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„ Zur Soziologie des Alltags: Lebensführung in der Sowjetunion und im heutigen Russland.“

„ Zur Soziologie des Alltags: Lebensführung in der Sowjetunion und im heutigen Russland.“. Themenübersicht. In diesem Seminar wird auf folgende zentrale Fragen eingegangen: Was bedeutet Lebensführung? Welcher Zusammenhang besteht zwischen „Alltag“ und „Lebensführung“?

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„ Zur Soziologie des Alltags: Lebensführung in der Sowjetunion und im heutigen Russland.“

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Presentation Transcript


  1. „Zur Soziologie des Alltags: Lebensführung in der Sowjetunion und im heutigen Russland.“

  2. Themenübersicht • In diesem Seminar wird auf folgende zentrale Fragen eingegangen: • Was bedeutet Lebensführung? • Welcher Zusammenhang besteht zwischen „Alltag“ und „Lebensführung“? • Wie lässt sich die Lebensführung im Sozialismus und im Postsozialismus beschreiben? • Welche Merkmale sind für die heutige Lebensführung in Russland charakteristisch?

  3. Themenübersicht • Sitzung 08.09.2008: Einführungsveranstaltung • Sitzung 15.09.2008: Zum Begriff der Lebensführung. Abgrenzung zu den Konzepten Lebensweise, Lebensstil und Lebenswelt • Sitzung 22.09.2008: Lebensführung, Alltag und Milieu • Sitzung 29.09.2008: Lebensführung, sozialistische Lebensweise und sozialistischer Alltag • Sitzung 06.10.2008: Lebensführung und sozialistische Arbeitswelt • Sitzung 13.10.2008: Lebensführung in der „Perestroika“

  4. Themenübersicht • Sitzung 27.10.2008: Lebensführung und Gender • Sitzung 03.11.2008: Lebensführung und Wohnen im Sozialismus • Sitzung 10.11. 2008: Lebensführung und Armut • Sitzung 17.11.2008: Lebensführung, Kirche, Religionsgemeinschaften in der Sowjetunion und Russland • Sitzung 24.11. 2008: Lebensführung und Armut

  5. Themenübersicht • Sitzung 01.12. 2008: Lebensführung und Familie in der Sowjetunion und Russland • Sitzung 08.12.2008: Lebensführung und Devianz: Alkoholkonsum, Pornographie, Prostitution und AIDS • Sitzung 15.12. 2008: Lebensführung und Devianz: Körperbehinderungen, psychische Problem, Krimninalität, Drogenabhängigkeit

  6. Theorie der Lebensführung

  7. Zur Geschichte der Lebensführungsforschung • Für Karl Marx lag die Form der "Lebensweise“ verbindlich fest: Über die Ausprägungen des persönlichen Lebens bestimmten die materiellen Bedingungen der gesellschaftlichen Produktion, das Ergebnis - die kapitalistische Lebensweise - verlangte nach einer Veränderung der Verhältnisse

  8. Lebensführung bei Weber • Webers Grundidee ist, dass „jeder Augenblick des Lebens und die individuelle Lebensspanne insgesamt effektiv zu nutzen sei, das Leben also – jenseits aller religiösen Bestimmungen – ein knappes Gut darstelle, mit dem bedachtsam und haushalterisch umgegangen werden müsse“ (Kudera 2000:79) • Seine Grundannahme bestimmte diese religiös fundierte Lebensführung als spezifischen Typus der „Moderne“, einer selbstbestimmten Lebensführung • Aktive, planvolle Gestaltung des Lebens des Einzelnen gemäß kulturspezifischer normativer Vorstellungen

  9. Entwicklung und Eckpunkte des theoretischen Konzepts „Alltäglicher Lebensführung“ • Konzept wurde in Anlehnung an Max Webers Begriff der Lebensführung von Bolte, Kudera und Voß elaboriert • Aber: im Gegensatz zu Weber wird Lebensführung nicht als ein „Geschäftsbetrieb“ aufgefasst • Weber leitete den Lebensführungsbegriff als Kern der protestantischen Ethik und einer religiös fundierten Lebensführung her, • Hier: Lebensführung wird als Balance von widersprüchlichen Anforderungen und Ansprüchen verstanden.

