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Geschichte. erste Intoxikationen mit COim Mittelalter Gifte aus Pflanzen und Tieren f
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1. IntoxikationenGiftelimination und Grundsätze der Therapie Dr. med. R. PfeiferKlinik Inn. Med. III
2. Geschichte erste Intoxikationen mit CO
im Mittelalter Gifte aus Pflanzen und Tieren für Morde u. Selbstmorde
Beginn 20. JH Entdeckung vieler chem. Substanzen u. Medikamente
rasante Zunahme suizidaler und akzidenteller Intox.
Maximum in 50 er bis Ende /70 er Jahre
Entw. der klin. Toxikologie, Giftinformationszentren,diverser Entgiftungsverfahren
3. Epidemiologie weit über hunderttausend Intoxikationen pro Jahr in Deutschland
ca. 40 % davon Kinder
Medikamentenüberdosierungen
akzidentelle Intoxikationen ( Kinder )
Intoxikationen in suizidaler Absicht ( 80% perorale Aufnahme)
4. Intoxikationen - Daten ITS KIMIntensivmed 34: 215-219 (1997) 1983/85
355 Pat = 16%
männl. 43.3%, weibl. 56,7%
Altersmax. 20 - 40 Jahre
Letalität 2%
Sedativa/Hypnotika = 32%
Benzodiazepine = 25%
Mischintox.+ Alk. = 20%
CO-Intox. = 10%
Kardiaka = 2,7 %
Magensp.+Aktivkohle ca.55% 1993/95
247 Pat. = 11%
männl. 47.0%, weibl. 53,0%
Altersmax. 30 - 50 Jahre
Letalität 3%
Mischintox. + Alk. = 27%
Benzodiazepine 25%
Sedativa/Hypnotika = 18%
Kardiaka = 18%
CO-Intox. keine
Magensp.+Aktivkohle ca.90%
5. Vergiftungssymptome ZNS: Bewußtseinstrübung bis Koma Halluzinationen, Agitiertheit, Krämpfe
Intestinum: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Erosionen , Nekrosen,
Herz-Kreislauf: Hypotonie bis manifester Schock, Rhythmusstörungen,
Atemwege: zentrale/ periphere Atemlähmung, Bronchospasmus, Lungenödem,
6. Grundsätze bei suizidaler Intoxikation 1. Umgebung nach Medikamenten/ mgl. Toxinen absuchen
2. Intensivüberwachung bis Schwere der Intoxikation klar ist
3. Toxikologisches Screening
4. Toxikologischen Auskunftsdienst konsultieren
5. Psychiatrisches Konzil
7. Primäre Giftelimination Primäre Giftelimination umfasst alle Maßnah-men zur Resorptionsverminderung bzw. zur Entfernung aufgenommener Toxine.
Die Wahl des Verfahrens ist abhängig vom Ort d. Toxinaufnahme, den Eigenschaften des Toxins, dem Zeitintervall zwischen Giftaufnahme und Behandlungsbeginn, der aufgenommenen Menge und dem klin. Zustand des Intoxikierten!
