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Zwischen Tradition und Moderne.

Zwischen Tradition und Moderne. Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert am Beispiel der sephardischen Zeitungen Şalom und El Amaneser . Carolina Spiegel Institut für Romanische Philologie Ludwig-Maximilians-Universität München. Gliederung.

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  1. Zwischen Tradition und Moderne. Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert am Beispiel der sephardischen Zeitungen Şalom und ElAmaneser. Carolina Spiegel Institut für Romanische Philologie Ludwig-Maximilians-Universität München Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  2. Gliederung Die Geschichte der Sepharden im Osmanischen Reich Wie wird die Sprache der Sepharden bezeichnet? Gegenüberstellung der Termini Judenspanisch, Djudezmo und Sephardisch Judenspanisch = Sprache oder Varietät des Spanischen? Judenspanisch als Mischsprache Die judenspanische Presse Istanbuls im 21. Jahrhundert: Şalomund ElAmaneser Analyse morphologischer Strukturen in der judenspanischen Pressesprache Istanbuls Zur Frage nach der Vitalität des Judenspanischen Istanbuls im 21. Jahrhundert Literaturverzeichnis Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  3. 1. Die Geschichte der Sepharden im Osmanischen Reich 1. Die Geschichte der Sepharden im Osmanischen Reich 1.1. Diaspora als Folge von der Vertreibung von der Iberischen Halbinsel 1.2. Das Osmanische Reich als neue Heimat der Sepharden 1.3. Integration der Sepharden in die osmanische Gesellschaft? 1.4. Einfluss der Alliance Israélite Universelle im Zeitraum von 1860 – 1923 1.5. Politische und gesellschaftliche Folgen der Gründung der Republik Türkei 1.6. Die sephardischen Gemeinden in der Türkei im 21. Jahrhundert Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  4. 1. Die Geschichte der Sepharden im Osmanischen Reich • 1.1. Diaspora als Folge von der Vertreibung von der Iberischen Halbinsel • 1492: anus „mirabilis“ der spanischen Geschichte • Eroberung Granadas am 1. Januar 1492  Ende der Reconquista • Entdeckung Amerikas durch Cristóbal Colón • Publikation der ersten spanischen Grammatik: • Antonio de Nebrija: Gramática de la lengua castellana • Vertreibung der Juden von der Iberischen Halbinsel • Ausweisungsedikt vom 31. März 1492: • Verlassen der Königreiche Kastilien und Aragón innerhalb von 3 Monaten oder • Konversion zum Christentum • Zahl der ausgewanderten Juden: 80.000 – 100.000 (Kastilien), 12.000 (Aragón) • Erste Station: Portugal (Ausweisungsdekret 1947) • Zweite Station: Westeuropa, Osmanisches Reich, Nordafrika Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  5. 1. Die Geschichte der Sepharden im Osmanischen Reich Bossong (2008: 129) Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  6. 1. Die Geschichte der Sepharden im Osmanischen Reich • 1.2. Das Osmanische Reich als neue Heimat der Sepharden • Osmanisches Reich (Ende des 15. Jhds.): östlicher Mittelmeerraum + Großteil des Balkans • Niederlassung in • Sofia, Sarajevo, Belgrad • Izmir, Bursa, Edirne • Kairo, Damaskus, Jerusalem • Konstantinopel (Istanbul) und Saloniki (Thessaloniki) •  Zentren der sephardischen Kultur im Osmanischen Reich • Osmanisches Reich unter Bayazit II: • Stabile politische Verhältnisse • Tolerante Haltung des Sultans gegenüber den religiösen Minderheiten • Günstige ökonomische Voraussetzungen • In der Folge „bildete sich eine iberisch-jüdische Lebenswelt heraus, die als selbstständige • kulturelle Einheit bis ins 20. Jahrhundert erhalten blieb“ (Benbassa/Rodrigue 2005: 53). Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  7. 1. Die Geschichte der Sepharden im Osmanischen Reich • 1.3. Integration der Sepharden in die osmanische Gesellschaft? • Wandel im Zeitraum von Anfang des 16. Jhds. bis Mitte des 20. Jhds.? • Bündnis zwischen ethnoreligiösen Minderheiten und dem Sultan: • Sultan gewährte den Juden Religionsfreiheit und Autonomie im Bereich der Verwaltung interner Aufgaben und der Rechtsprechung • Alle nicht muslimischen Gemeinschaften mussten eine Kopfsteuer sowie zusätzliche Steuern an den Sultan entrichten • Auswirkungen dieses Bündnisses auf die sephardischen Gemeinden: • Bewahrung der kulturellen, religiösen und sprachlichen Identität • Abschottung von der osmanisch-muslimischen Gesellschaft Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  8. 1. Die Geschichte der Sepharden im Osmanischen Reich • Drei Phasen nach Díaz-Mas (1986: 55-71; 84-91) • 1. Phase (Ende des 15. Jhds. bis Mitte des 17. Jhds.): • Einfluss der Sepharden am Hof des Sultans sowie Handel im Mittelmeerraum • Öffnung der sephardischen Gesellschaft nach außen • 2. Phase (Mitte des 17. Jhds. bis Mitte des 19. Jhds.): • Phase der Introversion und der zweifachen Abschottung bis Mitte des 19. Jhds. • 3. Phase (Ende des 19. Jhds. bis Mitte des 20. Jhds.): • Rechtliche Gleichstellung der Sepharden in der osmanischen Gesellschaft sowie Verwestlichung der sephardischen Gesellschaft • Sekundäre Diaspora( Auswanderung nach Israel, Süd- und Nordamerika) Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  9. 1. Die Geschichte der Sepharden im Osmanischen Reich • 1.4. Einfluss der Alliance Israélite Universelle im Zeitraum von 1860 – 1923 • Gründung der Alliance Israélite Universelle (AIU) 1860 in Paris • Grundsätze der AIU: • Kampf für die Rechte der Juden weltweit • Unterstützung der in Not geratenen jüdischen Gemeinschaften (ökonomische und intellektuelle Armut vieler sephardischer Gemeinden im Osmanischen Reich) • Bildung und Erziehung an Schulen der AIU (Gründung der 1. Schule 1865 in Istanbul) • Französisch wurde zur mit Prestige besetzten Kultur- und Bildungssprache der sephardischen Elite, die innerhalb der Schulen der AIU zweisprachig heranwuchs. • Das flächendeckende Netz der Schulen der AIU „spielte […] eine wichtige Rolle im Prozess der Europäisierung der sephardischen Juden“ (Benbassa/Rodrigue 2005: 145). • Anfang des 20. Jhds. manifestierte sich der Einfluss der französischen Kultur und Sprache auch in der Unterschicht und hatte somit alle sozialen Schichten erreicht. Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  10. 1. Die Geschichte der Sepharden im Osmanischen Reich • 1.5. Politische und gesellschaftliche Folgen der Gründung der Republik Türkei • Gründung der Republik Türkei am 23. Oktober 1923 durch Mustafa Kemal (Atatürk), die „als ein in jeder Beziehung modernisiertes und europäisiertes laizistisches Staatswesen keine Gemeinsamkeit mit ihrem Vorgänger, dem Osmanischen Reich, mehr haben [sollte]“ (Matuz 1985: 278) • Kein Sonderstatus der Juden in der neu gegründeten Republik Türkei • Festsetzung des Türkischen als alleinige Nationalsprache • „Die neue republikanische Generation von Juden, die jetzt türkische Schulen besuchten, wurde allmählich und erstmals in der Geschichte vollkommen turkophon“ (Benbassa/Rodrigue 2005: 167f.). Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  11. 