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„Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

„Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“. Jugend und Religion in einer individualisierten Gesellschaft. Vortrag im Rahmen der INSIDE-Vortragsreihe: ‚Jugendforschung im Dialog‘ (12. Juli 2007) Dr. habil. Waldemar Vogelgesang Universität Trier, Abt. Soziologie. Gliederung.

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„Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

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Presentation Transcript


  1. „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“ Jugend und Religion in einer individualisierten Gesellschaft Vortrag im Rahmen der INSIDE-Vortragsreihe: ‚Jugendforschung im Dialog‘ (12. Juli 2007) Dr. habil. Waldemar Vogelgesang Universität Trier, Abt. Soziologie

  2. Gliederung • Modernisierungsprozesse, religiöse Kultur und das Projekt des „eigenen Lebens“ • Kirchliche und religiöse Bindungen Jugendlicher • Der Kath. Weltjugendtag 2005 in Köln: Prototyp spätmoderner Eventreligion und „gefühlter Katholizität“ • Fazit: Signaturen der Jugendreligiosität in der Gegenwart „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  3. Modernisierungsprozesse, religiöse Kultur und das Projekt des „eigenen Lebens“ • Renaissance der Religion – einige Indizien • Religiöse Modernisierung zwischen Säkularisierung, Pluralisierung und Individualisierung • Die soziologische Beschreibung der Religion („methodologischer Atheismus“) „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  4. Empirische Studien (eigene) • Forschungsgruppe „Jugend- und Medienkultur“ • Jugendsurvey in der Region Westeifel (1991) • Jugendsurvey in der Großregion Trier (2000) • Jugendsurvey in Waldrach (2006) • „WJT-Konsortium“ • Situative Vergemeinschaftung mittels religiöser Hybridevents: Der XX. Weltjugendtag in Köln • Weltjugendtag 2005: Wahrnehmung und Beteiligung - Eine Bevölkerungsumfrage im Bistum Trier. „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  5. Konfessionszugehörigkeit(Jugendsurvey 2000, in Prozent) „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  6. Einstellung zur Institution Kirche Im Vergleich: 1991 – 2000 – 2006 (in Prozent) „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  7. Besuch des Gottesdienstesim Vergleich: 1991 – 2000 – 2006 (in Prozent) „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  8. Die „Antiquiertheit“ der Kirche • nicht zeitgemäß • „altmodisch“ (Sylvia, 21 Jahre) • „langweilig“ (Ruth, 24 Jahre), • „ewig gestrig“ (Sarah, 19 Jahre) • „Lichtjahre weg von dem, was Jugendliche bewegt“ (Gunnar, 17 Jahre • rituelle Ressource • Geburt – Heirat – Tod • kritische Distanz, aber keine Fundamentalopposition „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  9. „Wir veranstalten auch Zeltlager mit dem Kolping und da wird dann auch ein Gottesdienst veranstaltet. Das ist einfach cool! Mit 50 Jugendlichen im Wald zu sitzen und Gottesdienste zu feiern, das hat was. Weil, das sind unsere Lieder, die wir dann aussuchen, die man versteht, die jeder kennt, mit Gitarren und Trommeln, wo unsere Sprache gesprochen wird, wo dann auch alle mitsingen.“ Sehnsucht nach lebendiger Kirche „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  10. „Religion ist uninteressant“ im Vergleich: 1991 – 2000 – 2006 (in Prozent) „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  11. „Gelockerter“ Zusammenhang zwischen Kirchenbindung und Religiosität(Jugendsurvey 2000, in Prozent) „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  12. Abnehmende Alltagsrelevanz • Frage: „Mein Glaube hilft mir bei meiner Lebensgestaltung!“ • 1991: Ja  57% Nein  43% • 2000: Ja  33% Nein  67% • 2006: Ja  27% Nein  73% „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  13. „Kirchlicher Glaube sagt, du sollst beten und singen und Gottesdienste besuchen und hier und tralala, und der christliche Glauben beruht einfach nur darauf, dass man Menschen jeder Art, ob Behinderte, Alte, Junge oder welche ohne Perspektive, respektiert. Ja, ich geh gerne auf Leute zu und rede halt mit ihnen und das ist für mich christlicher Glaube.“ „Mein persönlicher Ansatz ist, es gibt nicht eine Religion, sondern jeder muss halt das Stück Religion, was persönlich zu einem passt, ein bisschen raussuchen.“ Selbstbestimmte Glaubenspraxis Bricolage Umdeutung „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  14. Collagierung des Religiösen:Verbindung v. christlichen und nichtchristlichen Glaubensüberzeugungen • In der Art eines religiösen Flickenteppichs verbinden – und vermischen – immer mehr Menschen sehr unterschiedliche Weltanschauungen und Existenzdeutungen miteinander: buddhistische Meditation, schamanistische Ekstasetechniken, östlicher Reinkarnationsglaube, naturreligiöse Vorstellungen, mit religiösen Versprechen aufgeladene alternative Therapieangebote und dies durchaus auch in Kombination mit christlichen Glaubenssätzen.