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Gliederung. DefinitionBindungsartenBindungstheorie von John BowlbyMary Ainsworth
E N D
1. Bindungswissen Ergebnisse der Eltern-Kind- Interaktionsforschung im frühen Kindesalter und ihre Folgerungen
2. Gliederung Definition
Bindungsarten
Bindungstheorie von John Bowlby
Mary Ainsworth „Fremde Situation“
Feinfühligkeit
Kritik o. Mängel an Mary Ainsworths Konzept
Langfristige Effekte früher Bindungsmuster
Bindungen in der Adoleszenz
Bindungen im Erwachsenenalter
Bindungsstörungen und Trauma
Literaturverzeichnis
3. 1. Definition Bindung: hypothetisches Konstrukt (nicht direkt beobachtbar), bezieht sich auf die innere Organisation eines Menschen
Inhaltlich zentriert sich die Bindung um die Sicherheitsregulation, wobei die Bindungsperson (das Kleinkind) die Sicherheit sucht und die Bindungsfigur diese bietet
Oder: Bindung ist die emotionale Beziehung zwischen einem Kind und der Person, die regelmäßig für das Kind sorgt.
4. 2. Bindungsarten (Gruppe1) Sinne
? Ziel: körperliche Nähe
? Kind muss Bindungsperson sinnlich wahrnehmen (berühren, hören, sehen, riechen)
? Kontakt zur Bindungsperson wird mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln aufrechterhalten
? lebenslanges Bedürfnis nach körperlicher Nähe
? je weniger Reife eine Person hat, desto stärker ist sie auf diesen grundlegenden Bindungsmodus angewiesen
5. 2. Bindungsarten (Gruppe 1) Gleichheit
? Auftreten im Kleinkindalter
? Kind versucht so, wie seine Bindungsperson zu sein; Nachahmung u. Nacheiferung der Art u. Ausdrucksweise
? entscheidende Rolle bei Spracherwerb u. Kulturvermittlung
Identifikation
? bedeutet mit einer Person/Sache vereint zu sein; Selbstgefühl verschmilzt mit Identifikationsobjekt
? mgl. Identifikationsobjekte: Eltern, Held, Land, Sportmannschaft, Musiker, Idee, eigene Arbeit
? je abhängiger Kind/Mensch ist, desto intensiver werden die Identifikationen tendenziell sein
6. 2. Bindungsarten (Gruppe 1) Zugehörigkeit u. Loyalität
? Auftreten im Kleinkindalter
? Nähe zu Person führt zur Erhebung eines Besitzanspruches auf diese
? unreifer Bindungsmodus; dominiert Großteil der Interaktion von Kindern (besonders Mädchen mit Gleichaltrigenorientierung)
? Zugehörigkeit führt zu Loyalität; man steht folgsam u. treu auf der Seite der auserwählten Bindungsfigur
? Loyalität kann sehr stark sein; folgt der Bindung
? Änderung der Bindung bewirkt Änderung des Zugehörigkeitssinns u. Loyalität
7. 2. Bindungsarten (Gruppe 1) Bedeutsamkeit
? Streben nach dem Gefühl jemandem wichtig zu sein
? das, was wichtig ist, wird auch in der Nähe gehalten
? ist man für jemanden wichtig, so sichert dies uns Nähe u. Verbindung
? besonders stark bei 3 - 4 Jährigen ausgeprägt
? Problem: Kinder werden dadurch in besonderer Weise verletzlich
8. 2. Bindungsarten (Gruppe 1) Gefühl
? Zuneigung, Liebe, Wärme
? Bedürfnisse nach emotionaler Nähe
? wird emotionale Nähe hergestellt, so bezieht man daraus Trost u. Halt bei Trennung
? früh erfahrene Ablehnung u. Verlassenheit: Fähigkeit emotional offen u. verletzlich zu sein wird möglicherweise nie erlangt