1. Die Geschichte der Sepharden im Osmanischen Reich • 1.6. Die sephardischen Gemeinden in der Türkei im 21. Jahrhundert • ca. 28.000 Juden in der Türkei, davon 24.000 Sepharden • Sephardische Gemeinden überwiegend in Istanbul und Izmir, da Migrationsbewegungen innerhalb der Türkei: „there was also a movement within the country‘s boundaries in which the remaining small Jewish communities converged towards Istanbul“ • (Altabev 2003: 54). • Istanbul als Zentrum des sephardischen Lebens in der Türkei • Gründung des Ottoman-Turkish Sephardic Culture Research Center 2003 (http://www.istanbulsephardiccenter.com), das sich zum Ziel gesetzt hat, die sephardische Kultur und Sprache zu fördern. Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  12. 2. Gegenüberstellung der Termini Judenspanisch, Djudezmo und Sephardisch • 2. Wie wird die Sprache der Sepharden bezeichnet? Gegenüberstellung der Termini Judenspanisch, Djudezmo und Sephardisch • Terminus Judenspanisch in Anlehnung an weitere sog. „Judensprachen“ (z.B. Yiddisch) (vgl. Sephiha 1973: 239-241) • Terminus Judenspanisch: „de origenreciente y culto, y porlocomún, estáreservado a los especialistas“ (Schoonheere de Barrera Vidal 1993: 22 ) • Der Terminus Judenspanisch kann als linguistischer Fachterminus angesehen werden, der als Oberbegriff für die zu unterscheidenden Termini Djudezmo und Ladino dient. Hetzer (2001: V) verwendet hierfür synonym den Terminus Sephardisch. • Sephiha (1973; 1977; 1986) sieht Djudezmo („judéo-espagnole vernaculaire“) und Ladino („judéo-espagnolcalque“) als zwei Sprachen an und widerspricht somit Hassán (1995), der Djudezmo und Ladino als unterschiedliche stilistische Niveaus einer Sprache bezeichnet. Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  13. 3. Judenspanisch = Sprache oder Varietät des Spanischen? • 3. Judenspanisch = Sprache oder Varietät des Spanischen? • Judenspanisch als eigenständige Sprache, dessen Basis das Altspanische ist • (vgl. Sephiha 1977: 15-17; Schoonheere de Barrera 1993: 1-33; Bossong 1987: 3) • „Wir haben hier die einzigartige Konstellation, daß [sic] eine Sprache an der historischen Nahtstelle von Mittelalter und Neuzeit gleichsam in zwei aufgespalten wird und daß [sic] jedes der so neu entstandenen Idiome seinen eigenen, vom anderen unabhängigen und unbeeinflußten [sic] Entwicklungsweg nimmt“ (Bossong 1987: 3). • - Judenspanisch als Varietät des peninsularen Spanisch (vgl. Penny 2000: 164; Hetzer 2001: V) Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  14. 4. Judenspanisch als Mischsprache • 4. Judenspanisch als Mischsprache • Judenspanisch „als Prototyp einer Mischsprache“ (Bossong 1987: 1) • 4.1. Einfluss des Hebräischen und des Ladino • 4.2. Einfluss des Italienischen • 4.3. Einfluss des Französischen • 4.4. Einfluss des Türkischen • 4.5. Das Judenspanische Istanbuls als Abbild der multilingualen sephardischen Gesellschaft Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  15. 4. Judenspanisch als Mischsprache • 4.1. Einfluss des Hebräischen und des Ladino • Direkter Einfluss des Hebräischen auf die Sprache der spanischen Juden größtenteils vor der Vertreibung von der Iberischen Halbinsel • Einfluss des Neuhebräischen auf das Judenspanische Istanbuls im 21. Jhdt. im Bereich der Lexik (Termini aus den Bereichen Zionismus, Israel, Judentum). • « l’influence directe de l’hébreu, elle est en partie antérieure à l’expulsion; elle est à l’heure actuelle minimisée par le fait que l’hébreu ne fait pas du tout ou très peu partie du code multilingue des locuteurs; elle est enfin renouvelée de façon récente par l’hébreu moderne » (Varol-Bornes 2008: 476). • Indirekter Einfluss des Hebräischen auf das Judenspanische über das Ladino vor allem im Bereich der Syntax: unter Verwendung (alt-)spanischer Wörter wird die hebräische Syntax „abgepaust“ bzw. Wort für Wort übernommen. Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  16. 4. Judenspanisch als Mischsprache • 4.2. Einfluss des Italienischen • Das Italienische zählt im 21. Jhd. nicht mehr zum Sprachenrepertoire der multilingualen sephardischen Gemeinde Istanbuls  kein Einfluss des Italienischen im 21. Jhd. • Einfluss im 20. Jhd. u.a. auf Grund der Schulen der Società Dante Aligheri • Einfluss des Italienischen v.a. nach der Vertreibung von der Iberischen Halbinsel (16. Jhd.) • (Ancona und Livorno als vorläufiges Ziel  Handel mit dem Osmanischen Reich) • Einfluss des Italienischen vor allem im Bereich des Wortschatzes • cf. ringrasyar (aus it. ringraziare‚danken‘), governo (aus it. governo‚Regierung‘) • - Indirekter Einfluss des Italienischen auf das Judenspanische Istanbuls über das Türkische, das viele Lexeme aus dem Italienischen entlehnt hat Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  17. 4. Judenspanisch als Mischsprache • 4.3. Einfluss des Französischen • Welche sprachlichen Folgen hatte der Einfluss des Französischen auf das Judenspanische Istanbuls? • Prestigegewinn des Französischen führte zu Prestigeverlust des Judenspanischen • (Sprach-)Gebrauch des Französischen an den Schulen der AIU führte dazu, dass • „in den letzten Jahrzehnten des 19. und den ersten des 20. Jahrhunderts mehrere Generationen von Zweisprachigen heran[wuchsen], für die das Judenspanische zwar die primäre Umgangssprache geblieben war, die jedoch das Französische als Kultur-, Kontakt- und Verkehrssprache mehr oder minder vollkommen beherrschten“ (Bossong 1987: 9). • Direkter Einfluss des Französischen vor allem im Bereich der Lexik • cf. avenir(aus frz. avenir ‚Zukunft‘), buto(aus frz. but ‚Ziel‘), estar al korriente(aus frz. être au courant ‚auf dem Laufenden sein‘), orozamente (aus frz. heureusement ‚glücklicherweise‘) Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  18. 4. Judenspanisch als Mischsprache • Sephiha bezeichnet diese spanisch-französische Mischsprache als „judéo-fragnol“ (Sephiha 1973: 242) • „lengua vernácula de Turquía, lengua extremamenteafrancesada, hastatalpuntoque le di elnombre de judeofrañol“ (Sephiha 1995: 299) • Einfluss des Französischen v.a. im Bereich des Wortschatzes spürbar: „In der Tat scheinen die Grenzen zwischen den beiden Sprachen fast zu verschwimmen: jedes beliebige französische Wort kann in das Judenspanische aufgenommen werden, bei minimaler Anpassung an das iberoromanische Laut- und Formensystem“ (Bossong 2008: 106f.). • Geringer Einfluss im Bereich der Syntax; Transferenz und Integration französischer Phoneme • - „ Das Judenspanische des 20. Jahrhunderts ist von französischem Sprachgut ganz und gar durchdrungen. Das gilt auf allen Ebenen außer der Morphologie; es gilt bezüglich der Phonetik, der Syntax, der Lexikons sowie der Phraseologie und Idiomatik“ (Bossong 1987: 12). Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  19. 