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Zwanghafte Persönlichkeitsstörung

Zwanghafte Persönlichkeitsstörung. Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen Wutke WS 2009/2010 Referentin: Paulina Boguska. Gliederung. Definition und Kriterien: Anankastische (zwanghafte) Persönlichkeitsstörung im ICD-10 Zwanghafte Persönlichkeitsstörung im DSM IV Differentialdiagnose

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Zwanghafte Persönlichkeitsstörung

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Presentation Transcript


  1. Zwanghafte Persönlichkeitsstörung Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen Wutke WS 2009/2010 Referentin: Paulina Boguska

  2. Gliederung • Definition und Kriterien: • Anankastische (zwanghafte) Persönlichkeitsstörung im ICD-10 • Zwanghafte Persönlichkeitsstörung im DSM IV • Differentialdiagnose • Prävalenz • Komorbidität • Therapie • Praxisbeispiel

  3. Definition und Kriterien nach ICD-10 • ICD-10: F60.5 Anankastische (zwanghafte) Persönlichkeitsstörung • Definition: • Eine Persönlichkeitsstörung, die durch Gefühle von Zweifel, Perfektionismus, übertriebener Gewissenhaftigkeit, ständigen Kontrollen, Halsstarrigkeit, Vorsicht und Starrheit gekennzeichnet ist. Es können beharrliche und unerwünschte Gedanken oder Impulse auftreten, die nicht die Schwere einer Zwangsstörung erreichen.

  4. Definition und Kriterien nach ICD-10 • Diagnostische Kriterien • Mindestens 3 der folgenden Merkmale müssen erfüllt sein: • Übermäßige Zweifel und Vorsicht. • Ständige Beschäftigung mit Details, Regeln, Listen, Ordnung, Organisation oder Plänen. • Perfektionismus, der die Fertigstellung von Aufgaben behindert. • Übermäßige Gewissenhaftigkeit, Skrupelhaftigkeit und unverhältnismäßige Leistungsbezogenheit unter Vernachlässigung von Vergnügen und zwischenmenschlichen Beziehungen.

  5. Definition und Kriterien nach ICD-10 • Übermäßige Pedanterie und Befolgung von Konventionen. • Rigidität und Eigensinn. • Unbegründetes Bestehen auf Unterordnung anderer unter eigene Gewohnheiten oder unbegründetes Zögern, Aufgaben zu delegieren. • Andrängen beharrlicher und unerwünschter Gedanken oder Impulse.

  6. Definition und Kriterien nach DSM IV • DSM IV-TR: 301.4 Zwanghafte Persönlichkeitsstörung • Definition: • Ein tief greifendes Muster von starker Beschäftigung mit Ordnung, Perfektion und psychischer sowie zwischenmenschlicher Kontrolle auf Kosten von Flexibilität, Aufgeschlossenheit und Effizienz. Die Störung beginnt im frühen Erwachsenenalter und zeigt sich in verschiedenen Situationen.

  7. Definition und Kriterien nach DSM IV • Diagnostische Kriterien • Mindestens 4 der folgenden Kriterien müssen zutreffen: • beschäftigt sich übermäßig mit Details, Regeln, Listen, Ordnung, Organisation oder Plänen, so dass der wesentliche Gesichtspunkt der Aktivität dabei verloren geht, • zeigt einen Perfektionismus, der die Aufgabenerfüllung behindert (z.B. kann ein Vorhaben nicht beendet werden, da die eigenen überstrengen Normen nicht erfüllt werden), • verschreibt sich übermäßig der Arbeit und Produktivität unter Ausschluss von Freizeitaktivitäten und Freundschaften (nicht auf offensichtliche finanzielle Notwendigkeit zurückzuführen),

  8. Definition und Kriterien nach DSM IV • ist übermäßig gewissenhaft, skrupulös und rigide in Fragen der Moral, Ethik und Werten (nicht auf kulturelle oder religiöse Orientierung zurückzuführen), • ist nicht in der Lage, verschlissene oder wertlose Dinge wegzuwerfen, selbst wenn diese keinen Gefühlswert besitzen, • delegiert nur widerwillig Aufgaben an andere oder arbeitet nur ungern mit anderen zusammen, wenn diese nicht genau seine Arbeitsweise übernehmen, • ist geizig sich selbst und anderen gegenüber, Geld muss im Hinblick auf befürchtete Katastrophen gehortet werden, • Zeigt Rigidität und Halsstarrigkeit.

