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Programm 07.11.08

Programm 07.11.08. Woher ein Wort kommt Was Sie schon können Warum die Eitelkeit der Tod ist Was die Literatur des Barocks ist Wie Elefanten schlafen und wie sie sterben Warum die Maulbeere rot ist. Ecriture automatique.

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Programm 07.11.08

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Presentation Transcript


  1. Programm 07.11.08 • Woher ein Wort kommt • Was Sie schon können • Warum die Eitelkeit der Tod ist • Was die Literatur des Barocks ist • Wie Elefanten schlafen und wie sie sterben • Warum die Maulbeere rot ist

  2. Ecriture automatique Schreiben Sie alles auf, was Ihnen ganz spontan zu diesem Bild einfällt.

  3. Barock (1600-1720) „Ich und du und alles ist vergänglich.“ Schreiben Sie alles auf, was Ihnen ganz spontan zu diesem Bild einfällt (écriture automatique).

  4. Barock (1600-1720) Vanitas vanitatum et omnia vanitas. Prediger Salomo, 1.2. Welches Motto ziehen Sie persönlich als Konsequenz aus diesem Satz?

  5. Alles ist eitel … • Welches Motto ziehen Sie persönlich als Konsequenz aus diesem Satz? Vanitas vanitatum et omnia vanitas.

  6. Carpe diem Memento mori vanitas

  7. Dies sind die Überreste des Tempels, in dem Das lebendige Bild Gottes gewesen sein soll Dies ist auch die Ruine jenes Hauses, In dem die Vernunft einst residierte. Und nun ist es das schreckliche Bild des Todes. Ein luftiges Haupt ohne Hirn.

  8. Nirgends ist sicheres Vertrauen Um seine Glieder mit den steifen Gelenken auszuruhen, lehnt der Elefant sich an gewohnte Bäume. Sobald der Jäger sie in Erfahrung gebracht hat, haut er sie ganz unten an, so dass das angelehnte Tier allmählich durch sein Gewicht zu Boden stürzt. So leicht wird er gefangen, der Waffen, Männer, Türme und Schätze auf seinem Rücken in die Schlachten des harten Krieges trägt. Nirgends ist sicheres Vertrauen; traue dem Frieden nicht zu sehr, zu oft wirst du auch an sicheren Orten getäuscht. […] So täuschen uns die, denen wir alles gegeben haben, was wir besitzen; zumindest versuchen sie es durch geheuchelte Treue.

  9. Spaltungen

  10. Diesseits Leben Lebensfreude Chaos/Kriege Volk Bild Glaube Jenseits Tod Todessehnsucht Ordnung Fürst Bedeutung Wissenschaft Gegensätze

  11. Christian Hofmann von Hofmannswaldau (1617-1679) Die Welt WAs ist die Welt / und ihr berühmtes gläntzen? Was ist die Welt und ihre gantze Pracht? Ein schnöder Schein in kurtzgefasten Gräntzen / Ein schneller Blitz bey schwartzgewölckter Nacht. Ein bundtes Feld / da Kummerdisteln grünen;  Ein schön Spital / so voller Kranckheit steckt. Ein Sclavenhauß / da alle Menschen dienen / Ein faules Grab / so Alabaster deckt. Das ist der Grund / darauff wir Menschen bauen / Und was das Fleisch für einen Abgott hält. Komm Seele / komm / und lerne weiter schauen / Als sich erstreckt der Zirckel dieser Welt. Streich ab von dir derselben kurtzes Prangen / Halt ihre Lust vor eine schwere Last. So wirstu leicht in diesen Port gelangen /  Da Ewigkeit und Schönheit sich umbfast.

  12. Hofmannswaldau • Aufteilen in inhaltlich zusammengehörige Strophen • typische Elemente für Barock • Gegensätze (Antithesen, Oxymora) markieren: gut – schlecht • Rhetorische Figuren • Metrum/Reimschema bestimmen

  13. Christian Hofmann von Hofmannswaldau (1617-1679) Die Welt WAs ist die Welt / und ihr berühmtes gläntzen? Was ist die Welt und ihre gantze Pracht? Ein schnöder Schein in kurtzgefasten Gräntzen / Ein schneller Blitz bey schwartzgewölckter Nacht. Ein bundtes Feld / da Kummerdisteln grünen;  Ein schön Spital / so voller Kranckheit steckt. Ein Sclavenhauß / da alle Menschen dienen / Ein faules Grab / so Alabaster deckt. Das ist der Grund / darauff wir Menschen bauen / Und was das Fleisch für einen Abgott hält. Komm Seele / komm / und lerne weiter schauen / Als sich erstreckt der Zirckel dieser Welt. Streich ab von dir derselben kurtzes Prangen / Halt ihre Lust vor eine schwere Last. So wirstu leicht in diesen Port gelangen /  Da Ewigkeit und Schönheit sich umbfast.