9. 2. Bindungsarten (Gruppe 1) Vertrautheit
? Gefühl der Nähe
? Wiederholung der Bindung über die Sinne; Erfahrungen werden aber gesehen, gehört u. auf psychologischer Ebene gemacht
? seltenste Form der Intimität
10. 2. Bindungsarten alle Bindungsarten basieren auf dem Streben nach Verbindung
bei gesunder Entwicklung verflechten sich alle sechs Stränge zu einem „Verbindungsseil“, welches Nähe auch unter widrigsten Umständen gewährleisten kann
11. 3. Bindungstheorie von John Bowlby Menschlicher Säugling besitzt angeborene Neigung, Nähe einer vertrauten Person zu suchen
Herstellung der Nähe über Aktivierung bestimmter Bindungsverhaltensweisen (Schreien, Lächeln, Anklammern, Nachfolgen)
Bindungssystem :
? relative Unabhängigkeit von sexuellen/ aggressiven Triebbedürfnissen
? stellt eigenständiges Motivationssystem dar (Schutz, Fürsorge, Wertschätzung, Unterstützung)
12. 3. Bindungstheorie von John Bowlby Bindungsverhaltensweisen: existieren von Geburt an; werden im Verlauf des ersten halben Jahres immer spezifischer auf eine/mehrere Hauptbindungspersonen gerichtet
Räumliches Ziel: Nähe
Gefühlsziel: Sicherheit
Gefühl der Bindung/Gebundenheit ist Resultat interaktiver u. kommunikativer Erfahrungen
unterschiedliche Qualitäten von Bindungen
13. 4. Mary Ainsworth „Fremde Situation“ Inszenierung eines standardisierten „Minidramas“ zur Erfassung kleinkindlicher Bindungsverhaltensmuster
14. 4. Mary Ainsworth „Fremde Situation“
15. 4. Mary Ainsworth „Fremde Situation“ maßgeblicher Indikator für Bindungsqualität: Reaktion des Kindes auf Wiederkehr der Mutter / Verhalten in Episode 5 u. 8
Beobachtung dreier typischer Verhaltensmuster
16. 4. Mary Ainsworth „Fremde Situation“ (Gruppe 2) Verhaltensmuster B: sicher gebundene Kinder
Weggang der Mutter ? Zeichen von Kummer; Unterbrechung des Spiels; gelegentlich aktive Suche nach der Mutter; Kinder lassen sich nur ungern von der Fremden trösten, aber manchmal zur Neuaufnahme des Spiels überreden;
Rückkehr der Mutter ? Kinder suchen Nähe und Körperkontakt; freudige Begrüßung; Wiederaufnahme des Spiels nach kurzer Zeit
17. 4. Mary Ainsworth „Fremde Situation“ Verhaltensmuster B: sicher gebundene Kinder
Videosequenz
18. 4. Mary Ainsworth „Fremde Situation“ (Gruppe 2) Verhaltensmuster A: unsicher vermeidend
gebundene Kinder
Weggang der Mutter ? wird ignoriert; fortsetzen des Spiels; spielen mit der Fremden oft lebhafter, als mit der Mutter
Rückkehr der Mutter ? wird ignoriert; Vermeidung von Blickkontakt; keine o. nur flüchtige Begrüßung; kaum suchen der mütterlichen Nähe; Kinder wirken ruhig (ABER: physiologische Messungen zeigen, dass Kinder stark unter Stress stehen)
19. 4. Mary Ainsworth „Fremde Situation“ (Gruppe 2) Verhaltensmuster C: unsicher ambivalent
gebundene Kinder
Weggang der Mutter ? Kinder werden unruhig und weinen; lassen die Mutter nur ungern gehen; lassen sich nicht oder nur kaum von der Fremden trösten
