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Tiefenpsychologische Ansätze - Überblick

Tiefenpsychologische Ansätze - Überblick. Seminar: Theorie und Technik verschiedener psychotherapeutischer Ansätze Leitung: Dr. C. Eichenberg Referentinnen: L. Pfletschinger, S. Kieser Datum: 23.04.2009. Inhalt. Psychoanalyse – Sigmund Freud Individualpsychologie – Alfred Adler

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Tiefenpsychologische Ansätze - Überblick

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  1. Tiefenpsychologische Ansätze- Überblick Seminar: Theorie und Technik verschiedener psychotherapeutischer Ansätze Leitung: Dr. C. Eichenberg Referentinnen: L. Pfletschinger, S. Kieser Datum: 23.04.2009

  2. Inhalt • Psychoanalyse – Sigmund Freud • Individualpsychologie – Alfred Adler • Analytische Psychologie – Carl Gustav Jung • Vegetotherapie – Wilhelm Reich • Bioenergetik – Alexander Lowen • Transaktionsanalyse – Eric Berne

  3. 1. Psychoanalyse – Sigmund Freud 1856 - 1939

  4. Bereiche der Psychoanalyse • allgemeine psychologische Theorie: • Trieblehre, Entwicklungstheorie, Neurosenlehre • Methode zur Erforschung psychischer Vorgänge: • Assoziation, Traumdeutung • Therapiemethode • Übertragungs- und Gegenübertragunsphänomene, Widerstandsanalysen, Deutungstechniken 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  5. Entwicklung des Theoriengebäudes Traumatheorie (bis ca. 1900) • Beobachtung: Assoziationen unter Hypnose führt zu Linderung oder Verschwinden von hysterischen Symptomen  Theorie der Katharsis • erste Ansätze der Libidotheorie: statt realer sexueller Verführungs-Erlebnisse nimmt Freud Phantasien der Patientinnen an in den Assoziationen an • statt Hypnose: Methode der freien Assoziation  Grundpfeiler der psychoanalytischen Behandlungsmethode • Selbstanalyse im Briefwechsel mit Wilhelm Fließ 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  6. Entwicklung des Theoriengebäudes Entstehung der Psychoanalyse (ca. 1900-1920) • „Traumdeutung“ (1900): erste Darstellung des topischen Modells • Differenzierung des psychischen Apparats in Teilsysteme: unbewusst, vorbewusst und bewusst • Herausarbeitung zentraler Behandlungskonzepte: • Widerstand (gegen die Bewusstmachung und Auseinandersetzung mit dem Unbewussten) • Übertragung (frühkindlicher affektiver Erlebnisse und Verhaltensmuster auf den Therapeuten) • Gegenübertragung (gefühlsmäßige Reaktion des Therapeuten auf die Übertragung des Patienten) 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  7. Entwicklung des Theoriengebäudes Entstehung der Psychoanalyse (ca. 1900-1920) • Energie-Konzept: Libido • Herausarbeiten der sexuellen Herkunft der Erregungsenergie • Unterscheidung in • Aktualneurose: somatische Ätiologie, entsteht durch mangelnde bzw. inadäquate (Masturbation) Abfuhr sexueller Energie • Psychoneurose: psychische Ätiologie, symbolischer Ausdruck frühkindlicher Konflikte im Zusammenhang mit der Libidoentwicklung (Theorie wird später weitgehend verworfen) • biologische und mechanistische Aspekte des Theoriengebäudes 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  8. Entwicklung des Theoriengebäudes Vom Energie- zum Strukturkonzept (ab 1920) • Abkehr vom Libido-Konzept • zunächst ergänzt durch Todestrieb • Aufgabe der Angsttheorie • Ursache der Angst ist die Verdrängung • Herausarbeitung eines strukturellen Persönlichkeitsmodells: • Neurosen werden nun auf den Konflikt zwischen den psychischen Instanzen „Über-Ich“, „Ich“ und „Es“ zurück geführt • Relativierung der Bedeutung des Ödipus-Konfliktes 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  9. Entwicklung des Theoriengebäudes Weitere Entwicklungen • vermehrte Aufmerksamkeit auf die Funktionen des „Ich“ • Bewusstsein, Wahrnehmung, Denken, Sprache, Abwehrmechanismen, Kontrolle, usw. • Relativierung des Ödipus-Konflikts • frühe Mutter-Kind-Beziehung gewinnt zunehmend an Bedeutung • Erklärung bestimmter Psychosen (Schizophrenie, Borderline-Syndrome, psychosomatischer Störungen) über strukturelle Deformationen der Ich-Funktionen • stützende Funktion des Analytikers bei Deformation des Ichs 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  10. Strukturmodell der Persönlichkeit repräsentiert moralische und ethische Wertvorstellungen