihre Intentionalität • durch ihre Gesellschaftlichkeit • Durch ihr Auftreten als historische Einzelsprache

  10. Vorwissenschaftliche Phase Sprach-philosophie Anthropologie Bewusstseins-philosophie • Gegenseitige Bedingtheit von • Sprache • Gesellschaft • Bewusstsein

  11. Soziolinguistische Problemstellung Allgemeiner Überblick

  12. Soziolinguistische Problemstellungen Die gesellschaftliche Bedingtheit von Sprachen • Sprachen kommen nur als historische Einzelsprachen vor • Sie sind daher gebunden an eine bestimmte • Gesellschaft • Schicht • Nation • Minderheit • (…)

  13. Soziolinguistische Problemstellungen Die gesellschaftliche Bedingtheit von Sprachen • Die gesellschaftliche Determination betrifft • nicht nur die Existenz als historische Einzelsprache, • sondern auch die Inhalte der betreffenden Sprache. • Für die betreffende Sprache ergeben sich dadurch bestimmte Bezeichnungsnotwendigkeiten.

  14. Soziolinguistische Problemstellungen Die gesellschaftliche Bedingtheit von Sprachen • Die Themen, Dinge, Realitäten, welche für die betreffende Gesellschaft wichtig sin, müssen entsprechend differenziert bezeichnet werden: • z.B. die Unterscheidung zwischen Blutsverwandtschaft und angeheirateter Verwandtschaft • z.B. Ausdifferenziertes System von Höflichkeitspronomina in in stark hierarchisch geprägten Gesellschaften

  15. Soziolinguistische Problemstellungen Die gesellschaftliche Bedingtheit von Sprachen • Determination sprachlicher Strukturen durch gesellschaftliche Gegebenheiten • Gesellschaftliche Relevanzstrukturen schaffen • Bezeichnungsnotwendigkeiten für die betreffende Sprache

  16. Soziolinguistische Problemstellungen Die Sprachbedingtheit der Gesellschaft • Umgekehrte Perspektive • Sprache schafft • Identität • Nationen • Minderheiten definieren sich über die gemeinsame Sprache • Die gemeinsame Sprache trägt zur Identität von Gruppen, Subkulturen etc.bei

  17. Soziolinguistische Problemstellungen Die Sprachbedingtheit der Gesellschaft • Auch die Art der Erfassung der Wirklichkeit durch die Gesellschaft ist sprachlich geprägt • Gesellschaften erfassen die Wirklichkeit in den Kategorien, welche die Sprache anbietet

  18. Soziolinguistische Problemstellungen • Wilhelm v. Humboldt • Hypothese einer sprachlich vermittelten Weltansicht

  19. Soziolinguistische Problemstellungen Sprache und Gesellschaft als Handlungssysteme • Sprache und Gesellschaft sind keine unveränderlichen Größen • Einfluss des Menschen (als Subjekt des Handelns) auf Sprache und Gesellschaft

  20. Soziolinguistische Problemstellungen Dynamik der Handlungssysteme • Sozialisation • In Handlungen lernt das Kind die Sprache sowie ihre korrekte Anwendung in sozialen Situationen • Durch das Leben in sozialen Zusammenhängen lernt es Sprache und mit Hilfe von Sprache zu kommunizieren und zu interagieren

  21. Soziolinguistische Problemstellungen Dynamik der Handlungssysteme • Geschichte • Veränderungen gesellschaftlicher und sprachlicher Normen können immer nur aus Handlungen der Träger von Sprache und Gesellschaft entstehen

  22. Soziolinguistische Problemstellungen Dynamik der Handlungssysteme • Verschiedene Veränderungen • Aussterben oder Fortleben einer Institution • Modifizierung oder Neueinführung einer Institution • ein Wort • ein Brauch • eine Sprache • ein politisches System

  23. Soziolinguistische Problemstellungen Dynamik der Handlungssysteme • Weder Gesellschaften noch Sprachen ändern sich selbsttätig, sondern immer nur durch Handlungen der beteiligten Menschen

  24. 1 2 Sprachhandlungen Sprachsysteme Nicht-sprachl. Handlungen Andere Systeme (Ökonomische Struktur, Norm und Wertestellungen) 1 2 SL 1 2 1 2 1 = schaffen; verändern 2 = verfestigen

  25. Sprechen – Sprache - Text • Der Zusammenhang zwischen Sprache und Gesellschaft ist nicht direkt, sondern basiert über die Vermittlung des Sprechens und der Texte.

  26. Sprechen – Sprache - Text • Veränderung sozialer Ordnungen und der Sprache durch: • Massenalphabetisierung • Neue mediale Verhältnisse (Buchdruck, Internet) Sprechen Sprache Text Kultur Sprachgemeischaft Textgemeinschft

  27. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik Im 20. Jahrhundert

  28. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik Vereinigte Staaten von Amerika und Kanada

  29. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik • 1965-1975 • Etablierung der Soziolinguistik als linguistische Teildisziplin • Die Soziolinguistik in den USA und Kanada • Auseinandersetzung mit der Generativen Transformationsgrammatik (GTG) Chomskys

  30. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik • Die Soziolinguistik in den USA und Kanada • Kritik an der GTG • Idealisierung homogener Sprachgemeinschaften • Zweideutigkeit des Begriffs der Performanz

  31. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik • Besondere Bedingungen • Bilinguismus durch Einwanderung • Beobachtung von • Akkulturation • Sprachwandel • Sprachmischung • Besonderes Interesse an Hispanics und Schwarzen • In Kanada Anglophonie vs. Frankophonie

  32. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik • Richtungen der nordamerikanischen Soziolinguistik • Bilinguismus-Diglossie-Studien • Untersuchungen von Stadtsprachen • Ethnography of Communication