4. Judenspanisch als Mischsprache • 4.4. Einfluss des Türkischen • Das Türkische löst das Französische als dominante Kontaktsprache ab • Varol-Bornes (2008: 470ff.) sieht den Einfluss des Türkischen auf allen sprachlichen Ebenen gegeben • Einfluss des Türkischen primär im Lexikon (Wortfelder: öffentliches, privates und religiöses Leben, Islam, Sitten und Gebräuche, Berufe, spezifische Nahrung, Kleidung, republikanischer Staat) • Entlehnung von Diskusmarkern, Interjektionen und Konjunktionen, cf. ama (aus tk. ama ‚aber‘), Wortbildungssuffixen, stilistischen Verfahren der Wiederholung und Reduplikation Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  20. 4. Judenspanisch als Mischsprache • 4.5. Das Judenspanische Istanbuls als Abbild der multilingualen sephardischen Gesellschaft • 20. Jhdt.: Judenspanisch, Französisch, Türkisch • „Le turc est un habit d’emprunt, le français un habit de gala, le judéo-espagnol la vieille robe de chambre commode où l’on se sent le plus à l’aise“ (Rodrigue 1989: 115). • (Bericht des Schuljahres 1907/1908 des Lehrers M. Fresco aus Istanbul an die AIU adressiert) • Multilinguismus bzw. Plurilinguismus als Identitätsfaktor der Sepharden • - Judenspanisch „als Prototyp einer Mischsprache“ (Bossong 1987: 1) • « Le <mélange linguistique> est inhérent à la notion même de judéo-espagnol, indépendamment de la situation de contact, par le simple biais des langues que l’on pourrait qualifier de <communautaires>: l’hébraïco-araméen biblique et michnique et le français de l’Alliance, langue des Juifs émancipés. Il s’enrichit de l’expérience de la diaspora à travers les langues des autres communautés: l’espagnol del’Espagne, le turc, le grec, et l’italien dans une moindre mesure. El cela encore il est identitaire, puisque les locuteurs se sont servis de toutes ces langues pour façonner la leur. Elle retrace donc leur histoire »(Varol-Bornes 2008: 476). • - 21. Jhdt.: Einsprachigkeit ? Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  21. 5. Die judenspanische Presse Istanbuls im 21. Jahrhundert: Şalom und ElAmaneser • 5. Die judenspanische Presse Istanbuls im 21. Jahrhundert: Şalom und ElAmaneser • 1. Zeitung auf Judenspanisch 1848 in Izmir erschienen • Trotz des zunehmenden Einfluss des Französischen und der wachsenden Zweisprachigkeit der sephardischen Elite sind die meisten Zeitungen im Osmanischen Reich auf Judenspanisch verfasst worden. • Ziel: Bildung der Sepharden, die von der Schulbildung der AIU ausgeschlossen waren • „Les élèves sortis des écoles de l’Alliance constitueront une <élite>, qui n’utilisera le judéo-espagnol que […] par le truchement de la presse qu’ils dirigeront, à ceux qui n’auront pas eu la chance de fréquenter ces écoles“ (Sephiha 1977: 45). • Judenspanische Presse als Bildungsinstrument Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  22. 5. Die judenspanische Presse Istanbuls im 21. Jahrhundert: Şalom und ElAmaneser • 5.1. Şalom • 1947 von Avram Leyon gegründet (1. Ausgabe vom 20. Oktober 1947); Wochenzeitung • Untertitel (bis heute): „A lotuertotuerto, a lodereçodereço“ (Şalom 1) • Wechsel vom Judenspanischen zum Türkischen (ab 1984) • Einzige Zeitung weltweit, die wöchentlich 1 Seite auf Judenspanisch publiziert. • Ca. 3.500 Abonnenten (intern) + 500 Abonnenten (extern) • „Los judios de Turkiyakeemigraron a los paizesestranjeros se abonan al Şalomparakontentarsuseskarinyo. I siertos de los abonados son akademisyenes ke se interesan en muestra pajina en Judeo-Espanyol“ (Levi 2007: 84). Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  23. 5. Die judenspanische Presse Istanbuls im 21. Jahrhundert: Şalom und ElAmaneser Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  24. 