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Repräsentation in symbolischen Handlungen

Repräsentation in symbolischen Handlungen. Christine Danzeglocke, Ella Dück, Agnes Figura, Nadia Haupt, Eva Kronberg, Daniel von Rimscha, Laura von Zalewski. Ablauf. Theorie Beispiel für Gesten Anwendung in Literatur und Geschichte. 1. Theorie. 1.1 Definition Symbolische Handlung:

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Repräsentation in symbolischen Handlungen

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Presentation Transcript


  1. Repräsentation in symbolischen Handlungen Christine Danzeglocke, Ella Dück, Agnes Figura, Nadia Haupt, Eva Kronberg, Daniel von Rimscha, Laura von Zalewski

  2. Ablauf • Theorie • Beispiel für Gesten • Anwendung in Literatur und Geschichte

  3. 1. Theorie 1.1 Definition • Symbolische Handlung: • Mittel mittelalterlicher Kommunikation • Ritual: • Verkettung von mehreren symbolischen Handlungen

  4. 1. Theorie Definition „Ritual“ (nach Althoff): „Ketten von Handlungen, Gesten und auch Worten […], die Mustern verpflichtet sind, sich wiederholen und so einen Wiedererkennungseffekt erzielen.“ (Althoff, Gerd: Die Macht der Rituale. Symbolik und Herrschaft im Mittelalter, Darmstadt: 2003, S. 11f.)

  5. 1. Theorie 1.2 Charakteristika: • Umfangreiches Repertoire an Zeichen, Gesten, Ritualen, die zu einer Inszenierung verbunden wurden • Zeichen für z.B. Unterordnung, Freundschaft, freundliche oder ablehnende Haltung • Einzelne „Bausteinchen“ • Veränderbarkeit von symbolischen Handlungen und Ritualen

  6. 1. Theorie 1.3 Voraussetzungen für gelungene Kommunikation • Bereitschaft an Inszenierungen teilzunehmen • Fähigkeit das Gezeigte interpretieren / verstehen zu können • Wiedererkennung und Eindeutigkeit

  7. 1. Theorie „[Das Zeichensystem] hob Reaktionen und Handlungsweisen aus der Sphäre individueller Beliebigkeit in den Bereich von Rechtsgewohnheiten und machte sie kalkulierbarer.“ (Althoff, Gerd: Spielregeln der Politik im Mittelalter, Darmstadt: 1997, S. 252.)

  8. 1. Theorie 1.4 Funktion • Rechtsverbindliche Akte • Zuschauer = Zeugen, damit Garanten, dass Verpflichtungen erfüllt werden • Stabilisierung der Ordnung

  9. Geste und Inszenierung Wahrheit und Lesbarkeit von Körpern im höfischen Epos Silke Philipowski (2000)

  10. Ausgangspunkt • neuere mediävistische Forschung: Gesten = Inszenierungen • Philipowski: Gesten vs. Inszenierungen • Philipowski bezieht sich in ihrem Text auf Gesten im höfischen Epos, nicht auf historische Dokumente; z. T. allerdings Vermischung! (s. Problematisierung)

  11. Schaffen von Wahrheit nicht-intentionale Akte unwillkürlich, unbewusst, spontan intuitiv und instinktiv Leugnung von Wahrheit intentionale Akte geplant, bewusst, zweckrational Vorgang um Affekte darzustellen, zu verhüllen, zu symbolisieren Geste vs. Inszenierung

  12. Art und Weise, auf die der Körper in Erscheinung tritt Körper ist ! Geste ist ! leiblich-seelische Einheit (innen und außen) Sprache des Körpers > arbiträres Zeichensystem Körper verweist ! Geste bedeutet ! Ablösbarkeit vom Körper Fortsetzung Geste vs. Inszenierung

  13. Die Bedeutung des Körpers im mittelalterlichen Epos • bei den Figuren in der mittelalterlichen Dichtung sind Körper und Seele untrennbar miteinander verbunden • Gesten sind untrennbar mit dem Körper verbunden • Körper als Metapher für die mittelalterliche Gesellschaft

  14. Trauer • Trauergestus verwitweter Frauen: Haare ausreißen, Kleider zerreißen, Gesicht zerkratzen • Bedeutung: • Wiederherstellen der Ordnung des höfischen Kosmos (Ausgleich) • Der Körper der Frau macht ihren gegenwärtigen Zustand sichtbar > Eheleute = 1 Körper Philipowski: Selbstverstümmelung nur als unreflektierte und unmittelbare Reflexe sinnvoll; Ausdruck des Inneren nach außen