  10. Lebensführung • Brückenfunktion zwischen Individuum und Gesellschaft, da sie wesentlich an der Gestaltung der Art und Weise der Integration des Individuums in die Gesellschaft beteiligt ist (vgl. Bolte 2000:27) • Hieraus geht hervor, dass gesellschaftliche Strukturen und das menschliche Verhalten nicht unabhängig voneinander analysiert werden sollen, sondern die Wechselwirkungen zwischen aktiver und passiver Vergesellschaftung herausgestellt werden müssen • Lebensführung wird zum individuellen und gesellschaftlichen Ordnungsfaktor, sie umfasst die Ordnung des alltäglichen Lebens

  11. Mit dem Konzept der Lebensführung sollen drei zentrale Fragen beantwortet werden (vgl. Bolte 1995:17; Dietmaier 2004:138). 1.) Welche Aussagen lassen sich zur Betroffenheit und Prägung von Individuen durch gesellschaftliche Strukturen treffen? 2.) Zu welchen Aktionen und Reaktionen von Individuen kommt es in und gegenüber diesen Strukturen? 3.) Wie wirkt sich schließlich diese Beeinflussung auf die Strukturen aus?

  12. Lebensführung Nach Kudera (1995) werden Lebensführungen klassifiziert nach: • dem Grad ihrer Ausdifferenzierung (einfach-komplex) • dem Grad ihrer Elastizität (offen-geschlossen, starr-flexibel) • ihrer Stabilität (robust-fragil) • ihrer Verarbeitungskapazität von Widersprüchen • ihrer Regulierung und • den verfügbaren Ressourcen

  13. Lebensführung als alltäglicher Tätigkeitszusammenhang • „Als Lebensführung wird die Gesamtheit aller Tätigkeiten im Alltag von Personen angesehen, die das Leben eines Menschen ausmachen. Obwohl Sinnstrukturen und Deutungen ohne Zweifel eine wichtige regulative Funktion für die Entstehung und Stabilisierung dieses Zusammenhangs erfüllen, wird Lebensführung nicht (zumindest nicht primär)als Sinnkonstruktion wie etwa im phänomenologischen Konzept der Lebenswelt oder des Alltags (vgl. z.B. Grathoff 1989, Welter 1986) und auch nicht als Rahmen der individual-kulturellen Stilisierung mit dem Ziel sozialer Distinktion (wie in einem engeren Verständnis von Lebensstil) definiert, sondern primär als Praxis.“ (Voß 1995:30; Hervorhebungen im Original)

  14. Kernpunkte des Konzepts der „Alltäglichen Lebensführung“ nach Weihrich 1998 • Lebensführung bezieht sich auf den alltäglichen Zusammenhang des praktischen Lebens. Es geht nicht darum zu ergründen, was die Person tut, sondern wie sie es tut. • Lebensführung ist eine aktive Konstruktionsleistung der Person, die die unterschiedlichen Tätigkeiten, Anforderungen und Erwartungen zu einem Arrangement binden muss. • Lebensführung ist keine von den gesellschaftlichen Strukturen determinierte Größe, sondern ihre Form und Logik hängen von der historischen Situation ab. • Lebensführung meint eine Kategorie zwischen Subjekt und gesellschaftlichen Strukturen.

  15. Theorie: Lebensstile, lifestyle, modus vivendi

  16. Lebensstil • Weber: typische, eine soziale Gruppe prägende Verhaltensformen und Werte • Weber: Kritik an nur einseitig ökonomisch ausgerichteter Gesellschafts- und Klassenanalyse • Betonung der Bedeutung kultureller Faktoren innerhalb der Gesellschaft • Gesellschaft und Kultur sind fokussiert um den Faktor „Leben“

  17. Lebensstil • Personengruppen mit demselben oder ähnlichen Lebensstil • Lebensstil bezeichnet ein System von Handlungen • Mode de vie, lifestyle, conduct • Lebensstil eines Menschen erkennt man an seinen ästhetischen Präferenzen und daraus resultierenden Handlungen

