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Was heisst “Armut” und was kann man dagegen tun?

Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände, Bern, 13. Juni 2009 Rolf Kappel, NADEL, ETH Zürich www.nadel.ethz.ch. Was heisst “Armut” und was kann man dagegen tun?. Überblick. Armut als relatives Konzept Armut als absolutes Konzept Der Fähigkeitenansatz von Sen

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Was heisst “Armut” und was kann man dagegen tun?

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Presentation Transcript


  1. Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände, Bern, 13. Juni 2009 Rolf Kappel, NADEL, ETH Zürich www.nadel.ethz.ch Was heisst “Armut” und was kann man dagegen tun?

  2. Überblick • Armut als relatives Konzept • Armut als absolutes Konzept • Der Fähigkeitenansatz von Sen • Zwei Aspekte der Armutsreduktion: • Armutsreduktion auf der Makrobene: „Pro-Poor Growth“ • Armutsreduktion auf der Mikrobene: „Making Services Work for the Poor“ • Schlussfolgerungen

  3. Armut als relatives Konzept • Armut wird durch eine Armutslinie definiert, die in Bezug zum durchschnittlichen wirtschaftlichen Wohlstand einer Gesellschaft steht. • In der EU liegt diese Armutslinie bei 60% des Medianeinkommens. In Deutschland 2003: Äquivalenzeinkommen von 939 € / Monat. • Indien 2000: 26% der Menschen (ca. 300 Mio.) leben unter der nationalen Armutsgrenze von 454 Rs / Monat. • Schweiz 2005: 12.5% der Menschen (ca. 0.9 Mio.) leben unter der Armutsgrenze, die nach Haushaltsgrösse und Wohnort variiert: 2480 CHF für einen städtischen Einpersonenhaushalt. • Unterschied Schweiz – Indien: Faktor 100 zum Wechselkurs, Faktor 20 kaufkraftbereinigt. • Vorteil: Armut wird kontextspezifisch definiert und gemessen. • Nachteil: International und über die Zeit hinweg sind Armutsquoten nicht vergleichbar.

  4. Armut als absolutes Konzept • Erste Variante: Grundbedürfnisbefriedigung als absolute soziale Minima in den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Bildung, Wohnen. • Zweite Variante: Monetäre Armutsgrenze basierend auf dem Median der Armutsgrenzen in den 10 ärmsten Ländern der Erde: Konsum von 1.02 Dollar pro Tag, Preisbasis 1985, kaufkraftbereinigt; 1.08 PPP$ 1993: dies betraf 969 Mio. Menschen im Jahr 2004. Neu: Ökonometrische Schätzung für 15 Länder mit durchschnittlichem Pro-Kopf-Konsum von < 60 PPP$; 1.25 PPP$, Preisbasis 2005: 1.4 Mia. Menschen 2005. • Vorteil: Armutsquoten sind international und über die Zeit hinweg vergleichbar. • Nachteil: Armut wird nicht für alle Länder kontextspezifisch erfasst und damit „unterschätzt“. Auch Grundbedürfnisbefriedigung, verstanden als soziale Minima, ist ein relatives Konzept.

  5. Fähigkeitenansatz („Capability Approach“) von Amartya Sen • Armut ist absolut im Bereich von Fähigkeiten, jedoch relativ im Bereich von Gütern, um diese Fähigkeiten zu erreichen. • Vorschlag von M. Nussbaum für eine Liste von Fähigkeiten: • 1 Leben: Die Fähigkeit, ein volles Menschenleben bis zum Ende zu führen; nicht vorzeitig zu sterben, oder zu sterben, bevor das Leben so reduziert ist, dass es nicht mehr lebenswert ist. • 2 Körperliche Gesundheit und Integrität: Die Fähigkeit, sich guter Gesundheit zu erfreuen, sich angemessen zu ernähren, eine angemessene Unterkunft zu haben, Möglichkeit zu sexueller Befriedigung zu haben, mobil zu sein. • 3 Freude und Schmerz: Die Fähigkeit, unnötigen Schmerz zu vermeiden und freudvolle Erlebnisse zu haben. • 4 Sinne, Einbildungskraft, Gedanken: Die Fähigkeit, seine Sinnesorgane zu benutzen, sich etwas vorzustellen, zu denken und zu urteilen. • 5 Gefühle: Die Fähigkeit, Bindungen zu Dingen und Personen ausserhalb unser selbst zu haben; diejenigen zu lieben, die uns lieben und für uns sorgen, und über ihre Abwesenheit traurig zu sein; allgemein gesagt: zu lieben, zu trauern, Sehnsucht und Dankbarkeit zu empfinden. • 6 Praktische Vernunft: Die Fähigkeit, sich eine Vorstellung vom Guten zu machen und kritisch über die eigene Lebensplanung nachzudenken. • 7 Zugehörigkeit: Die Fähigkeit, für andere und bezogen auf andere zu leben, Verbundenheit mit anderen Menschen zu erkennen und zu zeigen, verschiedene Formen von familiären und sozialen Beziehungen einzugehen. • 8 Andere Spezien: Die Fähigkeit, in Verbundenheit mit Tieren, Pflanzen und der ganzen Natur zu leben und fürsorglich mit ihnen umzugehen. • 9 Spiel: Die Fähigkeit, zu lachen und zu spielen und Freude an erholsamen Tätigkeiten zu haben. • 10 Getrenntsein: Die Fähigkeit, sein eigenes Leben und nicht das eines anderen zu leben. Starkes Getrenntsein: Die Fähigkeit, sein eigenes Leben in seiner Umgebung und seinem eigenen Kontext zu leben.

  6. Pro-Poor Growth • Zwei Definitionen: • Die Einkommen der Armen wachsen rascher als die Einkommen der Nicht-Armen, d. h. die Einkommensverteilung zwischen diesen beiden Gruppen muss sich verbessern. • Das Einkommenswachstum der Armen sollte so hoch wie möglich sein und die Armut so rasch wie möglich abnehmen – sowohl Einkommens- als auch Nicht-Einkommensarmut. • Meistens verwendet man die zweite Definition. • Eine Wachstumsstrategie sollte darauf ausgerichtet sein, die Ein-kommen der Armen im Einkommensentstehungsprozess zu erhöhen, d. h. nicht durch Transferzahlungen, sondern durch Steigerung der Produktion und Produktivität.

  7. Beispiel für die Messung von Pro-Poor Growth: Wachstum in Uganda 1992–2003

  8. Making Services Work for the Poor Kernproblem: Die Kontrollbeziehungen vom Prinzipal zum Agenten (bzw. die Haftbarkeit des Agenten gegenüber dem Prinzipal) funktionieren nicht. Politiker: Agent und Prinzipal Kontrolle Kontrolle Dienstleistung Dienstleistungs- empfänger: Prinzipal / Arme Dienstleistungs- anbieter: Agent Kontrolle „Short Cut”

  9. Schlussfolgerungen • Bei Aussagen über das Ausmass, über Veränderungen und den internationalen Vergleich von Armut muss man genau hinschauen, wie Armut definiert und gemessen wird. • Relative Armutsmessgrössen sind international und über die Zeit hinweg nicht vergleichbar. • Wirtschaftswachstum ist eine notwendige Voraussetzung für Armutsreduktion. Die Intensität der daraus resultierenden Armuts-minderung kann stark variieren und sollte möglichst hoch sein. • Öffentliche Leistungen für die Armen sind für die Armutsreduktion überaus wichtig. Die Kontrollstrukturen müssen verbessert werden, die diese Dienstleistungen für die Armen dauerhaft gewährleisten können.

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