  15. Erinnerung • körperliche Angelegenheit (Bsp.: Der Körper Willehalms ist Träger einer kollektiven Topographie des Kriegs und des Elends.) • nicht abstrakt, sondern körperlich • Erkennen des Standes am Körper • Beteilung des Körpers bei Identifikation von Unbekannten • Körper ist Nachricht, Nachricht ist Körper (Kriegsboten)

  16. Fazit • Körper ist im höfischen Epos unmittelbarer Akteur und Sitz von Identität • Körper ist nicht Teil der Figur, sondern eins mit ihr > unvermittelt und absolut • Geste ist untrennbar mit Körper verschmolzen • untrennbare Einheit von ‚Innen‘ und ‚Außen‘ • Gefühle der Figur finden außen statt, d.h. an ihrem Körper, ihren Bewegungen, ihrer Rüstung oder Kleidung

  17. Bemerkung • Ausdrückliche Unterscheidung zwischen historisch vollzogenen Gesten und Darstellung von Gesten in der Literatur „Hier liegt der gravierende Unterschied zu jenen Gesten, die in Chroniken, Regesten und anderen historischen Dokumenten begegnen. …, daß diese in der Öffentlichkeit vollzogenen Gesten ganz spezifische Funktionen haben, daß sie nicht als unkontrollierbare Expressivität oder Emotionalität mißverstanden werden dürfen, sondern aus dem Kontext heraus als ‚perfekte Inszenierungen‘ erkannt werden müßten. …, dann ist diese Funktionalität auf die Gesten des höfischen Epos nicht zu übertragen.“ (S. 470)

  18. Problematisierung • dennoch Vermischung von Literatur und Geschichte (Sachsenspiegel) • Ist so klare Trennung zwischen höfischem Epos, der doch mittelalterliche Gesellschaft spiegelt, und historischen Begebenheiten überhaupt möglich? • Wird Unterscheidung literarischer und historischer Gesten nicht hinfällig, wenn man den höfischen Epos seinerseits schon als bewusste Komposition erkennt, in die die Gesten eingefügt sind?

  19. Der „gruoz“ Burkhard Krause: Zur Problematik sprachlichen Handelns: der „gruoz“ als Handlungselement.

  20. Der „gruoz“ zählt zu den Formen der alltäglichen Interaktion. Nach Soziologe Niklas Luhmann spielen sich diese alltäglichen Interaktionen in „einfachen Systemen“ zwischen zwei oder wenig mehr Individuen ab.

  21. Funktion und Bedeutung des „gruoz“ • Das Charakteristische einer Grußsituation ist die „vis-à-vis“ oder die „face-to-face-Situation“. • Diese Situationen sind die Prototypen der gesellschaftlichen Interaktion. Die Handelnden treten in einen sichtbaren Bezug zueinander. • wird häufig in Verbindung mit symbolischen Gesten ausgetauscht wie Steigbügelhalten, Kuss, Waffenabnahme

  22. Wichtigstes Merkmal beim Gruß: der Dialog • J. L. Austin (Mitbegründer der Sprechakttheorie) • sagt, dass es beim grüßen „um die Reaktion auf • das Verhalten anderer Leute und um Einstellungen gegenüber dem vergangenen oder unmittelbar bevorstehenden Verhalten eines anderen“ geht. • der „gruoz“ hatte im MA einen höheren Wert • und auch eine andere Bedeutung als in unserer Zeit

  23. Grundmuster der „gruozes“ • Annahme, dass es ich beim gruoz um einen Akt der Besänftigung mit der Absicht handelt, Misstrauen gegenüber Fremden , Ängste und Unsicherheiten zu beseitigen. Gestützt durch begleitende symbolische Handlungen wie dem Kuss oder der Waffenabnahme.

  24. Beispiel Iwein: bistû übel ode guot? (V 483) (Iwein) weder wider mich sîn muot waere übel ode guot, desn weste ich niht die wârheit, und was iedoch ze wer bereit. ( V 475-78) (Iwein) Swer mir niene tuot der sol ouch mich ze vriunde hân. ( V 484) (Waldmann)

  25. Beispiel „Daniel“ ern weste, weder im ein heil nâhete oder ein ungemach, dô er si komen sach. (V 2608-10) Sô nâhe quâmen, daz si es wol vernâmen, er gruozte sie alle viere. Sie tâten im vil schiere Gezogenlîche widergelt... (V 2615-19)

  26. „gruoz“ = • Regulative, Spannungen zweier nebeneinander existierenden, nicht übersichtlich geordneten Gruppen zu vermindern bzw. Ein Signal des Wunsches nach konfliktfreier Verständigung zu geben. • Mittel zur Einleitung einer positiven sozialen Beziehung. • Ehrerweis, der die Beziehung besänftigt und bekräftigt. • Laut Interaktionsforschung ist der Gruß ein Ritual mit positivem Inhalt .Wenn der „gruoz“ entboten und erwidert wird sind die Beziehungen intakt oder gestalten sich in dem Sinne.