  33. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik Ferguson (1921-1998) • Charles A. Ferguson, • Diglossia (1959) • Zwei Formen derselben Sprache sind in ihrer Verwendung spezialisiert • High variety • Low variety

  34. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik • Joshua Fishman (*1926) • Erweiterung von Fergusons Diglossie-Begriff • Nicht nur auf eine Sprache bezogen, sondern auch auf verschiedene Sprachen • Unterscheidung zwischen der sozialen Funktionszuweisung (Diglossie) und der individuellen zweisprachigen Kompetenz (Bilinguismus) • → Aufweichung des Diglossiebegriffs • → Kritik an Fishman (u.a. aus Katalonien)

  35. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik • Bilinguismus und Diglossie • Joshua Fishman • Language Loyalty in the United States (1966) • Die besondere Situation im klassischen Einwanderungsland USA • language shift: Aufgabe der mitgebrachten Sprache nach einigen Generationen • Language mantenance: Beibehaltung der mitgebrachten Sprachen

  36. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik W. Lambert (1922 – 2009) • In Kanada • Wallace Lambert • A Social Psychology of Bilingualism (1967) • matched guise technique • = Feststellung der Korrelation von Gebrauch einer Sprache und politischen, sozialen u. kulturellen Wertvorstellungen (in Kanada)

  37. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik Vier Gruppen von Einwohnern Bewohner englischer Herkunft Portugiesische Einwanderer Indianer Neue Siedler unterschied-licher Herkunft • Stadtsprachen (Urban Language Studies) • William Labov (*1927) • The Social Motivation of a Sound Change (1963) • Behandlung der Sprachsituation einer Insel (Martha‘s Vineyard/Massachusetts) • Wichtig für die Weiterentwicklung der Soziolinguistik

  38. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik Fünf verschiedene Sprechsituationen Zwanglose Sprechweise Gewählte Sprechweise Vorlesestil Wortlisten Aussprache von Minimalpaaren • Stadtsprachen (Urban Language Studies) • William Labov • The Social Stratification of English in New York City (1966) • Untersuchung von vier Schichten • lower class • working class • lower middle class • upper middle class

  39. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik J. Gumperz (*1922) • Ethnographyof Communication • Einbettung sprachlicher Handlungen in Interaktionssituationen • Jan-Petter Blom / John Gumperz: SocialMeaning in LinguisticStructure: Code Switching in Norway(1972) • Koexistenz von lokalen Dialekten und Standardsprachen • In welchen Situationen wird welche Sprachform verwendet? • situationalswitching • metaphoricalswitching

  40. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik Großbritannien

  41. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik • Basil Bernstein (1924-2000) • Unterscheidung von zwei Formen des Sprachgebrauchs • Zunächst: • formal – public • Später: • elaboratedcode – restrictedcode • Arbeiterklasse: • restringierter Code • Mittelschicht: • Elaborierter Code

  42. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik Frankreich

  43. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik Frankreich Eigene soziolinguistische Tradition • Rezeption der britischen und nordamerikanischen Soziolinguistik mit Verspätung • Eigene Entwicklung in Frankreich • Zunächst eine Art Textlinguistik, die sich mit politischen Texten befasst

  44. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik Frankreich • Verknüpfung zwischen Strukturalismus und soziolinguistischen Fragestellungen • 1960 • Ruth Reichstein (Schülerin von André Martinet) • Untersuchung zur phonologischen Erscheinungen in Paris • Bestimmte phonologische Oppositionen werden nur im 16. Arrondissement aufrechterhalten

  45. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik Frankreich Zentralismus Dominanz des Strukturalismus Linguistik Ethnologie Psychoanalyse Philosophie Verschmelzung von Textlinguistik und Soziolinguistik • Marcel Cohen • Marxistischer Ansatz • Pour une sociologie du langage • Histoire d‘une lange, le français • In den 70er Jahren beginnt die Auseinandersetzung mit den ethnischen Minderheiten Frankreichs

  46. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik Frankreich • 1974 hatte Jean-Baptiste Marcellesi zusammen mit Bernard Gardin eine Introduction à la sociolinguistique. La sociolinguistique verfasst – für lange Zeit die einzige französische Einführung.

  47. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik Frankreich • 1977 – ein Schlüsselmoment für die Soziolinguistik in Frankreich • in der Zeitschrift Langages, Nr. 46 (1977) erscheint Jean-Baptiste Marcellesis Artikel „Langage et classes sociales: le marrisme“ • Entzündung einer Sprachdebatte

  48. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik Frankreich • Exkurs • Le marrisme • Bezugnahme auf den sowjetischen Linguisten Nikolai JakowlewitschMarr(1864-1934) • Marr erarbeitete eine Neue Lehre von der Sprache (Japhetitologie). • Die Hypothese war, dass alle modernen Sprachen dazu tendierten, in eine einzige Sprache - die der kommunistischen Gesellschaft - zu münden. • Die Theorie wurde von Partei (KPdSU) und Regierung der Sowjetunion anerkannt (bis 1950).

  49. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik Nikolai Jakowlewitsch Marr Neue Lehre von der Sprache • In einem vielbeachteten Artikel in der Zeitung Prawda erklärte Stalin am 20. Juni 1950 die Japhetitologie Marrs für unmarxistisch. • In der Folge wurde in der sowjetischen Sprachwissenschaft wieder verstärkt Methoden der junggrammatischen Schule angewandt.

  50. Wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung der Soziolinguistik Nikolai Jakowlewitsch Marr Neue Lehre von der Sprache • Überbauthese • die Sprache ist als Überbauphänomen auf der Basis der Produktion und Produktionsverhältnisse anzusehen. • Lehre vom Klassencharakter der Sprache • die Sprache ist wie jedes Überbauphänomen klassenbedingt.

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