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Die Klimafalle – Die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung

Die Klimafalle – Die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung. Hans von Storch Helmholtz Zentrum Geesthacht. 19 November 2013, Dresden Wilhelm- Külz - Stiftung. Hans von Storch. Klimaforscher

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Die Klimafalle – Die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung

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Presentation Transcript


  1. Die Klimafalle – Die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung Hans von Storch Helmholtz Zentrum Geesthacht 19 November 2013, Dresden Wilhelm-Külz-Stiftung

  2. Hans von Storch Klimaforscher Spezialgebiet: Küstenklima, also Windstürme, Sturmfluten, Seegang, Nordsee, Nordatlantik Kooperation auch mit Sozialwissenschaftlern Direktor des Instituts für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht Mitglied des KlimaCampus „CliSAP“ Hamburg

  3. Anonyme Umfrage mit TurningTechnology Ich möchte, dass wir uns klarmachen, wes Geistes Kind wir hier sind, und dass wir dazu eine kleine Umfrage machen: Bis zu 50 Stimmsender werden verteilt. Sie brauchen diese kleinen Sender nicht anschalten. Wenn Sie stimmen wollen, dann drücken Sie die entsprechende Nummer. Sobald Sie das getan haben, steigt der Zähler um 1. Wenn alle gestimmt haben, wird das Gesamtergebnis angezeigt. Die Stimmabgabe ist anonym. Es ist möglich festzustellen, welche Stimmabgaben von welchem gerät gekommen ist, aber wir können nicht feststellen, wer welches Gerät benutzt hat.

  4. MenschgemachterKlimawandel? • Ich bin überzeugt, dass wir derzeit einen vor allem vom Menschen verursachten Klimawandel erleben. • Ich habe ernsthafte Zweifel daran, dass wir es mit einem vor allem vom Menschen verursachten Klimawandel zu tun haben. • Keine Meinung.

  5. Klimapolitik • Ich befürworte die Energiewende weg von Nuklear, Öl- und Kohleeinsatz. • Ich finde die Energiewende unausgereift und mit zu hohen Kosten verbunden. • Ich glaube nicht, dass der Stand der Wissenschaft die Energiewende legitimiert. • Ich favorisiere eine andere Klimapolitik, etwa Anpassung nach Bedarf oder Geoengineering. • Weiss nicht.

  6. Extremereignisse • Ich nehme eine Verstärkung im letzten Jahrzehnt von regionalen Sturmereignissen wahr. • Unsere Stürme waren schon immer gefährlich, aber eine systematische Veränderung hin zu mehr oder stärkeren Stürmen kann ich nicht feststellen. • Weiss nicht.

  7. Rolle von Wissenschaft • Wissenschaft soll der Politik Empfehlungen zum Umgang mit Problemen machen, wenn es sich abzeichnet, dass ein gravierendes Problem vorliegt. • Wissenschaft soll der Politik Empfehlungen zum Umgang mit Problemen machen, wenn ein Konsensus in der Wissenschaft hergestellt ist. • Wissenschaft soll gar keine Empfehlungen geben, sondern nur das Problem und mögliche Lösungsstrategien beschreiben. • Weiss nicht.

  8. Übersicht • Wissenschaft und Gesellschaft: CUDOS, Klimafalle • Wissenskonkurrenz- Derzeitige wissenschaftliche Konstruktion- Dominante derzeitige soziale Konstruktion: Klimakatastrophe- Skeptikerdiskurs- Veraltete wissenschaftliche Konstruktion: Klimadeterminismus- Kulturelle Konstruktion: Natur schlägt zurück Postnormalität • Die Topologie der politischen (und medialen) Nützlichkeit

  9. Es geht um das Miteinander von Gesellschaft (Öffentlichkeit, Politik, Wirtschaft, Medien) und Wissenschaft. Inwieweit ist Wissenschaft unabhängig von Gesellschaft, inwieweit ist Gesellschaft von Wissenschaft abhängig? Was für eine Wissenschaft will die Gesellschaft haben? Welche Funktion soll sie haben? – Eine Art staatlich finanziertes Greenpeace oder Burschenschaften? Oder einen CUDOS-geleiteten „Honest Broker“?