(Volker Krech) • Den jugendlichen Christen als reinen Typus gibt es realiter gar nicht. Von den Christen haben 28% gleichzeitig auch eine deistische Weltauffassung, dass man das Wirken Gottes in der Welt wenig spürt und Gott sich nicht mit jedem Menschen persönlich befasst. […] Weitere 15% sind zugleich der Auffassung, ihr Leben werde letztlich durch die Gesetze der Natur bestimmt. […] Ähnlich viele sind von der Vorstellung eines ewigen Kreislaufs und der Reinkarnation überzeugt.(Carsten Wippermann) „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  15. Religiöse ‚Schweigespirale‘Frage: „Ich glaube, dass viele Jugendliche insgeheim viel stärker an Religion interessiert ist, als es den Anschein hat.“ (in Prozent) „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  16. Religiöse ‚Schweigespirale‘Beobachtungen / Begründungen der Jugendlichen • „Ich glaube schon, viele sagen es nicht, dass sie daran interessiert sind, weil sie sich vielleicht vor ihren coolen Freunden, die es absolut nicht interessiert, schämen. Sie haben vielleicht Angst, dass sie von ihnen nicht mehr so akzeptiert werden, wie sie sind, wenn sie zugeben, dass sie an Religion und Glaubensfragen interessiert sind.“ (Maithe, 16 Jahre) • „Viele Jugendliche, denke ich mal, glauben an Gott, wollen dies aber nicht in aller Öffentlichkeit zugeben, weil sie Angst haben, von den anderen ausgelacht zu werden. Deshalb trauen sie sich nicht, sich zu ihrer Religion zu bekennen. Die Angst, ausgelacht zu werden, liegt größtenteils daran, dass die Kirche ein schlechtes Image hat als Langweileranstalt“ (Sven, 16 Jahre). „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  17. Religiöse ‚Schweigespirale‘Beobachtungen / Begründungen der Jugendlichen • „Ich persönlich glaube an gar nichts, weder an Gott noch an sonst irgendwen oder irgendwas. Was jetzt andere Jugendliche darüber reden, weiß ich nicht; es ist mir auch eigentlich egal. Dennoch fällt mir auf, dass im Religionsunterricht sich einige Leute anders geben als sonst. Es könnte also schon sein, dass einige zwar sagen, dass sie an nichts glauben und Gott für Schwachsinn halten, es aber eigentlich gar nicht so meinen und sich in Wirklichkeit mehr Gedanken darüber machen, als es den Anschein hat. Ich mache mir auch Gedanken darüber, ob es Gott gibt, ob es einen Himmel gibt usw.; ich weiß es auch nicht. Es ist eben eine Glaubensfrage. Ich glaube zwar nicht an Gott, was sich aber durchaus mal ändern kann, aber ich denke, dass man durchaus aus der Bibel lernen kann.“ (Alexander, 17 Jahre) „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  18. Die religiöse Identität der ‚Durchschnittsjugendlichen‘ • Thesen: • Individualisierungsprozesse und der ‚selbstbewusste‘ Umgang Jugendlicher mit Kirche und Glauben stehen in einem Bedingungsverhältnis („In Sachen Religion muss jeder seine eigene Linie finden“). • Als ‚alltagspraktische Orientierungsinstanz‘ hat Religion an Bedeutung verloren, in der ‚Sinn- und Transzendenzfunktion‘ dagegen an Relevanz gewonnen (‚Partialisierung des Religiösen‘). • Das Reden über Religions- und Glaubensfragen gilt vielen Jugendlichen als „uncool“. „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  19. Motto des XX. Weltjugendtages Wir sind gekommen, um IHN anzubeten. (Mt 2,2) Ausgewählt von Papst Johannes Paul II. „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  20. Impressionen vom Weltjugendtag „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  21. Impressionen vom Weltjugendtag „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  22. Impressionen vom Weltjugendtag „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  23. Impressionen vom Weltjugendtag „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  24. Impressionen vom Weltjugendtag „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  25. Typisierung der Teilnehmer • ‚Fraktionen‘ • Neue Geistliche Bewegungen • Verbandsangehörige • Pfarrgemeindliche Jugendgruppen • Papsttouristen • gläubige Grundorientierung • ‚Kritische Nähe‘ zur Kirche • Selbstbestimmte Glaubenspraxis „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  26. Der Weltjugendtag als eine ‚lebendige Glaubensgemeinschaft‘ Weltgemeinschaft ‚hautnah‘ erleben „Zu sehen, dass so viele Menschen sagen, ja egal ob du schwarz bist, ob du weiß bist, woher du kommst, es macht keinen Unterschied. Wir alle sind hier wegen diesem einen Gott, und deswegen halten wir auch zusammen. Das ist für mich gigantisch, so was zu wissen.“ „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  27. Der Weltjugendtag als „Bühne“ interkultureller Begegnung ‚Flagge zeigen‘ „[…]. Also, wenn man durch Köln geht und sieht die Leute mit ihren Fahnen und man hat selber auch Fahnen dabei und man jubelt einander zu, das ist einfach Wahnsinn und dann findet auch der Austausch statt. Man interessiert sich dafür, woher der andere kommt, was macht er hier, das ist wirklich Wahnsinn. Der Austausch ist auf jeden Fall da.