  18. Unterscheidung von Alltagsästhetik und Alltagsethik • Letztere meint ein System von Sollensvorstellungen, das auf alltägliche Handlungen angewandt wird • Ethik meint das Reich der Werte und subjektiver Normen • Ästhetik bezieht sich auf habitualisierte individuelle Vorstellungen von Schönheit und Angemessenheit

  19. Habitus • Allgemeines System stabiler Handlungsdispositionen • Vom sozialen Umfeld abhängig • Steuert die Reaktion des Menschen auf neue Situationen in späteren Lebensphasen • Anhand der Habitustheorie von Bourdieu (1982, 1997) gehen wir davon aus, „dass soziale Milieus durch Anpassungsprozesse an die Lebensbedingungen sozialer Klassen und Klassenfraktionen zustande kommen“

  20. Habitus • Es geht um diese spezifischen Wahrnehmungs-, Denk- und Bewertungsmuster, die einerseits spezifische Handlungen hervorbringen und andererseits die Möglichkeiten des alltäglichen Handelns begrenzen • „new business men“: „demonstrativer Konsum“, der gekennzeichnet ist durch ein hohes Bedürfnis nach Selbstentfaltung und Selbstdarstellung nach außen • bei „Arbeitern“ andere Muster der Lebensführung wie „harte Notwendigkeiten“, „Nützlichkeitsdenken“ bzw. eine „Kultur des Mangels“ (Bourdieu 1998, 2000) • Legen die „Arbeiter“ eher eine Strategie des „Sich-Einrichtens“ (auf die gegebenen Verhältnisse) an den Tag, vermuten wir bei den „new businessmen“ neben dem Tendieren zum „demonstrativen Konsum“ Strategien des beruflichen und sozialen Aufstiegs.

  21. Lebensführung und Alltag

  22. Alltag Berufstätigkeit Wohnen Konsum Hausarbeit Familienleben Freizeit

  23. Alltag Materieller Lebensstandard in der SU unter dem westlicher Gesellschaften, aber gesichert 14,6 m2 Wohnfläche 20 Prozent teilen sich den Wohnraum, haben nur 2 Zimmer Riesige Wohnbauten sind entstanden Auf dem Land meist eingeschossige Eigentumshäuser, zumeist bessere Wohnqualität

  24. Alltag Akutes Wohnungsproblem? Kommunalka mit 4-6 Personen in einer Gemeinschaftswohnung Forcierter Wohnungsbau seit den 1960er Jahren „mit zu vielen Zimmern, wusste man nichts anzufangen“ Neue Generation in den 1980er Jahren erhob Anspruch auf eine „angemessene“ Wohnung

  25. Alltag Konsumtion: Vergleich der Tabelle, S. 55 Nahrung in den SU-Teilrepubliken Intergenerationale Unterschiede Neue Erziehungspraktiken seit den 1970er Jahren Ausgaben fuer Kinder stiegen deutlich an Ungenuegendes Angebot von Waren und Dienstleistungen Konsumgueterindustrie fehlt Flexibilitaet

  26. Alltag Problem: „Schlange stehen“ Schwarzmarkt und Schattenhandel Einkommen der Sowjetbuerger: pro Familie ca. 407 Rubel Woechentliche Arbeitszeit: 40 h ; Bergbau, 33 h,

  27. Lebensführung und soziale Exklusion

  28. Soziale Inklusion • David Lockwood: Begründer der Unterscheidung zwischen Sozialintegration und Systemintegration • brachte Perspektiven des strukturorientierten Funktionalismus mit der akteursorientierten Perspektive der Konflikttheorie in Zusammenhang • „Whereas the problem of social integration focuses attention upon the orderly or conflictful relationships between actors, the problem of system integration focuses on the orderly or conflictful relationships between parts of a social system.“ (Lockwood 1964:245)

  29. Habermas • Einen anderen Ansatz wählt Jürgen Habermas, der in seiner „Theorie des kommunikativen Handelns“ (1981) Gesellschaften als „(…) systemisch stabilisierte Handlungszusammenhänge ‚sozial integrierter‘ Gruppen“ beschreibt • „Von sozialer Integration sprechen wir im Hinblick auf Institutionensysteme, in denen sprechende und handelnde Subjekte vergesellschaftet sind; Gesellschaftssysteme erscheinen hier unter dem Aspekt einer ‚Lebenswelt‘, die symbolisch strukturiert ist. Von Systemintegration sprechen wir im Hinblick auf die spezifischen Steuerungsleistungen eines selbstgeregelten ‚Systems‘; Gesellschaftssysteme erscheinen hier unter dem Aspekt der Fähigkeit, ihre Grenzen und ihren Bestand durch Bewältigung der Komplexität einer unsteten Umwelt zu erhalten.“ (Habermas 1973:14) [Hervorhebungen im Original]