5. Die judenspanische Presse Istanbuls im 21. Jahrhundert: Şalom und ElAmaneser • 5.2. ElAmaneser • 1. Ausgabe am 2. März 2005 erschienen • ElAmanesererscheint einmal pro Monat und umfasst im Schnitt 24 Seiten • Weltweite Leserschaft • Artikel von Muttersprachlern (Karen GersonŞarhon, Klara Perahya) sowie Experten des Judenspanischen weltweit (Michael Studemund-Halévy) • Leitmotiv: „Kuandomunchoeskurese es paraamaneser“ (ElAmaneser 1) Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  25. 5. Die judenspanische Presse Istanbuls im 21. Jahrhundert: Şalom und ElAmaneser • 5.3. Charakterisierung der judenspanischen Pressesprache • per definitionem ist die Pressesprache „keine sprachliche Varietät im Sinne eines sprachlichen Teilsystems“ (Bußmann 52002: 353) • „Der heutigen deskriptiven Linguistik gilt sie [die Pressesprache] als wichtiger Faktor der Sprachentwicklung, da sie sprachliche Normen sowohl bestätigt wie verändert (z.B. bei der Verbreitung von Neologismen, Wortbildungsmustern oder fachsprachlichem Vokabular)“ (Bußmann 52002: 535). •  Untersuchung der judenspanischen Pressesprache der Jahre 2011 und 2012 anhand einer Auswahl an Artikeln aus den sephardischen ZeitungenŞalomund ElAmaneser Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  26. 6. Analyse morphologischer Strukturen in der judenspanischen Pressesprache Istanbuls • 6. Analyse morphologischer Strukturen in der judenspanischen Pressesprache Istanbuls • Korpus: • 5 Zeitungsartikel aus ElAmaneser • 5 Zeitungsartikel aus Şalom Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  27. 6. Analyse morphologischer Strukturen in der judenspanischen Pressesprache Istanbuls • 6.1. Archaismen versus Innovationen als Strukturmerkmal • -Dichotomie – Archaismen versus Innovationen – ist als primäres Strukturmerkmal des Judenspanischen(Sephiha 1973: 243; Penny 2000: 176-181; Lleal 2004: 1149) anzusehen. • „le judéo-fragnol accueille en son sein des archaïsmes (phonétiques, morphologiques, lexicaux et syntaxiques), mais aussi des innovations audacieuses dont nous verrons quelques exemples“ (Sephiha 1973: 243) • Hypothese: Die Morphologie ist derjenige sprachliche Bereich, der sich an der Schnittstelle zwischen Archaismen und Innovationen befindet. • Zwei Arten von Innovationen: • 1. Innovation auf französischen oder türkischen Spracheinfluss zurückzuführen • Terminus „entlehnte“ Innovation • 2. Innovationen, die als interne Entwicklung zu betrachten sind •  „autonome Innovation“ Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  28. 6. Analyse morphologischer Strukturen in der judenspanischen Pressesprache Istanbuls 6.2. Morphologische Strukturen in ElAmaneserund Şalom 6.2.1. Genusmarkierung beim Substantiv 6.2.2. Kongruenz von Adjektiv und Substantiv 6.2.3. Die morphologische Sonderform –sen 6.2.4. Das Possessivum su/ sus 6.2.5. Das Relativpronomenkual/ kual Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  29. 6. Analyse morphologischer Strukturen in der judenspanischen Pressesprache Istanbuls • 6.2.4. Das Possessivum su/ sus • Im Spanischen: Possessivpronomina su(Possessum im Singular) bzw.sus(Possessum im Plural)  Kongruenz des Possessivpronomens in Genus und Numerus mit dem Possessum, jedoch keine Kongruenz mit dem Possessor. • Ambiguität wird im Judenspanischen (Istanbuls) teilweise aufgehoben: • „The third-person possessivesu, in some varieties of Judeo-Spanish, is marked for the number of the possessor, rather than for the number of the thing possessed“ • (Penny 2010: 180). • (1) Pokos pensan afirmarsen kon sus valor personal i sus potensyal de humanizmo. • (2) El djudeo-espanyol no es una lingua ke mos fue klasikamente transmetida debasho el kontrol de una ensenyansa eskolarya...el evoluo de una manera otonoma, diferente en kada payis, envezes kon sus byervos, sus palavrikas dulses o amargas i tambyen sus faltas gramatikales. Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  30. 6. Analyse morphologischer Strukturen in der judenspanischen Pressesprache Istanbuls • (1) Pokos pensan afirmarsen kon sus valor personal i sus potensyal de humanizmo. •  Possessivpronomen sus richtet sich am Possessor, nicht am Possessum aus. • (2) El djudeo-espanyol no es una lingua ke mos fue klasikamente transmetida debasho el kontrol de una ensenyansa eskolarya...el evoluo de una manera otonoma, diferente en kada payis, envezes kon sus byervos, sus palavrikas dulses o amargas i tambyen sus faltas gramatikales. • Kongruenz des Possessivpronomens mit dem Possessum. • - Tendenz: In Sätzen, in denen der Possessor im Plural steht und das Possessum im Singular, kongruiert das Possessivpronomen bezüglich des Numerus mit dem Possessor. • „entlehnte“ Innovation aus dem Italienischen bzw. Französischen? • (frz. ilaimesonchat, ilsaimentleurchat, ilaimeseschats,ilsaimentleurchats) • „autonome“ Entlehnung? Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  31. 7. Zur Frage nach der Vitalität des Judenspanischen Istanbuls im 21. Jahrhundert • 7. Zur Frage nach der Vitalität des Judenspanischen Istanbuls im 21. Jahrhundert • Harris (1994): „Death of a language. The HistoryofJudeo-Spanish“ • Sprachtod oder Spracherhalt des Judenspanischen? • 7.1. Die aktuelle Sprachsituation des Judenspanischen Istanbuls • Altabev, die sich mit dem bevorstehenden Sprachtod bzw. mit dem Spracherhalt des Judenspanischen in der Türkei beschäftigt, zieht folgendes Resümee: • „thereis a persistenceofJudeo-Spanish in the Turkish Jewishsocialcontextnotwithstanding all the negative evaluationithasreceived in thepast“ (Altabev 2003: 241) • Mehrheitlich wird jedoch in der Literatur der Sprachtod des Judenspanischen konstatiert: • „todohacetemerque, desgraciadamente, estemosasistiendo a la lentemuerte de estamodalidad. Sin embargo, los sefardíes tendrán siempre la última palabra“ (Lleal 2004: 1156f.). Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  32. 7. Zur Frage nach der Vitalität des Judenspanischen Istanbuls im 21. Jahrhundert • Unterscheidung zwischen gesprochenem und geschriebenem Judenspanischen? • Judenspanische Presse als entscheidender Faktor des Spracherhalts des geschriebenen Judenspanischen? • ElAmaneserund Şalom fördern die Sprachentwicklung, indem in die judenspanische Pressesprache Istanbuls Neologismen einfließen, cf. jeep(aus engl. jeep) • Sephiha hat bereits 1973 die Dokumentation des Judenspanischen Istanbuls gefordert: • „On en conclura aussitôt que la tâche est urgente et qu‘il faut recueillir le plus de documents possibles auprès des dernier sujets parlants“ (Sephiha 1973: 242). • Unter der Leitung von Karen GersonŞarhon hat das Ottoman-Turkish Culture Research Center Sprecher 69 Sprecher aus Istanbul und 12 Sprecher aus Izmir aufgenommen, davon 46 Frauen und 34 Männer. • (1900 – 1920 : 31921 – 1940 : 601941 – 1960 : 18) • Ladino Database Project : ca. 80 Stunden Sprachaufnahmen Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  33. 