  10. Robert K Mertons CUDOS Normen für wissenschaftliche Praxis Kommunitarismusbedeutet, dass Forschungsergebnisse veröffentlicht und damit einer interessierten Öffentlichkeit mitgeteilt werden müssen. Universalismus heißt, dass Wahrheitsansprüche feststehenden, unpersönlichen Kriterien unterworfen werden. Uneigennützigkeitbedeutet, dass es Regeln gibt, die Wissenschaftler davon abhalten, ihre Karriereziele skrupellos durchzusetzen. Organisierter Skeptizismus verlangt die kritische Prüfung der Forschung durch Fachkollegen.

  11. Die Klimafalle • für Gesellschaft und Klimawissenschaft • Die Gesellschaft verfolgt ein normativ definiertes Ziel, glaubt sich aber einer wissenschaftlichen Notwendigkeit gegenüber (Klimaschutzpolitik, 2 Grad Ziel). • Daher erscheint eine politische Debatte über das Ziel nicht nötig; Gegner sind moralisch minderwertig (schlecht; gekauft), Befürworter agieren mit der Autorität der Wissenschaft und der Moral. • Folge ist eine De-Politisierung der Politik, ein Ausbleiben von für den sozialen Frieden erforderlichen politischen Verhandlungsprozessen; und damit ein Scheitern einer wirksamen Klimapolitik

  12. Die Klimafalle • für Gesellschaft und Klimawissenschaft • Die Klimawissenschaft hat ein Problem ausgemacht- den menschgemachten Klimawandel – und kann beschreiben, welche politischen Maßnahmen mit welchen Klimawirkungen verbunden sind. • Die Klimawissenschaft sieht sich konfrontiert mit dem Anspruch, dass aus Wissenschaft alternativlose Politik folgt, und wird so zum Garanten einer wertkonsistenten Politik • Folge ist eine Politisierung der Wissenschaft, die eine offene und kritische Debatte in der Klimaforschung behindert und damit die Qualität der Klimawissenschaft (Mertonsche CUDOS-Normen) beschädigt (vgl. Waldsterben)

  13. Konkurrenz verschiedener Wissensansprüche • Derzeitige wissenschaftliche Konstruktion • Dominante derzeitige soziale Konstruktion: Klimakatastrophe • Skeptikerdiskurs • Veraltete wissenschaftliche Konstruktion: Klimadeterminismus • Kulturelle Konstruktion: Natur schlägt zurück • weitere

  14. KonkurrenzverschiedenerWissensansprüche • DerzeitigewissenschaftlicheKonstruktion • Vom Menschen ausgehende Prozesse beeinflussen das Klima – der Mensch verändert das globale Klima. Das Klima, das ist die Statistik des Wetters. Die Häufigkeitsverteilungen der Temperatur verschieben sich derzeit und in der absehbaren Zukunft fortgesetzt an fast allen Orten hin zu größerer Wärme; der Meeresspiegel steigt; die Regenmengen verändern sich. Auch einige extreme Wetterereignisse, wie etwa Starkniederschläge im Westwindgürtel der mittleren Breiten, werden sich in Häufigkeit und Intensität in Zukunft verändern. Diese Veränderungen sind verursacht vor allem durch die Freisetzung von Treibhausgasen, also insbesondere Kohlendioxid und Methan. • Dies wissenschaftlicheKonstrukt des menschgemachten Klimawandels findet breite Unterstützung in den einschlägigen wissenschaftlichen Kreisen und wird insbesondere durch die kollektive Anstrengung des UNO-Klimarats „IPCC“ formuliert.

  15. Zentrale Aussagen aus dem Bericht der Arbeitsgruppe I des UNO Klimarats IPCC - Temperatur steigt überall, aber verschieden schnell - Ohne einen signifikanten Beitrag durch CO2 können wir die Temperaturentwicklung nicht beschreiben.

