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Nutzung unkonventioneller Erdgasvorkommen: was sind die Risiken?

Nutzung unkonventioneller Erdgasvorkommen: was sind die Risiken?. Prof. Dr. Dietrich Borchardt Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung-UFZ Leiter des Neutralen Expertenkreises Info-Dialog Fracking. Aktuelle Situation.

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Nutzung unkonventioneller Erdgasvorkommen: was sind die Risiken?

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Presentation Transcript


  1. Nutzung unkonventioneller Erdgasvorkommen:was sind die Risiken? Prof. Dr. Dietrich Borchardt Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung-UFZ Leiter des Neutralen ExpertenkreisesInfo-Dialog Fracking

  2. Aktuelle Situation • Gas-Boom in den USA („Game-Changer“ im Energie-Sektor mit weitreichenden ökonomischen Konsequenzen) • Erhebliche Potentiale auch in D und EU, aber Rolle im Energiemix vergleichsweise geringer • Hoch-kontoverse Debatte (lokal, regional, Bund, EU) • Risikowahrnehmung einseitig, v. a. auf die Fracking-Fluide, brennende Wasserhähne und Trinkwasser ausgerichtet • Bundesregierung hat am 26.02.2012 Gesetzentwurf vorgelegt • Tabuzonen (Trinkwasser I-III, Heilquellen etc.) • UVP-Pflicht • … • Industrie stellt „Clean-Frack“… in Aussicht

  3. Aufstieg (Frack-)Flüssigkeit • Transport im Tiefenwasser • Aufstieg Methan • … Risikodimensionen • Blow-Out • Leckagen • Unfälle

  4. Um was geht es ? • Es geht nicht nur und nicht in erster Linie um den Tiefentransport von Schadstoffen. • Wichtiger sind Unfälle an der Oberfläche sowie Schadstellen an Pipelines und im Bohrloch • Die Abwasserent-sorgung spielt eineentscheidende Rolle. • Es geht um regionale Eingriffe • Auch konventionellesGas schafft Probleme

  5. Wichtigste aktuelle Studien • BGR 2012. Abschätzung des Erdgaspotenzials aus dichten Tongesteinen (Schiefergas) in Deutschland; Mai 2012 • Meiners et al. 2012: Gutachten zu Umweltauswirkungen von Fracking bei der Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten, Umweltbundesamt, August 2012 • Meiners et al. 2012: Fracking in unkonventionellen Erdgas-Lagerstätten in Nordrhein-Westfalen; Meiners/Dennoborg/Mülle, September 2012 • Borchardt et al. 2012. Risikostudie Fracking: Sicherheit und Umweltverträglichkeit der Fracking-Technologie für die Erdgasgewinnung aus unkonventionellen Quellen; Mai 2012 • EU 2012. Support to the identification of potential risks for the environment and human health arising from hydrocarbons operations involving hydraulic fracturing in Europe Report for European Commission DG Environment, AEA/R/ED57281, Issue Number 11, Date 28/05/2012

  6. Synopse der Schwerpunkte

  7. Erkenntnisse aus den Studien Systemanalysen der Gefährdungspfade und die grundsätzlichen Fragen liegen auf dem Tisch – sie unterscheiden sich nicht wesentlich. Neben einer möglichen Gefährdung des Grundwassers durch Freisetzung von Stoffen im tiefen Untergrund sind oberflächennahe und mit der Infrastruktur verbundene Risiken und Belastungen relevant. Ein grundsätzliches Verbot wird in keiner wissenschaftlichen Studie gefordert. Ob man genügend weiß, um in die Anwendung einsteigen zu können, ist deshalb letztlich aucheine politische Frage.

  8. Risiken im Geologischen System • Können Frack-Fluide aus dem tiefen Untergrund nach oben migrieren? • Abschätzung der Kontaminationsrisiken durch Fracking-Fluide im Grundwasser • Kurzfristig durch Fracking-Operationen (wenige Stunden; hohe Potenzialgradienten) Szenario 1 • Langfristig durch Grundwassergrundströmung (Jahre, Jahrzehnte; geringe Potenzialgradienten) Szenario 2 • Abschätzung des Risikos einer Methanmigration ins Deckgebirge nach Abschluss der Produktionsphase Szenario 3 • Modellierungen

  9. Risiken im Geologischen System • Beschreibung der Systemgeometrie • - Mächtigkeit und Ausbildung des Deckgebirges • - Identifizierung von geologischen Barrieren • - Hydrogeologische Einheiten • Parametrisierung des Deckgebirges bezüglich hydraulischer Kennwerte (Permeabilität, Porosität, Anisotropie) • Identifizierung von relevanten Fließwegen (Störungszonen) und deren Kenngrößen • Ausdehnung der Fracs im Zielhorizont und im Deckgebirge

