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Z usammenhänge zwischen S ozialisation, K oedukation und G eschlecht von J. C. Bienotsch, M. Henning

Z usammenhänge zwischen S ozialisation, K oedukation und G eschlecht von J. C. Bienotsch, M. Henning. Geschlechtsspezifische Sozialisation. S ozialisation und Geschlecht D efinition: Geschlechtsspezifische Sozialisation P sychoanalytische Aspekte B iologische Vorbestimmtheit?

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Z usammenhänge zwischen S ozialisation, K oedukation und G eschlecht von J. C. Bienotsch, M. Henning

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Presentation Transcript


  1. Zusammenhänge zwischen Sozialisation, Koedukation und Geschlechtvon J. C. Bienotsch, M. Henning

  2. Geschlechtsspezifische Sozialisation

  3. Sozialisation und Geschlecht Definition: Geschlechtsspezifische Sozialisation Psychoanalytische Aspekte Biologische Vorbestimmtheit? Geschlechtsrollentypische Sozialisation …als rituelles Arrangement … als rationaler Vorgang … als Modelllernen … als Konstruktionsprozess Jungensozialisation – Die Feminisierung der frühkindlichen Persönlichkeitsentwicklung Fazit

  4. Sozialisation und Geschlecht Merkmal der Geschlechtszugehörigkeit = Auswirkungen auf Sozialisation histor. Ausgangslage (idealtypisch): vorbestimmte „Geschlechter-Skripts“ individualisierte Ausgangslage: Variationsmöglichkeiten  Geschlechter müssen sich nicht „typisch“ verhalten Problem: „Bastelbiographie“ - kein eindeutiges Bild mehr von Frau/Weiblichkeit und Mann/Männlichkeit

  5. Geschlechtsspezifische Sozialisation baut sich über geschlechtsbezogene Interaktionen innerhalb einer Gesellschaft auf, in der bestimmte Bilder und Vorstellungen vom „Jungensein“, bzw. „Mädchensein“ vorherrschen, die sich die Kinder aneignen und subjektiv verorten, und zwar als Kultur der Zweigeschlechtlichkeit!

  6. Geschlechtsspezifische Sozialisation •  Mädchen- und Jungensein bilden ein symbolisches System, das den Alltag durchwirkt • Kinder bedienen sich dieses Systems sehr schnell • geschlechtsspezifische Sozialisation beginnt mit Geburt, oder bereits eher  „Heimlicher Code“ des Regelsystems der Zweigeschlechtlichkeit wird Kindern ab sofort vermittelt

  7. Psychoanalytische Aspekte • was ist „innerlich“ dadurch geschehen, dass die Mutter eine Frau war • Mutter stellt nach wie vor primäre Versorgerin und Sozialisations-Agentin der Kinder dar • Unbewusst anderer Umgang mit einem Sohn Andersgeschlechtlichkeit  Separierung, Differenzierung • Sozialisation des Jungen = Prozess der Abgrenzung und Distanzierung von der Mutter

  8. Biologische Vorbestimmtheit? • menschliche Konstante = unterschiedliche Naturausstattung • unterschiedliche Vernetzung zwischen rechter (emotional, kreativ) und linker (rational, logisch) Gehirnhälfte  bei Frauen intensiver ausgeprägt • biologisch bedingt, dass Männer ihre Gefühle schlechter ausdrücken können und schneller aggressiv reagieren • Oder: Jungen werden in der Kindheit emotional nicht genügend gefördert keineunmittelbare Verhaltenssteuerung durch Gene • Überzeugendere Theorie: Entwicklung eines „geschlechtstypischen Verhaltens“

  9. Geschlechtsrollentypische Sozialisation als rituelles Arrangement • nach der Geburt werden Kinder sofort in eine Geschlechtsklasse eingeordnet • Jungen und Mädchen unterschiedlich behandelt und sind unterschiedlichen Erwatungen ausgesetzt • Goffman: körperliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern haben eigentlich keine Bedeutung für menschliche Fähigkeiten und Bewältigung von Alltagsaufgaben • Dennoch: bei alltäglichen face-to-face-Interaktionen würden sie sich gegenseitig ihre angeblich unterschiedliche Natur vorexerzieren Nicht-Zwangsläufigkeit von Geschlechterverhältnissen