  30. Habermas • moderne Gesellschaft differenziert sich in die Bereiche „Funktionssysteme“ und „Lebenswelt“, die sich als zwei grundsätzlich gegensätzliche gesellschaftliche Bereiche gegenüberstehen • unterscheidet zwischen der sozialen Partizipation (Teilhabe an der Gesellschaft), bezogen auf den lebensweltlichen Kontext (Integration/Desintegration), und dem systemischen Bereich, in dem sich Inklusionen und Exklusionen ergeben können • bezeichnet Integration/Desintegration die soziale(n) (Nicht)-Teilhabe(n) an den Lebenswelten, so bezieht sich Inklusion/Exklusion auf die die soziale(n) (Nicht-)Teilhabe an den Funktionssystemen (vgl. Kleve 2005:10).

  31. Inklusion/Exklusion in der „älteren“ soziologischen Systemtheorie • soziologische Systemtheorie ging lange Zeit vom Postulat der „Vollinklusion“ aus (vgl. Esser 1999) • erster Richtungswandel setzte mit dem Aufsatz „Jenseits von Barbarei“ des Bielefelder Soziologen Niklas Luhmann (1995a) ein, in dem er auf die bis dahin „unverhoffte Entdeckung“ hinwies, dass es „leibhaftige Menschen anscheinend außerhalb jeder Gesellschaft“ (Esser 1999:6) gäbe • Für Luhmann stellt Exklusion kein Problem dar, das schnell gelöst werden kann, da Exklusionszonen bestehen, die durch die differenzierten Funktionssysteme moderner Gesellschaften geradezu produziert werden

  32. Inklusion/Exklusion in der „älteren“ soziologischen Systemtheorie • Unter Inklusion versteht Luhmann eine relativ einfache und einsichtige Sache, bei der Individuen in einer Gesellschaft bestimmte „Plätze“ und „Rollen“ übernehmen (z.B. Staatsbürger, Wähler, Produzenten, Konsumenten, Arbeitnehmer), die in den einzelnen gesellschaftlichen Funktionssystemen als mehr oder weniger offene Positionen bestehen (Luhmann 1995a) • Inklusion meint die rollenhafte, partielle bzw. sequentielle Partizipation von Individuen und/oder Gruppen an bestimmten Funktionssystemen der Gesellschaft, die materielle und immaterielle Ressourcen vermitteln. • Aber: Luhmanns Exklusionsbegriff legt nur geringes Gewicht auf die soziale „Integration des Persönlichkeitssystems als struktureller Bedingung des Bestandes sozialer Systeme“ (Nassehi 1999:112)

  33. Inklusion/Exklusion in der „neueren“ soziologischen Systemtheorie • Grundannahme ist, dass sich Individuen und Gruppen in einer modernen Gesellschaft Inklusionsmöglichkeiten in den einzelnen Funktionssystemen (wie z.B. Bildung, Wirtschaft, Recht, Politik, Ökonomie etc.) nur dann sichern können, wenn sie über notwendige Kommunikationsmedien (wie z.B. Wissen, Recht, Macht, Geld etc.) verfügen • nicht über Integration in lebensweltliche Zusammenhänge, sondern über Inklusionen in Funktionssysteme werden in der modernen Gesellschaft lebensnotwendige Ressourcen und Kapazitäten vermittelt (vgl. Esser 1999:31).

  34. Inklusion/Exklusion in der „neueren“ soziologischen Systemtheorie • Gerade weil Individuen in modernen Gesellschaften mehrere Rollen parallel ausfüllen müssen, aber auch andere Rollen nicht ausfüllen können, ergeben sich Inklusionen und Exklusionen • Exklusionen bleiben von den Funktionssystemen unbeachtet und können revidierbar sein • Von besonderer Relevanz sind gesellschaftliche Organisationen, die „darauf spezialisiert sind, Personen mit früheren Exklusionskarrieren in ihren Einflussbereich“ (Stichweh 2005:191) zu ziehen.

