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„Schreibabys“ Regulationsstörungen im Säuglingsalter

„Schreibabys“ Regulationsstörungen im Säuglingsalter. Dr. Agnes von Wyl ZHAW, Departement Psychologie agnes.vonwyl@zhaw.ch. von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009. Gegenseitiges Vorstellen. von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009. Was sind Schreibabys?. Exzessives Schreien über Stunden

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„Schreibabys“ Regulationsstörungen im Säuglingsalter

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Presentation Transcript


  1. „Schreibabys“Regulationsstörungen im Säuglingsalter Dr. Agnes von WylZHAW, Departement Psychologie agnes.vonwyl@zhaw.ch von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  2. Gegenseitiges Vorstellen von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  3. Was sind Schreibabys? • Exzessives Schreien über Stunden • Früher: Dreimonatskoliken • Heute: Regulationsstörung (wertneutral und nicht stigmatisierend für die Eltern) • Ursachen: Trias aus • Problem der frühkindlichen Verhaltensregulation • Erschöpfung der Eltern • Dysfunktionale Kommunikationsmuster • Regulationsstörung = Interaktionsstörung von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  4. Ziel des Kurses • Vorgänge im Säugling verstehen • Interaktionen Mutter-Kind oder Vater-Kind einschätzen • Hilfestellungen für die Familie Beruhigung des Säuglings Positive Interaktionen zwischen Säugling und Eltern ermöglichen von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  5. Selbstregulation / Regulationsstörung • Gute Selbstregulation: Ein Baby, das über Möglichkeiten verfügt, seine innere Erregung selbst so zu beeinflussen, dass es sich in seinem Körper wohlfühlt, kann sich selbst gut regulieren • Definition Regulationsstörung: Schwierigkeit des Säuglings, sein Verhalten in Interaktions- und regulativen Kontexten (Selbstberuhigung, Schreien, Schlafen, Füttern, Aufmerksamkeit) angemessen zu regulieren. • Sie äussert sich in alters- und entwicklungsphasentypischen Symptomen. Diese sind im ersten Lebensjahr in erster Linie exzessives Schreien sowie Schlaf- und Fütterstörungen. von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  6. Schreidauer in den ersten Lebensmonaten von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  7. Exzessives Schreien • „Normales Schreien“ • Steigerung von 1.75 Stunden auf 2.5 Stunden pro Tag bis zur 6. Lebenswoche • Absinken auf 1 Stunde bis zum 4. Lebensmonat, Stabilisierung bis zum Ende des 1. Lebensjahres • 40% der Säuglinge (bis 3 Monate) schreien am meisten zwischen 16-23 Uhr von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  8. Exzessives Schreien • 3er Regel (Wesselkriterien): • Schreien und Nörgeln > 3 Std./Tag • an mehr als 3 Tagen pro Woche • in den letzten 3 Wochen von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  9. Individuelle Variabilität der Schreidauer Was ist „normal“? von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  10. Schlafdauer von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  11. Schlaf-Wach-Rhythmus • Neugeborene schlafen etwa 16 bis 17 Stunden täglich, verteilt auf 7 oder 8 Schlafperioden • Die Schlaf- und Wachphasen sind gleichmässig zwischen Tag und Nacht verteilt und folgen etwa einem Vierstundenrhythmus (mit drei Stunden Schlaf und einer Stunde Wachsein). • Im Entwicklungsverlauf konzentrieren sich die Schlaf- und Wachzustände auf weniger Perioden von entsprechend längerer Dauer, wobei die tägliche Schlafzeit insgesamt geringer wird • Beträgt die Dauer der Schlafphase im Alter von zwei Wochen ca. vier Stunden, so steigt sie gegen Ende des ersten Lebensjahres auf sieben Stunden an. von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  12. Schlafdauer von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  13. Zu Essstörungen: Variabilität der aufgenommenen Nahrungsmenge von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  14. 0-3: Regulationsstörungen Diagnose • Kernsymptome: exzessives Schreien, Schlaf- und Fütterprobleme • 4 Subtypen von regulatorischen Störungen werden unterschieden: • der hypersensitive Typus • der unterreaktive Typus • der motorisch desorganisierte, impulsive Typus • andere (wird dann klassifiziert, wenn Kinder die Kriterien der ersten drei Typen nicht erfüllen) von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  15. Selbstregulation / Regulationsstörung • Gute Selbstregulation: Ein Baby, das über Möglichkeiten verfügt, seine innere Erregung selbst so zu beeinflussen, dass es sich in seinem Körper wohlfühlt, kann sich selbst gut regulieren • Definition Regulationsstörung: Schwierigkeit des Säuglings, sein Verhalten in Interaktions- und regulativen Kontexten (Selbstberuhigung, Schreien, Schlafen, Füttern, Aufmerksamkeit) angemessen zu regulieren. • Sie äussert sich in alters- und entwicklungsphasentypischen Symptomen. Diese sind im ersten Lebensjahr in erster Linie exzessives Schreien sowie Schlaf- und Fütterstörungen. von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  16. Selbstregulation • Erste Wochen: Eltern übernehmen Teil der Regulation des Kindes • Schreien: Selbstregulation ausser Kraft (aber immerhin Möglichkeit zum Spannungsabbau) • Frühkindliche Regulationsmechanismen: • Saugen am eigenen Daumen oder Fäustchen • Blick abwenden • Kind benötigt Regulationsunterstützung durch seine Eltern • Regulationsbemühungen werden vom Kind verinnerlicht und entwickeln sich zu eigenen Fähigkeiten. Es bildet eine Vorstellung davon heraus. von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  17. Verhaltenszustände • Tiefschlaf • Traumphasenschlaf • Halbschlaf • wacher Aufmerksamkeitszustand • aufmerksamer, aber quengliger Zustand • Schreien von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  18. Verhaltensregulation • Schlaf-Wach-Rhythmus etablieren • Am Abend: in Kürze einschlafen • Tagsüber: leicht von Wachzustand in Schlafzustand wechseln • Signalisieren von Hunger- und Sättigungssignalen • Nahrung gut schlucken und verdauen • Affektive Verhaltensregulation (Erregung und Unlust) • Regulation der Aufmerksamkeit und Integration von Erfahrungen von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  19. Selbstregulation und Verhaltenszustände • Verhaltenszustände regulieren Ausmass des Kontaktes mit der Umwelt • Grad der Ansprechbarkeit und Wachheit • Die Fähigkeit zur Regulation der Verhaltenszustände muss in den ersten Lebenswochen erworben werden • Wichtig: Verhaltenszustände Möglichkeiten des Rückzuges von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  20. Schwierigkeiten in der Selbstregulation: • Babys in der Regel leichter erregbar (irritabel) • Können sich weniger leicht selbst beruhigen • Wenn sie schreien: auch für Eltern schwer, sie zu beruhigen • Weniger klare und eindeutige Signale • Schwieriges Temperament • Vermutlich besonderes erregbares Nervensystem • Neurologische Funktionen bei Geburt weniger ausgereift von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  21. Temperament • Aktivität (Ausmass und Tempo) • Rhythmizität der körperlichen Funktionen • Annäherungs-/ Vermeidungsverhalten gegenüber Neuem • Anpassungsvermögen in neuen Situationen • Reizschwelle (neurophysiologisch) • Stimmungslage • Intensität des Ausdrucksverhaltens • Ablenkbarkeit • Ausdauer von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  22. Unterlagen TemperamentDVD