  14. Programm 14.11.08 • Repetition Mittelalter • Wort

  15. Ovid Metamorphoses - Viertes Buch: Pyramus und Thisbe • [55] Pyramus und Thisbe, er der schönste Jüngling, sie, hervorragend unter den Mädchen, die der Orient besaß, bewohnten angrenzende Häuser, dort wo Semiramis die hohe Stadt mit einer Mauer aus gebrannten Ziegeln umgeben haben soll. Bekanntschaft und erste Schritte der Liebe bewirkten die Nachbarschaft: [60] Mit der Zeit wuchs die Liebe. Sie hätten auch rechtsmäßig geheiratet, aber die Väter haben es verboten. Was sie nicht verbieten konnten: beide brannten gleichermaßen nachdem ihr Sinn von Liebe erfasst worden war. Es gibt keine Mitwisser. Sie verständigen sich durch Nicken und Zeichen, und je mehr es bedeckt wird, desto mehr lodert das Feuer. Gespalten war der beiden Häuser gemeinsame Mauer durch einen Riss, den sie einst bekommen hatte, als sie erbaut wurde. Diesen Schaden, der lange Jahrhunderte von keinem bemerkt worden war- was bemerkt die Liebe nicht ?- habt ihr Liebende als erste gesehen, und habt ich zu einem Weg für eure Stimme gemacht; [70] und sicher pflegten die Schmeicheleien in Form von leisestem Gemurmel durch jenen hinüberzugehen. Oft, sobald sie dastanden, hier Thisbe, dort Pyramus und gegenseitig der Atem des Mundes gefangen worden war, sagten sie: „Neidische Mauer, was hinderst Du die Liebenden ? Was wäre dabei, wenn wir uns mit ganzem Körper verbinden könnten oder wenn das zuviel ist, Du offen stehst, damit wir uns küssen können. Aber wir sind nicht undankbar: wir gestehen, dass wir es Dir verdanken, dass unseren Worten ein Durchgang zu den Ohren des Geliebten gegeben ist“. • Nachdem sie so von getrennter Stelle aus vergeblich gesprochen hatten, sagten sie bei Einbruch der Nacht „Leb wohl“ [80] und beide gaben sich seiner Seite Küsse, die nicht auf der Gegenseite ans Ziel gelangten. Der folgende Morgen hatte die nächtlichen Feuer entfernt und die Sonne hatte mit ihren Strahlen die betauten Gräser getrocknet, da kamen sie am gewohnten Ort zusammen. Nachdem sie sich über vieles vorerst mit einem leisen Flüstern beklagten, beschließen sie in der Stille der Nacht die Wachen zu täuschen und aus der Türe hinauszutreten und wenn sie aus dem Haus gegangen waren auch die Häuser der Stadt hinter sich zu lassen; • Damit die Umhergehenden sich nicht auf weiter Flur verirrten sollen sie sich am Grab des Ninus treffen, und sich im Schatten des Baumes zu verstecken. Der Baum dort war ein hoher Maulbeerbaum, [90] sehr reich an schneeweißen Früchten, er war benachbart einer kühlen Quelle. Die Vereinbarung gefällt, das Licht schien nur langsam zu weichen. Das Sonnenlicht taucht ins Wasser hinein und die Nacht steigt aus demselben Wasser herauf. • Die schlaue Thisbe geht durch die Haustüre, nachdem sie sie geöffnet hatte, hinaus und täuscht die ihren und gelangt mit verhülltem Gesicht zum Hügel und setzt sich unter den vereinbarten Baum. Die Liebe machte sie kühn. Siehe, da kommt eine Löwin mit schäumenden Maul, das noch besudelt ist vom frischen Rinderblut, um ihren Durst im Wasser der benachbarten Quelle abzulegen. Die babylonische Thisbe sah diese von der Ferne im Mondlicht [100] und floh ängstlichen Fußes in die dunkle Höhle und verlor ihren Schleier, der ihr vom Rücken geglitten war. Sowie die wilde Löwin ihren Durst mit viel Wasser gestillt hatte, zerfetzte sie mit blutbespritzten Maul den zufällig ohne sie selbst gefundenen, zarten Umhang, während sie in die Wälder zurückkehrte. • Pyramus, der später weggegangen war, sah im tiefen Sand Spuren eines sicherlich wilden Tieres und erblasste im ganzen Gesicht. Sobald er aber auch sogar den blutbenetzten Umhang gefunden hatte, sagte er: „Eine Nacht wird zwei Liebende vernichten: von diesen hätte jene wohl ein langes Leben verdient, [110] mein Leben ist schuldig. Ich habe Dich, Beklagenswerte, getötet, der ich Dich geheißen habe, in der Nacht in diese Gegend voller Gefahren zu kommen, und der ich nicht früher hierher gekommen bin. Oh all ihr Löwen, die ihr unter diesem Felsen wohnt, zerreißt meinen Körper und verzehrt die Eingeweide des Frevlers mit wilden Bissen. Aber es wäre ängstlich, den Tod nur zu wünschen.