  27. Grußvermeidung als negatives Ritual • Die Versagung des Grußes bedeutet eine Fehdenansage. • Grußverlust ist also auch Ehrverlust. • Grußvermeidung hat desintegrierende Wirkung. Bereich der negativen Rituale. Es zeigt sich ein asozialer Charakter im Grußverzicht und in der Grußverweigerung. • Grußvermeidung kann auch aus Statusgründen resultieren und auf sozialen Unterschieden beruhen.

  28. Beispiel „Daniel“ daz er alsô stille sweic und weder sprach noch enneic. daz was den beiden ungemach. der grâve zornelîche sprach (...) ,Deswâr, ich will erkunnen, was den ritter darzuo trage, daz er uns sînen gruoz versage.’ er nam das ros mit den sporn und jagete in. Im was zorn. (V 2464-70)

  29. Brüchigkeit des „grouzes“ • Auch nach friedlichem Gruß kann es noch zum Kampf kommen. • allein der gruoz reicht also nicht hin, die freundschaftliche Absicht und den Verzicht auf einen Kampf anzuzeigen. Das Hinzukommen absichtsverstärkender Zeichen wie das Steigbügelhalten machen die Situation eindeutiger und lassen sich einfacher dekodieren.

  30. Die „Magie“ der Gesten(Jean-Claude Schmitt) • Geste als Viatikum und magische Gebärde • Viatikum Das Viatikum (lat. „Wegzehrung“) ist die geweihte Hostie, die dem Sterbenden gereicht wird. (www.kirchen-lexikon.de)

  31. Wirksamkeit und Formalismus • Nur wenn ein bestimmter Ritus/ eine bestimme Reihenfolge eingehalten wird, ist eine Geste wirksam. • Wird der Ritus falsch ausgeführt, wird keine Wirksamkeit erzielt oder gar die Bedeutung verkehrt.

  32. Gesten und Symbole am Beispiel des Taufritus • Frage nach Taufbegehren und Glaubensbekenntnis • Weißes Taufkleid (Reinheit und Unschuld) • Übergießen mit Wasser (Begraben werden und Auferstehen) • Entzünden der Taufkerze an der Osterkerze mit den Worten: „Empfange das Licht Christi“ • Salbung mit Chrisam (röm.-kath.) • Effata-Ritus (Öffnung der Sinne)

  33. Sakramente dürfen nicht wiederholt werden, da sie sonst nicht mehr wirksam sind.(außer dem Sterbesakrament)

  34. Kreuzzeichen nach Lothar von Segni (Innozenz III.) • Daumen-, Zeige-, und Mittelfinger → Dreifaltigkeit • Abwärts führende Handbewegung → Menschwerdung Christi • Anschließende Bewegung von rechts nach links → missionarische Werk an Juden (rechts) und Heiden (links)

  35. Christliche Symbolkraft der Gesten in der Liturgie der Messe • Weiterentwicklung und Dramatisierung der Messe im 11. und 13. Jahrhundert, z.B.: • Aufteilung des Kirchraums gemäß seiner Symbolik • Regeln zur Ausführung des Kreuzzeichen (→ Innozenz III.) • Arithmetik der Gesten

  36. Arithmetik des Kreuzzeichens nach Lothar von Segni (Innozenz III.) • Das Kreuz soll im Laufe des Kanons 25 mal geschlagen werden, weil: • 25 eine vollkommene Zahl (5 x 5) ist • 5fach die Sinne des Menschen sind • 5 = 2 + 3, wobei 2→ Leib und BlutChristi, 3 → Brot, Wein und Wasser (Herstellung der Heiligen Gestalt)

  37. Abt Ælred von Rivaulx (* 1110 in Yorkshire, † 12. Januar 1167) äußert Kritik an der Umgestaltung der Kirche: Messe darf nicht zum Schauspiel verkommen.