bewusst: Synthese des Ichs gehört zum Bewusstsein Über-Ich Aufgabe: Synthese zwischen Es und Über-Ich mittels Bewegung, Wahrnehmung, Gedächtnis, etc. vorbewusst: Inhalte sind nicht ständig bewusst, können aber beliebig erinnert werden Ich unbewusst: Inhalte werden vom Bewusst-sein fern gehalten, müssen er-schlossen, erraten werden  psychoanalytische Arbeit biologische, animalische Triebe, Grundbedürfnisse und Impulse, hat keinen direkten Verkehr mit der Außenwelt Es 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  11. Trieblehre Kräfte hinter den Bedürfnisspannungen des Es: Triebe • Eros • verkörpert das Lustprinzip • zugrunde liegende Energie: Libido • zunächst auf das eigene Ich, später auch auf Objekte gerichtet (Libidobesetzung) • Libidobesetzung kann verdrängt werden • Thanatos • Ziel: Zusammenhänge auflösen, Dinge zerstören • ein Teil der Energie wird nach außen gewendet, um das Individuum zu erhalten  Aggression • Konzept unter dem Eindruck des 1. Weltkriegs entwickelt (Traumapatienten) 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  12. Phasenmodell psychosexueller Entwicklung • Phasen der Libido: Organe treten in einer bestimmten Reihenfolge als erogene Zone auf • orale, anale, phallische, Latenz-, genitale Phase • in jeder Phase konzentriert sich der Lustgewinn auf ganz bestimmte Arten (Fixierungen) • spätere Rückgriffe auf Fixierungen: Regressionen • Ödipuskomplex in der phallischen Phase: • Mädchen entwickeln Penisneid, Knaben entwickeln Kastrationsängste • Allgemeingültigkeit ist umstritten, ist dennoch bei vielen klassischen Psychoanalytikern ein wesentlicher Bezugspunkt der Psychopathologie 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  13. Phasenmodell psychosexueller Entwicklung Objektbeziehungen und Narzissmus • ähnlich zu den infantilen Phasen der Libidoorganisation lässt sich die jeweilige Objektbeziehung in einer Phase in den Vordergrund stellen • Autoerotismus: Libido ist auf den eigenen Körper gerichtet • dieser verwandelt sich (bei gesunder Entwicklung) in Objektliebe (zunächst die Mutter) • zwischen Autoerotismus und Objektliebe schiebt Freud den Narzissmus: Libido ist auf das Ich gerichtet • spätere Unterscheidung: primärer und sekundärer Narzissmus • primärer Narzissmus: Urbild des intrauterinen Lebens, der totalen Geborgenheit • sekundärer Narzissmus: von der Objektbesetzung zurück gezogene Libido, also bestimmte Regressionszustände 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  14. Konflikt, Symptombildung und Neurose • zentrales Konzept für Neurosentheorie: Konflikt • Kern eines Konflikt • gegensätzliche Forderungen unterschiedlicher Bereiche eines Individuums • Abwehr • Gesamtheit aller physischen und psychischen Lebensvorgänge, eingesetzt zum Zweck der Integrität und zur Erhaltung des Selbstwertgefühls des Individuums • bei zu großen Konflikten oder missglückter Abwehrdynamik wird das Abgewehrte als neurotisches Symptom manifestiert  Gleichgewicht (belastend) 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  15. Konflikt, Symptombildung und Neurose • Formen der Abwehr hängen unmittelbar mit psychosexueller Entwicklung zusammen • Hemmungen in der Entwicklung bewirken später Fixierungen der Libido an Zustände früherer Phasen • mangelhaft gelöste Konflikte in einer Phase können bewirken, dass später bei realen Schwierigkeiten zu früheren prägenitalen Besetzungen zurück gekehrt wird (Regression) • Störungen werden erklärt durch Fixierung/ Regression: • Hysterie und Angstneurose: Regression auf phallische Phase • Verfolgungs- und Zwangsneurose: Regression auf anale Phase • Depression: Regression auf spätere orale Phase • Schizophrenie: Regression auf frühorale (primärnarzisstische) Phase 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  16. Konflikt, Symptombildung und Neurose • Unterscheidung von Typen in der Persönlichkeitsstruktur und in der Art der Krisenbewältigung entsprechend der Fixierung an bestimmte Phasen • Oraler Typ: fordernd, triebhaft, kaum zu befriedigen, hohes Ausmaß an oralen Aktivitäten (Essen, Trinken, Rauchen) oder manieristischen Sprechweisen oder Mundbewegungen, mangelndes Selbstwertgefühl, geringe Frustrationstoleranz • analer Typ: zwanghaften Reinlichkeitsverhalten, übertriebener