Rückkehr der Mutter ? Begrüßung; suchen Nähe der Mutter; zeigen aber auch Zeichen der Verärgerung; lassen sich kaum beruhigen; weisen Spielzeug zurück; klammern sich an die Mutter, werden durch den Kontakt aber nicht wirklich beruhigt und wollen im nächsten Moment wieder losgelassen werden;
quengelige Grundstimmung
ärgerlich- aggressive Grundstimmung ? C1
stark passiv eingetönte Grundstimmung ? C2
20. 4. Mary Ainsworth „Fremde Situation“ (Gruppe 2)
21. 4. Mary Ainsworth „Fremde Situation“ (Gruppe 2) Erweiterung des Konzepts (Main/Weston)
auffällig: von Anfang an Kinder, die sich nicht eindeutig A, B, C zuordnen ließen
In „Fremde Situation“:
? Annäherung an Mutter (B)
? extreme Vermeidung (A)
? untypischerweise viel offener, unberuhigbarer Kummer (C)
? Verhalten in Episode 5 entspricht B; Verhalten in Episode 8
entspricht C
? Bewegungsstereotypien
? plötzliches Weinen auf dem Schoß der Mutter
? plötzliches Hinfallen bei der Annäherung
? Verhaltensmuster D: desorganisiert/ desorientiert
gebundene Kinder
22. 4. Mary Ainsworth „Fremden Situation“ (Gruppe 2) Verhaltensmuster D: desorganisiert/
desorientiert gebundene Kinder
verfügen über keine konsistente Bindungsstrategie
zeigen starkes Konfliktverhalten; geht einher mit Furcht vor Bindungsperson
23. 4. Mary Ainsworth „Fremden Situation“ verschiedene Verhaltensweisen der Kinder in der „Fremden Situation“ = Ergebnis der Interaktionsgeschichte im ersten LJ; zurückführbar auf bestimmte Eigenarten der Mutter- Kind- Beziehung
Ainsworth: Qualität der Mutter- Kind- Bindung wird maßgeblich determiniert durch FEINFÜHLIGKEIT der Bindungsperson
24. 5. Feinfühligkeit Relevanz der Feinfühligkeit:
Entscheidend für die Ausformung von Ausdruck u. Mitteilung emotionaler Bedürfnisse des Säuglings
reiche kommunikative Entwicklung verlangt hohes Maß an Feinfühligkeit
? subtile, prompte, angemessene Antworten
durch diese Antworten lernt das Kind Bedeutung der eigenen Gefühle in best. Situationen kennen u. was es tun kann, um Umstände zu verbessern
? statt bloße Reaktion auf Gefühle; Suche nach dem Anlass
? neg. Gefühle können mit Hilfe der Bindungsperson auf tatsächliche Zusammenhänge zurückgeführt, geklärt, verstanden werden
25. 5. Feinfühligkeit Bindungsperson muss:
1. Kind aufmerksam „im Blick“ haben, keine zu hohe Wahrnehmungsschwelle, damit der Säugling erfährt, dass sie ihn bemerkt
2. richtige Interpretation der Äußerungen des Säuglings aus seiner Lage und nicht nach ihren Bedürfnissen anwenden, damit der Säugling weiß, dass er soziale Wirkung erzielen kann
3. prompte Reaktion, damit der Säugling eine Verbindung zw. seinem Verhalten und dem Spannung mildernden Effekt der mütterlichen Handlung in seinem Gedächtnis knüpfen kann, die ein erstes Gefühl der eigenen Effektivität im Ggsatz zur Hilflosigkeit vermittelt
4. Angemessenheit der Reaktion, damit der Säugling die Qualität der Wirkung seiner Signale differenziert einzusetzen lernt, die im Einklang mit seinen Bedürfnissen und Entwicklungsprozessen steht
26. 5. Feinfühligkeit Umsetzung der Charakteristika verlangt von Bindungsperson
? hohe geistige Flexibilität
? Kompromissbereitschaft
27.
Kritik o. Mängel an Mary Ainsworths Konzept?