  10. Geschlechtsrollentypische Sozialisation als rationaler Vorgang • Es gibt eine Parallelität von kognitiver Entwicklung und Geschlechtsrollenentwicklung Weg zu einer stabilen Geschlechtsidentität: 1. Hören verbaler Bezeichnungen wie „Junge“ und „Mädchen“ (im Alter von 2 Jahren) 2. Das Kind kennt seine eigene Geschlechtsbezeichnung und verallgemeinert sie auf andere (ab 3. Lebensjahr) 3. Das Geschlecht wird durch allgemeine physische Kriterien (Kleidung, Frisur) bezeichnet (4 Jahre) 4. Kinder sind nicht vor dem Alter von 5-6 Jahren von der Konstanz ihrer Geschlechtsidentität überzeugt

  11. Geschlechtsrollentypische Sozialisation als rationaler Vorgang •  Identifikation mit einer Geschlechtsrolle resultiert aus einer Identifikation mit einem familiären Vorbild •  durch soziale Umgebung und eigene Beobachtungen bilden die Kinder sich ein Bild von männlichen und weiblichen Rollen und können sie unterscheiden

  12. Geschlechtsrollentypische Sozialisation als Modelllernen • fragen nach den Mechanismen der Weitervermittlung von Geschlechterrollen Sozialisation über Lernen durch Verstärkung: - bei Mädchen und Jungen werden Verhaltensweisen unterschiedlich belohnt bzw. bestraft  Eltern fördern geschlechtstypische Aktivitäten Sozialisation über Lernen am Modell: - komplexe Geschlechterrollen können durch Identifikation und Imitation erworben werden Menschen erlernen die meisten Verhaltensweisen durch die Beobachtung von Modellen

  13. Geschlechtsrollentypische Sozialisation als Konstruktionsprozess • aktive Beteilung des Subjekts an der Übernahme und Ausgestaltung der eigenen Geschlechtsrollenidentität,  „Konstruktions-Prozess“ • „Erwartungs-Verhaltens-Zirkel“: - geschlechtstypische Erwartungen und geschlechtstypisches Handeln stabilisieren sich wechselseitig  Geschlechterdifferenzen

  14. Jungensozialisation – Die Feminisierung der frühkindlichen Persönlichkeitsentwicklung • schon im Mutterleib unterliegt Heranwachsen des Kindes gesellschaftlichen Einflüssen  Auseinandersetzung mit dem Geschlecht schon vor der Geburt • Untersuchungen, in denen schwangere Frauen vor der Geburt gefragt wurden, ob sie sich lieber einen Jungen oder ein Mädchen wünschen: 25%: egal 25%: Mädchen 50%: Junge • nach der Geburt einer Tochter waren 44% enttäuscht und 56% zufrieden • die Mütter von Jungen waren zu 93% glücklich und nur 3% enttäuscht

  15. Jungensozialisation • solche Befindlichkeiten können Beziehung zwischen Müttern und Kindern nachhaltig beeinflussen  männliche Säuglinge werden von Müttern häufiger auf den Arm genommen • „Baby-X-Studien“: Erwachsene interagieren unterschiedlich soziales Handeln ist geschlechtsbezogen • Erklärung für Zufriedenheit der Mütter: Kinder und Mütter präsentieren gegenseitig Sexualobjekte  gegengeschlechtlich  besondere Beziehung zwischen Müttern und Söhnen

  16. Auswirkungen für Jungen: • erhält emotionale Sicherheit von einer Frau • Frauen begleiten ihn im weiteren Sozialisationsverlauf (Kindergarten, Grundschule) „Spinnennetz der Frau“ • Sozialisationsbedingung des identifizierenden Erlebens verblasst (wenig direkter Kontakt mit Männern)  DEFIZITE • Identifikationsbereiche sind weiblich: übernimmt weibliche Normen und Vorstellungen • Vaterabwesenheit • Mütter haben Monopol auf Zuwendung und Fürsorge

