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Vorlesung 11: Risikotransfer 20. Mai 2011 Dr. Patrick Wegmann

Vorlesung 11: Risikotransfer 20. Mai 2011 Dr. Patrick Wegmann. Universität Basel WWZ, Department of Finance. patrick.wegmann@unibas.ch www.wwz.unibas.ch/finance. Übersicht. Traditionelle Versicherung Rückversicherung Grenzen der traditionellen Rück-/Versicherung

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Vorlesung 11: Risikotransfer 20. Mai 2011 Dr. Patrick Wegmann

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Presentation Transcript


  1. Vorlesung 11: Risikotransfer 20. Mai 2011 Dr. Patrick Wegmann Universität Basel WWZ, Department of Finance patrick.wegmann@unibas.ch www.wwz.unibas.ch/finance

  2. Übersicht Traditionelle Versicherung Rückversicherung Grenzen der traditionellen Rück-/Versicherung ART: Definition Risikofinanzierung Verschiedene Formen von ART: Captives, Finite Risk Transfer, Bonds, Derivate, etc. Speziell: Insurance Linked Securities (ILS) Nutzen von ART Die Investoren in ART Fragen zu den Allokationseffekten

  3. Zwei Voraussetzungen für traditionelle Versicherung Der zu erwartende Verlust muss berechnet werden können, wozu auch die Wahrscheinlichkeit für das Schadensereignis bekannt sein muss Möglichst viele, identische Risiken im Versicherungspool, möglichst unkorreliert zueinander, so dass das Gesetz der grossen Zahl zur Anwendung kommt Frage: Was versteht man unter dem Gesetz der grossen Zahl? Frage: Welche Risiken werden durch diese Voraussetzungen ausgegrenzt?

  4. Funktionen der traditionellen Versicherung Risiken beurteilen und quantifizieren Kapital anziehen, um das Schreiben von Versicherungsverträgen zu ermöglichen Bereitstellen einer Infrastruktur, um Policen herauszugeben, Schäden zu bearbeiten und die Regulierung einzuhalten Aggregation von Risiken Segmentierung von Risiken Kontrolle von Moral-Hazard-Problemen Intertemporale Diversifikation von Risiken

  5. Eigenschaften von Versicherungskontrakten Der Versicherungsnehmer muss ein versicherbares Interesse haben Das Risiko muss bei Vertragsabschluss existieren Der Versicherungskontrakt muss einen Teil des Risikos an den Versicherer übertragen Der Versicherer erhält für die Risikoübernahme eine Prämie in irgendwelcher Form

  6. Rückversicherung: Einige Begriffe Zession: Risikotransfer von der Versicherungsgesellschaft zur Rückversicherungsgesellschaft Zedent: Versicherungsgesellschaft, die Rückversicherung kauft Zessionär: Anbieter der Rückversicherung Retrozession: Risikotransfer von der Rückversicherungs-gesellschaft zu einer weiteren Versicherungsgesellschaft Retrozedent: Rückversicherungsgesellschaft, die das Risiko transferiert Retrozessionär: Anbieter der Retrozession

  7. Funktionen von Rückversicherung Kapazitätserhöhung: Bereitstellen von synthetischem Eigenkapital für Versicherungsgesellschaften Large Line Capacity (Fähigkeit, Deckungen für grosse Einzelrisiken anzubieten) Premium Capacity (Prämien, die auf Basis des vorhandenen Überschusses erzielt werden können) Erhöhung der Stabilität Schutz vor Katastrophenereigniszahlungen Zugang zu erhöhtem Versicherungs-Know-how Rückzug aus einem Gebiet oder einem Geschäftsfeld

  8. Zwei Grundkategorien von Rückversicherung Facultatative Reinsurance: Einzelrisiko Einzelvertrag Für sehr grosse oder unübliche Risiken Treaty Reinsurance: Für eine Gruppe von Policen Üblicherweise ähnliche Policen in einem Gebiet oder Geschäftsfeld

  9. Proportionale vs. nicht proportionale Rückversicherung Zahlung basiert auf definierter Quote Risikoteilung Fokus ist Grösse des Risikos Rate ist Prozentsatz der ursprünglichen Prämie minus Zessionskommission Settlement von Prämien und Schäden pro Konto Zahlung über den Selbstbehalt des Zedenten Keine Risikoteilung über dem Selbstbehalt Fokus ist Schadenhöhe Eigene Rate, mit oder ohne Kommission Settlement von Prämien pro Konto, Settlement von Schäden individuell Pro Rata (Proportional) Excess of Loss (Nicht p.)