Ordnungssinn, pedantisch, abhängig von Anerkennung anderer trotz Streben nach Autonomie und Herrschaft • phallischer Typ: Ehrgeiz, waghalsige, impulsive Aktivität, durch ungünstige Bewältigung des Ödipuskomplexes können Abwendung von der Sexualität oder Verwirrung im sexuellen Rollenverhalten folgen (z. B. Homosexualität) 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  17. Konflikt, Symptombildung und Neurose • narzisstischer Typ: • primärer Narzissmus: schizoides Verhalten, unklare Ich-Grenzen • sekundärer Narzissmus: Oberflächlichkeit in Beziehungen, Geltunssucht, Angeberei • Kindheit wird als Keim für die Entstehung von Neurosen als entscheidend angesehen, da das Ich noch in der Entwicklung ist • logische Konsequenz der Neurosentherapie: • im Zentrum der Therapie steht die Abwehrarbeit des Ichs 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  18. Konflikt, Symptombildung und Neurose Auflistung der Abwehrmechanismen nach Anna Freud: • Verdrängung • Regression • Reaktionsbildung: Verhalten, das Reaktion auf einen verdrängten Wunsch entgegen gesetzter Bedeutung darstellt (z. B. Scham auf exhibitionistische Wünsche) • Isolierung: Abtrennen von Gedanken/ Verhalten von der übrigen Person • Ungeschehenmachen: so tun als ob etwas nicht passiert wäre, oft verbunden mit Zwangshandlungen 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  19. Konflikt, Symptombildung und Neurose Auflistung der Abwehrmechanismen nach Anna Freud: • Projektion: Verlagerung eigener Gefühle, Wünsche, Gedanken auf andere • Introjektion: Gegenteil von 6., Einverleiben von Objekten, fremden Gedanken usw. • Wendung gegen die eigene Person: Ersetzung eines fremden Objektes durch die eigene Person (Selbstverletzung) • Verkehrung ins Gegenteil: Verwandlung des Ziel eines Triebes in sein Gegenteil, z. B. Sadismus – Masochismus • Sublimierung: Verschiebung von Wünschen/ Erinnerungen auf andere Objekte 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  20. Therapeutische Situation • wesentlicher Aspekt: Therapeut verbündet sich mit dem Ich des Patienten, um das Verdrängte frei zu legen • Grundregel (Vertrag): Forderung, dass der Patient alles äußern soll, so wie es ihm in den Sinn kommt • Zusicherung strengster Diskretion • hierfür muss das Ich hinreichend intakt sein • Setting: Couch, Therapeut dahinter sitzend • Therapeut sollt dem „Material“ des Patienten möglichst „gleichschwebende Aufmerksamkeit“ entgegen bringen 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  21. Therapeutische Situation wichtigste Interventionen des Therapeuten • Deutungen • Instruktionen über das analytische Verfahren • Konfrontationen, in denen der Patient auf sein Verhalten aufmerksam gemacht wird • Klärungen, in denen durch präzises Fragen das Thema heraus gearbeitet wird • Durcharbeiten, das nach der Einsicht des Patienten einen Zusammenhang folgt und zur Veränderung führen soll • Rekonstruktion von Lücken im Material des Patienten, das verdrängt ist, aber ins Gesamtbild seines Konfliktes und seiner Symptome gehört 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  22. Traum und Deutung • Traum wird von Freud als „Hüter des Schlafes“ bezeichnet • das Ich setzt Bedürfnissen und Ansprüchen aus dem Es, die sonst zum Erwachen führen harmlose Wunscherfüllung entgegen • Ansprüche (im Wachzustand verdrängt) erfahren in entstellter Form eine Wunscherfüllung • es gibt keine allgemeingültigen Deutungen: Rekonstruktion und Einsicht in die Dynamik des frühkindlichen Konflikts bzw. der Abwehrmuster 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  23. Widerstand – Übertragung – Gegenübertragung • Aufdeckung des Unbewussten ist Wiederbelebung des Konfliktes: führt zu Widerstand • mögliche Formen: Boykottmaßnahmen • Zuspätkommen, Schweigen, Wichtiges am Ende der Stunde • ursprünglich: Übertragung ist ebenfalls Widerstand 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  24. Widerstand – Übertragung – Gegenübertragung • heute: Übertragung erwünscht und hilfreich, um Aufschluss über das Verdrängte zu erhalten • Komplementär zur Übertragung: Gegenübertragung • lange als Störfaktor betrachtet • heute: wichtiges Instrument in der Beziehung Therapeut – Patient • Wichtigkeit der Lehranalyse und der Abstinenzregel 1. Psychoanalyse - Sigmund Freud

