1 / 51

Sucht-WB 21.02.2012

Sucht-WB 21.02.2012. Dr. med. Robert Hämmig Psychiatrie & Psychotherapie FMH Präsident SSAM Leiter Schwerpunkt Sucht Universitäre Psychiatrische Dienste Bern. • S • S • A • M •. Überblick. Kulturphilosophisch-historische Anmerkungen Focus: Drugs & Rock. „Dr Robert“ (Hämmig).

nascha
Download Presentation

Sucht-WB 21.02.2012

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. Sucht-WB 21.02.2012 Dr. med. Robert Hämmig Psychiatrie & Psychotherapie FMH Präsident SSAM Leiter Schwerpunkt Sucht Universitäre Psychiatrische Dienste Bern •S•S•A•M•

  2. Überblick • Kulturphilosophisch-historische Anmerkungen • Focus:Drugs & Rock • „Dr Robert“ • (Hämmig)

  3. Jacques Derrida • „Drogen“: Wort und Konzept • Es gibt keine Drogen „in der Natur“ • Für den Begriff „Drogen“ braucht es: • Eine Geschichte • Eine Kultur • Konventionen • Evaluationen • Normen • Ein Netzwerk miteinander verwobenen Diskurse

  4. Kulturgeschichtlicher Wendepunkt • Homer • Odyssee (Nostos) • Episode bei den Lotophagen(Neunter Gesang 80-104) Nachzulesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Lotophagen

  5. Manfred Kappeler Odysseus – der erste Drogenarbeiter • Methoden: Ausgrenzung & Zwang • Dämonisierung von Lotos • Verlust der Selbststeuerung • Willenlosigkeit der Substanz zugeschrieben • Negation des Willens der Lotoskonsumenten • Heimat: Eigentum von Odysseus • Gefährten: Untertanen

  6. Caius Plinius Secundus (23 - 79) Liber XX (199) • ... non vi soporifera modo, verum, si copiosior hauriatur, etiam mortifera per somnos. opium vocant. ... • ... es wirkt wahrlich nicht nur schlafbringend, sondern, wenn reichlicher eingenommen, auch todbringend durch Schlaf. Sie nennen es Opium.

  7. Theriak, Mark Aurel (121‑ 180) & Galen (129‑199) • Theriak als Gegengift (Antidot) • Mark Aurel (Beobachtung von Galen): • Täglich Einnahme -> Tagesschläfrigkeit • Theriak ohne Opium -> nächtliche Schlaflosigkeit • Zurück zum Theriak mit Opium Quelle z.B. http://www.ahnen-sucher.de/rom.html

  8. Friedrich Wilhelm Adam Sertürner 1783 - 1841 Morphium: Entdeckung 1803

  9. Confessions of an English Opium-Eater September and October 1821 in the London Magazine Laudanum (Opium + Alkohol) „Gewohnheit“ („Habit“), der Begriff „Sucht“ („addiction“) wurde noch nicht verwendet. Thomas De Quincey

  10. Charles Gabriel Pravaz(1791 - 1853) Erfindung der Hohlnadel: 1844 durch den Irischen Arzt Francis Rynd (1811-1861) Erfindung der Injektionsspritze: 1853 durch Charles Gabriel Pravaz

  11. Alexander Wood (1817 - 1884) Dr Wood injizierte 1853 als erster einem Patienten Morphium. Er veröffentlichte seine Entdeckung in einem Paper mit dem Titel "A New Method for Treating Neuralgia by the Direct Application of Opiates to Painful Points", Edinburgh Medical and Surgical Journal (1855). Tragische Fussnote der Geschichte: seine Ehefrau, Rebecca Massy, war die erste bekannte intravenös Morphium-Süchtige und starb an einer OD.