  10. Typisierte hydrogeologische Profile Wirkliche Form des hydrogeologischen Schnitts (Kreideablagerungen)

  11. Szenario 1 (Frack-Operation): Konservative Annahmen muGOK

  12. Szenario 1 (Frack Operation): Modellierungsergebnisse

  13. Szenario 1 (Grundwasserströmung): Konservative Annahmen muGOK

  14. Empfehlung • Mindestabstand zwischen Perforation in der Verrohrung und tiefen Kreide-Aquifer 600 m für Demonstrationsprojekte (sonst detaillierte Unter- suchungen bzgl. Barriere- wirkung des Deckgebirges) • Standortangepasste Voruntersuchungen erforderlich • Vermeidung von Störungs- zonen, spezifische Standort- untersuchungen erforderlich • Standortangepasstes Monitoring erforderlich

  15. Monitoring= Beobachtung, Kontrolle und Bewertung der Auswirkungen auf Schutzgüter im Einflussbereich eines Vorhabens • Bestandsaufnahme z. B. der wasserwirtschaftlichen und ökologischen Gegebenheiten u.a. mit • - Abgrenzung des Untersuchungsbereiches • - Erfassung des Ist-Zustandes (Lage und Ausbau von Brunnen, GW-Stände, GW-Strömungsrichtung, GW-Qualität, Methangehalte, geodätische Festpunkte, Feuchtgebiete, Störungs- zonen, Oberflächengewässer, Wassergewinnung, ….) • Festlegung von Zielwerten eines Bewertungssystems (Alarmwert, Warnwert) sowie Zuständigkeiten und Meldestruktur • Abstimmung und Durchführung eines angepassten Monitoring-programmes • Informationsaustausch mit den Beteiligten

  16. Risiko Frac Fluide / Human- und Ökotoxikologie • Was sind Frac Fluide? • Additive für den Transport der Stützmittel(Sand/ Keramik) • Gelbildner, Vernetzer, Reibungsminderer, • Ton Stabilisatoren, Biozide, • Temperaturstabilisatoren, • Lösungsmittel, Kettenbrecher • Schaumbildner • Zusammensetzung der Frac-Flüssigkeiten / Gemische • Ca. 97% - 99,8 % Wasser und ca. 0,2% - 3% Additive • Stützmittel: 5% - 30% (Wasser und Additive entsprechend verringert) • Fragestellung aus Gutachten • Sind die eingesetzten Frack-Flüssigkeiten • nach den gesetzlichen Vorgaben als • gefährliche Mischungen einzustufen?

  17. Risiko Frac Fluide / Human- und Ökotoxikologie • Fragestellung aus dem Gutachten • Wie sind die beim hydraulischen Fracking eingesetzten Chemikalien aus humantoxikologischer Sicht zu bewerten (Gefährlichkeitsmerkmale)? • Vor 2010 eingesetzte Additive: Ca. 150 (Sicherheitsdatenblatt) • 30 Stoffe hatten keine Identifizierungsnummer (CAS-Nr.) • 66 Stoffe hatten keine Angabe der Wassergefährdungsklasse (WGK) • 23 Stoffe hatten die WGK=2 oder WGK=3 • 13 Stoffe hatten das Gefährlichkeitsmerkmal: giftig / umweltgefährdend • Nach 2010 eingesetzte Additive: Ca. 50 (Sicherheitsdatenblatt) • Alle Stoffe haben eine CAS-Nr., auch Gemische • Alle Stoffe haben eine Angabe der WGK • 2 Stoffe haben die WGK=2 oder WGK=3* • 1 Stoff hat das Gefährlichkeitsmerkmal: giftig oder umweltgefährdend** • Erfordernis: • Anzahl der Additive weiterreduzieren • Kein Einsatz von Stoffen der WGK=2 oder WGK=3 • Kein Einsatz von giftigen oder umweltgefährdenden Stoffen • * Biozid (Isothiazol) / Temperaturstabilisator (Tetraethylenpentamin) / ** Vernetzer (Borate)

