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Minoritätseinfluss

Minoritätseinfluss. Vorlesung Sommer 2014 Thomas Kessler. Überblick. Grenzen der Konformität Moscovicis Konversionstheorie Nemeths Unterscheidung zwischen divergentem und konvergentem Denken Social Impact Theorie Minderheits- und Mehrheitseinfluss: Ein oder zwei Prozesse?. Leitfragen.

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Minoritätseinfluss

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Presentation Transcript


  1. Minoritätseinfluss Vorlesung Sommer 2014 Thomas Kessler

  2. Überblick • Grenzen der Konformität • Moscovicis Konversionstheorie • Nemeths Unterscheidung zwischen divergentem und konvergentem Denken • Social Impact Theorie • Minderheits- und Mehrheitseinfluss: Ein oder zwei Prozesse?

  3. Leitfragen • Wie können Minoritäten Einfluss gewinnen? • Welche Arten von Einfluss können Minoritäten haben? • Wodurch unterscheidet sich der Einfluss von Minderheiten und Mehrheiten?

  4. Konformität • Majoritäten erzeugen einen Konformitätsdruck durch informativen und normativen Einfluss. • Beispiel: Pluralistische Ignoranz

  5. Konformität • Nochmal: Aschs Linien Experiment C A B Standardlinie Vergleichslinien Wird in Aschs Untersuchung Mehrheitseinfluss untersucht? Unklar! Es könnte auch Minoritäteneinfluss sein!

  6. Konversionstheorie Moscovici (1976, 1980) • Konsistenter Verhaltensstil der Minderheit • synchron: Einigkeit der Minderheitsmitglieder • diachron: Konsistenz über Zeitpunkte und Gelegenheiten

  7. Konversionstheorie • Folgen eines konsistenten Verhaltensstils • Konflikt und damit Voraussetzung für Veränderung wird geschaffen • Attribution von Sicherheit und Überzeugtheit

  8. Konversionstheorie • Die Frage “Was ist richtig?” und damit der inhaltliche Konflikt treten in den Vordergrund • Folge: Ausführliches Nachdenken über die Position der Minderheit

  9. Konversionstheorie • In Reaktion auf ausführliches Nachdenken erfolgt Konversion, also eine Einstellungsänderung. • Konversion hat folgende Charakteristika: • privat (nicht öffentlich) • indirekt (bei verwandten Themen) • generalisierend (auf Themenkomplexe) • zeitstabil und situationsunabhängig • zeitverzögert

  10. Mehrheitseinfluss (Moscovici) • Die Frage “Wer hat Recht?” (Nicht “Was ist richtig”) und damit der soziale Konflikt (und nicht der inhaltliche) treten in den Vordergrund • Folge: Kein inhaltliches Nachdenken sondern Nachgeben (“Compliance”) • Compliance ist keine wirkliche Konversion • nur öffentlich (nicht privat) • direkt beim fokalen Thema • nicht generalisierend • instabil und situationsabhängig

  11. Empirische Belege • Das klassische Experiment von Moscovici, Lage und Naffrechoux (1969) • Experimentalbedingung: Vier echte Versuchspersonen, zwei Konfidenten des Versuchsleiters; Kontrollbedingung: Sechs echte Versuchspersonen • Aufgabe: Farbe von Dias benennen (alle Dias waren blau) • 36 Durchgänge, Konfidenten antworten entweder immer mit „Grün“ (konsistente Minorität) oder 12 mal mit „Blau“ und 24 mal mit „Grün“ (inkonsistente Minorität).

  12. Empirische Belege 9 8 7 6 Prozent der “Grün” Antworten 5 4 3 2 1 Control Inconsistent minority Consistent minority Prozent “grün” Antworten der Majoritätsmitglieder (Moscovici, Lage, & Naffrechoux, 1969)

  13. Minoritätseinfluss 7.0 6.5 6.0 Farbe des Nachbildes (1=gelb, 9=lila) 5.5 5.0 Majoritätseinfluss 4.5 4.0 Phase 2 (Konföderierte anwesend) Phase 1 (vor Einfluss) Phase 3 (Konföderierte abwesend) Empirische Belege Berichtete Farbe des Nachbildes als Funktion des Einflusses durch Minorität und Majorität Versuchspersonen unter Majoritätseinfluss, die fälschlicherweise blaue Farben als grün identifizierten änderten nicht ihr berichtetes Nachbild. ABER, Versuchspersonen unter Minoritätseinfluss die blaue Farben als grün identifizierten veränderten ihr berichtetes Nachbild. Der Effekt blieb auch einige Zeit nach dem Einfluss bestehen (Moscovici & Personnaz, 1980).

  14. Empirische Belege • Konsistenz als entscheidende Voraussetzung für Einfluss nachgewiesen jedoch führt Rigidität zur “Psychologisierung” (Mugny, 1975) • Indirekter Einfluss gewöhnlich größer als direkter Einfluss (z. B. Nachbildeffekt) • Auch Mehrheiten mit privatem Einfluss • Nach Mackie (1987) wird Information von der Mehrheit aufwändiger verarbeitet • Erklärung: “objective consensus” - Mehrheit vertritt die wahrscheinlich richtige Position • Aufwändige Verarbeitung führt nicht immer zu Konversion (z.B. bei schwachen Argumente)

  15. Minoritätseinfluss: Kreativität • Nemeth (1986): Einfluss wirkt nicht nur auf Einstellungen sondern vor allem auch auf Denkprozesse.