  12. 19. Jahrhundert Sezessionskrieg: 1861–1865 Tausende von Verletzten auf Morphium gesetzt: Morphinabhängigkeit als „army disease“. ab ca. 1875 wissenschaftlichen Literatur: „Morphinismus“ und „Morphiumsucht“

  13. Indian Hemp Drugs Commission 1893/1894 • Auftrag der indischen Regierung aufgrund einer Anfrage im House of Commons in London • Ausführlichste und am besten dokumentierte Untersuchung der Wirkungen von Cannabis bis heute Eingescannter Text des Reports von 1895: http://www.drugtext.org/Table/Indian-Hemp-Commission-Report/

  14. Zielsetzung & Methode • Untersuchung der physischen, psychischen und moralischen Effekte • Unterscheidung von moderatem und exzessivem Konsum • Semistrukturierte Befragung von mehr als 1‘193 Personen, ausgedehnte Reisen, Bearbeitung der Erhebungen in 86 Treffen

  15. Resultate • Moderater Konsum hat keine signifikanten Effekte auf die 3 untersuchten Bereiche • Exzessiver Konsum ist die Ausnahme • Excessiver Konsum: • Schwächung der Konstitution, empfindlicher für Krankheiten (vor allem Bronchitis) • Zeugt von und verstärkt psychische Instabilität, kann zu Geisteskrankheit führen • Zeugt von und verstärkt moralische Schwäche

  16. Empfehlungen • Total Prohibition weder notwendig noch zweckmässig (cave: Umstieg auf härtere Drogen) • Massnahmen zur Unterdrückung des exzessiven und Beschränkung des moderaten Konsums : • Adäquate Besteuerung • Verbot des Anbaus ohne zentral vergebene Lizenz • Beschränkung der Verkaufsstellen • Einschränkung des legalen Besitzes

  17. China USA Europäische Kolonialmächte andere Internationale Beätubungsmittel-Kontrolle Britische East India Company: Mangel an Barmitteln zum Erwerb von Tee, Seide und Porzellan in China behob die Kompanie durch den tonnenweisen Export von begalischem Opium nach China. Kaiser von China verbot Opiumhandel -> Opium Krieg

  18. Theodore Roosevelt 1906 • „Mit Aktionen gegen den Opiumhandel verbessern wir unsere Position (in Asien) in zweifacher Hinsicht. Die darunter Leiden, werden unsere Verbündeten, und wir schwächen ausserdem die Ökonomie der Kolonialmächte.“

  19. Internationales Opium-Abkommen 1912 Den Haag(SR 0.8112.121.2) • Verhindern der Ausfuhr von Rohopium nach Ländern, die die Einfuhr verbieten • Unterdrückung von Herstellung und Vertrieb von zubereitetem Opium • Kontrolle des Opiums, sowie des Morphium, des Kokains und deren Salze zu medizinischen Zwecken • Verhindern des Schmuggels nach China und den ostasiatischen Kolonien

  20. Völkerbund (Versailler Verträge)1919 • Artikel 23 c): „sie (die Bundesmitglieder) betrauen den Bunde mit der allgemeinen Überwachung der Abmachungen, betreffend den Mädchen- und Kinderhandel sowie über den Handel mit Opium und anderen schädlichen Mitteln“.

  21. Internationales Abkommen über die Betäubungsmittel 1925 Genf (SR 0.812.121.4) • Einrichten eines Zentral-Komitees • Inlandkontrolle des Roh-Opiums & der Koka-Blätter • Überwachung der Personen, die die Stoffe beziehen, herstellen, einführen, verkaufen, vertreiben oder ausführen • Obligatorische Einfuhrbewilligungen, Erstellen von Statistiken • Aufnahme des „Indischen Hanfs“ in die Liste der kontrollierten Stoffe

  22. Wie kam es dazu? • Indischer Hanf war nicht traktandiert, die Delegierten entsprechend unvorbereitet • Dr. El Guindy (ägyptischer Delegierter) brachte das Thema Haschisch ein: • Problem von höchster Wichtigkeit • Hohes Risiko der Suchtentwicklung, geringe Chancen, davon wegzukommen • Intellektuelle Fähigkeiten nehmen ab, der ganze Organismus zersetzt sich • 30 – 60% der Geisteskrankheiten in der ägyptischen psychiatrischen Spitälern sind auf Haschisch zurückzuführen