28. 6. Kritik o. Mängel an Mary Ainsworths Konzept Temperament des Kindes wird nicht berücksichtigt
? unsicher ambivalent gebundene Kinder: Irritierbarkeit durch Trennung u. ihre schwere Tröstbarkeit bei der Wiedervereinigung ist Ausdruck eines „schwierigen“ Temperaments
? unsicher vermeidend gebundene Kinder: (scheinbare) Ruhe ist eher auf ein „stoisches“ Temperament zurückführbar
29. 6. Kritik o. Mängel an Mary Ainsworths Konzept „FS“ ist nur eine Momentaufnahme
? Feinfühligkeit bzw. Zurückweisung ist keine Konstante
(Variationen innerhalb des ersten LJ)
? Bindungsqualität wird durch ein Muster von Feinfühligkeit im Verlauf des ersten LJ bestimmt; nicht durch Feinfühligkeit zu einem Messzeitpunkt
? Ambivalenz: frühe starke Zurückweisung, die dann nachlässt
? Vermeidung: frühe schwache Zurückweisung, die dann zunimmt
? Ausnahme: Mütter der sicher gebundenen Kinder waren zu allen Messzeitpunkten am wenigsten zurückweisend bzw. am feinfühligsten
30. 6. Kritik o. Mängel an Mary Ainsworths Konzept „FS“ ist eine Methode zur frühen Erkennung von Bindungsqualität
ABER kein prognostisches Instrument zur Vorhersage der weiteren Bindungsentwicklung
31. 7. Langfristige Effekte früher Bindungsmuster Beeinflussung der kindlichen Entwicklung durch Beziehungserfahrungen
in „FS“ ermittelte Bindungsqualität/-muster ermöglicht Vorhersagen über sozioemotionale Entwicklung des Kindes
32. 7. Langfristige Effekte früher Bindungsmuster Kindergarten
sicher gebunden Kinder
zeigen im adäquates Sozialverhalten
? selbstständiges Lösen auftretender Konflikte
? in Spielsituationen: hohes Maß an Phantasie
? Beobachtung vieler positiver Affekte
? Ausdauer?
? Konzentration ?
? Erfindungsreichtum ?
? Frustrationstoleranz ?
? Verlieren sie im Spiel: größere Anstrengung in der nächsten Runde
? Bearbeitung unlösbarer Aufgaben: nach Probierphase wird die Hilfe der Mutter gesucht
? realistische Interpretation zwiespältiger Situationen
33. 7. Langfristige Effekte früher Bindungsmuster Kindergarten
unsicher vermeidend gebundene Kinder
? eher ängstlich u. aggressiv
? Vermeidung von Konflikten o. sie versuchen die Kindergärtnerinnen für ihre Lösung einzuspannen
? im Vgl. zu sicher gebundenen Kindern
Phantasie?
positive Affekte ?
Ausdauer ?
Konzentration ?
Erfindungsreichtum ?
Frustrationstoleranz ?
? Verlieren sie im Spiel: Verärgerung, Resignation
? Bearbeitung unlösbarer Aufgaben: nach Probierphase verärgertes Aufgeben
34. 7. Langfristige Effekte früher Bindungsmuster Alter von 10 Jahren
sicher gebunden Kinder
? im Vgl. zu unsicher gebundenen Kindern weniger Probleme mit Gleichaltrigen
? auf Nachfrage: Nennung realistischer Zahl guter Freunde
? Vertrauen auf die Unterstützung mind. eines Elternteils, wenn sie darum bitten
? fühlen sich von Eltern nicht bevormundet, ausgenutzt; sind aber nicht mit allem einverstanden
Unsicher ambivalent gebunden Kinder
? besitzen die wenigsten Freunde u. haben die meisten Probleme mit ihnen
? auf Nachfrage: Nennung unrealistisch großer Anzahl bester Freunde
Unsicher vermeidend gebundene Kinder
? erhebliche Mühe, Gefühle wie Kummer u. Traurigkeit zu thematisieren
? versuchen ihre leidvollen Gefühle zu verleugnen; wenden sich bei Kummer nicht an Eltern
? Akzeptanz über alleiniges Durchstehen ihres Leids
35. 7. Langfristige Effekte früher Bindungsmuster
Sind die Effekte früher Bindungsmuster wirklich langfristige?