  25. 2. Individualpsychologie – Alfred Adler • Geboren 1870 in der unteren Mittelschicht (Gestorben 1937) • 1902-1911 Zusammenarbeit mit Freud • 1910 Präsident der Wieder Psychoanalytischen Vereinigung • 1911 Bruch mit Freud wegen Kritik seiner Libidotheorie und Ausschluss aus der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung 2. Individualpsychologie - Alfred Adler

  26. Individualpsychologie - Grundsätze • Die Person ist eine unteilbare Einheit • Jeder Mensch ist einmalig • Der Organismus ist fähig zu Wachstum und Entfaltung • Eine Erziehung, welche das Kind auf das Leben angemessen vorbereitet, erspart letztlich alle Therapie • „Verstehende Tiefenpsychologie“; Vorläufer der Humanistischen Psychologie (ganzheitliche Sicht) 2. Individualpsychologie - Alfred Adler

  27. Minderwertigkeitsgefühl • Bestimmt den Kern der menschlichen Entwicklung • Entstehung: • Reale angeborene organische Mängel (=verminderte Leistungsfähigkeit) und frühkindliche Erfahrungen von Hilflosigkeit  Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls • Kann verstärkt werden durch soziale und/oder ökonomische Faktoren (materielle Situation, Status der Familie, Erziehungsstil, Geschwisterposition und Geschlechterrolle, …) 2. Individualpsychologie - Alfred Adler

  28. Geltungsstreben • Definition: • Streben nach Geltung und Macht zur Überwindung der Minderwertigkeitsgefühle (= „gesunde“ Kompensation) • Beeinträchtigungen (besonders körperliche) können den Menschen in Überkompensation zu besonderen Leistungen führen • Treibende Kraft für die evolutionäre Entwicklung der Menschheit 2. Individualpsychologie - Alfred Adler