  17. Probleme: • Krabbelalter: Autonomiestreben • Mutter muss im Hintergrund sein (Junge schwankt zwischen Flucht und Zurück-Wollen) • Ambivalente Situation: „Sich-Aufspielen“ • kann Vorstellung der Weiblichkeit seiner Mutter nicht aufrechterhalten  opfert wesentliche menschliche Eigenschaften und Gefühle  „typisch weiblich“ • Entwicklung der Geschlechtsidentität über Distanz und Negation weiblicher Identitätsanteile • Fürchten und Abwerten der Frau nicht nötig, wenn in der wichtigen Phase der Individuation der Vater präsent wäre

  18. Auswirkungen für Mädchen: • haben mit dem direkten Vorbild von gleichgeschlechtlichen Erwachsenen zu tun • können sich für Vorstellung von Weiblichkeit mit ihrer Mutter identifizieren • Vorteil: entwickeln stabilere Persönlichkeit als Jungen

  19. FAZIT: • Menschen sind Natur- und Kulturmenschen zugleich: • einerseits gibt es ein biologisch zugeschriebenes Geschlecht und andererseits das sozial zugeschriebene und kulturell definierte Geschlecht, das über bestimmte (gesellschaftsspezifische) Verhaltensweisen gekennzeichnet ist

  20. Geschlechtsspezifische Sozialisation beginnt mit (oder bereits vor) der Geburt • das Regelsystem der Zweigeschlechtlichkeit, der sog. „Heimlich Code“, wird den Neugeborenen über Sprache und Körper vermittelt

  21. Jedes Kind hängt zum einen wie mit unsichtbaren Fäden an dem Angebot der symbolischen Deutungsmuster vom gesellschaftlich definierten Jungen- und Mädchenverhalten, aber jedes Kind ist auch immer Subjekt seiner Entwicklung und seines Handelns!

  22. Koedukation Begriffserklärung Historie Entstehung einer unterschiedlichen geschlechtstypischen Sozialisation in der Schule Kritische Anmerkungen zur Koedukationsdebatte Lösungen oder Sackgassen? (Mädchenförderung und Jungenförderung) Reflexive Koedukation

  23. Begriffserklärung • Koedukation (lat.) = Schulorganisatorische Gemeinschaftserziehung von Jungen und Mädchen

  24. Historie • 1717 erstmals Schulpflicht für beide Geschlechter in Preußen. Dennoch keine gleichwertige Erziehung – Mädchen wurden mitbeschult

  25. Historie • Während der Weimarer Republik konnte sich die Koedukation nicht durchsetzen. • In der Zeit des Nationalsozialismus gab es einen großen Rückschritt  Die Erziehung der Mädchen sollte ganz auf ihre Aufgabe als Ehefrau und Mutter gerichtet sein • In der DDR wurde die Koedukation bereits 1945 eingeführt und bis zum Mauerfall unhinterfragt beibehalten • In der Bundesrepublik dauerte es bis in die 70-er Jahre bis die Koedukation auch in den höheren Schulen Einzug hielt

  26. Schulsozialisation • Jungen erhalten mehr Aufmerksamkeit von der Lehrperson als Mädchen • Wirkung und Entstehung eines heimlichen Lehrplanes • Über diesen Lehrplan wird die unterschiedliche Wertschätzung von Geschlechtern in der Schule reproduziert und verstärkt • Jungen werden von Lehrern und Lehrerinnen für aufgeweckter, intelligenter, kreativer und phantasievoller gehalten als Mädchen • Erreichen eines störungsfreien Unterrichts durch Auswahl von Themen, die das Interesse der Jungen wecken

  27. Schulsozialisation • Mädchen lernen dadurch, die Bevorzugung der Jungen und ihr Dominanz- und Störverhalten für normal und unabänderlich zu halten • Jungen haben ein ausgeprägtes Dominanzverhalten  Reproduktion einer „männlichen Überlegenheit“ • Mädchen entwickeln passive Widerstandsformen • Soziale Anerkennung des Verhaltens der Jungen • Keine Anerkennung des erwarteten Verhaltens der Mädchen • Auch im Aufbau von Selbstwertgefühl wirkt die Kultur der Zweigeschlechtlichkeit in der Schule als Benachteiligung der Mädchen

  28. Schulsozialisation • In Schulbüchern werden geschlechtstypische Rollenmuster vermittelt • Es ist fraglich, ob die Inhalte Auswirkungen bezüglich des Denkens und Handelns der Schüler und Schülerinnen haben