  18. Risiko Frac Fluide / Human- und Ökotoxikologie • Fragestellung aus Gutachten • Wie sind die beim hydraulischen Fracking eingesetzten Chemikalien ausökotoxikologischer Sicht zu bewerten? • Vor 2010 eingesetzte Additive: Ca. 150 (Sicherheitsdatenblatt) • 65 Stoffe hatten Angaben zur Fischtoxizität • 52 Stoffe hatten Angaben zur Daphnientoxizität • 42 Stoffe hatten Angaben zur Algentoxizität • Daten zur Bioakkumulation und dem biologischen Abbau fehlen • Nach 2010: Eingesetzte Additive ca. 50(Sicherheitsdatenblatt) • Die fehlenden Fisch- Daphnien- und Algenteste werden durchgeführt • Die fehlenden Teste zur Bioakkumulation und Abbaubarkeit werden ergänzt • Bakterienteste werden zusätzlich durchgeführt • Zur Zeit liegen ca. 70% der Daten vor • Erfordernis: • Für alle Additive (mit Gefahrenmerkmal) sind ökotoxikologische Testergebnisse und Bewertungen zu erarbeiten Quelle: Fa. Hydrotox GmbH Algentest Daphnientest Quelle: Bayerisches LfU

  19. Risiko Frac Fluide / Human- und Ökotoxikologie • Offene Fragestellungen • Entstehen Umsetzungsprodukte durch die Frac-Additive in der Lagerstätte? • Wie sieht die mikrobielle Besiedlung in der Lagerstätte aus? • Wie sind potenziell im Grundwasser freigesetzte Stoffkonzentrationen aus toxikologischer Sicht zu bewerten?

  20. Risiken im technischen System • Worst Case Szenarien in technischen Einrichtungen: • Blow-Out • Leck Chemikalienbehälter auf Bohrplatz/LKW-Unfall • Leck Abwasserpipeline • Undichtes Bohrloch • …

  21. Risiken im technischen System Schutz des Grundwasser • Sicherheitsanalysen: • Detaillierte Sicherheitsanalysen von regeltypischen Anlagen und Verfahren • Festlegung von realistischen Szenarien • Stärkere Berücksichtigung von Umweltszenarien (z.B. Schutz des Grundwassers) • Stärkere Berücksichtigung von menschlichem Versagen • Durchführung einer Sicherheitsanalyse am Beispiel einer Bohrung (Bohren, Fracken, Fördern, Gasbehandlung und Transport, Backflow- /Lagerstättenwasser und Transport) • Ergänzung von standortspezifischen Besonderheiten • Erfassung von Ausfalldaten Routenplanung Beispiel: Gefahrgut-transport Ausrüstung/Qualität der Fahrzeuge Qualifikation der Fahrer Vertragliche Vorgaben Regelmäßige Sicherheitsgespräche Kontrolle /Bewertung der Auftragnehmer

  22. Alarm- und Gefahrenabwehrpläne • Notfallpläne: • Verbesserung der Notfallpläne in Anlehnung an die Störfallverordnung • Berücksichtigung von Umweltschäden unter Verwendung der Ergebnisse der Sicherheitsanalysen • Erweiterung der Vorgaben für Abschaltungen, Planung von Abwehrmaßnahmen und Sanierungen • Erweiterung der formellen Beschreibung der Zusammenarbeit zwischen betrieblicher und öffentlicher Gefahrenabwehr • Kommunikation: • Verbesserung der Risiko- und Krisenkommunikation

  23. Regulierung Fracking ist rechtlich gesehen Benutzung von Grundwasser (Risiko der Verun-reinigung). Das Einvernehmen der Wasserbehörden ist erforderlich. Diese Erkenntnis setzt sich allmählich durch. Aber die Praxis lässt vielfach noch zu wünschen übrig. Die unteren Wasserbehörden müssen in den Stand versetzt werden, diese Anforderung zu erfüllen (Kompetenzen, Ressourcen).

  24. Gesellschaftlicher Dialog • Die Interessen der Betroffenen vor Ortfließen ein – vor allem um lokale Störungen zu vermindern. • Regionale Foren begleiten die Vorhaben und beobachten regionale Wirkungen. Sie sind an der Ausgestaltung des Monitorings beteiligt und initiieren Schlichtungsstellen. • Es ist eine Bringschuld der aufsuchenden Unternehmen und auch der beteiligten Behörden, in allen BeteiligungsprozessenTransparenzüber alle wichtigen Informationen zu gewährleisten.

  25. Die Schlussfolgerungen und Empfehlung Neue Dimension von Risiken Bestimmte Gebiete sind auszuschließen Demonstrationsvorhaben - langsame Entwicklung mit wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Kontrolle Gesellschaftlicher Dialog – lokale Interessen und regionale Steuerung Weiterentwicklungdes Standes der Technik Konsequente Anwendung des geltenden Rechts und Weiterentwicklungvon rechtlichen Regelungen Forschung und Entwicklung vorantreiben

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