  35. Partielle Inklusionen/ Exklusion • Inklusion und Exklusion sind idealtypisch zwei entgegengesetzte, aber logischerweise eng miteinander im Zusammenhang stehende „Pole“ • Am äußeren Ende dieser „Pole“ stehen die „Vollinklusion“ und „Vollexklusion“ der Gesellschaftsmitglieder. • Vollinklusion und Vollexklusion sind innerhalb einer modernen, ausdifferenzierten Gesellschaft nur schwer bzw. gar nicht zu erreichen (vgl. Stichweh 2005:182) • Mit Inklusion und Exklusion sind mehrdimensionale Phänomene der Zugehörigkeit und Nichtzugehörigkeit gemeint • Partielle Inklusionen und Exklusionen bedeuten, dass Akteure nur sehr selten vollständig in alle Subsysteme eines sozialen Systems integriert sind (Vollinklusion). Weiterhin ist es auch kaum möglich, Akteure vollends von den gesellschaftlichen Subsystemen zu exkludieren und ihnen somit die Mitgliedschaft zu entziehen (Vollexklusion).

  36. Selbstexklusion“ als spezifische Form der Exklusion • Eingrenzung (Inklusion) und Ausgrenzung (Exklusion) können sowohl durch Selbst- als auch durch Fremdzuordnung von Individuen oder Gruppen im Hinblick auf unterschiedliche, z.B. ethnische Merkmale geschehen, d.h. durch Selbst- und Fremdethnisierung • Exklusion und spezifischer Selbstexklusion sind demnach auch Resultate erfahrener Diskriminierungen, feindlicher Übergriffen, Marginalisierungen und rassistischer Aktionen, die ethnische Minoritäten in ihrem Alltag erfahren • Sowohl die Integrationsbereitschaft als auch die Absicht zur Selbstexklusion hängt von den jeweiligen ökonomischen, kulturellen, sozialen und politischen Verfügbarkeiten in einem sozialen System ab

  37. „Selbstexklusion“ als spezifische Form der Exklusion • Selbstexklusion tritt dort auf, wo Minderheitenakteure spezifische Ressourcen und Ziele als nicht erreicht betrachten, sich von ihnen ausgeschlossen fühlen oder sie aber bestimmte Ressourcen bewusst nicht anstreben, da sie die persönliche Situation nicht verbessern würden • Weiterhin kann Selbstexklusion auch dazu führen, Handlungsspielräume, Chancen und Potentiale aufrechtzuerhalten, die durch Befolgung inklusiver Strategien nicht möglich wären.

  38. Milieu und Lebensführung

  39. Milieu • Wir sprechen von „sozialen Milieus“ bei Menschen, die in ähnlichen Umständen leben, denken und handeln und das Verhalten der Einzelnen in ähnlicher Weise prägen (vgl. Hradil 2006) • In Verbindung mit der Bourdieuschen Unterscheidung der Kapitalsorten interessieren uns einerseits Unterschiede der Milieus hinsichtlich der Kapitalsorten und der Habitus der Akteure • Ansatz, dass soziale Milieus „nur teilweise unabhängig, ein gutes Stück aber doch abhängig von der Berufs-, Einkommens- und Bildungshierarchie bestehen und nur dementsprechende Erklärungen des alltäglichen Verhaltens der Menschen leisten können“ (Hradil 2006)

  40. Milieu • In diesem Kontext werden die berufliche Stellung, den Bildungsgrad, die Haushaltszusammensetzung, das Einkommen und die persönlichen Netzwerkbeziehungen als wesentliche Prägefaktoren für das Alltagsleben der Menschen in den spezifischen Milieus betrachtet • weiterhin geht es hinsichtlich der zu untersuchenden biographischen Aspekte darum, ähnliche Werthaltungen, Motivationen, Mentalitäten sowie Prinzipien und Strategien der Lebensgestaltung milieuspezifisch zu erforschen (vgl. Hradil 2006). • Anhand der Habitustheorie von Bourdieu (1982, 1997) geht man davon aus, „dass soziale Milieus durch Anpassungsprozesse an die Lebensbedingungen sozialer Klassen und Klassenfraktionen zustande kommen“ (vgl. Hradil 2006) • Für Milieus scheint es relevant zu untersuchen, welche Auswirkungen die Verfügbarkeit von ökonomischem Kapital, Bildungskapital und sozialem Kapital für die Lebensführung besitzt