  23. Wie kam es dazu? • Delegation an Subkommission & Sub-Sub-kommission • Griechischer Delegierter: Haschischproblem ist so schwerwiegend wie Opiumproblem. • Brasilianischer Delegierter: gefährlicher als Opium • Die Delegierter des British Empire, Indiens und der Niederlande enthielten sich der Stimme (Kendell R (2003) Addiction, 98, 143–151)

  24. „Amerikanische Mässigungsgesellschaft“(Alkoholprohibition: 1920 - 1933) Etablierte Prohibitionsbehörde, ab 1933 ohne Auftrag -> neues Betätigungsfeld: Cannabis, die Droge der schwarzen Bevölkerung!

  25. Reefer Madness1936 • Handlung • Der Film erzählt die tragische Geschichte von braven High-School-Schülern, die nach dem Genuss von Cannabis vergewaltigen, sich umbringen und dem Wahnsinn verfallen. • Cannabis eigentlich kein Problem -> Propaganda um Wichtigkeit der Verfolgung zu begründen

  26. Einzug von Sucht in die Statistiken • Zuerst Mortalitätsstatistiken • -> Krankheitsklassifikation • Vorerst: Alkoholismus und „andere Süchte“ • Differenzierung der Süchte nach Substanzen ab ICD-8 (ab ICD-6 von der WHO herausgegeben)

  27. Classification systems

  28. Erste Nachkriegs- Subkultur,1950er Jahre, Substanzkonsum Teil der Kultur Autoren:Jack Kerouac, Allen Ginsberg, William S. Burroughs, Gregory Corso Beat Generation http://www.pbs.org/wnet/americannovel/timeline/beatgeneration.html Jack Kerouac, Allen Ginsberg, Peter Orlovsky (back row), Gregory Corso, Lafcadio Orlovsky (front row) travelling in Mexico.

  29. Lesetipps • Jack Kerouac (1922 – 1969, schwerer Alkoholiker, anderen Drogen nicht abgeneigt, Tod durch Oesophagusvarizenblutung) • On the Road (Unterwegs) • William S. Burroughs (1914 – 1998, über Jahrzehnte opiatabhängig) • Junkie. Bekenntnisse eines unbekehrten Rauschgift-süchtigen. • Naked Lunch

  30. Der Treibstoff des R‘n‘R In den «Sun Studios», v. l. n. r. : Jerry Lee Lewis, Carl Perkins, Johnny Cash, sitzend Elvis Aaron Presley Alkohol, Amphetamin, Sedativa „Last Man Standing“ Jerry Lee Lewis: Methadon

  31. Hippie-Kultur der 1960er wurde wegen des Konsums von «mind altering substances»als gesellschaft-liche Bedrohung aufgefasst.

  32. William S. Burroughs (1914–1997) • „Ich glaube vielmehr, dass der anhaltende Gebrauch von Junk eine bleibende Veränderung der Zellen bewirkt. Einmal Junkie, immer Junkie. Man kann mit Junk aufhören, aber nach der ersten Sucht kommt man nie mehr ganz davon los.“

  33. „Off of Bill Burroughs, I got apomorphine, along with Smitty, the vicious nurse from Cornwall. The cure that Gram Parsons and I did was total anti-heroin aversion therapy. … we were twitching so much from the treatment. With a bucket to throw up in, if you could stop twitching for enough seconds to get near it“ Keith Richards in „Life“ 2010 Apomorphin-Kur Keith Richards & Gram Parsons

  34. Beispiel: Janis Joplin (1943 – 1970) Alkoholtrinkerin Tod durch Heroin, Alkohol in der Presse kein Thema Zeitalter der Monosucht

  35. Drogenopfer? • Brian Jones (1942 – 1969) • Im Pool ertrunken • In der Obduktion wenig Alkohol, kaum Sedativa • Jimi Hendrix (1942 – 1970) • Erstickt • In der Obduktion grosse Mengen Rotwein in den Lungen