“ Er hebt den Schleier Thisbes auf, und trägt ihn mit sich zum Schatten des vereinbarten Baumes, und sobald er das vertraute Kleidungsstück beweint und geküsst hatte, sagte er: „Trinke nun auch mein Blut!“ Er stieß das Schwert, mit dem er umgürtet war, in den Unterleib [120] und der Sterbende zog es unverzüglich aus der heißen Wunde. Und wie er da so rücklings auf der Erde lag: das Blut spritzt hoch empor, nicht anders, wie wenn ein Rohr, nachdem das Blei schadhaft geworden ist, platzt und wenn es zischend aus dem schmalen Riss einen langen Wasserstrahl herausspritzen lässt und in Strahlen die Luft durchbricht. • Die Früchte des Baumes werden durch das Anspritzen des Blutes in ein dunkles Aussehen umgewandelt. Und die Wurzel, nass vom Blut befeuchtet färbt die herabhängenden Maulbeeren mit purpurroter Farbe. Siehe da, nachdem die Furcht noch nicht abgelegt worden war, und um den Geliebten nicht zu enttäuschen, kehrt jene zurück und sucht den jungen Mann mit den Augen und mit dem Herz, [130] und sie verlangt danach zu erzählen, welch große Gefahr sie vermieden hat. Sie erkennt zwar den Ort und den Umriss des emporragenden Baumes wieder, so macht sie aber die Farbe der Früchte ungewiss: sie zweifelt, ob es dieser ist. Während sie zweifelt, sah sie zuckende Glieder den blutbefleckten Boden schlagen und sie wich zurück, und das Gesicht, blasser als Buchsbaumholz, erschrak sie, gleich wie das Wasser, das zittert, wenn die Oberflächen von einem sanften Luftzug gestreift wird. Aber nachdem sie nach kurzem verweilen ihren Geliebten erkannt hatte, schlug sie die unschuldigen Armen mit lautem Wehklagen, zerraufte das Haar und umarmte den Körper des Geliebten, [140] füllte die Wunden mit Tränen und vermischte Blut mit Tränen, und das kalte Gesicht küssend rief sie: „Pyramus, welches Unglück hat Dich mir entrissen? Pyramus, antworte! Liebster, Deine Thisbe ruft: höre und richte Dein gesenktes Gesicht auf!“ Bei dem Namen Thisbe schlug Pyramus die schon durch den Tod beschwerten Augen auf, und schloss sie wieder, nachdem er jene gesehen hatte. Nachdem diese ihr Kleidungsstück erkannt hatte und die elfenbeinerne Schwertscheide ohne Schwert gesehen hatte, sagte sie: „Deine Hand und Deine Liebe haben Dich zugrunde gerichtet, Unglücklicher! Auch ich habe eine Hand, [150] die dieses eine wagt, auch ich liebe Dich: diese Liebe wird mir Kräfte geben, mir Wunden zuzufügen. Ich werde dem Toten nachfolgen und man wird mich allerärmste Ursache und Begleiterin Deines Todes nennen; und der Du mir allein-ach- durch den Tod entrissen werden konntest, auch nicht wirst Du mir vom Tod entrissen werden können. Dennoch seid im Namen beider gebeten, o ihr armen Väter, meiner und seiner, dass ihr nicht missgönnt, dass diejenigen, die eine feste Liebe und eine Todesstunde verband, in ein und demselben Grabhügel bestattet werden. Aber Du Baum, der mit seinen Ästen den Körper eines einzelnen bedauernswerten bedeckst, bald wirst Du zwei bedecken, [160] bewahre die Zeichen des Blutes und trage als Zeichen des Todes immer dunkle, der Trauer angepasste Früchte, als Andenken an zweifach vergossenes Blut!“ So sprach sie und stürzte in das Schwert dessen Spitze sie unterhalb der Brust angesetzt hatte, das vom Blut noch warm war. • Dennoch rührten die Bitten die Götter und die Väter: denn die Farbe der Früchte, sobald sie reif geworden sind, ist schwarz, und was vom Scheiterhaufen übrig ist, ruht in einer Urne.