  9. Zwanghafte Persönlichkeitsstörung im ICD-10 und DSM IV

  10. Differentialdiagnose: Zwangsstörung • Dispositionshypothese: • Lange Zeit wurde angenommen, dass die Zwangsstörung sich aus der zwanghaften Persönlichkeitsstruktur entwickelt. • Mittlerweile werden sie jedoch als zwei getrennte Störungen betrachtet, dies wird vor allem durch Komorbiditätstudien begründet • Gemeinsame Merkmale: • Beschäftigung mit Sauberkeit, Ordnung, Genauigkeit • Schuldgefühle, Zweifel, Unsicherheit • Unterschiede: • Keine Zwangshandlungen und Zwangsgedanken bei zwanghafter PS • Ich-synton (zwanghafte PS) vs. Ich-dyston (Zwangsstörung) • Differentialdiagnostik sehr wichtig im Hinblick auf Therapiemöglichkeiten

  11. Differentialdiagnose: andere Persönlichkeitsstörungen • Narzisstische Persönlichkeitsstörung: • Gemeinsame Merkmale: • Streben nach Perfektion • Mitmenschen können den Betroffenen nichts recht machen • Unterschiede: Narzisstische Personen glauben etwas perfekt erledigt zu haben, während zwanghafte Personen selbstkritisch daran zweifeln und sich und anderen gegenüber sehr kleinlich sind • Narzisstische und antisoziale Persönlichkeitsstörung: • Gemeinsame Merkmale: den Betroffenen fehlt es an Großzügigkeit und Nachsichtigkeit gegenüber anderen • Unterschied: sich selbst gegenüber sind narzisstische und antisoziale Personen jedoch nachsichtig, was bei zwanghaften Personen nicht der Fall ist • Schizoide Persönlichkeitsstörung: • Gemeinsame Merkmale: soziale Distanziertheit, emotionale Kühle • Unterschied: während Personen mit zwanghafter PS. wegen Unbehagens vor Gefühlen und exzessiver Hingabe zur Arbeit so verhalten, haben Personen mit schizoider PS. eine reduzierte Fähigkeit anderen gegenüber Gefühle zu zeigen

  12. Prävalenz • Die Angaben über die Häufigkeiten streuen stark in Abhängigkeit von der Auswahl der Testinstrumente, dem berücksichtigtem Schweregrad der Störung und der untersuchten Population • Im DSM IV werden Prävalenzschätzungen von ca. 1% für die Gesamtpopulation und ca. 3 bis 10% für Patienten in psychiatrischen Kliniken angegeben • Die zwanghafte Persönlichkeitsstörung tritt bei Männern ungefähr doppelt so häufig auf wie bei Frauen • Die Schulbildung liegt bei den Betroffenen deutlich über dem Durchschnitt

  13. Prävalenz

  14. Prävalenz

  15. Prävalenz

  16. Prävalenz

  17. Komorbidität: Zwangsstörung • Studien zum Thema Komorbidität von Zwangsstörungen und der zwanghaften Persönlichkeitsstörung liefern sehr unterschiedliche Ergebnisse, weshalb keine eindeutige Aussage zum Zusammenhang der beiden Störungsbilder gemacht werden kann • In früheren Studien wurden sogar Komorbiditätsraten von 55% bis zu 77% gefunden, was eine enge Verbindung zwischen den Störungen zu belegen schien • Neuere Studien finden jedoch deutlich geringere Komorbiditätsraten • Die verschiedenen Ergebnisse weichen oft voneinander ab, was auch auf die Art der Diagnosefindung zurückzuführen ist