  38. „Er küsse mich mit dem Kuß seines Mundes“(Klaus Schreiner) • Mittelalterliche Anthropologie gekennzeichnet durch die Verbindung von: actus animiundactus corporis, homo interior und homo exterior • Leib und Seele bilden eine Einheit, daher: motus corporis → motus animae facies → speculum cordis gestus corporis → signum mentis

  39. Vom Sinn der Gesten • Vergegenwärtigen, • Botschaften transportieren, • Beziehungen, • Werte und • Normen repräsentieren

  40. Gesten sind mit Öffentlichkeit verbunden, • ordnungsstiftend, • verhaltensbestimmend, • kontextabhängig

  41. Die Geste des Kusses in verschiedenen Kontexten • Verschiedene „Arten“ von Küssen (Anlässe zu Küssen) → Friedenskuss etc. • Reglementierung der Ausführung des Kusses (um die „Reinheit“ zu gewährleisten, Pax-Tafel) • Wann ist ein Kuss legitim? (Johannes v. Paltz) → Bsp. Begrüßungskuss • Pervertierung des Kusses (der „schandbare Kuss“/ osculum infame → Hexen, Ketzer) • Ambivalenz des Kusses (Lehnskuss, Hochzeitskuss, päpstlicher Fußkuss etc.) • Wann verliert eine symbolische Handlung ihren Sinn?

  42. „Das Zeitalter der Vernunft löst das Zeitalter der Zeichen ab.“

  43. FAZIT • Kuss bündelt Konnotationen aus mehreren Diskursen • Hauptziel: Misstrauen gegenüber Fremden, sowie Ängste und Unsicherheiten beseitigen • Verweigerter Kuss → gestörte soziale Beziehungen • Gewährter Kuss → intakte soziale Beziehungen, rechts- und friedenssichernd

  44. Inszenierung zur Repräsentation von Herrschaft im MA am Beispiel derdeditio Literatur: Gerd Althoff: „Spielregeln der Politik im Mittelalter. Kommunikation in Frieden und Fehde“, Darmstadt, 1997.

  45. Überlieferung • Die deditio ist regelmäßig seit dem 10. Jhd. überliefert • Aus diesen konkreten Schilderungen kann man die Regeln, nach denen sie ablief, rekonstruieren • Ergiebig für die Untersuchung symbolischer Handlungen im MA

  46. Überlieferung von Bischof Bernward aus dem Jahr 1001 • „Einige Tage später zeigten sich der Herr Bernward und der Papst vor den Toren der Stadt. […] Jene aber gaben nicht eher nach, als bis sie mit Gottes Hilfe alle zur friedlichen Unterwerfung unter das Gebot des Kaisers gebracht hatten. Am anderen Tag kehrten die Bischöfe zum Kaiser zurück, gefolgt von einem denkwürdigen Triumphzug. Denn alle angesehenen Bürger der Stadt folgten ihnen, nur mit einem Lendenschurz bekleidet , in der Rechten ein Schwert und in der Linken eine Rute tragend, und bewegten sich so zum Palast:

  47. Dem Kaiser, so sagten sie, seien sie mit Hab und Gut verfallen, nichts ausbedungen, nicht einmal das nackte Leben; wen er für schuldig halte, möge er mit dem Schwert hinrichten oder, wenn er Mitleid üben wolle, am Pranger mit Ruten auspeitschen lassen; wünsche er, daß die Mauern der Stadt dem Erdboden gleichgemacht würden, so wollten sie dies bereitwillig und gerne ausführen; nie in ihrem Leben würden sie sich ferner dem Befehl seiner Majestät widersetzen. Der Kaiser war voll des höchsten Lobes für die Friedensstifter, den Papst und den Bischof Bernward, und schenkte auf ihre Bitten den Schuldigen Verzeihung.“

  48. Charakteristische Kennzeichen einer deditio: • Entsprechende Kleidung des Unterlegenen: barfuss, nur mit Lendenschurz oder Büßergewand bekleidet • Er trug ein Schwert und eine Rute bei sich, die auf die eigentlich verdiente Strafe hinwiesen • Kniefall und die rituelle Auslieferung an den Sieger • Die Reaktion des Siegers fiel unterschiedlich aus • Töten durfte er die Unterlegenen allerdings nicht

  49. Die Unterwerfungen fanden in größtmöglicher Öffentlichkeit statt • Die Unterwerfung des Gegners gab der überlegenen Partei Genugtuung (satisfactio) • Mehr Menschen = größere Genugtuung • Die Öffentlichkeit garantierte das Einhalten der symbolisch vollzogenen Entscheidungen

  50. Die deditio war immer im Vorhinein inszeniert • Ablauf der Unterwerfung und Art der Bestrafung wurden vorher durch Vermittler (mediatores) ausgehandelt • Die mediatores bürgten dafür, dass sich die Parteien an das Ausgehandelte hielten • Die Vermittlungen waren nicht für die Öffentlichkeit bestimmt • Sie sind aber im Falle der deditio in einigen Quellen bezeugt

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