  16. Hausaufgabe • Lesen Romanauszug und Gedicht TTS 202-204 • Aufgaben TTS 204 A1/A2/A1a

  17. Programm 14.11.08 • HA: Repetition Barock • Wortgeschichte(n): Pelikano und Jesus • Bach und der 30-jährige Krieg • Gryphius und Grimmelshausen • Absurda Comica • Vorstelllektion Aufklärung (S. Neuber-Koch, Rektor)

  18. Angelus Silesius (1624-1677) Die Rose. Die Rose / welche hier dein äußres Auge sieht / Die hat von Ewigkeit in GOtt also geblüht.

  19. Carpe diem Memento mori vanitas

  20. Pelikan

  21. Hadrianus Junius 1565

  22. In dem vorgezaltem salme sprichet Davit:     "ich bin dem Sisegoum gelich, der in der einode ist",        Phisiologus da von list, daz der Sisegoum sine jungen      vil harte minne. So die jungen gewahsent,    der alte unde ir muotir si erbizzent. da widir si stritent,     unz si die jungen erbizzent. An dem dritten tage     so brichet diu muotir ir siten mit grozzir chlage. daz bluot læt si louffen an der stunt      ubir dei jungen, sa werdent si gesunt. Der vorsage Esaias      von got an einem brieve las: "chint gebar unde zoch ich,     die vermanten mich." Uns gescuof unsir trohtin,    do wir niht enwarin. leidir da widir wir in sluogen     undir siniu ougen. Undir siniu ougen wir in sluogen,      do wir mere dienstes zuo truogen dem, daz er het gescaffen,      danne im selbem. Do warde er durch uns gemartirot,     unde mit dem heiligem bluot, daz von siner siten wart geleitet,       da mit wurden wir erchuchet unde geheilet. Der altdeutsche Physiologus. Die Millstätter Reimfassung

  23. Übersetzung In dem Psalm spricht David: "Ich bin wie der Pelikan in der Wüste" (Psalm 101,7). Der Pelikan zeichnet sich durch die grosse Liebe zu seinen Jungen aus. Wenn diese aber heranwachsen, so beißen ihre Eltern die sich wehrenden Jungen und töten sie. Dann aber erbarmen sie sich, und am dritten Tage kommt die Mutter (nach andern Texten der Vater), öffnet ihre Seite und lässt ihr Blut auf die toten Jungen träufeln, wodurch sie wieder lebendig werden. So verwarf Gott die Menschheit nach dem Sündenfall und übergab sie dem Tode; aber er erbarmte sich unser wie eine Mutter, da er durch seinen Kreuzestod uns mit seinem Blut zum ewigen Leben erweckte.

  24. Quod in te est, prome (Was in dir ist, hole hervor) Du öffnest mit stoßendem Biß dir die hochgewölbteBrust und gibst dein Leben hin für deine Kinder, Pelikan.Forsche in deinem Geist,suche hervor, was in dir verborgen liegt.Deines Geistes Samen,hol' sie hervor ans Licht.