36. 7. Langfristige Effekte früher Bindungsmuster ab 16. LJ sind die Effekte nicht mehr eindeutig nachweisbar
? Kontinuität vs. Diskontinuität
37. 8. Bindungen in der Adoleszenz Bindungsarten Gleichheit, Zugehörigkeit u. Loyalität treten in den Vordergrund
Konkurrenz zw. Orientierungsbeziehungen mit widersprüchlichen Werten und Botschaften; letztendlich muss sich eine Primärbindung durchsetzen
Kultur der Eltern vs. Kultur der Gleichaltrigen
Zweipoligkeit der Bindungen Annäherung ? Distanzierung, Zuneigung ? Verachtung, Liebe ? Hass
38. 9. Bindung im Erwachsenenalter Bindungen, die im Erwachsenenalter eingegangen werden, werden von frühen Bindungserfahrungen beeinflusst
39. 9. Bindung im Erwachsenenalter „Tony war mit 12 und 18 Monaten sicher an seine Mutter gebunden und erhielt viel Unterstützung während seiner Vorschulzeit. Er wurde bei Schuleintritt von den Lehrern sehr positiv beurteilt. In den folgenden 20 Jahren erging es ihm aber sehr schlecht. Die Eltern trennten sich im bitteren Streit, sein Vater stieß ihn zurück, die Mutter überforderte ihn an Stelle eines erwachsenen Partners. Mit 13 Jahren wendete Tony sich auf sehr konfliktreiche Weise von seiner Mutter ab. Die Mutter kam bei einem Unfall ums Leben und der Vater zog mit Tonys beiden Geschwistern in ein anderes Land. Tony zog zu Tante und Onkel, die zu alt waren, um mit einem 13- Jährigen fertig zu werden. Er hatte Probleme in der Schule, keine Freunde. Mit 17,5 Jahren wurden Verhaltensstörungen diagnostiziert. Er organisierte Diebstähle mit anderen Jungen.
Tony war später depressiv und isoliert. Seine frühe sichere Bindung hat ihn nicht vor den nachfolgenden psychischen Überforderungen bewahren können. Später jedoch, als Tony bereits Vater war, wurde er zusammen mit seiner zweijährigen Tochter von neuen Forschern beobachtet, die nichts über seine Vorgeschichte wussten. Alle Beobachtungen ließen einen sehr unterstützenden Vater erkennen, geduldig, warm, verfügbar, Rahmen und Grenzen setzend und dabei seine Tochter ermutigend. Seine Beziehung zu seiner Frau war gleichermaßen positiv, engagiert, verständnis- und liebevoll. […] Er verfügte aufgrund seiner frühen Bindungserfahrungen über Ressourcen, die unter ungünstigen Lebensbedingungen verschüttet waren, die ihm jedoch später trotzdem unter ungünstigen Bedingungen für eine aktive adaptive Lebensgestaltung zur Verfügung standen.“
40. 10. Bindungsstörungen und Trauma Traumatische Erfahrungen:
? Zerstörung der Bindungssicherheit
? psychopathologische u. psychosomatische Entwicklungen
41. 10. Bindungsstörungen und Trauma (Gruppe 3) (Anzeichen für) mögliche Bindungsstörungen
? kein Bindungsverhalten (in bedrohlichen Situationen wenden sie sich an keine Bindungsperson; in Trennungssituation äußern sie keinen Trennungsprotest)
? undifferenziertes Bindungsverhalten; soziale Promiskuität
? Neigung zu deutlichem Unfallrisikoverhalten
? übermäßige Ängstlichkeit in Trennungssituationen u. extremes Klammern an die Bindungsperson