  18. Komorbidität • Komorbiditätsraten bei Zwangsstörungen: • 10-20%: paranoide, histrionische, passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung • 20-30%: abhängige/dependente, zwanghafte, schizotypische Persönlichkeitsstörung • Deutlich über 30%: Ängstlich (vermeidende)/ Vermeidend-selbstunsichere Persönlichkeitsstörung • Komorbiditätsraten bei zwanghafter Persönlichkeitsstörung: • 10-20%: einfache Phobie, Sozialphobie, Anorexia nervosa • Bis 30%: Zwangsstörungen, Somatoforme Störungen, Major Depression

  19. Therapieansätze • Menschen mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung wenden sich selten wegen Schwierigkeiten mit ihrer Persönlichkeit an einen Therapeuten, da viele ihrer Charaktereigenschaften in der Gesellschaft geschätzt und gefördert werden • Es kommt oft vor, dass die Betroffenen sich aufgrund einer Symptomatik der Achse-I-Störungen in Therapie begeben • Häufige Gründe: • Depression • Somatoforme Beschwerden • Angststörungen • Zwangsstörungen • Schlafstörungen

  20. Therapieansätze • Nach Beck (1990) sollte eine klare, konsequente Problemlösestruktur der Therapie zu Grunde liegen • Ziel der Therapie ist nicht den zwanghaften Stil des Patienten grundlegend zu verändern • Vielmehr geht es um die Verbesserung der Kompetenz im Umgang mit Konflikten (sowohl bei beruflichen als auch privaten Interaktionen) und den Erwerb alternativer Bewältigungsmöglichkeiten • Als Folge der veränderten Interaktion kommt es eventuell zu einer neuen Persönlichkeitsstruktur • Dem Patienten soll zu mehr Spontanität, Risikofreude und Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen verholfen werden

  21. Therapieansätze • Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen: • Das strenge erfüllen von Leistungsaufgaben kann zu einem Entwicklungsrückstand im zwischenmenschlichen Bereich führen • Infolge eines erwarteten oder bereits erfolgten Zurückbleibens hinter den eigenen Ansprüchen sinkt die Bereitschaft, sich auf neue Erfahrungen einzulassen • Die Bereitschaft sollte in der Therapie angeregt werden • Patienten können motiviert werden, indem sie lernen zu erkennen, welche Bereiche sie bisher vernachlässigt haben • Anregung von Risikofreude und Spontanität: • Therapie als Möglichkeit von den eigenen Grundsätzen und Verhaltensregeln abzuweichen • Die Rückgewinnung von Spontanität kann als wichtiger Maßstab für einen therapeutischen Fortschritt angesehen werden

  22. Praxisbeispiel • „Eine 40-jährige Patientin verweigerte euthyme Maßnahmen mit dem Hinweis auf ihre Pflichten und Aufgaben. Ihr fehle die Zeit Pausen einzulegen und sich zu entspannen. Erst nach einer intensiven Wertediskussion und nachdem der Therapeut qua Autorität die nachdrückliche Erlaubnis gegeben hatte, war die Patientin bereit, subjektives Wohlbefinden in kleinen Dosen zuzulassen. So wurde als erster Schritt der Kauf eines wohlriechenden Duschöls vereinbart. • Einige Zeit später berichtete die Patientin stolz, dass sie sich in der Mittagspause mit ihrem Lieblingseis in die Sonne gesetzt habe. Zunehmend gelang es der Patientin, sich den Satz „Ohne Erfahrung kein Genuss“ zu eigen zu machen. Die positiven Erfahrungen motivierten sie, auch für neue Erfahrungen im zwischenmenschlichen Bereich offener zu werden.“ • (Herpertz & Saß, 2003, S. 115).