  25. Pelikan als Christus-Metapher • Übertragung auf Christus

  26. Johann Sebastian Bach (1685-1750) • Ordnung vs. Chaos • Bach vs. 30-jähriger Krieg

  27. Wirklichkeit des Krieges (1630) Sechs von 54 Punkten aus dem Klageschreiben der Abgesandten Pommerns zum Kurfürstentag in Regenburg, der zur Entlassung Wallensteins führte.49. Sonst wäre gar gemein, dass die Reiter und Soldaten aus den Garnisonen täglich ausritten und liefen, die Dörfer fast alle Nacht spolierten [beraubten] und plünderten, den Bauern ihre Wagen, Pflüge und andere zum Ackerbau gehörige Instrumenta entweder weggeführten oder mutwillig verbrennten, die Leut prügelten und verwundeten, also dass dieselbige bisweilen wohl gar ums Leben kämen, die Häuser, woraus die armen Leut mit solchen Prügeln und anderm barbarischen Procedieren [...] vertrieben, niederrissen und das Hausgerät zerschlügen und verbrennten. Es wäre auch endlich mit Sengen und Brennen dahin geraten, dass ganze Zimmer [...] gleichsam zum Lustfeuer gebraucht worden. [...] 50. Bei dem Spolieren und Plündern würden allerhand neue Carnificinae [Foltern] und Torturen vorgenommen, um zu erfahren, ob einer oder ander etwas vergraben, indem etlichen härene Stricke um die Hände gebunden und zusammengedreht, andere unter den Fußsohlen gemartert, andern brennende Lunten auf die Hände gesetzt worden, welche letzte Invention von einem Kornet an einer adeligen Damen guten Geschlechts versucht worden. 51. Was für abscheuliche Sünd und Schand mit Jungfrauen und Weiberschänden, auch Notzucht verübt worden, wäre nicht alles zu erzählen, teils Jungfrauen wären vor solchen unzüchtigen Gästen aus den Fenstern gesprungen und hätten, ihre Ehre zu erretten, an ihrem Leib Schaden erlitten, ja es wären unterschiedliche Exempel vorhanden, dass alte, auch kranke Weiber und Mägde zu tot geschändet und hernach von den Hunden gefressen; es wären auch der toten Körper mehr denn viehischer Weis mit dergleichen Schandtaten nicht verschont worden. 52. Durch welche barbarische Proceduren dann endlich verursacht, weil nunmehr durch allerhand Praktiken, Schinderei und Pressuren die Leut, der Mittel zu leben, destituiert [herabgesetzt], dass sie sich allbereit eine geraume Zeit mit Trebern, Knospen von den Bäumen und andern unnatürlichen Speisen aufgehalten und auch der Toten, auch ihrer eigenen Eltern Fleisch gefressen, sättigten sie sich anjetz wie das Vieh mit Gras. Es würden auch täglich derer viel, ungekochtes Kraut oder Gras im Mund habend, als tot gefunden. Ja es hätte etwa vor 2 Monaten ein Weib ihr Kind schlachten, selbiges kochen und sich also des Hungers erwehren wollen [...]

  28. Andreas Gryphius (1660-1664) Thränen des Vaterlandes/Anno 1636. WIr sind doch nunmehr gantz / ja mehr denn gantz verheeret! Der frechen Völcker Schaar / die rasende Posauan Das vom Blutt fette Schwerdt / die donnernde Carthaun / Hat aller Schweiß / und Fleiß / und Vorrath auffgezehret. Die Türme stehn in Glutt / die Kirch ist umgekehret. Das Rathauß ligt im Grauß / die Starcken sind zerhaun / Die Jungfern sind geschänd’t / und wo wir hin nur schaun Ist Feuer / Pest / und Tod / der Hertz und Geist durchfähret. Hir durch die Schantz und Stadt / rinnt allzeit frisches Blutt. Dreymal sind schon sechs Jahr / als unser Ströme Flutt / Von Leichen fast verstopfft / sich langsam fort gedrungen Doch schweig ich noch von dem / was ärger als der Tod / Was grimmer denn die Pest / und Glutt und Hungersnoth Das auch der Seelen Schatz / so vilen abgezwungen.