  29. Lebensstil, Leitlinien und Lebensplan • Lebensstil: • Individuelle Form der Auseinandersetzung mit den Anforderungen der Umwelt und dem Überwinden der eigenen Minderwertigkeitsgefühle • Aus den Konstellationen in der frühen Kindheit entwickelt (bis zum 4./5. Lebensjahr festgelegt) • Leitlinien des Verhaltens: • Handlungsprinzipien zur Konkretisierung eines zugrundeliegenden (meist unbewussten) Lebensplans, nach dem der Mensch ganzheitlich sein Leben richtet • Drücken sich im Lebensstil aus 2. Individualpsychologie - Alfred Adler

  30. Lebensstil, Leitlinien und Lebensplan 2. Individualpsychologie - Alfred Adler

  31. Gemeinschaftsgefühl • DAS zentrale Konzept in der Individualpsychologie (Sinn der Evolution = ideale Gemeinschaft) • Kennzeichnend für seelische Gesundheit • Drückt sich darin aus, dass man Interesse für die Belange der anderen zeigt, auf diese zugeht und mit ihnen gleichberechtigt zusammen wirken kann • Kompensation der Minderwertigkeit ist nur förderlich, wenn sie in den Dienst der Gemeinschaft gestellt wird und in dieser Gemeinschaft zu hervorragenden Leistungen führt 2. Individualpsychologie - Alfred Adler

  32. Gemeinschaftsgefühl • Entwicklung: • Wesentlich ist die Beziehung zur Mutter: Kind sollte einen vertrauenswürdigen Mitmenschen erfahren, der das Interesse für andere weckt • Kinder die mehr an der eigenen Person als an anderen interessiert sind: • gehasste, vernachlässigte, überstreng erzogene Kinder • Kinder mit stark minderwertigen Organen • verzärtelte, verwöhnte Kinder • Fehlentwicklung Machtmensch: • Wird als Leitbild eine Rolle angestrebt, in der das Kind herrscht (siehe a), wird aus dem positiven Geltungs-streben der „Machtmensch“ • Der erlebte Minderwertigkeitskomplex wird durch einen Überwertigkeitskomplex zu verdecken versucht 2. Individualpsychologie - Alfred Adler

  33. Neurotische Symptome • Definition: • Ergebnis einer fehlgeleiteten Entwicklung; wurde ausgebildet, weil es in eine bestimmte Lebenslinie hinein passt und zur Verwirklichung dieser beiträgt • Funktion: • Absicherung gegen die Möglichkeit einer Niederlage • Entlarvung der vermeintlichen Minderwertigkeit soll verhindert werden • Auswirkung: • Die Wirklichkeit der Gemeinschaft wird zur rein subjektiven Interpretation des Neurotikers 2. Individualpsychologie - Alfred Adler

  34. Neurotische Symptome • Der Neurotiker strebt nach rein privater Überlegenheit und Macht • Die zugrunde liegende Unsicherheit am Streben zu scheitern und/oder wertlos zu erscheinen bleibt jedoch • Der Weg in die Krise: der Rückzug in die Privatheit lässt das Gemeinschaftsgefühl weiter verkümmern • Durch die Symptome werden die anderen in die privaten Zwecke eingebunden (Beispiel Angst die Wohnung zu verlassen) • Ausmaß und Form der Neurose geht auf die frühen Kindheitserfahrungen zurück, nicht auf die individuellen Eigenschaften! 2. Individualpsychologie - Alfred Adler

  35. Prinzipien der Therapie • Ziel der Therapie: • Dem Patienten Mut in die eigenen Fähigkeiten machen • Den Wert der Person (auf die Gemeinschaft ausgerichtet!) wecken und fördern • Die Handlungsräume des Patienten nach und nach wieder erweitern Heilung aber „kann nur auf intellektuellem Wege, durch die wachsende Einsicht des Patienten in seinen Irrtum und durch die Entwicklung seines Gemeinschafts-gefühles zustande kommen“ (Adler, 1973) 2. Individualpsychologie - Alfred Adler