  16. Die Zustimmung unter Klimawissenschaftlern, dass ein Klimawandel stattfindet (Manifestation) und dass dieser Wandel wahrscheinlich Folge menschlichen Tuns ist, nimmt im Laufe der Jahre zu (Attribution) Bray, 2010

  17. Dies bedeutet nicht, dass “thescienceissettled” sondern nur, dass “somescience” geklärt ist. • Themen wie • Veränderung von Stürmen (Häufigkeit, Intensität) • Anstieg des Meeresspiegels • Zukunft der Eisbären • Häufigkeit von Nierenstein-Erkrankungen • Häufigkeit von Depressionen • sind nicht “geklärt”.

  18. KonkurrenzverschiedenerWissensansprüche • DominantederzeitigesozialeKonstruktion: Klimakatastrophe • Das Klima ändert sich als Folge menschlichen Tuns, auch z. B. durch Entwaldung. Das Wetter ist wenigerzuverlässig als früher, die Jahreszeiten sind unregelmäßiger, die Stürme gewaltiger. Die Wetterextreme nehmen katastrophale, vorher nie gewesene Formen an. • Fragt man nach der Ursache, so stößt man auf „menschliche Gier“ und „Dummheit“ als Antwort. Das sei der Mechanismus der Gerechtigkeit, der Rache der Natur, die zurückschlägt. Manchmal ist dann auch von Gott selbst die Rede. • Die Klimakatastrophe kann durch Einhalten des 2 Grad Zieles abgewendet werden, wobei das Engagement des Einzelnen (Verzicht auf Flugreisen, Nutzung des Fahrrads) einen signifikanter Beitrag darstellt.

  19. Abbildung von FrankThorenz

  20. KonkurrenzverschiedenerWissensansprüche • Skeptikerdiskurs • Vorstellungen, wonach die vorherrschende Erklärung zum menschgemachten Klimawandel und die dominanten politischen „Lösungsvorschlägen“ falsch sind, sind mannigfaltig. Einerseits gibt es Behauptungen, dass die Konzentration der Treibhausgase nicht aufgrund menschlichen Tuns ansteigt, oder dass die erwartete Wirkung davon deutlich überhöht sei, oder dass die Folgen des Klimawandels positiv oder zumindest kaum negativ zu sehen sind u.ä.. • Gemeinsam ist diesen Erklärungen, dass Maßnahmen zur Minderung der Emissionen als zumindest derzeit nicht erforderlich und zielführend angesehen werden, und vielmehr einer schleichenden Sozialisierung und Disziplinierung der Gesellschaft dienen.

  21. KonkurrenzverschiedenerWissensansprüche • VeraltetewissenschaftlicheKonstruktion: Klimadeterminismus • Der Klimadeterminismus beschreibt das Klima als wesentlichen Faktor für die Entwicklung,und den Fall von Zivilisationen, für die Überlegenheit von gewissen Weltregionen über andere, für Kriminalität, Gewalt, Lernfähigkeit, Bibliotheksnutzung, Aktienkurse und vieles andere mehr. Diese Sichtweise stand im direkten Zusammenhang mit der Begründung für Kolonialismus, und ist implizit in vielen heutigen Szenarien über die Folgen des menschgemachten Klimawandels enthalten. • Ein wesentlicher Aspekt ist die Forderung, dass Menschen mit ihrem Klima in Harmonie leben, dass daher jede Störung des Klimas zu ernsthaften Störungen im Leben der Menschen und im Erfolg der Zivilisationen haben muss.

  22. Map of „mental energy“ conditioned by climatic conditions E. Huntington1876–1947 of Yale University Distribution of civilizations in 1916, according to expert opinion.

  23. KonkurrenzverschiedenerWissensansprüche • KulturelleKonstruktion: Naturschlägtzurück • Historisch sehr alt ist die Vorstellung, dass höhere Kräfte das Klima nutzen, um eine sündige Gesellschaft zu bestrafen, und so ein gottgefälliges / umweltgefälliges Leben anzumahnen. Katastrophen spielen in diesem Zusammenhang eine konstruktive Rolle. • Die Natur wird zum Anzeiger des Umfangs und der Intensität des sündigen Verhaltens. • Ursprünglich waren Gottheiten dien höheren Kräfte, heute ist es „die Umwelt“.