  16. Minoritätseinfluss: Kreativität • Untersuchungsmaterial:

  17. Minoritätseinfluss: Kreativität • Vielfache Bestätigung des Konvergenz-Divergenz-Effekts • Konvergent nicht notwendig aufwändiger als divergent (Peterson & Nemeth, 1996) • Konflikt als Erklärung jedoch fraglich (Erb et al., 1998) • Befriedigende Erklärung des Divergenz-Effekts liegt bis heute nicht vor

  18. Differential Processing Model • De Vries, De Dreu, Gordijn & Schuurmann, 1996

  19. Differential Processing Model • Bisher keine direkten Tests durchgeführt • kompatibel mit unterschiedlichen Befunden von • Mackie(1987): ausführlichere Verarbeitung bei Mehrheiten • Moscovici (1980): (in)direkter Einfluss bei Mehrheiten (Minderheiten) • Nemeth (1986): divergentes, aufwändiges Denken bei Minderheiten

  20. Theorien ohne Konfliktannahme • beruhen auf der Idee, dass sich die Mehrheit der Minderheit der eigenen Gruppe gegenüber verpflicht fühlt • gemeinsame Gruppenziele • sozial geteilte Realität • Zusammengehörigkeit • Einfluss durch Minderheit innerhalb der Eigengruppe (Kategorisierung allerdings situationsabhängig; Turner, 1991)

  21. Theorien ohne Konfliktannahme • Beispiel: “Theorie der idiosynkratischen Kredite” (Hollander, 1958,1985) • Minderheit zeigt sich als der Mehrheit verpflichtet, betont Übereinstimmung bei vielen (anderen) Themen und gewinnt so Einfluss bei einem spezifischen Thema

  22. Theorien ohne Konfliktannahme • Beispiel: “Leniency-Contract-Model” (Crano & Chen, 1998) • Mehrheit lässt gegenüber Minderheit “Milde” walten • Minderheit verzichtet im Gegenzug auf direkten Einfluss • Resultat: indirekter Einfluss auf verwandten Themen (Veränderungen in der Einstellung zum Waffentragen verändert indirekt die Einstellung zu Homosexuellen in der Armee)

  23. Social Impact Theory • Social Impact Theory (Latané & Wolf, 1981) • Einfluss als eine multiplikative Funktion von: • Kraft (Status, Macht) • Nähe (räumlich, zeitlich) • Größe der Einflussgruppe • Für Gruppengröße ergibt sich eine negativ beschleunigte Funktion der Anzahl der Einflussquellen

  24. SozialerEinfluss Größe der Einflussquelle Social Impact Theory • Zusammenhang zwischen Größe der Einflussquelle und sozialem Einfluss

  25. Social Impact Theory • Minderheitsstatus lässt sich mit erhöhter Kraft und größerer Nähe ausgleichen • Minderheits- und Mehrheitseinfluss durch ein und denselben Prozess erklärbar • Befunde: Meta-Analysen über eine Vielzahl von Studien (bis Mitte 80er Jahre) • Kritik: Zugrunde liegende psychische Mechanismen werden vernachlässigt  

  26. Ein oder zwei Prozesse? • Minderheits- und Mehrheitseinfluss: Ein oder zwei Prozesse? • Probleme: • sehr unterschiedliche Operationalisierungen zwischen Studien • Gruppensituation oder abstrakte Information • Eigengruppe, Fremdgruppe, reale Gruppen, irrelevante Gruppen • unterschiedliche Definitionen der Minderheit, z. B. numerisch vs. Macht • Minderheits- oder Mehrheitseinfluss vs. Minderheits- und Mehrheitseinfluss • direkter vs. indirekter Einfluss, private vs. öffentliche Urteile • kognitive Prozesse (Mediatoren)

  27. Ein oder zwei Prozesse? • Integration von Faktoren, die Einfluss verändern, z. B. • Attributionen (Sicherheit, Überzeugtheit) • “double minorities” (Eigeninteresse) • „Zeitgeist“ • Identifikation (Grundlage für normativen Einfluss der Mehrheit) • etc. Kruglanski & Mackie (1990): • Sind solche Variablen notwendigerweise mit dem Status der Einflussquelle als Minderheit oder Mehrheit verknüpft?

  28. Ein oder zwei Prozesse? Antwort bei Kruglanski & Mackie (1990): • Nein!!! • positive Attributionen fördern Einfluss beliebiger Quellen (z. B. Distinktheitseffekt). • wahrgenommenes Eigeninteresse behindert Einfluss generell. • positiv bewertete Minderheiten können Ziel von Identifikation sein (vgl. “Graue Masse”). • Einfluss von Mehrheiten auch privat, überdauernd, generalisierend (Wood et al., 1994). • hoher und niedriger kognitiver Aufwand sowohl bei Minderheiten als auch bei Mehrheiten.

  29. Zusammenfassung • Der Verhaltensstil der Minorität bestimmt, ob sie Einfluss auf eine Mehrheit haben kann. • Minderheitseinfluss ist indirekt, zeitverzögert und führt eher zur Berücksichtigung von Alternativen (Kreativität). • Minderheit hat eher informativen Einfluss, Mehrheiten dagegen können sowohl informativen als auch normativen Einfluss haben.

  30. Literatur • Stroebe, W., Jonas, K., & Hewstone, M. (2001). Sozialpsychologie. Eine Einführung. Kapitel 13. • Erb, H.-P. & Bohner, G. (2002). Sozialer Einfluss durch Mehrheiten und Minderheiten. In D. Frey & M. Irle (Eds.), Theorien der Sozialpsychologie. Huber.

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