  29. Andreas Gryphius (1660-1664) Trawklage des verwüsteten Deutschlandes Wir sind doch nunmehr gantz / ja mehr alß gantz vertorben. Der frechen Völcker Schar / die rasende Posaun / Daß vom Blutt feiste Schwerd / die donnernde Carthaun / Hat alles diß hinweg / was mancher sawr erworben, Die alte Redligkeit vnnd Tugend ist gestorben; Die Kirchen sind vorheert / die Starcken vmbgehawn / Die Jungfrawn sind geschänd; vnd wo wir hin nur schawn / Ist Fewr / Pest / Mord und Todt / hier zwischen Schantz vnd Korben Dort zwischen Mawr vnd Stad / rint allzeit frisches Blutt Dreymal sind schon sechs Jahr als vnser Ströme Flutt Von soviel Leichen schwer / sich langsam fortgedrungen. Ich schweige noch von dehm, was stärcker als der Todt / (Du Straßburg weist es wol) der grimmen Hungersnoth / Vnd dass der Seelen-Schatz gar vielen abgezwungen.

  30. Thränen des Vaterlandes/Anno 1636. WIr sind doch nunmehr gantz / ja mehr denn gantz verheeret! Der frechen Völcker Schaar / die rasende Posauan Das vom Blutt fette Schwerdt / die donnernde Carthaun / Hat aller Schweiß / und Fleiß / und Vorrath auffgezehret. Die Türme stehn in Glutt / die Kirch ist umgekehret. Das Rathauß ligt im Grauß / die Starcken sind zerhaun / Die Jungfern sind geschänd’t / und wo wir hin nur schaun Ist Feuer / Pest / und Tod / der Hertz und Geist durchfähret. Hir durch die Schantz und Stadt / rinnt allzeit frisches Blutt. Dreymal sind schon sechs Jahr / als unser Ströme Flutt / Von Leichen fast verstopfft / sich langsam fort gedrungen Doch schweig ich noch von dem / was ärger als der Tod / Was grimmer denn die Pest / und Glutt und Hungersnoth Das auch der Seelen Schatz / so vilen abgezwungen. Ich schweige noch von dehm, was stärcker als der Todt / (Du Straßburg weist es wol) der grimmen Hungersnoth / Vnd dass der Seelen-Schatz gar vielen abgezwungen.

  31. Alexandriner

  32. Andreas Gryphius (1660-1664) Es ist alles Eitel DV sihst / wohin du sihst nur Eitelkeit auff Erden. Was diser heute baut / reist jener morgen ein: Wo itzund Städte stehn / wird eine Wisen seyn / Auff der ein Schäfers-Kind wird spilen mit den Herden: Was itzund prächtig blüht / sol bald zutretten werden Was itzt so pocht und trotzt ist Morgen Asch und Bein / Nichts ist / das ewig sey / kein Ertz / kein Marmorstein. Itzt lacht das Glück uns an / bald donnern die Beschwerden. Der hohen Thaten Ruhm muß wie ein Traum vergehn. Soll denn das Spil der Zeit / der leichte Mensch bestehn? Ach! was ist alles diß / was wir vor köstlich achten / Als schlechte Nichtikeit / als Schatten/ Staub und Wind; Als eine Wisen-Blum / die man nicht wider find't. Noch will was Ewig ist kein einig Mensch betrachten!

  33. Stellen Sie eine möglichst einschlägige Passagen zu folgenden Fragen vor. Spielen Sie eine zweite Passage als Kurzszene (max. 30 Sekunden) vor, die das von Ihnen Gesagte illustriert. Komödie ja/nein Komik Gegensätze Charakterstisch für Barock Wo wird im Stück die Regelpoesie thematisiert? Welche Rolle spielt der Ständegegensatz im Stück? Das Leben/die Welt als Theater (theatrum mundi)? Gryphius: Absurda Comica

  34. Dümmlich, unwichtiges nehmen sie wichtig, z.B. wollen Mond möglichst realistisch darstellen; Streiten sich oft  lustig Tod/Tragik vs. Komik: Verharmlosung; Gegensatz Zuschauer – Schauspieler; Gegensatz Adel – Volk Freut sich auf ewiges Leben, statt sich über den Tod zu grämen Regelpoesie: richtige Wörter werden weggelassen statt der Reimwörter; falsches Rechnen Wand aufbauen vor König schickt sich nicht; untere Schicht dient dem König zur Unterhaltung Leben als göttliches Theater: wir sind alle S(ch)auspieler und verlassen am Ende die Rolle Komödie Gegensätze Charakterstisch für Barock Wo wird im Stück die Regelpoesie thematisiert? Welche Rolle spielt der Ständegegensatz im Stück? Das Leben/die Welt als Theater (theatrum mundi)? Gryphius: Absurda Comica