  24. Increasing level of consensus among scientists that climate change is underway (manifestation) and that it is likely a result of anthropogenic influences (attribution), but increased scepticism among lay people (not only in the US)

  25. Die Allgegenwärtigkeit der politischen Konsequenzen: Postnormalität • Eine Forschungsrichtung befindet sich in einer „postnormalen“ Phase (laut Ravetz und Funtovicz) beschrieben, wenn • Ihre Aussagen inhärent unsicher ist; • und eingesetzt werden für gesellschaftliche Entscheidungen, die • dringend sind; • mit gesellschaftlichen Werten und • mit großem Mitteleinsatz verbunden sind. • Dann besteht die Tendenz, dass Wissenschaft für bestimmte Ziele und Maßnahmen instrumentalisiert werden, und die Nützlichkeit der wissenschaftlichen Aussagen vorn größerer Bedeutung istals die zugrunde liegenden Methodik. • Lobbyisten treten verkleidet als wissenschaftliche Akteure auf.

  26. Die Topologie der politischen (und medialen) Nützlichkeit CUDOS-geleitetes Wissensproduktion und Management Politik-vorschreibend

  27. Die Topologie der wissenschaftlichenNützlichkeit Nachhaltiger Einsatz der Ressource Wissenschaft: Bereitstellung von Wissen, um Entscheidungen über Möglichkeiten und Konsequenzen von Optionen zu informieren (z.B. IPCC WG I) Qualitätssicherung durch Limitierung des Einflusses auf Politik und von Politik. Verbrauch der Ressource „Wissenschaft“: Instrumentalisierung von Wissenschaft zugunsten vorgefasster politischer Lösungen. Bevormundung des politischen Willensbildungsprozesses. “Mitte” Honest Brokers Skep-tiker Alarm-isten

  28. Zusammenfassung Die Klimawissenschaft gibt auf zentrale Fragen belastbare, einvernehmliche Antworten (Existenz einer Erwärmung, Notwendigkeit von verweis auf Treibhausgase um eine konsistente Erklärung zu ermöglichen). Es gibt strittige Fragen. Klimawissenschaft kann politische Willensbildung unterstützen durch Klärung von Randbedingungen. Ansonsten sollte die politische Willensbildung Resultat von politischen Aushandlungsprozessen sein. Klimawissenschaft ist in einer post-normalen Situation, in der verschiedene Interessen versuchen, sie als Mitstreiter für die jeweils als “gut” verstandene Sache zu instrumentalisieren. Es gibt andere Wissensangebote, die das Verständnis von Klima von Stakeholdern, Medien und Öffentlichkeit beeinflussen. Das wissenschaftlich erzeugte Wissen ist diesen Konkurrenten in der gesellschaftlichen Praxis nicht notwendigerweise überlegen Es gibt Skeptiker und Alarmisten, die sich einig sind, dass Wissenschaft das entscheidende Wort zu sprechen hat. Die „Mitte der Wissenschaft“ beginnt sich gegen die politische Einvernahme zu wehren, aber in den Medien sind überwiegend die Extremisten zu sehen.

  29. Reserve

  30. Klimaservice • Die Herausforderung besteht nicht in der Erstellung von immer mehr und immer mehr detaillierteren Szenarien, sondern betreffen die Topologie der wirksamen, konkurrierenden Wissensansprüche, und den Aufbau von Dialogen von Öffentlichkeit und Wissenschaft. • Handwerkliche Kernelemente sind regionale Klimabüros, IPCC-vergleichbareregionale Sachstandsberichte und detaillierte, homogene Bestände an regionalen Klimadaten, die die Klimabeobachtungen in den zurückliegenden Dekaden und Projektionen in die Zukunft umfassen. Vgl. von Storch, H. and I. Meinke, 2008: Regional climate offices and regional assessment reports needed. Nature geosciences 1 (2), 78, doi:10.1038/ngeo111

  31. Vier Regionale Klimabüros in der Helmholtz GemeinschaftNetzwerk für regionalen Klimaservice HZG

  32. Representativity of near surface wind speed measurements • Causes of inhomogenities: • Changes in • Instruments • Sampling frequencies • Measuring units • Environments (e.g. trees, buildings) • Location Station relocations (Dotted lines) 1.25 m/s J. Lindenberg, 2010

  33. Representativity of near surface wind speed measurements J. Lindenberg, 2010

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