  23. Das Kind lädt zum Dialog ein • Blickkontaktaufnahme • Lächeln • Positive Vokalisationen oder • Artikulationsbewegungen des Mundes • Angemessene Erregung • Entgegenstrecken der Ärmchen • Manuelles oder orales Untersuchen von Gegenständen von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  24. Das Kind zeigt Desinteresse • Mangelnde Blickzuwendung • Abwendung seines Blickes • Neutraler oder verdriesslicher Gesichtsausdruck • Fehlende Vokalisationen • Schlaffheit oder Anspannung von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  25. Sensitivität der Eltern (1) Kindliche Signale werden • adäquat wahrgenommen • adäquat interpretiert • prompt beantwortet • angemessen beantwortet von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  26. Sensitivität (2) • Stimulationsniveau weder unter- noch überfordernd • Einzigartigkeit des Kindes beachten • Anpassung der Eltern an die individuellen Vorlieben, Aufnahmebereitschaft, Intentionen, Interessen, Fähigkeiten und den Entwicklungsstand des Kindes • Elterliches Verhalten ist nicht unabhängig vom Verhaltensstil des Kindes von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  27. Sensitivität bei schwierigem Temperament • Unruhige Säuglinge brauchen beruhigende Stimulation • Frühe Zeichen von Ermüdung und Unlust erkennen und beantworten • Dämpfung von Erregungszuständen • Wichtig: auch wenn abwechslungsreiche Stimulation kurzfristig beruhigend ist: Erregung wird auf hohem Niveau gehalten und Unruhe bleibt bestehen von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  28. Kompetenzen der Eltern Negative Gegenseitigkeit • Schwieriges Kind • Negative Kommunikationssignale • Eltern werden erschöpft, enttäuscht • Negative Gegenseitigkeit • Gegenseitige Bestärkung in den negativen Signalen • Eltern bemühen sich nur noch dann ums Kind, wenn es schreit (erholen sich, wenn Kind ruhig ist) • Kaum mehr positive Gegenseitigkeit • Kind lernt: „schreien = Kontakt“ von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  29. Von Engels- und Teufelskreisen Papousek, 2004 von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  30. Hemmung der intuitiven elterlichen Kompetenz Vermeidung spielerischer Interaktionen Verarmtes, stereotypes Repertoire Ignorieren der Signale Unvoraussagbare, inadäquate, ineffektive Responsivität Verzögerte Latenz Auswirkungen des unstillbaren Schreiens auf die Eltern (nach Papousek) Mangel an intuitiver Unterstützung Vernachlässigung Misshandlung Chronische Erschöpfung Schlafdefizit Chronischer Stress Abnorme Erregbarkeit Erlernte Hilflosigkeit Traum „perfekte Mutter verletztes Selbstwertgefühl Depression, Schuldgefühle Schreibaby Postnatal perinatal pränatal Aktualisierung neurotischer Konflikte Partnerkonflikte Rollenkonflikte Konflikte mit Eltern Ambivalenz Abschied vom Traumbaby Ablehnung/ Angst vor Ablehnung Aggression Psychosoziale Risiken Biologische Risiken