  35. Komödie • Komik • erheiternde Wirkung: statt Mitleid und Furcht • gutes Ende: exitus felix

  36. nicht an bestimmte Gattung gebunden subjektive Kategorie Kontrast bzw. Inkongruenz: Erwartung vs. ausbleibende Erfüllung Normalität/Anormalität Ordnung/Unordnung Vernunft/Unvernunft Schein/Sein  komisch = seltsam Komik der Heraufsetzung vs. der Herabsetzung Zusatzbedingungen Plötzlichkeit Harmlosigkeit passender Rahmen Komik

  37. Ständeklausel

  38. Komödie/Lustspiel • Komödie (griech.: komos = festlicher, ausgelassener Umzug und oidé = Gesang) ist ein literarisches Bühnenstück mit komischem, heiterem Inhalt. • Neben der Tragödie ist sie die wichtigste Form des europäischen Dramas.Die Komödie basiert auf dem Urtrieb des Menschen, die Schwächen seiner Mitmenschen lächerlich zu machen. Komik entsteht durch harmlose Ungereimtheiten, die zum Lachen reizen, oder durch das lächerliche Missverhältnis von Schein und Sein von Personen, Situationen, Ereignissen und Worten. Was als komisch empfunden wird, hängt größtenteils von den geltenden moralischen Werten und Normen ab. Ihre literarische Ausprägung erfährt die Komik in einer eher lächelnden, verständnisvollen Haltung, dem Humor, oder einer beißenden Kritik, der Satire. • Theorie der Komödie: neben den allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des Dramas die Ständeklausel • Die Anfänge der Komödie gehen zurück auf kultische Lieder; ihre erste klassische Ausprägung erfuhr sie bei Aristophanes. • In Deutschland konnte sich die Komödie bis ins 19. Jh. nicht zu einer selbstständigen Form entfallen – abgesehen von Lessings „Minna von Barnhelm“ (1767). Herausragende Komödien des 19. Jh.s sind „Der zerbrochene Krug“ (1808) von Kleist, „Leonce und Lena“ (1836) von Büchner und „Weh dem, der lügt“ (1840) von Franz Grillparzer. Die moderne Komödie bildete groteske Formen aus, etwa im absurden Theater, bei Frisch oder der Tragikomödie Dürrenmatts. • Eine über die Jahrhunderte gleich bleibende Besonderheit der Komödie ist, dass sie sich im Gegensatz zur Tragödie, die an das Gefühl des Zuschauers appelliert, an seinen Intellekt richtet und überwiegend von sozialen Gruppen und Typen handelt.

  39. Führen Sie die Ihrer Meinung nach lustigste Szene des Stücks vor (max. 60 Sekunden). Reduzieren Sie den Dialog dabei auf das Wesentlichste, so dass Sie nicht ablesen müssen. Zeit: 15 Min. Gryphius: Absurda Comica

  40. Best of Baroque • Kornfeld LA 60 • Angelus Silesius 57-59 • Hofmannswaldau 53 • Greiflinger 54 • B. H. Brockes 62 • Andreas Gryphius 49, 50

  41. Andreas Gryphius (1660-1664) Einsamkeit IN diser Einsamkeit / der mehr denn öden Wüsten Gestreckt auff wildes Kraut / an die bemoßte See: Beschau ich jenes Thal und diser Felsen Höh' Auff welchem Eulen nur und stille Vögel nisten. Hir / fern von dem Pallast; weit von des Pövels Lüsten Betracht ich: wie der Mensch in Eitelkeit vergeh' Wie auff nicht festem Grund' all unser Hoffen steh' Wie die vor Abend schmähn die vor dem Tag uns grüßten'. Die Höl' / der rauhe Wald der Todtenkopff / der Stein Den auch die Zeit aufffrist / die abgezehrten Bein Entwerffen in dem Mutt unzehliche Gedancken. Der Mauren alter Grauß / diß ungebau'te Land Ist schön und fruchtbar nur / der eigentlich erkant Daß alles / ohn ein Geist / den Gott selbst hält / muß wancken.

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