  10. Grenzen der traditionellen Rück-/Versicherung Kapazitätsengpässe, extreme Schäden nehmen zu Moral Hazard (Zuschlag über “Faire Prämie” bei Rückversichung selbst bei Naturkatastrophen bis zu 60%!) Memory-Effekt (bes. bei Naturkatastrophen) - Prämien erhöhen sich nach den Ereignissen, ohne dass die effektiven Wahrscheinlichkeiten gestiegen sind Frage: was sind rationale Gründe dafür?

  11. Historische Entwicklung von Versicherungsschäden 2010 Catastrophe Update: Global Insured Losses in 2010, Swiss Re, Guy Carpenter

  12. Der zyklische Charakter der Rückversicherungsprämien

  13. Die grössten Versicherungsfälle 1970-2005

  14. Alternative Risk Transfer ART: Definition ART Produkte: Kontrakte, Strukturen oder Lösungen Bilateral, multilateral oder Kombination mit Beratung Durch Versicherungs- oder Rückversicherungsgesellschaften angeboten Steuerlich, regulatorisch und buchhalterisch eher Versicherung als Kapitalmarktprodukte Risikofinanzierung oder Risikotransfer Nicht traditionell in Bezug auf die Methode (nicht die Risiken) Funktionieren als synthetisches Fremd- oder Eigenkapital in der Bilanz des Kunden Einfluss auf das ökonomische Kapital, Ziel ist optimale Kapitalstruktur

  15. Risikotransfer vs. Risikofinanzierung Risiko Selbst getragen Transferiert Nicht finanziert Finanziert Captives Finite Risk Contingent Capital Selbst-Versicherung

  16. Warum soll man ein Risiko selbst tragen?Warum Risikofinanzierung? Ein Risiko wird selbst getragen, weil es zum Kernbereich des Geschäfts gehört Ein Risiko wird selbst getragen, weil man einen komparativen Informationsvorteil hat Verluste aus diesem Risiko müssen aber unter Umständen vorfinanziert werden Vermeidung von Underinvestment (vgl. FSS-Modell) Vermeidung von Illiquidität Vermeidung von schlechten Signalen an den Markt ART hilft bei der Finanzierung bevor Verluste auftreten

  17. Die Entscheidung, Risiken selbst zu tragen hängt ab von Verlusthöhe und Verlusthäufigkeit Verlusthöhe Hoch Versicherung Selbst tragen ohne Finanzierung Selbst tragen mit Finanzierung Tief Tief Hoch Verlusthäufigkeit

  18. Captives Älteste Form von ART Etwa 75% des ART-Marktes Weltweit über 4000 Captives Bei einer Captive gehört eine (Rück-)Versicherungsgesellschaft einem oder mehreren versicherungswirtschaftsfremden Unternehmen Die Captive versichert die Risiken ihrer Eigentümer Die grösste Verbreitung haben “Single-parent” Captives, die einem einzelnen Unternehmen gehören Bei einer Rückversicherungs-Captive werden die Risiken zuerst von einem lokalen Erstversicherer (Fronter) gezeichnet und anschliessend mittels eines Rückversicherungsvertrags an die Captive zediert. Diese wiederum retrozediert sie unter Umständen an einen professionellen Rückversicherer

  19. Single-parent Captives

  20. Multi-parent Captives

  21. Finite Risk Im Gegensatz zur traditionellen Versicherung (Gesetz der grossen Zahl) beruht Finite Risk-Insurance auf dem Ausgleich individueller Risiken über die Zeit Absicherung des Timing-Risikos von Schäden Die Vertragsdauer umfasst mehrere Jahre RetrospektiveVerträge: Schäden sind schon eingetreten, aber noch nicht beglichen Prospektive Verträge: Versicherer übernimmt für die Zukunft erwartete Schäden

  22. Finite Risk Beispiele Die häufigste Form retrospektiver Finite Risk Lösungen sind Loss Portfolio Transfers (LPT): Schadenrückstellungen eines Zedenten werden gegen Zahlung einer Versicherungsprämie auf einen Versicherer transferiert Ökonomisch = Verkauf von Schadenrückstellungen Beispiel für prospektive Vertragsform Finite Quota Share (FQS): Der Zedent überträgt einen Teil seiner Prämien auf einen Finite Risk-Anbieter Stabilisierung der Nettoschadenkosten durch eine individuelle Ausgestaltung der (Rück-)Versicherungsprovision