8. primäre Gifteliminationsverfahren Hautkontaminationkontamin. Kleidung entfernen, mit viel Wasser spülenSeifenlösg. bei fettlösl. Substanzen
Augenkontaminationmit reichlich Wasser spülenimmer Augenarzt konsultieren
InhalationEntfernung aus GiftatmosphäreKortikoidaerosle
9. Giftelimination bei Ingestion Magenspülung, endoskopische Magen-entleerung, Magen-Darm-Spülung
induziertes Erbrechen
medizinische Kohle
10. Magenspülung I Erstbeschreibung 1812 durch Physick
stab. Seitenlage, Kopftieflage, Atropingabe
Spülung mit körperwarmen Wasser ca. 10 - 20 L
Spülicht muss ganz klar sein
am Ende Instillation von Aktivkohle
evtl. gastroskopisch bei Verklumpungen
Intubation bei Bewusstseinstrübung, Schaumbild-nern, organ. Lösungsmitteln
11. Magenspülung II Kontraindikationen:nichtintubierter komatöser PatientEinnahme von Laugen/ SäurenAufnahme stark schäumender Substanzen
Nebenwirkungen:bis zu 3%Blutungen durch SchleimhautverletzungenPerforationAspiration
12. Magenspülung III bei gastroskopischen Kontrollen bei bis zu 88% der unter-suchten Pat. Tabl.-Reste nachgewiesen Saetta et al (1991) JR Soc Med 84: 35 - 38
randomiserter Vergleich von Magenspülung + Aktivkohle versus nur Aktivkohle bei 867 Patienten ergab keinen signifikanten Unterschied in den beiden Gruppen bezüglich klin. Verlauf, Behandlungsdauer, Komplikationsrate Ponds et al (1995) Med. J. Aust 163: 345 - 349
keine Änderung der Mortalität einer grossen Intensivstation mit ca. 700 Intox. pro Jahr bei Rückgang der Magenspülung von 80% 1987 auf 2% 1995 Tournoud et al XVII. Kongress der EAPCCT 1996
13. Magenspülung IVEmpfehlungen der EAPCCT und AACT Effektivität nicht sicher belegt
strenge Indikationsstellung
Einsatz innerhalb von 60 Min. (120) nachAufnahme grosser Mengen stark toxischer Substanzen ( wie TAD, ß-Blocker, DigitalisAntiarrhythmika) sowie bei Aufnahme von Substanzen, die durch Aktivkohle nicht adsorbiert werden.
14. induziertes Erbrechen Apomorphin, Kochsalzlösung, Sirup ipecacuanha
Bei endoskopischen Kontrollen in ca. 40% Tablettenreste im Magen nach Sirup ipecac. (Saetta et al (1991) JR Soc Med 84: 35 - 38)
im Vergleich der Magenspülung unterlegen
als NW in bis zu 15% fortgesetztes Erbrechen
gleiche KI wie Magenspülung
AACT + EAPCCT: keine Anwendungsempfehlung zu keinem Zeitpunkt
15. Aktivkohle I Herstellung aus pflanzlichen Stoffen ( Holz, Torf, Kohle,Kokosschalen )
Aktivierung d. Erhitzen + CO2 oder Wasserdampf
Oberfläche ca. 1000 bis 2000 m2/ g Kohle
unspezifische Bindung einer Vielzahl von Substanzen
Adsorption von noch nicht resorbierten Toxinen und auch von bereits resorbierten nach Konzentrationsgefälle
Adsorption von Toxinen aus dem enterohepat. Kreislauf
Adsorption u. Desorption im Gleichgewicht ( z.B. bei langer Verweildauer der Kohle im Darm )
16. Aktivkohle II Initialdosis 10 : 1 zum Gift; 0,5 - 1 g Aktivkohle/kg KG
wiederholte Gabe bei Medikamenten mit enterohepat. KLsinnvoll ( zB. Amitryptilin, Carbamazepin, Digitalis, Doxepin, Phenytoin, Theophyllin )
Wiederhohlungsdosis: 0,3 g/kg KG alle 3 - 6 Stunden
bei Mehrfachgabe zusätzlich Laxantien wie z.B. 1,5 g Sorbi-tol/ kg KG bzw. 10 g Glaubersalz/ Dosis
Kontraindikationen: Verätzungen mit Säuren u. Laugen hohes Aspirationsrisiko nicht adsorbierbare Substanzen
17. Aktivkohle III gute Adsorption
Antidepressiva
Antiepileptika
Antihistaminika
Barbiturate
Benzodiazepine
ß-Blocker
Digitalis
Indomethacin
Phenothiazine
Theophyllin schlechte Adsorption
Eisensalze
Ethanol
Ethylenglycol
Lithiumsalze
Methanol
Mineralsäuren/ Laugen
Zyanide
18. Aktivkohle IV Kohlegabe < 2 h und nach 2 - 6 h nach Amlodipin-einnahme; signifikante Reduktion der Serumspiegel nur bis 2 h !
Kohlegabe > 2 h nach Verapamilgabe p.o.; keine signifikante Reduktion der Serumspiegel !