  23. Danke für Eure Aufmerksamkeit!

  24. Literaturangaben • American Psychiatric Association (2003). Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen – Textrevision- DSM-IV-TR. Göttingen etc.: Hogrefe • Fiedler, P. (2007): Persönlichkeitsstörungen, 6., vollständig überarbeitete Auflage. Weinheim, Basel: Beltz Verlag. • Fiedler, P. (2007): Zwang und anankastische Persönlichkeitsstörung aus verhaltenstherapeutischer Sicht. In: PTT - Persönlichkeitsstörungen: Theorie und Therapie 2007; 11: 75-85. • Herpertz, S. C. & Saß, H. (2003). Persönlichkeitsstörungen. Stuttgart, New York: Thieme • Ruppert S., Zaudig, M. und Konermann, J. (2007): Zur Frage der Komorbidität von Zwangsstörung und Zwanghafter Persönlichkeitsstörung. In PTT - Persönlichkeitsstörungen: Theorie und Therapie 2007; 11: 98-110. • Weltgesundheitsorganisation (2005). Internationale Klassifikation psychischer Störungen ICD- 10 Kapitel V (F) Klinisch-diagnostische Leitlinien. Bern: Huber

  25. Weiteres Fallbeispiel „Ausgeprägte Schlafstörungen, chronische Kopfschmerzen und eine depressive Verstimmung veranlassen einen 50-jährigen städtischen Beamten psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung aufzusuchen. Die Beschwerden hätten vor 1-2 Jahren begonnen und seien von zunehmender Intensität. Mit Gedanken an die Arbeit gehe er abends zu Bett, morgens stehe er wie gerädert wieder auf, voller Angst, den Aufgaben des Tages nicht gerecht zu werden. Er mache sehr viele Überstunden, weil er nach Dienstschluss die gesamte Tagesabrechung noch einmal durchgehe, ob ihm irgendein Fehler unterlaufen sei. Bei seinen Vorgesetzten sei er als sehr zuverlässig bekannt, aber er höre auch vermehrt kritische Äußerungen, dass er zu umständlich und zu langsam sei. Bei seinen Arbeitskollegen sei er nie beliebt gewesen. Früher habe man ihn Streber oder „Mr. Controlletti“ geschimpft, inzwischen mache man eher Witze über ihn, dass er sich abends wohl nicht nach Hause traue. Bis Mitte 40 sei er beruflich recht erfolgreich gewesen und sei im Rahmen von innerbetrieblichen Bewerbungen mehrfach aufgestiegen.

  26. Fallbeispiel Teil 2 Er glaube, die Probleme hätten eingesetzt, als vor 3 Jahren das gesamte Abrechnungswesen des Amtes umgestellt worden sei und er als stellvertretender Abteilungsleiter die Veränderungen umsetzen sollte. Damals habe er angefangen, bis spät in den Abend hinein zu arbeiten, habe detaillierte Pläne entworfen, wie die datentechnische Umsetzung zu erfolgen habe, auf welche Weise die Mitarbeiter fortzubilden seien, wie Anwendungsfehler identifiziert werden können usw. Er sei nicht zu praktikablen Lösungen gekommen, die Mitarbeiter hätten sich beim Abteilungsleiter beschwert und es sei ein ziemliches Chaos ausgebrochen. Damals hätten die Schlafstörungen begonnen, wenig später der Grübelzwang und dann die Ängste morgens zur Arbeit zu gehen. Seit 6 Wochen sei er nun krankgeschrieben. In seiner Familie finde er viel Verständnis und Rückhalt bei seiner Frau, mit seinem 15-jährigen Sohn gerate er zunehmend in Konflikte. Der treibe sich abends in Discotheken herum, komme trotz seines Verbotes spät nach Hause, höre laut widerliche Technomusik und sei in seinen Schulleistungen abgesunken. Er habe schlimme Befürchtungen, dass der Sohn einen schlechten Weg nehme, aber alle Warnungen oder Drohungen hätten keine Wirkung. Er sehe sich in seiner väterlichen Autorität nicht mehr ernst genommen, was sein Selbstvertrauen weiter schwäche. Er hätte als Jugendlicher so ein Verhalten gegenüber dem Vater nie gewagt, er könne die heutige Zeit mit ihrer Disziplinlosigkeit und mangelnden Achtung vor Erfahrung und Wissen nicht verstehen.“ (Herpertz & Saß, 2003, S. 112).

  27. Vollständige Tabelle zur Komorbidität von Zwangsstörungen und Persönlichkeits- Störungen (Folie 19)

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