  23. Multi-year/Multi-line Produkte (MMP) Integration verschiedener Versicherungssparten: In einem Produkt Über mehrere Jahre hinweg Kombination traditioneller Versicherungsrisiken (Feuer, Betriebsunterbrechung, Haftpflicht) Einbezug auch typischerweise versicherungswirtschaftlich fremder Risiken (z.B. Wechselkursrisiken, Rohstoffpreisschwankungen) Einbezug traditionell nicht-versicherbarer Risiken (z.B. politische Risiken) Berechnung der Versicherungsprämie integriert über alle Risikosparten Substantielle Diversifikationseffekte Attraktive Prämien

  24. Insurance Linked Securities (ILS) Insurance Linked Securities Katastrophen-anleihen Schaden-derivate Contingent Capital • CAT Bonds • Catastrophe Equity Puts • Contingent Surplus Notes • CBOT • Bermuda Commodity Exchange (BCE) • OTC Derivate

  25. Schadenderivate CBOT Cat Index Property Claim Services (PCS) Verlustindex 1 Indexpunkt entspricht $100 Mio. Industrieverluste Europäische Optionen, Cash Settlement Nationale und verschiedene regionale Zonen Üblicherweise als Spread verkauft Bermuda Commodity Exchange (BCE) Ähnlich wie CBOT aber auf Grundlage des Guy Carpenter Loss-to-Value Index Index detailliert verfügbar (Postleitzahlen) Erlaubt genaueres Hedging, tieferes Basisrisiko Binäre Optionen (zahle alles oder nichts), 6-monatige Frist Nicht besonders erfolgreich!

  26. Katastrophenanleihen (CAT Bonds) Katastrophenanleihen sind Anleihen mit einer oder mehreren eingebetteten Optionen Der Emittent begibt eine Anleihe und kauft gleichzeitig eine Option, die sich auf einen oder mehrere definierte Schadensfälle bezieht (z.B. Erdbeben in Tokio, Hagel in der Schweiz, Sturm in Deutschland) Somit zahlt der Emittent einen Zins auf die Anleihe plus einen Aufschlag (Spread) für die Option, das Analogon zur Versicherungsprämie Im Falle des Katastropheneintritts stellt der Emittent die Zins oder Tilgungszahlung ganz oder teilweise ein, je nach Tranchierung des Bonds

  27. Katastrophenanleihe Grundprinzip Vertragsabschluss: Coupon Special Purpose Vehicle Vers. prämie Versicherungs-nehmer Investoren Einmalige Kapitalzahlung Deckung Schadeneintritt: Special Purpose Vehicle Vers. prämie Versicherungs-nehmer Investoren Schadenzahlung Reduzierte Kapitalrückzahlung bei Laufzeitende (ev. variable Laufzeit) Vgl. Credit Linked Notes

  28. Beispiel USAA Cat Bond Erste grosse Verbriefung 1997, 1 Jahr LZ, mehrfach erneuert Vorlage für mehrere Deals in der Folgezeit Residential Re Ltd. als Special Purpose Reinsurance Soll für USAA grosse Hurricane-Schäden abdecken $ 400 Mio. Versicherungsdeckung von $ 500 Mio. für Schäden aus einem Hurricane über $ 1 Mia. $ 477 Mio. in zwei Tranchen: A1 $ 164 Mio. zu LIBOR + 273 BP, Zins riskant, Nominal geschützt durch einen 10-jährigen Zerobond (Zeitrisiko) A2 $ 313 Mio. zu LIBOR + 576 BP, Zins und Nominal riskant 1% Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis Auswirkungen auf das Nominal von A2 hat Ratings: A1 ist AAA, A2 ist BB

  29. Beispiel USAA Cat Bond LIBOR - 24 bps Swap Counter-party Reg. 114 Trust Investment Earnings $313 Class A2 Principal Variable LIBOR + 576 bps $400 LIBOR Rem’gFunds <=$313 @ redemption $400 Reinsurance Residential Re Ltd USAA $164 Class A1 Extendible Principal Protected 6% Rate on line LIBOR + 273 bps $164 @ maturity $77 LIBOR $77 @maturity $164 @ maturity Defeasance Securities Counter-party Collateral Account $77 contingent on event At risk cash flow All amounts in $M Quelle: Mildenhall 2002