  36. Kurt Cobain (1967 – 1994) • Erfolgreicher Sänger Gitarrist & Komponist • Band: Nirvana • Heroinabhängig, mehrfache Entzugs- und Suizidversuche • Tod durch Erschiessen und Heroinüberdosierung

  37. Langzeit Überlebende • Bob Dylan (*1941) • Erfolgreicher Solo-Künstler • Konsum verschiedener Drogen, amphetaminabhängig • Ende der Drogenphase nach Motorradunfall 1966 • Später christlich-fundamental

  38. Langzeit Überlebende • Eric Clapton (*1945) • Ausnahmegitarrist • Bands: • Yardbirds • Cream • Blind Faith • Derek & the Dominoes • Heroinabhängig, schwerer Alkoholiker • Heute: aktives AA Mitglied, erfolgreiche Solo-Karriere

  39. Langzeit Überlebende • David Crosby (*1941) • Sänger & Gitarrist • Bands: • The Byrds • Crosby, Stills, Nash, and Young (Woodstock-Auftritt) • Alkohol- & Kokainabhängigkeit • Nasenplastik (zerstörter Nasenknorpel), Lebertransplantation, Diabetes mellitus Typ II

  40. Langzeit Überlebende • David Bowie (*1947) • Erfolgreicher Solo-Künstler • Während Wohnaufenthalt in CH (1976) schwere Kokainabhängigkeit • Übersiedlung nach Berlin, Entzug zusammen mit Iggy Pop

  41. Langzeit Überlebende • Keith Richards (*1943) • Gitarrist der Rolling Stones • Heroin- und Alkoholabhängigkeit • Heroin, um die ständige Polizeibespitzelung zu beenden, aufgegeben (für seinen Sohn), Erfüllung im Familienleben gefunden • Alkohol?

  42. Zeitalter der Polytoxikomanie Anna-Nicole Smith (1967 – 2007) Schauspielerin & Fotomodell Essstörung, Pillen & Alkohol, Tod durch Mischintoxikation

  43. Amy Winehouse (1983 – 2011) • Hit: «Rehab»Refrain:«I don’t wanna go to rehab, no, no!» • Alkohol- & Drogenprobleme • Tod durch Alkoholintoxikation (BAK 4.16‰!)

  44. Whitney Houston (1963 - 2012) • alkohol- & kokainabhängig, (sexsüchtig) • Stimme mit Crackrauchen ruiniert • Letzte Entzugsbehandlung Mai 2011 • Todesursache unbekannt

  45. Zusammenfassend: • Beginnend mit der Beat Generation als erster weisser mit drogenverbundener Subkultur haben sich Drogen allgegenwärtig in die Populär-Kultur eingeschlichen. • Ambivalenz der Gesellschaft:- Bewunderung vs. Ablehnung- Akzeptanz vs. Strafverfolgung • Ausstieg der Betroffenen über neue Sinnfindung

  46. Gesellschaftliche Suchtmodelle

  47. Modell: RISC - Rational Informed Stable Choice • Sucht als Kosten-Nutzen-Analyse • Nutzen überwiegt die negativen Konsequenzen • Unter den aktuellen gegebenen Umständen ist das Gewählte die beste Offerte

  48. Der Mythos Sucht • Sucht ist ein Mythos und dient besonderen gesellschaftlichen Funktionen • Süchtige üben aus ihren Lebensumständen verständliche und rationale Präferenzen aus • Sucht dient auch anderen Leuten (Behandler, Familien, Politikern, Gelehrten etc.)

  49. Theorie der Rationalen Sucht • Rationalität: konsistenter Plan, den Nutzen über die Zeit zu optimieren • Konsum ist ein „Gut“ und Sucht Folge des vergangenen Konsums • In schädlichen Süchten (z.B. Drogensucht) werden die zukünftigen Folgen missachtet • Nutzen wird kleiner über die Zeit, aber der Konsum bleibt besser als der Nicht-Konsum

More Related