  36. Prinzipien der Therapie • Technik: • „falscher“ Lebensplan soll aufgedeckt und bewusst gemacht werden  funktionale Zweckhaftigkeit der Symptome wird erforscht • Durch: • Erhebung der Familienkonstellation, • Registrierung aktueller Probleme und Verhaltensweisen, • Schilderung früher Erlebnisse, • Erhebung von frühesten Kindheitserinnerungen, häufigen Fantasien und Träumen, bevorzugten Märchen 2. Individualpsychologie - Alfred Adler

  37. 3. Analytische Psychologie – C. G. Jung 1875 - 1961

  38. Struktur und Funktionen der Psyche • bipolare Begriffspaare • Bewusstsein – Unbewusstes • Introversion – Extraversion • Denken – Fühlen • Empfinden – Intuieren • Animus – Anima • Unterscheidung • Ektopsyche: Verbindungssystem zwischen Inhalten des Bewusstseins und Umwelteindrücken • Endopsyche: Beziehungssystem zwischen Bewusstseinsinhalten und Prozessen, die im Unbewussten ablaufen • Zuordnung von vier Funktionen zu jedem System 3. Analytische Psychologie - C. G. Jung

  39. Struktur und Funktionen der Psyche Ektopsychische Funktionen • Denken: • Wahrnehmung plus Urteil • Empfinden: • Summe der wahrgenommenen äußeren Fakten • Empfindung sagt, dass etwas ist – nicht was ist • Intuieren: • prophetische Eigenschaft • wenig benützt im „zivilisierten“ Leben, mehr auf unbekannten Gebieten Ich • Fühlen: • vermittelt Wert der Dinge 3. Analytische Psychologie - C. G. Jung

  40. Struktur und Funktionen der Psyche Endopsychische Funktionen: Kontakt mit dem Unbewussten • Gedächtnis: • stellt Verbindung zu Dingen her, die aus dem Bewusstsein entschwunden sind • subjektive Komponenten der bewussten Funktionen: • Neigung, in einer bestimmten Weise zu reagieren abhängig von der Schattenseite der Persönlichkeit • Emotionen und Affekte: • kaum Ich-Kontrolle (weniger Funktionen, eher Ereignisse) • Einbrüche: • Unbewusstes bestimmt völlig das Handeln, nicht nur pathologisch, z. B. auch Inspiration 3. Analytische Psychologie - C. G. Jung

  41. Typenlehre „Es ist ein Unsinn, die Menschen in Kategorien einzuteilen und mit Etiketten zu versehen“ • Jung sieht Typen nur als Orientierungsmerkmale, die die Übersicht über umfangreiches empirisches Material erleichtern sollen • Erweiterung um die Dimension Extraversion – Introversion • Konstituierung acht psychischer Typen über die am stärksten ausgeprägten Funktion • Mischformen und Veränderungen im Laufe des Lebens sind möglich 3. Analytische Psychologie - C. G. Jung

  42. Das kollektive Unbewusste und die Archetypen • das persönliche Unbewusste entspricht in etwa dem Unbewussten bei Freud • das kollektive Unbewusste • unabhängig von Kultur, Rasse und persönlicher Lebensgeschichte • enthält überindividuelle, phylogenetische Urbilder bzw. Grundmuster  Archetypen • wichtige Archetypen: • Animus und Anima: gesamtmenschliche Erfahrung am gegengeschlechtlichen 3. Analytische Psychologie - C. G. Jung

  43. Individuation • innerer Prozess der Menschwerdung vor em Hintergrund einer gesamtkosmischen Evolution oder • das lebenslange Bemühen, zum eigentlichen Selbst zu finden (Nähe zu humanistischen Ansätzen) • in der ersten Lebenshälfte: • Ausprägung und Entwicklung der Hauptfunktionen, Ausformung des Ichs als Zentrum des Bewusstseins und der Persona (Teil des Selbst, der gänzlich zur Außenwelt gerichtet ist) • in der zweiten Lebenshälfte: • Initiation in die innere Wirklichkeit • lässt sich in Phasen einteilen: • Auseinandersetzung mit dem Schatten • Auseinandersetzung mit Animus bzw. Anima • Ziel: vollintegriertes Selbst 3. Analytische Psychologie - C. G. Jung