“ „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  28. „Es ist vor allem die Atmosphäre, die ist schon mal ganz anders. Es ist nicht so angespannt, es ist einfach mehr so wie auf einem Festival. Man hat das Gefühl, als würde da jetzt ein Popstar kommen und nicht die Kirche. Aber das ist der Reiz des Weltjugendtags: Die Jugend macht die Kirche hier zum Popstar. Das ist halt Jugend, da ist noch Leben da.“ Jugendkulturelle Formen religiöser Performanz Religion als Party „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  29. Jugendkulturelle Formen religiöser Performanz Religion und Popkultur „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  30. Jugendkulturelle Formen religiöser Performanz Religion und Popkultur „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  31. „Glaubens-Party“ „Im Pilgertum heißt es ja ora et labora, bete und arbeite, und wir machen jetzt mal beten und feiern.“ (Thomas, 19 Jahre) „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  32. Produziert die „Event-Religion“ einen neuen Typus von „religiösem Event-Flaneur“? „Es ist ja schon schwierig in so einem Dorf, da gehen ja auch fast nur Ältere und kaum Jugendliche in die Kirche. Wenn man jetzt den Gottesdienst so verändern würde, dass sich die Jugendlichen auch dafür interessieren würden, dann würden die älteren Leute wieder sagen, dass früher alles besser war. Vielleicht ist der WJT dann wirklich nur für die Jugendlichen, die ihren Glauben so ausleben können, wie sie es halt wollen, auf eine ganz andere Art. Mit Feiern und lauter, anderer Musik als die der älteren Generationen. Sie gehen dann halt zu solchen Veranstaltungen und nicht in die ewiggleichen Sonntags-gottesdienste.“ (Tanja, 18 Jahre) „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  33. „Egal wo der Papst auftrat, das war wie bei einem Popkonzert! Aber der Papst ist kein Popstar wie Robbie Williams. Er ist schon etwas anderes.“ Das ambivalente Papstbild Der Papst als Popstar? „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  34. „Er ist der nächste Vertreter nach Jesus Christus und ich denke, da ist einfach auch so `ne Nähe zu spüren zu Jesus.“ „Also ich würde sagen, dass der Papst für mich sehr wichtig ist und dass durch ihn für mich ein Stück von Gott durchscheint.“ Das ambivalente Papstbild Die Heiligkeit des Papstes „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  35. „Ich denke, er hat eine so große Faszination ausgeübt, weil er in unserer Welt so authentisch gelebt hat. Es ist wichtig, so einen Fels in der Brandung zu haben, an dem ich mich festhalten kann, der immer seine Meinung vertritt und keine Angst hat, diese zu äußern.“ „Es ist gut, dass es da jemand gibt wie den Papst, der das relativiert mit dem Sex, weil der ist ja heute überall, wo Du nur hinschaust, im Fern-sehen, in der Zeitung, überall. (…) Aber wie ich meine Sexualität lebe, das lass ich mir von niemanden sagen.“ Der Papst als Orientierungsinstanz Authentisches Weltgewissen Moralische Selbstverantwortung „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  36. Papst und Papsttum –Unterschiedliche Wahrnehmungen •  Oberhaupt der Kath. Kirche (symbolisiert / repräsentiert die Einheit des Katholischen) •  Heiligkeit des Amtes (Transzendenzbezug / „Pontifex“: Brücke zu Gott) •  „Bastion“ gegen den Pluralismus / Relativismus postmodernen Daseins („Fels in der Brandung“ / „Werte-Dinosaurier“ / Authentizität und Glaubwürdigkeit durch Traditionsbewahrung / Festhalten an „unverrückbarem Moralkodex“) • Begegnung ist eine Außeralltäglichkeitserfahrung (unvergessl. Augenblick; Star-/ Idolfunktion) • der Papst ist nur „ein Element“ des WJT-Events („schön ihn zu sehen, aber nicht so wichtig“) • Vergleich zwischen Johannes Paul 2. und Benedikt 16.: Amts- vs Personencharisma „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  37. Fazit: Der Weltjugendtag 2005 aus der Teilnehmerperspektive • Totales Gemeinschaftserlebnis • Symbiose aus religiösen und jugendkulturellen Elementen • Religiöse Selbstermächtigung • Öffentliches Bekenntnis zum Glauben mit Gleichgesinnten • Interkultureller Erfahrungsaustausch • Sichtbarmachung eines globalen Glaubensbandes „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  38. Fazit: Signaturen der Jugendreligiosität in der Gegenwart • Betonung der Ursprungsbedeutung des Religiösen: Bewältigung von Kontingenzerfahrungen • Kirchenferne und Kirchenkritik • Pluralisierung und Collagierung • Verszenung und Eventisierung • Spiritualisierung und Ästhetisierung • Doing religious cool culture als „sichtbarer Ausdruck“ religiöser Selbstermächtigung „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

  39. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Download: www.waldemar-vogelgesang.de „Ich muss auch beim Glauben meine Linie finden“

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