Kohlegabe < 2 h,sowie 2 und 4 h nach Gabe von Verapamil in retardierter Form; stets signifikante Reduktion der Serumspiegel !( Laine et al, 1997, Br J Clin Pharmacol 43 (1): 29 - 33; ebenda 35 (3) : 263 - 268 )
19. Aktivkohle V Empfehlungen der AACT u. EAPCCT:einmalige Dosis medizin. Kohle bei Aufnahmepotentiell tox. Mengen an Giftstoffen innerhalb von 60 Min. Darüber hinaus kann der Einsatz sinnvoll sein; keine abschließende Stellungnahme. Laxantien werden nicht routinemäßig empfohlen.(J Toxicol Clin Toxicol , 1997, 35 (7): 711 - 719, 721 - 741, 743 - 754 )
20. Aktivkohle - Fazit Die Effektivität der Aktivkohlegabe ist gleich-falls zeitabhängig. Bei Medikamentenintoxi-kationen ist für nichtretardierte Präparate eine wirksame Reduktion der Serumspiegel nur in den ersten 120 Min. zu erwarten. Bei retardierten Präparaten und Medikamenten mit enterohepatischem Kreislauf ist eine Wirksamkeit bis zu 6 h nachgewiesen.
21. Sekundäre Giftelimination Versuch ein Toxin bzw. dessen Metabolite nach bereits erfolgter Resorption aus dem Organismus zu entfernen.
Gabe von Antidota
forcierte Diurese
Plasmaseparation
Hämoperfusion
Hämodialyse
22. Antidota spezifischer pharmakolog./ toxikolog. Antagonist
für nur 2% aller Gifte bekannt
N-Acetylcystein ParacetamolDigitalisantikörper Digitoxin, DigoxinÄthylenglykol MethanolFlumazenil BenzodiazepineGlucagon ß-BlockerNaloxon OpiatePhysiostigmin Atropin, TADProtamin Heparinhyperbarer O2 CO-Intoxikation
23. Voraussetzungen für extrakorporale Verfahren Substanz muß im Plasmawasser in großen Mengen gelöst sein (Diffusion, Adsorption),
Entfernung d. Substanz wird limitiert durch hohe Eiweißbindung u. hohe Lipophilie,
Beziehung zwischen Plasmaspiegel u. toxischer Wirkung muß bestehen,
sekund. Detoxikation muß mengenmäßige Ergänzung zur natürl. Elimination darstellen,
24. Plasmaseparation Filtration grossmolekularer Substanzen ( 2 - 4 Mio. Dalton ) mit hoher Eiweissbindung(> 90%) und geringem Verteilungsvolumen .DigitoxinPhenylbutazonPhenytoinBenzodiazepineValproinsäureBotulinustoxinKnollenblätterpilz
25. Hämoperfusion Adsorption gelöster Substanzen (10000 - 15000 Dalton) mit mittlerer Proteinbindung an Aktivkohle (Adsorba 300R) bzw. Neutralharze (Amberlite R) .TheophyllinParacetamolDiphenhydraminDisopyramidBarbiturateMeprobamat
26. Hämodialyse Entfernung wasserlöslicher, nicht lipophiler u. nicht an Proteine gebundener Toxine (10000 Dalton), unabhängig vom Verteilungsvolumen.EthanolMethanol u. andere AlkoholeBarbiturateLithiumSalicylsäureParacetamol
27. Weitere Verfahren Kombination Hämoperfusion mit Hämodialyse
Peritonealdialyse
kontinuierliche Dialyseverfahren
Austauschtransfusionen
28. Indikationen für extrakorporale Detoxikationsverfahren potentiell letale Toxindosis zu Therapiebeginn
letaler bzw. kritischer Serumspiegel
endogene Toxinclearance < exogene Entfernung
Ausfall/ Störung von Vitalfunktionen
Verschlechterung des klinischen Bildes unter kons. Therapie
anhaltendes Koma u. Sekundärkomplikationen
Entstehung tox. Metabolite
Vorliegen von Leber-/ Niereninsuffizienz
Substanzen mit verspäteter Toxizität (Methanol)( modifiz. n. Winchester, 1986)
29. Zusammenfassung Sicherung der Vitalfunktionen
Primäre Giftelimination(Magenspülung) und Aktivkohlegabe
Toxikologisches Screening
Toxikologischer Auskunftsdienst
Sekundäre Gifteliminationz. B. Antidotagabe, Dialyse
Therapie der Komplikationen