  30. Beispiel Golden Goal Finance Ltd: Verbriefung des Ausfallrisikos der Fussball-WM 2006 Das Ausfallrisiko wird zu Golden Goal (SPV auf Jersey, Channel Islands) transferiert FIFA bezahlt eine quartalsweise Zahlung im Voraus an Golden Goal für den Versicherungsschutz Golden Goal gibt das Risiko an Noteholder weiter und verwendet das Kapital aus den Notes zur Sicherung der Verpflichtung gegenüber den Protection Buyers Das Kapital aus den Notes wird risikolos (Repo oder Cash) angelegt Die Zinsen aus der risikolosen Anlage sowie die Zahlungen der FIFA werden für die Couponzahlungen der Notes verwendet Ausfall ist wie folgt definiert: Bis September 2007 kann kein Weltmeister bestimmt werden

  31. Beispiel Golden Goal Finance Ltd: Verbriefung des Ausfallrisikos der Fussball-WM 2006 FIFA Protection Buyers Quartalsweise Zahlung Versicherungsleistung Cash Deposit at Cash Deposit Bank Golden Goal Finance Limited Reverse Repo Counterparty or Cash Deposit Bank Nominal aus Notes Zins auf Cash Deposit Reverse Repo Income Repo Securities Repo Securities Custodian of Repo Securities Zins auf Repo Securities Zins auf Repo Securities Ausgegebene Notes (Moody's A3) Nominal Zinsen und Nominal Noteholders

  32. Marktentwicklung von CAT Bonds

  33. Probleme im Zusammenhang mit Insurance Linked Securities Asymmetrische Information Moral Hazard Modellunsicherheit und zumeist geringe Datenhistorie Preisfeststellung (Preisprozess, Unvollständige Märkte, Parameterschätzung) Illiquidität Basisrisiko Höhere Transaktionskosten von CAT Bonds Offenlegungspflichten Buchhalterische Behandlung ABER: Relative Stabilität in der Finanzkrise

  34. Risikohandel über Risk-Swaps: CATEX CATEX ist ein Internet-basierter Markt für das Risiko-Swapping Bsp.: Wind in Florida gegen Erdbeben in Kalifornien Risikoreduktion zu minimalen Kosten Keine Zessionsprämie Erwarteter Verlust und Wahrscheinlichkeitsverteilungen sind ungefähr vergleichbar Wenn kein Ereignis, kein Cashflow Reduktion der Volatilität der Schadenszahlungen bei gleichem Erwartungswert möglich

  35. Contingent Capital (CC) Contingent Capital ist einem Kreditvertrag ähnlich CC sichert dem Versicherungsnehmer das Recht zu, nach einem vertraglich vereinbarten Versicherungsereignis Fremd- oder Eigenkapital zu vorher festgelegten Konditionen aufzunehmen Ohne diesen Versicherungsschutz würden sich in der Regel die Finanzierungskonditionen nach einem Grossschaden verschlechtern und so die Kapitalaufnahme verteuern oder gar verunmöglichen

  36. Contingent Capital (CC): Arten Catastrophe Equity Puts: Recht, nach einem Schadensfall eine Kapitalerhöhung zu im voraus festgelegten Konditionen durchzuführen Contingent Surplus Notes: Recht, nach einem Schadensfall eigenkapitalersetzende Verbindlichkeiten zu im voraus festgelegten Konditionen aufzunehmen

  37. Übersicht ART Produkte

  38. Möglicher Nutzen von ART Lösungen Verbesserte Risikoallokationsmöglichkeiten innerhalb der Volkswirtschaft, Vervollständigung des Marktes Erhöhung der „Marktkapazität“ Neue „Anbieter“ innerhalb der oligopolistischen Struktur des Rückversicherungsmarktes Auflösen der traditionell engen Bindung zwischen Versicherer und Rückversicherer Glätten der zyklischen Rückversicherungsprämien Erhöhung der Transparenz Vermeidung von Kreditrisiken

  39. Fragen zu den Allokationseffekten von ART Welche Auswirkungen hat ART auf die Effizienz der Allokation volkswirtschaftlicher Risiken? Wirkt sich eine Vervollständigung des Marktes immer wohlfahrtssteigernd aus? Welche Auswirkungen hat ART auf die statistischen Eigenschaften der Risiken? Steigen die systematischen Risiken? Was sind die Auswirkungen auf die Bewertung der Risiken? Welche gesamtwirtschaftliche Folgerungen ergeben sich für das Risikomanagement? Wird das Finanzsystem durch ART sicherer? Welche Implikationen ergeben sich für die Eigenkapitalvorschriften der Banken?

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