7. Zur Frage nach der Vitalität des Judenspanischen Istanbuls im 21. Jahrhundert Coya Delevi A mi edad, esto pensando ke no es muy sezudo de azer proyektos para un futuro leshano. En el imediato, espero kontinuar a eskrivir. Otruna esperansa miya es bivir i ver mis bisinyetos. Kualo ay si tengo blankos, En mis kaveyos?... Porke este punchon i eskarinyo? Porke este viaje a mi pasado?... Si se van los mezes, los anyos, Si toman endjuntos mis otonyos, Si kaye inyeve a mis kaveyos, Ke pasa? Dime ke pasa? Agora esto mas sezuda, İ un poko mas kansada... D’akordo!.. Esto kansada, Ma, komo ayer, yo a la vida, Mas ke ayer so atada, De eya so enamorada.. Estos fueron unos kuantos versos de una poezia miya, bastante larga. Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  34. 8. Literaturverzeichnis 8. Literaturverzeichnis Altabev, Mary (2003): Judeo-Spanish in the Turkish social context. Language death, swan song, revival or new arrival?. Istanbul: The Isis Press. Benbassa Esther/Rodrigue Aron (2005): Die Geschichte der sephardischen Juden. Bochum: Verlag Dr. Dieter Winkler. Bossong, Georg (1987): „Sprachmischung und Sprachausbau im Judenspanischen“, in: Iberoromania 25, 1-22. Bossong, Georg (2008): Geschichte und Kultur der spanischen Juden. München: Verlag C.H. Beck. Bußmann, Hadumod (32002): Lexikon der Sprachwissenschaft. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag. Díaz-Mas, Paloma (1986): Los sefardíes. Historia, lengua y cultura. Barcelona: Riopiedras Ediciones. Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  35. 8. Literaturverzeichnis García Moreno, Aitor (2010): „Innovación y arcaísmo en la morfosintaxis del judeoespañol clásico”, in: Paloma Díaz-Mas/María Sanchez Pérez (Hrsg.), Los sefardíes ante los retos del mundo contemporáneo. Identidad y mentalidades, Madrid: Consejo Superior de Investigaciones Científicas, 35-51. Gerson Şarhon, Karen (2007): „El Amaneser, suplemento mensual del jurnal Şalom”, in: Pablo Martín Asuero/Karen Gerson Şarhon (Hrsg.), Ayer y hoy de la prensa en judeoespañol, Istanbul: Editorial Isis, 87-90. Hassán, Iacob (1995): „El español sefardí (judeoespañol, ladino)”, in: Manuel Seco/Gregorio Salvador (Hrsg.), La lengua española, hoy, Madrid: Fundación Juan March, 117-140. Harris, Tracy (1994): Death of a language. The history of Judeo-Spanish. Newark: University of Delaware Press. Hetzer, Armin (2001): Sephardisch, Judeo-español, Djudezmo. Einführung in die Umgangssprache der südosteuropäischen Juden. Wiesbaden: HarrassowitzVerlag. Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

  36. 8. Literaturverzeichnis Lleal, Coloma (2004): „El judeoespañol“, in Rafael Cano Aguilar (Hrsg.), Historia de la lengua española, Barcelona: Editorial Ariel, 1139-1167. Matuz, Josef (1985): Das Osmanische Reich. Grundlinien seiner Geschichte. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Penny, Ralph (2000): Variation and change in Spanish. Cambridge: Cambridge University Press. Rodrigue, Aron (1989): De l’instruction à l’émancipation. Les enseignants de l’Alliance israélite universelle et les Juifs d’Orient 1860-1939.Paris: Calmann-Lévy. Sephiha, Haïm Vidal (1973): „Le judéo-fragnol“, in: Ethnopsychologie 28, 239-249. Sephiha, Haïm Vidal (1977): L’ Agonie des Judéo-Espagnols. Paris: Editions Entente. Sephiha, Haïm Vidal (1986): Le judéo-espagnol. Paris: Editions Entente. Die judenspanische Pressesprache Istanbuls im 21. Jahrhundert.

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