  44. Psychotherapie • Ziel: Wachstum bzw. Selbstverwirklichung (nicht symptombezogene Heilung) • Traumarbeit als zentrales Mittel • Träume werden als symbolische Warnungen/ Hinweise verstanden • Träume haben kompensatorische Funktion • über eine große Zahl von Einfällen und Deutungen erarbeitet Analytiker mit Patient ein Netzwerk, das den möglichen Gesamtsinn des Traumes rekonstruieren soll  Methode der Amplifikation 3. Analytische Psychologie - C. G. Jung

  45. Psychotherapie • Neurose kann eine Heilkrise sein • Ursachen von Neurosen • minderwertige Funktion drängt ins Bewusstsein • Störung wird durch abgespaltene und verdrängte Teilbereiche der Psyche hervorgerufen  Komplexe: • durch Traumata, seelische Verletzungen, Schocks etc. verursacht • verstehende, nicht urteilende, annehmende Haltung des Therapeuten als hilfreicher Begleiter auf dem Weg der Individuation 3. Analytische Psychologie - C. G. Jung

  46. 4. Vegetotherapie – Wilhelm Reich • 1897-1957 • Knüpfte an frühe Theorien Freuds an und fand Lösungen für einige dessen zentraler Fragen • Spätere Forschung über „Orgon“-Energie sehr umstritten • Wurde 1933 aus der Psychoanalytischen Gesellschaft ausgestoßen 4. Vegetotherapie - Wilhelm Reich

  47. Vegetotherapie • Enthält Grundlagen für unterschiedlich Ansätze in der körper-orientierten Psychotherapie • Baut auf Annahmen von Freuds energetischem Konzept um 1920 auf: • Libido = Energie des Sexualtriebs • Psychische Krankheiten treten nur auf, wenn affektive Energie nicht abgebaut werden kann • Angst = Folge der Nichtabfuhr angesammelter Energie • Konzentriert sich auf die gebundene Energie, die neurotische Störungen manifestiert und aufrecht erhält 4. Vegetotherapie - Wilhelm Reich

  48. Energie, Orgasmus und Neurose • Die seelische Gesundheit hängt von der Fähigkeit ab, sich dem Strömen der biologischen Energie, die sich vornehmlich in unwillkürlichen Muskelkontraktionen entläd, ohne Hemmungen und Blockierungen hingeben zu können (=„Organische Potenz“) • Energiequelle für die Neurose ist die Differenz zwischen Energieaufbau und Energieabbau der Energie des sexuellen Triebes im Körper (also in der Stauung der Libido = „Organische Impotenz“) 4. Vegetotherapie - Wilhelm Reich

  49. Energie, Orgasmus und Neurose • Aktuelle Neurosen greifen regressiv auf psychische Konflikte aus der Eltern-Kind-Beziehung zurück, die durch eine Repression der Libido gekennzeichnet ist und die gesellschaftlichen Verhältnisse wiederspiegelt • Grundlagen für spätere Neurosen werden in drei Etappen des menschlichen Lebens erzeugt: • In der frühen Kindheit durch das neurotische Elternhaus • In der Pubertät • In der damals üblichen „Zwangsehe“ 4. Vegetotherapie - Wilhelm Reich

  50. „Stauungsneurose“ Geht auf Stauung der Libido zurück Konkrete, unter dem körperlich-energetischen Aspekt zu sehende, Form Hat einen psychoneurotischen Überbau „Psychoneurose“ Symptome haben einen bestimmten Sinn zu erfüllen Grundliegende, unter dem psychischen Aspekt zu sehende, Struktur Hat einen stauungs-neurotischen Kern Ursache liegt in früher Kindheit: kindliche Konflikte können infolge einer aktuellen Hemmung zuviel sexuelle Energie erhalten und müssen verdrängt werden Energie, Orgasmus und Neurose 4. Vegetotherapie - Wilhelm Reich

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