? übermäßig angepasstes Verhalten in Bedrohungssituationen; äußeres Verhalten gibt keinen Aufschluss über Aktivierung des Bindungssystems
? aggressives Verhalten bei Bindungs- und Kontaktaufnahme
? Rollenumkehr (Kinder dienen körperlich/psychisch erkrankten Eltern als Sicherheitsbasis); Entstehung einer Angstbindung
42. 10. Bindungsstörungen und Trauma oftmals gehen Bindungsstörungen einher mit Ausbildung psychosomatischer Störungen
Kinder reagieren auf emotionale Belastung psychosomatisch, da ihre Fähigkeit intensive Gefühle auszuhalten u. zu verarbeiten sehr gering ist
? Säuglingsalter: Schrei-, Schlaf-, Esssymptomatik
? Kindesalter: Bauchschmerzen
43. 10. Bindungsstörungen und Trauma schwerwiegende Traumatisierungen: wiederholte Verluste von Bindungspersonen in den ersten Lebensjahren
? natürlicher Tod
? Unfälle
? Suizid
? Naturkatastrophen
44. 10. Bindungsstörungen und Trauma erfahrene sexuelle Gewalt durch eine Bindungsperson o. eine Person, die durch ihre Fürsorgestellung in einer solchen Position ist (Lehrer, Erzieher, Pfarrer, Gruppenleiter)
oftmals bleibt Bindungskontext bis zum Erkennen des Missbrauchs erhalten
außerhalb Missbrauchssituation: Täter bleibt oftmals für das Kind in der Position der Bindungsperson, fungiert durchaus als sichere Basis
in Missbrauchssituation: Person wird als jemand erlebt, der seine Position für die Befriedigung eigener Bedürfnisse ausnutzt u. für Signale der Abwehr/Widerstandes von Seiten des Kindes nicht empfänglich ist
45. 10. Bindungsstörungen und Trauma Deprivation beim Menschen
Eine besonders brutale Probe aufs Exempel ließ der Stauferkaiser Friedrich II. im Jahr 1211 durchführen. Er wollte herausfinden, welche Sprache die Ursprache der Menschheit sei. Deshalb veranlasste er, dass sieben Säuglinge ausschließlich von Ammen genährt wurden, die den Kindern keinerlei Zuneigung entgegenbringen und kein Wort mit ihnen sprechen durften. Ergebnis des Experiments: Nach ungefähr drei Monaten starben die Kinder. Die Ursprache hatte der Herrscher mit seiner grausamen Anordnung also nicht gefunden, dafür den Beweis, dass Zuwendung für Kinder lebensnotwendig ist.
46. Literaturverzeichnis Ahnert, L. (Hrsg.), 2004: Frühe Bindung. Entstehung und Entwicklung. München
Birsch, K.H./ Hellbrügge, T. (Hrsg.), 2003: Bindung und Trauma. Risiken und Schutzfaktoren für die Entwicklung von Kindern. Stuttgart
Birsch, K.H./ Hellbrügge, T. (Hrsg.), 2008: Der Säugling- Bindung, Neurobiologie und Gene. Grundlagen für Prävention, Beratung und Therapie. Stuttgart
Dornes, M., 2004: Die emotionale Welt des Kindes. Frankfurt a. M.
Gebauer, K./ Hüthner, G., 2005: Kinder brauchen Wurzeln. Neue Perspektiven für eine gelingende Entwicklung. Düsseldorf
Gloger- Tippelt, G. (Hrsg.), 2001: Bindung im Erwachsenenalter. Ein Handbuch für Forschung und Praxis. Bern
Neufeld, G./ Mate, G., 2006: Unsere Kinder brauchen uns. Die entscheidene Bedeutung der Eltern- Kind- Bindung. Bremen