  31. Risikofaktoren beim Kind • Behinderungen des Kindes • Frühgeburt • "schwieriges Baby” / “Schreibaby“ • schwer differenzierbares Verhalten • weniger Schlüsselreize für die Eltern • erhöhte Irritabilität , vermehrtes Schreien • verminderte Aufmerksamkeit • Wahrnehmungs- und Integrations-prozesse verlangsamt von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  32. Verlauf RegulationsstörungenMannheimer Risikokinderstudie von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  33. Wie können Sie helfen? • Wichtig: Positive Interaktion fördern • Babymassage kann für Eltern eine wichtige Erfahrung sein, dass sie mit dem Kind positiv interagieren können von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  34. Risikofaktoren auf Seiten der Eltern • Psychische Erkrankung • Partnerschaftsprobleme • negative Kindheitserfahrungen • Intensivbehandlung des Kindes • frühe Trennung infolge von Frühgeburt • primäre Ablehnung des Kindes • "Kopflastigkeit" der Eltern • allgemeine Verunsicherung im Umgang mit einem Säugling von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  35. Symptome auf Seiten der Eltern • Chronischer Erschöpfungszustand • Extreme Gereiztheit • Depressive Symptomatik • Aggressive Impulse gegenüber Kind (Äusserungen, Gedanken, Handlungen) • Verkennung des Gesundheitszustandes und/oder der Signale des Kindes bis hin zu psychotischer Symptomatik von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  36. Baby-Blues • 50 – 80% aller Mütter betroffen • Meist in der ersten Woche • nicht länger als zwei Wochen • Traurigkeit und häufiges Weinen • Empfindsamkeit und Stimmungsschwankungen • Müdigkeit und Erschöpfung • Schlaf- und Ruhelosigkeit • Ängstlichkeit und Reizbarkeit • Konzentrationsschwierigkeiten von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  37. Postpartale Erschöpfung • 10 – 20% aller Mütter betroffen • Schleichende Entwicklung • „Ich fühle mich zunehmend erschöpft“ • „Nun ist mein Kind da, und ich sollte glücklich sein, doch bin ich traurig und muss weinen“ • „Mein Körper reagiert anders, langsamer als vor der Geburt“ • „Ich möchte nicht, dass jemand merkt, dass ich dauernd überfordert bin“ • „Früher war ich an allem interessiert, und heute lebe ich völlig lustlos und zweifle an meinen Fähigkeiten“ • „Ich kann mich auf nichts mehr konzentrieren“ • „Plötzlich überfällt mich eine Wut auf mein Kind“ • „Ich bin müde, kann aber trotzdem nicht schlafen“ • „Die Hoffnungslosigkeit bestimmt immer mehr mein Leben“ von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  38. EDPS: Befindlichkeit Eltern Wahrscheinlichkeit für eine Depression ist: Edinburgh Postnatale Depression Skala (EDPS): 10 Fragen, Einschätzung auf einer Skala von 0 bis 3 Frauen mit Werten >=13: leiden mit einer 60-100%ige Wahrscheinlichkeit an einer Depression Vergleichsgruppe Wöchnerinnen: Bergant, Nguyen, Moser u. Ulmer, 1998, n = 1257 von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

  39. Risiken der Gesellschaft • Fehlen von Musse, Gelassenheit, stressfreiem Spiel-Raum • Fehlen eines unterstützenden Umfeldes • Machbarkeitsideologie • Vermarktung • Leistungsorientierung • Einseitige wissenschaftliche Theorien mit hohem Erwartungsdruck von Wyl/ S.V.B.M., 24. April 2009

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