  41. Lebensführung als Erlebnis?

  42. Konzept der Erlebnisgesellschaft • Günter Schulze indiziert durch sein Konzept der Erlebnisgesellschaft ebenfalls ein markantes Symptom für den gesellschaftlichen Wandel, allerdings hier beschränkt auf die Bundesrepublik Deutschland • befasst sich mit den Veränderungen des Alltagslebens, die weit über Güter und Dienstleistungen hinausreichen, die das Leben schlechthin zum Erlebnisprojekt stilisieren

  43. Konzept der Erlebnisgesellschaft • Fünf Milieus kritisiert Schulze aufgrund seiner Befragung einer repräsentativen Stichprobe in der Stadt Nürnberg • Niveau • Harmonie • Integration • Selbstverwirklichung • Unterhaltung

  44. Konzept der Erlebnisgesellschaft • Zwar ermöglicht die Erlebnisgesellschaft erstmals Fülle und Vielfalt von Geschmacks Kulturen und Milieus nebeneinander, aber sie separieren sich zunehmend, beziehen sich in ihren kulturellen Praxen nicht mehr aufeinander, es kommt zu einer Entkollektivierung von Wirklichkeitsmodellen • In dieses Vakuum stößt er ständig wachsende, sich intensivieren der Erlebnismarkt; international ausgerichtet, routiniert, hoch professionell und lukrativ bündelt eher enorme Mengen an Produktivitätskapazität, Nachfragepotenzial, politische Energie, gedankliche Aktivität und Lebenszeit

  45. Gender und Lebensführung

  46. Die russische Frau

  47. Stalinismus und Frauenunterdrückung • Verpflichtung zur vollständigen Befreiung der Frauen • Abschaffung der Ungleichheiten der Frauen auf der Ebene der politischen, gesetzlichen oder bürgerlichen Rechte • ab Dezember 1917 wurde die zivile Registration der Eheschließung und eine einfache, freie Scheidung gewährt • Abtreibung 1920 legalisiert und in den sowjetischen Krankenhäusern frei zugänglich gemacht

  48. Stalinismus und Frauenunterdrückung • Periode der "Neuen Ökonomischen Politik" eingeführt, als deren Auswirkung eine Massenarbeitslosigkeit, unter der die Frauen am meisten litten, entstand • staatliche und gesellschaftliche Führungspositionen in Partei, Gewerkschaft usw. blieben eine Domäne der Männer • Rolle der Frauen blieben weiterhin die, dem Staat und der Gesellschaft durch Hausarbeit, kombiniert mit anderer Arbeit, falls für das Regime notwendig, zu dienen

  49. Gesellschaftlicher Aufbruch seit Perestroika und Glasnost' • Erstmals im Licht von Perestrojka und Glasnost‚ konnte die Klage von Frauen offiziell geäußert werden, sie würden wie "Bürger zweiter Klasse" behandelt • Frauen verdienten durchschnittlich fast ein Drittel weniger als Männer • Frauen nur zu einem geringen Prozentteil in der Führungsebene vertreten, obwohl mehr Frauen als Männer eine Hochschulqualifikation besäßen

  50. Typen von Lebensgestaltung der Russinnen • Studie, die dem vorliegenden Bericht zugrunde lag, wurde im Januar 2005 in zwölf Großregionen der Russischen Föderation (RF) durchgeführt, sowie in Moskau und Sankt Petersburg • Gesamtumfang der zweistufigen Stichprobe betrug 1406 Personen, wobei in den fünf Altersgruppen (17-20 Jahre, 21-25 Jahre, 26-30 Jahre, 31-40 Jahre und 41-50 Jahre) die Frauen jeweils in gleicher Anzahl vertreten waren

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