  29. Schulsozialisation • Bei frei wählbaren Unterrichtsfächern in koedukativen Schulen finden klare geschlechtstypische Fächerpolarisierungen statt • Mädchen aus reinen Mädchenschulen wählen dagegen aus dem gesamten Fächerangebot, studieren nach dem Abitur häufiger naturwissenschaftliche Fächer • Jungen erscheinen als privilegiert im koedukativen Schulsystem

  30. Kritische Anmerkungen • Bereitstellung von sensibilisierenden Bildungsangeboten für Jungen und Männer über deren Auseinandersetzung Stärken und Kompetenzen von Mädchen Anerkennung bekommen sollen • Eindeutigkeit der Benachteiligung von Mädchen kann relativiert werden • Täter-Opfer-Darstellungen in Studien berücksichtigen keine geschlechtsuntypischen Verhaltensweisen von Jungen und Männern • Veränderungen von Rollenklischees in Schulbüchern • Koedukative Situation führt für Individuen wie Jungen und Mädchen nicht eindeutig zu negativen Folgen

  31. Kritische Anmerkungen • Geschlechterdifferenzen ergeben sich nicht durch die Koedukation, sondern durch die freie Wahl von Fächern • Folglich sollten naturwissenschaftliche Fächer nicht abwählbar sein • Trotz augenscheinlicher Bevorzugung sind Jungen, Noten- und Abschlusstechnisch gesehen, „schlechter“ als Mädchen • Der scheinbare Verhaltensvorteil wird insgesamt zum Lernnachteil

  32. Lösungen oder Sackgassen? • Mädchenschulen sind durch ihre häufig konservative Ausrichtung als Lösung nicht erstrebenswert • Mädchenschulen beseitigen den unverkrampften Umgang der Geschlechter miteinander • Mädchenschulen entsprechen nicht der Entwicklung der Gesellschaft • Breite Zustimmung für die teil- und zeitweise Trennung von Jungen und Mädchen in koedukativen Schulen z.B. für den Unterricht von naturwissenschaftlichen Fächern

  33. Lösungen oder Sackgassen? • Keine Universallösung, da Vorurteile verstärkt werden und Schüler, sowie Schülerinnen für einen gemeinsamen Unterricht plädieren • Forderung nach Jungenarbeit (schulpädagogisch, antisexistisch, anti-aggressiv)

  34. Reflexive Koedukation • Pädagogische Arbeit in der Schule sollte so gestaltet sein, dass Jungen und Mädchen gezielt Beachtung finden. • Beachtung folgender Punkte:  Die Auswahl von Inhalten und Themen könnte die historische Entwicklung des Geschlechterverhältnisses sichtbar machen.  In der methodisch-didaktischen Umsetzung sollten die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und Lernmodalitäten von Jungen und Mädchen beachtet werden und der Unterricht so gestaltet sein, dass beide Gruppen handelnd miteinander und voneinander lernen können.  Im sozialen Umgang miteinander sollte es darum gehen, den „heimlichen Lehrplan der Zweigeschlechtlichkeit“ aufzudecken und Alternativen zu suchen.

  35. Reflexive Koedukation • Bewusste Gestaltung einer reflexiven Koedukation • Akzeptanz von Jungen und Mädchen in all ihren Differenzen, unterschiedlichen Verhaltensweisen und Differenzen innerhalb des eigenen Geschlechts • „Gleichheit in der Differenz“ • Nebst Lehrern und Lehrerinnen sollten Schüler und Schülerinnen Schule mitgestalten • Frage nach dem Verhältnis von Schule und dem Leben von Schülern und Schülerinnen • Koedukation kann dann ein wichtiger Bestandteil für eine erfolgreiche schulische Sozialisation sein

  36. Quellen • Faulstich-Wieland, Hannelore: Koedukation – Enttäuschte Hoffnungen? Darmstadt 1991. • Hurrelmann, Klaus; Ulich, Dieter (Hg.): Handbuch der Sozialisation, Weinheim und Basel, S. 279 – 301 • Zimmermann, Peter: Grundwissen Sozialisation. Opladen, S. 148 – 219 • Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie: http://www.bmbf.de/pub/lebenslagen_von_maedchen_und_frauen.pdf

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